Titel: Nicht in Stimmung?
Autor: tja, das bin dann wohl ich
Serie: Stargate: Atlantis
Genre: Na, ne Weihnachtsgeschichte!
Charakter/Pairings: Größtenteils OCs, kein wirkliches Pairing, eher friendship
Rating (inkl. Warnungen wie CD, Slash etc., falls noetig): P12
Staffel/Spoiler: irgendwann nach "The Last Man", also Anfang der 5. Staffel
Anmerkung des Autors: Okay ... kennt hier jemand Team Kemp? Nein? Na, dann wird's aber Zeit! Also, das hier sind größtenteils OCs, aber ich denke es gibt auch ein bisschen generelle Weihnachtsstimmung in Atlantis. Eigentlich versteht man die Story auch ohne weitere Kenntnisse der Charaktere, aber kleine Andeutungen und so ergeben natürlich erst Sinn, wenn man die anderen *hust*6*hust* Stories kennt. Also, hier jetzt Kapitel 1 von 3 ... und Reviews wären großartig
Kurzinhalt: Lieutenant Jenna Wells hat keine Lust auf weihnachtliche Stimmung. Ob Colonel Sheppards komisches Weihnachtswichteln daran was ändern kann? (Eine Team Kemp - Weihnachtsgeschichte)
Nicht in Stimmung?
„Faithful friends who are dear to us
Gather near to us once more.
Through the years
We all will be together,
If the Fates allow
Hang a shining star upon the highest bough.
And have yourself a merry little Christmas now.“
(Judy Garland – „Have Yourself a Merry Little Christmas“)
„Weihnachten stinkt.“ Genau. Also … vielleicht nicht im wortwörtlichen Sinn, dafür aber umso mehr im Übertragenen. Eigentlich sollte man ja meinen, dass man in einer anderen Galaxis weit genug von dem ganzen Kram entfernt ist. Ich hatte gehofft, dass in Atlantis nicht alle völlig durchdrehen, plötzlich von Geschenken reden, Mistelzweige aufhängen und jemand sogar auf die Idee kommt, demnächst so eine Art Weihnachtsbaum zu schlagen, nur weil es Dezember wurde. Leider hatte ich mich da geirrt.
„Nur weil du als Kind immer unartig warst und eine Rute bekommen hast heißt das noch lange nicht, dass Weihnachten grundsätzlich doof ist.“ Jason saß mir gegenüber, sah mich aber nicht mal an, als er das sagte. Stattdessen ruhte sein Blick auf der Eingangstür zur Cafeteria, über der ein paar blöde Botaniker in diesem Moment das Pegasus-Äquivalent eines Mistelzweiges befestigten. Zumindest sah es bis auf die kleinen blauen Beeren, die daran hingen, ziemlich ähnlich aus. Was es aber für einen Sinn haben sollte, erschloss sich mir noch nicht ganz. Jason offensichtlich schon, denn wie es schien überlegte er bereits, wie er es anstellen sollte, seine Botaniker-Freundin unter den dämlichen Zweig zu kriegen. „Ich find’s toll, dass die Leute sich ein bisschen Mühe geben, hier Stimmung zu verbreiten.“
„Fragt sich nur was für eine Stimmung“, murmelte ich missmutig als mein Blick wieder zur Tür glitt und … oh, da betraten Sheppard, Kemp und Adam die Cafeteria. Ersterer hatte einen schwarzen, mit irgendetwas gefüllten Stoffbeutel in der Hand und seinen typischen, undurchdringlichen Sheppard-Gesichtsausdruck aufgesetzt, während Kemp und Adam über irgendetwas ziemlich amüsiert waren. Die drei traten an den Tisch, den Jason und ich in Beschlag genommen hatten und schon im nächsten Augenblick hatte ich den schwarzen Stoffbeutel vor der Nase und schaute Kemp und Sheppard abwechselnd fragend an.
„Los, greifen Sie rein, Wells“, sprach Sheppard auffordernd und wedelte mit dem Beutel vor meiner Nase herum. „Oder muss ich Ihnen die Sache mit dem Wichtel und den Geschenken erst noch erklären?“
Äh … sicher nicht. Nicht erklären und noch wichtiger: Nicht mitmachen. So ein alberner Kram war nichts für mich und das einzige Geschenk, das ich jemandem machen konnte, der bei so was Blödem mitmachte, war ein nett gemeinter Tritt in den Hintern. „Danke Sir, aber ich verzichte“, meinte ich also entschlossen und schüttelte den Kopf.
