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Thema: Fanfiction-Awards 2007: Nominierungen

  1. #21
    Prof. Dr. Bill Lee Avatar von Dr. Lee
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    Standard

    Autor: Dr. Lee
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    Kategorie: Action
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    Titel: Die Glücklichen
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    Kommentar: Es ist immer wieder faszinierend, wie Menschen einer anderen Bevölkerung das Erscheinen von den SG-Teams erlebt. Doch wird dies nie gezeigt. Ich habe eine andere Perspektive genommen, und eben dann deren Schicksal aus der Sicht einer Person genommen. Die Psyche spielt da eine wichtige Rolle, und das Schicksal ist unumgänglich für sie.
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    Betaleser: /
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    Rating: ?
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    Spoiler 


    Die Glücklichen


    Unser Leben veränderte sich von Grund auf, als sie kamen. Unsere Nation war gerade in der Blüte des technologischen Fortschrittes. Sorgen hatten wir keine. Sie kamen durch ein Tor, welches wir nur Monate zuvor gefunden haben, aber keine Verwendung dafür fanden. Verschüttet unter den Trümmern einer Zivilisation vor unserer. Sie kamen hindurch, und wir staunten nicht schlecht. Sie sagten, sie wären Forscher von einem anderen Planeten. Unsere Bürgerchefs begrüßten sie mit offenen Armen. Wir wollten Gastfreundlich dastehen, um mit ihnen eventuellen Handel betreiben zu können, da sie eine Technologie besaßen, an die wir noch nicht einmal experimentierten. Unser Verständnis reichte nicht dafür. Da ich zu einen der Ranghöheren Bürgern zählte, war ich bei den meisten Verhandlungen in unserem Rat dabei. Einer nannte sich Colonel Sheppard, und war ihr Anführer, der mir jedoch nicht sehr Intelligent vorkam. Ein anderer, dessen Namen ich mir nicht einprägen konnte, hatte eine sehr vulgäre Aussprache. Zu Ende unserer Verhandlungen führten wir die Delegierten des fremden Planeten in eines unserer besten Lokale, wo wir mit ihnen anstießen, und genüsslich Bratschiwa, eine sehr schmackhafte Suppe, aßen. Doch dies war auch das Ende der freundlichen Gesten. Beiderseits.

    Da unsere Nation eine hohe Bevölkerungszahl hat, und in unserem Freiheitsbuch die Meinungsfreiheit fest integriert war, konnten Randgruppen ihren Unmut über die Ankunft der fremden kund geben. Zwietracht entwickelte sich im Rat. Doch davon bekam ich alles nicht mit. Am nächsten morgen, kurz vor der Heimkehr von Colonel Sheppard und dessen Begleitern, gab es eine heftige Detonation vor dem Tor. Einige unserer Chefs und die fremde Delegation wurden erwischt. Es gab insgesamt drei Tote zu verzeichnen. Sofort wurden Ärzte gerufen. Unsere Sicherheitskräfte sicherten sofort den Bereich ab, und suchten nach den Tätern. Doch diese fanden wir nie. Die Wahrscheinlichkeit, dass es jedoch einige der Fatalisten waren, ist groß. Diese eine Schrecksekunde brannte sich in meinem Kopf ein, und ein Gelehrter unseres Volkes schrieb einmal, dass die Unsterblichkeit des Menschen nur dann erfolgt, wenn man stirbt. So hoffte ich damals, dass die Toten ihre Unsterblichkeit nun erlangten. Colonel Sheppard und seine Leute wollten unsere Hilfe nicht annehmen, sie wären auf ihrem Planeten besser versorgt, und wollten das Tor wieder einschalten. Doch es ging nicht. Es ging womöglich wegen der Detonation nicht. Etwas wurde beschädigt. Deren Wissenschaftler nahm sich sofort der Sache an, und fand das Problem. Anscheinend wurde ein Kristall zerstört. Ein Kristall. Wir boten ihnen einige unserer Selbsterstellten Kristalle an, doch deren Wissenschaftler wurde regelrecht wütend, und sprach kein Wort mehr mit uns. Sie erklärten es uns nicht einmal. Nach diesem Tag sprachen sie nicht mehr viel mit uns. Sie wollten nur noch den Zustand ihrer verletzten Freundin wissen, die in einer unserer Krankenhäuser lag, und verpflegten sich bei uns. Nach einigen Tagen interessierte ich mich auch nicht mehr für sie. Ich hatte wichtigere Dinge zu erledigen. Unsere Wissenschaftler wollten mehr Rohstoffe für ein explosives Experiment. Zudem musste ich es begutachten. Ich hasste es, die Hallen des Wissens zu betreten. Meistens war es dort sehr heiß und schwül. Tag ein Tag aus saßen unsere Wissenschaftler da drin, und erfanden immer die neuesten Dinge. Die meisten jedoch, waren sehr skurril.

    Weitere Tage vergingen, und plötzlich stürmte Colonel Sheppard in unseren Sitzungssaal. Er meinte, dass sie den Planeten jetzt verlassen würden. Verabschiedete sich und ging. Einige von uns, mich eingeschlossen, folgten ihm. Er rannte in das Krankenhaus, wo ihre Freundin lag. Dort waren auch schon die anderen, und begaben sich mit ihm in das Zimmer, wo sie lag. Doch als wir dann in dieses Zimmer kamen, waren alle fünf verschwunden. Einfach so. Nicht durch das Fenster, durch keine Hintertür. Spurlos verschwunden. Wir waren alle sehr erstaunt, doch an dieser Tatsache konnten wir nicht ändern, und so machten wir uns an die alltäglichen Arbeiten wieder ran, doch immer in der Hoffnung, dass sie wieder zurückkommen würden. Es wäre sehr schade, wenn wir keinen Handel mit ihrer Zivilisation eingehen könnten.

    Ich war damals mitten in einer Besprechung mit einigen unserer Wissenschaftler, als mich ein Bote benachrichtigte, dass die fremden wieder gekommen wären. Ich wusste nicht, wie ich mich fühlen sollte. Erleichtert, fröhlich, oder sollte ich doch Zweifel haben. Wäre es nicht besser gewesen, wenn sie nicht gekommen wären? Ich begab mich zum Sitzungssaal. Doch es war unerwartet. Es stand Colonel Sheppard mit uns Fremden Leuten neben unserer Chefs. Ich bekam zu Anfang nicht viel mit, doch dann wurden die Chefs wütend. Sie schrieen ihn an, er solle dann doch wieder verschwinden, anstatt solche Forderungen zu stellen, nur wegen eines kleinen Vorfalles, für welches sie nicht einmal verantwortlich waren. Colonel Sheppard und die anderen drehten sich um, und gingen. Er blickte kurz zu mir rüber. Ich schaute ihn mit sehr erstaunten Augen an, doch in seinen sah ich eher ein Fragezeichen, als eine Selbstsicherheit, die er beim letzten Mal hatte. Dieses eine Mal verfolgten wir sie nicht. Sie würden wohl wieder einfach so verschwinden. Stattdessen sagte einer unserer Chefs, was er noch nie sagen musste. Wir sollen unsere Truppen mobilisieren. Dies geschah nach seinem Wunsch innerhalb kurzer Zeit. Menschen mussten in ihren Häusern bleiben, sollten kein Wort über diese Vorgehensweiße verlieren, was schon gegen unser Axiom verstoßen hat. Eines Abends sprach mich einer unserer Chefs an, wie weit denn die Wissenschaftler mit dem Experiment wären, welches ich überprüfen musste. Meine Antwort darauf war eindeutig, dass sie noch lange nicht fertig waren. Sein Mundwinkel verschob sich nach unten, und er wurde ein wenig lauter. Er wollte von mir, dass ich die Wissenschaftler antreiben sollte, noch schneller zu arbeiten, damit sie schnellstmöglich fertig werden. Dies gelang mir jedoch nicht bis zu dem Tag, an dem er es gerne haben wollte.

    An diesem Tag wurden unsere Städte vom Himmel aus beschossen. Die Sühne unserer Taten, oder doch Gottes Werk? Die Leute sprangen aus ihren Häusern, da sie nicht elendig darin verbrennen wollten. Einige trieb es sogar dazu, einen Aufstand gegen die Regierung anzuzetteln. Als ob man nicht schon genug Schwierigkeiten hätte, mussten wir uns noch damit auseinander setzen. Ich beendete meine Arbeit an diesem Tag früher als sonst. Ich wollte nach Hause. Meine Frau und meinen Sohn holen. Sie sollten in ein sichereres Gebäude. Ich beeilte mich. Ich hasste teilweise schon. Panik kam in mir auf, als ich den Stadtteil sah, in dem ich wohnte. Das meiste brannte, oder lag schon in Schutt und Asche. Ich zog die Schlappen aus, damit ich schneller rennen konnte. Als ich endlich ankam, sah ich brennende Menschen, einige wimmerten noch. Doch was sollte ich machen? Ich kann ihnen nicht helfen. Außerdem wollte ich zu meiner Frau und meinem Sohn. Die Asche brannte sich in meine Füße. Es schmerzte, doch was mich mehr schmerzte, war mein Herz, als ich vor meinem Haus stand. Es war nicht mehr da. Zerstört. Verbrannt. Ich fand meine Frau nicht verbrannt. Sie kam nicht durch das Feuer um, sie wurde von irgendetwas getroffen. Ihr Körper war nicht mehr, wie er früher war. Meinen Sohn hielt sie in den Armen, erstickt durch den Rauch. Ein kleines Kind konnte diesen Qualm nicht lange überleben. Ich fiel zu Boden, und wollte einfach nur tot sein. Ich musste mich beeilen, denn wer wusste schon, wie weit sie schon gekommen sind.

    Ich weiß nicht mehr, wie lange ich da noch neben ihnen saß, doch es musste eine lange Zeit gewesen sein, denn alleine bin ich nicht mehr aus der Stadt gekommen. Ich wurde von unseren Truppen herausgebracht. Fast schon zwanghaft, sagte man mir, hätte ich mich gewehrt, doch daran kann ich mich nicht mehr erinnern. Wessen Seele sollte hier gerettet werden? Etwa die Meinige. Verdrossen und mit Hass gefüllt, auf diejenigen, die das angerichtet hatten. Ich verließ das Krankenhaus, in das mich die Soldaten brachten. Dieser war sowieso komplett voll, mit Verletzten, Leichen und seelisch Instabilen Menschen. Sie waren alle gefangen in ihrem Eskapismus. Ich genauso, doch ich tat etwas dagegen. Ich rannte. Ich rannte einfach gerade aus. Ohne die Leute anzuschauen. Tränen kamen mir aus den Augen. Doch dachten tat ich an nichts. Meine Gedanken waren leer. Es war finster in meinem Kopf. Dunkel. So dunkel wie die Nächte, vor diesem Angriff. An diesem einen Tag jedoch, war die Nacht hell. Hell wir zu Tage. Als ich aufhörte zu rennen, stand ich außerhalb der Stadt auf einem kleinen Hügel, und konnte hinab sehen, was geschah. Die Lichter flogen ununterbrochen von oben. Schnell. Es kam mir vor, als ob sie sogar die Richtungen wechselten, wie Glühwürmchen. Ich ließ mich zu Boden fallen, und schloss die Augen.

    In Gedanken verfallen, überkamen mich Rachegelüste. Vor allem an Colonel Sheppard, da dieser etwas sagte, was unsere Chefs wütend machte. Ich dachte mir, wenn ich ihn noch einmal sehen würde, dass ich ihn mir packen würde, und ihn so lange drosseln würde, bis er tot umfallen würde. Doch zuvor hätte ich ihn gequält. Er hätte dieselben Schmerzen spüren sollen, wie ich sie spürte. Wenn ich ihn schon nicht seelisch peinigen konnte, so hätte ich immer noch die Möglichkeit seinen Körper zu verletzten. Der Körper und der Geist sind getrennte Wesen, und so hätte ich seiner Seele die ewige Unruhe gewünscht. Sie nahmen uns alles. Sie töteten die unschuldigsten Wesen unserer Nation. Nahmen sich nicht die Scheu aufzuhören, und uns die Möglichkeit zur Flucht zu geben. Dann schlief ich ein.

    Doch der nächste Morgen war sehr überraschend für mich. Ich stand auf, und die Stadt war vollständig erhalten. Ich begab mich langsam dorthin. Ich konnte es nicht glauben. Hätte ich mir das alles nur vorgestellt? Doch es war so real. Die Menschen lächelten mich an. Ich begab mich zum Rat. Ich fragte einige Chefs, was denn los sei. Warum auf einmal alles so ruhig sei. Doch die meinten nur lachhaft, dass es schon immer so still gewesen sei in unserem Ort. Mit einem Zweifelhaften Gesicht ging ich wieder raus, und dann überkam es mich. Ich bewegte mich schneller und schneller. Wollte nach Hause. Meine Frau. Mein Sohn. Wenn alles nur ein Traum war, dann müssten sie noch leben. Auf dem Weg dorthin, schaute mich eine Frau an, die denselben Gesichtsausdruck hatte, den Colonel Sheppard beim letzten Wiedersehen hatte. Damals dachte ich mir nur nichts dabei. Die Mimik eines Menschen ist vielseitig, und findet sich sehr oft bei jemand anderem wieder vor. Ich stand vor meinem Haus. Es war alles da. Die Tür, mit unseren Initialen, welche wir nach unserer Heirat einkerbten. Ich machte sie auf. Rief nach meiner Frau, doch ich bekam keine Antwort. Es war still. Ich ging in unseren Saal. Ich stolperte beinahe, und bekam einen Schrecken. Aber es war nur mein Sohn. Welche eine Erleichterung damals. Ich hob ihn auf, und fragte ihn, was er denn hier ganz alleine mache, doch natürlich bekam ich keine Antwort. Wer der Sprache nicht fähig ist, kann einem auch keine Auskunft geben. Gleichdarauf kam meine Frau ins Zimmer. Ein wenig wütend. Sie wollte wissen, wo ich so lange war, das Essen sei schon kalt. Ich beruhigte sie, und wir gingen in unseren Essenssaal. Wir aßen gemütlich zusammen, doch dann fragte sie mich, ob wir mit unseren Experimenten schon erfolgreich wären. Das überraschte mich damals, da sie eigentlich nicht wusste, was ich für unseren Staat denn wirklich machte. Ich verdutzte, und sagte ich, dass wir noch lange nicht so weit wären. Sie nahm unseren Sohn, stand auf, und sagte mir, ich solle wieder an die Arbeit gehen. In dem Moment wollte ich was sagen, war aber doch irgendwie sprachlos. Sie ging aus der Küche, und ich saß einfach nur da. Ich aß zu Ende, und wollte dann zu ihr, doch sie war weg. Sie ging nicht einmal aus der Tür, aber dennoch war sie weg.

    Ich begab mich in unser Forschungszentrum. Uns hatte man anscheinend mehr Ressourcen zur Verfügung gestellt. Das war mein erster Eindruck, als ich ein Labor betrat. Ich fragte einige meiner Angestellten, woher das ganze Material denn kommen würde, doch sie hatten auch keine Ahnung. Es war einfach da, als sie kamen. Mir fiel ein Mann auf, der hinter einer Glastür stand, und mich anschaute. Ich kannte ihn nicht, deshalb wollte ich zu ihm gehen. Doch als ich einmal mit meinen Augen blinzelte, war er weg. Hatte ich etwa irgendwelche Schäden in meinem Kopf, dass ich Dinge sehe, und dann wieder nicht? Ich machte mich an die Arbeit. Es war einfach zu kompliziert, wir kamen einfach nicht voran. Wir verbrachten fast den ganzen Tag in diesem dämlichen Labor, und immer wieder kam ein Bote herein, und fragte nach, ob wir denn schon fertig wären. Was hatten unsere Führer plötzlich an diesem Projekt? Wenn sie uns Druck machen wollten, so wären wir auch nicht schneller fertig geworden. Als dann gegen Spätabend wieder ein Bote in unsere Arbeit platzte, wurde ich beinahe rasend. Ich wollte schon anfangen zu schreien, aber er meinte nur, dass Leute aus dem gefundenen Tor gekommen seien. Ich dachte mir: Schon wieder? Aber dann war mein zweiter Gedanke, dass das Tor doch eigentlich nicht mehr funktionierte. Misstrauisch folgte ich dem Boten. Es waren wieder Colonel Sheppard und sein Team. Ich hatte Wut in mir, aber irgendwie waren meine Füße wie versteinert. Ich konnte nicht zu ihm hingehen, und im das Antun, was ich damals wollte. Es war ja nichts vorgefallen. Und wieder wurden unsere Chefs wütend. Dieses eine Mal baten sie ihn und sein Team aber zu gehen. Kurz bevor sie den Raum verlassen hatten, schaute mich Colonel Sheppard an. Er hatte einen leeren Blick, doch irgendwie sah es so aus, als ob er mir etwas mitteilen wollte. Gesagt hatte er aber nichts. Als ich mich wieder in mein Labor begeben wollte, fing es wieder an. Der Boden fing an zu wackeln, immer in verschiedenen Abständen. Zunächst wollte ich es nicht glauben, und dachte, es wären Erdbeben, doch dann schaute ich aus dem Fenster. Wieder diese Lichter, die aus dem Himmel geflogen kamen. Sie explodierten mitten in der Stadt. Ohne nachzudenken, rannte ich wieder zu unserem Haus. Ich dachte damals, dass meine Frau und mein Sohn noch leben würden. Die Freude in mir stieg, als ich sah, dass unser Haus noch stand. Ich war zwei Häuser von unserem entfernt, als ich sah, wie meine Frau mit unserem Sohn das Haus verlassen wollte. Aus meinen Augen kamen Tränen, und ich lächelte sie nur an. Als ich dann zu ihr gehen wollte, passierte das, was ich beim ersten Mal nicht gesehen hatte. Die heftige Explosion, die unser Haus, und damit auch meine Liebsten traf. Dieser Anblick war schlimmer, als deren Leichen. Meine beiden, sie mit einem Lachen im Gesicht, umhüllt von einer Flamme. Nichtsahnend, und dann weggeschleudert. So etwas darf doch nicht sein. Was hatte sie schlimmes angestellt, um so zu sterben? Einmal mehr fiel ich zu Boden. Ich weinte, bat um meinen eigenen Tot. Ich starrte in den Himmel, und sah wie Lichter in unsere Richtung flogen, und war bereit für den Tot. Die Lichter trafen mich alle nicht. Sie machten eine Wende um mich. Alles um mich herum explodierte. Menschen schrieen um Hilfe, weinten, zuckten wie frisch gefangene Fische. Es war grausam. Anstatt aber wieder wegzurennen, blieb ich an der Stelle. Ich legte mich hin. Die Luft war stickig, mein Kopf schwindelte, und dann war alles verschwommen. Ich nahm alles nur halb wahr. Um mich herum standen plötzlich Colonel Sheppard und sein Team. Er sagte dieses Mal etwas. Ich solle mich nicht ausruhen. Ich solle an dem Projekt weiter arbeiten. Dieses Grauen wird immer wieder stattfinden, dafür werden Sie, und er meinte nicht sich und sein Team, sorgen. Ich wusste nicht was er meinte. Irgendwann war ich so verzweifelt. Ich arbeitete jeden Tag an diesem Projekt, doch ich kam nie voran. Jeden Tag kam Colonel Sheppard vorbei, jeden Tag das Gleiche. Immer wieder wurde unsere Heimat angegriffen. Ich konnte es schon gar nicht mehr sehen, wie meine Liebsten sterben würden. Ich blieb einfach im Labor. Dachte an Selbstmord. Doch dann wurde mir eines klar. Ich war gefangen. Unsere Heimat ist zerstört, und all denjenigen, den ich diesen grauenhaften Tot nicht wünschte, waren doch für mich die Glücklichen.

  2. #22
    There is good in you... Avatar von Chayiana
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    Standard

    Autor: Chayiana
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    Kategorie: Humor
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    Titel: The Rising - Reloaded, oder: "Auch Puddle Jumper haben Gefühle"
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    Kommentar: Die Idee zu dieser FF kam mir waehrend einer dieser doch recht sinnfreien Chat-Sessions (Danke, iolanda! ). Es handelt sich hierbei - wie der Titel schon sagt - um den Pilotfilm, allerdings aus einer etwas anderen Perspektive ...
    Und obwohl sich die FF eigentlich von selbst erklaert, habe ich dennoch zwei kurze Anmerkungen:
    1. Kenntnisse des Pilotfilmes sind durchaus von Vorteil!
    2. Bitte bei den verwendeten Zitaten nicht stutzen. Ich habe mich an das englische Original gehalten und dieses nach meinem Gutduenken uebersetzt.
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    Betaleser: Lyddie (vielen, lieben Dank!)
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    Rating: G


    Spoiler 
    "RAUMSCHIFFE!"

    "Ich liebe es!"

    "Dr. Weir, das müssen Sie sich ansehen!"

    'Verdammt, was ist denn das für ein Lärm? Kann man hier noch nicht einmal in Ruhe ausschlafen?' Langsam öffnete er seine Augen ... nun, er hätte sie geöffnet, wenn er etwas Derartiges besitzen würde, aber seine internen Sensoren erfüllten hier denselben Zweck.
    Und dann entdeckte er sie. Zwei Menschen standen direkt vor seiner Frontscheibe und sahen dabei aus, als ob sie sich über irgendetwas ganz fürchterlich freuen würden.

