Mitternachtsblau: Sprengstoff
“Sometimes it’s black
Sometimes it’s white
Sometimes she’s wrong
Sometimes I’m right
Sometimes we talk about it or we figure it out
But then she just changed her mind
Sometimes she’s hot
Sometimes I’m cold
Sometimes my head wants to explode
But when I think about it I’m so in love with her.”
LFO, “Every Other Time”
Er wird sie umbringen. Heute
wird er sie umbringen. Er hat schon ein paar Mal darüber nachgedacht, seit sie… nein, er hat darüber nachgedacht, seit sie zum Team dazu gekommen ist, Punkt. Aber
heute wird er es
durchziehen. Ganz im Ernst, das wird er.
Denn, nun ja, er ist der Sergeant des Alpha-Entschärfungsteams des NYPD und das schon seit fast acht Jahren und davor hat er bei den Kampfmittelbeseitigern des USMC gedient und in
all der Zeit mit verrückten Sprengstoffexperten hat er nie jemanden wie
sie getroffen. Officer Laura Cadman, Ober-Irre und wahrscheinlich sein Tod, wenn er sie nicht vorher umbringt.
„Das mach ich mit links“, hatte sie gesagt und ist dann fast weg gehüpft, um sich um die Bombe zu kümmern, die irgendein Möchtegern-Terrorist in einem der Schließfächer der Grand Central Station gelegt hat – obwohl er
immer noch versucht, zu ergründen, wie um alles in der Welt jemand in diesem verdammten Schutzanzug
hüpfen kann.
Verdammt, hatte er sagen wollen, dafür haben wir
Roboter, aber sie hatte darauf
bestanden, es mit der Hand zu machen, wegen irgendwas, das mit der Art der Bombe und ihrer Lage zu tun hatte, die es einem Roboter unmöglich machte, an sie heranzukommen und zähneknirschend hatte er zugestimmt, während O’Brien und Mendoza ihm wieder diese
Blicke zugeworfen hatten… als würden sie sich fragen, ob er sich mit
ihnen auch so streiten würde oder ob er sie einfach ihren Job machen lassen würde, weil sie beide Männer sind.
Ja, klar, „das mach ich mit links“, dass er nicht lacht. Das kann
niemand mit links, nicht mal Cadman, trotz ihrer Akte, die behauptet, dass sie in so gut wie allem, was sie bis jetzt getan hat, die Beste gewesen war. Schon ganz am Anfang hatte ihn das geärgert, weil
er das nämlich nicht gewesen war und er
Jahre gebraucht, um zu lernen, wie es läuft und sich den
Hintern abgearbeitet hat, dort hinzukommen, wo er jetzt ist.
Und dann war diese kleine Rothaarige einfach hereingeschneit und hatte die gesamte Abteilung im Sturm erobert und alle bis zur Besinnungslosigkeit bezaubert, damit ja keiner merkt, wie
durchgeknallt sie ist. Denn nachdem er ihr seine widerwillige Zustimmung gegeben hatte, dass sie die Bombe entschärfen durfte – mit der nur halb-spaßig gemeinten Nebenbemerkung von O’Brien „Versuch mal, sie
nicht in die Luft zu jagen, Caddy“ – war sie davon gehüpft im Schutzanzug… nur, um dann nach ein paar Minuten
ohne ihn wieder zum Vorschein zu kommen.
Er hatte versucht, sie zurückzupfeifen – sogar überlegt, sie zu
verhaften – aber sie war schon drin gewesen und die Uhr lief schon und so hatte er sie gehen lassen und gebetet, dass Cadman diese ganze „Nicht gleich alles in die Luft jagen“-Sache mal ein einziges Mal
ernst nehmen würde.
Okay… okay, normalerweise macht sie das auch. Sie hat bis jetzt nur dreimal Sachen in die Luft gejagt, seit sie zum Team gestoßen ist und zweimal hatte er ihr das
befohlen… auch wenn dieses seltsame
Glitzern in ihren Augen ihm zu denken gegeben hatte. Allerdings sollte sie
heute mal nichts in die Luft jagen, aber sie hat es trotzdem getan und er wird nie vergessen, wie sein Herz auf einmal stehenblieb, als die Detonation das Gebäude erschüttert hatte… so lange, bis sie gehört haben, wie sie ihnen zwischen Husten und Würgen über Funk bestätigt hat, dass sie noch lebt.