„Bringen Sie mich nicht dazu, es Ihnen zu befehlen, Lieutenant.“ Der Colonel lächelte sein überlegenes Vorgesetzten-Lächeln, was Kemp neben ihm anscheinend richtig gut gefiel, da dessen Grinsen noch breiter wurde.
Ich seufzte gequält, verkniff es mir aber, die Augen zu verdrehen und griff dann in den Beutel, den Sheppard mir selbstgefällig reichte. So viele Zettel waren da gar nicht mehr drin, offensichtlich war ich eine der Letzten, die mit diesem dummen Spielchen genervt wurde. Ich ergriff eines der Papierschnipsel, zog es aus dem Beutel und steckte es, ohne einen Blick darauf geworfen zu haben, in meine Jackentasche. Bei der nächsten Gelegenheit würde ich das Ding verschwinden lassen und – oh Schreck – dann würde ich ja nie erfahren, wen ich hätte beschenken dürfen. So ein Pech aber auch …
Sofort stieg der Protest in Kemps Gesicht, er runzelte die Stirn. „Drauf schauen, Wells. Damit es Zeugen gibt und Sie nicht sagen können, Sie hätten den Zettel aus Versehen verloren ohne vorher gelesen zu haben, wen Sie beschenken dürfen.“ Er sah mich triumphierend an und sein Grinsen wurde noch ein bisschen unerträglicher, als Sheppard sich wieder zu Wort meldete.
„Gut mitgedacht, Lieutenant“, lobte er Kemp.
„Danke, Sir.“
Argh. Blöder Sheppard. Und noch blöderer Kemp, der offensichtlich meine Gedanken lesen konnte. „Auf die Idee wäre ich nie gekommen, Sir“, brummte ich und leugnete so die Strategie, die ich eben noch ganz toll gefunden hatte. Dann kramte ich den Zettel aus meiner Jackentasche, faltete ihn geheimnistuerisch auf und … las den Namen, der dort stand. Großer, blöder Mist aber auch.
„Und, wer ist der Glückspilz?“, fragte Jason, doch sofort besann er sich. „Oh nein, es ist ja geheim.“ Ein albernes Kichern kam von ihm, dann langte er selbst in den Beutel, zog ein Papierschnipsel heraus und las den Namen der Person, deren Wichtel er sein durfte. Dummerweise erhellte sich sein Gesicht nicht, sondern blieb fragend. „Wer zum Teufel ist das? Einer von den Neuen?“, sprach er und blickte fragend in die Runde, woraufhin Sheppard die Schultern hob.
„In ganz seltenen Ausnahmefällen ist es natürlich erlaubt, zu tauschen. Also wenn sie denjenigen finden, der den Jemand gezogen hat, den sie selbst gern beschenken würden, dann … wird niemand etwas dagegen haben. So lange es nicht ausartet, natürlich.“ Der Colonel nickte, aber das glaubte der doch nicht wirklich, oder? Ganz Atlantis würde wegen dieser blöden Idee verrückt spielen, das war doch absehbar!
„Sehr gut!“, sprach ich dann aber schnell und recht begeistert, woraufhin ich nach Jasons Zettel griff, den er noch immer in der Hand hielt. Weil jeder besser war als die Person, die ich gezogen hatte. „Los, wir tauschen.“
Leider war Jason schneller als ich, zog seine Hand mit dem Zettel darin weg. „Warum? Hast du etwa Woolsey?“, kicherte er.
„Viel schlimmer“, sprach ich und versuchte immer noch, ihm seinen Zettel wegzuschnappen. „Aber das erfährst du erst, wenn wir getauscht haben.“ Jason jedoch blieb stur und ich wurde wütend. „Jetzt gib schon her, das Ding! Das ist ein Befehl“, rief ich als letzten Ausweg. Wenn Sheppard das konnte, sollte es bei mir doch auch klappen, nicht wahr? Leider … interessierte es anscheinend niemanden, wenn ich etwas befahl. Jason schmunzelte, ich verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust und sah zu Adam, als mir neue Hoffnung kam, vielleicht mit ihm tauschen zu können.