    'Seltsam,' dachte er, 'die sehen gar nicht aus wie die Antiker, die hier sonst so rumlaufen. Und was ist das für eine sonderbare Kleidung? Ist das etwa die neueste Mode?'
    Irritiert kräuselten sich seine Stromkreise. Aber das war für den Moment auch nicht so wichtig. Viel wichtiger war es, dass ihn jetzt mal einer aktivierte, damit er seine Systeme hochfahren konnte. Er hatte nämlich das ungute Gefühl, dass er länger geschlafen hatte, als angedacht gewesen war. Doch dafür benötigte er einen Antiker. Nur mit seinen internen Sensoren konnte er lediglich wahrnehmen, was um ihn herum vorging, aber um beispielsweise seine Systemuhr wieder mit Atlantis zu synchronisieren, bedurfte es nun mal einer vollständigen Aktivierung durch das Antikergen.

    'Hallo? Hey, ihr da! Könnte mich mal einer von euch aktivieren?' rief er die beiden Menschen in Gedanken an, doch es schien, als wären sie zu sehr mit sich selbst und ihrer schon etwas suspekten Begeisterung für die Umgebung beschäftigt.

    'Okay, wenn ihr keine Zeit habt oder ... na ja ... zu beschäftigt seid, versteh ich das. Aber vielleicht könntet ihr mir trotzdem kurz verraten, wie spät es ist? Wenn möglich mit Datum und Jahreszahl, das wär echt nett!'

    Doch noch immer schenkten sie ihm keinerlei Aufmerksamkeit. Und das war nun wirklich merkwürdig. Die Antiker hatten immer auf ihn reagiert. Was ging hier vor sich?

    Er besah sich die beiden Menschen noch etwas genauer. Irgendwie wirkten sie, als würden sie ihn und die anderen zum ersten Mal sehen. Wie kleine Kinder in einem übergroßen Spielzeugladen. Er fühlte sich zwar geschmeichelt, dass es diese beiden scheinbar so sehr freute, ihn zu sehen, aber im Grunde war das doch mehr als sonderbar. Und das brachte ihn auf seine eigentliche Frage zurück:

    'Wie lange – zum Wraith noch mal – habe ich geschlafen?'

    Er hatte diesen Gedanken kaum zu Ende gedacht, als die beiden sich anschickten, den Hangar wieder zu verlassen.

    'Nein ... nein ... nein, Moment mal bitte! Was war das jetzt mit dem Aktivieren? Hallo?'

    Aber wie er es fast schon erwartet hatte, erfolgte auch diesmal keine Reaktion. Aber einen Versuch war es schließlich wert gewesen.
    Nein, das konnten definitiv keine Antiker sein. Nur wer waren sie dann? Und was machten sie hier?

    Dann war er wieder alleine im Hangar. Mutterseelenallein. Nun gut, die anderen waren ja auch noch da, aber die schienen alle noch zu schlafen.
    Er war immer schon einer der Muntersten gewesen und nicht selten hatte Mama Atlantis mit ihm geschimpft, weil er mal wieder zu vorlaut und neugierig gewesen war. Er selbst hatte das immer ein wenig anders genannt ... zielstrebig und wagemutig.
    Oh ja, wenn es darum gegangen war, auf ferne Planeten zu reisen und atemberaubende Abenteuer zu erleben, war er immer ganz vorne mit dabei gewesen.
    Und mit diesem wehmütigen Gedanken an andere Zeiten schlief er wieder ein.

    ~~~

    Doch irgendwann später wurde er erneut recht unsanft aus seinem Schlummer gerissen. Dummerweise konnte er auch diesmal nicht sagen, wie viel Zeit eigentlich vergangen war, denn er war ja noch immer nicht aktiviert worden, ergo, kein Zeitgefühl. Nix. Nada. Niente. Nothing.

    Teils verärgert, dass man ihn wieder mitten aus einem so wunderschönen Traum gerissen hatte, teils beunruhigt, da er nicht sagen konnte, was vor sich ging, schaute er sich um. Doch diesmal waren keine Menschen da. Aber dafür vibrierte und rumpelte der Boden unter seinen Triebwerken, als würde ein mächtiger Riese Atlantis so richtig durchschütteln.

    'Verdammt, was ist denn nun schon wieder? So langsam geht mir das hier alles ganz schön auf die Schaltkreise!' dachte er frustriert. 'Ich will jetzt endlich wissen, was hier los ist!'

    Daraufhin versuchte er ganz vorsichtig bei Mama Atlantis anzufragen, was denn diese ganze Aufregung zu bedeuten hatte. Nur war dieses Unterfangen nicht ganz so einfach, wie er es sich vorgestellt hatte. Zum einen schien die alte Dame momentan schwer beschäftigt (und sie konnte echt wütend werden, wenn man sie dann mit neugierigen Fragen behelligte) und zum anderen konnte er sich in seinem "Low-Level-Standby-Modus" kaum verständlich machen. Doch zu guter Letzt erfuhr er dann doch, dass Atlantis den Meeresboden verlassen hatte und auf dem Weg zur Oberfläche war. Also nichts wirklich Weltbewegendes. Eigentlich schade, er hatte sich insgeheim schon darauf gefreut, dass es endlich wieder etwas für ihn zu tun gab. Aber vielleicht kam das ja noch.

    Einige Augenblicke später wurde es dann auch wieder ruhig um ihn herum. Das Vibrieren und Beben hörte auf und von irgendwoher wehte eine frische Brise herein.
    Nur zu dumm, dass er davon nur die allerletzten Reste zu spüren bekam.

    'Man könnte wirklich mal ein bisschen durchlüften. Ist ein wenig muffelig hier drinnen, oder?' dachte er mürrisch, wohl wissend, dass ihn niemand hörte.

    Doch plötzlich erschienen wieder zwei dieser komischen Menschen in seinem Sichtfeld. Traten die eigentlich immer nur paarweise auf? Egal, viel wichtiger war, dass diese beiden direkt auf ihn zuhielten. Das sah doch schon recht vielversprechend aus, möglicherweise hatte er bei denen ja mehr Glück.

    'Hey, ihr! Könntet ihr nicht mal das Dach aufmachen? Nen bisschen Frischluft wär jetzt nicht verkehrt.'

    Aber wieder einmal schien sein Versuch, sich verständlich zu machen, nicht von Erfolg gekrönt zu sein. Sie schienen gar nicht daran zu denken, auf seinen Wunsch einzugehen. Was war nur mit diesen Menschen los? Und woher kamen sie überhaupt? Dass es keine echten Lanteaner waren, war ihm mittlerweile klar, aber irgendwas an ihnen war dennoch vertraut. Er vermutete, dass sie in irgendeiner Weise mit den ursprünglichen Antikern verwandt sein mussten, denn was hätten sie sonst hier zu suchen?

    Immerhin hatten diese beiden nun ihre Richtung beibehalten und näherten sich jetzt seiner Heckluke.

    'Na, also ... geht doch. So, und nun schön die Luke öffnen. Yup, so ist es richtig. Immer hinein in die gute Stube.'

    Und sobald die Menschen sein Inneres betreten hatten, jauchzte er erleichtert auf.
    Da war es endlich! Dieses ganz und gar vertraute Gefühl, das ihm zeigte, dass zumindest einer von ihnen die Gene der Antiker in sich trug. Wenn auch nicht in der Stärke wie er es gewohnt war, aber er wollte sich jetzt sicherlich nicht beschweren.
    Allein die Anwesenheit dieses Menschen ließ seine Schaltkreise aufjubeln und jede noch so kleine Schraube vor Freude vibrieren. Und endlich passierte das, worauf er schon die ganze Zeit gewartet hatte: Seine Systeme aktivierten sich. Endlich konnte er wieder klar sehen, denken und fühlen. Und ja, das fühlte sich wirklich phantastisch an. Und um seiner "Wiederbelebung" den richtigen Ausdruck zu verleihen, empfing er diesen Menschen, der ihm wieder Leben eingehaucht hatte, mit allem, was er zu bieten hatte. Jede Lampe, jede Diode ließ er hell aufleuchten, um ihn zu begrüßen. Und es schien ihm tatsächlich zu gefallen, denn auf seinen Lippen lag ein richtig seliges Lächeln.

    Doch Glück und Unglück oder - in seinem Fall - Freude und Verdruss lagen leider viel zu oft nah beieinander. Seine interne Uhr hatte sich nämlich endlich mit den Daten, die sie von der Stadt erhielt, synchronisiert. Und das, was sie ihm da vermittelte, konnte eigentlich nur ein schlechter Scherz sein.

    '10.000 Jahre? Willst du mich verscheißern?'

    Das konnte doch gar nicht sein. Die Antiker würden doch nie ... und doch wusste er, dass es der Wahrheit entsprach. Sie hatten ihn verlassen. Ihn, all die anderen und auch Mama Atlantis ... einfach aufgegeben. Das war nicht fair. Nach allem, was sie getan hatten. Nun war er wirklich deprimiert. Allerdings nur so lange, bis er den anderen Menschen, diesen Genlosen, sagen hörte:

    "Meinen Sie, Sie können es fliegen?"

    'Fliegen? Hab ich da eben was von 'fliegen' gehört? Ja, super, wann geht's los?'

    "Was sagen Sie dazu, wenn wir es einfach herausfinden?"

    'Hey, was gibt es da herauszufinden? Natürlich kannst und darfst du mich fliegen, Mensch! Also, wann geht's los? Und wenn ich das jetzt gleich noch mal fragen muss, gibt's mächtig Ärger!'

    Doch in diesem Moment fühlte er bereits, wie sich dessen Hände auf seine Konsolen legten, und ein wohliges Kribbeln durchflutete ihn. Am liebsten wäre er sofort gestartet, aber erstens gehörte sich das nicht und zweitens wollte er diesen Menschen auch nicht verschrecken. Denn ganz offensichtlich war es ja sein erstes Mal.
    Stattdessen konzentrierte er sich darauf, seine Gedanken zu erfassen.

    'Wow, was ist das denn für ein Wirrwarr in deinem Kopf? Du musst dich schon ein bisschen konzentrieren, du machst mich ja ganz wuschig!'
    Aber letztendlich schaffte er es doch, den richtigen Daten... nein, Gedankenstrom herauszufiltern. Und wirklich, dieser Mensch gefiel ihm von Sekunde zu Sekunde besser. Allem Anschein nach hatte dieser genauso ein Faible fürs Fliegen wie er selbst. Das würde sicher lustig werden.

    "Ich geh dann mal Dr. Weir holen," meinte der andere, worauf sein Pilot nur mit einem abwesenden Kopfnicken antwortete. Scheinbar war er fasziniert von ihm. Nun ja, wer sollte ihm das auch verübeln. Und sobald der Genlose weg war, zeigte er ihm, dass er zu Recht fasziniert war.
    Ganz sachte ließ er - auf den wohl mehr unbewussten Wunsch des Menschen hin - seine Triebwerke anfahren und erhob sich ein paar Zentimeter vom Boden.

    'Und? Fühlt sich gut an, oder?'

    "Cool!"

    'Wenn du das schon cool findest - was auch immer dieses Wort bedeuten soll -, dann warte mal ab, was ich noch so alles drauf habe,' meinte er stolz, obwohl ihm klar war, dass der Mensch ihn nicht wirklich verstehen konnte. Dafür war sein Antikergen dann doch nicht stark genug. Aber er war sich sicher, dass sie auch diese Hürde mit der Zeit noch auf die ein oder andere Art und Weise nehmen würden.

    'Hey, was hältst du zum Beispiel hiervon?' fragte er voller Vorfreude und machte sich unsichtbar. Okay, das hatte sein neuer Pilot jetzt nicht wirklich gedanklich angeordnet, aber schließlich musste er ihm doch schnell noch ein paar Tricks zeigen, bevor der andere mit diesem ominösen Dr. Weir, dem hier alle unbedingt etwas zeigen wollten, wiederkam.

    ~~~

    Und es dauerte auch tatsächlich nicht lange bis der Genlose mit einem anderen Menschen zurückkam. Erstaunt registrierte er, dass es sich hierbei um eine Frau handelte. Nun ja, warum auch nicht? Im Hohen Rat der Antiker waren schließlich auch Frauen vertreten gewesen. Und diese hier schien sogar der Boss des ganzen Haufens zu sein. Instinktiv wurde ihm klar, dass es nun galt, diesen Doktor zu überzeugen – von was auch immer.

    Die beiden Menschen standen etwas ratlos vor ihm, da sie ihn ja nicht sehen konnten. Also machte er sich auf den gedanklichen Befehl seines Piloten hin wieder sichtbar - obwohl er bezweifelte, dass diesem jetzt schon bewusst war, dass es sich tatsächlich um einen solchen gehandelt hatte.

    "Sie sagten, Sie wollten einen taktischen Vorteil?" meinte der Mann hinter seinen Konsolen.

    "Na schön, Sie können das Ding fliegen. Das heißt aber noch nicht, dass Sie auch eine Rettungsaktion starten dürfen," antwortete die Frau.

    'Moment ... hab ich da eben etwas von einer Rettungsmission gehört? Klasse. Genau das, was ich jetzt brauche. Wann geht's los? Oh Mann, ich fürchte, das wird langsam meine Lieblingsfrage. Dass die sich aber auch nie so recht entscheiden können ...'

    "Doktor, deshalb haben Sie mich doch hergebracht!" stellte daraufhin sein Pilot fest. Und obwohl er nicht ganz verstand, was dieser damit meinte, spürte er da eine gewisse Sturheit und auch Trotz in dessen Gedanken.

    'Oh ja, wir beide werden uns gut verstehen,' dachte er und wenn er es gekonnt hätte, hätte er jetzt wohl von einem Triebwerk zum anderen gegrinst.

    ~~~

    Kurze Zeit später war es dann endlich soweit. Es erschienen noch ein paar andere Menschen, die ebenfalls an dieser Rettungsaktion teilnehmen sollten. Einer von ihnen, ebenfalls ein Genloser mit einer dunkleren Hautfarbe, ließ sich gleich neben seinem Piloten in den Co-Pilotensessel fallen.

    "Gate-Schiff Eins ist startklar!"

    'Wie bitte? Gate-Schiff Eins? Das ist doch wohl nen schlechter Witz!'

    "Gate-Schiff Eins? So ein kleiner Puddle Jumper wie dieser?"

    'Häh? Und jetzt Puddle Jumper? Obwohl ... hm ... das hört sich eigentlich ganz nett an ...'

    "Es ist ein Schiff; es fliegt durch das Gate. Gate-Schiff Eins"

    'Oh nein ... Nein! Nicht mit mir! Wann hat man bei dir das letzte Mal die Steuerkristalle gecheckt?'

    "Oh, nein, nein, nein ... das ist alles verkehrt."

    "McKay dachte, das wäre cool."

    'McKay? Wer ist das? Hat der hier was zu melden? Hey du, Pilot, jetzt sag doch auch mal was dazu!'

    "Oh, okay. Nun, dann ist es offiziell ..."

    'Waaas?'

    "… Sie werden nichts mehr benennen. Niemals."

    'Oh … Gott sei Dank! Ich dachte schon …'

    "Flugkontrolle, hier ist … Puddle Jumper. Wir sind bereit zum Start."

    'Ok, dann heiße ich ab jetzt wohl Puddle Jumper. Ich denke, damit kann ich leben. Aber mal so nebenbei ... wie heißt du eigentlich? Ach ja, ich vergaß, das klappt ja noch nicht so mit der Kommunikation. Hmm ... mal schauen, da wird doch irgendwo in deinen wirren Gedankengängen ... na, wer sagt's denn? John Sheppard. Alles klar, nett dich kennenzulernen, John. Ich darf doch John sagen, oder?'

    Und er blieb einfach dabei, denn er wusste ja, dass dieser nicht in der Lage war, etwas dagegen zu sagen. Dann hörte er plötzlich, wie John noch mit einem anderen Menschen das Thema der Namensgebung durchkaute. Es gab schon wirklich penetrante Typen, aber letzten Endes blieb es bei dem Namen und sie konnten endlich starten.

    Als das helle Blau des Ereignishorizontes vor ihm auftauchte, konnte er nicht verhindern, dass ihm ein erwartungsvoller Schauer über seine Außenhülle lief.

    'Endlich geht's los!'
    Und mit diesem Gedanken verschwand er mit seinen Insassen in der wabernden Pfütze.

    Nur wenige Sekunden später tauchte der kleine Jumper auf der anderen Seite des künstlichen Wurmloches wieder auf.

    'Oh, wie schön,' dachte er begeistert, als er registrierte, dass es sich um ein Gate im Orbit eines Planeten handelte. Er liebte es, wenn ihm die angenehme Kälte des Raumes über seine Hülle strich. Dann erst fühlte er sich richtig lebendig. Am liebsten hätte er erstmal einen kleinen Salto hingelegt, aber das ging natürlich nicht. Schließlich befanden sie sich hier auf einer Mission.
    Und nachdem er sich auf Johns Befehl hin wieder unsichtbar gemacht hatte, hörte er ihn sagen:

    "Wow, das ist cool!"

    'Ganz meine Rede.'
    Inzwischen hatte er auch gelernt, dass dieses Wörtchen 'cool' Johns Art war, etwas wirklich Tolles zu beschreiben.

    "Sieht aus, als ob Sie damit umgehen könnten."

    'Na ja, es ist ja nicht so, als ob er die ganze Arbeit allein machen würde...' warf er etwas pikiert ein.

    "Ich sag Ihnen was, Lieutenant. Eine Menge Kampfpiloten würde töten, um dieses Ding zu fliegen. Es ist, als ob es Gedanken lesen könnte."

    'Oh, du bist ja einer von der ganz schnellen Sorte. Was glaubst du wohl, was wir hier die ganze Zeit machen? Warte, ich zeig's dir ...' fügte er noch hinzu und ließ sein Display auf der Frontscheibe aufleuchten, um ihm die Karte des Planeten zu zeigen.

    "Haben Sie das getan?"

    "Ich ... ich habe mich nur gerade gefragt, wo wir von hier aus hinmüssen?"

    'Genau ...'

    "Ich nehme das als ein 'Ja'."

    'Äh, sagen wir mal, es war Teamwork!'

    "Und wie finden wir sie, wenn wir gelandet sind?"

    "Nun, darüber habe ich auch schon nachgedacht ..."

    'Moment ... nicht so schnell. Ich bin ja schon dabei. Nur nicht ungeduldig werden,' dachte er und ließ einen Detektor aus der Wand fahren, den sich John auch gleich - wenn auch mit einem leichten Stirnrunzeln - einsteckte.

    'Zufrieden?' wollte er wissen, wobei er sich ein leichtes, virtuelles Grinsen nicht verkneifen konnte, das ihm aber schon im nächsten Moment wieder verging.

    "Und jetzt denke ich an ein leckeres Truthahnsandwich ..."

    'Wie bitte? Sieht das hier vielleicht aus wie 'ne Imbissbude? Ich mag dich, John, aber das geht jetzt wohl doch ein bisschen zu weit. Und du brauchst dich gar nicht so umzugucken. Es gibt nichts. Basta!'

    "War einen Versuch wert," meinte der Dunkelhäutige schulterzuckend.

    'Sicher ... netter Versuch,' grummelte er. 'Nächstes Mal ... vielleicht.'

    Ein paar Minuten später wollte John landen, da sie sich ihrem Ziel näherten.

    'Wie? Jetzt schon? Ich habe gedacht, wir drehen noch 'ne Runde um den Planeten? Also gut, wenn's denn sein muss ...' Er war noch immer etwas verschnupft, weil man ihn als Essenausgabe hatte missbrauchen wollen. Aber sobald sie sich ihren Landekoordinaten näherten, waren jegliche Ressentiments vergessen.

    'Oh, oh, ihr seid grad erst angekommen und wollt euch schon mit einem Wraith-Hiveschiff anlegen? Das ist ja cool! Um es mal mit deinen Worten auszudrücken, John.'

    Sie landeten auf einer kleinen Anhöhe, etwa 300 Meter von dem gegnerischen Schiff entfernt. Danach erhoben sich die Menschen von ihren Plätzen und verließen den Jumper. Er hörte, wie John ein paar Befehle brüllte, dann wurde es ruhig. Und plötzlich wurde es ihm klar ...

    'Hey! Und was ist mit mir? Was soll ich tun? Etwa einfach hier warten? Das kann nicht dein Ernst sein, John! Ich will helfen. Warum fliegen wir nicht direkt rein? Ich hab das schon oft gemacht ... äh, zumindest schon oft davon gehört ... ein, zwei Mal ...'

    Doch niemand achtete mehr auf ihn. Die Menschen, die bei ihm geblieben waren, hatten draußen Aufstellung bezogen und sein Pilot war schon lange fort.

    'Na gut, ich warte dann einfach hier ...' murmelte er niedergeschlagen.

