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Thema: [SGU] Gefangenschaft

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  1. #1
    Young-Fan Avatar von Mason
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    Standard [SGU] Gefangenschaft

    Hallo Leseratten!

    Nach der "Kissenschlacht" folgt nun unser zweites Werk. Teyla-Nick94 und ich waren wieder fleißig... Dieses mal ist die Story ein wenig länger, gesamt sind es 20 Kapitel geworden

    Natürlich freuen wir uns wieder auf euer Feedback. Viel Spaß beim Lesen!

    Grüße,
    Mason u. Teyla-Nick94

    Titel: Gefangenschaft
    Autoren: Mason und Teyla-Nick94
    Serie: SGU (Staffel 2, nach Folge 2X02 "Aftermath")
    Charaktere: Hauptsächlich Colonel Young und Dr. Rush, aber alle anderen kommen auch öfters vor
    Disclaimer: SGU gehört uns nicht sondern MGM. Geld wollen wir mit der FF auch nicht verdienen. Sie dient der reinen Unterhaltung.
    Danksagung: Ein großes Dankeschön an dich, Teyla-Nick94. Mal wieder hat es irrsinnigen Spaß gemacht mit dir die Story zu planen, zu entwickeln, zu schreiben und dann (nach langen Monaten) auch endlich fertig zu bekommen.


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    Gefangenschaft


    Kapitel 1

    Tag 1

    In Gedanken I

    Colonel Everett Young fühlte sich elend. Mal wieder hatte er sich eine kleine Flasche des feuchten Gebräu Brodys besorgt und sie am Vorabend komplett geleert. Danach war er wie ein Stein ins Bett gefallen und hatte eine traumlose, durch den Alkohol betäubte Nacht verbracht.

    Doch am Morgen, als er beim Rasieren sein Spiegelbild betrachtete, kamen die Erinnerungen zurück. Mit voller Wucht. Ohne Vorwarnung. „Ich werde nicht auf dich warten, Everett.“, hörte er Emily, die ihn von sich stieß. Dann hörte er sie wiederum sagen, dass sie ihm verziehen hätte. Im nächsten Augenblick sah er in die glasigen Augen TJs, als er sie das erste Mal nach dem Verlust des Babys auf der Krankenstation besuchte. Ihres gemeinsamen Babys. Carmen. Er konnte sich an TJs kalte Hand erinnern, die er fest in seinen gehalten hatte. Unfähig auch nur einen Ton rauszubringen. TJs Gesicht verschwamm und Emily erschien wieder. Ihre Lippen formten einen Satz und sie hielt ein Blatt Papier in den Händen. War das etwa ein Scheidungsdokument? Dann vermischte das Bild mit General O’Neill, wie der ihn bei einer Besprechung zusammengestaucht hatte. Mittlerweile die rechte Kinnseite fertig rasiert, schoss nun ein noch viel älteres Bild in den Spiegel. Young sah sich selbst zusammen mit David Telford. In Air-Force-Uniform im Stargate Kommando. Die Rampe zum Gate war traditionell geschmückt und O’Neill - stolz wie Oskar - überreichte den beiden Freunden und Kameraden unter anerkennenden Applaus anwesender Teilnehmer der Zeremonie die Abzeichen eines Colonels. Er stutzte. Freunde? Waren sie das wirklich? Konnten er und David es wirklich schaffen, über die Geschehnisse seit der Gehirnwäsche Davids hinweg zu sehen und ihre alte, tiefe Freundschaft wieder aufkommen zu lassen?
    Everett blinzelte. Plötzlich erschien ihm Rush, wie der ihm auf der Rampe der auseinander fallenden Icarus-Basis mitteilte nicht, wie von ihm angeordnet, die Erde angewählt zu haben, und dann wirre Bilder von der überstützen Evakurierung. Dazu die Stimme Samantha Carters, die sich über Funk überschlug: „Machen Sie, dass Sie da raus kommen! Der Planet bricht bald auseinander! Wir können die Aggressoren nicht zurückhalten!“ Und zu guter Letzt huschte Riley in den Spiegel. „Tun Sie’s, Colonel, bitte“, hörte er den schwer verletzten Mann um Erlösung flehen. Young verschloss die Augen. Es half nichts. Das Bild Rileys brannte sich einen erbarmungslosen Weg durch die Augenlieder. Everett spürte eine Träne aufsteigen, zwang sich aber, sich zusammen zu reißen. Schließlich schaffte er es wieder, die Augen zu öffnen. Beim Blick in den Spiegel starrten ihn wieder die toten Augen Rileys an. Everett zuckte vor Schreck zusammen. Er musste mit der Hand über den Spiegel wischen, nur so gelang es ihm das Bild Rileys zu verdrängen. Es war ein furchtbares Gefühl, dem jungen Offizier noch einmal die Augenlieder schließen zu müssen.

    Mit starrem Blick betrachtete Young nun wieder sein eigenes Gesicht im Spiegel. Unbewusst hatte er seine tägliche Rasur zu Ende gebracht. Ohne Unfälle. „Viel besser siehst du so aber auch nicht aus, alter Knabe“, sagte er zu seinem Ebenbild. Mit gesenktem Kopf sah er auf seine Hände. Sie zitterten leicht. Nachdem er den Rasierer beiseite gelegt hatte, raffte er sich auf, einem neuen Tag entgegenzugehen. Einem Tag ohne Zwischenfälle. Hoffte er. Außerdem schwor er sich, die Hände vom Alkohol zu lassen. Er war schon tief genug gesunken, es durfte nicht noch schlimmer werden. Bei Gott, er musste doch sie alle wieder nach Hause bringen! Sie alle! Ohne Frühstück, der Magen war wie zugeschnürt, machte er sich auf den Weg in den Kontrollraum.


    xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx


    In Gedanken II

    Dr. Nicholas Rush saß gedankenverloren vor seiner Konsole. Er dachte an seine Vergangenheit. Eine Vergangenheit, die er eigentlich lieber vergessen wollte. Zu ungern dachte er daran zurück. Vor allem nicht an den Tod Glorias. Und an seine Kindheit. An die Schläge seines Vaters. Allein schon bei dem Gedanken an seinen Vater wurde ihm schlecht. Jedes Mal, wenn sein Vater betrunken nach Hause gekommen war, hatte der ihn geschlagen. Jedes Mal. Und immer wurde es schlimmer. Bis Nicholas zehn war, hatte sein Vater ihn nicht angerührt, das hatte seine Mutter verboten. Doch danach konnte sie nichts mehr für ihn tun, nur zusehen.
    Und trotz der Schläge seines Vaters, um die er nicht herum kam, hatte er es doch geschafft genug Geld aufzutreiben, um in Oxford studieren zu können. Dort hatte er durch einen Zufall Gloria kennen gelernt. Sie war gerade mit ihrem Vater zu Besuch, da dieser ein enger Freund des Rektors war. Ihr Vater konnte ihn nie leiden. Aber das war ihnen egal. Als Nick mit seinem Studium fertig war, war er mit Gloria nach Amerika geflogen und hatte mit ihr zusammen komplett neu angefangen. Aber den Kontakt zu seinen Freunden hatte er nie abgebrochen. Nur der Hass gegen seinen Vater war zu groß, um seine Familie anzurufen. Seine Mutter liebte er. Aber seinen Vater, seinen Vater hasste er. Ein Säufer. Ein verdammter Säufer, zu dem Nick sich auch fast entwickelt hätte, wenn Alex, ein enger Freund, mit dem er zusammen studiert hatte, und Constance ihn nicht vom Alkohol weggebracht hätten, nachdem Gloria gestorben war.

    Young kam in den Kontrollraum und fragte Rush etwas. Der schien ihn jedoch gar nicht wahrgenommen zu haben, deshalb sah Young verwirrt zu Eli. „Er starrt schon seit einer guten halben Stunde auf die Konsole und hat noch keinen Ton gesagt. Keine Ahnung, was mit ihm los ist.“ Young ging zu Rush rüber, tippte ihm an die Schulter: „Hey, Rush. alles okay?“ Der Wissenschaftler schreckte von seinem Stuhl hoch und fuhr sich mit der Hand durchs Haar: „Ääh, ja... ja, alles okay.“ Doch der Colonel sah in Rushs Augen und wusste sofort, dass mit dem Wissenschaftler eben nicht alles in Ordnung war. Young konnte es nicht genau erklären, aber Rushs Augen waren einfach anders.

    „Was ist?“, fragte Rush mit Nachdruck. Ihm gefiel es gar nicht, dass der Colonel ihn so anstarrte. „Ich wollte Sie eigentlich fragen, ob Sie eine Idee haben, wann wir wieder aus dem Hyperraum springen. Unserer Vorräte gehen langsam aber sicher aus. Nun, da wir auch noch die Luzianer am Hals haben, noch schneller. Wir müssen unsere Vorräte dringend auffüllen.“ Rush reagierte auf seine typisch schnippische Art: „Und ich soll jetzt zaubern, oder was?“ Aus Vorsicht ging der Colonel wieder auf Abstand und warf Eli einen weiteren Blick zu. Doch der zuckte lediglich mit den Schultern und hielt sich aus dem Gespräch raus. Just in diesem Moment sprang die Destiny tatsächlich aus dem Hyperraum. Rush lachte auf: „Jetzt haben Sie ihre Antwort, Colonel.“ Young wurde aus seinem Wissenschaftler nicht schlau. Er konnte seinen trockenen Humor nicht nachvollziehen. Konnte er nie. In sich hinein murmelte er nur: „Wie war das mit der Zauberei...?“


    xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx


    Destiny - Kontrollraum1

    „Gibt’s Planeten in Reichweite?“, fragte Young schließlich. „Augenblick, die Daten kommen jetzt erst rein.“ Rush vertiefte sich in die Anzeigen der Konsole, froh endlich aus der Grübelei rauszukommen. Wie wild hämmerte er auf die Tasten ein und hatte binnen weniger Sekunden die Antwort: „Ein Planet ist in Reichweite. Wir sollten zum Gateraum gehen und ein fliegendes Auge durchschicken. Dann sehen wir, ob die Bedingungen ausreichend sind.“ Rush wartete gar nicht erst auf eine Reaktion der anderen beiden. Er ging einfach. Young, der gerade dasselbe vorschlagen wollte, konnte nur noch hinterher sehen, als Rush an ihm vorbeisauste. Mit Eli im Schlepptau, den ebenfalls die Neugierde gepackt hatte, trottete er Rush hinterher.

    Der Wissenschaftler machte keinerlei Umwege. Alle mussten ihm ausweichen, da der Mann überhaupt keine Anstalten machte, selbst die Seite zu wechseln. Typisch Rush. Der verdammte, egoistische und selbstherrliche Bastard, der Schuld an allem war. Solche Spitznamen und noch andere hatte er schon seit Monaten. Und die Leute dachten sich immer wieder neue aus, wenn ihnen etwas an ihm nicht passte. Doch Rush war das egal.
    Für Young und Eli war es eher ein Spießrutenlauf. Diejenigen, die es schafften Rush auszuweichen, sprangen dafür ungewollt dem Colonel und Eli direkt vor die Füße. Young war Soldat, also schaffte er es leichter als Eli nicht mit den Leuten zusammenzuprallen, sondern geschickt auszuweichen.
    Im Gateraum angekommen, verschanzte sich Rush gleich hinter seiner Konsole und wartete, bis Eli und Young auch endlich ankommen würden. „Wie kann man nur so lange brauchen?“ Eli, völlig aus der Puste, schnaufte nur: „Sie Witzbold!“ Dann schnappte er sich eines von seinen fliegenden Augen, die er vorsorglich immer im Gateraum liegen hatte, während Rush das Gate anwählte.

    Während die schwebende Kamera die ersten Daten des Planeten übermittelte, kamen auch Colonel Telford und TJ in den Raum. Rush beachtete sie nicht wirklich, verlas die Daten: „Sauerstoff, hohe Luftfeuchtigkeit. Anscheinend viele Wälder.“ - „Klingt doch gut“, bemerkte Young lächelnd. „Wenn Sie schwüles Klima mögen, Colonel, bitte.“ Rush hatte noch immer diesen schnippischen Unterton. Young konterte nur: „Man kann im Leben nicht alles haben, Sie Genie." Rush war geschlagen. „Da sagen Sie mir wahrlich nichts Neues“, fügte er in Gedanken dazu.

    „Wir sollten ein Team losschicken“, schlug Telford vor. „Wollte ich auch grad sagen.“ Young griff zu seinem Funkgerät: „Lieutenant Scott, bitte melden.“ Doch Telford hob die Hand. Offensichtlich hatte er eine bessere Idee. Da meldete sich bereits der Lieutenant: „Hier Scott.“ Young, der Telfords Bewegung bemerkt hatte, wollte sich erst dessen Vorschlag anhören, bevor er wieder in sein Funkgerät sprechen würde. „Wie wäre es, wenn wir Lieutenant Scott und den anderen Mal eine Pause gönnen? Die haben genug. Gerade nach...“ Weiter kam Telford nicht. Er merkte, dass er einen wunden Punkt ansprach, über den alle noch lange nicht hinweg waren. Erst jetzt drückte Young die Taste an seinem Funkgerät, während er Telford in die Augen sah: „Hat sich erledigt, Lieutenant. Machen Sie weiter, mit was Sie auch immer gerade beschäftigt waren. Young out.“

    Telford trat unsicher von einem Bein auf das andere, während Young zu ihm sagte: „Auf was willst du heraus, David? Du führst doch was im Schilde.“ – „Ich denke es sollten mal andere einen Ausflug machen“, formulierte Telford mit größter Vorsicht. „Einen Ausflug machen nennst du das?“, platzte es aus Young heraus, der absolut keinen Schimmer hatte, was genau Telford vorhatte. „Also ich könnte mal etwas frische Luft gebrauchen“, schaltete sich TJ ein, die Telfords Wink verstand. Young, nun völlig irritiert, schaute sie fragend an: „Frische Luft?“ – „Sie hat Recht, Colonel. Die Luft ist zwar sehr schwül, aber bestimmt besser als hier“, mischte sich nun auch noch Rush ein. Young verzog das Gesicht und knurrte: „Hier ist nicht nur schlechte Luft, sondern auch schlechte Stimmung.“ – „Woran das wohl liegt…!“, keifte Rush zurück. Es bahnte sich mal wieder ein Streit zwischen den beiden an. Doch Telford ging dazwischen: „Genau. Und darum werdet ihr drei den Planeten erkunden“, verkündete er nun ganz mutig nach vorne preschend. Dr. Rush, TJ und Young starrten Telford völlig perplex an: „Wir?!?“

    Eli amüsierte sich prächtig über das Gespräch, hielt sich aber vorsichtshalber weiter im Hintergrund. Er verspürte nicht im Geringsten das Verlangen nach schwüler Luft. Mochte sie noch so frischer sein als die auf der Destiny. Stattdessen ließ er sein fliegendes Auge weiter die Gegend erkunden.

    „Was soll das, David? Erwartest du ernsthaft, dass ich das zulasse?“, fragte Young gereizt. „Ja, das erwarte ich, Everett. Dr. Rush hat die letzten Tage durchgearbeitet. Und du und TJ, naja…du weißt schon.“ Ja, Young wusste, was David meinte. Nur zu gut. „Und wer soll dann bitte das Kommando übernehmen, solange ich weg bin? Du etwa?!“, lachte er. „Everett. Gib mir eine Chance. Ich kann mich ändern. Und keine Sorge, die Luzianer bleiben, wo sie sind.“ - „Das will ich auch hoffen, David.“ Dann drehte sich der Colonel zu TJ um und schaute sie fragend an: „TJ?“ – „Ich hab vorhin schon gesagt dass ich raus möchte.“ Young sah zu Rush: „Und was denken Sie?“ Rush zuckte mit den Schultern: „Hm, ein bisschen Luft kann nicht schaden.“ – „Dann sind wir uns ja einig“, grinste Telford leicht triumphierend.

    Rush zog von dannen, um sich einen Feldanzug der Marines zu besorgen, den er immer trug, wenn er auf Außenmissionen ging. TJ und Young holten ihre Einsatzwesten und Cappys aus den Quartieren. Dazu packte TJ noch eine Tasche, um Proben und dergleichen einsammeln zu können, sowie eine kleine Sanitasche. Young schnappte sich hingegen sein Gewehr. Für ihn galt ganz klar „kein-Außeneinsatz-ohne-Sicherung“.

    Zehn Minuten später als die anderen beiden war der Colonel wieder am Gate. TJ und Rush waren bereits durchgegangen. Doch Young konnte es sich nicht verkneifen, Telford noch mal ins Gebet zu nehmen: „Dass mir ja keine Klagen kommen, David. Wir haben schon genug Probleme am Hals.“ – „Keine Sorge, Everett. Ich sorg schon dafür, dass alles glatt läuft.“ – „Das will ich hoffen. Vielmehr vertrag ich auch nicht mehr“, schoss es Young noch durch den Kopf, als er seine Mütze aufsetzte und eine ganze Weile nach Rush und TJ durch den Ereignishorizont verschwand.


    Fortsetzung folgt....

    ENDE Kapitel 1


  2. #2
    zigtausend Jahre alt ... ;-) Avatar von John's Chaya
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    Eine interessante Geschichte, die den Zwiespalt zeigt, in denen die Besatzungsmitglieder der Destiny stecken. Allen voran Col. Young, der allerdings auch noch ein Mann und Mensch ist und eben gerade seine Tochter verloren hat. Aber der Meinung ist, keine Schwächen zeigen zu dürfen. Das hält er auf Dauer nicht aus, das tut keiner.

    Ich kenne mich bei SG-U nicht genug aus, um da groß mitreden zu können, aber die Geschichte ist gut geschrieben. Bin leider kein Fan von SG-U Geschichten, aber ich versuche trotzdem alle Kapitel zu verfolgen. Weil Ihr sie, wie gesagt, gut geschrieben habt.

    Ich bin zu alt, um nur zu spielen, zu jung, um ohne Wunsch zu sein.

  3. Danke sagten:


  4. #3
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    Und hier ist Kapitel 2:


    Auf dem Planeten

    Allein schon der Gedanke, mit Rush zusammen auf einer Mission zu sein, ließ in Young leichtes Unbehagen aufsteigen. Aber Telford hatte auf eine gewisse Art und Weise Recht. Die Auszeit hatten sie alle drei bitter nötig. Rush und TJ waren bereits ein gutes Stückchen vorgelaufen. „Young an Destiny, bitte kommen“, sagte er in sein Funkgerät. Es dauerte nicht lange, als Telford sich meldete: „Hier Destiny. Na, wie ist’s da draußen?“ Young grinste: „Schwül.“ - „Komiker.“ - „Ist aber so. Aber mal abgesehen von dem Klima ist es wirklich schön hier. Weites Feld, blauer Himmel und irgendwo scheint ein Wald zu sein. Kann man aber von hier noch nicht gut genug erkennen.“ - „Braucht ihr Campingzeug?“, lachte Telford durchs Gerät. „Sicher nicht. Wir suchen weiter. Zum Camping reicht die Zeit nicht. Young out.“ - „Verstanden. Bis später. Destiny out.“ Sein Funkgerät wieder in die Tasche seiner Einsatzweste fummelnd, musste Young jetzt erstmal die anderen beiden wieder einholen. Rush war etwas weiter vorne. TJ war näher und somit das erste Ziel. Young hoffte inständig mit TJ endlich mal über das, was in letzter Zeit gesehen war, reden zu können. Wenn ihm das schon nicht auf der Destiny gelang, dann doch wohl hoffentlich hier. Und da war es ihm nur recht, dass der Wissenschaftler bereits eine ganze Ecke weiter weg war.

    Rush hingegen schien alles egal zu sein. Er war irgendwie in seiner ganz eigenen Welt. Die Gegend hier, mit den Wäldern und der schwülen Luft, erinnerte ihn an zu Hause. Schottland. Wie lange war er dort schon nicht mehr gewesen. Es war zu lange her. Der einzige Kontakt, den er noch mit jenem Land hatte, waren Ian und Sarah. Die zwei kannte er seit Kindergartenzeiten. Er hatte oft stundenlang mit ihnen telefoniert und Mails schrieben sie sich auch. Ian und Sarah waren sogar auf Rushs Hochzeit gewesen. Aber er selbst war nie zurückgeflogen. Nicht einmal. Aber jetzt vermisste er sein Land. Jetzt, wo er so weit weg von zu Hause war, erinnerte er sich, wie schön es gewesen war, mit den beiden in den Ferien zwei Wochen lang in den Highlands gecampt zu haben. Massig Gepäck mussten sie damals mitschleppen, aber es hatte immer funktioniert. Auch wenn die Gegend hier nicht wie die Highlands aussah, die schwüle Luft war dieselbe. Rush seufzte.

    Als jeder Mal hier, mal da eine Probe genommen hatte und sie alle drei relativ nahe beieinander standen, um auf die Testergebnisse zu warten, sprach Young Rush an: „Hey, Rush. Bereuen Sie’s schon mitgekommen zu sein?“ Der Wissenschaftler sah ihn an: „Woran Sie sich sicher erfreuen würden, wenn es denn so wäre. Warum fragen Sie?“ – „Weil Sie die ganze Zeit geradeaus schauen und seufzen. Schon seltsam, oder?“ TJ ärgerte sich, dass sie in der Mitte war. Bestimmt würden die beiden gleich wieder heftig diskutieren. Doch da entdeckte sie einen kleinen Bach, rannte darauf zu und staunte. Das Wasser war wunderschön klar und die Sonne reflektierte das Wasser. Es schimmerte herrlich. „Dr. Rush? Wären Sie vielleicht so freundlich, mir die Tasche zu bringen, damit ich Proben nehmen kann?“, rief sie über die Schulter zurück – mit einer Spur Sarkasmus im Unterton.

    Rush grinste. Er mochte TJ. Eine der wenigen Personen, für die er Sympathie hegte. Sie war immer neutral gegenüber seinen und Youngs Streitereien. In seinen Augen war sie mehr als nur Sanitäterin. Sie hatte Potenzial, aber unterschätzte sich enorm. Jeder an Bord hatte sie von Anfang an lieb gewonnen und war während ihrer Schwangerschaft für sie da gewesen. Und vor allem danach. Ja, TJ mochte er.
    Der Wissenschaftler lief zu ihr und reichte ihr die Tasche, die sie dankbar nahm. „Vielen Dank, Doktor“, sagte TJ lächelnd. Sie mochte den Wissenschaftler eigentlich auch. Irgendwie. Er war immer nett zu ihr. Sie wusste nicht einmal, warum er so nett war, aber sie hatte kein Problem damit.