„Keine Chance“, sprach der aber schon im nächsten Moment. „Ich bin gänzlich zufrieden mit meinem Los und habe schon die perfekte Geschenkidee.“
Das entrang mir nicht mehr als ein verächtliches Schnaufen. „Und so was nennt sich Kameraden“, jammerte ich theatralisch und steckte dann meinen Zettel weg. Ich hatte von Anfang an gewusst, dass das alles eine blöde Idee war und natürlich hatte sich das auch mal wieder bestätigt. Und jetzt … hatte ich nicht mal mehr drei Wochen Zeit, mir irgendein Geschenk zu überlegen.
„Ich seh schon, es wird ausarten und in den nächsten Wochen wird es nur ein Thema in Atlantis geben. Wer hat wen gezogen und darf mit wem tauschen. Und natürlich das beste Geschenk, schließlich müssen wir hier ein bisschen kreativer damit sein weil wir nicht in das nächste Einkaufszentrum marschieren können um irgendwas zu kaufen.“ Colonel Sheppard seufzte nicht ganz ernst gemeint und fuhr dann fort: „Die Geschenke werden dann bei der kleinen Weihnachtsfeier verteilt, bei der Sie hoffentlich alle anwesend sind.“ Er blickte uns der Reihe nach an, verabschiedete sich dann mit einem flapsigen Salut und zog mit seinem fast leeren Lostopf, beziehungsweise -beutel weiter an den nächsten Tisch, an dem Major Lorne saß. Währenddessen überlegte ich, wie ich diesen beknackten Zettel in meiner Jackentasche loswerden konnte.
„Eigentlich wäre ich über Weihnachten ja gern zuhause, aber so langsam glaube ich, dass das hier auch ganz lustig werden könnte.“ Adam setzte sich an den Tisch zu uns, verschränkte die Hände hinter dem Kopf und lehnte sich zurück. „Dann brauchen wir nur noch einen Kamin und einen Weihnachtsbaum und schon ist es fast wie Zuhause.“
„Und Woolsey, der sich als Santa Claus verkleidet“, fügte ich hinzu. Weil genau das die Liste der Dinge, die ich zu Weihnachten nicht brauchte, anführte.
Während meine beiden Kameraden mich daraufhin als Weihnachtsmuffel betitelten, beobachtete ich Kemp, der sich noch immer nicht gesetzt hatte. Stattdessen stand er im Weg herum und die Leute mussten sich an ihm vorbei drängeln weswegen … oh. Oh. Grinste er die Krankenschwester da gerade an? Die, deren Namen ich mir noch nie hatte merken können weil ich sie nicht von den anderen Schwestern unterscheiden konnte? Und war dieses Grinsen unverhohlen und irgendwie … viel zu freundlich? Und die Krankenschwester … grinste auch noch zurück! Um Gottes Willen, wie nervig. Sollten die sich doch ein Zimmer nehmen. Ich überlegte eine Sekunde und beschloss gedanklich, meine Fähigkeit, Menschen mit Blicken zu töten, an Kemp und der blöden Krankenschwester zu perfektionieren. Bis mir eine Idee kam.
~*~
Die Krankenstation. Kurz vor Mitternacht. Der passende Ort für das perfekte Verbrechen. Draußen standen zwei helle Mondsicheln am sterngesprenkelten Nachthimmel und drin stand ich und plante meine skrupellose Tat. Es war offensichtlich eine ruhige Nacht, nur zwei Schwestern taten ihren Dienst. Darunter die Dunkelblonde von vorhin in der Cafeteria. So wie es aussah war sie gerade dabei, Operations- und Untersuchungsbesteck zu desinfizieren, als ich mich mit einem Räuspern bemerkbar machte.
Sie drehte sich um und auf den etwas überraschten Blick folgte ein deutlich reserviertes Lächeln. „Lieutenant … Wells, richtig? Was kann ich für Sie tun?“, fragte sie, aber es war klar, dass sie gar nichts für mich tun wollte, denn sie hatte sich schon wieder von mir weggedreht, als sie das gefragt hatte.
Blöde Kuh. „Danke, es geht mir bestens“, sprach ich kühl und hängte gedanklich ein Bis auf die Mordgedanken an. „Ich hätte nur eine kurze Frage an Sie, Schwester … Mary?“, riet ich ins Blaue, erntete aber sofort einen latent erzürnten Blick von ihr.
„Maria“, sprach sie frostig und sah mich aus ihren großen braunen Teddyaugen an.
„Na, da lag ich doch fast richtig“, grinste ich schulternzuckend, räusperte mich dann aber. Ich sollte es mir doch nicht bis zuletzt mit dieser Frau verscherzen. „Sie machen doch bestimmt bei diesem blödsinnigen … äh, spannenden Wichtelspaß mit, nicht wahr?“ Ich versuchte mein nettes Lächeln und gleichzeitig einen fragenden Blick.
