Was folgt nach Kapitel 8? Genau, Kapitel 9:
Tag 3
Destiny – Gateraum
Destiny, am nächsten Morgen.
Colonel Telford war früh auf den Beinen. Es galt, den Missionsplan noch einmal auf Lücken zu überprüfen. Außerdem hatte er sich mit Brody im Gateraum verabredet, um dem Mann noch letzte Instruktionen zu geben.
Auch wenn Telford sich nicht hundertprozentig sicher war, die richtige Entscheidung getroffen zu haben, musste er das, was er sich vorgenommen hatte, nun auch durchziehen. Er hatte beschlossen, dass, während er selbst mit Lieutenant Scott und weiteren neunzehn Marines unterwegs sein würde, um Colonel Young, Lieutenant Johansen und Dr. Rush aus ihrer Gefangenschaft zu befreien, nicht Camille Wray das Kommando über die Destiny zu übertragen, sondern Adam Brody. Es hatte große Proteste seitens Camille gegeben, aber Telford hatte sich das genau überlegt. Brody kannte sich mit der Destiny besser aus. Mit dem Ingenieur kamen alle klar, auf ihn würden sie immer hören. Außerdem verstand sich Everett gut mit dem Mann, vertraute ihm. Mehr als Camille. Und genau das war das letztlich ausschlaggebende Argument gewesen, was Telford gebraucht hatte, um eben genau so zu entscheiden. Sicher, andere Führungsoffiziere hätten ihre Truppen losgeschickt und wären an Bord des Schiffes geblieben. Noch gerade dazu, wenn es Gefangene an Bord gab, die nicht zu unterschätzen waren. Aber Telford hatte eine persönliche Schuld zu begleichen. Und davon ließ er sich von nichts und niemandem abhalten. Basta.
Als Scott den Gateraum betrat fand er dort Telford, der mit Brody tuschelte. Letzte Anweisungen, ganz klar. Zu seinem weiteren Erstaunen waren aber noch mehr dort. In einer Ecke sah er Eli und Camille stehen, die ebenfalls tuschelten. Und dann stahl sich ein kleines Lächeln auf Scotts Gesicht. Das erste seit langer Zeit.
Er entdeckte vierzehn Marines, die sich gegenseitig die Kampfausrüstung checkten. Scott war beeindruckt und musste im nächsten Augenblick auch schon zur Seite springen. Die restlichen fünf Marines des Einsatzteams hatten aus der Krankenstation zwei medizinische Tragen für den Feldgebrauch sowie eine Notfalltasche TJs besorgt. Scott schluckte, als er die Tragen sah. Sofort musste er wieder an Colonel Young und Dr. Rush denken. Er hoffte, dass es ihnen soweit gut ging. Aber was, wenn nicht, wenn sie doch schon tot waren, einfach alles zu spät war? Der Lieutenant spürte schon wieder Verzweiflung in sich aufsteigen. Doch dafür hatte er jetzt keine Zeit. Er musste sich zusammenreißen.
Scott gesellte sich zu den Marines. Diese nahmen sofort Haltung an, was Scott überraschte: „Guten Morgen, Lieutenant. Alle Mann vollzählig und startbereit. Wir stehen geschlossen hinter ihnen.“ – „Äh, danke Sergeant.“ Scott fühlte sich geehrt. Er kannte den Soldaten vor sich gut und wusste, dass diese zackige Meldung ihm nichts anderes sagen sollte, als dass niemand ihm aus der Truppe wegen des Vortags-Patzers den Kopf abreißen würde. Solange man jetzt schnell genug losstürmen konnte.
