Titel: Winterweihnachtsidylle
Serie: SGA, Staffel 2/3
Autor: Kris
Rating: G
Genre: Allgemein
Charaktere: Evan Lorne und sein Team
Anmerkung: Ich gebe zu, dass ist mir bei dem Schneechaos draußen eingefallen, das mir zwar mittlerweile ziemlich auf die Nerven geht, weil es einfach nur Stress ist, draußen unterwegs zu sein. Als Therapie gegen den Frust versuche ich jetzt halt dem ganzen auch ein paar gute Seiten abzugewinnen – diese Szene ist halt dabei heraus gekommen.
Mein zweiter Beitrag zur Weihnachtschallenge.
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„Warum in aller Welt muss es ausgerechnet wieder einmal uns treffen!“, murmelte einer der Marines an Evan Lornes Seite. Der Major tat, als habe er das nicht gehört, aber er verstand den jungen Mann nur all zu gut und konnte die unausgesprochenen Worte in seinem Kopf hinzufügen.
Es grenzte schon fast an Tradition, dass Colonel Sheppards Team zur Rettung eilen würde. Nur dass die vier sie diesmal nicht aus der Gefangenschaft der Genii oder anderer übler Gesellen freikämpfen musste, sondern die Natur selbst ihnen ein Schnippchen geschlagen hatte.
Er seufzte. Wer hatte auch damit rechnen können, dass die Wetterverhältnisse auf diesem Planeten so chaotisch sein würden. Hatten sie sich am Anfang noch über die Ruinen verlassener Siedlungen in der Nähe des Sternentores gewundert, so waren sie nur kurze Zeit später von einem Blizzard überrascht worden.
In der Hinsicht war es frustrierend, das es wieder einmal sie traf und nicht eines der anderen Teams. Zwar machten sich die anderen nicht offen über sie lustig, aber McKay konnte sich die ein oder andere spitze Bemerkung nicht verkneifen und auch das kurze Grinsen auf den Gesichtern von Sheppard und Ronon würde wieder Bände sprechen.
Lorne verzog das Gesicht, als er daran dachte, dann vertrieb er die düsteren Gedanken und beschloss, sich nicht weiter darüber zu ärgern, denn immerhin hatte auch ART-1 seine Macken und schaffte es ebenso gut, sich in Schwierigkeiten zu bringen. Denn wenn er es genau aufrechnete, hatten er und seine Leute sie inzwischen fast eingeolt, was die Rettungsaktionen betraf.
Jetzt galt es aber erst einmal, das beste aus der Wartezeit zu machen, denn sie saßen hier richtig fest, weil der Wald, den sie durchquert hatten aufgrund umgestürzter Bäume unpassierbar geworden war und ganz offensichtlich auch das Sternentor Schaden genommen hatte. Wie sehr und warum, das konnten sie natürlich von hier aus nicht sehen, sondern nur vermuten.
Er blickte auf seine Uhr. Vermutlich hatte man auf Atlantis schon längst versucht sie zu erreichen und dann eine Rettungsaktion veranlasst. Aber auch die Daedalus würde Zeit brauchen den Planeten zu erreichen. Sie konnten von Glück sagen, dass diese sich gerade in der Pegasus Galaxie und bei Atlantis aufhielt und nicht auf dem Weg in die Milchstraße war.
Wenigstens hatten sein Team und er Unterschlupf in einem Raum gefunden, der windgeschützt war und sogar so etwas wie das Speichern von Wärme erlaubte. Die Decke und das einzige Fenster waren noch intakt, nur die Tür hatte gefehlt – für die sie aber Ersatz gefunden hatten. So ließ es sich wenigstens halbwegs hier aushalten.
Evan Lorne blickte an den Eisblumen auf dem glasähnlichen Material vorbei aus dem Fenster und versuchte der Landschaft draußen etwas Gutes abzugewinnen, indem er sie mit den Augen des Künstlers sah.
Fast wünschte er sich, ein paar Stifte und einen Skizzenblick mitgenommen zu haben, denn die beiden untergehenden Sonnen – eine gelblich-weiß, die andere eher rötlich tauchten die Winterlandschaft in ein ungewöhnliches Licht, das es auf der Erde so nicht gab.
Allein schon die doppelten Schatten faszinierten ihn, ebenso wie das bizarre Farbenspiel am Himmel, das durch die Lichtbrechung entstand. Ihn faszinierten die unterschiedlichen Tönungen des Himmels und der Wolken, die es auf der Erde so nicht gab. Und all das spiegelte sich auf der jungfräulichen Schneedecke in der Ferne wieder.
Büsche in ihrer Nähe waren zu seltsamen Gebilden erstarrt, die Äste der Bäume bogen sich unter der schweren Schneelast. Ein Bach der über einen Steilhang hinabstürzte war zu einem Wasserfall aus Eis geworden.