Im Ernst, schwört er, in den Sekunden – Minuten, Stunden, der
Ewigkeit – bis sie wieder ihre Stimme hören konnten, hatte er nur dagestanden… konnte sich nicht rühren, konnte nicht atmen, konnte nicht
denken… konnte nur starren und… nein, konnte nur starren. Und
dafür wird er sie umbringen. Niemand bringt Sergeant Evan Lorne dazu, einfach nur dazustehen und zu starren, wirklich
niemand.
Vor allem keine auf Explosionen scharfe Rothaarige mit einem Temperament, das explosiver ist als jede Bombe, mit der er je zu tun gehabt hat – und da hatte es ein paar echt heftige Dinger gegeben – und einem Lachen, dass immer noch in seinen Ohren nachhallt, lange, nachdem sie aufgehört hat und diesem ewigen Funkeln in den Augen, der ihn immer herauszufordern scheint…
Verdammt. Da wird er nicht schon
wieder hingehen. Da war er oft genug, seit sie zum Team gehört und er weiß, wie gefährlich es ist,
da hinzugehen – so gefährlich, dass er es nicht mal benennen will – und deswegen muss er sie
jetzt endlich loswerden.
Mit diesem Entschluss schleudert er die Tür der Umkleidekabine für die weiblichen Officers mehr oder weniger auf, so kräftig, dass sie die Wand mit einem Knall trifft und ein paar Officer erschreckt, die sich gerade angezogen haben oder fast fertig sind. Irgendwo tief drin weiß er, dass jede einzelne von ihnen ihn wegen sexueller Belästigung verklagen könnte und dass jede einzelne von ihnen ohne Zweifel gewinnen würde, aber im Moment interessieren ihn solche unwichtigen Details nicht.
Schockiert sehen sie ihn alle an, aber bevor eine von ihnen anfangen kann, ihn anzubrüllen, knurrt er nur “Raus” und zu seinem Erstaunen – na ja, oder zumindest ist der Teil seiner normalerweise regelbewussten, kontrollierten und bevor Cadman zum Team gestoßen ist sogar irgendwie entspannten Persönlichkeit, der noch existiert, davon erstaunt – packen sie alle hastig ihre Sachen zusammen und machen dann, dass sie aus dem Raum kommen, so schnell sie können.
Na ja… alle, bis auf eine Rothaarige in Zivilklamotten, die unerträglich unbeeindruckt aussieht, mit ihrer Sporttasche über der Schulter und den Augenbrauen erhoben, als würde sie sich etwas wundern, was sein fragwürdiger Auftritt hier soll.
Okay.
Ach ja.
Selbstbeherrschung. Er kann sie immer noch umbringen, aber erstmal muss er wieder Haltung zurückgewinnen. Absichtlich langsam dreht er sich um und schließt die Tür, in dem Versuch, diese verdammte Wut, die ihn scheinbar übernommen hat, seit er gehört hat, wie sie ihnen über Funk mitgeteilt hat, dass sie sich nicht in die Hose machen sollen, weil sie natürlich so eine kleine Druckwelle wegstecken könnte, durch kalte Distanz zu ersetzen, die es ihm möglich macht, dass er leise genug sprechen kann, damit ihn niemand draußen auf dem Korridor hört.
Als er sich wieder umdreht… steht sie immer noch da, immer noch unbeeindruckt. Er holt tief Luft. „Was, in drei Teufels Namen, haben Sie gedacht, dass Sie da tun würden,
Officer Cadman?“ Verdammt, da war viel zu viel unterdrückte Wut drin. Zu viel Knurren, nicht genug Distanz.
Und ja, es bewirkt nur, dass ihre Augenbrauen etwas höher wandern. „Äh… meinen Job?“ Was zum… diese
Frechheit.