Telford, dem die Szene eben natürlich nicht entgangen war, wechselte mit Brody ein letztes Wort und ordnete dann laut an: „Alles mal herhören!“ Die Marines und Scott reihten sich auf. Camille und Eli stellten das Getuschel ein und Brody nahm - warum wusste er selber nicht - beide Hände von der Konsole, hinter der er saß. Es herrschte allgemeine Anspannung. „Guten Morgen, meine Herren. Wie ich sehe, sind Sie bereits vollzählig“, begann Telford, wie die anderen, in Kampfmontur. „Jeder von Ihnen weiß, was auf dem Spiel steht. Es gilt Colonel Young, Dr. Rush und Lieutenant Johansen aus den Fängen dieser unbekannten Kriegerrasse zu befreien. Dabei darf keine Zeit mehr verloren werden. Jedoch möchte ich nicht, dass Sie überstürzt handeln. Bedenken Sie, nur mit kühlem Kopf ist eine Schlacht zu gewinnen. Wir werden in eine Gefechtssituation geraten. Dabei gilt es, sich nicht mehr als nötig mit was-auch-immer aufzuhalten. Das Motto heißt: Rein, unsere Leute befreien und wieder raus. Ohne Umwege. Keine Kompromisse. Vorgehen nach Plan, den wir gestern bereits besprochen haben. Gibt’s dazu irgendwelche Fragen?“ Niemand rührte sich.
Dann wandte sich der Colonel direkt an Scott: „Das ist Ihre Chance, den Fehler von gestern wieder gutzumachen, Lieutenant. Vermasseln Sie es nicht.“ – „Jawohl, Sir!“ Dann musterte Telford noch einmal alle neunzehn Marines. „Alles gepackt?“ Wie aus einem Mund riefen die Marines: „Jawohl, Sir!“ – „Alle abreisebereit?“ – „Jawohl, Sir!“ Telford warf einen Blick über die Schulter zurück zu Brody: „Bei Ihnen auch alles klar?“ – „Ja, Colonel. Alles klar.“ Wieder zu den Marines gerichtet, die samt Scott noch immer in Reih und Glied standen, gab Telford den Befehl: „Abmarsch! Holen wir unsere Leute nach Hause!“ Und dann marschierte der Trupp durchs Gate. Zurück blieben Camille, Eli und Brody, die noch eine ganze Weile auf das Stargate schauten. Schließlich war es Eli, der das aussprach, was alle dachten: „Viel Glück.“
Kaum auf dem Planeten gelandet, machte sich Scott sofort an seine Aufgaben. Es galt Funkkontakt zu Greer und James aufzunehmen, welche ja die zurückliegende Nacht auf dem Planeten in ihren Stellungen verbracht hatten. Scott hoffte inständig, dass diese keine schlechten Nachrichten hatten.
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Im Dorf - Außenteam 1
Am nächsten Morgen wurden Young, Rush und TJ mal wieder unsanft geweckt und aus ihrer Zelle gescheucht. Rush bekam wieder die Hände auf dem Rücken gefesselt. Da Young noch immer den Gürtel als Armschiene trug, hatte der eine Wächter ihm lediglich den rechten, gesunden Arm auf den Rücken gedreht, damit Young sich nicht doch mal wehren konnte. Den linken Arm ließen sie Gott sei Dank in Ruhe.
TJ hatte die Wunden Youngs und Rushs so gut es ging versorgt und mit nassem Stoff etwas gereinigt, hauptsächlich die große Schramme in Rushs Gesicht. Beide Männer sahen furchtbar aus, hatten Schnittwunden, Blutergüsse, Schwellungen, aufgesprungene Fingerknöchel, zig gebrochene Knochen und mit ziemlicher Sicherheit Gehirnerschütterungen. TJ war es ein Rätsel, wie die zwei überhaupt noch stehen konnten; mehr oder weniger aufrecht.