    ~~~

    Etwa zwei Stunden später wurde es plötzlich wieder hektisch. Jede Menge Leute stolperten mehr, als dass sie liefen, in seinen Innenraum, aber John war noch nicht dabei. Auch der Dunkelhäutige hatte sich noch nicht wieder blicken lassen. Dafür tummelten sich in seinem Innern jetzt Menschen, deren Aufmachung sich völlig von der der anderen unterschied. Und alle wirkten bleich und nervös.

    Scheinbar war die Rettungsaktion ein Erfolg gewesen. Und er verspürte einen kleinen Stich, als ihm bewusst wurde, dass dies auch ohne seine Hilfe möglich gewesen war.
    Aber wo war John? Er musste sich doch nicht etwa jetzt schon Sorgen um seinen Piloten machen? Nicht, nachdem sie sich gerade erst kennengelernt hatten.
    Und dann sah er sie. Wraithjäger. Um ein Haar hätte bei dem Schrecken seine Stromversorgung versagt.

    'Verdammt, John, wo bist du? Und in was für einen Schlamassel hast du uns da reingeritten?'

    Doch schon in dem Moment, als er das dachte, stürmte dieser – gefolgt von dem Dunkelhäutigen und einer hübschen Frau – herein. Kaum hatte sich sein Pilot in seinen Sessel fallen lassen, fragte er auch schon:

    "Okay, was denke ich jetzt wohl gerade?"

    'Ich würde mal annehmen, das Gleiche wie ich,' antwortete er erleichtert und machte sich unsichtbar. Dann fragte John, ob es allen gut gehen würde. Er fand das sehr fürsorglich von ihm. Und nachdem die hübsche Frau ihm geantwortet hatte, dass bei den Neuankömmlingen alles in Ordnung sei, bemerkte er, wie der Dunkelhäutige sich wieder auf dem Co-Pilotensessel niederließ.

    "Wie steht's mit dem schwierigen Teil?"

    'Äh, wenn Sie vielleicht mal nach vorne schauen wollen? Mist!'

    "Mist! Ich denke, wir haben den schwierigen Part noch vor uns."

    'Sag ich doch! Oh, oh, das sind aber 'ne Menge Schiffe ... zehn, nein elf ... das sind eindeutig zu viele Schiffe, John! Vielleicht sollten wir besser ...'

    "Was können wir tun?" unterbrach ihn die Frau in seinem Gedankengang.

    "Wir sind sicher, solange sie uns nicht sehen können."

    'Äh, ich fürchte nur, dass es da ein kleines Problem gibt ...'

    "Das müssen sie gar nicht. Das ist der einzige Weg, den wir nehmen können. In dem Moment, in dem wir das Gate aktivieren, können sie einfach blind drauf losschießen und uns bei unserem Anflug wegpusten."

    'Ich wusste doch, dass du kein Dummer bist. Genau das wollte ich auch grad sagen, als man mich mal wieder unterbrochen hat,' bestätigte er gereizt.

    "Wie kommen wir dann durch?"

    'Gute Frage! Irgendwelche Ideen?'

    "Wir sollten sie von dem Gate weglocken und dann schnell wieder umkehren," schlug John vor.

    'Und das nennst du eine gute Idee? Wer soll denn hier den Lockvogel spielen? Oh, lass mich raten ... ich! Richtig? Na, klasse ...'

    Kurz danach erreichte ihn der gedankliche Befehl, sich wieder sichtbar zu machen.

    'Auf deine Verantwortung ... und ich mach dich für alle Schäden, die ich erleide, verantwortlich. Das ist dir doch klar, oder?' erwiderte er, wobei er aber dennoch kurz alle Schwierigkeiten abwog, die eine mögliche Befehlsverweigerung mit sich bringen würde. Doch dann seufzte er nur noch einmal kurz auf und beschloss, darauf zu vertrauen, dass John wusste, was er da tat.

    Mit einem mehr als unguten Gefühl machte er sich wieder sichtbar und fast augenblicklich begannen die Wraithgleiter auf ihn zu feuern.

    'Oh Mann, ich wusste, dass das eine schlechte Idee war!'

    Ein wenig zittrig in seinen Kontakten versuchte er, John bestmöglich bei dessen Flugmanövern zu unterstützen. Und trotz der brenzligen Situation konnte er nicht umhin, die Flugkünste seines Piloten zu würdigen:

    'Wow, du bist ja richtig gut!'

    Doch schon im nächsten Moment erwischte ihn ein Streifschuss.

    'Aua ... au, verflucht, das tat weh! Ich nehme alles zurück. So gut bist du wohl doch nicht ...' beschwerte er sich und fügte dann noch beunruhigt hinzu:
    'Oh, und da ist noch etwas, das Du vielleicht wissen solltest ...'

    "Halten Sie sich bereit, das Gate auf mein Zeichen anzuwählen," rief John dem anderen Menschen zu.

    'Äh, John, ich will ja nicht stören, aber ...'

    "Haben Sie so etwas, wie eine Waffenkonsole hier irgendwo gesehen?"

    'Wie? Was? Waffen? Oh, ja ... natürlich ... hab ich glatt vergessen. Sorry. Kommt sofort ...' erwiderte er leicht beschämt und feuerte eine Drohne ab.

    'Jetzt guckt nicht so belämmert. Natürlich hab ich Waffen an Bord. Für was haltet ihr mich? Und wehe einer sagt jetzt was von 'Imbissbude'! Aber ich muss euch trotzdem sagen, dass wir abgesehen davon noch ein ganz anderes Problem haben ...' versuchte er abermals zu erklären, als er einen weiteren leichten Treffer erhielt. 'Au, schon wieder ... das macht jetzt definitiv keinen Spaß mehr!'

    "Versuchen Sie, wieder in den Tarnmodus zu gehen."

    "Ich hab's versucht ... der muss beschädigt sein ..."

    'Genau das versuche ich euch ja die ganze Zeit zu verklickern!'

    "Wählen Sie das Gate an!"

    'Okidoki, aber dann machen wir schnell, okay? Ich bin nicht scharf auf noch einen Treffer.'

    Und während die beiden Menschen noch darüber diskutierten, wie weit wohl dieses Identifikations-Dingens reichen würde, konzentrierte er sich schon ganz auf den Anflug. Wussten die denn nicht, dass Mama Atlantis automatisch den Schild runterfahren würde, wenn einer von ihren Jumpern nach Hause kam? Aber er kam zu dem Schluss, dass das jetzt nicht so wichtig sei. Viel wichtiger war es, in einem Stück wieder zurückzukommen ... und das so schnell wie möglich! Er spürte förmlich die drei restlichen Jäger, die noch immer an seinem Heck hingen, nachdem sie zumindest davor noch zwei andere mit gezielten Drohnenabschüssen vom Himmel geholt hatten.

    Nur dummerweise hatten diese drei sich in keinster Weise beeindruckt gezeigt und feuerten weiter ihre Salven ab.

    'Junge, Junge, das wird knapp! Ich dreh noch ein bisschen auf, John. Okay?'

    "Wir sind zu schnell!"

    "Ich weiß ..."

    'Nun macht euch mal nicht ins Hemd! Ich mach das schon. Ein klein wenig Vertrauen könntet ihr ruhig haben,' meinte er entnervt und raste weiter auf das Gate zu.
    Doch als sie wenige Sekunden später den Ereignishorizont passiert und Atlantis erreicht hatten, konnte auch er sich ein erleichtertes Aufseufzen nicht verkneifen. Hinter ihnen wurde der Schutzschild wieder hochgefahren und ihre Verfolger lösten sich mit drei dumpfen Einschlagsgeräuschen in Wohlgefallen auf.

    'Wow, das war wirklich genug Aufregung für den ersten Arbeitstag nach 10.000 Jahren.'

    "Sehr verehrte Damen und Herren, willkommen in Atlantis. Bitte bleiben Sie noch so lange sitzen, bis der Jumper vollständig zum Stillstand gekommen ist."

    'Nette Rede, John. Und danach geht ihr hübsch feiern und ich werde schlafen, wenn's erlaubt ist ... Irgendwie habe ich das ungute Gefühl, als ob dies nicht das letzte Abenteuer war, in das du uns reingeritten hast.'

    Zu diesem Zeitpunkt konnte der kleine Jumper natürlich noch nicht ahnen, wie richtig er mit dieser Vermutung lag, aber das ist eine andere Geschichte und soll ein andermal erzählt werden.


    ENDE

  3. #23
    Brigadier General Avatar von Cindy
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    Standard

    Autor: Cindy
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    Kategorie: Misc
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    Titel: Verzweifelt
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    Kommentar: Irgendetwas dringt in Atlantis ein und keiner weiß genau, was es ist.

    Die Idee für diese FF kam mir, während ich eine andere Story schrieb. Weil sie dort allerdings nicht hineinpasste, schrieb ich sie separat auf.
    Ungefähr nach vier Tagen (mit Unterbrechung) war sie dann fertig.
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    Betaleser: Lyddie
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    Rating: PG -16 (Charaktertod)
    ----------------------------------
    Wörter: 3498
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    Spoiler 
    Verzweifelt

    Elizabeth saß in ihrem Büro und wälzte ein paar Akten, als sich plötzlich das Gate aktivierte.
    „Wer ist das?“, fragte sie Chuck über Headset, wobei sie sich auf den Weg zum Kontrollraum machte.
    „Es ist Ronons IDC, Ma’am! Sie stehen unter schwerem Beschuss!“

    „Lasst sie rein!“, rief sie und rannte die Treppe hinunter.
    Elizabeth sah, wie Colonel Sheppards Team regelrecht durch den blauen Ereignishorizont stürzte und das Gate leicht fluktuierte.

    „Schild hoch!“, rief John ziemlich entkräftet. In dem Moment schoss ein heller Blitz durch das Gate und hätte um Haaresbreite einen Techniker getroffen.
    Instinktiv duckten sich alle Anwesenden und SGA-1 warf sich zu Boden.

    „Meine Güte, was war das?“, fragte Elizabeth entsetzt, als sich das Gate deaktivierte und sie sich aufrafften.
    „Wir wissen es nicht! Irgendeine Energie … die, die das ganze Dorf ausgelöscht hat“, meinte Rodney fast hysterisch.
    „Was?!“
    „Es war grauenhaft! Überall nur … Tod. Leichen auf grauenvolle Weise entstellt und … verstümmelt“, brachte Teyla stockend hervor.
    „Und das … das viele Blut!“, fügte Rodney heiser hinzu und stützte sich dabei auf seine Knie ab.

    Elizabeth schluckte und blickte das Team an. In ihren Gesichtern spiegelte sich das Entsetzen und Grauen wider.
    ‚Verstümmelte Leichen?’ Irgendwie konnte sie nicht glauben, was sie da gerade gehört hatte. Die Narodaner waren ein friedfertiges Volk, wer sollte so etwas tun?
    „Aber … wie ist das möglich? Vor sechs Stunden war doch noch alles in Ordnung.“

    John schüttelte leicht den Kopf.
    „Wir wissen es nicht. Das … was uns da angegriffen hat und für die Zerstörung des Dorfes verantwortlich ist, ist nicht natürlichen Ursprungs.“
    „Könnten es die Wraith gewesen sein?“
    „Nein! Selbst die Asuraner wären nicht dazu in der Lage. Es war, als ob der Teufel höchstpersönlich am Werk gewesen wäre.“
    „Also wird es auch keine Überlebenden gegeben haben?“
    „Nicht einen.“

    Bestürzt senkte Elizabeth den Kopf, als sich plötzlich das Gate aktivierte.
    „Chuck?“, rief sie und wich mit den anderen ein paar Schritte zurück.

    Mehrere Lichtblitze in verschiedenen Farben umhüllten das Gate und eine unheimliche Hitze durchströmte den Schutzschild.
    Entsetzt starrten sie auf das, was vor sich ging.
    Das Knistern der Lichtblitze ließ sie unweigerlich noch mehrere Schritte zurückweichen. Dann, auf einmal, hörte es genauso abrupt wieder auf, wie es begonnen hatte.

    Für einen Moment starrten sie sich sprachlos an, dann fragte John skeptisch: „McKay? Was war das?“
    „Ich … ich hab keine Ahnung.“

    Sheppard spürte plötzlich eine unheimliche Wärme in sich aufsteigen und sein Hals fühlte sich trocken an.
    „Ist euch auch so warm?“ Schweiß bildete sich auf seiner Stirn und es war ihm, als ob sein Körper von innen heraus verbrennen würde.
    Alles um ihn herum fing an, sich zu drehen. Nach Luft ringend klammerte er sich regelrecht an Ronons Schulter und fasste sich instinktiv an den Hals.

    „John!“, stieß Teyla entsetzt hervor und eilte zu ihm.
    „Ich … Luft“, röchelte er und sank zu Boden.
    „Sofort ein Notfallteam in den Gateraum!“, rief Elizabeth.

    Hilflos mussten sie mit ansehen, wie John sich auf dem Boden krümmte und verzweifelt nach Luft schnappte.
    „Wo bleibt Carson?!“, schrie Rodney hysterisch.

    „Ich bin ja schon da, macht Platz!“ Carson kniete sich neben den Colonel und berührte kurz seine Stirn. Sofort zog er erschrocken seine Hand zurück. „Mein Gott, er glüht ja regelrecht! Was ist passiert?“
    „Er ist ganz plötzlich zusammengebrochen“, entgegnete Elizabeth besorgt.

    „Ich werde ihm etwas gegen die Krämpfe geben“, meinte Beckett und versuchte, John eine Spritze zu injizieren, doch plötzlich bäumte sich Sheppards Körper auf und er wurde von heftigen Krampfanfällen geschüttelt.
    „Mein Gott! Wir müssen ihn ruhig halten!“, rief Carson.

    Ronon versuchte, John auf den Boden zu drücken, doch er schlug wie ein wilder um sich. Unter heftigen Schmerzen schrie er auf und versuchte, sich aus Ronons Griff zu befreien, denn die Berührungen des Satedaners brannten wie Feuer auf seinen Armen. Wie ein wildes Tier wehrte Sheppard sich und Ronon hatte alle Mühe, ihn ruhig zustellen.
    „Nicht … nicht … nicht … berühren“, keuchte er und in dem Moment injizierte Carson ihm die Spritze.
    Ein letztes Mal schrie er noch auf, dann driftete er in die Bewusstlosigkeit.

    „Sofort auf die Krankenstation!“, rief Beckett zwei Sanitätern zu.

    Wie gelähmt standen die anderen da und konnten gar nicht begreifen, was gerade passiert war. Entsetzt blickten sie Beckett hinterher.
    „Was …“, stammelte Rodney, doch er konnte den Satz nicht beenden.
    Geschockt sahen sie sich an.

    Sie brauchten eine Weile, bis der Schock überwunden war. Schließlich meinte Elizabeth: „Rodney? Ich will, dass das Gate sofort kontrolliert wird. Ich bin auf der Krankenstation, falls irgendetwas sein sollte.“ Anschließend machte sie sich mit Ronon und Teyla auf den Weg.

    „Zelenka? Ich brauche am Gate Ihre Hilfe“, rief McKay über Funk und holte seinen Laptop hervor.

    °°°°
    „Wie geht es ihm?“, fragte Elizabeth besorgt.
    „Carson schüttelte den Kopf. „Ich kann dazu noch nichts sagen, so etwas habe ich noch nie gesehen … Es ist, als ob sein Körper von innen heraus verbrennen würde.“

    Plötzlich gingen überall aus verschiedenen Bereichen Notrufe ein.
    Entsetzliche Schreie waren zu hören und Teyla stockte der Atem, als die ersten Patienten die Krankenstation betraten.
    Sie wiesen alle die gleichen Symptome auf, wie es bei Colonel Sheppard der Fall war.
    Bei einigen war es jedoch schon so weit fortgeschritten, dass die Haut von Brandblasen übersät war, die, so wie es den Anschein hatte, ein Eigenleben führten.
    Wie kochendes Wasser bewegten sich die Blasen hin und her und entsetzt starrten Elizabeth, Beckett und die anderen auf das, was sich auf der Haut eines jungen Marines abspielte.
    Gerade, als Carson versuchte, dem Marine Erste Hilfe zu leisten, verstummte der Herzschlag des Soldaten.
    Fassungslos blickten sie sich an, bis ein entsetzlicher Schrei sie aus ihrer Starre riss.

    Kate Heightmeyer stand bei Major Lorne, der ebenfalls eingeliefert worden war. Nur noch sein schwaches Wimmern war zu hören und sein Körper strahlte eine extreme Hitze aus.
    Entsetzt sah sie, wie sich die ersten Brandblasen bildeten, und wich automatisch ein paar Schritte zurück.
    Geschockt starrte sie auf das, was vor sich ging. Sie konnte förmlich sehen, wie diese Blasen anfingen zu wachsen und Lornes Haut immer mehr entstellten.
    Angewidert hielt sie sich die Hand vor dem Mund, als sie plötzlich wie ein Ballon aufplatzten und nur heiße Luft hervortrat.
    Völlig überrascht schrie sie auf.

    „Oh mein Gott!“, rief Elizabeth, als sie Lorne auf dem Krankenbett liegen sah. Sie spürte, wie sich ihr Magen bei seinem Anblick umdrehte, und wendete sich ab.
    So etwas hatte sie noch nie gesehen, seine Haut war regelrecht übersät mit aufgeplatzten Brandblasen.
    Hilfesuchend sah sie Beckett an, doch der konnte nur noch den Tod des Majors feststellen.
    „Was geht hier vor?“, kam es schockiert über ihre Lippen.

    Niemand konnte ihr eine klare Antwort auf das geben, was sich im Moment auf Atlantis abspielte. Immer mehr Marines und Techniker wurden auf der Krankenstation eingeliefert und Carson musste sie schon auf den Korridoren behandeln, weil einfach nicht genug Platz vorhanden war.

    „Schaut fast so aus, als ob sie verstrahlt wären“, meinte Ronon.
    „Ja, fast genauso wie bei den Narodanern“, entgegnete Teyla.
    „Nein … die sahen schlimmer aus“, brachte Dex hervor und die Athosianerin meinte, so etwas wie Ekel in seinen Gesichtszügen zu erkennen.

    °°°°
    Elizabeth hatte sich einen Stuhl besorgt und neben John gesetzt – besorgt blickte sie in sein Gesicht. Sein Haar war nass und der Schweiß stand auf seiner Stirn.
    Noch wies seine Haut keine Brandblasen auf, aber sie wusste, dass es sich nur um Stunden oder gar Minuten handeln konnte, bevor sie auch bei ihm auftreten würden.
    Sie schloss die Augen und stützte den Kopf auf ihren Händen ab. Schwer seufzte sie, als sie ihn wieder ansah.

    „Wieso, John … Wieso muss uns das passieren?“ Sie zögerte kurz und biss sich auf die Lippen. „Evan ist tot … er und viele andere … eigentlich fast ganz Atlantis, wurden von dieser heimtückischen Krankheit oder was immer es ist befallen. McKay und Zelenka … sie versuchen herauszufinden, was es sein kann …“ Elizabeth brach mitten im Satz ab, zutiefst erschüttert blickte sie sich um.
    Überall stöhnten Menschen und einige wurden mit weißen Laken bedeckt.
    „John?“ Tränen standen in ihren Augen. „Ich habe zum ersten Mal das Gefühl, dass wir verlieren werden … wir verlieren gegen etwas, das wir noch nicht einmal kennen.“
    Plötzlich spürte sie eine Hand auf ihrer Schulter.

    Teyla blickte in ein Paar verzweifelte Augen. „Elizabeth? Ronon und ich sind der Meinung“, dabei blickte sie auf John, „dass wir alle, die noch gesund sind, rüber zum Festland evakuieren sollten … bevor es ganz Atlantis trifft.“
    Elizabeth nickte stumm.

    „Dr. Weir? Wir haben etwas entdeckt. Es wäre besser, wenn Sie sofort zum Gateraum kommen würden“, rief McKay über Funk.
    „Bin schon unterwegs!“
    Mit einem letzten Blick auf John und den anderen Patienten, stand sie auf.