Nach nur zwei Worten aus ihrem Mund merkt er schon, wie seine Entschlossenheit zerfällt. Und das ist alles nur ihre verdammte Schuld. „Sparen Sie sich die Scheiße, Cadman. Ich bin immer noch Ihre gottverdammter Sergeant.“
Außerdem ist es nicht sonderlich hilfreich, dass sie so aussieht, als hätte sie eben der Versuchung widerstehen müssen, die Augen zu verdrehen. „Ich habe meinen Job gemacht,
Sir.“
Hätte sie nicht wenigstens zurückweichen können? Zusammenzucken? Mit der Wimper zucken? Weil er ganz genau weiß, wie bedrohlich er wirken kann – das muss man, wenn man eine Kompanie Kampfmittelbeseitiger befehligen will – macht er ein paar Schritte auf sie zu. „Ihr
Job, Officer, ist vor allem, auf Ihren
Vorgesetzten zu hören. Und Ihr Vorgesetzter hat Ihnen befohlen, da
in dem verdammten Anzug reinzugehen.“
„Mit allem nötigen Respekt, Sir… mein Job ist es, Bomben zu entschärfen. Und das habe ich da drin gemacht. Ich habe eine Bombe entschärft. Na ja… oder zumindest habe ich es versucht.“ Da! Da war es! Nur ein winziges Flackern von Unsicherheit. Nur ganz klein, aber er hat es gesehen – und er wird einfach mal ignorieren, dass er sie inzwischen offenbar gut genug kennt, damit es ihm auffällt und dass das ein klein wenig gruselig ist und ihn irgendwie verärgert.
Aber wenigstens ist das neues Futter für seine Wut. „Wenn ich Sie daran erinnern darf, Cadman, haben Sie die Bombe nicht entschärft. Das Ding ist verdammt noch mal
explodiert.“ Okay,
was wollte er um jeden Preis vermeiden und hat es doch getan? Genau… ab jetzt kein Brüllen mehr. Brüllen gibt einem nicht unbedingt die Aura von Überlegenheit, die er verzweifelt braucht, um sie zurecht zu weisen.
Sie setzt die Tasche auf der Bank vor sich ab, in einer Bewegung, die absichtlich kontrolliert aussieht. „Wenn ich Sie daran erinnern dürfte,
Sir, das war nicht
meine Schuld. Ich habe mein Bestes getan, um die Explosion
einzudämmen.“
Moment… so sollte das hier aber nicht laufen. Sie sollte nicht diejenige sein, die ruhig und kontrolliert ist… diejenige, die Recht hat. „Sie… Sie hätten
tot sein können, Cadman!“ Hm… nein, das hatte er nicht sagen wollen. Aber wenigstens war da keine Spur von Sorge in seiner Stimme, nur gerechtfertigter Ärger.
„Tatsächlich, Sir… wäre ich gestorben, wenn ich den Anzug getragen hätte.“ Ah, das kommt ja doch langsam das Temperament zum Vorschein. Sie versucht, ruhig zu bleiben, aber er kann es daran sehen, wie sich ihre Hände zu Fäusten ballen. Und fängt sie an, unregelmäßig zu atmen?
Noch ein paar Schritte in ihre Richtung… bis er nur noch eine Armeslänge von ihr entfernt ist. „Das ist Schwachsinn und das wissen Sie auch. Das sind nicht umsonst
Schutzanzüge und…“
„Und ich wäre nie in der Lage gewesen, rechtzeitig abzuhauen, wenn ich das verdammte Ding getragen hätte!“ Ach ja. Jetzt brüllt
sie. Und offenbar ist sie noch nicht fertig. „Ich kannte den Grundriss des Abteils und ich wusste
genau, was ich tun musste, falls ich die Bombe nicht entschärfen kann. Wenn ich den Anzug getragen hätte, wäre ich
nie in der Lage gewesen, hinter eine Ecke vor der Druckwelle in Deckung zu gehen. Ja,
dann wäre ich
tot gewesen. Ich wäre tot gewesen, wenn ich auf
Ihre Befehle gehört hätte!“ Das ist
nicht wahr.