    Während TJ einige Proben aus dem Fluss holte, hing sie weiter ihren Gedanken nach. Sie war froh, endlich mal die Destiny verlassen zu können. Aber irgendwie auch wieder nicht. Dieser Planet erinnerte sie an ihren Traum, während sie bewusstlos in der Krankenstation gelegen hatte, nachdem sie bei dem Überall der Luzianer Allianz schwer verwundet worden war. Sie dachte an Caine und die anderen beiden, die ihr in ihrem Traum erschienen waren. Auch dachte sie an das Baby, welches sie, in einer dicken Wolldecke eingekuschelt, in ihren Armen gehalten hatte. Ihr Baby. Carmen Johansen, ihre Tochter. Colonel Youngs Tochter. Mit der noch immer offenen Probenflasche in der Hand schaute sie zu ihm rüber. Der Vater ihres ungeborenen, toten, Babys schaute sich kurz vorm Wald stehend um. Scheinbar suchte er nicht wie sie und Rush weiter nach neuer Nahrung und dergleichen, sondern kümmerte sich allein um die Absicherung. TJ nahm ihr Cappy ab, legte es neben sich ins Grüne und wischte sich über die Stirn. Es war wirklich ganz schön schwül hier. „Er kann es nicht lassen“, ging es ihr durch den Kopf, „wie soll ich ihm je wieder offen gegenüber treten? Schließlich habe ich nicht mal auf sein, unser, Kind aufpassen können. Und er passt immer und überall auf. Er ist ein besserer Soldat als ich.“

    Young hingegen war mit ähnlichen Gedanken beschäftigt. „Warum hab ich nicht besser auf TJ aufgepasst? Ich hätte sie nicht alleine lassen dürfen.“ Schon wieder suchten sich diese trübsinnigen Gedanken ihren Weg an die Oberfläche. Nein, diesmal nicht. Er hatte hier einen Job zu erledigen. Und genau das würde er tut. Entschlossen zückte er sein Funkgerät. Es war wieder Zeit, sich auf der Destiny zu melden. „Destiny, hier Young.“ Er wartete. Dann: „Telford hier. Was gibt’s?“ – „Wir haben einige Proben genommen. Sieht gut aus. Ist viel Nützliches dabei. TJ untersucht grad einen Fluss, der hier in der Nähe ist. Und Rush hat sowas wie Nüsse entdeckt.“ – „Klingt wunderbar. Kommt ihr zurück?“ – „Noch nicht. Wir suchen noch weiter.“ Young schaute zu TJ rüber, die ein durchsichtiges Probenfläschchen erst schüttelte und dann in die Luft hielt. „Gibt’s doch zu, Everett. Ihr wollt nur den Tag genießen“, scherzte Telford weiter. Young lachte: „Neidisch, David? Es war doch deine Idee, uns hierher zu schicken.“ – „Ja, danke. Macht aber nicht mehr zu lange, wir haben nicht mehr viel Zeit bis zum nächsten Sprung.“ Young schaute auf seine Uhr. „Alles klar. Young out.“ – „Destiny out.“ Young wandte sich wieder dem Wald zu. Den wollte er sich doch mal genauer ansehen.

    Rush war mit seinen Proben an anderer Stelle beschäftigt. Verdammt, Telford hatte Recht behalten. Ihm tat der Ausflug tatsächlich gut. Er merkte, wie er sich langsam entspannte und immer wohler fühlte. Er ertappte sich sogar dabei, nicht mehr nur trübsinnige Gedanken zu haben.

    Young, der sich dem Wald genähert hatte, bemerkte nicht, wie sich ein dutzend gut getarnter muskulöser Männer näherten. Erst spät entdeckte er die Gefahr, als sie plötzlich gerade mal zwei Meter, mit irrer guter Tarnung am Leib, direkt vor seiner Nase auftauchten. Und die Männer sahen nicht gerade freundlich aus. „Rush!! TJ!!...“ Weiter kam er nicht. Irgendwas traf ihn und es wurde schlagartig dunkel.

    Rush und TJ reagierten sofort und sprangen hoch. Rush drehte sich erschrocken um und wurde im nächsten Moment in der Brust getroffen. Auch um ihn wurde alles schwarz. Gleich danach wurde auch TJ betäubt. Sie ging zu Boden und rührte sich nicht mehr. Die Muskelpakete liefen zielstrebig auf die drei Fremden zu. Sie nahmen Young das Gewehr ab und warfen es weg. Genauso wie seine Weste und die von TJ. Zum Schluss warfen sie noch die Tasche für die Probensammlung, TJs kleine Sanitasche sowie die Funkgeräte auf einen Haufen. Dann wurden Young, TJ und Rush gepackt, von drei Typen einfach über deren Schultern geworfen. Anschließend trotteten die Männer davon. Sie waren allein an den Fremdlingen interessiert und nicht an irgendwas Nutzlosem. Sie packten ihre Beute und verschwanden im Wald.


    Fortsetzung folgt...

    ENDE Kapitel 2


  5. #4
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    Und wieder habt Ihr ein spannendes Kapitel geschrieben, super. Ich finde, TJ und Young sollten mal ernsthaft und ruhig miteinander reden. Schätze, da gibt es so manches aus der Welt zu schaffen.
    Muskulöse Männer, was die wohl von dem Team wollen? Ich hoffe, sie schaffen es bis zum Sprung sich zu befreien.

    Ich bin zu alt, um nur zu spielen, zu jung, um ohne Wunsch zu sein.

  6. Danke sagten:


  7. #5
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    Viel Spaß mit Kapitel 3:


    Destiny – Gateraum

    Das Außenteam war noch nicht lange durch das Stargate verschwunden, als Colonel Telfords Funkgerät auch schon reagierte. Es war Young gewesen, der einen ersten Lagebericht abgegeben hatte. Telford hatte es nicht lassen können, seinen Kollegen aufgrund dessen Beschreibung des ach so schönen Planeten mit einem Campingvorschlag zu necken. Hm, vielleicht hätte er doch selber gehen sollen, überlegte Telford kurz. Aber nun war es wie es war und es war auch gut so. Bis zur nächsten Meldung des Außenteams konnte sich Telford nun anderen Dingen widmen. Zusammen mit Brody ging er die Daten an der Konsole durch, die Eli mit Hilfe eines fliegenden Auges gesammelt hatte. Die runde Kamera hatte ihre Reise auf dem Planeten bereits hinter sich und lag nun wieder neben der Konsole. Anschließend überließ er Brody das Funkgerät und verschwand. Telford hatte einen Bärenhunger.

    Nach einem mehr oder weniger schmackhaften Snack sowie einer kurzen Besprechung mit Camille Wray - diese Frau wollte aber auch immer alles ganz genau wissen, wenn es eine Außenmission gab - trottete Telford wieder zurück in den Gateraum. Es gab zur Abwechslung mal nicht viel auf der Destiny zu tun. Youngs Papierkram konnte er wohl kaum übernehmen und große Gelüste sich mit den Gefangenen abzugeben, hatte er ebenfalls nicht. Also blieb Telford nichts anderes übrig, als auf neue Meldungen vom Außenteam zu hoffen. Und tatsächlich, kaum im Gateraum eingetroffen, schlug das Funkgerät schon wieder Alarm. Wieder war es Young. „Der meldet aber sich auch ständig“, schoss es Telford durch den Kopf. Aber, hatte er eben nicht erst noch nach Neuigkeiten gegiert? Telford griff nach dem kleinen schwarzen Gerät, welches ihm Brody entgegenstreckte und nahm das Gespräch an.

    Während Young beschrieben hatte, was sie bisher alles gefunden hatten und es viele versprechende Ergebnisse gab, hatte sich Telford immer mehr gefreut einen gefüllten Magen zu haben. Hätte er vor dem Snack was von Nüssen gehört, wäre er wohl doch noch durchs Stargate auf den Planeten gesprungen. Er stand einfach auf diese kleinen Dinger und vermisste sie schrecklich. Und auch Brody lief das Wasser im Mund zusammen. Als Telford das Gespräch wieder beendet hatte, sah er zu Brody, blickte in dessen breit grinsendes Gesicht: „Ihr Plan geht komplett auf, Colonel. Die drei scheinen sich schon fast zu amüsieren da draußen. Dazu noch die guten Ergebnisse. Perfekt würd’ ich sagen.“


    xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx


    Im Dorf

    Lange Zeit später.
    Rush stöhnte auf, als er seine schweren Lider öffnete. Er erinnerte sich, dass er beschossen worden war, aber anscheinend nur betäubt. Wo zum Teufel war er? Es war dunkel hier und sein Kopf tat höllisch weh. Und sein Brustkorb, wo er getroffen wurde, auch. Er entdeckte ein kleines Fenster mit Gitterstäben, welches den Raum nur spärlich erleuchte. „Ein Fenster mit Gitterstäben? Wo bin ich, verdammt noch mal?“, fragte er sich leise. „Das wüsste ich allerdings auch gerne“, ertönte auf einmal eine Stimme, die Rush nur zu gut kannte. „Colonel Young?“, fragte er vorsichtig. „Ja, Rush. Wo sind wir hier? Und wo ist TJ?“, fragte Young und richtete sich auf. Sein Schädel dröhnte. Aber wie. „Ich bin hier drüben“, hörten sie TJ leise sagen. Langsam gewöhnten sich die Augen der drei an das schlechte Licht und sie erkannten einander.

    Sie befanden sich ganz offenbar in einer Zelle! Ihre Entführer hatten sie auf herumliegendes Stroh abgeladen. Pritschen oder etwas anderes Bettähnliches gab es nicht. Jeder saß in einer Ecke. „Meine Weste ist weg“, bemerkte TJ nervös. „Meine auch und das Gewehr ebenfalls. Mist“, antwortete Young. „Wisst ihr, was passiert ist? Ich hab nur noch bemerkt, wie ich betäubt wurde.“ - „Ich hab auch nichts gesehen. Es ging alles so schnell“, erklärte Rush und rieb sich die Schläfen. TJ bekam mehr auf die Reihe und erklärte: „Ich aber schon. Es waren gut ein dutzend Männer oder sowas, die über und über mit Muskeln bepackt waren. Die sahen wie Krieger oder so aus. Die haben zuerst Sie…“, TJ zeigte auf Young, „…und dann Sie…“, jetzt zeigte sie auf Rush, „…betäubt. Dann kam ich dran. Die müssen uns hierher gebracht haben. Aber was wollen die von uns?“ Aus irgendeinem Grund hatte sie die Frage an Rush gerichtet. Lag wohl daran, dass er das Genie unter ihnen war. „Wahrscheinlich halten die uns für eine Art Bedrohung“, spekulierte er. „Warum sollten sie das tun? Wir haben ihnen doch gar nichts getan“, fragte Young. „Ich weiß es nicht, Colonel. Aber was ich weiß, ist, dass wir hier schleunigst weg müssen. Wir sollten schon längst wieder auf der Destiny sein und wer weiß, wie lange wir schon hier festsitzen.“

    In diesem Moment wurde die Zellentür geöffnet und ein stämmiger Kerl kam herein, gefolgt von einem kleineren Mann, der aber offensichtlich das Sagen hatte, da er mit kurzen Gesten Befehle erteilte, die sofort befolgt wurden. Der Riesentyp hatte eine Fackel in der Hand und leuchtete auf die drei Gefangenen. Young, Rush und TJ mussten blinzeln. Das Licht tat richtig weh in den Augen. Der kleine Mann sagte etwas, was die drei aber nicht verstehen konnten. Doch gleich würden sie es verstehen. Nach Erhalt eines knappen Befehls, zog der Riese ein Messer hervor und ging damit auf TJ zu. Rush und Young zögerten keine Sekunde. Sie sprangen auf und stellten sich schützend vor sie. Freiwillig würden sie den Bullen sicherlich nicht vorbei lassen. Der Kleine schien beeindruckt zu sein. Er pfiff den Koloss wieder zurück und bedeute Young, Rush und TJ ihm zu folgen. Während die Gefangenen durch einen Gang mit weiteren Zellen geführt wurden, hielt der Koloss weiterhin sein Messer fest umklammert und drohte damit. Die anderen Zellen waren alle leer. Young, Rush und TJ wurden weiter geführt, eine Treppe hoch und raus aus dem Gebäude. Grelles Licht schlug ihnen entgegen. Ihre Zelle musste in der sonnenabgewendeten Richtung gelegen haben, denn bei ihnen in der Zelle war es ja dunkel gewesen.

    Die Gefangenen wurden durch eine Art Dorf, direkt in die Dorfmitte geführt. Überall waren enge Häuser, die mit Lehm und Steinen zusammengebaut worden waren. Das Dorf an sich lag an einem kleinen Steinhang, über dem sich ein weiterer Wald erstreckte. In der Dorfmitte war ein riesiger Kreis zu sehen, der durch Steinbrocken begrenzt wurde. In regelmäßigen Abständen ragten zwischen den Steinen vier kleine Holzpfosten hervor, die etwa in menschlicher Hüfthöhe endeten. Und genau zu diesem Kreis wurden die drei gebracht. Young schluckte: „Ich ahne Schlimmes.“ - „Nicht nur Sie, Colonel. Nicht nur Sie“, pflichtete Rush ihm bei. Neben dem Kreis war ein Zelt aufgebaut. Dort endete ihr Weg.

    Der kleine Mann - TJ hatte ihn in Gedanken schon „Giftzwerg“ getauft - drehte sich um und baute sich vor seinen Gefangenen breit auf. Er fing an zu reden. Aber in einer Sprache, die weder Young, Rush noch TJ verstanden. Instinktiv schauten die drei sich fragend an. Ungewohnter weise schüttelte selbst Dr. Rush den Kopf. Das bemerkte der Zwerg und versuchte ihnen auf anderer Art begreiflich zu machen, was er von ihnen wollte. Er zeigte zuerst auf den Kreis, dann auf den Bullen hinter ihnen, dann auf Rush. Der stutze. Das hätte er vielleicht nicht tun sollen, denn der Aufpasser vor ihnen versetzte ihm einen ordentlichen Schlag in die Magengrube. Rush richtete sich wieder auf: „Wofür war DAS denn jetzt?“ - „Tja, Rush, vielleicht mag er Sie nicht“, rutschte es Young heraus. Rush, sowieso schon ziemlich genervt, hasste die dummen Kommentare des Colonels. Zu gerne wollte er auf den Offizier losgehen, doch TJ stellte sich dazwischen: „Lasst das! Es ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, um sich zu prügeln!“ Doch seltsamerweise schien genau das dem Zwerg zu gefallen. Er nickte lachend und zeigte auf Rush und Young, dann wieder auf den Mann hinter ihnen und dann auf den Kreis. Wie auf Kommando machte es bei Rush klick. Er wurde kreidebleich. „Gott!“ - „Was ist? Haben Sie verstanden, was er will?“, fragte Young neugierig. Der Wissenschaftler nickte, sagte aber nichts. „Ja, und was will er nun?“, hakte Young nach. Rush schluckte. „Wir sollen in dem Kreis da kämpfen. Gegen solche wie den da.“ Rush zeigte auf den Koloss hinter ihnen. Jetzt wurde auch Young blass. Das sollte wohl ein schlechter Witz sein! Der Kreis in der Mitte des Dorfes war ein Kampfring!

    Doch Young wusste, es war kein Witz. Es war bitterer Ernst. Scheinbar waren er, Rush und TJ von einer Kriegerrasse entführt worden und sollten nun zu Trainingszwecken oder Ähnlichem benutzt werden. Die beiden Krieger verschwanden und ließen das Team zurück. Rush setzte sich seufzend auf den Boden. Auch Young und TJ setzten sich. Rush versank wieder in seine Gedanken. Schon wieder kamen Prügel auf ihn zu. Er hasste es. Besonders wenn er wusste, dass es passieren würde. Wie damals bei seinem Vater. Selbst wenn er schon im Bett gelegen und geschlafen hatte, sein Vater kam trotzdem und hatte dem Jungen eine Tracht Prügel verabreicht. Wie sehr Nicholas seinen Vater dafür hasste! Aber etwas war heute anders als damals: Heute konnte er, Nicholas Rush, sich wehren. Heute musste er es nicht mehr still ertragen. Und genau das würde er auch nicht mehr tun. Ganz sicher nicht.
    Young hatte ganz ähnliche Gedanken wie Rush. Er würde TJ beschützen. Und sogar Rush. Ohne ihn waren sie auf der Destiny aufgeschmissen. Er hatte bereits einmal den Fehler gemacht, den Wissenschaftler auf einem öden Planeten zurück zu lassen und diesen bitter bereut. Deshalb musste er nun alles daran setzen, dass auch Rush heil zurück auf die Destiny kommen würde. Egal, wie sehr er ihn hasste.

    Drei Stunden warteten sie. Dann kam der Zwerg zurück. Hinter ihm strömten immer mehr auf den Platz. Es füllte sich. Genau gegenüber von Young, Rush und TJ bauten sich auf der anderen Seite des Kreises zwölf Krieger auf. Die ersten fünf waren nicht so groß wie die anderen, aber dennoch mit genug Muskeln bepackt, um einen zu beeindrucken. Der Zwerg sah Rush und Young an, deutete dann auf den Kreis. Beide verstanden. „Alles klar. Ich mach das. Sie bleiben hier und passen auf TJ auf“, verkündete Young. Doch Rush sah ihn skeptisch an, legte Protest ein: „Sonst geht’s Ihnen gut, oder?“ Anstatt auf eine Antwort zu warten, steuerte Rush zielstrebig auf den Kreis zu. Young sprang ebenfalls auf, packte Rush am Arm: „Daraus wird nichts, Rush.“ Der Wissenschaftler sah den Colonel empört an: „Trauen Sie mir das etwa nicht zu?“ Young verdrehte die Augen. „Darum geht’s doch gar nicht. Wer von uns hat wohl die besseren Chancen länger durchzuhalten? Ich mit Kampfausbildung oder Sie mit Ihrer Wissenschaft?“ Jetzt mischte sich auch TJ ein, da Young offenbar darauf bestand zu kämpfen. „Bei allem Respekt, Sir, aber Dr. Rush hat Recht. Sie können die alle unmöglich alleine schaffen.“ - „Danke, TJ“, bemerkte ein entschlossener Rush. Doch Young blieb stur: „Halt dich da raus, TJ!“ Er drehte sich um und wollte den Kampfkreis betreten, doch Rush zog ihn zurück und drängelte sich einfach an dem Colonel vorbei. Young war verwirrt. Rush meinte es tatsächlich ernst!


    xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx


    Rush stellte sich in den Kreis und schon kam der erste Gegner. Zwei Köpfe größer als er und mit ordentlichen Muskeln am Leib. Aber noch verdammt jung, was Rush an den Augen erkannte. Sie waren unerfahren. Langsam dämmerte ihm, was hier für ein Spielchen ablief. Training. Besser gesagt, Vorbereitung und Aufbau für die jungen Krieger, Training für die Älteren. Gar nicht mal so dumm. Der Zwerg kam in die Mitte und zeigte mit seinen Wurstfingern auf die vier dicken Holzpfosten, die rund um den Kreis aufgestellt waren. Anstatt einer normalen Spitze, waren da drauf sowas wie Buzzer montiert worden.

    Der Wissenschaftler nahm an, dass er da draufhauen musste. Aber wann genau, das war ihm noch schleierhaft. Der Zwerg verschwand und jetzt stand Rush alleine mit seinem Gegner da. Er musste schnell sein, ein unnötiges Zögern könnte ihm das Leben kosten. Und dann ging es los. Sein Gegner rannte auf ihn zu, die rechte Faust hoch erhoben. Rush wich schnell aus. Sein Glück, denn sein Gegner hatte tatsächlich noch recht wenig Erfahrung im Kampf. Sonst hätte Rushs Plan eben wohl nicht funktioniert. Diese Situation hier erinnerte ihn wieder an zu Hause. An seine Zeit in der Highschool. An Alan Johnson. Dieser Mistkerl hatte ihn immer verspottet. Bis der Mal eins auf die Schnauze bekam. Danach hatte Alan es nicht einmal mehr gewagt, Rush auch nur schief anzusehen. Und das war sein Vorteil. Den Vorteil, den er oft hatte. Genauso wie Alan damals, dachte auch sein jetziger Gegner. Davon war Rush überzeugt. Ein kleiner Mann, der nur was im Kopf hat, aber nichts in den Muskeln. Alan hatte damals gespürt, dass mit seiner Ansicht über Rush falsch gelegen hatte. Und genau das sollte dieser junge Krieger hier auch spüren. Dafür wollte Rush sorgen.

    Der junge Krieger schlug mit der Faust zu. Doch Rush wich schon wieder aus. Er grinste. Genau das hatte er gehofft. Er packte die Hand seines Gegners, drehte sie herum, so dass sie schon knackte, und schmiss den Jungen zu Boden. Außerhalb des Kreises, unter dem Zelt, staunte Young nicht schlecht. Rushs Gegner war aber bereits wieder auf den Beinen und schlug auf den „Buzzer“. „Aha!“, dachte Rush, dafür war also das Teil. Ging einer der Kämpfenden zu Boden, musste er anschließend auf den Buzzer drücken, um weitermachen zu können. Dann ging der Krieger wieder auf Rush los. Kurz vor dem Wissenschaftler blieb der Krieger jedoch stehen, machte eine halbe Drehung und trat mit dem rechten Bein Rush direkt in die Magengrube. Rush stöhnte auf. Young wollte Rush schon zurufen, dass er lieber aufgeben sollte, aber dann sah er etwas, was ihn und TJ verwirrte: Der Wissenschaftler grinste erneut. Ja, er grinste, obwohl er eben einen Volltreffer hatte einstecken musste. Also beschloss Young, erstmal weiter abzuwarten. Mittlerweile kannte er das Grinsen des Wissenschaftlers gut genug, um zu verstehen, dass der Kerl etwas im Schilde führte.

    Zehn Minuten verstrichen. Rush hatte nur Schläge einstecken müssen. In die Rippen, ins Gesicht und auch wieder in die Magengrube. Dennoch funktionierte alles so, wie der Wissenschaftler es sich vorgestellt hatte. Der junge Krieger hatte schon bald keine Deckung mehr, war zu siegessicher. Der Wissenschaftler grinste erneut. Die ganze Zeit hatte er so getan, als könne er nicht mehr gerade stehen. Der Junge sollte denken, Rush wäre ein leichter Gegner. Aber das würde sich jetzt schnell ändern. Gerade, als sein Gegner erneut ausholte, um ihm einen Schlag ins Gesicht zu verpassen, duckte sich Rush unter ihm weg und schlug das erste Mal zu. Genau in den Magen. Der Junge stöhnte auf, aber Rush holte noch einmal aus. Dieses Mal trat er mit seinem Knie zu. Wieder in den Magen, drei-, viermal hintereinander. Und schließlich landete Rush noch einen guten Treffer direkt an den Hals. Der Junge hustete. Er versuchte sich zu wehren, aber Rush schlug noch einmal zu. Und dann war es vorbei. Sein Gegner ging zu Boden.

    Young fiel die Kinnlade runter. So hatte er Rush noch nicht erlebt. So präzise. Er wusste genau, wo er hinzuschlagen hatte. Auch TJ, die die ganze Zeit neben ihm gestanden und zugeschaut hatte, seufzte erleichtert: „Gott sei Dank. Er hat es geschafft.“ - „Hätte nie gedacht, dass er so was zustande bringt.“, gab Young zu. „Aber jetzt mache ich weiter.“ Damit trat er in den Kreis und stellte sich neben Rush. Der sah den Colonel etwas verwirrt an. Doch Young grinste. „Respekt, Rush. Aber das reicht. Haben Sie sich mal die da drüben angeschaut? Die sehen nicht so pflegeleicht aus wie der hier eben.“ - „Bin ich etwa pflegeleicht?“, fragte Rush beleidigt. „Nicht ein Stück, Rush. Nicht ein Stück.“, erwiderte Young aus vollster Überzeugung und persönlicher Erfahrung. „Na also. Ich pack das schon. Keine Sorge.“ Damit war die Diskussion für Rush beendet. Er schubste den Colonel einfach wieder aus dem Kreis.