    Sie hatte gerade die Krankenstation verlassen, als sie hörte, wie eine Ärztin rief: „Dr. Beckett! Kommen Sie schnell!“
    Sofort rannte Carson zu ihr hin. „Was ist los?“
    „Sehen Sie nur, Colonel Sheppards Werte … sie stabilisieren sich!“

    Zuerst sprachlos und dann doch erleichtert seufzte Carson auf, als er die Werte und den Monitor betrachtete. „Das ist doch mal eine gute Nachricht.“
    Er blickte zu Elizabeth, die an der Tür stand und auf ihn zukam.
    „Er wird es überleben.“

    Erleichtert atmete sie auf. „Wenn John es schafft, könnten es die anderen auch schaffen.“
    „Ja, ich muss erst eine Blutprobe entnehmen um festzustellen, woran es liegt. Allerdings kann es den ganzen Tag dauern, bevor ich die ersten Ergebnisse habe.“
    „Vielleicht hat es etwas mit dem Gen zu tun?“
    „Nein, Major Lorne hatte es auch und er war einer der ersten, der daran gestorben ist.“

    Plötzlich schlug John die Augen auf. „Doc?“
    „Colonel? Wie fühlen Sie sich?“
    „Ein bisschen schwummrig … was ist passiert?“
    „Atlantis wurde von einer Art Strahlung befallen. Das vermuten wir zumindest.“
    „Strahlung?“, brachte er heiser hervor.
    „Ja, es hat schon viele gute Männer … getroffen.“

    John versuchte, sich etwas aufzurichten, und blickte sich um. Überall sah er stöhnende und zugedeckte Menschen. Einige waren so extrem entstellt, dass er seinen Blick angewidert abwendete. „Wie viele?“, fragte er.
    „Bis jetzt … 70 Tote.“

    John glaubte, sich verhört zu haben. „Was?“, rief er entsetzt.
    „Ja, John und wir wissen nicht, wie viele es noch werden“, meinte Elizabeth verzweifelt mit leicht zittriger Stimme.
    „Können wir das Gate anwählen?“
    „Nein.“
    „Wo kommt diese Strahlung eigentlich her?“
    Sie schüttelte resignierend den Kopf. „Das wissen wir nicht, wir vermuten dass es mit dem Gate zusammen hängt.“

    John dachte angestrengt nach. „Major Lorne soll sich einen Jumper schnappen und die Leute zum Festland evakuieren!“
    Er bemerkte, wie sie ihn bedrückt ansahen. „Was ist los?“
    „John? Evan ist … er ist tot.“

    Sheppard klappte der Mund auf, er konnte nicht glauben, was sie ihm da gerade erzählt hatten. „Evan?“, fragte er fassungslos.
    „Er war einer der ersten.“

    Langsam ließ er sich zurück auf das Kopfkissen gleiten und schloss die Augen.
    „Dr. Weir, wo bleiben Sie?“, rief McKay plötzlich genervt über Funk.
    „Ich komme, Rodney.“

    John raffte sich auf. „Ich komme ebenfalls mit“, meinte er und wollte schon aufstehen, doch Carson hielt ihn fest.
    „Oh nein, Colonel! Sie bleiben im Bett!“
    „Doc! Hier sterben Leute. Ich werde nicht hier liegen bleiben und mich ausruhen!“
    „Sie fühlen sich doch noch gar nicht dazu in der Lage aufzustehen!“
    „Elizabeth … wird mir schon helfen.“ Dabei sah er sie an und stützte sich auf ihrer Schulter ab. Etwas wackelig auf den Beinen begaben sie sich in Richtung Kontrollraum.

    Unterwegs trafen sie drei Techniker, die ziemlich entstellt auf dem Boden lagen.
    John bemerkte sofort, dass jede Hilfe zu spät kommen würde, schwer seufzend blickte er Elizabeth an, anschließend gingen sie weiter.
    Plötzlich taumelte ihnen ein Techniker entgegen.
    „Helfen Sie mir“, röchelte er und klammerte sich an Elizabeth fest.

    Ihr stockte der Atem, als sie in sein Gesicht sah. Es war feuerrot und überall platzten die Brandblasen auf.
    Vorsichtig versuchte sie, ihn aufzurichten, und blickte dabei auf seine Hände, die übersät mit Pusteln waren und durch ihre Berührung ebenfalls aufplatzten.
    Krampfhaft versuchte er sich an ihr festzuhalten, schaffte es aber nicht und glitt langsam röchelnd zu Boden.
    Wie erstarrt blickte John auf den Techniker, der seinen letzten Atem aushauchte.

    Keiner war im Stande, auch nur ein Wort in den nächsten Minuten über die Lippen zu bringen, sie blickten sich nur an und gingen schweigsam weiter.
    Unterwegs zum Kontrollraum erblickten sie mehrere Leichen. Sie lagen alle verstreut in den Korridoren und einige waren extrem entstellt.
    John blieb kurz stehen und blickte auf Händsen. Mit ihm hatte er sich noch vor zwei Tagen in der Kantine unterhalten.

    „Er war ein guter Soldat … genau wie die anderen auch“, meinte er deprimiert, ehe er anschließend sein Headset berührte.
    „Doc? … In den Korridoren liegen noch mehr.“
    „Colonel, es werden nicht weniger … In den letzten Minuten sind 20 dazugekommen. Ich möchte nicht wissen, wie viele noch in ganz Atlantis verstreut liegen.“

    Elizabeth spürte plötzlich, wie ihre Beine nachgaben. Bevor sie jedoch zu Boden sank, hielt John sie fest.
    Sie sah in seine verzweifelten Augen und schüttelte leicht den Kopf.
    „Mir ist nur etwas schwindelig geworden … all die Toten … Was wird mit uns geschehen? Werden wir genauso enden?“
    „Nicht, wenn wir es verhindern können.“

    Nach zehn Minuten erreichten sie den Kontrollraum.

    „Was gibt es, Rodney?“, fragte Elizabeth.
    „Irgendetwas ist durchs Gate gekommen!“
    „Das ist uns schon klar.“
    „Sheppard?“, brachte McKay überrascht hervor. „Wie kommt es, dass … dass Sie nicht im Bett liegen?“
    „Keine Ahnung, Carson untersucht es gerade. Also, was haben Sie rausgefunden?“

    McKay schluckte, ehe er zögernd meinte: „Ich habe die Daten drei Mal mit Zelenka kontrolliert … Es sind die gleichen Signaturen, wie auf dem Planeten.“
    „Die gleichen?“
    „Ja! Hören Sie! Irgendetwas kam von Narod hierher auf Atlantis.“
    „Könnte es ein Virus sein?“, fragte Elizabeth.
    „Nein, dafür ist die Strahlung zu hoch und außerdem hätte Atlantis Alarm geschlagen und die ganze Stadt abgeriegelt. Diese Strahlung muss etwas sein, das Atlantis nicht kennt oder für ungefährlich hält.“

    „Ungefährlich? Wir haben jetzt schon an die 100 Tote!“, mischte John sich ein.
    „Aber dieses Etwas kam doch nicht direkt mit durchs Gate, es hatte sich später selbst angewählt“, meinte Elizabeth.
    „Ja, das stimmt! Und das ist etwas, das ich nicht verstehe – genauso wie, warum Atlantis nicht merkt, dass es eine Bedrohung ist.“
    „Vielleicht gab es doch noch einen Überlebenden auf Narod.“

    Entgeistert blickten sie Elizabeth an.
    „Also, jetzt machen Sie mir aber Angst“, meinte John.

    „Sie hat gar nicht mal so unrecht. Jemand muss das Gate angewählt haben …“
    „Da war keiner mehr, Rodney.“
    „Und wer hat dann Ihrer Meinung nach das Gate angewählt?“
    „Wer könnte denn so etwas überleben?“
    „Sie haben es doch auch überlebt!“
    John verdrehte die Augen. „Danke! Ich war aber nicht tot.“

    „Irgendjemand oder -etwas muss es aber getan haben“, meinte Elizabeth.
    Plötzlich stutzte John. „Reden wir hier etwa von einem Ori oder Anubis-Verschnitt?“

    Diesmal blickten sie den Colonel entgeistert an.
    „Und was ist … wenn es so wäre?“, fragte Zelenka.

    John runzelte die Stirn. „Radek? Sehen Sie in der Datenbank nach. Vielleicht gibt es irgendetwas, das auf so ein … Phänomen hindeutet.“
    Rodney riss entsetzt die Augen auf.
    „Oh nein! Sie meinen doch nicht etwa …“
    „Doch! Irgendein durchgeknallter Wissenschaftler hat da mal wieder rumexperimentiert.“

    Plötzlich durchzuckten mehrere Blitze den Kontrollraum, einige Geräte luden sich auf und explodierten.
    John sah, wie Rodney erstarrt an einem Kontrollpult stand und sich nicht rührte.

    „Rodney! Weg da!“ Er rannte zu ihm hin und warf sich mit ihm auf den Boden, als McKay plötzlich eine Überladung traf.
    Sein ganzer Körper zuckte wie wild und John musste ihn loslassen.
    Entsetzt musste er mit ansehen, wie sein Freund sich aufbäumte und anschließend kraftlos zusammensackte.

    Sofort prüfte John den Puls, aber er fand keinen. „Oh nein!“ Verzweifelt presste er die Hände auf Rodneys Brust und versuchte, ihn zu reanimieren. „Komm schon!“
    „Eins, zwei, drei, vier, fünf.“ Anschließend beatmete er ihn und suchte erneut seinen Puls. „McKay!“
    Er versuchte es erneut. „Eins, zwei, drei, vier, fünf.“ Immer noch nichts. „Rodney! Bitte!“

    Elizabeth hatte in der Zwischenzeit versucht, Carson zu erreichen, aber sie empfing nur ein Rauschen.
    Wie erstarrt blickte sie auf John, der einfach nicht aufgeben wollte.
    „McKay! Mach keinen Scheiß, hörst du?! Komm schon!“

    Geschlagene zehn Minuten hatte er es versucht, immer wieder hatte er seinen Namen geschrien und ihn regelrecht auf seine Brust geboxt.
    Am Ende seiner Kräfte sank er schließlich neben ihm zusammen.
    „Wieso tust du mir das an? … Du kannst mich doch jetzt nicht allein lassen! Rodney, bitte.“ Seine Stimme zitterte und Elizabeth kniete sich neben ihm nieder.

    Vorsichtig legte sie ihm eine Hand auf die Schulter und blickte in sein Gesicht.
    Seine Augen waren mit Tränen gefüllt und voller Schmerz gezeichnet.
    „Wieso?“
    „Ich weiß es nicht, John, ich weiß es nicht.“

    Eine ganze Zeit verweilten sie noch neben Rodney.
    John hing tief in seinen Gedanken. Er wollte einfach nicht glauben – nein, er konnte nicht glauben, dass sein Freund tot war. Zu viel hatten sie miteinander erlebt und je mehr er darüber nachdachte, desto verzweifelter wurde er. John blickte sich um und mit einem Mal wurde ihm bewusst, wie ruhig es auf Atlantis doch war.
    Durch diese Stadt schwebte der Hauch des Todes und es schien kein Entrinnen zu geben.

    „Ich werde dann mal in der Datenbank suchen, ob ich etwas finde“, meinte Radek schließlich und riss John damit aus seinen Gedanken.
    Sheppard nickte nur stumm und blickte anschließend resigniert Elizabeth an.
    Er bemerkte, dass ihr Gesicht eine leichte Rotfärbung aufwies. Sein Blick wanderte zu ihren Händen, die ebenfalls rötlich waren.
    „Nein, Elizabeth?! … Kommen Sie, ich bringe Sie zu Carson!“

    Er stand auf und wollte ihr hochhelfen, doch sie schwankte leicht. Sofort legte er einen Arm unter ihrer Schulter und hob sie auf seine Arme. Anschließend rannte er so schnell er konnte mit ihr zur Krankenstation.
    „Zelenka? Ich bin … mit Elizabeth unterwegs … zur Krankenstation!“
    „Oh Gott, ich hab verstanden.“

    John rannte, so schnell wie es ihm nur möglich war, durch die Korridore. Fast wäre er gestolpert, konnte sich aber noch fangen und blickte besorgt in ihr Gesicht.
    Die ersten Pusteln bildeten sich. „Elizabeth! Halten Sie durch, hören Sie?“
    Seine Lunge brannte und der Schweiß stand ihm auf der Stirn, dennoch versuchte er das Tempo zu erhöhen.
    Als er die Krankenstation erreichte, stockte ihm für einen Moment der Atem und er blieb wie angewurzelt stehen. Jeder, der dort Anwesenden – war tot.

    Zögernd ging er die ersten Schritte hinein und legte Elizabeth vorsichtig auf ein Bett. Er blickte sich um und entdeckte Carson, wie er über einem leblosen Körper lag.
    John hielt kurz die Luft an und presste die Lippen fest aufeinander, anschließend ging er zu ihm hin.
    Vorsichtig zog er ihn von dem Leichnam hinunter und legte ihn behutsam auf den Boden. Auch er war über und über mit Brandblasen bedeckt.
    John suchte sich ein weißes Laken und bedeckte ihn damit zögerlich, er suchte nach Worten aber er fand keine. Schwer seufzend ging er zurück zu Elizabeth.

    Vorsichtig tupfte er ihr mit einem feuchten Tuch den Schweiß von der Stirn.
    „Es tut mir so leid, Elizabeth … Ich habe alles versucht, was ich konnte … und dennoch versagt.“

    Seine Augen brannten und er schaute nach oben zur Decke.
    Seine Stimme zitterte, als er weitersprach: „Wir haben viel miteinander erlebt …“ Er schluckte und strich ihr vorsichtig eine Strähne aus dem Gesicht, das schon übersät war mit Brandblasen. „Wieso sind Sie nicht mit zum Festland geflogen? … Dort wären Sie in Sicherheit gewesen.“ Er biss sich auf die Lippen und blickte zu Carson, als sich plötzlich Zelenka meldete.
    „Colonel Sheppard? Ich habe hier etwas entdeckt, aber es wird Ihnen nicht gefallen.“
    „Was, Radek?“

    „Ein Wissenschaftler namens Talon hat Experimente mit einem unbekannten Wesen gemacht. Der Rat der Antiker fand es zu gefährlich, es hier auf Atlantis fortzuführen, und beschloss deshalb, es auf einen Planeten namens Narod zu verlegen. Das Experiment schlug jedoch fehl, denn dieses Wesen hatte sich mit Talon vereint und war eine potenzielle Gefahr für alles, was sich in seiner Nähe befand. Nach mehreren Fehlschlägen, hatten sie es dann endlich geschafft, es einzufangen und in eine Art Kasten einzusperren.“

    „Sie meinen Pandoras Büchse?“
    „Ja, so in etwa.“
    „Steht da auch drin, wie sie es geschafft haben? Oder wie man es vernichten kann?“
    „Nein, hier steht nur noch, dass sie Atlantis dadurch fast verloren hätten.“

    John blickte in Elizabeths Gesicht, tief sog er die Luft in sich ein und schaute zur Seite.
    „Colonel?“
    „Ich komme gleich … Radek.“

    Er biss sich auf die Lippen und ein paar Tränen liefen seine Wangen hinunter. Zögernd bedeckte er ihr Gesicht mit dem weißen Laken.
    Noch eine ganze Weile verbrachte er neben ihr, ehe er aufstand und niedergeschlagen in den Kontrollraum ging.
    Er fand Zelenka auf eine Treppenstufe sitzend und blickte ihn an. John schüttelte nur den Kopf und bemerkte, dass Radeks Gesicht ebenfalls Pusteln aufwies. Anschließend gab er den Selbstzerstörungscode ein und setzte sich resignierend neben Zelenka.

    „Wir haben noch drei Minuten.“
    „Wird es das Wesen aufhalten?“
    „Ich hoffe es.“

    Ende

  4. #24
    Immer auf der Jagd nach Mäusen Avatar von Selana
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    Standard

    Autor: Selana
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    Kategorie: Ship
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    Titel: Liebe ist mehr als ein Wort

    Hauptcharakter: Colonel John Sheppard, Rhiana Remor (OC)
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    Kommentar: Diese Story beleuchtet die Beziehung von John Sheppard und der Antikerin Rhiana Remor, einem von mir erfundenen Charakter für meinen Antiker-Zyklus. Die Idee kam mir, weil ich einmal die Beziehung der beiden näher ausleuchten wollte. Zeitaufwand ca. 3 Tage mit Überarbeitung. Die Orion wurde hier nicht vernichtet, weshalb sie in der Story auftaucht.
    Inhalt: John Sheppard ist verschwunden und wird von seinen Freunden gesucht. Sie finden ihn mit Gedächtnisverlust auf einem unbekannten Planeten. John muss sein Gedächtnis zurückgewinnen und sich damit seiner Vergangenheit stellen, um die Liebe seines Lebens zurück zu bekommen.
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    Betaleser: Keiner
    --------------------------------------
    Rating: ab 13
    --------


    Spoiler 
    Der Morgen unterschied sich nicht sonderlich von den vergangenen Tagen und doch hatte Larek eine Vorahnung, dass bald etwas geschehen würde. Es war wie ein Schatten, welcher die Sonne verhüllte.

    „Larek!“

    Er sah Talera wild mit den Armen schwenkend auf sich zulaufen.
    Larek, war er das wirklich? Irgendwie schien ihm der Name falsch zu sein, fremd, als gehörte er nicht zu ihm. Und das schien auch zu stimmen, denn schließlich war Larek der Name den Talera ihm gegeben hatte, als sie ihn in dem Marok-Feld gefunden hatte. Verletzt und ohne jegliche Erinnerung daran, wer er war und wie er in das Feld gekommen war.

    Talera hatte ihn auf die Farm ihres Vaters mitgekommen und gesund gepflegt. Sie hatte ihn einfach auf Larek getauft, nach einem Romanhelden aus einem Buch, dass die junge Frau so liebte.
    Die Sterne, welche er in der Nacht sah, übten einen seltsamen Reiz auf ihn aus. Wenn er die Antigraph-Flugzeuge beobachtete, die die Farm mit Lebensmitteln und Luxusgütern aus der nahen Stadt versorgten, überlegte er wie es wohl sein würde, mit ähnlichen Maschinen zwischen den Sternen zu fliegen. War es nicht vermessen von ihm, so etwas zu denken oder zu fühlen?
    Er verneinte dies vor sich selbst, denn es gab Studien von Wissenschaftlern die behaupteten, dass so etwas durchaus möglich wäre. Viele glaubten sogar, dass sie nicht alleine im Universum wären, sondern das die vielen Sonnen am Firmament durchaus Planeten besitzen konnten, die außerevilanisches Leben enthielten. Larek hatte diese Studien mit Spannung gelesen und wünschte sich zu den Evilanern zu gehören, die als erste den Weltraum bereisten.

    „Larek! Hörst du nicht? Träumst du schon wieder? Ich habe mit dir gesprochen“, riss Talera ihn aus seiner Gedankenwelt.

    Er seufzte innerlich, denn er hatte das Gefühl, als wäre sie in ihn verliebt, doch er selbst erwiderte dieses Gefühl nicht.
    „Was hast du gesagt?“

    Sie sah ihn böse an. „Wir waren doch verabredet, weiß du das nicht mehr?“
    Talera hatte manchmal das Gefühl, als würde Larek ihr ausweichen. Wusste er denn nicht, dass sie ihn liebte?

    Larek hatte die Verabredung nicht vergessen, doch gehofft, dass er sich drücken konnte. Talera erdrückte ihn fast mit ihrer Aufdringlichkeit. Wie sollte er ihr nur erklären, dass er nicht an ihr interessiert war. Er mochte sie, doch mehr wie eine Schwester.

    Die Frau sah in die klaren Augen, die dunklen Haare, die immer etwas abstanden. Er war so anders, als die Männer, die sie bisher gekannt hatte. Larek schien ihre Verabredung tatsächlich vergessen zu haben. Im ersten Moment wusste sie nicht, ob sie wütend oder traurig sein sollte. Sie entschied sich für den Mittelweg. Vielleicht war das die beste Methode, um Larek von ihrer Liebe überzeugen zu können.

    „Komm! Es macht nichts, wenn du es vergessen hast. Es war ein harter Tag für dich, gehen wir ins Haus und du kannst dich umziehen. Und wenn du nicht in die Stadt willst, können wir einfach nur einen Spaziergang machen.“

    Seufzend gab er nach. Ein Spaziergang würde ja noch akzeptabel sein. Etwas später gingen sie Hand in Hand über die Felder. Es war später Abend, die Dämmerung zog herauf. Da es um diese Jahreszeit schon etwas kühl wurde, hatte sich Talera einen Umhang übergezogen und sich bei Larek eingehängt. Ganz dicht kuschelte sie sich an ihm und er ließ es gesehen. Mit Absicht steuerte Talera einen Ort an, von dem sie wusste, dass es Lareks Lieblingsplatz war. Es war ein kleiner Hügel mit einer Bank, die zum Verweilen einlud. Sie konnten ihren Blick über die Gegend schweifen lassen.

    „Setzen wir uns“, meinte Talera und steuerte auf die Bank zu. Larek blieb nichts anderes übrig, als ihr zu folgen.
    Nachdem sie sich gesetzt hatten, schmiegte sie sich noch dichter an ihn. Ihr langes dunkelblaues Haar gab ihr ein exotisches Aussehen und kitzelte ihn, doch er wollte nicht auf ihre Annäherungsversuche reagieren. Verärgert blickte sie ihn an, doch seine Gedanken schienen weit weg zu sein. Im Westen beherrschte die nahe Stadt das Blickfeld und durchbrach die einsetzende Finsternis. Die Lichter der Stadt leuchteten so hell, dass sie das Licht der Sterne unterdrückten. Talera dachte daran, dass sie vor ihrer Begegnung mit Larek die Absicht gehabt hatte in der Stadt zu leben.

    Und jetzt brannte dieser Wunsch wieder in ihr auf. Hier war es so langweilig und dort brodelte das Leben. Evilaner aus allen Teilen des Planeten lebten und arbeiteten dort. Und sie war hier und musste dieses langweilige Leben führen.
    Larek schien die Stadt gar nicht zu bemerken, denn sein Blick war wie so üblich in die andere Richtung gerichtet. Dort war vom Lichterglanz der Stadt nicht viel zu bemerken und man konnte die Sterne sehen.