„Ja klar. Man muss doch ein bisschen in Stimmung kommen hier.“ Sie lächelte nun wirklich nett, während ich das nur versucht hatte. Trotzdem fragte ich mich, was das mit dem ständigen Gequatsche von Stimmung sollte. Weihnachtsstimmung hier, Weihnachtsstimmung da. So ein Müll. Die einzige Stimmung, die dabei in mir aufkam, war Aggressivität. Und wenn mir noch irgendwer dieses Wort entgegen schleudern würde, hätte ich endlich auch einen Grund, die raus zu lassen.
„Dann habe ich genau das Richtige für Sie“, sprach ich aber erst mal nur und klopfte mir selbst gedanklich bereits auf die Schultern. Mein teuflischer Plan würde funktionieren! Mit einem selbstzufriedenen Grinsen zauberte ich den kleinen Zettel aus meiner Jackentasche. „Ich bin überzeugt Ihnen fällt ein ganz besonderes Geschenk für diese Person ein.“ Eigentlich … war dieses Geschenk nichts, worüber ich nachdenken wollte, aber egal. Hauptsache mein Problem löste sich vorerst in Luft auf. „Also tauschen wir?“ Ich faltete den Zettel auseinander, las noch einmal den Namen. Lieutenant Matthew Kemp.
Schwester Marie schien ein bisschen verwirrt zu sein, nahm aber dann den Zettel entgegen und las den Namen. Sofort lächelte sie ein bisschen debil, weswegen ich ihr gern eine Chance gegeben hätte, ihre beruflichen Kenntnisse an sich selbst anzuwenden. Aber egal … ich hatte gewonnen! Also … glaubte ich zumindest. Bis ihr Lächeln einfror und zu einem Kopfschütteln wurde, woraufhin sie mir den Zettel zurückgab. „Tut mir leid …“, begann sie und hob die Schultern, „… aber ich … na ja …“ Sie kam ins Stottern, drehte sich weg. „Also … ich habe Colonel Sheppard gezogen.“
Nein! Das konnte doch nicht … blöder Mist! Ich gab aber noch nicht auf. „Aber Sheppard ist doch nicht … heute beim Abendessen hab ich doch gesehen, wie Sie … also Sie haben Kemp doch angelächelt und … “ Okay, mein Gestotter hier wurde gerade peinlich. Ich räusperte mich und beschloss, die Klappe zu halten.
Sie legte die Stirn in Falten, schüttelte etwas den Kopf. „Das heißt doch noch lange nicht, dass ich ihn gegen Sheppard eintauschen würde“, erklärte sie sich, woraufhin wieder das blöde Lächeln auf ihr Gesicht trat. „Ich habe nämlich schon die perfekte Idee für den Colonel.“
„Ja klar, was auch sonst“, brummte ich genervt, murmelte dann eine Verabschiedung und trat die Flucht von der Krankenstation an. So was Dummes aber auch. Die Krankenschwester stand mehr auf Sheppard als auf Kemp. Aber wie sollte ich dann den dümmlichen Zettel loswerden? Oder noch schlimmer: Wie sollte ich ein passendes Geschenk für Kemp finden? Wahrscheinlich … sollte ich einfach irgendwas besorgen. Einen Bierdosenhalter oder neuen Waffenreiniger? Das war gar keine so schlechte Idee, denn mein Waffenreiniger war immer leer, weil alle anderen den mit benutzten.
Ich seufzte gedehnt und ging auf den Transporter zu um in mein Quartier zu gelangen, blieb aber auf halbem Weg stehen. Die Aussicht aus dem Fenster hier im zentralen Turm von Atlantis war einfach atemberaubend. Ich atmete tief ein, musste ein bisschen lächeln und … hatte plötzlich ein warmes Gefühl irgendwo im Bauch, als ich noch etwas näher an das Fenster heran trat. Der sterngesprenkelte Himmel und die nächtlich beleuchtete Stadt schienen einander zu spiegeln. Wie kleine Perlen aus weißem Glanz, aufgefädelt auf eine unsichtbare, wirre Lichterkette, glitzerte die Stadt in der Tiefe unter mir. Eine Stadt geschmückt wie ein Weihnachtsbaum, dachte ich und schüttelte gleich darauf den Kopf. Blöde, ansteckende Weihnachtsstimmung aber auch.