Der Zwerg saß, wie die Tage zuvor, grinsend auf seinem Podest. Das konnten Young, TJ und Rush schon aus der Entfernung erkennen. „Der führt doch was im Schilde“, murmelte Young zu Rush, der antwortete: „Und ich wett was drauf, das geht schlecht aus für uns.“ TJ hingegen seufzte nur. Sie wollte nicht, dass die zwei wieder kämpften. Gestern hatte sie sich noch eine Weile mit Rush unterhalten und gemerkt, dass er wirklich kein schlechter Mensch war. Im Gegenteil, er war sogar richtig sensibel. Und mittlerweile waren auch sie beide beim Du angekommen.
Die drei wurden vor das Podest geführt und nicht wie sonst zu dem Zelt. Der Zwerg stand auf und winkte in die Menge, die laut jubelte. Rush wurden die Hände wieder frei gegeben. Anschließend winkte der Zwerg jemanden zu sich und Rush und Young keuchten. Noch so ein Hüne wie der von gestern. Aber der sah jetzt wirklich mies gelaunt aus, was die beiden nicht unbedingt aufmunterte. Der Zwerg zeigte auf Young und dann auf den Kreis. Everett brauchte keinen Übersetzer, der ihm sagte, was der Pimpf wollte; kämpfen sollte er. Darum hatte er sie also gestern schon nach einem Kampf entlassen. Um jetzt noch einen draufzulegen!
Rush war schon wieder am Protestieren: „Nein, Everett. Du wirst sicher nicht in den Ring gehen. Deine Schulter ist gebrochen.“ - „Sag das dem da“, erwiderte Young tonlos. TJ schluckte. „Everett…“, begann sie, doch ihre Stimme versagte. „Lass es gut sein, TJ. Es hat eh keinen Sinn.“ - „Nein! Ich werde nicht zulassen, dass…“ Doch als TJ das entschlossene Gesicht Youngs sah, sprach sie nicht mehr weiter. Mit aufkommenden Tränen sah sie erst ihn, dann Rush an, der Young zustimmte: „Er hat Recht, TJ. Die lassen uns nicht in Ruhe. Wir müssen weiter kämpfen. Bis…“ Rush biss sich auf die Lippen. Nein, das wollte, konnte er einfach nicht aussprechen, was er bereits seit dem Vortag vermutete. Er brachte es nicht über die Lippen zu sagen, dass es wohl erst dann ein Ende mit den Kämpfen geben würde, wenn er und Young tot am Boden liegen würden. Ein Blick in Youngs Gesicht und Rush wusste, der Colonel dachte dasselbe und hütete sich, genau wie er selbst, es vor TJ zur Sprache zu bringen. TJ, die noch immer versuchte ihre Tränen zu unterdrücken, war es in diesem Moment scheißegal, ob es militärische Ränge oder Richtlinien gab. Am dritten, verhassten Tage in diesem noch mehr verhassten Dorf warf sie jede Etikette über Bord und umarmte Young, so gut die „Schiene“ es eben zuließ. Dann stellte sie sich neben Nicholas.
Der war am Kochen, man sah es ihm an. Es passte ihm überhaupt nicht, dass Young in seinem Zustand kämpfen sollte. Er musste etwas tun. Doch leider bemerkte der Giftzwerg auf seinem Podest Rushs angespannte und wütende Haltung und holte zwei Krieger her, die den Wissenschaftler mit sich zerrten. Der Kleine kam von seinem Podest herunter und zückte einen Dolch, den er Rush an die Kehle hielt, welcher von den Kriegern mit harten Griffen festgehalten wurde und sich nicht wehren konnte. Die Drohung war offensichtlich: Wenn Young nicht bald in den Kreis steigen würde, würde Rush sterben. „Das lass ich nicht zu“, sagte Young und entfernte den Gürtel, reichte ihn TJ. „Everett. Bitte pass auf dich auf.“ Sie wusste nichts mehr zu sagen. Sie bangte um Everett und Nicholas. Sie wollte keinen von beiden tot sehen.