    Natürlich, die Sterne! Sie wollte ihn ablenken und fing an zu erzählen, wie sie sich ein Leben in der Stadt vorstellte, zusammen mit ihm. Einmal auf dieses Thema gekommen, hörte sie nicht mehr auf mit dem Reden.
    So bemerkte sie nicht, dass Larek ihr nicht zuhörte. Seine Gedanken schweiften hinauf zu den Sternen. Dort gehörte er hin und nur im Unterbewusstsein hörte er Taleras Worte. Ein Gesicht tauchte zwischen den fernen Sternen auf, verschwommen nur und doch war ihm, als müsste er es kennen. Die Gestalt schien ihn zu rufen, doch so sehr er sich auch anstrengte, er verstand kein Wort. Und je mehr er sich auf das Antlitz konzentrierte, desto verschwommener wurde es, bis es schließlich ganz verschwand.

    Auch in seinen Träumen verfolgte ihn dieses Gesicht. Dort war es ganz deutlich und klar. Es sprach zu ihm, forderte ihn auf zu kommen, denn diese Frau schien eine enge Beziehung zu ihm zu haben. Er wollte zu ihr gehen, wollte sie ergreifen, sie fühlen, doch bevor er sie anfassen konnte, erwachte er und das Gesicht war wieder verschwunden, auch die Erinnerung daran wie die Frau aussah. Sie rief ihn beim Namen, doch genau wie das Gesicht, vergaß er beim Aufwachen auch diesen.

    „Du hörst mir ja gar nicht zu!“
    Empört riss sich Talera los und sprang von der Bank auf.

    „Entschuldige“, sagte er. „Ich war in...“

    „In Gedanken, ich weiß. Wo warst du wieder? Bei den Sternen? Dann geh doch! Geh zu deinen Sternen und lass mich in Ruhe.“

    Sie lief davon. Kopfschüttelnd sah Larek ihr hinterher, machte jedoch keine Anstalten ihr zu folgen. Wann begriff sie, dass er sie nicht so lieben konnte, wie sie es gerne wünschte?

    Seufzend wandte er sich erneut den Sternen zu, doch das Bild der unbekannten Frau, die irgendwo einen Platz in seinem Herzen hatte tauchte nicht mehr auf.

    „Wer bist du?“, flüsterte er. Dann laut und verzweifelt: „Wer bin ich?“
    Doch die Sterne antworteten nicht. Kalt und unbarmherzig blickten sie auf ihn herab und diesmal hatte Larek fast den Eindruck, als würden sie ihn verhöhnen.


    An Bord der Orion


    Rhiana Remor ließ seufzend die Instrumente sinken, weil sie sich einfach nicht konzentrieren konnte. Immer wieder wanderten ihre Gedanken zu John Sheppard zurück. Wo mochte er nur stecken? Warum meldete er sich nicht? Er hatte mit einer F-302 einen Probeflug gemacht, nachdem das Fluggerät nach einer Reparatur wieder einsatzfähig war. Das war vor über zwei Wochen gewesen und seitdem waren sie auf der Suche nach ihm. Warum musste er sich auch immer als Testpilot zur Verfügung stellen?

    Wütend sah sie auf ihre Uhr. Es war schon sehr spät. Sie beschloss etwas zu essen. Vielleicht traf sie dort jemanden, mit dem sie sich unterhalten konnte. Teyla war immer zu einem Gespräch bereit, denn sie machte sich genauso viele Sorgen um John wie sie. Aber auch Ronon und McKay waren sofort bereit gewesen, die Suchmission mitzumachen. Wenn nur endlich der ausgefallene Hyperantrieb wieder richtig funktionieren würde, dann könnten sie Atlantis anfliegen. Hilfe von dort konnten sie im Moment nicht erwarten, denn die Daedalus befand sich auf der Erde.

    In der Messe sah sie zu ihrem Bedauern keinen näheren Freund. So setzte sich Rhiana alleine an einen Tisch. Sie ließ ihre Gedanken schweifen. Wo John wohl war? Ob er auch an sie dachte? Der Gedanke, dass er irgendwo verletzt und alleine war oder in einer defekten F-302 im Raum trieb, ließ sie nicht mehr los. Sie vermied den Gedanken, dass John dann schon längst der Sauerstoff ausgegangen wäre. Er war nicht tot, das spürte sie genau.

    „Miss Remor, möchten Sie noch etwas?“

    „Was?“, verärgert sah Rhiana auf den Störenfried.

    „Nein, danke!“

    Rhiana hatte es sich anders überlegt und sprang so plötzlich auf, dass die Bedienung erschreckt zurückwich und nur noch kopfschüttelnd hinter der Antikerin herblickte.

    In ihrem Quartier versuchte sie sich zu entspannen. Es gelang ihr nicht richtig. Als sie endlich etwas Schlaf fand, war dieser unruhig und sie träumte von John. Mehrmals hatte sie das Gefühl, als würde er sie rufen, doch jedes Mal wenn sie schweißgebadet aufschreckte erkannte sie, dass alles nur ein Traum gewesen war.

    Am anderen Morgen ging sie müde zur Einsatzbesprechung. Außer dem Captain waren noch Teyla, Ronon, McKay und zwei Offiziere der Orion anwesend.
    Commander Jeffrey Bond, der Captain der Orion sah sie freundlich an.

    „Gibt es etwas neues von John?“, fragte Rhiana gespannt und voller Hoffnung.
    „Tut mir leid, Miss Remor“, antwortete Bond. „Leider nichts.“

    Rhiana nickte, sie hatte nichts anderes erwartet, sonst hätte man sie bestimmt schon informiert.

    „Wir fanden allerdings ein Sonnensystem in der Nähe, dass wir mit einem kurzen Sprung erreichen können. Die Langstreckensensoren haben einen bewohnten Planeten geortet, auf welchem sich eine hoch entwickelte Zivilisation befindet. Sie scheinen die letzten Jahrhunderte von den Wraith verschont worden zu sein, denn der Planet besitzt viele Großstädte. Wir konnten aber kein Sternentor orten.“

    „Das wird bestimmt der Grund sein, warum die Wraith nicht mehr auftauchten“, meinte Teyla.

    „Wahrscheinlich haben sie die Koordinaten des Planeten verloren“, fügte Ronon hinzu.
    „Außerdem liegt der Planet ziemlich abgelegen am Rande der Pegasus-Galaxie“, sagte McKay.

    „Wir haben den Orbit um den Planeten erreicht und werden gerufen“, meldete in diesem Moment der Funkoffizier.

    „Wir sind auf dem Weg.“



    Zwei Tage waren vergangen und Larek hatte den Entschluss gefasst in die Stadt zu gehen. Nur mit halbem Ohr hörte er der Sprecherin zu, welche die neuesten Nachrichten verlas. Doch plötzlich stutzte er und glaubte sich verhört zu haben.

    „...so ist sicher, dass die Fremden aus dem Weltall friedlicher Natur sind. Der Petarch fordert die Bevölkerung auf Ruhe zu bewahren. In einer Stunde wird er vor dem Gremium sprechen und eine Erklärung abgeben. Auch der Captain des Sternenschiffes wird anwesend sein...“

    Larek hielt es nicht mehr aus. Besucher aus dem Weltraum auf dem Planeten? Er musste sich die Fremden aus der Nähe ansehen. An diesem Morgen waren die Fremden das Tagesgespräch auf der Farm. Jeder hatte den fremden Captain auf dem Videoschirm gesehen. Larek sprach Taleras Vater an und erklärte ihm, dass er in die Stadt müsse.

    „Es gibt gute Ärzte in der Stadt, die in der Lage sind, dein Gedächtnis wieder herzustellen“, meinte dieser.

    Gegen Mittag tauchte Talera auf, um ihn zu überreden, sie mitzunehmen.

    „Warum siehst du nicht endlich ein, dass wir zusammengehören? Wenn du in die Stadt gehst, komme ich mit“, sagte Talera bestimmt.

    „Nein, ich sage es nicht nochmals. Ich muss alleine gehen. Ich mag dich, doch ich liebe dich nicht.“

    Talera war den Tränen nahe. Wie durch einen Schleier bemerkte sie, dass Larek auf einmal wie erstarrt stehen blieb. Sie folgte seinem Blick und sah ihren Vater und die meister Bewohner der Farm bei einer Gruppe Fremder stehen.

    Larek glaubte seinen Augen nicht trauen zu können. Die Leute, die bei Taleras Vater standen, konnten nur aus dem Raumschiff stammen. Sie waren hier, er brauchte nicht einmal in die Stadt zu gehen, um sie zu treffen. Wie in Trance schritt er über die Wiese, auf die Raumfahrer zu.

    Eine Frau bemerkte ihn, stutzte und lief los. Ihr Schrei hallte über die Wiese, als sie auf ihn zulief.

    „John!“



    Rhiana hob ihren Lebenszeichendetektor und schritt die Wiese entlang. Die Kontaktaufnahme mit den Bewohnern des Planeten war friedlich verlaufen und die Evilaner hatten den Fremden ihre Hilfe angeboten. Die Orion und ihre Besatzung waren die ersten Raumfahrer, die ihren Planeten besuchten und sie waren begierig darauf, die fremden Besucher näher kennen zu lernen. Ein Routine-Scan des Planeten hatte zu einem bestürzenden Ergebnis geführt. Sie hatten ein Raumschiff geortet, eine F-302, welche in den nahen Bergen der Hauptstadt abgestürzt war. Natürlich bestand Rhiana darauf die Suche zu leiten, schließlich ging es um ihren John.

    Wie sich herausstellte hatte sie mit ihrer Annahme recht gehabt. Die Bewohner kannten weder die Wraith noch ein Sternentor. Die Absturzstelle lag in einer unzugänglichen Bergschlucht, was auch erklärte, warum sie von den Bewohnern des Planeten noch nicht gefunden worden war, denn so ein fremdes Raumschiff wäre die Sensation gewesen.

    Mit Hilfe des Transportstrahlers der Orion, war es ein leichtes, sich zur F-302 zu beamen. Diese war total zerstört, doch Rhiana war sicher, in dem Wrack Johns Leiche nicht zu finden. Sie ahnte, dass die anderen ihre Zuversicht nicht teilten. Wie sollten sie auch von dem Band wissen, dass sie beide vereinte? Rhiana wusste einfach, dass John noch lebte. Und es kam, wie sie gedacht hatte: John war nirgends zu finden.

    Vielleicht war er verletzt und lag irgendwo in den Bergen? Ein Scannung nach menschlichen Lebenszeichen hatte noch nichts gebracht.

    „Miss Remor, in der Nähe befindet sich ein Farmhaus. Vielleicht hat Colonel Sheppard es dorthin geschafft.“

    „Wenn es so ist, warum meldet er sich dann nicht?“, fragte Rhiana ärgerlich.
    „Er muss doch mitbekommen haben, dass wir hier sind. Wir sind die Nachrichten-Sensation auf dem Planeten.“

    Airman Camaro zuckte mit den Schultern. „Vielleicht wurde er so schwer verletzt, dass er sich nicht melden kann.“

    Rhiana warf ihm einen bösen Blick zu, obwohl der Soldat nichts dafür konnte, doch alleine schon der Gedanke, dass John schwer verletzt irgendwo lag erschreckte sie. Deshalb fasste sie einen Entschluss: „Wir besuchen die Farm und fragen nach. Vielleicht haben die Bewohnern etwas gesehen.“

    Entschlossen marschierte Rhiana voran. Bald sahen sie das Farmhaus vor sich liegen. Weit im Hintergrund sah man die Skyline der Hauptstadt. Nachts musste der Anblick überwältigend sein. Rhiana sah einige Bewohner in den umliegenden Feldern arbeiten und ging los.

    Sie hatten die Farm fast erreicht, als man auf ihr Kommen aufmerksam wurde. Zuerst blickten die Leute nur zu ihnen herüber, doch als sie die fremdartige Bekleidung der Besucher bemerkten, liefen sie zusammen und erwarteten sie.
    Ein Mann trat vor: „Ich bin Ardek Zarkan, der Besitzer der Farm.“

    Rhiana Remor vom Raumschiff Orion. Bitte haben Sie keine Angst vor uns.“

    „Sie kommen von dem großen Sternenschiff, welches wir in den Nachrichten sahen?“, fragend sah der Farmer die Fremden an und Rhiana entging
    keineswegs der etwas ängstliche Ton in der Stimme des Mannes.

    Deshalb sagte Rhiana: „Ja, wir suchen eines unserer Besatzungsmitglieder. Sein Schiff stürzte ganz in der Nähe Ihrer Farm in den Bergen ab, und da dachten wir uns, dass Sie vielleicht etwas gehört hätten.“

    „Nein, von einem Absturz bemerkten wir nichts“, lautete die Antwort. „Allerdings...“

    „Ja...?“, gespannt wartete Rhiana darauf, dass der Mann weiter sprach.
    „Meine Tochter fand vor einiger Zeit einen Fremden.“

    „Wo ist er?“

    Eine große Erregung breitete sich in Rhiana aus. Endlich eine erste wichtige Spur.

    Ardek sah sich suchend um, dann zeigte er auf einen Mann und eine Frau, die gerade um die Ecke des Farmhauses bogen und wie erstarrt stehen blieben. Rhiana erkannte den Mann sofort.

    „John!“, sie stürmte los und umarmte den Vermissten überglücklich. Er sah gesund aus. „John, ich habe mir Sorgen um dich gemacht, ich...“ Rhiana ließ Sheppard los, als sie keine Reaktion von ihm verspürte und blicke ihn fragend an.

    Sein Gesicht zeigte keinerlei Regung darüber, dass sie sich wieder sahen. Er blickte sie nur ausdruckslos und ohne große Gefühlsbewegung an, geradeso, als sähe er eine Fremde. Was war nur los mit ihm?

    Doch Johns nächsten Worte erschreckten sie noch mehr: „Wer sind Sie? Kennen wir uns?“

    Überrascht blickte Rhiana ihr Gegenüber an: „Was soll das bedeuten, John?“
    John zuckte mit den Schultern, zögerte mit der Antwort. Etwas an der Frau kam ihm bekannt vor, sollte er sie nicht kennen?

    „Ich kann mich an nichts erinnern. Nicht einmal an meinen Namen.“
    Nun verstand Rhiana warum John sich nicht gemeldet hatte, als die Nachrichten von ihrer Ankunft berichteten. Neue Sorgen durchströmten sie, sollte sie ihn doch verloren haben, obwohl er gesund vor ihr stand? Aber sie wollte nichts unversucht lassen, um ihn wieder für sich zu gewinnen.

    „Dein Name ist John Sheppard und du bist stammst von einem Planeten, der Erde genannt wird. Wir wohnen in einer großen Stadt, die Atlantis heißt. Du bist der militärische Befehlshaber und … wir sind zusammen.“

    Doch diese Worte sagten ihn nichts. John Sheppard war sein Name? Hörte der sich nicht genauso fremd an wie Larek? Was hatte die Frau gesagt? Er wäre der militärische Befehlshaber einer Stadt im Weltraum? War das die Erklärung dafür, sich von den Sternen angezogen zu fühlen?

    Rhiana nahm ihm die Entscheidung ab: „Wir nehmen John mit uns. Wir danken Ihnen, dass Sie ihm geholfen haben.“

    „Nein!“

    Das Mädchen hatte diese Worte hervorstoßen. „Bleib bei mir, Larek! Du darfst nicht gehen.“

    Rhiana blickte die Frau überrascht und eifersüchtig an. Der Blick, den sie John zuwarf war eindeutig, doch John selbst? Rhiana bemerkte, dass er das Mädchen ohne große Gefühlsregung ansah. Im Gegensatz zu der Frau schien er selbst nichts für sie zu empfinden. Rhiana bekam Mitleid mit dem Mädchen, denn es gab nichts schlimmeres, als eine unerwiderte Liebe.
    Ihr kam eine Idee: „Möchtest du uns begleiten? Johns wahre Welt kennen lernen?“

    Talera sah die fremde Frau überrascht an: „Sie meinen auf dem Raumschiff? Ich soll Larek begleiten?“

    Rhiana sah wie John sein Gesicht verzog. Er war von dieser Idee nicht sehr begeistert. Trotzdem sagte sie: „Das meinte ich.“

    Talera sah ihren Vater an: „Darf ich mitgehen?“

    Ihr Vater überlegte einen Moment. „Unsere Regierung vertraut ihnen, also denke ich, dass du bei ihnen sicher bist. Geh! Sieh dir die fremde Welt an.“
    „Danke, Vater.“

    Talera strahlte über das ganze Gesicht. Sie konnte bei Larek bleiben. Wenn er erst einmal bemerkte, dass er im Begriff stand sie zu verlieren, würde er sicher erkennen, dass er sie liebte. Er gehörte an ihre Seite und nicht zu diesen fremden Leuten.

    Sie erreichten das Schiff, wo John von ihm unbekannten Leuten freudestrahlend begrüßt wurde.

    Eine junge Frau lief auf ihn zu. „John, wir dachten schon, dass du nicht mehr leben würdest. Ich habe mir große Sorgen gemacht“.

    Teyla stutzte, als sie sein teilnahmsloses Gesicht sah und blickte Rhiana fragend an.

    „John hat sein Gedächtnis verloren und kann sich an nichts mehr erinnern“, erklärte Rhiana.

    Teyla sah ihn mitfühlend an: „Das muss ja schrecklich sein! Ich wünschte, ich könnte dir helfen.“

    Nach menschlicher Sitte umarmte sie ihn herzlich, was ihr einen wütenden Blick von seiner Begleiterin, anscheinend einer Bewohnerin des Planeten einbrachte.

    Doktor Beckett, der es sich nicht hatte nehmen lassen, die Suchmission zu begleiten, stürzte sich förmlich auf John.

    „Kannst du ihm helfen, Carson?“, frage Rhiana nach Johns erster Untersuchung besorgt.

    „Das kann ich noch nicht sagen, meine Liebe. Es gibt Fälle, in denen das Gedächtnis nach kurzer Zeit wiederkam und Fälle, wo es überhaupt nicht mehr zurückkam. Ich kann keine Schäden feststellen, eigentlich sollte John sich erinnern können. Es muss traumatisch bedingt sein.“

    „Das ist ja ungeheuer beruhigend“, meinte Rhiana. „Ich hoffe, damit ist deine Weisheit noch nicht zu Ende, Carson?“

    Dies brachte ihr einen überraschten Blick des Arztes ein, den Rhiana jedoch nicht beachtete. Sie hoffte, dass es für John eine schnelle Hilfe gab.


    John Sheppard ging durch die Orion, alles war neu und unglaublich spannend. Eine Woche war vergangen und er hatte ausreichend Gelegenheit gehabt alles zu bewundern. Das Schiff war ein technisches Wunderwerk. Nie hätte er es für möglich gehalten, dass solch ein Schiff existierte. Und doch, irgendwie kam es ihm alles bekannt vor.

    Er erreichte die Tür zu seinem Quartier und trat ein. Alles war fremd. Verzweifelt durchforschte er sein Gedächtnis, ging wie so oft in der vergangenen Woche durch den Raum und sah sich jeden Gegenstand an. Manchen nahm er in die Hand und betrachtete ihn, in der Hoffnung, dadurch in seinem Gedächtnis etwas auszulösen. Seine Hand griff nach dem Bild auf dem Nachtschränkchen, um es zu betrachten. Es zeigte ihn und Rhiana. Sie saßen irgendwo an einem Strand, hielten sich in den Armen und lachten fröhlich in die Kamera.

    Warum zum Teufel konnte er sich nicht erinnern? In einem Wutanfall nahm er das Bild und schleuderte es an die Wand. Der Rahmen war jedoch aus Kunststoff und hielt so dem Akt der Gewalt stand. Sofort tat es ihm wieder leid und er ging hinüber, um es aufzuheben, als der Türsummer ertönte.
    Erbost über die Störung rief er: „Herein!“

    Rhiana stand im Rahmen und blickte auf John, der am Boden kniete und das Bild aufhob. „Ich hoffe, dass bedeutet nicht, dass du mit mir ähnlich verfahren willst, John?“

    John blickte verlegen auf das Bild in seiner Hand, stand auf und stellte es an seinen Platz zurück.

    „Nein“, beteuerte er dann. „Es war ein Wutanfall. Darüber, dass ich mich nicht erinnern kann. Auf dem Bild sehen wir so glücklich aus.“

    „Ich rege mich manchmal auch sehr auf.“

    „Aber ich mag das, denn dann bist du besonders sexy“, sagte John, um dann erstaunt inne zu halten.

    Erregt trat Rhiana auf ihn zu: „Du erinnerst dich daran?“

    Sie überlegte, ob sie ihn umarmen sollte, ließ es dann aber sein, als sie in seine Augen blickte. Noch war er nicht bereit dazu, und sie wollte es nicht verderben indem sie zu aufdringlich war. Sollte John sich nicht mehr an sein vorheriges Leben erinnern können, würde sie erneut versuchen müssen, ihn für sich zu gewinnen. Aber da sie wusste, dass die Gefühle da waren, sollte das ja nicht allzu schwierig sein. Äußerlich behielt sie ihre neutrale Miene bei, auch wenn es ihr sehr schwer fiel.