Obwohl eine kleine Stimme ihm sagt, dass es das
doch ist… ist er überzeugt davon, dass sie falsch liegt, denn verdammt, er ist der Sarge und die Befehle des Sarge bringen
nie seine Leute um. Er will ihr sie sagen, wo genau sie sich ihre Anschuldigungen hin stecken kann, aber… sie ist immer noch nicht fertig. „Also, wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich jetzt gerne nach Hause gehen, was ich nur kann, weil ich Ihnen nicht wie ein Lemming gefolgt bin. Gute Nacht, Sir.“
Damit nimmt sie sich ihre Tasche und rauscht an ihm vorbei und der einzige Grund, warum er sie das tun lässt ist, dass noch
nie jemand so mit ihm geredet hat und das hat ihn doch schockiert. Ehrlich, kein Untergebener hat je solche Ungeheuerlichkeiten von sich gegeben und dann auch noch gedacht, er könnte damit
davon kommen.
Gott sei Dank fängt er sich noch gerade rechtzeitig. „Ich habe Sie noch nicht entlassen, Officer.“ Sie… oh, sie hält an und er erwartet halb, dass sie sich umdreht und ihn wieder nur mit hochgezogenen Augenbrauen ansieht, aber… das tut sie nicht. Sie steht nur da und wartet… auf was?
Verdammt, es reicht ihm wirklich mit ihr und aus irgendeinem Grund… ist das der Augenblick, in dem alles in ihm – die aufgestaute Frustration darüber, wie sie sein Team durcheinander gewirbelt hat und dass sie es
immer noch aufwirbelt und der Ärger über ihre Respektlosigkeit und die Verwirrung über das enge Gefühl in seiner Brust, wann immer sie ganz wie selbstverständlich in eine potentielle Todesfalle läuft –
explodiert.
„Jetzt hören Sie mir mal gut zu, Officer. Mir reicht es mit Ihnen.“ Mit dir und deinem verdammten Lachen und deinem Grinsen und deinen haselnussbraunen Augen, die mich einfach nicht in Ruhe lassen wollen. „Sie rauschen hier rein, mit Ihrer porentief reinen Akte und Ihren hübschen Auszeichnungen und Ihren brillanten Ergebnissen und denken, dass alle Ihnen zu Füßen liegen.“ So wie ich, wenn ich mir das erlauben würde. „Aber ich hab da Neuigkeiten für Sie. Ich tu’s nicht und ich hab die Schnauze voll davon, dass Sie glauben, dass dieser ganze Scheiß Ihnen das Recht gibt, sich wie eine Idiotin aufzuführen und hier irgendwelche Leben zu gefährden. Sie waren vielleicht der Liebling Ihrer Ausbilder auf der Akademie und haben alles auf einem Silberteller serviert bekommen, aber…“
Er kann den Satz allerdings nie beenden, weil… weil er mit dem Rücken gegen die Reihe Spinde hinter sich knallt. 64 Kilo Lebendgewicht drücken ihn gegen die Wand und ein paar haselnussbrauner Augen funkelt ihn durch ein paar lose Strähnen roten Haares an… und ein erstaunlich starker Unterarm wird gegen seine Kehle gepresst. „Sie wissen
gar nichts über mich, Sarge“, zischt sie und ja, das glaubt er ihr aufs Wort, weil er sie so noch
nie gesehen hat. „Und ich würde Ihnen raten, Ihren verdammten Mund zu halten, wenn Sie nicht
genau jetzt kastriert werden wollen. Sir.“
Herr im
Himmel, das ist definitiv eine Seite an ihr, die er noch nie gesehen hat… und Gott, sie ist
schön. Ihre Wangen sind vor Wut gerötet, ihr Blick ist stürmisch, ihr Mund ist nur ein kleines bisschen offen und sie atmet schwer und… ist… viel… zu… nah…
Plötzlich, von einer Sekunde zur nächsten, befinden sich die Lippen, die er eben noch bewundert hat, auf seinen und er hat keine Ahnung, wer damit angefangen hat, aber das ist sowieso egal, denn
Scheiße, fühlt sich das gut an…
viel zu gut. Sie hat keine Nachsicht beim Küssen mit ihm, aber er würde es sowieso nicht anders wollen. Will… brauche…
mehr…
Er bemerkt nur ganz am Rande, dass eine ihrer Hände sich in seinen Haaren vergraben hat, als würde ihr Überleben davon abhängen und dass die andere irgendwie ihren Weg unter sein T-Shirt gefunden hat, weil er viel zu beschäftigt damit ist, mit der einen Hand ihr Haar aus dem Knoten zu befreien, den sie normalerweise trägt und mit der anderen ihr T-Shirt aus ihrer Jeans – und sie von ihrem T-Shirt – zu befreien.