    Der Zwerg schien verblüfft. Aber auch wütend. Wütend darüber, dass einer seiner Krieger von so einem wie Rush besiegt worden war. Er brüllte etwas zu den anderen. Und, nachdem der Junge aus dem Kampfkreis gebracht worden war, kam der zweite Gegner in den Ring. Dieses Mal würde es nicht so schnell gehen. Dieser hier war zwar auch noch recht jung, aber er würde nicht den Fehler seines Vorgängers wiederholen. „Rush! Lassen Sie mich weitermachen!“, rief Young von außerhalb. Rush drehte sich zu ihm um und grinste nur: „Keine Chance, Colonel.“

    Rush schaffte es. Nach einer weiteren halben Stunde hatte er seinen zweiten Gegner ausgeschaltet und sogar noch einen dritten. Rush war zwar noch gut auf den Beinen, wurde aber immer müder. Die Schläge, die er hatte einstecken müssen, waren doch ziemlich stark gewesen. Irgendwie bekam er auch schlecht Luft, was TJ nicht verborgen blieb. Sie wandte sich an Young. „Er muss aufhören, Colonel“, bat sie ihn. Dieser sah sie an und nickte. „Ja, sehe ich auch so.“ Er ging wieder näher zum Kreis. Heimlich nahm er dabei schnell seinen Ehering ab und fädelte ihn bei seinen Hundemarken mit ein, die er wie alle Soldaten um den Hals trug. Er hoffte, dass das gute Stück und letzte noch verbliebene Verbindung zu Emily nicht zu Schaden kommen würde. Young sah zu Rush. Er wusste, mit Worten würde er den Wissenschaftler niemals zu einer Pause bewegen können. Das schaffte er ja nicht einmal auf der Destiny! Also wartete er auf eine günstige Gelegenheit und legte Rush dann eine Hand auf die Schulter: „Jetzt ist aber wirklich Schluss. Sie sehen müde aus. Ruhen Sie sich aus, Rush. Ich will auch mal ran, kann Sie ja schlecht alles alleine machen lassen.“

    Rush lachte, aber er verstand den Colonel. Er nickte und trottete müde aus dem Kreis, wo ihn TJ am Zelt schon erwartete. „Hinsetzen!“, befahl sie und duldete keinen Widerspruch. Der Wissenschaftler lehnte sich an die Wand, an der das Zelt anschloss. Die Sanitäterin untersuchte ihn, besah sich die Blutergüsse, die aufgeplatzten Stellen. Als sie an seine Rippen fasste, zischte Rush auf. TJ sah ihn an: „Gebrochen.“ - „Ach wirklich?“, kommentierte Rush sarkastisch. „Ja, wirklich.“ Rush interessierte es wenig, ob er gebrochene Rippen hatte oder nicht. Er war es ja von früher gewohnt. Er war vielmehr an Youngs Kämpfen interessiert. Rush wollte wieder aufstehen, um besser sehen zu können, aber TJ stieß ihn wieder runter. „Sitzen bleiben. Und kein Aber“, fügte sie noch hinzu, bevor Rush widersprechen konnte.


    Fortsetzung folgt....

    ENDE Kapitel 3

  8. Danke sagten:


  9. #6
    zigtausend Jahre alt ... ;-) Avatar von John's Chaya
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    Tja, das hätte wohl keiner Rush zugetraut, da muss sich Young ja ordentlich ran halten, bin ja mal gespannt wie er sich hält. Schließlich ist er ja für sowas ausgebildet.
    Wieder ein spannendes Kapitel, bin neugierig wie es weiter geht.

    Ich bin zu alt, um nur zu spielen, zu jung, um ohne Wunsch zu sein.

  10. Danke sagten:


  11. #7
    Young-Fan Avatar von Mason
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    Nach Kapitel 3 folgt.... genau... Kapitel 4:


    Destiny - Messe

    Scott saß mit Chloe und Eli in der Messe. „Ist Colonel Young wirklich mit TJ und Rush auf einer Außenmission?", wechselte Chloe plötzlich das Thema. Scott war etwas irritiert. „Ist er?", hakte er bei Eli nach. „Ja. Ihr hättet mal deren Gesichter sehen sollen, als Colonel Telford das vorgeschlagen hat. Es war zu köstlich", erklärte Eli schmunzelnd. Scott hatte den ganzen Tag für sich gehabt und nicht ein Stück davon mitbekommen, dass Young mit Rush und TJ unterwegs war. Zwar hatte ihn der Colonel am Morgen noch angefunkt und scheinbar irgendwas von dem Lieutenant gewollt, aber als Scott sich gemeldet hatte, hatte der Colonel nur noch was von wegen „hat-sich-erledigt“ und „machen-Sie-weiter-was-auch-immer-Sie-gerade-machen“ gesagt. Und das wars dann auch schon. Also hatte sich Scott wieder in sein Kissen gekuschelt und noch eine weitere Runde geschlafen. War wohl doch nichts Wichtiges gewesen. Und nun erfuhr er, dass sein Chef mit Rush und TJ auf Reise gegangen war. Scheinbar gab es doch noch Wunder.

    Chloe zog die Schultern hoch: „Hm. Naja, vielleicht ist das wirklich mal gut für die drei.“ Vor sich hin lächelnd, gab Scott zu: „Frische Luft am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen.“ – „Genau sowas in der Art hat Telford auch gemeint“, stimmte Eli zu. Weiter erklärte er: „Rush hat nen Planeten gefunden, auf dem wir wohl unserer Vorräte auffrischen können.“ Mit zweifelndem Blick auf irgendwas, was wohl wie eine Tomate aussehen sollte, meinte er weiter: „Wird auch wieder Zeit. Ich kann das hier langsam nicht mehr sehen.“ Chloe und Scott lachten laut auf. Eli konnte jede schlechte Situation auflockern. Allein deswegen lohnte es sich, den Jungen an Bord zu haben. Zusätzlich zu seinen anderen Qualitäten.

    Die drei unterhielten sich noch eine ganze Weile. Doch mit der Zeit begann in Scott ein mulmiges Gefühl zu wachsen. „Matt? Alles klar?", fragte Chloe besorgt. „Ich weiß nicht so recht. Irgendwie bekomm ich langsam so ein komisches Gefühl. Als ob... als ob irgendwas nicht stimmen würde.“ – „Ach Quatsch. Das liegt bestimmt nur an den Tomaten“, scherzte Eli. „Wäre schön, wenn. Kommt es euch nicht auch komisch vor, dass der Colonel, Rush und TJ so lange unterwegs sind? Trotz der Sucherei, die sie haben mögen? Ich meine, wir müssten doch bald wieder in den FTL springen, wenn ich mich nicht völlig in der Zeit irre. Nein, Leute. Tut mir leid. Ich muss mich mal schlau machen. Das lässt mir alles keine Ruhe mehr.“ Mit diesen Worten erhob sich Scott und verließ die Messe. Zurück blieben Chloe und Eli, die sich fragend anschauten.


    xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx


    Im Dorf

    Young schlug sich gut. Er war ein Colonel mit guter Kampfausbildung. Es fiel ihm nicht wirklich schwer, seine ersten beiden Gegner zu besiegen. Aber mit jedem weiteren Gegner merkte er, dass die immer stärker wurden. Bald erging es ihm ähnlich wie Rush. Seine Fingerknöchel bluteten bereits und seine Nase war gebrochen, nachdem ihm sein fünfter Gegner kräftig draufgeschlagen hatte. Dazu Blutergüsse, ähnlich wie Rush. Young befürchtete ungefähr zwei gebrochene Rippen. Die hatte er seinem siebten Gegner zu verdanken, als der ihn gegen die Pfosten gestoßen und mit seinem Fuß nachgetreten hatte.

    Sieben Gegner in Folge hatte Young geschafft. Doch sein achter Gegner war ein Monstrum. Zwei Köpfe größer und Muskeln wie bei Arnold Schwarzenegger und Sylvester Stallone in ihren besten Tagen. Dazu ein grimmiger Gesichtsausdruck, der klar aussagte: „Ich mach dich kalt.“ Young schluckte. Das würde eine schwere Geburt werden. Der Kampf ging los und Young musste schon die ersten heftigen Schläge einstecken. Sein Gegner kannte kein Pardon, erriet viele Taktiken, die Young ansetzte, und revanchierte sich auf seine Art. Er schlug brutal zu. Young fiel immer wieder zu Boden. Zwar rappelte er sich wieder auf und haute auf den Buzzer, wurde dennoch langsam aber sicher richtig müde. Lange würde er nicht mehr standhalten können.

    Außerhalb des Kampfkreises konnte Rush TJ davon überzeugen, dass es ihm wieder etwas besser ging und er aufstehen konnte. Jetzt standen beide vor dem Ring. TJ hatte sich in Rushs Shirt gekrallt. Ein Grund war, dass sie furchtbare Angst um Young hatte. Der andere Grund war, dass sie Rush zurückhalten musste. Der machten nämlich schon wieder Anstalten, in den Ring zu springen!

    Young bekam Wut. Es nervte ihn gewaltig, dass bei seinem achten Gegner immer weniger klappte. Aber zu leicht wollte er es dem Krieger auch nicht machen. Er erinnerte sich an all die Dinge, die ihm Schmerzen bereiteten und worüber er wütend war. Rileys Tod, die Tatsache, dass sie vielleicht nie mehr nach Hause kommen würden, und alles andere, was noch an ihm nagte. All diese Wut ließ er jetzt raus. Trotz der Rage behielt Young dennoch einen kühlen Kopf. Als sein Gegner Youngs Nierengegend anvisierte, ließ dieser seinen Arm runterschnellen. Zeitgleich mit der Abwehr drosch Young die andere Hand, zur Faust geballt, dem Gegner voll ans Kinn. Der Krieger taumelte und Young setzte nach. Erst ein saftiger Kick, dann wieder Fauststöße. Und schau da, der Typ drohte endlich mal sein Gleichgewicht zu verlieren. Young half nach. Ein kraftvoller Feger und der Krieger kippte um. Der schaute sich verwirrt um, rappelte sich schnell wieder auf und schlug auf den Buzzer. Young setzte nach, versuchte seinen Gegner gar nicht erst wieder zu Luft kommen zu lassen. Doch es nützte nichts. Sein Gegner machte ihn trotzdem fertig. Am Ende lag Young stöhnend und blutend am Boden. Sein ganzer Körper tat weh. Er versuchte aufzustehen und auf den Buzzer zu hauen, kam aber nur halb hoch. Er fiel wieder zu Boden.

    Als der Koloss wieder auf Young zugehen wollte, konnte Rush nicht mehr ruhig bleiben. Er riss sich von TJ los und sprang in den Kreis. „So, meine Pause ist vorbei. Jetzt brauchen Sie mal eine.“ Young protestierte, doch TJ zerrte ihn in Richtung Zelt. „Rush! Den schaffen Sie nicht!“ Doch der Kampf ging schon weiter. Allerdings schwanden auch dem Krieger die Kräfte, die Bewegungen wurden immer langsamer und unpräziser. Das ermöglichte Rush leicht auszuweichen. „Ich muss zurück, TJ. Rush darf nicht weitermachen. Er packt das nicht. Ich muss das machen“, flehte Young, doch TJ hielt ihn fest. „Sie brauchen auch mal ne Pause, Colonel. Rush kommt schon klar.“ Doch leise sagte sie noch zu sich selbst. „Hoffe ich jedenfalls.“ Rush konnte zwar einer Menge Schläge ausweichen, doch nicht allen. Einmal holte sein Gegner aus und schlug ihm mit voller Wucht ins Gesicht. Rush taumelte und knallte halb im Fallen mit dem Gesicht unglücklich an den Holzpfosten. Als er wieder aufstand, hatte er eine heftig blutende Schnittwunde im Gesicht.

    Doch auch davon ließ sich Rush nicht abbringen. Er musste diesen Riesen einfach besiegen. Und das würde er auch. Und tatsächlich. Immer wieder duckte sich Rush unter den Schlägen seines Gegners, wich jedes Mal geschickt aus. Als der Riese auf ihn zugerannt kam, sprang er schnell zur Seite und stellte seinem Gegner ein Bein, woraufhin dieser zu Boden fiel. Sofort ging Rush auf dessen Rücken und schlang seinen rechten Arm um den Hals des Gegners. Dann würgte er ihn, so fest er konnte. Der Hüne versuchte, den kleineren Mann abzuschütteln, was ihm allerdings nicht gelingen wollte, denn Rush drückte noch fester zu. Dazu verlagerte er sein Gewicht nach vorne, wodurch der Druck noch verstärkt wurde. Alles was Rush zum Sieg noch brauchte, war Geduld. Und die zahlte sich nach wenigen Minuten aus. Der Gegner wurde schlaff und verlor das Bewusstsein. Grinsend ließ Rush ihn los und stand auf.

    Young konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Dass er nicht gleich darauf gekommen war, den Gegner so zu besiegen. Mal wieder hatte er Rush unterschätzt. Er hatte wieder gewonnen. Leise lachte er in sich hinein.
    Der Zwerg war baff. Mittlerweile hatten die Gefangenen elf seiner Krieger besiegt. Er hatte genug gesehen und beendete von seinem Podest aus - von dem er die ganze Zeit über zugeschaut hatte - den Kampf und befahl seinen Leuten, die Fremden zurück in ihre Zelle zu bringen. Unsanft wurden Young und Rush die Hände auf den Rücken gebunden. Dann ging es zurück in den Zellentrakt. TJ bekam keine Handfesseln. Warum auch immer, aber die kriegerische Rasse hielt Abstand von ihr, fasste sie nicht an. Und das war den dreien von der Destiny nur mehr als recht.


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    Destiny – Gateraum

    Lieutenant Scott steuerte den Gateraum an. Dort traf er auf Colonel Telford, der gerade sein Funkgerät in der Hand hielt. „Telford an Young. Bitte melden.“ Nichts. Aus dem Funkgerät kam nur Rauschen. Der Colonel versuchte es noch mal: „Telford an Young. Rush? Lieutenant Johansen? Kann mich einer von Ihnen hören?“ Wieder nur Rauschen. „Ist was nicht in Ordnung, Colonel?“, fragte Scott, der nun neben Telford stand und auf das Stargate schaute. „Ich bekomme keine Antwort vom Außenteam“, erklärte dieser und hob sein Funkgerät erneut. „Wie keine Antwort?“ Scott stutzte. „Na keine Antwort eben! Sind Sie neuerdings schwerhörig, Lieutenant?“, fuhr der Colonel ihn barsch an. Dann raunzte der Mann in das kleine Gerät: „Telford an irgendjemanden, bitte kommen… Himmel, meldet euch doch mal!“ Scott, der sich vor den Kopf gestoßen fühlte, meinte: „Ist ja gut, Sir. Sie müssen nicht gleich ausflippen. Sie sind ja schon wie Rush!“ – „Bin ich nicht!“, zickte Telford weiter, nur um sich gleich darauf zu entschuldigen: „Entschuldigen Sie, Lieutenant.“ - „Schon gut. Vielleicht ist das Team gerade in einem Funkloch und kann sich deshalb nicht melden“, überlegte Scott laut. „Funkloch? Das wär dann aber ein großes Funkloch. Ich versuch die schon seit Stunden zu erreichen. Seitdem Colonel Young, Dr. Rush und Lieutenant Johansen durch das Gate gegangen sind, kamen gerade mal zwei Meldungen von ihnen.“ Scott kratzte sich nachdenklich am Hinterkopf: „Okay, das ist in der Tat ungewöhnlich.“ – „Ungewöhnlich? Ungewöhnlich! Lieutenant, das ist nicht nur ungewöhnlich, das sieht Everett Young überhaupt nicht ähnlich. Der Mann ist beinahe schon übervorsichtig bei Außenmissionen. Er erstattet immer Meldung. Egal was es ist. Die Tatsache, dass weder er noch die andern beiden sich melden, sagt mir, dass etwas schief gelaufen ist!“

    Genau in diesem Moment trudelten Camille Wray, Eli und Chloe in den Gateraum. Auch sie waren unruhig geworden und hofften auf Neuigkeiten. Camille war die erste, die fragte: „Noch immer nichts Neues?“ Telford, der langsam anfing unruhig auf und ab zu gehen, schüttelte den Kopf: „Nein. Nichts. Schon seit Stunden.“ - „Dann stimmt da doch was nicht. Was kann da nur los sein?“, hakte die Frau nach. „Vielleicht haben sie sich verirrt“, warf Eli in den Raum, der sich neben Brody an die Konsole gesellte. Camille legte den Kopf schief: „Mit Rush? Sicher nicht.“ - „Und wenn ihnen was passiert ist?“ Chloe wurde mulmig. Telford schaute erst auf das Funkgerät, dann auf das Stargate. „Wieviel Zeit bleibt uns noch, Mr. Brody?“ - „Keine Stunde mehr bis zum Sprung, Colonel“, gab dieser sofort an. Telford verkniff die Mundwinkel. Das passte ihm nicht. Das passte ihm überhaupt nicht. Wenn das Außenteam nicht bald zurückkommen würde, würde die Destiny in den Hyperraum springen und diesen Planeten für immer hinter sich lassen. Und was das bedeutete, mochte sich niemand ausmalen.

    Die Frist bis zum Sprung war fast abgelaufen und sechs nervöse Menschen, die starr auf den ablaufenden Countdown schauten standen im Gateraum. Telford hatte immer und immer wieder versucht das Außenteam zu erreichen. Scott und die anderen hatten schon das Gefühl bekommen, der Colonel würde sein Funkgerät auffressen wollen vor Verzweiflung. Das war eine völlig neue Seite an dem Mann. Scott fing an die Luft anzuhalten. 10…9…8…7… Die Uhr zählte erbarmungslos runter. 6…5… KAAAWUMMMMM. Plötzlich fingen sämtliche Lichter an zu flackern, es knirschte und knackte gar fürchterlich. Das ganze Schiff schien sich wie ein bockiges Pferd zu benehmen. Brody und Eli klammerten sich reflexartig an die Konsole. Camille machte vor Schreck einen auf „sterbener-Schwan“ und Chloe riss es komplett von den Füßen. Nur Telford und Scott behielten, wie auch immer, die Balance. Sämtliche Lichter am Stargate flackerten noch einmal kurz auf, erloschen dann vollständig. Telford stürzte auf Brody zu: „Was zum Geier war das?!“ – „Colonel Telford?“, meldete sich Camille Wray, sich durch die Haare fahrend. Noch bevor Brody die eigentliche Frage von Telford beantworten konnte, drehte dieser sich bereits zu Wray um und raunte: „Was?!“ - „Schauen Sie mal. Der Countdown.“ Wray zeigte auf die Uhr. Sie war bei „1“ stehen geblieben und gab keinen Mucks mehr von sich.

    „Das glaub ich jetzt nicht“, murmelte Scott ungläubig vor sich hin. Chloe, noch immer auf dem Boden hockend, gab eine vorsichtige Schätzung ab: „Ist… ist der FTL-Antrieb ausgefallen?“ – „Schon wieder?!“ – „Was bitte ist?? Ich versteh nur Bahnhof. Würde mich bitte ENDLICH mal jemand von Ihnen aufklären?!“ Telford hasste es, wie ein blöder Junge in der Mitte zu stehen. Das war Brodys Chance. Während er wie wild auf seine Konsole einhämmerte, um einen kompletten Überblick zu bekommen, erklärte er: „Miss Armstrong hat Recht, Colonel. Der Antrieb ist tatsächlich außer Betrieb. Es hat kein Sprung stattgefunden. Wir sind immer noch da, wo wir vorhin waren. Der Planet ist noch unter uns.“ Eli stimmte nickend zu. Dann stahl sich ein Lächeln auf sein Gesicht: „Kommt doch wie gerufen.“ – „Allerdings“, murmelte Telford, noch immer leicht verwirrt. Warum gerade jetzt? Warum fiel der FTL-Antrieb ausgerechnet hier und heute auseinander, während drei wichtige Crewmitglieder vermisst wurden??

    Dann straffte Telford seine Jacke und gab mit fester Stimme bekannt: „Also gut. Machen wir das Beste daraus. Ist das Stargate noch funktionsfähig und der Planet anwählbar?“ Brody gab die Anwahldaten ein. Und, tatsächlich, das Gate drehte sich. Nacheinander konnten alle notwenigen Chevrons eingeloggt und aktiviert werden. Schließlich öffnete sich wie gewohnt der Ereignishorizont. „Die Verbindung steht, Colonel“, gab Brody bekannt. Sofort griff Telford zu seinem Funkgerät: „Destiny an das Außenteam. Colonel Young, bitte melden.“ Gespannt warteten alle auf eine Antwort. Doch nichts geschah. „Destiny an Colonel Young. Bitte melden!“ Wieder nichts. Mit Sorgenfalten auf der Stirn schaute Telford in das flimmernde Blau des Stargates.
    Langsam dämmerte es ihm, wie es Young und den anderen früher ergangen sein musste, bevor er, Telford, auf der Destiny gestrandet war. Aus Erzählungen und Berichten wusste er, dass auf diesem Schiff nur selten ein Problem nach dem anderen auftrat und Young immer mehrere Baustellen gleichzeitig hatte, die es zu bewältigen gab. Einige sprachen bereits von einem Fluch, der auf dem Schiff liegen könnte. Ja, so langsam verstand Telford wirklich, was hier ablief. „Wäre auch zu schön gewesen“, sprach Camille leise aus, was allen durch den Kopf ging.

    Telford holte noch einmal tief Luft: „Mr. Brody, Sie und Dr. Volker werden sich um den Antrieb kümmern. Checken Sie, was passiert ist und was das für uns bedeutet…“ Doch Brody hatte bereits jetzt schon was zu melden: „Aus Erfahrung wissen wir, dass es lange braucht, um den Antrieb wieder in Gang zu bekommen. In ein paar Tagen ist da nichts zu schaffen, Colonel.“ - „Ja cool. Das heißt, wir können jetzt noch nach den anderen suchen“, freute sich Eli in seiner typisch unbeschwerten Art. Als er aber Brody sah, wie der nur mit dem Kopf schüttelte, fragte er zaghaft: „Können wir nicht?“ – „Nein, Eli. Laut unseren Daten bricht auf dem Planeten in Kürze die Nacht herein“, erklärte Brody. „Und wir haben nicht die Ausrüstung, um die Nacht zum Tage zu machen, richtig?“, wandte sich Eli nun an Telford und Scott, der trocken sagte: „Nein, Eli, haben wir nicht.“ Jetzt wurde auch Chloe blass: „Und… und was sollen wir nun tun?“ – „Uns um den Antrieb kümmern. Das ist das Einzige, was wir jetzt tun können“, gab Telford an. Camille wollte gerade zu einem Protest ansetzen, als Telford weitersprach: „Wie schon gesagt. Brody übernimmt mit Volker den Antrieb. Wer meldet sich freiwillig für die Wache am Stargate und versucht weiter Funkkontakt zum Planeten zu bekommen?“ Camille, Scott und Eli hoben sofort eine Hand. Schließlich auch Chloe, sie würde Scott dabei Gesellschaft leisten. „Danke. Teilen Sie sich selbst die Wache ein. Ich übernehme die erste Wache. Hoffen wir auf baldigen Fortschritt“, schloss Telford.


    Fortsetzung folgt...

    ENDE von Kapitel 4


  12. #8
    zigtausend Jahre alt ... ;-) Avatar von John's Chaya
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    Das ist ja wieder ein sehr spannendes Kapitel, dieses gemeinsame Erlebnis, sollten sie es denn überleben, wird Young und Rush wohl endlich von ihren etlichen Streitereien abhalten.
    Man, Rush hat aber auch ein durchhaltevermögen, hätte man gar nicht erwartet, im Gegensatz zu Young seins, er ist ja wie gesagt dazu ausgebildet worden, toll.
    Ich hoffe nur, die Drei überleben das und können relativ unversehrt auf die Destiny zurückkehren.
    Würde zu gerne wissen was diese Kämpfe überhaupt bedeuten sollen, wozu sind sie da. Wirklich nur um die anderen Krieger zu trainieren?
    Oh man und warum machen sie glücklicher Weise einen Bogen um TJ, denken diese Wilden das TJ vielleicht eine Göttin ist?

    Bin sehr gespannt wie es weiter geht!!!

    Ich bin zu alt, um nur zu spielen, zu jung, um ohne Wunsch zu sein.

  13. Danke sagten:


  14. #9
    Denker und Shelly Klon Avatar von AsgardKlon
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    Hach, die FF gefällt mir immer besser.
    Mal sehen, was ihr euch ausgedacht habt, ob die drei es noch auf die Destiny schaffen oder ob man sie in Einzelteilen durch das Gate tragen muss .

    Die Geschichte entwickelt aber wirklich gut, die Wilden gefallen mir .

    Freue mich schon auf die Fortsetzung.