    „Es war wie ein Blitz, so als würde ich das wissen. Rhiana“, er sah sie an. „Glaubst du das bedeutet, dass ich meine Erinnerung zurückbekomme?“

    „Es wäre möglich. Der Doktor meinte, dass es traumatisch bedingt ist, dass du dich weigerst dich zu erinnern. Vielleicht tritt irgendwann ein Ereignis ein, dass dir die Erinnerung zurückgibt.“

    John zögerte: „Möchtest du mir bei einer Tasse Kaffee Gesellschaft leisten?“
    Rhiana strahlte: „Gerne, John.“


    Talera sah Larek von der Seite an. Genau wie am Anfang für ihn, war auch für sie das Schiff neu und faszinierend, doch inzwischen bewegte sich Larek auf dem Schiff, als wäre er hier geboren worden. Sie jedoch nicht. Talera sehnte sich nach evilanischer Gesellschaft und versuchte Larek zu überreden sie zu begleiten, doch er wollte hier bleiben.

    Im Gegensatz zu ihr schien er in dieser Umgebung aufzublühen. Er strahlte regelrecht, besonders wenn er in Gesellschaft dieser Rhiana war. Talera sah es anfangs mit großer Eifersucht, doch inzwischen erkannte sie immer mehr, dass Larek hierher gehörte. Selbst wenn es bedeutete, ihn dieser Frau zu überlassen.

    Sie betraten das Aussichtsdeck des Schiffes. Sonnenschein flutete ihnen entgegen und Talera sah Menschen an Tischen sitzen, trinken und sich unterhaltend. Fremdartige, aber betörend duftende Blumen waren ringsum arrangiert. Die Sonne war künstlich und unter ihnen sah sie ihren Heimatplaneten kreisen. Es war ein wundervoller Anblick und ihr Heimweh wurde noch größer.

    In lässiger Freizeitbekleidung kam ihnen Rhiana entgegen: „John! Talera.“ Der Blick den Rhiana ihr zuwarf, war nur kurz und die Frau schien sie sofort wieder vergessen zu haben. Sie hatte nur Augen für John. „Ich habe etwas für uns arrangiert.“ Sie nahm ihn einfach am Arm und zog ihn fort.

    John folgte Rhiana nur zu gerne. Talera wusste nicht, ob sie in Tränen ausbrechen oder froh sein sollte. Ein Arm schob sich in ihren und Talera blickte sich um. Es war Teyla, welche ihren Arm ergriffen hatte und sie mitfühlend anlächelte. Ihr Blick folgte John und Rhiana, die im Hintergrund verschwanden.
    „Ich weiß, was Sie empfinden.“

    „Sie wissen es?“

    „Ich kann es Ihnen ansehen. Lassen Sie sich von mir sagen, dass John hierher gehört. Außerdem liebt er Rhiana sehr. Er kann sich noch nicht richtig daran erinnern, doch die Gefühle werden wiederkommen. Wenn Sie hier bleiben, wird es nur noch schlimmer für Sie werden. Sie werden zusehen müssen wie der Mann, den Sie lieben in den Armen einer anderen liegt und können nichts dagegen tun.“

    Taleras Augen verschleierten sich, als sie versuchte die Tränen zu unterdrücken. „In den vergangenen zwei Wochen habe ich erkannt, dass Larek sich immer weiter von mir entfernte. Er wollte mich schon auf meiner Heimatwelt nicht. Doch da dachte ich noch, dass er es lernen könnte mich zu lieben. Doch hier ist er ein Fremder für mich geworden. Ich habe werde morgen die Orion verlassen und in die Stadt ziehen, wie ich es schon immer wollte.“

    „Das ist eine gute Idee“, meinte Teyla.

    In der Ferne hörte sie ein Lachen und erkannte die Stimme von Rhiana. John stimmte in das Lachen ein. Teyla lächelte und dachte, dass bald alles wieder beim Alten sein würde.


    John sah Rhiana hinterher, wie sie den Gang entlang zu ihrem Quartier ging. Der Tag war schön gewesen, sie hatten viel Spaß gehabt. Er fühlte sich zu Rhiana hingezogen und wenn sie sich Zeit ließen, würden die alten Gefühle vielleicht zurückkommen. Er war Rhiana dankbar dafür, dass sie ihn nicht drängte und ihn widerspruchslos allein gelassen hatte, als er dies von ihr verlangte. Zuviel ging ihm im Kopf herum. Einerseits fühlte er ein Verlangen in sich, wenn er Rhiana ansah, wollte sie in die Arme nehmen, andererseits war sie eine Fremde. Ihre Geduld zeigte ihm, dass Rhiana es ehrlich meinte und viel für ihn empfinden musste.

    Die Tür seines Quartiers schloss sich zischend hinter ihm. Das Geräusch erschreckte ihn, es klang so endgültig. Gehörte er wirklich hierher? War er nicht ein Fremder? Doch andererseits waren alle nett und freundlich zu ihm. Sie bemühten sich ehrlich um ihn.

    Müde zog er seine Sachen aus und lies sich schließlich auf sein Bett sinken, doch der Schlaf wollte sich nicht einfinden. Er drehte sich von einer Seite auf die andere und erst nach Stunden sank er in einen unruhigen Schlaf...

    ...John lief durch das Schiff und hoffte den Verfolger abschütteln zu können, doch der Schatten folgte ihm unaufhörlich. Er lief immer schneller, doch damit wurde auch sein Verfolger schneller. Ihm begann der Schweiß von der Stirn zu laufen und die Angst nahm Überhand. Der Schatten wurde größer und holte ihn ein. Plötzlich war er in einem Raum, die Wände wurden schmaler und schienen ihn einzuschließen. Er bekam kaum noch Luft, konnte nicht mehr atmen.

    „Wer bist du? Warum verfolgst du mich?“

    „Warum läufst du von mir davon und verleugnest mich?“, fragte eine Stimme, die er als seine eigene Stimme zu erkennen glaubte. „Wenn du dich vor mir fürchtest, fürchtest du dich vor dir selbst“, sagte der Schatten wieder. „Erinnere dich endlich und stehe zu deinem Selbst.“

    „Aber ich kann mich nicht erinnern!“, rief er verzweifelt.

    „Du willst dich nicht erinnern. Ist die Erinnerung so schlimm für dich, dass du mich deshalb verleugnest?“

    John hielt sich verzweifelt die Ohren zu, er wollte die mahnende Stimme nicht mehr hören. Nein, er wollte sich nicht erinnern. Die Erinnerung schmerzte zu sehr.

    „Du hast Freunde, die dich mögen und achten“, sagte die Stimme wieder.

    „Nein!“, rief er. „Sie erinnern mich immer wieder daran, was ich getan habe.“

    „Was hast du getan?“

    „Ich habe Menschen getötet. Sie starben, weil ich Fehler machte. Es waren Freunde und Untergebene, die sich auf mich verließen und die ich im Stich gelassen habe.“

    „Bist du nicht immer zu deinen Entscheidungen gestanden?“

    „Ja, das schon!“

    „Na also! Was war dir wichtiger? Deine Karriere? Oder deine Freunde? Haben die Toten dir nicht verziehen? Deine Freunde zu dir gestanden? Sieh selbst!“
    Plötzlich tauchten neben dem Schatten strahlende Lichtgestalten auf.

    „Ängstige dich nicht länger, du trägst keine Schuld an unserem Tod. Wir haben dir nie die Schuld gegeben. Nun musst du dir selbst verzeihen.“

    „Ich habe mir vergeben“, beteuerte er. „Allerdings die anderen...“

    „Hörst du nicht? Wir haben dir verziehen, du dir aber nicht, sonst würdest du dein anderes Ich nicht verleugnen oder fürchten. Sieh“, sagte der Sprecher und zeigte auf weitere Gestalten, die an ihm vorbeigingen.

    „Wer waren die?“, fragte John.

    „Das waren die Seelen derer, denen du geholfen hast, die ohne dich tot oder verloren wären.“

    „Aber sind sie dann nicht tot? Wie könnte ich sie sonst hier sehen?“

    „Sie sind nicht tot, sondern besuchen dich in deinen Träumen, denn bedenke, innerhalb dieser Sphäre haben Raum und Zeit keine Bedeutung mehr.“

    Eine der Gestalten trat vor und deutlich konnte John die Person erkennen.
    Teyla!

    „Hallo John! Ohne dich wäre ich damals auf dem Schiff der Wraith gestorben. Du hast mich unter Lebensgefahr aus dem Schiff geholt...“

    Es folgten die anderen geretteten Athosianer, die ihm sein Leben verdankten.
    Dann kam ..

    „Elizabeth!“

    „Ohne deine Hilfe würde Atlantis schon längst nicht mehr existieren!“

    „McKay, du auch?“

    „Natürlich! Du hast mir auf unseren Missionen mehr als einmal das Leben gerettet. Wenn ich ehrlich bin muss ich zugeben, dass ich ohne dich nicht mehr am Leben wäre!“

    Dies ausgerechnet von McKay zu hören rührte John am meisten von allen Erschienenen bisher

    Dann erschien … Summner!

    „Sie haben mich erlöst, John! Geben Sie sich keine Schuld an meinen Tod.“
    Danach erschienen seine Kameraden, die in Afghanistan gestorben waren.

    „Du konntest uns nicht retten, John. Wir geben dir keine Schuld an unserem Tod.“.

    Nach und nach nahm jede Gestalt Form an und erzählte John seine Geschichte. Schließlich sah Sheppard seinen Schatten an. War dieser nicht schon lichter geworden? Der Raum nicht schon heller? Die Wände, sein eigen geschaffenes Gefängnis weiträumiger geworden?

    Er wandte sich an sein anderes Ich: „Du bist auch der Meinung, dass ohne mich diese Seelen verloren gewesen wären?“

    „Ja.“

    „Wenn alle mir danken und die anderen mir vergeben haben, dann kann ich das auch tun.“

    Ein letztes Gesicht tauchte auf. John erkannte die Frau, die ihm schon öfters im Traum erschienen war, doch nie hatte er sich an ihr Gesicht erinnern können, nachdem er wach war. Die Frau streckte ihre Hand aus und schien nach ihm greifen zu wollen. John griff zu und berührte die Gestalt. Diesmal verschwand sie nicht.

    „Rhiana!“, flüsterte John.

    „Dir verdanke ich den schönsten und wichtigsten Teil meines Lebens. Ohne dich hätte mein Leben keinen Sinn mehr!“

    Sein Schatten hinter ihm lächelte und wurde zu einem strahlenden Feuer, das ihn und Rhiana zu verschlingen schien.

    Schweißgebadet erwachte John und fuhr hoch. Er sah sich um und erkannte, dass er in seinem Bett lag. Das ganze war nur ein Traum gewesen? Nicht echt? Hatten die Traumgestalten wirklich zu ihm gesprochen? Plötzlich stutzte er, er konnte sich wieder erinnern. Noch war es verschwommen, doch die Erinnerungen wurden klarer.

    Rhiana!

    Wie musste sie sich die letzte Zeit gefühlt haben? Wie gelitten? Er erinnerte sich wieder an ihre Beziehung. Er musste zu ihr. John begann nach ihr zu suchen und fand sie schließlich auf dem Aussichtsdeck.

    Rhiana saß in einem Sessel und rührte gedankenverloren in einer halbvollen Kaffeetasse. Fast konnte er ihre Einsamkeit fühlen. Ihr Gesicht erhellte sich, als sie den Neuankömmling erkannte.

    „John!“

    „Rhiana!“

    Mehr sagten sie beide nicht, sondern standen sich stumm gegenüber.

    „Was machst du um diese Zeit hier?“, fragte Rhiana schließlich.

    „Ich hatte einen seltsamen Traum und als ich schweißgebadet aufwachte, konnte ich mich wieder an alles erinnern.“

    „An alles?“, fragte sie gespannt.

    Stumm nickte er.

    Rhiana wusste im ersten Moment nicht, was sie vor Glück sagen sollte. Sie streckte ihre Hand aus: „Komm, setzt dich zu mir. Willst du mir von deinem Traum erzählen?“

    „Ja“, John ergriff ihre Hand. Sie setzten sich nebeneinander. Lange sagte keiner ein Wort, dann begann John seinen seltsamen Traum von dem Schatten und den Lichtgestalten seiner Freunde zu erzählen.

    Rhiana hörte aufmerksam zu und meinte: „Der Schatten warst du selbst. Es war dir nicht bewusst, wie deine Vergangenheit dich belastet, doch durch deine Amnesie gewann diese Seite deines Seins die Oberhand. Durch deinen Traum hast du das erkannt und beginnst dir selbst zu vergeben.“

    „Und was ist mit dir? Warum bist du in meinem Traum erschienen?“

    „Das fragst du? Du liebst mich, ich bin für dich die Verkörperung der Liebe und der Verzeihung.“

    „Also, dass ist mir zu hoch.“ Er lächelte sie an. „Du solltest Dr. Heightmeyer assistieren. Doch warum genießen wir nicht einfach die Aussicht?“

    Rhiana stimmte zu. Sie konnte es kaum glauben, denn was sich verloren hatte, hatte sich wieder gefunden.


    Ende

  5. #25
    There is good in you... Avatar von Chayiana
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    Standard Polarlichter

    Autor: Chayiana
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    Kategorie: Ship
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    Titel: Polarlichter
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    Kommentar: Die Geschichte spielt in der 1. Staffel, kurz nach "The defiant one", obwohl das fuer die Handlung nicht wirklich von Bedeutung ist *g*

    Inhalt: Ein naechtlicher Erkundungsflug verlaeuft fuer Sheppard und McKay ganz anders als erwartet, denn sie finden nicht nur die Polarlichter ...
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    Betaleser: Sinaida (vielen, lieben Dank!!!)
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    Rating: R (vorsichtshalber), Slash
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    Wörter: 5494
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    Spoiler 
    Langsam erwachte John Sheppard. Es war kein angenehmes Erwachen. Nicht eines von der Sorte, das man erlebte, wenn man lange und friedlich geschlafen hatte und freudig in den nächsten Tag blickte. Es war vielmehr dieses Erwachen, das einem sagte, dass etwas geschehen war. Etwas, das neben einem dumpfen Pochen in der Brust auch diesen schalen Nachgeschmack zurückließ, der die Wirklichkeit in ein beklemmendes Grau tauchte. Sehr zu seinem Leidwesen konnte er sich nicht erklären, was genau dieses Gefühl hervorgerufen hatte.

    Aber da war auch noch etwas anderes. Ein seltsames Kribbeln in seiner Magengegend, für das er aber zu diesem Zeitpunkt noch viel weniger eine Erklärung hatte.

    Also beschloss er zunächst, das Ergründen dieser Gefühle auf später zu verlegen und erstmal die allgemeine Lage oder vielmehr - seine Lage - zu sondieren. Denn seine Nase hatte ihm schon vor einigen Minuten anhand des unverkennbaren Geruchs von Desinfektionsmitteln mitgeteilt, dass er sich mal wieder nicht in seinem eigenen Bett, sondern auf der Krankenstation befand. Wieso überraschte ihn das nicht?
    Nur warum war er hier?

    Vorsichtig öffnete er die Lider, bereute es aber sofort wieder, als die blendene Helligkeit wie ein scharfer Dolch direkt auf seinen Sehnerv traf. Gequält verzog er das Gesicht und blinzelte die Tränen, die ihm nach diesem Angriff in die Augen geschossen waren, wieder weg.
    Doch noch bevor sich der Schleier vollkommen gelichtet hatte, war da plötzlich eine Erinnerung ... nun, noch keine wirkliche Erinnerung. Genau genommen, war es wohl nur eine einzige, ganz klare Empfindung, die den Weg zurück in sein Gedächtnis gefunden hatte.
    Kälte. Eisige Kälte. Ihn fröstelte.

    Er ignorierte die hämmernden Kopfschmerzen, die er erst jetzt bewusst wahrnahm, und blickte sich leicht irrtiert um. Er musste einfach wissen, was los war. Aber das ließ sich nicht bewerkstelligen, indem er den Kopf in den sprichwörtlichen Sand steckte und darauf wartete, dass man ihm die Lösung auf einem Silbertablett präsentierte.
    Und so entdeckte er zu seiner anfänglichen Überraschung, dass McKay direkt neben ihm in einem der Betten lag und offenbar schlief.

    Doch dann fiel sein Blick auf Rodneys blasses Gesicht und die frisch vernähte Wunde, die sich direkt über dessen linkem Auge befand. Ganz unvermittelt schien eine Flut über John hereinzubrechen. Eine Flut aus Bildern, Wortfetzen, Gedanken und Gefühlen. Alles wirbelte in seinem Kopf durcheinander, setzte sich kurz zusammen, um sich sofort wieder voneinander zu lösen und das Chaos perfekt zu machen. Dies alles geschah in Bruchteilen von Sekunden. Dann legte sich der Ansturm, das Wirbeln in seinem Kopf klang ab und die Bilder und Emotionen setzten sich endgültig zu einer vollständigen Erinnerung zusammen. Und plötzlich war alles wieder da ...

    ~o~o~o~

    "Sie wollen was?" fragte John Sheppard erstaunt und heftete seinen Blick auf den vor ihm sitzenden Astrophysiker.

    "Das hatte ich doch gerade gesagt. Hören Sie mir eigentlich zu? Ich will den Strom der Plasmateilchen, der durch die vorherrschenden Sonnenwinde produziert wird, erforschen, um somit Rückschlüsse auf die Fluktuationen des Magnetfeldes dieses Planeten zu bekommen," erklärte McKay in seiner typisch herablassenden Art, die keinen Zweifel an seiner Überzeugung aufkommen ließ, dass sein Gegenüber nicht das Geringste von dem, was er gerade gesagt hatte, verstand. Umso verblüffter schien er zu sein, als Sheppards Lippen sich plötzlich zu einem wissenden Grinsen verzogen und er sagte:

    "Keine Sorge, Rodney, den Teil Ihres Anliegens hatte ich schon begriffen, allerdings bin ich etwas überrascht, dass Sie sich gerade mit mir mitten in der Nacht Polarlichter anschauen wollen ..."

    Und in diesem Augenblick wünschte sich Sheppard nichts sehnlicher, als den Gesichtsausdruck des Kanadiers auf Video aufnehmen zu können. Er genoss es, Rodney McKay auf dessen eigenem Terrain einen Knock-out verpassen zu können. So wie er ihre kleinen, frotzeligen Streitgespräche genoss, die schon in dem halben Jahr, das sie nun hier auf Atlantis waren, praktisch legendär geworden waren - teils zur Freude, teils zum Leid ihrer Teamkollegen.

    Allerdings hatte Rodney sich – sehr zu seinem Bedauern – fast sofort wieder unter Kontrolle und hakte nun ungeduldig nach:

    "Na schön, Sie haben es also verstanden. Kommen Sie nun mit oder muss ich mir einen anderen Piloten suchen? Ich würde ja auch alleine fliegen, aber nachdem Sie mir erst vor Kurzem so liebenswürdig erklärt haben, dass ich den Jumper nicht in einer gerade Linie fliegen kann, möchte ich Ihre Nerven nicht überstrapazieren, in dem Sie hier rumsitzen und sich Sorgen machen müssen, was ich alles mit Ihrem 'Baby' anstellen könnte, während ich da draußen so ganz alleine vor mich hingondele."

    Nun war es an John, den Mann vor ihm aus großen Augen anzustarren, denn McKay hatte es mal wieder geschafft, ihm in kürzester Zeit einen Wortschwall vorzusetzen, der erstmal verarbeitet werden wollte. Als die darin enthaltenen Informationen letztendlich sein Bewusstsein erreichten, seufzte er innerlich auf.

    Natürlich hatte der Wissenschaftler Recht. Eher würde er sich als Spanferkel garniert einem dieser Wraith zum Essen anbieten, als McKay alleine losfliegen zu lassen. Genauso wenig würde er diese Aufgabe einem unerfahreneren Piloten anvertrauen. Und er wusste mittlerweile auch, dass, wenn sich dieser Mensch etwas in den Kopf gesetzt hatte, er nicht davon abzubringen war, bis er das bekommen hatte, was er wollte.
    Außerdem gab es noch einen weiteren, viel einfacheren Grund, warum er nun in dieses Vorhaben einwilligte.

    John Sheppard liebte Polarlichter, nach Riesenrädern und College-Football natürlich. Nur würde er das McKay sicherlich niemals verraten.

    ~~~

    "Wie wäre es dort?" fragte Rodney und deutete auf eine relativ ebene Fläche inmitten einiger hoher, scharfkantiger Eisberge, die in diesem Teil der nördlichen Polarregion des Planeten aufragten.

    "Sieht ganz gut aus," entgegnete Sheppard, wobei seine Stimme allerdings einen leicht skeptischen Tonfall angenommen hatte. "Und Sie wollen da wirklich raus? Es ist schweinekalt."
    Ein Blick auf das Display des Jumpers hatte ihm gerade verraten, dass die Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt lagen – zu weit für seinen Geschmack.

    "Nun kommen Sie schon, Major, so ein bisschen Kälte wird Sie schon nicht umbringen," antwortete McKay spöttisch, nachdem der Jumper auf dem Eis aufgesetzt hatte. "Außerdem möchte ich keine Glasscheibe zwischen mir und den Polarlichtern haben. Das verdirbt doch die ganze Stimmung!"