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Waldrand - Rettungstrupp
„Scott an Greer, bitte melden!“ Scott führte das Rettungsteam - bestehend aus neunzehn schwer bewaffneten und mit Sanitätsbedarf ausgestatteten Marines - und Telford direkt zum Wald. Dabei rief er seine Kameraden, die die Nacht über in der Nähe des Dorfes verbracht hatten, über Funk. Es war Lieutenant James, die sich meldete: „Hier James. Wir sind noch auf Posten. Greer beobachtet gerade die Lage im Dorf von einem anderen Winkel aus.“ - „Sehr gut. Ich bin mit Colonel Telford und einem Trupp Marines auf dem Weg zu euch. Kommen Sie uns entgegen, damit wir am Hang nicht unnötig Krach machen.“ Gott sei Dank, schoss es James durch den Kopf, endlich Rettung. Schnell noch Greer informiert, lief sie durch den Wald den anderen entgegen. Greer blieb in seiner Deckung.
Als James auf Scott, Telford und die Marines traf, bildeten alle einen Kreis, um die Lage zu besprechen. James berichtete über die letzten Vorkommnisse, ohne auch nur einmal unterbrochen zu werden. Mit den Worten „Wir müssen schnell handeln, Colonel. Die müssen da unten schon wieder kämpfen“, schloss sie ab.
Telford nickte, zeichnete mit einem Stock eine Skizze des Dorfes in den Waldboden und beschloss: „Hört sich wirklich nicht gut an. Also gut, kommen wir zu unserem Plan. Lieutenant Scott, Sie übernehmen wie besprochen ihre sechs zugeteilten Marines und greifen von dort an.“ Er zeigte mit dem Fuß auf eine markierte Stelle der Bodenskizze. „Sie, Lieutenant James, werden sich diese sechs Marines schnappen, zu Master Sergeant Greer gehen und ihm die Männer übergeben. Er soll von Ihrem alten Versteck aus auf das Dorf zugehen.“ Telford deutete auf eine andere Stelle auf der Skizze. Genau dort hin, von wo aus Greer das Dorf entdeckt hatte. James nickte und die ihr zugeteilten Marines stellten sich neben sie. Telford machte weiter: „Ich selbst werde die restlichen sieben Marines nehmen und von der Hinterseite aus angreifen.“
Telford schaute zu James: „Wenn ich das richtig verstanden habe, ist die günstigste Gelegenheit für einen Zugriff von Ihrem Versteck aus am besten zu bestimmen, Lieutenant.“ – „Genau, Sir. Von dort hat man eine sehr gute Übersicht. Das Dorf ist zum Glück recht klein und übersichtlich.“ Telford grinste: „Perfekt. Sie werden dort wieder Stellung beziehen, Lieutenant. Sobald alle an ihren zugewiesenen Positionen sind, möchte ich von den Teamleadern eine kurze Meldung über Funk. Ich erteile dann den Befehl zum Zugriff.“ Telford schaute der Reihe nach in alle Gesichter, hatte die volle Aufmerksamkeit seiner Leute. „Wir müssen schnell sein. Ich möchte keine unnötig lange Auseinandersetzung mit dem Feind. Es gilt Colonel Young, Dr. Rush und Lieutenant Johansen so schnell wie möglich dort rauszuholen, wie ich schon einmal sagte. Eine gegebenenfalls notwenige ärztliche Versorgung können wir erst im Anschluss und außerhalb der Gefahrenzone vornehmen. Rückzug ist wieder in diese Richtung.“ Telford zeigte mal hier, mal dort auf die Skizze. Dann fragte er: „Hat noch irgendwer Fragen?“ – „Nein, Sir“, gaben alle Anwesenden an. „Okay. Dann mal los.“ Der Trupp teilte sich; setzte sich in Bewegung.
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Im Dorf – Außenteam 1
Schwerfällig und mit zusammengebissen Zähnen betrat Young den Kampfkreis, wo ihn sein Gegner bereits erwartete. Sicher, dass er in seiner Verfassung und mit Fieber nicht die geringste Chance auf einen Sieg hatte, musterte Young den Hünen. Seine Gedanken überschlugen sich. Um Rush vor dem sicheren Tot zu schützen, musste er gewinnen. Es gab keine Alternative.