  15. Danke sagten:


  16. #10
    Rush Freak Avatar von teyla-nick94
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    Destiny
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    Danke danke danke für die dankedrückerei und die reviews is echt supi

    @John's Chaya: Is schön, wenn dir die ff so gefällt. hat auch lang genug gedauert, sie zu schreiben Warum sollten die auch eine Frau anrühren? Wer bringt denn die Krieger auf die Welt? Ohne Frauen wären sie doch aufgeschmissen

    @AsgardKlon: gleich in Einzelteilen?? Puh...na obs so schlimm wird, werden wir ja sehen

    Hoffe - auch im Namen von Mason - dass es euch weiterhin gefällt

    lg, Teyla-Nick94




    Young: For the sake of the crew
    Rush: For the sake of the crew




    3x Gold, 5x Silber, 9x Bronze ein Gutschein für einen Beziehungsberater, ein paar grüne Topflappen, 1 Zitronentörtchen, 1 von Michaels Schokoriegeln, 1 Eis, Einen Tok’Ra zum Selbstausbrüten in Stargate in den Mund gelegt

  17. Danke sagten:


  18. #11
    Young-Fan Avatar von Mason
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    Wie gewünscht, hier Kapitel 5:



    Im Dorf - Abends

    In der Zelle angekommen, wurden Young und Rush die Handfesseln wieder abgenommen. Nachdem man die drei in ihre Zelle geschubst hatte und die Tür krachend ins Schloss gefallen war, setzte sich Young in die eine Ecke und Rush sich ihm gegenüber in eine andere. TJ hatte die Jacken der beiden, die sie ihr gegeben hatten, bevor sie in den Ring gestiegen waren, noch im Arm. Ein paar Minuten lang sagte keiner etwas, dann brach der Colonel das Schweigen. „Sie sollten sich doch da raushalten! Das war dumm und viel zu gefährlich!“, schrie er. Auch wenn er sich freute, dass Rush den letzten Gegner besiegt hatte, so war ihm dennoch klar, dass das auch leicht ins Auge hätte gegen können. „Sie hätten es nicht länger ausgehalten! Hätte ich etwa tatenlos zusehen sollen, wie Sie sich zu Tode prügeln lassen?“, warf Rush aufgebracht ein. „Zu Tode? So ein Unsinn!“, schnauzte Young zurück.

    TJ hielt sich aus dem Streit raus, ließ die beiden Männer ihren Frust rausrufen. Sie legte die Jacken auf den Boden und machte sich an die Arbeit. Sie musste die Wunden der Streithähne versorgen. Aber es gab nicht viel, was sie erreichen konnte. Ihre Tasche mit dem gesamten Verbandsmaterial hatte man ihr ja abgenommen. TJ vermutete, dass sie, zusammen mit dem Rest ihrer Ausrüstung, noch immer dort lag, wo man sie, Rush und Young überfallen hatte.

    Plötzlich wurde die Zellentür wieder aufgerissen. Drei Männer kamen herein. Jeder trug zwei Schüsseln, die sie in der Mitte des Raumes hinstellten. Dann verließen sie die Zelle und verriegelten sie wieder von außen. TJ nahm die Schüsseln. „Was ist drin?“, fragte Young. „In der einen ist Wasser und in der anderen irgendeine seltsame Breipampe.“ Beiden hielt sie die Schüsseln hin. Young nahm die Schüssel mit der Pampe. Irgendwie erinnerte ihn das Zeug an das Pulverzeug, das es auf der Destiny gab. In dem Wissen, dass sie alle bei Kräften bleiben mussten, schlürfte er den Brei wie eine Suppe herunter. Dann kam das Wasser. Es schmeckte nicht wirklich gut, aber seiner trockenen Kehle half es dennoch. Rush hingegen rührte die Schüsseln nicht an. TJ schüttelte den Kopf. Sie nahm die Schüssel mit der Pampe und hielt sie Rush direkt vor die Nase: „Bitte, Doktor. Sie müssen auch etwas essen.“ Nach weiteren Überzeugungsversuchen gelang es ihr schließlich, dass Rush die Schüsseln leerte. Erst dann nahm sie selbst etwas zu sich.

    Nach dem widerlichen Mahl sagte eine ganze Weile niemand mehr was. Dann merkte TJ, dass Rush eingeschlafen war. Sie nahm seine Jacke und breitete sie als provisorische Decke über ihn aus. Dabei sah sie sich noch mal die Wunde in seinem Gesicht an und wischte vorsichtig das Blut ab. Anschließend setzte sie sich zu Young, der noch wach war, und überlegte: „Hätte nie gedacht, dass er so viel einstecken kann.“ - „Ich auch nicht. Aber wie es aussieht, haben wir uns geirrt“, sagte die Sanitäterin leise. Young nahm ihre Hand und sagte voller Reue: „Tut mir Leid, dass wir dich da mit reingezogen haben.“ Doch TJ lächelte nur. „Ist schon gut. Irgendwie hat es ja auch etwas Gutes. Wer sollte denn sonst euch beide verarzten?“ - „Auch wieder wahr. Wer ahnt denn auch solch einen Mist“, fluchte Young.

    „Gute Frage“, meldete sich Rush zu Wort. Er war aufgewacht. „Rush? In Ihrem Zustand sollten Sie schlafen“, sagte TJ besorgt. „Sie hat Recht, Rush“, pflichtete Young ihr bei. Doch der lachte trocken: „Und das sagen ausgerechnet Sie, Colonel.“ Er richtete sich langsam auf und unterdrückte ein Stöhnen, als eine Schmerzwelle durch seine Rippen fuhr. Rush ging zu dem kleinen Fenster und sah raus, holte tief Luft und seufzte. Young nahm an, er würde gleich laut vor Schmerzen aufstöhnen, doch nichts dergleichen geschah. Nach dem Motto „Was der kann, kann ich schon lange“, richtete sich nun auch der Colonel auf und gesellte sich zu dem Wissenschaftler ans Fenster. „Und? Was Interessantes zu sehen?“, fragte er Rush. Der schüttelte den Kopf: „Nein. Nicht wirklich.“ TJ verdrehte nur die Augen. „Toll gemacht, Jungs. Und für diese Erkenntnis quält ihr euch hoch. Nicht, dass ich nicht auch hätte nachschauen können.“ In Gedanken fügte sie noch „Machos“ hinzu.
    „Warum bin ich heute eigentlich aufgestanden? Der Tag hätte so schön werden können, wenn ich nur liegen geblieben wäre“, sagte Young vor sich hin. Rush lachte. „Stellen Sie sich vor Colonel, das dachte ich mir auch eben.“ TJ stimmte ebenfalls zu. „Wenn wir gar nicht erst aufgestanden wären, wären wir jetzt nicht hier.“
    „Nur leider sind wir aufgestanden“, seufzte Rush. Young brummte ein trauriges „Leider.“ - „Sie könnten ne Mütze voll Schlaf gebrauchen, Colonel“, sagte Rush schließlich. „Sie aber auch, Rush“, erwiderte dieser und musste ein Gähnen unterdrücken. TJ, die absolut keine Lust mehr auf Diskussionen hatte, stand auf und baute sich hinter den Männern auf. Erst als sie mit verschränkten Armen direkt hinter ihnen stand, bemerkten die Männer sie und drehten sich. TJ schaute erst den einen, dann den andern an: „Sie müssen beide schlafen. Sie brauchen dringend Erholung. Los, hinlegen und Augen zu.“ Rush und Young sahen sich an und seufzten. Der Colonel wollte sich hinsetzten, rutschte mit der Hand aber blöd an der Wand ab und verzog dabei schmerzhaft das Gesicht. „Alles klar, Colonel?“, fragte Rush. „JA!“, grummelte dieser zurück. „NEIN!“, warf eine angesäuerte TJ dazu. Rush konnte nicht anders, er musste schon wieder lachen. Schließlich begab auch er sich wieder in seine Ecke und schmunzelte: „Na, dann ist ja alles bestens.“

    Nachdem TJ ihren Männern die Jacken übergelegt hatte, war es tatsächlich mal zehn Minuten ruhig. Anschließend hatte sie es sich in der dritten Ecke halbwegs gemütlich gemacht. Jeder war mit seinen Gedanken beschäftigt und Rush bereits wieder im Halbschlaf. Young, auch schon halb verschlafen, ließ den vergangenen Tag noch mal Revue passieren. Und dann wurde ihm etwas klar. „Rush?“ - „Was ist?“, nuschelte der müde. Sein Akzent war wieder sehr dick und man verstand ihn kaum. „Danke.“ - „Wofür?“ - „Für das Einmischen. Wären Sie vorhin nicht dazwischen gegangen, könnte ich jetzt vielleicht tot sein.“ Rush, mit dem Kopf an der Wand gelehnt, drehte sich zu Young: „Schon vergessen? Sie haben dasselbe auch für mich getan. Ich wäre wahrscheinlich auch nicht freiwillig raus, wenn Sie mich nicht überzeugt hätten.“ Young sah betreten auf seine Jacke: „Das ist aber nicht dasselbe.“ Nun wurde der Wissenschaftler neugierig: „Ach, nicht? Dann klären Sie mich mal auf.“ - „Sie haben vorher bereits gekämpft und waren angeschlagen. Und außerdem wussten Sie, wie stark mein Gegner war. Sie haben gesehen, was er mit mir gemacht hat. Er hätte Sie töten können, Rush.“ - „Das Risiko war es wert“, puschte Rush die Sache wieder runter. Young, der hinauf zur Decke starrte, murmelte mehr zu sich selbst: „Ach, war es das?“

    Rush wurde es zu bunt. „Hören Sie auf, Colonel. Wenn ich sterben würde, könnte Eli mich jederzeit ersetzen.“ - „Für eine Weile vielleicht, ja. Aber nicht auf Dauer. Niemand kann Sie ersetzen, Rush. Und das wissen Sie“, sagte Young. „Sie könnten Jackson oder McKay mit den Kommunikationssteinen an Bord holen. Dann hätten Sie Ersatz“, konterte Rush. „Blödsinn. Ich würde niemanden an Bord holen.“ - „Und warum bitte nicht?“ - „Weil Sie der Einzige sind, der Ahnung von seinem Job hat. Ich habe genug Gerüchte über McKay und seine Arroganz gehört, die im Stargate Center herum kursieren.“
    Rush starrte auf das Fenster. „Ich weiß aber, dass Sie dasselbe von mir denken.“ Young war richtig froh, dass es dunkel in der Zelle war und Rush nicht sehen konnte, wie er bei dessen Aussage errötete: „Um ehrlich zu sein, Rush, habe ich das tatsächlich gedacht. Aber jetzt, nachdem was heute passiert ist, denke ich anders. Sie haben mir wahrscheinlich meinen Hintern gerettet.“ - „Wahrscheinlich?! Wenn er nicht gewesen wäre, wären Sie jetzt tot!“, kam es von der Ecke, in der TJ war. Anscheinend hatte sie die ganze Zeit über mitgehört. „Und ich, wenn er nicht gewesen wäre“, murmelte Rush verlegen. TJ versuchte, das Gespräch endlich zu beenden und die Männer zum Schlafen zu bewegen. „Jetzt ist aber Schluss mit der Tuschelei. Sie beide sollten jetzt wirklich schlafen.“

    Wieder war es eine längere Zeit still. Dann musste der Colonel doch noch was loswerden: „Hat eigentlich schon mal einer von euch beiden daran gedacht, dass die Destiny schon längst gesprungen ist und wir hier festsitzen?“ Niemand reagierte. Weder TJ, noch Rush. Beide waren eingeschlafen.


    xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx


    Im Dorf – Nacht

    Nicholas Rush hatte eine schlechte Nacht. Anders konnte man es echt nicht beschreiben. Er hatte Alpträume. Wie ständig in letzter Zeit. Er war zu Hause. Er war wieder Kind. Nicht älter als zwölf. Es war abends und er machte seine Hausaufgaben. Vorher hatte er keine Zeit gehabt, da er seiner Mutter hatte helfen müssen. Gerade als er fertig war und nach oben in sein Zimmer gehen wollte, kam sein Vater. Betrunken. Wie immer. Nicholas schluckte. Er wusste, was gleich passieren würde, und Angst überkam ihn.
    „Wo is der Bengel?“, fragte sein Vater lallend. „Du wirst ihn nicht wieder schlagen!“, sagte seine Mutter. „Er is mein Sohn und ich erziehe, ihn wie’s mir passt! Kapiert?!“ Er stank furchtbar nach Alkohol. Wer weiß, wie viel Whisky er dieses Mal gesoffen hatte. „Wo isser?!“, rief er. Als Nicholas’ Mutter nicht antworten wollte, schlug sein Vater ihr ins Gesicht. Nein! Nicht seine Mutter. Er kam aus seinem Versteck und schubste seinen Vater von ihr weg. „Lass sie in Ruhe.“ Sein Vater dachte, er spinnt. „Du kleiner verdammter Bastard! Hast wohl keinen Respekt mehr, hä? Na warte, den bring ich dir noch bei!“ Und dann ging es los. Zuerst packte er Nicholas am Kragen und dann schlug er ihm mit der Faust ins Gesicht. Nicholas hörte seine Mutter schreien. Doch sie konnte nichts tun. Sein Vater schlug weiter auf ihn ein. Als er ihn los ließ, fiel er zu Boden. Der Vater trat noch weiter, hörte nicht auf. Nicholas konnte nicht mehr anders und schrie. Inständig hoffte er, dass es schnell vorbei sein würde. Doch der Alte dachte gar nicht daran. Erst nach zwei Stunden Prügel – die schließlich mit dem Gürtel weitergeführt wurden – ging er, um in der nächsten Kneipe noch einen zu heben. Nicholas schleppte sich hoch in sein Zimmer. Endlich in seinem Bett liegend, weinte er. Er weinte in sein Kissen und sich in den Schlaf.
    Schweißnass schnellte Rush hoch und bekam ein herzliches Dankeschön von seinen gebrochenen Rippen. Dieser Alptraum war neu. Aber genauso schmerzhaft, wie die anderen.

    Irgendwann war auch Young endlich eingeschlafen. Er träumte. Von Emily. In der Küche ihres gemeinsamen Hauses. Vor ihr standen zwei prall gefüllte Einkaufstaschen. Er, Everett, saß an der einen Seite des Tresens, den sie in der Mitte der Küche als Raumteiler hatten. Emily stand ihm auf der anderen Seite gegenüber, lächelte ihn an, während sie die erste Tasche auspackte. Gemüse, Kartoffeln, Eier, ein neues Sortiment Küchenmesser. Emily sagte etwas. Aber was? Er konnte sie nicht verstehen. Dabei zog Emily ein Messer nach dem anderen aus ihrer Verpackung. Young sah wieder sich, wie auch seine Lippen Worte formten und er dabei immer wieder auf die Messer blickte. Emily räumte alles fein säuberlich dorthin, wo es hingehörte. Nur die Messer, die ließ sie, ganz untypisch, auf der Arbeitsplatte liegen. Dann widmete sich Emily der zweiten Tasche. Zuerst zog sie ein Bündel Petersilie und dann noch Karotten aus der Tasche. Young sah wieder sich, wie er sich entspannte und Emily anlächelte. Doch dann zog Emily ein kleines Baby aus der Tüte! Ein Baby? Mit roten glühenden Augen voller Wut hielt sie ihm das kleine Wesen über den Tresen entgegen. Und wieder konnte er nicht verstehen, was seine Frau sagte. Er hatte nur Augen für das Baby, das ihm seine kleinen Ärmchen entgegen streckte. Es wollte zu ihm. Zu ihm? Just in dem Augenblick, wo Everett das kleine, hilflose Ding an sich nehmen wollte, zerfiel es zu Staub und er selbst hatte blutüberströmte Hände. Er sah zu Emily rüber, die eines der großen, neuen Küchenmesser mit breitem Grinsen hoch erhoben in der Hand hielt. Young sah sich selbst mit vor Schock weit aufgerissen Augen. Dann erwachte er mit einem Schrei auf den Lippen.

    Colonel Young war wieder hellwach. Er saß aufrecht, nach Luft schnappend, auf seinem provisorischen Nachtlager und schaute irritiert an die Wand. Nur schwer konnte er seinen rasenden Puls wieder auf Normalbetrieb runterschrauben. Er war völlig durcheinander. Wo war er? Was in aller Welt war geschehen? Doch als er TJ und Rush entdeckte, die beide fest zu schlafen schienen, fiel ihm alles wieder ein. Und dann kamen die Schmerzen. Erst meldete sich eine Region seines lädierten Körpers, dann eine weitere. Langsam und vorsichtig versuchte er sich wieder hinzulegen. Als sein Blick auf seine aufgeschrammten Fingerknöchel fiel, sah er vor seinem geistigen Auge plötzlich wieder das viele Blut des Babys, wie es von seinen Handflächen auf den Boden tropfte. Er kniff die Augen zu. „Verdammter Mist…“

    „Alptraum gehabt?“, hörte er Rush leise aus dessen Ecke fragen. „Ja“, murmelte Young vor sich hin. Erst wunderte er sich über die Art, wie Rush ihn danach gefragt hatte, dann stieg eine Ahnung in dem Colonel auf: „Sie auch?“ - „Ja. Wieder Mal.“ - „Wieder Mal? Haben Sie öfters welche?“ Warum fragte er das überhaupt? Seit wann interessierte er sich für Rushs Beschwerden? Vielleicht, weil es ihm nicht anders ging und er nun leichte Angst hatte, wieder einzuschlafen, um einen weiteren Alptraum zu erleben. „In letzter Zeit ständig. Auch wenn ich nicht schlafe. Ständig kommen Erinnerungen hoch“, gab Rush zu. Der Colonel konnte dessen traurigen Unterton deutlich hören und wollte deshalb wissen: „Sind Sie deshalb seit neustem immer so in Gedanken verloren?“ Rush blieb ihm eine Antwort schuldig. „Rush?“
    Der Wissenschaftler antwortete nicht. „Rush, ist alles in Ordnung?“ Young ließ nicht locker. Doch wieder bekam er keine Antwort. Vorsichtig stand er schließlich auf und schlich zu dem Wissenschaftler hinüber. Neben ihm setzte er sich wieder hin. Rush starrte ins Nichts. Auch wenn er und Rush Differenzen hatten, so hatte Young jetzt doch Mitleid mit dem Mann neben ihm. Sanft legte er ihm seine Hand auf die Schulter. „Rush?“ Endlich eine Reaktion. Rush sah Young lange an, die Augen tränengefüllt. Seinen Kopf wieder an die kalte Wand gelehnt, atmete tief ein. „Nein, Colonel. Gar nichts ist in Ordnung. Überhaupt nichts.“

    „Wollen Sie drüber reden?“ Young wusste nicht warum, aber alle negativen Gefühle, die er früher gegenüber Rush empfunden hatte, warf er jetzt über Bord. „Was würde es schon bringen zu reden?“, fragte Rush leise und niedergeschlagen. „Ich bin kein Seelenklempner, Rush. Aber über seine Probleme zu reden ist besser, als alles runterzuschlucken und still zu ertragen.“ Rush antwortete nicht. Young nahm an, dass er das als eine Art „Nein“ annehmen konnte. Er seufzte. Warum kam nur niemand an den Kerl heran? War Rush deshalb immer so gefühllos anderen gegenüber? Weil er schlechte Erfahrungen gemacht hatte? „Früher, als ich klein war, hat mein Vater mich geschlagen, wenn er vorher getrunken hatte. Was so ziemlich jeden Tag der Fall war“, sagte Rush auf einmal. Young erschrak über die plötzliche Offenheit Rushs. Er hatte schon fast nicht mehr daran geglaubt, dass der doch noch antworten würde, und musste nachhaken: „Er hat Sie echt geschlagen?“ - „Ja. Als ich zehn war, hat er damit angefangen. Er war immer betrunken, wenn er von der Arbeit kam. Und seinen Frust hat er dann an mir ausgelassen.“ - „Und…und haben Sie davon geträumt? Wie er Sie geschlagen hat?“ Rush nickte und dank der Fackeln, die außerhalb des Zellenfensters hingen, konnte Young das auch sehen. Der Colonel wusste nicht wirklich, was er dazu sagen sollte. Rush erzählte weiter: „Auch wenn ich nicht schlafe. In letzter Zeit muss ich ständig zurück denken. Wie es früher war. Ich weiß nicht mal, warum diese verdammten Erinnerungen immer und immer wieder zurückkommen!“ - „Psst. Nicht so laut. TJ schläft. Wenigstens eine von uns“, versuchte Young den lauter gewordenen Rush zu bitten.

    Doch Young irrte sich. TJ schlief nicht. Wie die Männer, bekam auch sie kaum ein Auge zu. Aber sie wollte nichts sagen, sich nicht einmischen. Sie hörte Rush und Young einfach nur zu. Und sie war schockiert. TJ hätte nie im Leben gedacht, dass Rush als Kind geschlagen worden war.

    „Meine Mutter hat nichts getan. Sie konnte ja auch nichts tun. Was hätte sie schon machen sollen? Er war der Geldverdiener. Ich musste mich also daran gewöhnen, ständig geschlagen zu werden. Dass er mir dabei mal ein paar Rippen brach oder die Nase, war ihm dabei vollkommen egal.“ - „Moment mal. Sie sind mit gebrochenen Rippen in die Schule gegangen? Die müssen doch was bemerkt haben, oder?“, fragte Young neugierig. Auch wenn es kein schönes Thema war, über das sie hier sprachen, so wusste er, dass es Rush gut tun würde, sich mal auszusprechen. „Haben sie auch. Ich musste mir immer irgendeine Ausrede einfallen lassen. Zum Beispiel, dass ich die Treppe runtergefallen bin oder sowas. Mit der Zeit hat dann keiner mehr nachgefragt.“ - „Klingt nicht gerade nach einer schönen Kindheit“, bemerkte Young und biss sich auf die Zunge. Das wollte er eigentlich nicht sagen. Doch Rush reagierte weder wütend noch wurde er sauer. „Naja. Sagen wir’s mal so: Nicht alles war schlimm.“ - „Nein?“ - „Nein. Ian und Sarah waren immer für mich da. Ohne sie wäre es viel schlimmer gewesen. Die beiden haben mich immer wieder aufgemuntert und mich so oft wie möglich von daheim weggeholt. Am Wochenende sind wir immer in die nächstgelegene Stadt gefahren. Das war das Beste, um nicht an zu Hause zu denken.“ - „Na, das ist doch was Gutes.“, witzelte Young. „Ja.“

    „Aber das ist nicht alles, hab ich Recht? Was Sie bedrückt, oder? Da ist doch noch was“, fragte Young und er wusste, dass es stimmte, aber nicht, dass er gerade einen sehr wunden Punkt getroffen hatte. Rush schluckte. Young befürchtete schon, der Mann neben ihm würde gleich anfangen zu weinen. Und das wollte er eigentlich nicht. „Ja…da ist wirklich noch was“, nuschelte Rush. „Meine Frau…Gloria…Sie ist vor fünf Jahren gestorben. Ich hab sie verloren.“ Young ohrfeigte sich in Gedanken, weiter nachgefragt zu haben. Ein sehr wunder Punkt, den er da erwischt hatte. „Tut mir Leid.“ Auf einmal verstand er Rush viel besser. Er verstand, warum Rush so zurückgezogen war. Warum er immer alleine war und lieber alleine blieb. Der Verlust seiner Frau musste ihn schwer mitgenommen haben. „Wie…wie ist es passiert?“ Rush drehte sich zu ihm um und Young wollte am liebsten wegsehen. Rush hatte es offensichtlich nicht geschafft, die Tränen zurückzuhalten. „Sie…sie hatte Krebs. Sie hatte ihn schon einmal besiegt, aber wir konnten nicht damit rechnen, dass er zurückkommt. Es war zu spät. Die Ärzte konnten nichts mehr tun. Sie starb im Krankenhaus. Es ist zwar schon so lange her, aber…“ Rushs Stimme versagte. Die Erinnerungen an Glorias Verlust hatten ihm noch den Gnadenstoß versetzt. Er tat Young einfach nur noch leid. Warum hatte er auch damit anfangen müssen? Rushs Elend nicht weiter mit ansehen könnend, legte er seinen Arm um den Mann, den er eigentlich hasste. „Hey. Es ist alles gut. Rush, hören Sie? Alles ist gut.“ Rush war am Ende. All die Jahre hatte er seine Trauer in sich hineingefressen. Lediglich Amanda Perry hatte er nur von Glorias Tod erzählt. Aber Young war der Erste, dem er sein Herz komplett ausschüttete. Ausgerechnet Colonel Everett Young. Aber es war Rush egal. Er war froh, endlich darüber zu reden. Und der Colonel hielt Rush fest. Er hielt ihn einfach nur fest.