Dieses „Winterwunderland“ würde bestimmt jeden Landschaftsmaler entzücken, denn es war eine Herausforderung, alles adäquat umzusetzen. Evan ließ sich Zeit, jedes Detail genau zu betrachten und nahm den Eindruck davon tief in sich auf. Er hoffte später wenigstens ein paar der Bilder so wiedergeben zu können, wie er sie jetzt sah.
„Schaut mal da!“ Die Stimme der Geologin, die sie bei dieser Mission begleitet hatte, schreckte den Major aus seinen Betrachtungen. Er drehte sich zu der jungen Norwegerin hin, die ebenfalls am Fester stand und nach draußen deutete.
Auch die anderen Männer standen auf und kamen zu ihnen, wandten sich dann aber sofort wieder mit einem genervten Schnauben ab und zogen sich an das Feuer zurück. Wie Lorne hatten sie vermutlich auf einen anderen Anblick gehofft.
Ein Tier war aus dem Wald gekommen, das entfernt einem Elch glich, allerdings um einiges größer war. Nun blieb es mitten auf der Schneefläche stehen und legte den kopf in den Nacken, um einen kehligen Ruf auszustoßen. Weitere Tiere – Kühe und Kälber, dem Aussehen und der Größe nach zu beurteilen, tauchten aus dem Gesträuch und Astwerk des Waldes auf. Ihr vermutlich eher bräunliches Fell hatte in dem merkwürdigen Licht einen satten roten Ton angenommen .
Lorne fühlte jedoch keinen Ärger, sondern lächelte die junge Frau offen an: „Das erinnert mich an die Winterzeit in den Rockies. Ein oder zwei Mal haben wir Weihnachten in einer Blockhütte in den Bergen verbracht. Es war schon ein Erlebnis ganz mit der Natur allein zu sein, aber auf der anderen Seite war ich auch froh, der Zivilisation nicht ganz fern zu sein, wie die Trapper des 19. Jahrhunderts.“
„Das ging und geht mir mir genau so“, erwiderte die Wissenschaftlerin und strich sich eine blonde Strähne aus dem Gesicht, während sie nachdenklich wurde. „Auch wenn es am Polarkreis im Winter niemals wirklich hell wurde und wir den ganzen Tag das Licht anhatten. Aber ich liebe diese Zeit trotzdem sehr. Die Raunächte sorgen dafür, dass wir in unserem Treiben innehalten und ...“ Dann hielt sie inne und runzelte die Stirn. Ein seltsamer Glanz trat in ihr Gesicht. „...die schlichte Schönheit dieser Zeit erkennen, die uns dazu bringt, an das Wesentliche zu denken.“
Sie trat an das Feuer, kauerte sich hin und nahm vorsichtig einen Span aus den Flammen. „Das sollten wir auch nicht in der Ferne vergessen.“ Sie hielt den Span vor sich und beobachtete wie das Holz verzehrt wurde.
„Immerhin feiern wir heute auf der Erde die Julnacht.“ Sie hob den Kopf und ließ ihren Blick schweigen. „Ein gesegnetes Weihnachtsfest allen Anwesenden und möge das Licht der Freude und Hoffnung nie in uns allen verlöschen.“
Der Ernst wich aus ihrer Stimme. „Ich vermisse nur den Weihnachtskarpfen und all die Leckereien, die unsere Mutter und Großmutter sonst noch auf den Tisch brachten.
Einer der Marines grinste schief, ließ sich dann aber von ihren Worten anstecken. „Ja, ich weiß, an diesem Tag gab es bei uns immer Bratäpfel mit Zimt, auch wenn draußen die Sonne schien und wir im T-Shirt herum liefen. Ich weiß noch, wie gespannt ich war, was ich am Morgen in meinem Strumpf und darunter finden würde, denn Geschenke konnten sich meine Eltern mit den Gelegenheitsjobs nicht leisten...“
„Wir haben den ganzen Tag vor Weihnachten damit verbracht, den Weihnachtsbaum zu schmücken, während meine Mutter in der Küche stand und das Essen vorbereitet hat. Mein Vater war noch auf der Arbeit...“, mischte sich einer der anderen Männer ein.
Evan und die Norwegerin sahen sich schmunzelnd an und setzten dann sich ebenfalls an das Feuer, um ihren Teil beizusteuern, und so gemeinsam mit den anderen die Zeit zu vertreiben.
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So merkten sie erst an dem Licht des Beamstrahls, das sie erfasste, dass die Rettung gekommen war und fanden sich – mitten in einer Diskussion über Weihnachtsbräuche verstrickt, Sheppard und Caldwell in der Zentrale der Daedalus gegenüber, die nun her irritiert als schadenfroh dreinblickten ...
+o+ E n d e +o+
© 18.12.2010 by Kris