Nicht eine Sekunde nachdem der Zwerg von seinem Podest aus das Startzeichen für den Fight gegeben hatte, hoffte Young auf einen Überraschungseffekt und schlug einen rechten Haken, der sich gewaschen hatte. Völlig überrumpelt ging der Hüne zu Boden und schaute Young verdattert an. Und der war wütend, wegen der Schmerzen, der ausweglosen Situation, vor Frust: „Steh auf, du Mistkerl! Wir fangen gerade erst an!“ Der Hüne schüttelte den Kopf, rappelte sich auf und haute auf den Buzzer am Pfosten. Das alte Spiel eben. Doch nicht ganz. Die Pranke noch auf dem Pfosten, erwischte es den Hünen erneut. Wieder das Überraschungsmoment. Mit aller noch vorhandenen Kraft, die Young aufbringen konnte, hatte er einen weiteren rechten Haken angesetzt. Doch dann war es aus. Die Schmerzen raubten ihm fast die Besinnung. Ihm wurde schwindelig, alles fing an sich zu drehen. Er wackelte. Und dann, der Hüne war bereits wieder auf den Beinen, wendete sich das Blatt.
Rush, noch immer mit dem Dolch an der Kehle, traute seinen Augen nicht. Wie hatte der Colonel es bloß geschafft, gleich zweimal zu treffen? Rush fühlte sich nicht wohl in seiner Haut. Ihm wurde klar, dass Young bis zum Letzten gehen würde, um ihn zu retten. Wütend versuchte er sich zu befreien; aus der erbarmungslosen Umklammerung zu entkommen. Doch das Ergebnis war lediglich, dass der Dolch nur noch fester an seine Kehle gedrückt und die Umklammerung noch härter wurde. Soviel dazu. Er konnte nichts weiter tun, als zuzusehen. Und zu hoffen.
Neben ihm stand TJ Höllenängste aus. Sie kannte Young zu gut, um sich ausmalen zu können, was er vorhatte. Sie umklammerte ihren Gürtel, die provisorische Armschlinge, als würde sein Leben daran hängen. Immer wieder sah sie zu Rush rüber, in der Hoffnung, sie hätte sich den Dolch nur eingebildet und er wäre beim nächsten Blick einfach nicht mehr da. Aber nein. Der Dolch verschwand nicht, wurde hartnäckig an die Kehle des Wissenschaftlers gehalten. Aber was hätte sie von Rush noch erwarten können, selbst wenn er nicht festgehalten werden würde? Er war zu sehr verletzt um Young noch irgendeine Hilfe zu sein. Und dann kam TJ eine Idee. Zwar wahnsinnig, aber das war ihr egal. Einen letzten Blick zu Rush werfend, machte sie Anstalten selbst in den Kampfkreis zu treten. „TJ, nicht!!“, hörte sie Rush brüllen. Aber das hielt sie nicht mehr auf. Sie hatte die Nase gestrichen voll. Erst als sich ihr entschlossen zwei andere Krieger in den Weg stellten und deutlich machten, dass sie TJ nicht einen Zentimeter weiter lassen würden, musste sie ihr Vorhaben wieder verwerfen. Auch ihr blieb nichts anderes übrig, als Youngs Kampf weiter zu beobachten.
Von alldem bekam Young nichts mit. Verzweifelt versuchte er, auf den Beinen zu bleiben. Egal wie. Er wusste, würde er auf dem Boden liegen, käme er nicht mehr hoch. Der Hüne bestimmte mittlerweile das Geschehen im Kreis, denn Young hatte mit seinen zwei Überraschungsschlägen zu Beginn nahezu sein gesamtes Pulver verschossen. Hätte er doch nur den Gürtel als Schlinge für seinen Arm behalten. Dann hätte er immerhin etwas Halt gehabt. Während Young versuchte wenigstens einigen Schlägen des Hünen auszuweichen, versuchte er seinen lädierten Arm an den Oberkörper zu pressen. Was aber auch wieder schlecht war, denn so lief er Gefahr, bei einem eventuellen Sturz sich den Arm genau in die gebrochen Rippen zu jagen.