    TJ lag in ihrer Ecke und kämpfte mit den Tränen. Wie hatte Rush nur all die Jahre damit klar kommen können? Ihre Gedanken überschlugen sich. Sie musste an verschiedenste Situationen denken, in denen ihr Rushs Handeln ein Rätsel gewesen war. Mit diesem unfreiwillig aufgeschnappten Wissen begann TJ zu verstehen warum er so zurückgezogen war und die Gesellschaft anderer mied. Sie erinnerte sich, dass Eli ihn einst gefragt hatte, ob er mit in die Messe kommen wolle, und dieser sofort abgelehnt hatte. Hatte Rush etwa Angst, mit Eli eine stärkere Bindung als nur eine leichte Bekanntschaft aufbauen zu können und es nicht verkraften würde, wenn ihm – Eli – etwas zustoßen würde?

    Nach einiger Zeit hatte Rush sich wieder einigermaßen gesammelt und saß wieder aufrecht. „Geht’s wieder?“, fragte Young vorsichtig. So hatte er Rush noch nie erlebt. Der nickte. „Danke“, war alles, war er rausbrachte. Young seufzte. „Wissen Sie Rush, im Grunde sind wir beide gar nicht so verschieden. Wir versuchen beide unsere Gefühle zu unterdrücken, für uns zu behalten.“ Rush sah ihn verwirrt an. „Wie meinen Sie das?“ - „Naja…“, er zögerte, nicht sicher sich öffnen zu sollen. „Raus mit der Sprache, Colonel. Mir hat es ja auch geholfen darüber zu reden.“ Fand hier jetzt etwa noch ein Rollentausch statt? Erst hörte der eine dem anderen und nun umgekehrt zu? „Ich… ich fühl mich ebenfalls mies“, gab Young irgendwann leise zu. „Wieso?“ - „…TJ und das Baby...“

    Leider war TJ immer noch wach und hörte auch immer noch zu. Sie schluckte. Schon wieder musste sie mit Tränen kämpfen. Was kam denn jetzt noch alles auf sie zu? Verdammt. TJ wünschte sich, einen festeren, tieferen Schlaf zu haben.

    Rush wusste, wie Young sich fühlen musste. „Sie denken, es ist Ihre Schuld, stimmt’s?“ Jetzt war es Young, der Rush mit Tränen in den Augen ansah. „Es ist meine Schuld, Rush. Verstehen Sie nicht? Ich hätte dafür sorgen müssen, dass sie in Sicherheit ist. Ich hätte sie irgendwo verstecken sollen. Ich hätte wissen müssen, dass die Luzianer sie früher oder später in der Krankenstation finden würden. Es ist alles nur meine Schuld. Ich war so ein Idiot, Rush. Es ist meine Schuld, dass unser Baby… dass TJ…“ Young konnte nicht sagen warum, aber auf einmal platzte alles aus ihm heraus und er ließ seinen Tränen freien Lauf. Er vergrub seinen Kopf in den Händen und weinte seinen ganzen Schmerz raus. Es war ihm egal, dass der Wissenschaftler neben ihm saß und ihn beobachtete. Rush wusste sich nicht anders zu helfen, als genau dasselbe für Young zu tun, was dieser für ihn getan hatte. Er nahm ihn in den Arm. „Ich glaube nicht, dass TJ das denkt, Colonel. Sie sollten mit ihr reden.“ Young lachte auf: „Und das sagen ausgerechnet Sie.“ Auch Rush lachte. „Na irgendjemand muss es ja tun. Außerdem wette ich mit Ihnen, dass es ihr nicht anders geht. Ich glaube, sie macht sich ebenfalls Vorwürfe, nicht besser auf sich aufgepasst zu haben. Und sie traut sich ebenfalls nicht, mit Ihnen zu reden. So wie Sie. Sie hat Angst, dass Sie ihr die Schuld geben könnten, an dem was passiert ist.“

    TJ lag ihn ihrer Ecke und weinte stille Tränen. Sie war verwirrt. Everett dachte also gar nicht, sie sei Schuld, sondern er selbst? Und warum hatte Rush nur so verdammt Recht mit seiner Vermutung? Warum hatte dieser Mann immer Recht? Es stimmte, sie gab sich die Schuld dafür, ihr Kind verloren zu haben. Immerhin hatte sie ja nicht mal auf sich selbst aufpassen können.

    Eine Zeit lang herrschte Stille in der Zelle. Das Einzige, was man hörte, waren die noch immer aufgedrehten Atemzüge Rushs und Youngs. „Carmen“, flüsterte Young plötzlich. Rush sah ihn verdutzt an. „Was?“ - „Carmen. So sollte unser Baby heißen.“ - „Ein schöner Name. Hätte durchaus zu ihr gepasst“, gab Rush zu. „Ach, finden Sie? TJ hat den Namen ausgesucht. Keine Ahnung warum, aber mir gefällt er. Sie fand die Bedeutung des Namens so schön. Aber sie hat mir nie gesagt, was er bedeutet“, erzählte Young mit trauriger Stimme. Rush starrte ein paar Minuten auf das Fenster, ehe er sagte: „Ursprünglich kommt der Name Carmen aus dem Spanischen und bezieht sich auf die Virgin del Carmen, die Jungfrau des Karmels. Oder auch einfach auf Maria, die Schutzpatronin des ersten Karmeliterklosters. Im Lateinischen bedeutet Carmen soviel wie Lied, Gesang oder Gedicht. Also ein wirklich guter Name für die Kleine.“ Young lächelte. Er hätte nicht gedacht, dass Rush tatsächlich die Bedeutung des Namens kannte, aber anderseits…er war eben Rush. „Ja… ja, Sie haben Recht, der Name wäre perfekt für sie gewesen“, bedankte sich Young mit erstickter Stimme. „Schon gut.“
    Dann sagte keiner der beiden noch etwas. Sie waren einfach nur still. Bis Rush schließlich als erster einschlief. Young brauchte auch nicht mehr lange, bis auch er endlich wieder Ruhe fand. Im Laufe der Nacht kippte sein Kopf zur Seite auf Rushs Schulter, der das jedoch nicht bemerkte und einfach weiter schlief.


    xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx


    Destiny – Gateraum, Nacht

    Auf der Destiny konnte man eine eigenartige Stimmung erleben. Lange hatte es nicht gedauert, bis auch der Letzte erfahren hatte, was am Tag alles passiert war. Es war inzwischen Nacht geworden. Brody und Volker hatten sich den Roboter geschnappt, den sie schon früher für Reparaturen genutzt hatten. Dazu nutzten sie noch zwei fliegende Augen, die Eli ihnen überlassen hatte, um so Sichtweisen des Problems zu bekommen, die sie so dringend benötigten. Mal war es Brody, mal Volker, einer fluchte immer. Es war zum Verrücktwerden mit diesem alten Pott und dessen recht eigenwilligem Antrieb.

    Im Gateraum wurde Nachtwache gehalten. In Wechselschicht. Jeder versuchte unentwegt, Kontakt zu den Vermissten herzustellen. Aber es kam nie eine Antwort. Einmal hatte Eli während seiner Wache heimlich nochmal ein fliegendes Auge durch das Stargate geschickt. Aber es war so dermaßen düster auf dem Planeten, dass er von Glück reden konnte, das Auge wieder zur Destiny zurückbekommen zu haben. Nach diesem Versuch erlosch sein letzter Hoffnungsfunke, in der Nacht etwas erreichen zu können.

    Scott hatte während seiner Wache im Gateraum Gesellschaft von Chloe. Beide hatten es sich so gemütlich gemacht, wie es in dem großen Raum eben möglich war. Chloe spürte, wie in Scott die Anspannung wuchs. „Hey, Matt. Alles klar bei dir?“ – „Mir geht es gut, Chloe.“ – „Sollst du lügen?“ Sie hatte ihn erwischt. Scott war mehr als nur bibelfest, hatte er doch seine Kindheit und Jungend bei einem Priester verbracht. Auch heute noch hielt er viel auf das Buch. Lange sah er Chloe in die Augen, die einfach nur wartete, bis er sich ihr gegenüber öffnete. „Ich… ich weiß nicht. Vielleicht mache ich mich auch einfach nur verrückt, aber…“, stotterte er. „Du machst dir Sorgen.“ – „Genau. Weißt du, Colonel Telford hat heute völlig recht gehabt mit dem, was er über Colonel Young sagte. Der Mann meldet sich immer, wenn er unterwegs ist. Und wenn’s ne Postkarte aus dem Urlaub ist. Ich werd nie vergessen, wie er mir mal eine kleine Post-it-Nachricht unter einen Befehl geklebt hatte, als er dienstlich von der Icarus-Base weg und ich das erste Mal allein ohne einen erfahrenen Offizier meinen Dienst versehen musste. Soll ich dir sagen, was da drauf stand? Viel Glück, Lieutenant. Mehr nicht.“ Scott stockte, sah erst auf sein Funkgerät in den Händen, dann auf das Stargate. „Wenige Worte, die viel sagen“, schloss Chloe und Scott nickte. Dann nahm sie ihn in den Arm, ließ nicht locker: „Matt. Ich weiß, dass du immer noch was hast. Los, sag schon.“

    Die Augen immer noch auf das Stargate gerichtet - Chloe war, als würde er durch das Gate in die Weite des Alls blicken - nahm Scott den Faden wieder auf: „Ich muss immer an die Mission auf dem Eisplaneten denken.“ - „Da, wo du mit dem Colonel Eisbrocken für unsere Wasservorräte holen wolltest?“ - „Ja, genau.“ - „Wie könnte ich das je vergessen, Matt? Du wärst dabei fast umgekommen!“ - „Ich weiß. Und das nur, weil ich Trottel in eine Eiswand eingebrochen bin und feststeckte. Der Colonel ist nicht weitergegangen. Er hat sich das Hirn verrenkt, um mich da wieder raus zu bekommen. Das hätte er nicht tun müssen, Chloe. Das Wasser für die Menschen war wichtiger als ein lausiges Leben.“ Chloe glaubte im falschen Film zu sein: „Sag mal, spinnst du?! Das war kein lausiges Leben, was er gerettet hat. Du weißt genau, wie viel er von dir hält, wie wichtig du für uns alle bist.“ - „Es war mein Fehler, Chloe. Meiner. Und statt das Eis und sich selbst rechtzeitig bis zum Sprung in den Hyperraum auf die Destiny zu bringen, hat er sich entschlossen, bei mir zu bleiben. Er hätte mit mir sterben können bei dem geringen Luftvorrat, den die Raumanzüge bieten. Verdammt, Chloe, er war für mich da. Ob nun durch nen läppischen Zettel oder in der Eisspalte auf einem Planeten. Er hat mich nicht allein gelassen.“ Chloe begriff: „Und du meinst jetzt, ihn alleine zu lassen.“ Scott nickte und blieb stumm.

    Dann kam Chloe eine Idee: „Vielleicht ist es gar nicht so schlimm, wie du glaubst.“ Scott schaute sie fragend an: „Wie meinst du das?“ – „Naja, vielleicht haben Colonel Young, Dr. Rush und TJ ein nettes kleines Dorf mit netten kleinen Einwohnern gefunden. Die haben die drei aufgenommen und lassen sie übernachten. Und morgen kehren die drei fröhlich und munter wieder auf die Destiny zurück. Mit vielem frischen Essen.“ Bei dem Gedanken musste Scott schmunzeln. „Schön wär’s, Chloe. Schön wär’s.“ So schön Chloes aufmunternde Vorstellung einer sicheren Situation der drei auch sein mochte, so wusste Scott doch, dass es unmöglich so sein konnte. Young hätte nicht einfach den Funkverkehr abgebrochen. Nein, es musste etwas passiert sein.


    Fortsetzung folgt...

    ENDE von Kapitel 5


  19. #12
    zigtausend Jahre alt ... ;-) Avatar von John's Chaya
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    Wieder ein interessantes Kapitel. Ich muss aber zugeben, (Im Dorf - Nacht) hab ich angefangen zu lesen, aber dann nicht weitergelesen. Bin erst kurz vorm Ende wieder eingestiegen. Wie wär es mit einer kleinen Warnung nächstes Mal, häusliche Gewalt ist nicht so mein Ding.

    Schlimme Träume, da haben die beiden Männer ein ganz schlimmes Päckchen zu tragen.
    Es ist ja mal wieder typisch Young und Rush, selbst verletzt streiten sie noch. Es ist aber schön, dass sie sich dann doch gegenseitig zuhören und auch trösten.

    Arme TJ, muss alles mit anhören, aber ist vielleicht gut so gewesen. Ich hoffe, sie schaffen es auf die Destiny zurück.

    Ich bin zu alt, um nur zu spielen, zu jung, um ohne Wunsch zu sein.

  20. Danke sagten:


  21. #13
    Young-Fan Avatar von Mason
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    Es gibt Nachschub, Leute! Kapitel 6 geht an den Start:



    Tag 2

    Im Dorf, Morgen

    Am nächsten Morgen betrat ein Krieger die Zelle der Gefangenen und fing an laut herumzubrüllen. Rush und Young saßen noch immer nebeneinander und schienen wie Steine zu schlafen. Sie zuckten nicht mal mit der Wimper, als der Muskelmann herumschrie. Rush hatte beim Schlafen die Arme verschränkt und Young hatte seinen Kopf über Nacht auf Rushs Schulter geparkt. TJ wachte als erste auf, und als sie die beiden da so zusammen sah, lächelte sie. „Einmal ausgesprochen und schon sind sie beste Freunde“, ging es ihr durch den Kopf.

    Der Krieger wurde wütend, da die zwei offenbar nicht aufwachen wollten. Er wollte schon auf sie losgehen und mit Schlägen wecken, doch TJ hob beschwichtigend die Hände. Der Krieger verstand und ließ Gnade walten. TJ ging zu den beiden Männern hinüber. Behutsam rüttelte sie Rush an der Schulter; die, die nicht von Young besetzt war. „Doktor Rush? Hey, aufwachen.“ Rush öffnete verschlafen die Augen. „Was is’n los?“, nuschelte er. Ein Blick auf den Krieger reichte und Rush wusste wieder ganz genau, wo er war. Als er ein ungewohntes Gewicht auf seiner rechten Schulter spürte, stellte er wie TJ überrascht fest, dass Young es sich dort gemütlich gemacht hatte. Er tippte ihm mit seiner linken Hand auf dessen Schulter: „Colonel? Wachen Sie auf, es geht wieder los.“ Young gähnte und murmelte etwas Unverständliches. Erst jetzt realisierte er wo er war. Hastig zog er seinen Kopf von der fremden Schulter weg und starrte zuerst auf den Krieger, dann zu TJ und dann zu Rush. Er seufzte: „Schade. Ich hatte gehofft, dass alles nur ein blöder Traum sei.“ Rush grinste: „Das wär zu schön um wahr zu sein.“ - „Oh ja“, pflichtete Young ihm, erneut gähnend, bei. Der Krieger machte eine Geste, die wohl heißen sollte, dass sie endlich mitkommen sollten. TJ stand auf. Auch Young und Rush wollten sich erheben, stöhnten aber sofort laut auf. „Gott verdammte Scheiße!“, fluchte Young. Wenn Rush ihn nicht festgehalten hätte, wäre er fast umgekippt. Und dabei lachte der Kerl auch noch. „Ich find das nicht witzig, Rush!“ Der half ihm, sich ordentlich hinzustellen und ließ ihn dann los. „Geht’s?“, fragte Rush und Young nickte dankbar.

    Die drei wurden, natürlich die Männer wieder mit Fesseln, von dem Krieger zum Kreis in der Dorfmitte geführt. Es sollte also mit den Kampfspielchen weitergehen. Der erste Gegner stand schon bereit und wartete. Bei seinem Anblick überkam Young und Rush das Gefühl, ihr gestriges Essen würde wieder hochkommen. Der Typ war riesig! Nicht groß, sondern riesig!! Er überragte sie mit mindestens zweieinhalb Kopfgrößen. Nicht mal mit vier Händen könnte man seine Arme umfassen. Im Vergleich zu dem war der letzte Gegner von gestern ein Miezekätzchen gewesen. Young sah zu Rush. Der starrte ungläubig auf den Koloss. Dieses Mal würde er Rush nicht in den Ring lassen. Die lange Schnittwunde in dessen Gesicht hatte zwar Gott sei Dank aufgehört zu bluten, aber Rush sah absolut furchtbar aus. Auch er hatte sich kaum die Nacht über erholen können, das sah man ihm auf jeden Fall an.

    Young, Rush und TJ wurden wieder zu dem Zelt geführt, wo man erst die Fesseln entfernte. „Scheint, als ob das hier immer so herrlich schwül ist“, versuchte Young zu feixen. „Ja, ganz toll“, beendete Rush den Versuch. Er war jetzt wirklich nicht in der Stimmung zurückzukeifen. TJ nahm wieder die Jacken der Männer und schauderte. Sie hatte Angst. Um Young und um Rush. Egal, wer jetzt kämpfen würde, es würde definitiv um Leben oder Tod gehen. Der kleine Mann, der Zwerg, erschien und winkte den Zuschauern zu, die sich, wie am Tag zuvor auch, um den Kreis herum wieder angesammelt hatten. Das war das Zeichen, dass es losgehen konnte.

    Der Riese stellte sich in die Mitte des Kreises und wartete ungeduldig auf seinen Gegner. Rush wollte schon in den Ring steigen, doch Young hielt ihn zurück. „Nein, Rush. Den machen Sie sicher nicht.“ - „Sind Sie komplett wahnsinnig? Das stehen Sie doch nicht durch! Sie sind viel zu schwer verletzt!“, sagte Rush aufgebracht und in seiner Stimme hörte Young doch tatsächlich heraus, dass Rush sich Sorgen machte. „Nicht mehr als Sie selbst. Ich bin der Kommandeur der Destiny. Und das heißt, dass ich dafür sorgen muss, dass niemandem etwas zustößt. Und selbst wenn ich sterben sollte…Telford könnte mich ersetzen. Ich bin für die Sicherheit der Leute verantwortlich, Rush. Und außerdem kann ich nicht zulassen, dass Sie noch mehr abbekommen!“ Young stieg in den Ring und ließ einen völlig fassungslosen Rush stehen. Der Colonel hatte keinen blassen Schimmer, wie er den Koloss besiegen sollte. Aber irgendwie musste er es anstellen. Allein schon, um Rush zu schonen. Von TJ mal ganz abgesehen.
    Der Wissenschaftler hatte sich an den Rand des Ringes gestellt und wurde bereits innerlich von Schuldgefühlen zerrissen. Wie konnte er nur zulassen, dass der Colonel wieder kämpfte? Doch jetzt blieb ihm nichts anderes mehr übrig als zu hoffen, dass Young den Kampf überstehen würde.

    Es ging los. Der hünenhafte Krieger stürmte auf den Colonel zu. Vor Schreck schaffte der es gerade noch auszuweichen. Trotz seiner Größe und Masse war der Krieger unglaublich schnell. Young kam gar nicht mehr dazu zurückzuschlagen, er war nur mit Ausweichen beschäftigt. Und nicht mal dabei schlug er sich gut. Wie sollte er das mit gebrochenen Rippen denn auch anstellen bei der Geschwindigkeit, die der Krieger an den Tag legte? Wäre er nicht verletzt gewesen, hätte er bessere Chancen gehabt.
    Young war schon wieder zu sehr in Gedanken, sonst hätte er den Schlag kommen sehen. Mit gewaltigem Schwung wurde Young nach hinten katapultiert und landete auf dem Boden. Er hustete. Bekam kaum Luft. Langsam dämmerte es ihm, was Rush mit schwerer verletzt gemeint haben musste. Auch der Wissenschaftler hatte kaputte Rippen, aber wohl doch noch ein wenig harmloser (an ‚günstigeren’ Stellen) als die Brüche Youngs. Mühsam stand er auf und haute auf den Buzzer hinter sich. Doch Zeit, richtig zu Atem zu kommen, gab es nicht. Sein Gegner kam schon wieder angesaust. Young duckte sich unter einem Schlag weg, fand sich seitlich vom dem Krieger wieder. Das musste er ausnutzen und trat dem Kerl seitlich ins Knie. Eigentlich ein sicheres Aus für die Bänder, aber die waren bei der Kriegerrasse zu gut trainiert. Der Krieger schüttelte einfach das Bein aus und ging zum Angriff über. Young blieb erstmal nichts weiter übrig, als wieder nur auszuweichen und auf einen günstigen Moment zu warten.

    Durch die vielen hektischen Bewegungen tat Young schnell alles wieder weh. Er musste auch zuschlagen, sonst würde er den Kampf nie gewinnen. Also versuchte er all seine Schmerzen auszublenden und sich nur auf seinen Gegner zu konzentrieren. Ganz nach dem Rocky-Motto „Keine Schmerzen!“. Er war Soldat, verdammt noch mal! Er hatte eine Kampfausbildung! So leicht würde er sich nicht besiegen lassen!

    Young wartete auf seine Chance und holte dann zum Gegenschlag aus. Sichtlich verwirrt, reagierte der Krieger zu spät. Young landete mit dem Bein einen Volltreffer in der Magengegend. Der Krieger grunzte verächtlich. Das gefiel ihm überhaupt nicht. Er wollte Youngs Bein packen, doch der zog es rechtzeitig zurück und rannte um den Gegner herum. Jetzt sprang er auf den Rücken des Hünen und krallte sich dort fest. Der Riese brüllte wild und versuchte den Menschen wieder abzuschütteln. Aber Young dachte nicht daran loszulassen. Stattdessen schlang er seinen linken Arm um den Hals seines Gegners, um einen guten Halt zu haben, und schlug mit der freien Faust so fest er konnte dem Kerl in die Rippengegend. Immer wieder schlug Young zu. Sein Ziel war es, sich bis in die Nierengegend vorzuarbeiten, um auch da Treffer zu landen. Aber er kam nicht ran. Also versuchte Young es anders. Er sprang von dem Rücken seines Gegners. Der drehte sich um und Young trat, so fest er konnte, zu. Und tatsächlich. Der Riese jaulte auf. „Das ging ja leichter, als ich dachte“, murmelte Young leise. Er hatte angenommen, es würde länger dauern, ehe er endlich mal wieder richtig treffen würde. Allerdings machte der Krieger jetzt mächtig Dampf. Er holte aus und schlug Young in den Magen. Und immer wieder und wieder.