Als das nicht funktioniert, benutzt er widerwillig doch beide Hände, aber sein Mund verlässt nie ihre Haut und oh Gott, er liebt ihr Haar und die Art, wie sie knurrt, als es offenbar viel zu lange für sie dauert, ihm seinen Gürtel aufzuschnallen und einfach… einfach irgendwie alles, das sie tut und wow, diese Finger, die seine Jeans aufmachen und am Bund zerren und… „Aaah,
Scheiße.“
Was… irgendwie haben sie die Positionen getauscht und sie hat gerade die Spindtüren mit ihrem Rücken berührt und… „Alles in Ordnung?“ Und da ist sie. Die Sorge, die er aus seiner Stimme heraushalten konnte, als er sie angebrüllt hat ist jetzt um ein Vielfaches stärker doch da.
„Ja, alles okay. Könnten wir jetzt bitte…“ Verdammt, ihre Ungeduld macht ihn an, als würde es kein Morgen geben, aber die Art, wie sie gerade geflucht hat, als sie auf die Türen der Spinde gestoßen ist… als hätte es
wehgetan.
„Cadman…“ Sie schüttelt ihren Kopf.
„Mir geht’s
gut. Könntest du jetzt
bitte aufhören zu quatschen?“ Und ja, ganz nach Cadman-Art lässt sie ihm keine Zeit zum Antworten, sondern zieht ihn an sich, um ihn zu küssen und es bleibt ihm gar nichts anderes übrig, als ihr gefällig zu sein.
Na ja, und es ist ja nicht so, als würde es ihm nicht
gefallen. Denn, verdammt, wenn er ehrlich ist, hat er schon davon geträumt diese weiche, mit Sommersprossen übersäte Haut zu küssen, seit sie auf dem jährlichen Betriebsausflug des NYPD in diesem Spaghettiträger-Shirt und dem Rock aufgetaucht war, der diese wunderbaren Beine zur Schau gestellt hat, von denen er eben das Vergnügen hatte, sie der Jeans zu entledigen, von der sie umhüllt waren.
So viel wunderbare zarte Haut unter seinen Fingern und seinem Mund… und ihre Finger auf seinem ganzen Körper, kühl gegen seine überhitzte Haut, die sich in seinen Rücken graben und ihn an sie pressen, gegen ihre Brüste, ihren festen, flachen Bauch… das erhitzte Dreieck zwischen ihren Schenkeln.
Gott sei Dank ist er seine Hosen und seine Boxershorts schon früh genug losgeworden, denn um keinen Preis der Welt hätte er es noch länger ertragen können, darauf zu warten, in sie eindringen zu können. Als er es endlich tut, fühlt es sich besser an als in irgendeinem seiner Träume – ja, ja, wenn er mal ehrlich ist, dann
hat er davon geträumt, viel zu oft, um es zählen zu können – vor allem, weil sie ihn tatsächlich dazu
drängt, mit ihren Händen fest auf seinem Hintern, und sie kommt ihm sogar entgegen.
Oh
Scheiße, ist das gut und er kann einfach nicht aufhören er muss weitermachen und oh Gott da ist es ja und es fühlt sich so an als würde sie ihn umfangen oder er sie und das ist sowieso egal wer hier wen umfängt weil…
Heilige Mutter Gottes hör bloß nicht auf lass es weitergehen…
Aber es hört am Ende doch auf, aber irgendwie ist das gar nicht so schlimm, weil sie immer noch da ist und er ihren heißen Atmen auf der Haut seiner Halsbeuge spüren kann und er will sie nie wieder gehen lassen.