Und dann trafen ihn die nächsten Hämmer. Erst kassierte er einen Schlag im Gesicht, den er nun wirklich nicht kommen sehen hatte. Sofort gab es einen tiefen Cut neben dem rechten Auge. Dicht darauf folgte ein astrein geschlagener Schwinger, der Young in die Knie riss. Reflexartig stützte sich Young mit der rechten Hand ab, um nicht vollständig umzukippen. Aber der Hüne war schneller und setzte bereits zum nächsten Schlag an. Ein Uppercut ließ Young mit dem Oberkörper rückwärts taumeln. Doch statt auf dem Boden, fiel er mit dem Rücken auf einen der Pfosten und landete direkt auf dem Buzzer, der laut aufjaulte. Young hatte das dringende Bedürfnis, laut aufzuschreien. Durch das Überstrecken seines Oberkörpers nach hinten riss es ihm die kaputten Rippen auseinander und seine Schulter schien zu explodieren, durch den nach hinten wirbelnden Arm. Aber für den Schrei fehlte Young die Luft. Wie ein nasser Sack rutschte er vom Pfosten, schaffte es gerade noch sich irgendwie so zu drehen, dass er „nur“ in die Hocke fiel und vornüber gebeugt alle Kraft aufbrachte, um jetzt bloß nicht bewusstlos zu werden.
TJ und Rush rissen die Augen auf. „Everett!!“ – „Der Buzzer!! Pass auf!!“ – „Du bist auf den Buzzer gekommen! Pass auf, verdammt nochmal!!“ – „STEH AUF!!“, schrieen sie aufgebracht und alarmiert durcheinander. Rush zappelte wieder wie wild, hielt es nicht mehr aus. TJ wäre ebenfalls am liebsten wieder losgestützt. Aber nein, es gab kein Erbarmen.
Im Kreis nahm Young die Schreie von Rush und TJ nur wie durch Watte wahr. Er spürte wie sein Körper hochgehoben wurde, bis er fast den Boden unter den Füßen verlor. War er etwa bei dem Sturz etwa tatsächlich auf den Buzzer gekommen, dass dieser aufgetönt und seine Kampfbereitschaft signalisiert hatte? Aber eigentlich war das jetzt auch egal. Der Hüne hatte ihn gepackt, hielt ihn mit wahrer Bärenkraft mit einer Hand am Hals fest und drosch mit der anderen Hand immer und immer wieder auf den Körper des Colonels ein. Young sah förmlich sämtliche Galaxien vor seinen Augen aufblitzen.
Er versuchte sich irgendwie zu wehren, aber sein linker Arm war völlig bewegungsunfähig. Zwar konnte er mit rechts noch Schläge ansetzen, aber wirkliche Kraft war nicht mehr dahinter. Mit den Beinen zu treten, in der Hoffnung eine empfindliche Stelle des Hünen zu treffen, gelang auch nicht wirklich.
Der Hüne drosch immer weiter auf Young ein, so dass dieser wieder mehr und mehr blutete. Alte Cuts platzen wieder auf, neue kamen dazu. Seine Rippen, die Schulter sowie der gesamte restliche Körper schrieen Halleluja. Angestachelt vom Jubel der Masse, die um den Kreis stand und dem Zurufen seines Bosses, fing der Hüne nun auch noch an, ihm den Hals zuzudrücken! Young ahnte Böses und merkte, wie ihm nach und nach die Lebensgeister schwanden. Rush…. Der Dolch… TJ…
Fortsetzung folgt...