    Außerhalb war TJ am Verzweifeln. Ihr Colonel war schon in einem schlechten Zustand, aber was da gerade passierte… Als Young vor Schmerzen laut aufschrie, griff sie blitzartig nach Rushs Hand. Der erschrak über ihr Verhalten, konnte es aber durchaus nachvollziehen. Auch er hatte Angst um den Colonel. Die Schläge hörten nicht auf und TJ konnte die Tränen nicht zurückhalten. Sie vergrub ihr Gesicht in der Schulter des Wissenschaftlers, der versuchte sie zu trösten: „Er schafft das. Er ist nicht umsonst Colonel.“ - „Glauben Sie eigentlich, was Sie da sagen?“, fragte TJ unter Tränen. Rush seufzte. „Ich glaube es, weil ich hoffe, dass er es schafft.“ TJ sah ihn entsetzt an. „Sie hoffen es? Seit wann kümmert es Sie denn, ob er am Leben bleibt oder nicht?“, fragte sie. Keine drei Sekunden später bereute sie ihre Aussage, aber sie war einfach zu aufgewühlt. Rush wandte den Blick von ihr ab und starrte auf den Ring. Er hatte ihre Hand losgelassen. „Rush?“, fragte TJ vorsichtig, „Rush, es tut mir Leid. Das wollte ich nicht.“ Rush, den Blick nicht vom Ring abwendet, antwortete: „Schon gut, Lieutenant. Glauben Sie mir, ich weiß wie Sie sich fühlen.“ Das weiß ich doch, hätte TJ am liebsten geantwortet. Aber dann hätte sie verraten, dass sie vergangene Nacht bei seinen und Youngs Gesprächen nicht geschlafen hatte, sondern alles mit angehört hatte. „Es tut mir wirklich Leid“, flüsterte sie noch einmal.


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    Destiny - Außenteam 2

    Telford hatte nicht nur die erste Wache der letzten Nacht übernommen, sondern auch die letzte. Schon vor zwei Stunden hatte er Camille ins Bett gescheucht. Doch er war nicht allein. Nachdem Scott seine Wache beendet und einige Stunden unruhigen Schlafs hinter sich gebracht hatte, stand er nun wieder, Gewehr bei Fuß, neben dem Colonel. Neben Scott standen Master Sergeant Ronald Greer und Lieutenant Vanessa James. Beide hatten es sich nicht nehmen lassen, so früh wie möglich zusammen mit Scott auf den Beinen zu sein. Die drei waren inzwischen richtig gute Freunde geworden und bildeten immer öfters ein gutes Team. Doch je länger sie nutzlos neben Telford rumstanden und warten mussten bis dieser endlich ein Suchteam durch das Gate schicken würde, desto unruhiger wurden sie. Auf dem Planeten schien die Sonne bereits seit gut drei Stunden und Telford rührte sich immer noch nicht. Scott sah auf seine Uhr: „Sir, es ist bereits 09:00Uhr.“ Der Colonel warf ihm nur einen flüchtigen Blick zu: „Ja und?“ Dann tippte er zum gefühlten 200sten Male die Sprechtaste an seinem Funkgerät: „Destiny an Colonel Young. Irgendwer auf Empfang?“

    Greer verdrehte die Augen: „Die melden sich nicht, Colonel. Lassen Sie uns endlich los.“ Dabei hielt er sein Gewehr fest umklammert vor sich. „Master Sergeant Greer, zügeln Sie Ihre Zunge!“, wies der Colonel ihn zurecht. Doch Greer dachte gar nicht daran, sich zurückzunehmen. Kalt blieb er vor Telford stehen. Auf der Icarus-Basis hatte er den Mann schon einmal umgehauen und würde nicht eine Sekunde zögern, es wieder zu tun. Nicht, wenn es um TJ und Colonel Young ging. Scott ging dazwischen: „Ron! Nicht! Colonel Young würde das sicher nicht wollen.“ Greer, noch immer mit starrem Blick in Telfords Augen, blieb stur: „Colonel Young ist wahrscheinlich in Schwierigkeiten. Und wir sitzen immer noch hier und tun nichts.“ – „Ich weiß, Ron, ich weiß. Aber überstürzt zu handeln, bringt uns auch nicht weiter“, redete Scott weiter auf den Sergeant ein. James hielt sich lieber schweigend im Hintergrund, während Greer fauchte: „Besser überstürzt handeln, als gar nicht handeln!"

    Telford, der noch immer überlegte, ob er dafür sorgen sollte, dass sich Greer wie zuvor auf der Icarus-Basis eine Arrestzelle von innen ansehen sollte, besann sich eines Besseren. Er hatte Everett versprochen, nicht für Ärger zu sorgen, und daran wollte er sich halten. Telford rechnete es seinem Freund hoch an, dass der ihn erst von seiner Gehirnwäsche befreit und ihm noch vor dem Überfall der Luzianer-Allianz die Hand gereicht hatte. Das war nicht selbstverständlich gewesen. Telford war sich dessen bewusst, dass er genauso gut auch bei den Gefangen hätte hocken können. Er hatte mächtig was gut zu machen. Also schluckte er seinen Ärger runter und meinte stattdessen: „Schon gut, meine Herren. Ich sehe, Sie sind kaum noch zu bremsen. Also schnappen Sie sich ihre Klamotten und ziehen los.“ Greer, der seit Beginn der Konversation Telford ununterbrochen in die Augen gestarrt hatte, meinte: „Danke, Sir.“ Dann drehte er sich zu Scott um, der ihn noch immer am Arm gepackt hielt um Schlimmeres zu vermeiden. James, die sich schon am Gate positioniert hatte, freute sich, dass es endlich losging: „Auf in den Kampf, Freunde.“ Gemeinsam mit den beiden Männern, denen sie jederzeit ihr Leben überlassen würde, ging sie durch das Tor.

    Kaum aus dem Ereignishorizont raus, strömten Scott, Greer und James sofort auseinander. Sie wollten ein möglichst großes Feld abdecken. Mit den Waffen im Anschlag suchte jeder nach Spuren oder anderen Hinweisen. So grasten sie die Ebene vor ihnen Meter für Meter ab. „Hier ist nichts“, meldete James. „Hier auch nicht“, gab Greer bekannt. Scott erging es ähnlich. Sie suchten, suchten und suchten. Gingen in sämtliche Richtungen. Bis James auf einen Bach stieß: „Ich hab hier einen Bach gefunden. Hatte der Colonel nicht etwas von einem Bach gemeldet?“ Scott überlegte fieberhaft und rief dann: „Ja genau! Sehr gut James. Suchen Sie da weiter. Greer? Wir beide schauen uns mal Richtung dem Wald da um.“ Dann griff er nach seinem Funkgerät, um Telford zu rufen: „Colonel Telford, hier ist Scott.“

    Auf der Destiny zuckte Telford regelrecht zusammen, als er Scotts Stimme hörte. Immerhin einer, der sich meldete. „Hier Telford. Haben Sie was?“ – „Nein, Sir. Bis jetzt nichts. Aber wir haben einen Bach gefunden und vor uns ist auch ein Wald. Den sehen wir uns mal genauer an. Scott out.“ Telford schaute auf sein Funkgerät. War das jetzt eine gute oder eine schlechte Nachricht? Er war sich nicht sicher. Noch immer darüber nachgrübelnd, bemerkte er Camille Wray, die wieder zu ihm stürzte: „Wie können Sie es wagen, mich nicht zu informieren, dass Sie ein Team losschicken, Colonel!“ Telford bekam große Augen: „Warum sollte ich? Ich habe das Kommando, nicht Sie.“ - „Ich… ich…“, Camille wusste nicht mehr weiter. Sie konnte nur noch klein beigeben und sich von Telford alles erklären lassen. Nachdem dieser geendet hatte, bekam nun auch die IOA-Mitarbeiterin ein mulmiges Gefühl.


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    Auf dem Planeten - Außenteam 2

    Während Scott und Greer den Wald ansteuerten, suchte James die Umgebung nahe dem gefundenen Fluss ab. Bis sie in der Ferne einen Haufen entdeckte, der ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. James ging schneller und fing schließlich zu rennen an. Wild verstreut fand sie eine im Gras liegende Ausrüstung. „Scott! Greer! Kommt mal her, ich hab was!“, rief sie sofort ihre Kameraden, die auf dem Absatz kehrt machten und zu James sprinteten. „Das ist ja die Ausrüstung von TJ!“, rief Scott aus. „Und die von Dr. Rush. Seht mal, das ist doch sein Zeug hier, oder?“ Greer hob eine Tasche hoch. Ja, eindeutig die des Wissenschaftlers. „Und das hier ist TJs Cappy, die Weste und… Sekunde… die Med-Tasche.“ James hielt alle drei Sachen in die Höhe. Scott schaute sich um und überlegte: „Hm, ist ja mal wenigstens etwas. Aber…“ – „Wo sind die Sachen des Colonels? Und, wo sind die drei selbst?“, fiel ihm Greer ins Wort. „Kommt. Nehmen wir die Sachen mit. Wenn Dr. Rushs und TJs Ausrüstung hier ist, dann muss der Rest auch irgendwo sein. Wir gehen nochmal zum Wald. Ich weiß nicht, aber irgendwas zieht mich da hin.“ Scott zog Greer und James mit sich, die Fundstücke natürlich mit dabei.

    Plötzlich sah Greer etwas in der Ferne aufblitzen: „Hey! Seht mal da hinten! Da hat eben was aufgeblitzt. Schauen wir uns das mal genauer an.“ Die drei steuerten den Punkt an, angeführt von Greer, der trotz der schwülen Luft bereits einige Meter Vorsprung hatte. Als Scott und James ihren Kameraden eingeholt hatten, hielt der bereits irgendwas in der Hand. Es war das Gewehr von Young, das bei einem glücklichen Lichteinfall gefunkelt hatte. Daneben lagen noch seine Einsatzweste sowie das Cappy. Greer untersuchte das Gewehr: „Hm, beschädigt ist es nicht. Genau wie die anderen Sachen. Die Weste ist, genau wie die von TJ, komplett bestückt.“ – „Genau wie die Taschen“, gab Scott dazu „Aber so verstreut, wie die Klamotten hier rumliegen, sieht das nicht nach einem Picknick aus. Was zur Hölle ist nur passiert?“ James befürchtete das Schlimmste: „Wir müssen sie finden.“ Greer, der die Sorge in James’ Gesicht bemerkte, legte ihr aufmunternd die Hand auf die Schulter: „Keine Sorge. Wir finden die drei schon. So schnell haut die nichts um.“ James hielt dem entschlossenen Blick Greers noch einige Sekunden stand. Dann schluckte sie und nickte. Scott hatte sich derweil das Gewehr, die Weste und das Cappy des Colonels geschnappt: „Aber zuerst bringen wir die Klamotten zur Destiny. Voll beladen können wir im Fall der Fälle nicht viel ausrichten. Außerdem schreit Telford bereits wieder nach Neuigkeiten.“ James schulterte die Weste TJs und stopfte das Cappy der Medizinerin in eine ihrer Taschen. Greer schnappte sich die Umhängetaschen. Dann ging es im Schnellschritt zurück zur Destiny. Jeder war zwar froh, endlich etwas gefunden zu haben, und das zum Glück ohne Anzeichen eines Kampfes, aber dass sie noch immer kein Lebenszeichen gefunden hatten, lastete schwer auf ihnen.


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    Destiny

    Wieder zurück auf der Destiny wurden die drei von einem unruhigen Colonel Telford, einer noch unruhigeren Camille Wray sowie von einem aufgewühlten Eli empfangen. „Und, Lieutenant, was haben Sie?“, fing der Colonel auch gleich an. Scott, Greer und James hielten ihre eingesammelten Fundstücke hoch. Scott berichtete: „Wir haben die gesamte Ausrüstung gefunden, Sir. Lag alles verstreut in der Gegend herum. Die Sachen von Dr. Rush und TJ fanden wir nahe dem Fluss. Die Sachen von Colonel Young lagen an einem Waldrand. Keine weiteren Spuren. Keine Anhaltspunkte für einen Kampf oder dergleichen. Nichts, absolut nichts.“ Camille schlug vor Schreck die Hände vor den Mund und Telford fragte irritiert: „Wie nichts? Man verschwindet doch nicht einfach so.“

    „Doch… äh… gibt es da nicht diese Goa’uld-Ringtransporter?“, mischte sich Eli ein und kassierte dafür einen zurechtweisenden Blick des Colonels. Warum musste sich Eli aber auch immer in militärische Angelegenheiten mischen… Noch bevor Telford etwas sagen konnte, berichtete Greer, während er und die anderen beiden die Fundstücke ablegten, weiter: „Nach den Dingern haben wir auch gesucht. Fehlanzeige. Keinerlei Hinweise auf uns bekannte Technologie.“

    Nun meldete sich Scott wieder zu Wort: „Sir? Ich schlage vor, wir gehen noch mal auf den Planeten und suchen weiter. Irgendwas Unvorhersehbares muss geschehen sein. Der Colonel hätte sonst mit Sicherheit irgendein Zeichen hinterlassen.“ Telford nickte zustimmend: „Und wenn nicht er, dann Rush oder Lieutenant Johansen. Okay, Lieutenant. Sie drei gehen nochmal durch das Gate. Suchen Sie den Wald ab. Ich vermute, dass wir dann vielleicht weitere Antworten auf unsere Fragen bekommen. Finden Sie unsere Sorgenkinder. Ich will, dass alle wieder an Bord kommen. Ist das klar?“ – „Jawohl, Sir!“ Und schon verschwanden Scott, Greer und James erneut durch das Gate. Auf der Destiny gingen die Zurückgebliebenen ebenfalls wieder an ihre Arbeit. Schließlich wartete da unter anderem noch der Antrieb des Schiffes.


    Fortsetzung folgt...

    ENDE von Kapitel 6


  22. #14
    zigtausend Jahre alt ... ;-) Avatar von John's Chaya
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    Oh man, das müssen Schmerzen sein, wie lange hält Young wohl noch durch? Der Arme, aber echt nett von Rush, dass er kämpfen wollte.

    Greer ist der Universe - Ronon, Ronon würde genauso einen Terz machen, wenn es um Sheppart geht. Ich mag Telford ja nicht, aber er scheint doch einen guten Kern zu haben.

    Hoffentlich finden Scott, James und Greer die Drei, es wird Zeit, lange halten die das nicht mehr aus. Sind schon ein merkwürdiges Volk, diese Krieger. Bin ja mal gespannt wie es weiter geht!

    Ich bin zu alt, um nur zu spielen, zu jung, um ohne Wunsch zu sein.

  23. Danke sagten:


  24. #15
    Young-Fan Avatar von Mason
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    Tadaaaa, Kapitel 7 ist da:



    Auf dem Planeten - Außenteam 2

    Scott, Greer und James nahmen direkten Kurs auf den Wald. Dort teilen sie sich wieder auf, um ein möglichst breites Gebiet abzusuchen. Erneut vergingen Stunden der Suche. Bis Greer plötzlich Schreie hörte. Mit erhobenem Gewehr schlich er weiter. Bis zu einem kleinen Hang, der bergab führte. Greer ging in Deckung und schaute sich um. Unten am Fuße des Hangs war ein Dorf zu sehen. Primitiv und irgendwie an ein menschliches Dorf erinnernd. Greer nahm das Zielfernrohr seines Gewehrs zur Hilfe, um Näheres erkennen zu können. Langsam ließ er es quer über das Dorf gleiten. Hier und dort entdeckte er Bewohner. Außerirdisch, ja, aber irgendwie erinnerten sie ihn an Menschen. Sein Blick fiel auf einen großen Platz in der Mitte. Dort hatten sich so einige dieser Spezies versammelt, wild durcheinander gestikulierend. Erst konnte Greer es nicht richtig deuten, aber dann kapierte er. Die Bewohner waren Zuschauer. Zuschauer eines Nahkampfes, der in einer Art Ring stattfand. Greer fingerte erneut an seinem Zielfernrohr seines Gewehrs, holte alles aus dem Ding heraus. Der Kampf schien interessant zu sein. Und dann verkrampfte sich sein Magen. Sein Blick fiel auf eine ihm nur zu bekannte Gestalt. „Das kann doch nicht… das ist doch nicht…“, schoss es dem Master Sergeant durch den Kopf.

    Greer hatte Colonel Young entdeckt, der schwer angeschlagen gegen ein riesiges Ungetüm der einheimischen Rasse kämpfte. Beide schenkten sich nichts. Der Riese wies einige Dellen auf. Aber Young wirkte völlig erschöpft, hatte überall Schrammen, Beulen und ein Longshirt, welches schon wesentlich besser ausgesehen hatte; es hatte etliche Risse bekommen. Er hatte sichtlich Probleme, nicht bei jeder Aktion ins Stolpern zu kommen. Noch während Greer überlegte, ob er träumte, setzte Young zu einer Abwehr an. Der Riese holte aus, um einen Schwinger anzusetzen. Der Colonel riss seinen Arm hoch, leitete den Schwung des gegnerischen Arms über sich hinweg und schlug seinerseits in die nun völlig ungedeckte Körperseite des Riesen. Young setzte nach und der Riese ging zu Boden. „Sehr gut!“, dachte sich ein grinsender Greer. Dann konnte er beobachten, wie der Riese oben auf sowas ähnliches wie einen Pfahl haute, aufstand und Young wieder angriff, der sich gerade Blut von seiner aufgeplatzten Lippe und der Nase wegwischte. Greer konnte nur schwer seinen Blick von dem Geschehen im Kreis abwenden. Aber es galt ja noch zwei weitere Personen zu finden, die, so hoffte Greer inständig, auch in dem Lager sein dürften.

    Und tatsächlich. Neben dem Kreis fand er Dr. Rush und TJ. Rush sah ebenfalls mehr als mitgenommen aus. Auch er hatte diverse Cuts im Gesicht und den Händen sowie Blutergüsse. Seine Haare waren zerzaust. „Fit ist was anderes“, murmelte Greer und begann sich zu sorgen. Hatten die beiden Männer etwa schon mehrere Kämpfe bestreiten müssen? Vielleicht sogar schon seit dem gestrigen Tage? Hatten sie lediglich „leichtere Blessuren“ abgekommen oder gar schlimmere, die Greer nicht ausmachen konnte? Es machte jedenfalls stark den Anschein. Auch wenn der Master Sergeant nicht allzu viel von Dr. Rush hielt, er wusste dennoch, dass der Wissenschaftler ein zäher Hund sein konnte. Und so wie er dort stand, mit einer Körperhaltung gemischt aus Wut, Sorge und Schmerz, bestätigte es nur Greers Überlegungen. Aber konnte der Typ auch wirklich Nahkämpfe gewinnen? Da hatte Greer dann doch Zweifel.

    Dicht neben Rush stand TJ. Gott sei Dank sah sie unversehrt aus. Greer stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Man hatte sie wohl nicht kämpfen lassen müssen. Ihre Kleidung war zwar wie die der beiden Männer verdreckt, aber anscheinend komplett löcherfrei. Auch wiesen ihr Gesicht und die Hände offensichtlich keinerlei Verletzungen auf. Jedoch bekam Greer den Eindruck, dass sie jede Sekunde in den Kampfkreis springen könnte oder zumindest Rush vor Sorge erdrückte. Sie schien fürchterliche Ängste auszustehen, wenn sie sich sogar schon an dem Wissenschaftler festkrallte.

    Greer hatte genug gesehen. Vorsichtig fingerte er nach seinem Funkgerät und flüsterte ins Mikro: „Greer an Scott und James. Bitte kommen.“ Nur einen Bruchteil einer Sekunde später kam die Antwort: „Hier Scott. Was gibt’s?“ – „Hier James, ich höre.“ Greer bekam den Eindruck als ob die beiden ihre Funkgeräte die ganze Zeit über in der Hand gehalten hätten. Die waren ja schneller mit der Meldung als jemals zuvor. „Ich hab sie gefunden“, gab Greer an. Stille. Dann war es Scott, der aufgeregt fragte: „Wo?“ – „Lauft vom Gate ausgesehen einfach gerade durch den Wald. Ich hab den Weg markiert. Folgt den Markierungen. Ich komme euch entgegen. Und beeilt euch.“ – „Verstanden“, gab James an. „Bin unterwegs“, war alles, was Scott meldete.
    Es war gut, dass Scott und James von ihren unterschiedlichen Standpunkten aus das Gate noch im Blickfeld hatten. So konnten sie eine imaginäre gerade Linie zum Wald ziehen und wussten genau, wo sie lang mussten. Fast gleichzeitig stießen sie nach einiger Zeit auf Greer. Der erzählte nicht viel, führte beide auf direktem Weg zu seinem Versteck am Hang.

    Scott reagierte ähnlich, wie Greer es anfangs getan hatte. Ihm fiel das Kinn herunter. Vanessa James hielt sich die Hände an den Mund, um nicht irgendein lautes Geräusch des Schrecks von sich zu geben. Noch immer war Young am Kämpfen. Er sah mitgenommen aus, hatte etliche Schnittwunden und blutete stark. Greer zeigte auf Rush und TJ, die noch immer am Rand des Kampfbereichs standen. Rush sah ähnlich schlimm aus. Scott und James konnten die Spuren in dessen Gesicht und Händen erkennen. Auch sahen sie die große Schnittwunde, welche in der rechten Gesichtshälfte war. Dazu schien er mehr als erschöpft zu sein. Er diskutierte heftig mit TJ, die den Arm des Wissenschaftlers festhielt. Dem schien das nicht wirklich zu gefallen und er versuchte sie abzuschütteln. Wollte er etwa in den Ring zu Young? Doch TJ packte einfach noch den anderen Arm des Wissenschaftlers und drückte ihn mit der Vorderseite an eine Wand. Rush zappelte, versuchte aus dieser misslichen Lage wieder rauszukommen. Aber er schaffte es gerade mal den Kopf zu drehen. Scheinbar fluchte er TJ an. Bei dieser Aktion wurde Scott und James klar, dass wenigstens TJ unversehrt schien.


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    Im Dorf, Außenteam 1

    Eine Stunde war bereits vergangen und Colonel Young hatte es tatsächlich geschafft, sich im Kreis zu halten. Die meiste Zeit war er allerdings mit Ausweichen beschäftigt gewesen, was ihm auch einigermaßen gut gelungen war. Aber das wiederum hatte den Riesen mächtig wütend gemacht. Young war müde, bekam immer schlechter Luft. Je länger der Kampf dauerte, seit er das letzte Mal seinem Gegner die eine Körperhälfte bearbeitet hatte, schaffte er es kaum noch, den Schlägen seines Gegners auszuweichen. Ein Treffer nach dem anderen prasselte auf ihn ein. Zu den Cuts vom Vortag, hatte er im Laufe des Fights noch weitere bekommen. Außerdem hatte sein Longshirt noch mehr gelitten, als er gerade weit genug nach hinten springen konnte, um auf Rippenhöhe angesetzte Schwinger zu entgehen. Dabei waren die Finger seines Gegners durch den Stoff gefahren und hatten ihn aufgerissen.

    TJ musste Rush festhalten, denn der wollte nicht mehr länger zusehen, sondern in den Kreis springen und Young da rausholen. Doch auch wenn die Sanitäterin sich um den Colonel sorgte, Rush war auch nicht gerade unverletzt. Sie hatte seinen Arm beinahe schon panisch umklammert und weigerte sich partout ihn loszulassen.

    Doch dann passierte alles so schnell, dass Young gar keine Zeit mehr zum Reagieren hatte. Er war zu müde geworden, hatte zuviel einstecken müssen. Der Koloss packte ihn und hob ihn hoch. Young zappelte wie ein Fisch und versuchte verzweifelt, sich aus dem eisernen Griff zu befreien. Doch es half nichts. Der Koloss hielt die Beine des Colonels fest und mit dem anderen Arm hatte er sich am Hals vorbei in Youngs Kleidung festgeklammert. Dann begann er zu ziehen. Young schrie schmerzhaft auf.

    TJ hatte Rush jetzt an beiden Armen gepackt, um ihn festzuhalten zu können. Der Wissenschaftler sträubte sich, denn sie hatte seine Arme auf den Rücken gedreht und drückte Rush gegen eine Wand. „Verdammt noch mal, TJ! Lassen Sie mich los! Sofort loslassen!“, rief er wütend. Doch die Sanitäterin dachte nicht daran, ihn loszulassen.