    "Ach, wenn das so ist, möchte ich Ihnen natürlich nicht die Stimmung vermiesen," erwiderte John spitzbübisch und schaute den Kanadier für einen Moment bedeutungsvoll an.

    "Ha! Ha! Sehr witzig, Major. Kommen Sie mir jetzt bloß nicht auf falsche Gedanken," quittierte er diese Andeutung spitz, schloss ruckartig den Reißverschluss seines Winterparkas und fügte dann auffordernd hinzu: "Was ist jetzt? Können wir?"

    "Aber sicher doch. Stets zu Ihren Diensten," meinte John immer noch grinsend und öffnete die Heckluke. Sofort pfiff ihnen ein eisiger Wind um die Ohren und McKay sog zischend und zähneklappernd die Luft ein.
    "Na los, Rodney, so ein bisschen Kälte wird Sie doch nicht umbringen, oder?"

    Doch noch bevor sich dieser für die Retourkutsche revangieren konnte, hörten sie plötzlich ein seltsames Knirschen. Ein Geräusch, als wenn Kreide über eine Tafel fuhr, nur ungleich lauter und irgendwie ... gewaltiger.
    Mit vor Entsetzen geweiteten Augen starrte Rodney den Major an.

    "Wa... wa... was ist das?"

    "Ich weiß es nicht genau," antwortete John nicht minder verunsichert, "aber ich glaube, es ist das Beste, wenn wir ganz schnell von hier verschw..."

    Weiter kam er nicht, denn in diesem Augenblick schien es, als würde der Jumper zum Leben erwachen und wie ein bockendes Pferd versuchen, seine Reiter abzuschütteln. Der Bug bäumte sich auf. Und im selben Moment bedeutete ihnen ein fast unwirkliches Kreischen - wie eine Kreissäge, die auf Metall traf - dass die Heckluke vom Rest des Jumpers abgerissen wurde. Plötzlich senkte sich der vordere Teil des Fluggerätes wieder. Nur unglücklicherweise fand er dort, wo vormals der Grund gewesen war, keinen Widerstand mehr, sondern kippte einfach weiter nach vorne - dem Abgrund entgegen.
    Durch die unerwartete Schräglage wurden Sheppard und McKay haltlos durch den Jumper geschleudert, der nun halb rutschend, halb fallend in den Schlund einer sich öffnenden Gletscherspalte stürzte.
    Nach einigen Sekunden, die sich für die beiden Männer zu schieren Ewigkeiten dehnten, schlug der Jumper auf dem Grund auf.

    ~~~

    Das Erste, das Sheppard wahrnahm, als er schließlich aus der Bewusstlosigkeit erwachte, war Kälte. Eisige Kälte, die sich schleichend ihren Weg durch jede einzelne Faser seines Körpers suchte und dabei eine Spur aus Taubheit und Schmerz hinterließ.

    John fror erbärmlich und irgendwie schien es ihm, als würde seine Umgebung beben und schlingern wie ein altersschwacher Kahn auf hoher See.

    'Nein,' korrigierte er sich in Gedanken, als er vorsichtig seine heftig zitternde Hand hob, um sich die schmerzende Stirn zu massieren, 'das liegt wohl eher an mir. Was zur Hölle ist da grad passiert?'

    Langsam richtete er sich in eine halbwegs sitzende Position auf, wobei er die Lehne des Co-Pilotensessels, unter dem er sich wiedergefunden hatte, zu Hilfe nahm und untersuchte seine restlichen Gliedmaßen. Nach einer ersten oberflächlichen Bestandsaufnahme, kam er zu dem Schluss, dass er scheinbar bis auf eine mittelschwere Gehirnerschütterung, die bekanntermassen mit starken Kopfschmerzen, Schwindel und dem recht unangenehmen Gefühl, sich übergeben zu müssen, einherging, nicht weiter verletzt war. Fast ein wenig staunend befühlte er die Beule an seinem Hinterkopf, die jetzt schon die Ausmaße eines Tennisballs zu haben schien.
    "Wunderbar," murmelte er.

    Doch plötzlich schoss ihm ein anderer Gedanke durch seinen pochenden Schädel ...

    "McKay!"

    Suchend sah er sich um, konnte aber seinen Teamkollegen nirgendwo entdecken.

    "Verdammt, Rodney! Das ist nun wirklich nicht der richtige Augenblick, um verstecken zu spielen," fluchte er leise, doch in seiner Stimme schwang tiefe Sorge mit.

    Dann fiel sein Blick auf das schwarze Loch, wo sich vor nicht allzu langer Zeit noch die Heckluke des Jumpers befunden hatte. Bei dem Gedanken, dass der Kanadier wahrscheinlich beim Aufprall nach draußen geschleudert worden war, zog sich sein Magen krampfhaft zusammen.
    Viel zu hastig rappelte er sich hoch und wurde dafür auch gleich mit einer neuen Welle Übelkeit 'belohnt'. Schwankend kam er auf die Füsse und würgte den sauren Mageninhalt, der sich bereits einen Weg durch seine Speiseröhre nach oben bahnte, wieder hinunter. Ihm wurde schwindelig und er merkte, wie abermals eine schwarze Hand nach seinem Bewusstein greifen wollte.

    "Nein," knurrte er und kämpfte verbissen dagegen an. Mehr torkelnd als gehend, näherte er sich der Austiegsluke und starrte in die fast vollkommende Dunkelheit, die wie ein wildes Tier auf ihn zu lauern schien. Unglücklicherweise vermochte die schwache Notbeleuchtung des Jumpers, die Schwärze auf der anderen Seite nicht zu durchdringen. Nur ein winzig kleiner Teil der Welt dort draußen wurde durch ihren Schein in ein dämmriges Zwielicht getaucht.

    Hektisch schaute er sich um und fand auch recht schnell den gewünschten Gegenstand. Er schaltete die Taschenlampe ein und ließ ihren Lichtstrahl über das Eis wandern. Die Wände der Gletscherspalte, in der Jumper gestürzt war, ragten zu seinen Seiten etwa 30 Meter in die Höhe und wirkten wie ausgeschnitten. Dort war kein Hochkommen.
    Plötzlich keuchte er erschrocken auf, als das Licht den leblosen Körper des Wissenschaftlers erfasste.

    "Rodney," flüsterte er tonlos.

    McKay lag keine zehn Meter von ihm entfernt auf dem Boden. Sein Gesicht war blutüberströmt und die dunkelrote Flüssigkeit glitzerte unheilvoll im Schein der Lampe.
    Mit wenigen schnellen Schritten war John bei dem Bewusstlosen. Zumindest hoffte er inständig, dass Rodney nur bewusstlos war. Fahrig suchte er nach dessen Puls. Als er schließlich das schwache Pochen unter seinen Fingerspitzen fühlte, atmete er erleichtert auf. Doch er hatte auch registriert, wie kalt Rodneys Körper bereits war.

    'Verdammt, wie lange liegt er schon hier? Wie lange war ich weggetreten?' dachte er verzweifelt und schob seinen rechten Arm unter McKays Hüfte. Mit der linken Hand legte er sich den Arm des Verletzten um die Schultern und brachte den Kanadier halb tragend, halb schleifend in den Jumper.

    ~~~

    "McKay ... hören Sie mich? Hey, Kumpel, das ist nicht die Zeit für ein Nickerchen ..." redete John auf den Wissenschaftler ein, als er ihm notdürftig das Blut mit einem feuchten Tuch aus der Notversorgung vom Gesicht wischte und ihm anschließend ein Pflaster auf die noch immer blutende Platzwunde auf seiner Stirn drückte.
    Er wusste, dass McKay nur eine Chance haben würde, wenn er das Bewusstsein wiedererlangte. Seine Atmung war flach und der Puls kaum mehr fühlbar.
    "Verdammt, Rodney, wachen Sie endlich auf!" herrschte er ihn - um einiges lauter als beabsichtigt - an.

    Und tatsächlich schien er damit etwas erreicht zu haben, denn die Lider des Kanadiers begannen zu flattern und nur einen Moment später öffnete er langsam die Augen. Er sah John zunächst ein wenig desorientiert an, bevor er murmelte:

    "Schreien Sie doch nicht so. Ich bin direkt hier."

    Ein erleichertes Grinsen stahl sich auf Sheppards Gesicht.
    "Na also, wer sagt's denn? Man muss sich bei Ihnen nur Gehör verschaffen."

    Nachdem McKay mit einem recht kläglichen Lächeln auf seinen halbherzigen Scherz reagiert hatte, fuhr John fort:

    "Hören Sie, ich muss die Systeme des Jumpers checken. Kommen Sie einen Moment alleine klar?"

    "Sicher doch," erwiderte Rodney brüsk, "sehe ich etwa so aus, als ob ich einen Babysitter benötigen würde?"

    'Ja, Rodney ... leider,' dachte John beklommen, aber er sagte nichts weiter. Dann stand er auf, wobei er versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, dass die Welt gerade Achterbahn mit ihm fuhr, und wandte sich den Kontrollen zu. Eine kurze Überprüfung brachte ihm die Erkenntnis, dass genau das eingetreten war, was er befürchtet hatte.

    "Verdammt!"

    "Was ist los?" fragte McKay beunruhigt.

    "Wir haben bei dem Absturz sämtliche Primär- und Sekundärsysteme verloren. Das Ding hier gibt keinen Mucks mehr von sich. Ich kann keinen Funkkontakt mit Atlantis aufnehmen ... verdammt!" fluchte er nochmals, ließ sich auf den Pilotensitz fallen und fuhr sich mit den Händen übers Gesicht. Als er wieder aufsah, bemerkte er, dass McKay sich gerade mühsam aufrappelte.

    "Hey, hey, hey ... was glauben Sie wohl, was Sie da tun?" rief er besorgt, aber gleichermaßen verärgert aus.

    "Na, wenn sich hier einer unser 'Baby' anschauen sollte, dann bin das ja wohl ich, oder?" entgegnete Rodney in einem Tonfall, der keinen Widerspruch zuließ. "Und wenn ich damit fertig bin, kann ich Ihnen mit ziemlicher Sicherheit sagen, wie tief wir in der Tinte stecken."

    Bei diesen Worten öffnete er die Kontrolltafel, die sich an der Decke im hinteren Teil des Jumpers befand. Und nachdem er seinen Laptop mit den Kristallen dort verbunden hatte, begann er mit leicht zitternden Fingern die Systemfunktionen abzurufen.

    "Oh, nein!" stieß er nach wenigen Minuten entmutigt aus.

    "Was?" fragte Sheppard nach, obwohl er die Antwort bereits kannte.

    "Wir stecken ziemlich tief in der Tinte," erklärte McKay und starrte John dabei entsetzt an. "Hier gibt es nichts, was ich reparieren könnte. Das Hauptsteuerkristall hat seinen Geist aufgegeben. Und ohne einen Ersatz kann ich da gar nichts machen. Wir stecken wirklich richtig tief drin ..."

    Für einen Moment starrten sich die beiden Männer stumm an, doch dann setzte John sein bestes 'Alles-wird-gut'-Grinsen auf und meinte:

    "Hey, die werden uns schon finden!"

    "Ach ja, und was macht Sie da so verdammt sicher, Major?" McKays Stimme hatte einen leicht panischen Klang angenommen. "Wir stecken hier in irgendeiner verfluchten Gletscherspalte fest, haben nicht genügend Saft, um auch nur einen Pieps von uns zu geben und außerdem ist es, falls Ihnen das noch nicht aufgefallen sein sollte, nicht gerade hochsommerlich warm hier drinnen. Sie können also unmöglich wissen ..."

    Mitten in seinem Redeschwall begann McKay plötzlich zu schwanken und fasste sich mit schmerzverzerrtem Gesicht an die Stirn.

    "Rodney!"

    Mit einem Satz war Sheppard bei dem Kanadier und konnte gerade noch verhindern, dass dieser stürzte. Er fing ihn auf und ließ ihn dann behutsam auf den Boden des Jumpers gleiten.

    "Rodney, alles okay bei Ihnen?" fragte John nun ernsthaft besorgt.

    "Ja, ja, es geht schon," antwortete McKay mit schleppender Stimme, "mir war nur etwas schwindelig."

    Dass der Wissenschaftler nicht über seinen Gesundheitszustand lamentierte, erschien Sheppard irgendwie nicht richtig. Irritiert musterte er ihn. Rodneys Blick wirkte seltsam unfokussiert, er zitterte und seine Lippen waren aufgrund der Kälte schon blau angelaufen. Alles eindeutige Anzeichen einer Unterkühlung. Er musste irgendwie versuchen, seine Körpertemperatur anzuheben, aber dafür musste er ihn erstmal aus der Jacke bekommen, die sich dort drauβen auf dem Eis mit Feuchtigkeit vollgesogen hatte. Kurz entschlossen zog er ihm den Parka aus, dann entledigte er sich seines eigenen, der im Gegensatz zu Rodneys noch trocken war, und zog ihm diesen wieder an.

    "Was tun Sie da?" wollte McKay wissen, wobei er sich schwach gegen die Aktionen des Majors wehrte.

    "Sie sind unterkühlt, Rodney," stellte Sheppard ruhig fest, "und das Wichtigste ist, dass Ihre Temperatur nicht noch weiter sinkt."

    "Aber was ist mit Ihnen?"

    "Hey, was haben Sie vorhin gesagt? So ein bisschen Kälte bringt mich schon nicht um," erwiderte John mit einem schiefen Grinsen.

    "Ihr Märtyrertum in allen Ehren, Sheppard, aber wir sprechen hier nicht mehr von nur ein 'bisschen Kälte'! Sie werden erfrieren, noch vor mir ... und ... und dann bin ich hier ganz alleine. Vielen Dank auch."

    "Blödsinn! So leicht erfriert man nicht," erwiderte John im Brustton der Überzeugung, doch insgeheim zweifelte er ebenfalls an seiner eben gemachten Aussage. Der eiskalte Wind, der durch die offene Ladeluke hereinpfiff, ging ihm durch und durch. Ohne seine Jacke war er dem praktisch schutzlos ausgeliefert. Nur mit Mühe konnte er verhindern, dass seine Zähne aufeinanderschlugen. Wenn er wenigstens das Schott zum vorderen Abteil hätte schließen können, so dass sie dort Schutz finden könnten, aber durch den totalen Systemausfall rührte sich das Ding keinen verdammten Millimeter.
    Um überhaupt irgendetwas zu tun, stand er auf und durchsuchte die Ausrüstung des Jumpers. Dabei entdeckte er zu seiner Erleichterung noch eine Decke. Das sollte genügen, um McKay so lange warm zu halten, bis Hilfe eintraf ... hoffentlich.

    "Hier, Rodney, wickeln Sie sich darin ein," sagte er und reichte dem Kanadier die Decke.

    Dieser nahm sie mit skeptischem Gesichtsausdruck entgegen und meinte dann mit vor Ironie triefendem Tonfall:
    "Fein, dann darf ich also davon ausgehen, dass Sie sich derweil warme Gedanken machen, oder wie?"

    "Wissen Sie, McKay," meinte John, während er bedeutsam die linke Augenbraue nach oben zog, "das ist eigentlich eine gar keine so schlechte Idee. Hatten Sie da was Bestimmtes im Sinn?"

    Rodney stieß ein abfälliges Schnauben aus, während er die Decke ausbreitete.

    "Sie sind ein Idiot," stellte er unumwunden fest. "Und ich hoffe, Sie wissen das wenigstens auch. Das Ding ist groß genug für uns beide. Also, wenn Sie jetzt für einen Moment ihren Heldenstolz ... -komplex oder was auch immer hinter ihren Selbstmordabsichten steckt, vergessen könnten, könnte ich mir im Gegenzug überlegen, Sie hier mit drunter zu lassen."

    Nun war Sheppard wirklich verblüfft. Zum einen, weil er an diese Möglichkeit noch gar nicht gedacht hatte, zum anderen, weil ihn McKay so selbstlos dazu einlud. Deshalb zögerte er auch nur noch eine weitere Sekunde, weil ihm klar wurde, dass jedwede weitere Verweigerung schlicht töricht gewirkt hätte.

    'Schließlich ist ja nichts dabei,' dachte er sich und schlüpfte zu Rodney unter die Decke.

    Nach einigen Augenblicken des Sortierens von Gliedmaβen lagen beide Männer letztendlich auf dem Rücken. Und John kam nicht umhin zu bemerken, dass sich sein Herzschlag seltsamerweise etwas beschleunigt hatte. Er wusste nicht warum, aber irgendwie machte ihn die Nähe des Kanadiers nervös.

    'Klasse, und was jetzt?' fragte er sich. Unsicher, was er tun sollte, ließ er den Blick durch den Jumper schweifen, als ein zartblaues Leuchten seine Aufmerksamkeit erregte.

    "Hey, McKay, sehen Sie doch!" meinte er und boxte Rodney leicht in die Seite.

    "Was?" McKays Stimme hatte diesen gewohnt leicht genervten Tonfall, jedoch fehlte ihr eindeutig die übliche Kraft. Aber John ließ sich davon nicht beirren, schließlich musste er seinen Kameraden irgendwie bei Laune und vor allem bei Bewusstein halten.

    "Na, Ihre Nordlichter!" erwiderte er und strahlte Rodney dabei regelrecht an.

    "Polarlichter!" verbesserte McKay automatisch, nur konnte er die insgeheime Freude über dieses Ereignis nicht gänzlich aus seiner Stimme verbannen. Erwartungsvoll hob Rodney den Kopf und sah aus der Frontscheibe des Jumpers. Das Farbspektrum reichte von dunklem Rot über fahles Grün bis hin zu dem dominierenden, blau-violetten Schein, der sich in den Eiskristallen, die sich auf der Scheibe festgesetzt hatten, brach. Ein Funkeln und Glitzern wie bei der Lichtbrechung eines Prismas war das Ergebnis.

    "Das ist wirklich schön," flüsterte John beeindruckt.

    "Ja, nicht?" antwortete McKay. "Das ist sogar ganz erstaunlich, denn gerade um diese blaue Färbung zu sehen, müssen die Sonnenwinde sehr stark sein, um die Stickstoffatome in der Atmosphäre zum Leuchten anzuregen, das wiederum bedeutet ..."

    "Rodney!" unterbrach Sheppard den Redeschwall des Wissenschaftlers lächelnd. "Schauen Sie es sich doch einfach an! Ich muss wirklich nicht alle astrophysikalischen Hintergründe kennen, okay?"

    "Okay," bestätigte McKay verlegen. "Ich kann nur manchmal nicht aus meiner Haut."

    "Ich weiss," seufzte John, konnte sich aber ein Grinsen nicht verkneifen. "Es tut mir nur leid, dass Ihnen die Glascheibe jetzt die Stimmung vermiesen muss," fügte er neckend hinzu.

    "Ja, das ist wirklich eine Schande," ging Rodney auf das Spielchen ein. "Ich hoffe, dass ich es irgendwie überleben werde."
    Doch kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, spürte John fast körperlich, wie sich das Gesicht seines Freundes umwölbte und wie dessen Gemütsverfassung umschlug.

    "Sheppard?"

    "Hmm ..."

    "Wir werden hier sterben, nicht wahr?" meinte Rodney. Seine Stimme war ganz ruhig geworden, doch war jegliche Hoffnung daraus verschwunden. Und genau dieser Klang berührte etwas in John. Er konnte nicht sagen wie oder was, aber in diesem Augenblick veränderte sich etwas. Nein, 'verändern' war das falsche Wort. Etwas, das schon immer dagewesen war, bahnte sich nun endlich einen Weg an die Oberfläche. Etwas, das er die ganze Zeit über tief in seinem Innern hinter sorgsam aufgebauten Mauern eingesperrt hatte. Ein Gefühl, das er in dieser Intensität noch nicht erlebt hatte. Und es verwirrte ihn.

    Er hatte schon eine Reihe von Beziehungen gehabt, meist mit Frauen, einige mit Männern und wenige Male war er sogar ernsthaft verliebt gewesen.
    Doch das hier war anders. Das hier ging so viel tiefer. Es erreichte den Grund seiner Seele, seines Selbst. Und plötzlich sah er den Mann, der so dicht bei ihm lag, dass sich ihre Schultern berührten, mit anderen Augen. Er konnte einfach nicht zulassen, dass Rodney die Hoffnung verlor, dass er aufgab.

    Er wandte sich ihm zu und erwiderte mir aller Zuversicht, die er aufbringen konnte:

    "So ein Unsinn, McKay! Natürlich werden sie uns finden, Sie werden schon sehen. Ich für meinen Teil freue mich jetzt schon auf einen richtig schönen, heissen Kaffee. Sie nicht auch?"

    "Ja ... sicher," antwortete Rodney tonlos und schloss die Augen. Die Mutlosigkeit, die in diesen zwei Worten mitschwang, ließ John innerlich aufschreien.
    Er griff mit seiner rechten Hand nach McKays Schulter und schüttelte ihn.

    "Rodney ... verdammt, Rodney, sieh mich an!" befahl er eindringlich, wobei er ganz bewusst zum 'Du' wechselte in der Hoffnung, ihn so besser erreichen zu können.
    Nur widerstrebend öffnete sein Gegenüber daraufhin die Augen, jeglicher Glanz darin war verschwunden.
    "Hör mir zu! Sie werden uns finden. Wir werden das überleben. Und jetzt will ich kein 'Wir-werden-sterben'-Gerede mehr von dir hören, ist das klar?"