Während er versucht, wieder zu Atem zu kommen, kann er nicht anders, als ein paar weitere Küsse auf ihrer Haut zu verteilen, unwillig sie schon gehen zu lassen, weil er sich ziemlich sicher ist, dass das hier nur eine einmalige Sache ist – na ja, zumindest
sollte es nur eine einmalige Sache sein – aus ihrer beider Frustration geboren und dass es nichts mit irgendwelchen
Gefühlen zu tun hatte und…
und er sollte sie jetzt wirklich loslassen.
Er zwingt sich, das zu tun und zieht sich endlich von ihr zurück. Dabei weicht er ihren Blicken aus, denn was auch immer er da lesen würde, er will es nicht sehen. Er versucht auch, sie nicht anzusehen, während sie sich anziehen, aber trotzdem er es besser weiß, fällt sein Blick
doch auf sie, als sie ihm den Rücken zugedreht hat… und das bringt ihn fast dazu, dass sein Atem kurz aussetzt.
Ihr ganzer Rücken ist mit blauen Flecken übersät und er kann auch ein paar Schrammen an ihren Armen sehen. Warum… warum hat er die denn
vorher nicht gesehen? Und… ihm wird auch klar… dass das hier
keine einmalige Sache war, jedenfalls nicht für ihn. Diese blauen Flecke zu sehen… das weckt irgendwie den heftigen Wunsch in ihm, sich um sie zu kümmern, so zärtlich wie er eben leidenschaftlich war. Er schluckt.
Und dann… fast wie von selbst… tragen seine Beine ihn zu ihr hinüber und seine Hand streckt sich, um sanft eine der dunklen blauen Flecken auf ihrem Schulterblatt zu berühren.
Jetzt zuckt sie doch zusammen und wendet ihm ihr Gesicht zu, nicht aber den Rest ihres Oberkörpers… eine seltsame Geste von Verletzlichkeit, die ihn irgendwie rührt. „Laura…“ Er schluckt wieder und fragt sich, was er eigentlich sagen will… bis er es mit einem irgendwie unbeholfenen „Bringen wir dich nach Hause, was?“ versucht.
Als ihr klar wird, was er da eben gesagt hat – er ist sich recht sicher, dass das
wir ihr nicht entgangen ist – dreht sie sich weg und irgendwie sagt ihm ihre Haltung, dass sie sich wieder verschlossen hat. „Mir geht’s gut. Du musst mich nicht… ich will nicht…“ Oh. Oh… er… er glaubt, dass er weiß, was hier los ist. Laura ist nun mal eine knallharte Polizistin unter knallharten männlichen Polizisten, die versucht, noch viel härter als alle zusammen zu sein. Irgendwie seltsam, wie einfach es ihm auf einmal fällt, sie zu durchschauen, jetzt, da es sowieso nichts mehr nützt, sich vorzumachen, dass sie ihm nichts bedeutet.
„Ich will dich nicht bemitleiden, Laura. Ich will mich nur… um dich kümmern.“ Da. Jetzt ist es raus. Und es macht ihm irgendwie Angst, wie einfach
das war. So einfach sollte es doch nicht sein, oder?