    Der Koloss hatte Young fallen gelassen. Schwer atmend lag er nun am Boden. Sein ganzer Körper empfand nur noch Schmerz. Höllischen Schmerz. Young hoffte inständig, dass es nun vorbei war, er sich beim Aufrappeln, um auf den Buzzer zu hauen, wenigstens etwas Zeit lassen konnte. Doch sein Gegner kannte kein Pardon. Statt auf das Signal des Buzzers zu warten, welches die weitere Kampfbereitschaft des zu Boden gegangenen signalisierte, packte er Young am Kragen und schleuderte ihn mit aller Kraft von sich; quer durch den Kreis. Der Koloss hatte gut gezielt. Young knallte mit voller Wucht gegen einen der Holzpfosten. Es knackte laut und deutlich. Stechende Schmerzwellen durchzuckten die linke Schulter des Colonels, sodass dieser laut aufschrie. Er war wie gelähmt, konnte die Schulter kaum noch bewegen. Panisch versuchte er aufzustehen, doch es gelang ihm nicht. Sein Körper gehorchte ihm offensichtlich nicht mehr. Der Hüne kam auf ihn zu, die Faust bereits hoch erhoben, um Young den finalen Schlag zu verpassen. Der kniff die Augen zusammen. „Das wars dann“, flüsterte er leise. Er spürte förmlich, wie der Hüne zum Schlag ansetzte.

    Doch der traf ihn nicht. Jemand ging neben ihm zu Boden und vorsichtig öffnete Young die Augen. Neben ihm lag Rush am Boden. Der Wissenschaftler hatte das Gesicht verzogen. Auf seiner linken Gesichtshälfte konnte man den Faustabdruck des Kolosses erkennen und eine weitere Schnittwunde, die blutete. Kurz stöhnend, richtete sich Rush wieder auf und stellte sich schützend vor Young. Der war baff. „Rush! Das ist mein Kampf! Sie dürfen nicht…“, begann er, doch Rush schnitt ihm das Wort ab. „Vergessen Sie’s! Sie waren jetzt lange genug hier drin und haben gelitten. Wir können es uns nicht leisten, Sie zu verlieren. Sie können ja nicht mal mehr aufstehen. Ich mache weiter und damit basta!“

    Young jedoch dachte nicht daran, einfach aufzugeben. Rush war schon wieder im Begriff, ihm den Hintern zu retten! „Nein, ich muss…“, begann er zu protestieren. Doch eine erneute Schmerzwelle von seiner Schulter ausgehend, hinderte ihn daran aufzustehen. Rush hingegen nickte TJ kurz zu und die Sanitäterin kam sofort in den Kreis gelaufen; rannte zu Young. Sie warf Rush einen dankbaren Blick zu. Dann half sie dem Colonel, wenigstens halbwegs wieder auf die Beine zu kommen. Mit schmerzverzerrtem Gesicht hielt der sich den linken Arm, während TJ ihn langsam aus dem Kreis begleitete. Kaum draußen, sackten ihm die Knie wieder weg. TJ musste ihn stützen, damit er sich zumindest hinsetzte und nicht gleich wieder lang lag. Der Koloss im Ring hatte die ganze Zeit über verdattert dagestanden. Dieser ungeplante Gegnerwechsel hatte ihn innehalten lassen. Da nun Rush mit ernstem Blick vor ihm stand, nahm er dieses als Zeichen, dass es weitergehen konnte. Buzzer hin, Buzzer her.

    Während TJ die neuen Verletzungen des Colonels genauer untersuchte, schaute dieser noch immer zu Rush. Er konnte es nicht zulassen, dass dieser unverbesserliche Wissenschaftler die Kohlen für ihn aus dem Feuer holte. Nicht schon wieder. TJ völlig ignorierend, beobachtete Young, wie sich auf den Lippen des Kolosses ein boshaftes Lächeln ausbreitete, und rief: „Rush! Das schaffen Sie nicht! Den können Sie unmöglich besiegen! Hören Sie! Verdammt noch mal, Rush, Sie werden dabei draufgehen!“ Rush sah zu Young und seine Gesichtszüge waren angespannt, als er antwortete. „Ich weiß.“
    Noch immer fassungslos auf Rush starrend, der es nun mit dem Hünen aufnahm, zuckte Young zusammen. TJ hatte ihn nur leicht an der Schulter berührt, aber es hatte gereicht. Strafend sah er TJ an: „Au! Lass das! Ich hab da jetzt keine Zeit dafür, TJ. Ich muss da wieder rein.“ – „Daraus wird nichts. Für heut ist Schluss. Mit der Schulter können Sie unmöglich weitermachen.“ TJ schaute ihn mit ernster Miene an. „TJ, den packt Rush nicht. Ich…“ Young wollte wieder hoch, egal, wie es ihm ging. Wollte einfach nicht, dass Rush noch mehr abbekam. Doch die kleinste Bewegung des Oberkörpers reichte aus, um erneut Sterne vor seinen Augen aufblitzen zu lassen. TJ verdrehte die Augen, hinderte Young daran, hochzukommen und schlug einen sanfteren, privateren Ton an, in der Hoffnung so zu ihm vorzudringen: „Everett, lass es. Die Schulter sieht mies aus. Sie ist wahrscheinlich…“ Weiter kam sie nicht. Zu erschrocken war sie, als sie sah, wie es im Ring weiterging.

    Rush wich den Schlägen des Kolosses schnell aus, was Young einerseits beeindruckend fand, aber andererseits nicht wirklich wunderte. Immerhin hatte Rush die ganze Zeit beobachten können, wie sich der Kerl bewegte. Und wie er Rush kannte, hatte der schon längst alles analysiert, was es zu analysieren gab. Und dadurch war er gewissermaßen im Vorteil, konnte die Schritte seines Gegners voraussehen. Und tatsächlich wich Rush jedem einzelnen Schlag aus. Aber auf Dauer würde das nicht klappen. Nicht, wenn er den Riesen besiegen wollte. Dafür müsste er selbst angreifen, was sich doch als problematisch aufweisen könnte. „Everett?“, fragte TJ, als Young noch immer wie besessen auf den Ring und auf Rush starrte. Da er nicht reagierte, nahm sie sein Kinn, drehte seinen Kopf zu sich, damit er sie ansehen musste. „Mach dir keine Sorgen, Everett. Er schafft das.“ - „Und was wenn nicht? Was, wenn er dabei umkommt? Das ist es nicht wert.“
    Etliche Zeit später stand Rush noch immer. Young hatte keine Ahnung, wie lange das nun schon so lief. Er wusste nur eins: Rush hielt länger durch, als es ihm selbst gelungen war. Dieser verdammte Pfosten! Unbewusst tastete er bei dem Gedanken daran an seine Schulter, die bis zum Hals hoch pochte. Aber Young konzentrierte sich wieder auf Rush. Genauso wie TJ, die nebenbei Blut abtupfte.

    Der Wissenschaftler hatte eine Menge aushalten müssen. Dennoch schaffte er es nicht, trotz seiner guten Taktik, den Schlägen des Hünen auszuweichen. Doch er stand, und das war die Hauptsache. Young wusste, der Wissenschaftler war zäh und würde nicht aufgeben. Immer wieder rappelte Rush sich unermüdlich auf, haute auf den Buzzer am Pfosten, kämpfte weiter. Dass er mittlerweile schon wieder blutete, interessierte ihn herzlich wenig. Seine rechte Hand tat ihm weh, was er aber nur dann realisierte, wenn er damit zuschlug. Alles andere hatte er komplett ausgeblendet. Die weiteren Schmerzen, die gebrochenen Rippen, seine Umgebung, Young, TJ. Es gab nur noch ihn und seinen Gegner.
    Rush hatte wahrlich den berühmten Tunnelblick. Plötzlich sah er nicht mehr den Krieger vor sich, sondern seinen Vater. Und genau das war es, was seine letzten Kräfte mobilisierte. Er schlug, duckte sich unter einem Schwinger weg, sprang zur Seite, schlug zurück. Dann verknotete er die Finger beider Hände zu einer dicken Faust, holte weit aus und haute aus vollem Schwung heraus mit beiden Armen gegen die Brust des Hünen, als ob er einen Baseball schlagen würde. Das saß! Der Krieger klappte zusammen. Rush hatte ihm die Luft aus den Lungen geschlagen.

    Young wäre vor Jubel am liebsten aufgesprungen, besann sich aber schnell eines Besseren. Stattdessen sprang TJ in die Luft und riss die Arme hoch: „Weiter so! Nicht nachlassen! Gleich haben Sie ihn!!“

    Und genauso kam es. Rush setze einen Vorwärtsstoß nach dem nächsten an. Da der Koloss ja nicht zu Boden gegangen war, wonach er ja laut der Regeln erst wieder aufstehen, dann auf den Buzzer drücken hätte müssen, nutzte Rush diesen glücklichen Umstand gnadenlos aus. Der Koloss kassierte Schläge ohne Ende. Von rechts, von links, von rechts und wieder von links. Rush prügelte all seinen Frust gegenüber seinem Vater dem Krieger an die Rübe. Solange, bis dieser endlich zu Boden sackte und sich nicht mehr rührte. Der Kampf war vorbei. Rush hatte es mit letzter Kraft geschafft, den Koloss der Kriegerrasse doch noch zu besiegen. Aber dafür hatte er einen hohen Preis zahlen müssen: er konnte kaum noch aufrecht stehen, spuckte sogar manchmal Blut. Seine linke Hand war gebrochen, seine Nase auch und noch zwei Finger seiner rechten Hand. Mit seinem rechten Bein humpelte er. Er wusste nicht, ob es gebrochen war oder nicht, aber es tat höllisch weh.

    Der Zwerg brüllte von seinem Sitz auf dem Podest aus laut herum. Es dauerte nicht lange, da kamen auch schon drei Krieger auf Rush, Young und TJ zugelaufen. Einer grinste Rush hämisch an, dann verpasste er ihm einen gewaltigen Kinnhaken, der Rush nach hinten taumeln ließ. TJ konnte ihn gerade noch festhalten, bevor er auf den Boden gefallen wäre. Offenbar sollte dieser Schlag von ihrem Anführer, dem Zwerg, stammen, denn der grinste jetzt schadenfroh. Der Krieger nahm die Arme des Wissenschaftlers und band sie ihm unsanft auf den Rücken. Anschließend schubste er ihn vorwärts. Young erging es nicht anders. Er bekam ebenfalls von einem Krieger die Hände auf den Rücken gefesselt und nach vorn geschubst. Sein Gesicht war verzogen, kein Wunder bei den Schmerzen, die er durch seine Schulter erleiden musste.

    Nur TJ wurde nicht festgehalten. Vor Frauen schienen die Mitglieder der Kriegerrasse anscheinend Respekt zu haben. Nicht aber vor Männern.



    Fortsetzung folgt...


  25. #16
    zigtausend Jahre alt ... ;-) Avatar von John's Chaya
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    Aua, da tut einem ja beim lesen schon alles weh, habt Ihr Zwei nicht mal langsam erbarmen mit den beiden?

    Wieso haben Scott, Greer und James denn nicht eingegriffen? Ein paar gezielte Schüsse hätten doch bestimmt geholfen oder?
    Aber ich schätze, sie denken sich eine Strategie aus, wie sie den Dreien am besten helfen können ohne großes Blutvergießen.

    Oh man, noch so einen Tag überleben Young und Rush nicht. Wenigstens lassen sie TJ noch immer in Ruhe. Hoffentlich kommen Scott und sein Team noch rechtzeitig zur Rettung.

    Bin ja mal gespannt wie es weitergeht!!!

    War wieder ein tolles Kapitel!!!
    Geändert von John's Chaya (05.06.2011 um 20:55 Uhr)

    Ich bin zu alt, um nur zu spielen, zu jung, um ohne Wunsch zu sein.

  26. Danke sagten:


  27. #17
    Denker und Shelly Klon Avatar von AsgardKlon
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    Ich kann mich der Vorrednerin nur anschließen, ich bin wirklich gespannt auf die nächste Folge.

  28. Danke sagten:


  29. #18
    Young-Fan Avatar von Mason
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    Danke Danke und nochmals Danke... *verbeug*

    @John´s Chaya:
    Echt cool, dass du bei jedem Kapitel immer ein Feeback gibst. Wir freuen uns wirklich jedes mal .

    Ob wir zwei Erbarmen haben oder nicht, wird natürlich nicht verraten. Das musst du schon selber rausfinden. Das selbe gilt natürlich auch für das Handeln des zweiten Außenteams mit Greer, Scott und James.

    Aber kleiner Trost an alle. Sehr lange wird keiner warten müssen bis Kapitel 8 online kommt.

    Bis dahin: schön die Spannung halten...

    Grüße,
    Mason

    Und, bevor ich was ganz wichtiges vergesse:
    Bei der Gelegenheit auch ein DANKE an alle anderen Leser!

  30. Danke sagten:


  31. #19
    Young-Fan Avatar von Mason
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    Soooo, hoffe ihr seit alle auf dem laufenden. Denn hier ist Kapitel 8:



    Am Dorf – Außenteam 2

    Wieder im Wald im Versteck von Team 2.
    Scott, Greer und James stockte der Atem. Gerade hatten sie mit ansehen müssen, wie Young sich anscheinend die Schulter schwer verletzt haben musste. Er war von seinem Gegner gegen einen Pfosten geschleudert worden und kam nun nicht mehr auf die Beine. Sein linker Arm hing kraftlos runter. Scott musste kurz wegschauen, genau wie James. Greer jedoch nicht. Mit einem ernsten Gesicht – das definitiv nur gespielt war, denn innerlich machte er sich tierische Sorgen um seinen Vorgesetzten – hatte er alles beobachtet. TJ schien fast verrückt zu werden vor Sorge. Das wiederum gab Rush die Gelegenheit, sich aus ihrem Griff loszureißen und in den Kreis zu springen. Fast hätten Scott, Greer und James das Atmen völlig vergessen, als sie sahen, wie Rush sich vor den noch immer am Boden liegenden, mit schmerzverzerrten Gesicht die linke Schulter haltenden Young stellte und einen Schlag des Kolosses abfing, der dem Colonel ganz sicher den Schädel zertrümmert hätte. Greer bekam große Augen: „Hat Rush das gerade wirklich gemacht?!“ Scott atmete heftig: „Rush hat den Colonel gerettet.“ – „Hätte nicht gedacht, dass der Typ soviel einstecken kann“, gab James zu. Scott glaubte noch immer nicht, was passiert war. Hatte er gerade richtig gesehen? War es tatsächlich Dr. Nicholas Rush, der wohl arroganteste und gefühlskälteste Mensch, den er – Scott – je gekannt hatte, gewesen, der dem Colonel gerade das Leben rettete?!? Auch James schienen ähnliche Gedanken durch den Kopf zu schießen, sie rieb sich ungläubig die Augen.

    Dann war den dreien, als hätte jemand die Pausetaste gedrückt. Niemand im Kampfkreis bewegte sich. Young und Rush schienen irgendwie zu diskutieren. Der Koloss stand ebenfalls da und schaute auf die beiden Menschen. Dann sprang TJ zu Young und half ihm auf die Beine. Gemeinsam mit einer schockierten James und einem ebenso schockierten Scott sah Greer, wie TJ den Colonel nur unter dessen Protest aus dem Kreis bekam. Greer sah sich bestätigt: „Ich hab schon immer gesagt, der Colonel gibt nicht auf. Der macht weiter. Egal was ist.“

    Scott hingegen hatte endgültig genug: „Wir müssen sie da rausholen. Und zwar schnell!“, raunte er zu den anderen beiden. Als Greer und James ihn anschauten, meinte er weiter: „Ihr zwei bleibt hier und haltet die Stellung. Ich hole Hilfe. Zu dritt bekommen wir die da nie raus.“ Da schaltete sich James ein: „Guter Plan. Auf die Unterstützung von Rush und dem Colonel können wir nicht bauen.“ – „Genau.“ Doch bevor Scott sich davonschleichen konnte, packte Greer ihn am Ärmel und hielt ihn zurück: „Ich glaub nicht, dass wir das heut noch schaffen.“ – „Bitte was?!“ – „Schauen Sie mal nach oben. Die Sonne steht schon ziemlich tief. Bis Sie die Destiny erreicht und Colonel Telford die Lage erklärt haben, der Rettungstrupp einsatzbereit und Sie mit denen wieder hier sind, ist es längst dunkel. Das wird heut nichts mehr. Wenn wir Erfolg haben wollen, müssen wir bis morgen warten. So mies sich das auch anhört.“ Scott schaute seinen Freund geschockt an. Das konnte doch nicht wahr sein! Nein, es durfte nicht wahr sein! Hatten sie etwa den ganzen Tag lang gebraucht, nur um ihre vermissten Kameraden zu finden, ohne sie retten zu können?! Scott konnte es nicht fassen. „Scott? … Lieutenant Scott!“, Greer zupfte erneut am Ärmel. „Dreh mir jetzt nicht durch, Mann!“ Doch der Offizier hatte sich wieder im Griff und schluckte: „Schon gut, Greer. Ich bin okay.“ – „Puh, ich dachte schon. Also wir machen folgendes: James und ich bleiben hier. Wir wechseln uns die Nacht mit der Wache ab. Und morgen sehen wir drei uns wieder. Mit dem Rettungstrupp. Einverstanden?“ – „Einverstanden.“ Und damit machte sich Scott endgültig vom Acker.

    Noch während Scott zum Stargate zurück lief, funkte er Colonel Telford an. Scott hatte ein furchtbar schlechtes Gewissen, dass er sich nicht bereits früher gemeldet hatte. Nun konnte er nur noch hoffen, dass Telford nicht zu wütend auf ihn sein würde. Aber bei dem, was er sich mit Greer und James hatte ansehen müssen, hatte Scott die Destiny und Telford einfach komplett vergessen. Nun verfluchte er sich dafür. Was war, wenn er es nicht rechtzeitig schaffen würde und morgen alles zu spät wäre? Was, wenn Colonel Young, Dr. Rush und TJ diese Nacht nicht überstehen würden. Nein! Daran durfte er nicht mal denken! So schnell er konnte, rannte Scott in Richtung Gate.

    James und Greer richteten ihr Augenmerk wieder auf das Camp. Der Koloss, der scheinbar verwirrt über den plötzlichen Gegnerwechsel gewesen war, griff nun Rush an. Der duckte sich immer wieder unter den Hammerschlägen weg. Nach einem anstrengenden Fight wurde der Koloss wohl doch endlich einmal müde. „Dieser verdammte Wissenschaftler hält sich wirklich gut“, bemerkte Greer. Soviel Ausdauer hatte er dem Mann niemals zugetraut. Und wenn ihm früher jemand erzählt hätte, dass Rush sogar Young das Leben retten würde, hätte Greer jedem den Vogel gezeigt - schließlich hasste Rush doch den Colonel wie die Pest. Aber seitdem Greer hier auf dem Waldboden und in der eklig schwülen Luft immer mehr von den Vorkommnissen im Camp gesehen hatte, stieg langsam sein Respekt vor dem Wissenschaftler. Erst als Rush den Kampf schlussendlich für sich entschieden hatte und er mit Young und TJ vom Platz geführt wurde, machte sich Greer daran, ein provisorisches Lager für sich und James zu errichten. Er würde die erste Wache übernehmen, James sollte sich erstmal von dem Erlebten erholen.


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    Im Dorf – Außenteam 1

    Die Fesseln wurden den Gefangen wieder abgenommen und die drei unsanft in ihre Zelle gestoßen. Rush konnte sich noch aufrecht halten, aber Young stolperte und fiel erst gegen, dann auf den Wissenschaftler. Rush keuchte, als er auf dem Boden landete. TJ aber wurde nicht hineingestoßen. Sofort half sie Young von Rush herunter und lehnte ihn behutsam an die Wand. Dann half sie Rush auf und lehnte auch ihn an die Wand, neben Young. Danach stellte sie sich etwas beiseite, um erst mal Luft zu holen. Die beiden sahen furchtbar aus. Erschöpft. Müde. Am Ende ihrer Kräfte. Schwer verletzt. Sie drehte ihnen den Rücken zu und versuchte ihre Tränen zu unterdrücken. Sie durfte und wollte jetzt keine Schwäche zeigen. „TJ“, murmelte Young leise. Sie drehte sich zu ihm um. Die Riesen hatten noch Essen und Trinken gebracht. Zum Glück aber etwas mehr Wasser als am Tag zuvor. „Everett? Wie geht es dir?“ Sie duzte ihn. Es war ihr egal, dass sie nicht alleine waren. Sie sorgte sich zu sehr. „Ganz gut, denke ich“, log dieser.

    TJ wollte etwas sagen, doch sie stockte, als Rush auf einmal einen Hustenanfall bekam. Er beugte sich vor und hustete wie verrückt. Everett sah TJ an und die reagierte sofort. Sie krabbelte geschwind zu Rush und wollte ihm helfen. Doch sie wusste in dem Moment einfach nicht, was sie tun sollte. Also sprach sie beruhigend auf den Wissenschaftler ein: „Hey, ganz ruhig… Rush, Sie müssen sich beruhigen.“ Der Mann hustete noch weitere fünf Minuten am Stück, bevor der Anfall endlich aufhörte. TJ half ihm, sich wieder an die Wand zu lehnen und erschrak. Rushs Hand, die er beim Husten vor seinen Mund gehalten hatte, war voller Blut. Auch an seinem Mund war Blut. TJ wusste, dass das vorher noch nicht da war. Er hatte es weggewischt, bevor er von dem Riesen abgeführt worden war. Sie griff nach einer der Jacken und riss einen Ärmel ab. Mehr konnte sie nicht benutzen, um den beiden zu helfen. Sie wischte Rush das Blut vom Mund und dann von seinen weiteren Wunden. Dieser zuckte bei jeder Berührung zusammen. Sie wollte sich seine Verletzungen ansehen, doch Rush hielt sie ab. „Nein, TJ. Zuerst Young“, brachte er leise und mit kratziger Stimme hervor.

    Sie nickte und begab sich wieder zum Colonel, flößte dem Wissenschaftler aber vorher noch etwas von dem Wasser ein, welches er dankbar annahm. Er trank nicht viel. Es war nicht genug da, dass war ihm durchaus klar. „Rush, Sie sind auch verletzt. Sie brauchen genauso Hilfe wie ich“, fing Young gleich an sich zu beschweren. Rush lächelte matt und gab seinen Kommentar ab: „Sie haben eine gebrochene Schulter, Colonel. Ich nicht.“ Young gab auf. Es hatte keinen Zweck, mit Rush zu diskutieren. Er wollte auch gar nicht damit anfangen. Und er war sich sicher, Rush wollte es auch nicht.

    TJ hatte den Ärmel von Everetts Shirt weggerissen und konnte so seine Schulter genauer untersuchen. Sie schluckte. Die Schulter war dick angeschwollen und definitiv gebrochen. Sie musste sie irgendwie fixieren. Kurzerhand zückte sie ihren Gürtel. „Rush? Könnten Sie mir vielleicht helfen?“, fragte sie zögernd. Eigentlich sollte sich der Wissenschaftler ausruhen, aber alleine würde es schwer werden Youngs Schulter zu fixieren. Rush nickte und rutschte neben die Sanitäterin. „Halten Sie seinen Arm. Aber vorsichtig“, wies sie ihn an. Vorsichtig griff er nach Arm des Colonels, der allein schon bei der Berührung tief Luft holte und die Zähne zusammenbiss. Jede Bewegung schmerzte höllisch. Geschickt legte TJ den Gürtel so an, damit der Arm ruhig lag. Sie wollte, dass er sich hinlegte. Deshalb sammelte sie etwas Stroh vom Boden auf und häufte es zusammen. Dann nahm sie noch Youngs Jacke und legte sie als Kissen über das Stroh. Dann half sie ihm, zusammen mit Rush, auf das provisorische Bett. „Danke“, sagte Young an TJ gewandt. Er sah zu Rush. „Sie haben mich schon wieder gerettet, Rush. Dieses Mal hätten Sie wirklich sterben können. Aber…danke.“ Er hob seine rechte Hand. Mehr war nicht mehr drin. Sein Körper war ein einziger Schmerz. Rush sah zuerst etwas verwirrt auf den Colonel, lächelte dann und nahm die ihm entgegen gestreckte Hand an. „Jederzeit, Colonel.“ - „Everett. Ich glaube, nach dem, was wir durchgemacht haben, können wir ruhig zum Du kommen, oder nicht Rush?“ - „Nick reicht auch“, erwiderte Rush lächelnd.