Laura allerdings… kann ihn immer noch nicht ansehen und es fängt schon wieder an, an seinen Nerven zu zerren, denn… gute Güte, was wenn das für sie nun
wirklich nur eine einmalige Sache war? „Das wird schon wieder. Ist doch nicht das erste Mal, dass ich ein bisschen was abkriegt hab. Das krieg ich schon wieder hin.“
Argh. Er merkt, wie sich Ärger aufbaut, denn „ein bisschen was abgekriegt“, dass er nicht lacht. Klar, er hat sowohl beim Corps als auch bei der Polizei schlimmeres gesehen, aber verdammt… dass es
ihr Rücken ist, der mit blauen Flecken bedeckt ist, macht alles irgendwie viel schlimmer, als es wahrscheinlich ist und der Gedanke, sie damit nach Hause gehen zu lassen, damit sie dann damit alleine ist… gefällt ihm gar nicht. In dem Versuch, sanft zu sein, nimmt er sie bei den Schultern und dreht sie so, dass sie ihn ansehen muss. „Ich weiß… hey, sieh mich an.“
Sie versucht, seinem Blick wieder auszuweichen, aber er wird sie das nicht noch mal machen lassen. „Das war mein voller Ernst. Sieh mich an, Laura.“
Irgendwas in seinem Ton bringt sie dazu, wieder aufzusehen und es erstaunt und schockiert ihn sogar ein bisschen zu sehen, dass es plötzlich ganz offensichtlich ist, wie sehr der Tag ihr heute zugesetzt hat und dass sie
ganz genau weiß, wie
knapp sie heute mit dem Leben davongekommen ist. Er holt tief Luft. „Ich weiß, dass du das wieder hinkriegst.“ Und jetzt… das letztes Aufgebot. „Aber du
musst nicht. Jedenfalls nicht heute Nacht.“ Und vielleicht nie wieder, wenn du mich lässt, will er sagen, aber in einem seltenen Anfall von Empathie spürt er, dass es nicht gut laufen würde, wenn er das jetzt sagen würde, wenigstens noch nicht.
Sie braucht einen Augenblick des Zögerns… aber dann beißt sie sich auf die Lippe und sieht wieder auf, mit einer Mischung aus Unsicherheit und Verlegenheit in ihren Augen. „Also… bist du nicht mehr sauer auf mich?“
Gott,
nein. Oder zumindest… zumindest nicht mehr aus den falschen Gründen. Er
ist noch sauer auf sie, zumindest so irgendwie, aber er hat es auch irgendwie aufgegeben, sich einreden zu wollen, dass es etwas damit zu tun hat, dass sie einen seiner Befehle nicht befolgt hat. Aber na ja, das ist jetzt weder der richtige Ort noch der richtige Zeitpunkt für so was. Er seufzt. „Nein, bin ich nicht.“ Da ist Erleichterung in ihrem Gesicht… und dann rutscht es ihm irgendwie raus: „Aber wenn du das
je wieder machst und es überlebst, werde
ich dich umbringen. Habe ich mich klar ausgedrückt.“
Verdammt. Verdammt, verdammt,
verdammt. Warum hat er das denn jetzt gesagt? Wenn er ihr hätte sagen wollen, dass er wie verrückt in sie verliebt ist, dann hätte er das auch einfach so
sagen können, denn das hätte genau dieselbe Bedeutung gehabt. Ein weiterer Augenblick des Schweigens und er ist fast so weit, den Raum zu verlassen, denn wenn man nach dem Ausdruck auf ihrem Gesicht geht, ist aus
seinem Gesicht ganz klar abzulesen, was er
wirklich hatte sagen wollen… aber dann sagt sie einfach nur: „Glasklar, Sir“, und… er glaubt ihr. Sie hat wirklich verstanden, was er sagen wollte und… es ist ihr ernst damit, dass sie ihn
verstanden hat. „Und… du hattest Recht. Lass uns einfach… nach Hause gehen, ja?“ Was? „
Mein Zuhause… Evan.“ Da ist ein kleines Bisschen Ungeduld in ihrem Gesicht und ein Hauch Belustigung und…
Oh.
Ach so.
Äh, klar. Sie will… sie will, dass er sie nach Hause begleitet. Okay… okay, das kann er machen. Immerhin war es ja
seine Idee gewesen. „Ja“, sagt er und schnappt sich ihre Tasche, während er einfach ihre Protestversuche ignoriert, „lass uns nach Hause gehen.“ Sie lächelt nur… und schiebt ihre Hand einfach in seine, als hätte sie das schon tausendmal gemacht und vielleicht hat sie das im Kopf auch wirklich, so wie er ihr schon tausendmal im Kopf einen Kuss aufs Haar gehaucht hat… na ja, denkt er und
gibt ihr diesen Kuss tatsächlich, gibt wohl nur einen Weg, das herauszufinden.