    Young schlief relativ schnell ein. Damit hatte TJ nun Zeit, sich um Rush zu kümmern. Sie untersuchte ihn vorsichtig. „Sechs gebrochene Rippen, gebrochene Hand, gebrochene Finger. Wie geht’s dem Bein?“ - „Ach, dem Bein geht’s fantastisch“, antwortete Rush sarkastisch. TJ grinste. „Ach ja?“ Sie drückte leicht auf sein Schienbein und Rush zuckte zusammen. „Wohl doch nicht so fantastisch.“ - „Nein, wohl doch nicht“, erwiderte er.
    TJ riss etwas von Rushs Jacke ab, was ihn nicht störte, und tauchte sie in eine der Wasserschüsseln. Anschließend begann sie behutsam, das wieder in seinem Gesicht ausgetretene Blut wegzuwischen. Es brannte. Sein ganzes Gesicht brannte höllisch. „Ganz ruhig“, sprach TJ beruhigend auf ihn ein.

    Rush hatte Kopfschmerzen. Am liebsten würde er einfach einschlafen und alles um sich herum vergessen. Er spürte, wie ihm schwarz vor Augen wurde. Er wollte nicht, aber irgendwie wollte er doch. „Rush! Rush, bleiben Sie wach!“, rief TJ panisch. Rush war kurz davor, das Bewusstsein zu verlieren. Sein Puls war plötzlich in die Höhe geschossen und sein Herz raste. Dann wurde sein Körper schlaff und er kippte zur Seite. TJ war schockiert. Was zur Hölle war auf einmal mit ihm? Sie rüttelte panisch an seiner Schulter. „Rush, bitte, wachen Sie auf! RUSH!“ Keine Reaktion. Sie fühlte Puls, Atmung und Herzschlag. Erleichtert seufzte sie auf. Er hatte Puls und sein Herz schlug auch. Nur seine Atmung schien unregelmäßig zu sein. Er musste aufwachen. Sofort. Sie nahm eine der Schüsseln und versuchte, ihn zum Trinken zu bringen. Doch Rush war zu unruhig. TJ drehte beinahe durch. Young schlief und sie wollte ihn nicht wecken. Er hätte ihr sowieso nicht helfen können. Was sollte sie nur tun, um Rush wieder wach zu bekommen? Sie hätte es eher bemerken müssen, dass es ihm schlechter als nur schlecht geht. Spätestens, als er Blut gehustet hatte. Der Koloss musste irgendwas getroffen haben, was Rush innerlich zu schaffen machte. Oder war es doch etwas anderes, was sie nicht erkannte? Aber was nur? „Rush? Bitte, bitte wachen Sie doch auf“, flehte sie und nahm seine Hand. „Nicholas? Hören Sie mich? Bitte Nicholas!“ Doch Rush rührte sich immer noch nicht. TJ war fertig. Sie war froh, dass Young schlief und sich erholen konnte, aber Rush? Was war nur mit ihm los? „Gott, was soll ich nur tun?“ Sie drückte seine Hand fester und betete innerlich. „Nicholas? Nick, hören Sie mich?“ Wieder keine Reaktion. Heiße Tränen liefen ihre Wangen herunter. Sie war wütend auf Rush, weil er einfach immer wieder in den Ring wollte und nicht auf sich aufpasste. Auf Young, weil der genauso nachlässig mit seiner Gesundheit war. Auf diesen verdammten Giftzwerg, der die zwei immer wieder zum Kämpfen zwang. Und auf sich selbst, da sie nicht verhindern konnte, dass die beiden Männer so schwer verletzt worden waren. Sie umfasste seine Hand stärker. „Verdammt noch mal, Nicholas! Wach endlich auf, du verfluchter Wissenschaftler!“


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    Destiny - Gateraum

    Als Scott, völlig außer Puste, durch das Stargate auf die Destiny stürzte und fast der Länge nach hinfiel, wurde er von Colonel Telford und Camille Wray empfangen. „Sir!... Ich…Wir müssen….“ Scott rang nach Atem und stützte die Hände auf die Knie. Er war völlig am Ende, die Schwüle auf dem Planeten hatte das Letzte aus ihm rausgeholt. „Nun mal ruhig, Lieutenant. Trinken Sie erstmal einen Schluck.“ Ungläubig ergriff Scott eine Flasche, die Telford ihm entgegenstreckte. Gierig schluckte er das kühle Wasser. „Und nun erzählen Sie nochmal ganz von vorne, was passiert ist. Sie waren über Funk ja kaum zu verstehen.“ Nach weiteren hektischen Schlücken hatte sich Scott soweit wieder im Griff, dass er berichten konnte. Alles. Von Anfang an bis zu dem Punkt, wo er Ronald Greer und Vanessa James zurückgelassen hatte. Telford und Wray hatten zugehört. Ohne ihn auch nur einmal zu unterbrechen. Wray war in der Zwischenzeit blass um die Nase geworden. Es belastete sie immer noch mehr als die anderen, wenn etwas Schlimmes geschah. Aber sie ließ sich, zumindest so gut es ihr gelang, kaum etwas anmerken. Auf der Stirn Telfords hatten sich tiefe Sorgenfalten gebildet. Nachdenklich rieb er sich das Kinn und meinte dann: „Okay, Lieutenant. Machen Sie sich erstmal frisch. Dann stellen wir einen Rettungsplan auf, den wir morgen bei Tagesanbruch in die Tat umsetzen werden.“

    Scott, der gerade den letzten Rest Wasser runterschluckte, war von der Ruhe, die Telford ausstrahlte, überfordert. „Sir? Aber…“ - „Aber was? Soll ich Sie jetzt zusammenstauchen, weil Sie sich nicht gemeldet haben, Lieutenant?“ Telford verdrehte die Augen und dann platzte es aus ihm raus: „Herrgott im Himmel nochmal! Ja, verdammt, ich hab mir Sorgen bis zum Arsch gemacht, dass auch Sie und die anderen plötzlich wie vom Erdboden verschluckt verschwunden sein könnten! Machen Sie das nie wieder, Lieutenant! Nie wieder! Sonst kann das mal mächtig Ärger geben!“ Scott erstarrte. „Ja… ja, Sir. Ich verstehe, Sir.“ Doch Telford ließ nicht locker: „Und dass wir erst morgen früh loskommen, darüber sprechen wir noch. Beten Sie, dass es keine Toten gibt, Lieutenant. Bei Gott, beten Sie.“ Scott schluckte erneut. „Ja, Sir. Hier, Ihre Flasche. Danke für das Wasser.“ Mit wirren Gedanken drückte er Telford die Flasche wieder in die Hand und verließ, fertig mit sich und der Welt, den Gateraum.

    In diesem Moment fand Camille ihre Sprache wieder. „Armer Teufel“, murmelte sie, Scott nachschauend. „Sie hätten ihn nicht so anblaffen sollen, Colonel.“ Telford glaubte sich verhört zu haben: „Wie war das bitte?“ Noch immer mit Blick in die Richtung, in die Scott verschwunden war, wurde Camille deutlicher: „Meine Güte, musste das eben sein? Haben Sie das nicht gesehen? Der Mann ist völlig fertig.“ – „Ach! Dann überlegen Sie sich mal bitte, Camille, wie es wohl Colonel Young, Dr. Rush und Lieutenant Johansen gehen mag!“ Mit wütenden Schritten stapfte nun auch Telford aus dem Gateraum. Zurück ließ er eine noch immer fassungslose Camille Wray. Er hatte Wichtigeres zu tun, als über die Gefühlswelt eines Lieutenants nachzudenken.


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    Im Dorf – Außenteam 1, Nacht

    Ein Stöhnen riss TJ aus ihrem Halbschlaf. Müde suchte sie nach dem Ursprung und ein überglückliches Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. Rush hatte die Augen geöffnet. Sofort ging sie zu ihm rüber und nahm seine Hand. Sie war eiskalt. „Hey. Alles klar?“ - „Was… was ist passiert?“, fragte der Wissenschaftler verwirrt. „Sie sind umgekippt.“ Ihr Gesicht war eine einzige Sorge. „Nie wieder, hörst du? Erschreck mich nie wieder so.“ - „Ich versuch’s.“ Sie half ihm hoch und er konnte sich mit dem Rücken wieder gegen die Wand lehnen.

    TJ unterhielt sich noch lange mit ihm. Er war ganz anders als auf der Destiny. Freundlicher. Lockerer. Sie fragte ihn regelrecht aus. Was seine Hobbys waren, sein Lieblingsessen, wie er seine Frau kennen gelernt hatte usw… Anders herum war es nicht anders. Rush fragte auch eine ganze Menge. Wie lange sie schon beim Militär war, wie sie auf die Idee gekommen war, Medizin zu studieren, wo sie herkam. Und sie redeten und redeten. TJ genoss es.
    Solange sie mit ihm redete, vergaß sie, dass sie hier festsaßen. „Nick?“, fragte sie dann ernst. „Was ist?“ - „Die Destiny ist nicht mehr hier, richtig?“ Rush seufzte. „Ich fürchte nein.“ TJ senkte den Kopf. „Wir sitzen also ewig hier fest, richtig?“ - „Naja, selbst wenn wir es schaffen würden zu entkommen, wir haben keine Ahnung, wo unserer Ausrüstung ist. Keine Ausrüstung, keine Fernbedienung. Und somit auch keine Chance, das Gate zu benutzen.“ TJ ließ den Kopf hängen: „Ein einfaches Ja hätte mir auch gereicht.“

    Drei Stunden später hatten Rush und TJ zu tun. Everett hatte auf einmal begonnen zu fiebern. Sie hatten es bemerkt, als er unruhig wurde und anfing, einzelne Worte unverständlich vor sich hin zu brabbeln. Nun waren sie damit beschäftigt, Everett so gut es ging zu beruhigen. Rush hatte die Hand des Colonels gegriffen und drückte sie fest. Dabei redete er ganz leise auf ihn ein. TJ hatte Rushs Jacke um einen weiteren Ärmel gekürzt und benutzte diesen, um Everetts Stirn zu kühlen. „Warum hat er auf einmal Fieber?“, fragte Nicholas. TJ zuckte mit den Schultern: „Ich nehme mal an, das hängt mit den Ereignissen der letzten Tage zusammen. Die Geschehnisse auf der Destiny, kaum Schlaf, kaum Essen, schwere Verletzungen. Das wird alles zu viel für ihn sein.“ - „Meinst du, das Fieber wird wieder sinken?“ Erneut ein Schulterzucken TJs: „Ich weiß es nicht. Ich kann’s nur hoffen.“ Aber es ging nicht runter. Im Gegenteil. Es stieg weiter. TJ und Nicholas machten sich ernsthafte Sorgen um ihn. „Kannst du nicht mehr für ihn tun?“, fragte Rush und TJ schüttelte den Kopf. „Nein. Was soll ich denn machen? Ich hab keine Ausrüstung da. Kein Verbandszeug, keine Medikamente oder sonst was. Wir haben nur das, was hier in dieser beschissenen Zelle ist!“, antwortete sie aufgebracht.

    Eine Weile sagte keiner der beiden etwas. „Schlaf“, sagte Nicholas plötzlich. „Was?“, fragte TJ verwirrt. „Du brauchst auch Schlaf. Du kümmerst dich nur um uns. Jetzt bist du auch mal an der Reihe.“ - „Aber…“, wollte TJ erwidern, doch Rush schnitt ihr das Wort ab: „Kein Aber. Du musst schlafen. Also mach das auch. Ich pass schon auf. Wenn sich was tun sollte, weck ich dich.“ TJ kannte Rush zu gut, um zu wissen, dass sie einen Streit verlieren würde. Also legte sie sich in eine Ecke und so müde, wie sie war, war sie bereits nach fünf Minuten eingeschlafen.
    Nicholas saß weiter neben Everetts provisorischem Lager. Der fieberte noch immer, war kaum ansprechbar. Rush nahm die Schüssel mit dem Brei und versuchte, dem Colonel etwas davon einzuflößen. „Na komm schon, Everett. Stell dich nicht so an. Du brauchst das.“ Zu seinem Erstaunen gelang es ihm sogar, dass Young etwas herunterschluckte. Er versuchte es noch ein, zwei Mal mehr, dann stellte er die Schüssel wieder ab. Rush seufzte. „Sieh bloß zu, dass du wieder aufwachst, Everett.“

    Rush saß angelehnt an der Wand und starrte zum Fenster. Gefangen. Sie waren hier gefangen und würden auch nicht mehr hier raus kommen. Zumindest er und Everett nicht. Die Destiny war schon längst zurück in den Hyperraum gesprungen. Und sie saßen hier fest. Eigentlich wollte er nicht daran denken, aber was, wenn sie sterben würden? Wenn er und Young den nächsten Tag oder die nächsten Tage nicht überleben würden? Was würde dann mit TJ geschehen? Nein! Soweit durfte er es nicht kommen lassen. Er würde nicht zulassen, dass TJ etwas geschehen würde, geschweige denn Everett. Mit seiner gebrochenen Schulter konnte er nicht mehr kämpfen. Er durfte einfach nicht mehr kämpfen!


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    Young gähnte, als er irgendwann aufwachte. Sein Kopf fühlte sich an, als hätte ihn jemand permanent mit Nadeln gepiesackt und seine Schulter schmerzte höllisch. Er sah sich um. Neben ihm saß Rush an der Wand gelehnt. Er schlief. Neben ihm war TJ. Auch sie schien zu schlafen. Young lächelte. Den Schlaf konnten beide gut gebrauchen. Er versuchte sich aufzurichten, doch seine Schulter machte ihm einen dicken Strich durch die Rechnung. Er kniff die Augen zusammen, holte tief Luft und versuchte es erneut. Aber wieder nichts. Als er die Augen öffnete, sah er eine Hand vor sich. Die Hand gehörte Rush, der aufgestanden war und ihm aufhelfen wollte. „Na komm“, forderte dieser ihn auf. Dankbar ergriff Young die Hand des Wissenschaftlers und ließ sich hochziehen. Dann half Rush ihm, sich an die Wand zu lehnen. „Danke“, sagte Young mit schmerzverzerrtem Gesicht. „Schon gut“, antwortete Rush und fasste ihm an die Stirn. „Was machst du da?“, fragte der Colonel erschrocken. Nicholas ließ ihn los und setzte sich neben ihn, fluchte dabei ein kleines „verdammt“. - „Was sollte das?“, wollte Young endlich wissen. Rush seufzte. „Du hast Fieber. Hohes Fieber. Acht Stunden hast du ungefähr geschlafen. Ich hoffe, es sinkt bis morgen.“ Youngs Lippen formten ein stummes „Oh.“ Naja, nun wusste er wenigstens, warum er so starke Kopfschmerzen hatte. „TJ geht’s aber gut, oder?“ Nicholas nickte. „Ja. Ja, ihr geht’s gut. Sie schläft schon eine ganze Weile. Kein Wunder, immerhin hat sie sich die ganze Zeit über Sorgen um uns gemacht.“ - „Und wie geht’s dir? Und sag jetzt bloß nicht, dir geht’s gut. Sonst fängst du dir eine von mir“, fügte er scherzend hinzu. „Tja, wenn du schon so fragst: Ich hab Kopfschmerzen und mir tut alles weh. Reicht dir das oder muss ich noch ausführlicher werden?“ Young schüttelte den Kopf. „Nein.“, sagte er traurig. „Nein, das musst du nicht.“

    Einige Minuten herrschte Schweigen, beide starrten die Wand gegenüber an. Dann fragte Young leise: „Kann ich dich was fragen?“ – „Sicher.“ – „Glaubst du, wir kommen hier raus?“ Rush war verdutzt: „Sag du es mir. Du bist der Colonel von uns beiden.“ Doch Young schwieg. Schließlich nahm Rush den Faden wieder auf: „Aber wenn du mich schon fragst, nein. Ich glaube kaum, dass wir es schaffen, hier lebend rauszukommen.“ Der Colonel schwieg weiterhin, mit Blick an die kahle Wand der Zelle, unsicher, ob er sich erneut gegenüber Rush öffnen sollte. Dieser hatte verdammt noch mal Recht. Young war Soldat, war Colonel. Durfte er es sich leisten, noch einmal Schwäche zu zeigen? Doch Rush ahnte Youngs Zwiespalt und bohrte weiter: „Was ist mir dir, was glaubst du? Besteht eine Chance hier wieder raus zu kommen?“ – „Ich weiß es nicht. Ich… bin mir nicht sicher, ob wir zwei das packen.“ Young stockte, sagte dann aber: „Ich könnte es nicht ertragen, TJ hier allein zu lassen. Ich denke mal nicht, dass wir hier lebend rauskommen, geschweige denn fliehen können. Die lassen uns kämpfen, bis zum Schluss. Und dann ist TJ allein… Das schafft mich.“ Dann drehte er den Kopf zu Rush, schaute ihm direkt in die Augen. „Nick, wir dürfen nicht einfach so das Handtuch werfen. Allein schon, um TJ zu beschützen.“ Rush konnte nur zustimmen: „Mir geht’s nicht anders.“ - „Dann hör auf, so negativ zu sein. Wir müssen es packen.“ Young versuchte wieder, in seine Rolle des Offiziers zu kommen. Rush seufzte, forderte seinen Zellengenossen heraus: „Das sagt sich so leicht. Aber du bist verletzt. Deine Schulter ist gebrochen und du hast Fieber. Wie willst du den nächsten Kampf denn bitte überstehen? Kannst du mir darauf auch eine Antwort geben?“ Jetzt war es Young, der seufzte. Nein, darauf konnte er Rush wirklich keine Antwort geben. Nachdenklich senkte er nur den Kopf und schwieg. Das genügte Rush als Antwort. „Ich weiß nicht, wie wir das machen sollen. Es war schon schwer genug, die zwei Tage bis jetzt zu überstehen. Wie sollen wir bitte weitermachen? Das schaffen wir doch nie.“ Young legte seine rechte Hand auf Rushs Schulter und versuchte ihn aufzubauen: „Hör auf, sowas zu sagen. Wir schaffen das. Ich verspreche dir Nick, wir werden überleben. Wir werden auf die Destiny zurückkommen. Ich geb dir mein Wort. Wir schaffen das. Irgendwie.“ Ein Lächeln legte sich auf Rushs Lippen: „Hoffen wir’s.“

    Die restliche Nacht verbrachten sie mit unruhigen Schlafperioden. Die Angst vor dem nächsten Tag war groß. Keiner wollte da wieder raus. Aber ihnen blieb keine andere Wahl. Um TJ zu beschützen, würden Young und Rush alles tun.


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    Destiny - Nacht

    Scott hatte sich noch immer nicht beruhigt. Nach einer ausgiebigen Dusche und Reinigung seiner Ausrüstung hatte er mit Colonel Telford einen Rettungsplan erstellt. Zu Scotts Verwunderung wollte Telford sogar mit, was er dem Mann aber nicht einmal übel nehmen konnte. Und, mal ganz ehrlich, irgendwie fühlte sich der junge Lieutenant ein wenig wohler bei dem Gedanken. So hätte der Colonel die Leitung des Einsatzes und nicht er. Das war ihm dann doch eine Hausnummer zu hoch. Zwar war durch die Erstellung des Einsatzplanes sowie die Instruktion der dafür notwenigen Marines für den kommenden Tag alles geregelt, aber im jetzigen Moment half es Scott herzlich wenig. Schlussendlich war er früh zu Bett gegangen. Er hoffte auf Ruhe. Bis tief in die Nacht probierte er jede erdenkliche Schlafmöglichkeit und Position aus. Es half nichts. Er konnte nicht mal für lausige fünf Minuten abschalten. Die Gedanken fuhren samt den Bildern des Tages Karussell in seinem Kopf. Dabei wollte Scott für die anstehende Rettungsaktion ausgeruht sein. Aufgekratzt und frustriert strampelte er sich die Bettdecke vom Leib und schlüpfte in seine Klamotten. Vielleicht sorgte ein Besuch in der Messe für klarere Gedanken.

    Missmutig schlurfte er durch die nur noch schwach beleuchteten Gänge. Ohne diese manuellen Veränderungen der Helligkeit hätten sie alle auf der Destiny schon längst jegliches Tag-Nacht-Gefühl verloren. Selbst in der Messe war es schummerig. „Mist.“, fluchte Scott, als er niemanden dort antraf. Es war zum Verrücktwerden. Sonst fanden sich hier jeden Abend immer einige ein, um bis tief in die Nacht Karten zu spielen oder einfach nur zu klönen. Aber ausgerechnet heute war keine Menschenseele zu sehen. Es war, als hätte es die gesamte Belegschaft aus den Schuhen gehauen, als sich herumgesprochen hatte, was genau auf dem Planeten vor sich ging.
    Und er, Lieutenant Matthew Scott, hatte wegen seiner Unfähigkeit dafür gesorgt, dass nun diese zweite verdammte Nacht auch noch abgewartet werden musste, um endlich etwas unternehmen zu können. Sich selbst anklagend, ließ Scott sich verzweifelt auf eine Bank nieder und umklammerte einen leeren Becher, der dort noch auf dem Tisch gestanden hatte. „So ne verfluchte Scheiße!!“, brüllte Scott mit einem Ausbruch von Wut und Verzweiflung den Frust von der Seele und schleuderte den unschuldigen Becher quer durch den Raum. Der fiel scheppernd gegen eine Wand und rollte noch ein Stückchen über den Boden. Erst jetzt blieb er regungslos liegen. Scott vergrub seinen Kopf zwischen den Armen und ließ aufkommende Tränen freien Lauf. Es gab Momente, da hasste er sich selbst. Und dieser hier war so einer.

    Am nächsten Morgen saß Scott noch immer in der Messe und grübelte. Mal sah er die Bilder des letzten Tages vor sich ablaufen, dann ging er immer und immer wieder den von ihm und Colonel Telford entwickelten Rettungsplan durch. Scott wusste, er durfte sich keinen Fehler mehr erlauben. Nur schwer war es ihm gelungen eine Schale Frühstück, die ihm Becker irgendwann mit aufmunterndem Blick unter seiner Nase platziert hatte, nahezu ganz auszulöffeln. Scott warf einen Blick auf seine Uhr. Es war noch immer nicht soweit. Bis zum Start der Mission waren es noch eineinhalb Stunden. Doch egal. Der Lieutenant holte seine Kampfausrüstung aus dem Quartier und ging zum Gateraum. Er konnte auch genauso gut dort warten.


    Fortsetzung folgt....


  32. #20
    zigtausend Jahre alt ... ;-) Avatar von John's Chaya
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    Armer Scott, er war doch einfach nur zu geschockt seinen verehrten Col. in dieser misslichen Lage vorzufinden. Er hat sich wie erstarrt gefühlt, da konnte er einfach nicht so reagieren wie er eigl. gewollt hätte.

    Ich hoffe doch sehr, dass das Rettungsteam sie rechtzeitig befreien kann und das alle relativ Gesund wieder auf die Destiny kommen.

    Unter TJs liebevolle Pflege werden Young und Rush bestimmt schnell wieder gesund. Ich hoffe, sie bekommt die Gelegenheit dazu.

    Toll, dass Rush und Young sich so angefreundet haben, bin ja mal gespannt, wie lange das anhält wenn sie erstmal wieder auf der Destiny sind.

    Bin ja so neugierig wie es weitergeht! Das war wieder ein tolles Kapitel!!!
    Geändert von John's Chaya (09.06.2011 um 14:05 Uhr) Grund: Rechtschreibung und etwas vergessen ;-)

    Ich bin zu alt, um nur zu spielen, zu jung, um ohne Wunsch zu sein.

  33. Danke sagten:


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