    "Zu Befehl, Major," antwortete McKay und ein zaghaftes Lächeln erschien auf seinem Gesicht.

    Und ganz plötzlich wusste John nicht mehr, was er eigentlich tat, denn genau in diesem Augenblick räumte sein Verstand das Schlachtfeld und sein Herz übernahm das Handeln. Seine Hand, die eben noch auf Rodneys Schulter geruht hatte, glitt - beinahe ohne sein Zutun - tiefer und umfasste dessen Hüfte. Sanft zog er ihn näher an sich heran. Seine Augen suchten Rodneys Blick. Dann beugte er sich vor und küsste ihn. Nur ganz leicht, fast scheu. Doch allein diese flüchtige Berührung reichte aus, um Wirbelstüme von Emotionen in seinem Inneren auszulösen. Er spürte, wie ihn ein wunderbar angenehmes, warmes Gefühl durchströmte, das selbst die entlegensten Teile seines Körpers erfüllte.

    Ein wenig überrascht, dass McKay sich nicht wehrte, wurde er mutiger. Während er seinen Mund leicht öffnete, verstärkte er auch den Druck seiner Lippen. Spielerisch berührte er mit seiner Zungenspitze McKays Mund. Und tatsächlich gewährte Rodney ihm bereitwillig Einlass. Als sich ihre Zungen trafen, durchfuhr es John wie ein elektrischer Schlag. Sein ganzer Körper schien zu vibrieren und er konnte ein leichtes Aufstöhnen nicht unterdrücken.

    Plötzlich fühlte er, wie sich McKays Hand unter sein T-Shirt schob. Und obwohl – oder gerade weil - diese noch immer empfindlich kalt war, genoss John die Berührung auf seiner nackten Haut umso mehr. Jedes Einzelne der feinen Härchen auf seinem Rücken stellte sich wie elektrisiert auf, als Rodneys Finger sich langsam – Zentimeter für Zentimeter – emportasteten. Schließlich hatte die Hand seine Schulter erreicht und glitt nun über seine Brust wieder nach unten. Gleichzeitig wurde auch Rodneys Zunge immer fordernder. Neugierig erforschte sie seinen Mund, strich über die Innenseiten seiner Lippen hinweg, über seine Zähne, um sich dann wieder ganz dem Spiel mit Johns Zunge hinzugeben.

    Inzwischen streichelte Rodney den sensiblen Bereich um seine Brustwarzen. Sanft massierte er erst die eine, dann die andere, bis diese sich wohl zu seiner offensichtlichen Genugtuung verhärtet hatten. Abermals stöhnte John auf. Doch McKay schien mit seiner Erkundung keinesfalls am Ende zu sein. Fast aufreizend langsam ließ er seine Hand tiefer gleiten. Als er bei Johns Hosenbund angekommen war, zog er mit dem Fingernagel vorsichtig kratzend die Linie nach. Diese Berührung löste ein Kribbeln bei John aus, das wie kleine Stromstöße ganz bestimmte Bereiche seines Körpers in Alarmbereitschaft versetzten. John unterbrach den Kuss und sog zischend die Luft ein.

    "Rodney?" seine Stimme klang rauh und schwer vor Erregung. "Was tust du da?"

    "Nur das, was jeder gute Wissenschaftler tut ... sehr akribisch erforschen," gab dieser verschmitzt zur Antwort.

    "Also gut, wenn man das heute so nennt, dann ..."

    "John?"

    "Ja?"

    "Du redest zu viel," stellte Rodney entschieden fest und verschloss ihm mit einem erneuten Kuss den Mund.

    'Wie war das?' dachte John verblüfft. 'Ich rede zu viel? Na, das ist ja mal was ganz Neues. Na warte, mein Freund ... du willst lieber Taten sehen? Das kannst du haben,' fügte er in Gedanken grinsend hinzu und drückte Rodney mit sanfter Gewalt auf den Rücken. Noch für einen Moment gönnte er sich das Spiel mit Rodneys Zunge, doch dann ging er mit seinem Mund auf Wanderschaft, während seine Hand McKays Oberschenkel streichelte.

    Langsam arbeitete er sich mit seinen Lippen bis zu Rodneys Ohr vor und genoss dabei das leicht kratzende Gefühl, das seine Wange beim Entlangstreifen an McKays Gesicht verursachte.
    Vorsichtig begann er an dem weichen Ohrläppchen zu knabbern und wurde dafür mit einem leisen Seufzen belohnt. Und dieses Geräusch erregte John fast mehr, als es Rodneys Erkundungstrip zuvor vermocht hatte. Er wollte seine Haut spüren, ihn ganz nah bei sich haben. Er schob seine Hand unter Rodneys Shirt und spürte, wie dessen Körper erbebte und zitterte.
    Und fast hätte er diesen Umstand auf die ihm sehr willkommene Erregung des Kanadiers zurückgeführt, bis er bemerkte, dass es nicht nur Rodney war, der bebte, sondern vielmehr der gesamte Jumper.

    Auch McKay hatte registriert, dass etwas nicht stimmte, denn er sah John nun aus angsterfüllten Augen an und fragte mit zittriger Stimme:

    "Wa... was ist los?"

    "Ich ... oh, verdammt ... wir rutschen!" keuchte Sheppard bestürzt. Und tatsächlich bewegte sich der Jumper und schien dabei wie ein überdimensionaler Schlitten immer mehr Fahrt aufzunehmen. Offenbar waren die Eismassen um sie herum noch instabiler geworden und setzten nun alles daran, den Jumper mitsamt seinen Insassen in ihr ewigkaltes Grab zu ziehen.

    "Halt dich fest!" rief John Rodney noch zu, doch da war es bereits zu spät. Mit einem ohrenbetäubenden Krachen kollidierte der Jumper mit einem für sie unsichtbaren Hindernis und die Welt versank in Dunkelheit ...



    ~o~o~o~

    Sie hatten es also geschafft. Man hatte sie doch noch gerettet. Wie? - das war eine Frage, die man ihm sicher bald beantworten würde, die aber im Grunde für das Hier und Jetzt keine Rolle spielte. Nicht in diesem Moment, wo er einfach nur den Mann beobachtete, der ihm mehr bedeutete, als es je ein Mensch zuvor getan hatte. Viel zu lange hatte er diese Gefühle ignoriert, sie sorgfältig unter Verschluss gehalten. So sorgfältig, bis er sich ihrer bald selbst nicht mehr bewusst gewesen war. Aber sie waren immer dagewesen. Und nun hatten sie sich ihren Weg in sein Bewusstsein und – was viel wichtiger war – in sein Herz gebahnt.
    Doch was würde Rodney sagen, wenn er aufwachte? Wie würde er empfinden? Jetzt, da sie wieder zurück auf Atlantis waren, zurück in ihrer wohltemperierten Wirklichkeit. Hier, fernab von dieser Eishölle, fernab von Umständen, die dazu verführen konnten, Dinge zu tun ...

    Nachdenklich wandte John seinen Blick von Rodney ab und starrte an die Zimmerdecke. In ihm nagten Zweifel und Unsicherheit. Was, wenn er Rodneys Verhalten dort in der Kälte vollkommen missverstanden hatte? Was, wenn dieser ihn schlichtweg mit jemandem verwechselt hatte? Immerhin hatte er eine recht starke Kopfverletzung gehabt. Sowas konnte schon mal den Geist verwirren. Dagegen sprach allerdings ziemlich eindeutig, dass Rodney ihn bei seinem Vornamen genannt hatte – zum allerersten Mal. Ein wohliger Schauer lief ihm über den Rücken, als er sich daran erinnerte, wie gut das in seinen Ohren geklungen hatte. Und dann musste er unwillkürlich grinsen, als er an den Zusammenhang dieser Worte zurückdachte.

    Doch leider hielt diese Heiterkeit nicht lange vor, denn schon drängte sich ihm die nächste ernüchterne Erkenntnis auf. Vielleicht war es bei Rodney ja auch nur der verzweifelte Wunsch nach etwas Nähe im Angesicht des Todes gewesen, wobei es für ihn wahrscheinlich völlig belanglos gewesen war, wer dieser Jemand in diesem Augenblick war.

    In diesem Moment wurde ihm klar, dass er hier nicht liegen bleiben konnte, bis Rodney erwachte, ihn mit skeptisch fragendem Blick anstarren und eine Erklärung von ihm erwarten würde. Oder noch schlimmer, dass er ihn mit einem mitleidigen Gesichtsausdruck ansehen und sagen würde, dass das Ganze nichts weiter als ein bedauerlicher Fehler gewesen sei. Er fühlte sich dem nicht gewachsen – noch nicht.

    Vorsichtig richtete er sich auf und ließ seinen Blick durch die Krankenstation schweifen, um festzustellen, ob es jemanden gab, der sein Vorhaben durchkreuzen könnte. Doch bis auf Carson, der scheinbar an seinem Schreibtisch eingeschlafen war, konnte er niemanden entdecken. Offensichtlich war es immer noch Nacht – oder schon wieder?
    Schulterzuckend hangelte John nach seiner Kleidung, die - fein säuberlich zusammengefaltet - auf einem Stuhl neben seiner Liege lag. Er ignorierte die Frage, wie viel Zeit inzwischen vergangen war, genauso wie den dröhnenden Schmerz in seinem Kopf und die leichte Übelkeit, die nun in ihm hochstieg, und zog sich langsam um - tunlichst darauf bedacht, keine unnötigen Geräusche zu verursachen.

    Doch auf einmal hörte er eine leise, leicht heisere Stimme hinter sich fragen:

    "Wo willst du hin?"

    Es dauerte einige Sekunden, bis die Tatsache in sein Bewusstsein drang, dass es Rodneys Stimme war, die er da hörte. Er fühlte sich auf eine seltsame Art und Weise ertappt und es vergingen weitere fünf Sekunden, bis er endlich den Mut aufbrachte, sich umzudrehen.
    Rodney lag auf seinem Bett und schaute ihn aus leicht fiebrig glänzenden Augen an. Und sofort verspürte John wieder dieses Kribbeln. Verdammt.

    "I... ich wollte mir nur einen Kaffee besorgen."

    "Wenn du meinst ..." erwiderte Rodney tonlos. Es klang fast ein wenig traurig.

    "Was soll das heißen ... 'wenn du meinst'?"

    "Das soll heißen, dass ich glaube, dass du ... du ... davonlaufen willst."

    Beinahe hätte John aufgelacht, konnte es sich aber gerade noch verkneifen. Stattdessen hakte er nur fragend nach:

    "Davonlaufen? Wovor denn? Vor Carsons Behandlung?" und setzte ein schiefes Grinsen auf.

    "Lass die Witze, John," entgegnete Rodney gereizt. Doch als er fortfuhr, spürte John trotz der Bestimmheit der Worte die Unsicherheit in dessen Stimme.
    Ich ... ich glaube, dass du vor mir davonlaufen willst ... oder vor dir selbst ... oder einfach nur vor dem, was geschehen ist. Am liebsten so weit es irgend geht. Ist es nicht so? Ich meine, endlich hat es mal jemand geschafft und den harten Panzer von Mister 'Ich-lasse-keine-Gefühle-zu' durchbrochen und nun weißt du nicht, was du tun sollst. Warum nur willst du immer alles für dich alleine entscheiden?"

    Manchmal war John der analytische Verstand dieses Mannes geradezu unheimlich. Oder war er einfach nur so leicht zu durchschauen?

    "Rodney, ich ..."

    "Komm her!" unterbrach dieser ihn unvermittelt.

    "Was?"

    "Du hast mich schon verstanden. Also würdest du jetzt bitte hierher kommen und dich zu mir setzen?" erklärte Rodney in einem Tonfall, der deutlich machte, dass dies keine Bitte im eigentlichen Sinne war, sondern vielmehr ein Befehl, der keinen Widerspruch duldete. Aber als John noch immer keine Anstalten machte, sich zu rühren, fügte er etwas einlenkender, doch nicht weniger entschlossen, hinzu:
    "Verdammt, John, ich habe fürchterliche Kopfschmerzen, bekomme wahrscheinlich gerade die schlimmste Erkältung meines Lebens, mein Hals fühlt sich an wie das Reibeisen meiner Großmutter und ich habe schlichtweg keine Lust, die ganze Zeit zu schreien ... also?"

    John sah ein, dass er wohl keine andere Wahl hatte. Doch als er sich an das Fußende des Bettes setzen wollte, bekam er sofort ein klares "Näher!" zu hören. Folgsam ließ er sich auf Rodneys Brusthöhe nieder und bekam er gerade noch mit, wie dieser seine Arme um seinen Nacken schlang, ihn zu sich hinabzog und küsste.
    In diesem Kuss steckte so viel Vertrauen, Zuversicht und aufrichtige Liebe, dass John eines klar wurde.
    Rodney hatte Recht. Er musste endlich lernen, seine Gefühle zu zulassen.
    Und in diesem Moment spürte er instinktiv, dass Rodney alles tun würde, um ihm dabei zu helfen. Insgeheim versprach John, dass er wiederum alles tun würde, um sich auch helfen zu lassen.

    Ab jetzt würden Polarlichter seine persönliche Hitliste anführen - noch vor Riesenrädern und College-Football!


    ENDE

  6. #26
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  7. #27
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    Standard

    Autor: Dr. Lee
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    Kategorie: Ship
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    Titel: Ein Wintertraum
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    Kommentar: Die Geschichte ist mir spontan eingefallen. Ich bin etwa in allem 4 Stunden an der Story gesessen. Ist zudem meine erste Stargate Lovestory. Ansonsten, lasst euch überraschen.
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    Betaleser: /
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    Rating: ?
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    Spoiler 


    Ein Wintertraum



    Es war ein wunderschöner Wintertag auf diesem Planeten. Das Stargate Atlantis Team war auf ihrer Erkundungstour auf ein kleines Volk gestoßen, welche sich tapfer gegen die Wraith verteidigen konnte. Dies war der Grund, weshalb sie auf diesem Planeten bleiben wollten. Zumindest wollte Dr. McKay das. Das erste Treffen verlief mehr als gut. Sie wurden eingeladen, bei dem Dorfregierenden und seiner Familie zu Abend zu speisen.
    „Darf ich sie etwas fragen?“, begann Dr. McKay das Gespräch. Der Dorfregierende, Bobard genannt, sagte darauf: „Was immer sie wollen, Doktor.“ Dr. McKay fuhr fort: „Wie haben sie es in all den Jahren geschafft, dass die Wraith sie nicht angegriffen haben?“ Diese Frage schien für Bobard eine Leichtigkeit gewesen zu sein, und ein Geheimnis war es wohl auch nicht. Irgendwie war das Stargate Atlantis Team vertrauenswürdig genug gewesen, dass er es ihnen sagte: „Wir haben vor etwa zehn Jahren in einer unserer Höhlen ein Gerät entdeckt, wodurch man unsichtbar wird. Zunächst wussten wir nicht, wie es funktioniert, aber ein Volk, welche sich die Genii nennt, half uns dabei, dieses zu aktivieren, und es so auszubreiten, dass unser gesamtes Dorf darin verschwindet.“ „Ach, die Genii. Wäre es mir gestattet, wenn ich mir das Gerät einmal anschauen könnte?“, wollte Dr. McKay wissen. „Kein Problem, wir können morgen sofort hingehen, nur was versprechen sie sich davon? Die Genii waren vor ein par Tagen hier, und haben das Gerät noch einmal überprüft, und alles war in Ordnung.“, erwiderte Bobard, und begann mit einem anderen Thema: „Aber genug über dieses Thema. Darf ich euch meine Tochter Eliana vorstellen. Sie ist mein Ein und alles und im Traufähigem Alter.“ Alle waren völlig überrascht. „Was wollen sie uns damit sagen?“, wollte Colonel Sheppard wissen. „Für bessere Verhandlungsgespräche wäre es doch von Vorteil, wenn eine Person meines Volkes, sich mit einer Person ihres Volkes vermählt.“, sagte Bobard. „Aber gehört nicht auch Liebe zu einer Heirat dazu.“, erwiderte Teyla. Mit einem leichten Grinsen im Gesicht, schaute Eliana Colonel Sheppard an, welcher wiederrum das Gespräch nicht weiter verfolgte, sondern sich nur auf sie konzentrierte. Sie spielte ein wenig mit ihren Fingern in ihrem Haaren, und schenkte ihm anziehende Blicke. Colonel Sheppard war wie verbannt, und sagte salopp: „Was spricht denn gegen eine Heirat?“ Alle drehten sich zu ihm, da sie nicht darauf gefasst waren. Doch er fuhr fort: „Warum reden wir nicht morgen weiter, und gehen jetzt einmal schlafen, da es doch schon spät ist.“ Bobard hatte nichts dagegen. Er rief seine Dienerschaft, welche das Stargate Team zu ihren Zimmern brachte. Jeder sein eigenes.
    Ganz hin und weg von Eliana, legte sich Colonel Sheppard auf das Bett. Seine Gedanken ließen von ihrer Gestalt nicht los. Er hatte sich doch nach einem Blick doch nicht verliebt. Leiste quietschte der Boden außerhalb seines Zimmers. Dann öffnete sich die Tür einen Spalt. Colonel Sheppard konnte nichts erkennen. Noch bevor er aufstehen konnte, um zu sehen, wer sich denn da zu ihm hingeschlichen hatte, war diejenige Person schon wieder verschwunden. Anstatt hinterher zu laufen, blieb er in seinem Zimmer, und schlief mit einem guten Gefühl ein.

    Am nächsten Morgen wollten sie sich alle zu diesem Gerät begeben, doch noch bevor Colonel Sheppard sich anziehen konnte, stand Eliana in seinem Zimmer. Er fragte überrascht: „Was willst du denn hier?“ „Zieh dich schnell an, und dann lass uns spazieren gehen, du brauchst doch nicht unbedingt zu diesem Gerät mitzugehen, oder?“, fragte sie ihn. „Äh, nein eigentlich nicht. Aber ...“, sagte er, aber wurde von Eliana unterbrochen: „Na also, dann mach schnell. Zieh dich warm an. Draußen ist es kalt, und es schneit.“ Sie ging schnell wieder raus, und murmelte vor sich hin: „und sehr romantisch ...“ Colonel Sheppard wusste nicht, wie ihm geschah. Voller Vorfreude, rutschte er aus, als er sich die Hose anziehen wollte, und stieß sich den Kopf leicht an. Wo er dann endlich angezogen war, begab er sich zu seinem Team, und sagte nur kurz und knapp: „Leute, geht heute doch ohne mich zu diesem Gerät. Ihr braucht mich sowieso nicht.“ „Und was wollen sie stattdessen machen, Colonel Sheppard?“, wollte Teyla wissen. „Ich, äh, ich werde mich ein wenig umschauen, und die Schönheiten dieses Planeten anschauen“, antwortete er, und verschwand. „Ich glaube, der hat sich heute irgendwie den Kopf angeschlagen. So habe ich ihn noch nie erlebt.“, sagte Teyla zu den anderen, doch Dr. McKay wusste Antwort darauf: „Der ist doch immer so, wenn eine schöne Frau in der Nähe ist. Lasst uns losgehen, wir haben eh schon genug Zeit verschwendet.“ Das Team machte sich mit Bobard auf zu Höhle.

    „Liebster Colonel Sheppard!“, rannte Eliana zu ihm: „Verrate mir doch deinen Namen.“ „Du nennst mich schon Liebster? Wie kommt das so schnell?“, wollte er wissen, doch eine klare Antwort bekam er nicht darauf: „Sehnsucht? Nun verrate mir deinen richtigen Namen.“ „Ich heiße John.“, sagte er. „Lass uns weiter in den Wald gehen. Dort ist es schöner. Die weißen Bäume, der fallende Schnee und wir zwei.“, sagte sie ihm, schnappte sich seinen Arm, und kuschelte sich fest an ihn. John Sheppard war eigentlich nur sprachlos. Die beiden gingen eine Stunde, zwei, ohne ein Wort zu sagen. Eliana hatte ein glückliches Gesicht, ebenso wie John Sheppard. Doch dann hielt Eliana an, löste sich von ihm, und schaute ihn in seine Augen, und legte los: „Deine Lippen, deine Augen, sie verstecken sich in meinem Herzen. Meine Liebe zu dir flog mir entgegen, und zerbrechen kann sie nicht. Ich will immer mit dir zusammen sein, in deiner Nähe, immer bei dir.“ Das hatte er nicht erwartet, auch wenn er ihre Nähe genoss, seine Zweifel hatte er, doch antwortete er ganz anders: „Ich liebe dich.“ Warum sagte er so etwas, wo er doch sicher war, dass das nicht der Fall sein konnte. War es der Zauber, welche Eliana umgab, oder doch die Umgebung, oder war etwas faul an der ganzen Geschichte. Es war John egal. War er aussprach konnte er nicht mehr rückgängig machen. Eliana ihre Augen funkelten, und ihre Wangen wurden rot. Nicht wegen der Kälte, sondern in ihr brodelte etwas. Ihr wurde warm. Es war ein Gefühl, welches sie noch nie verspürte. Sie machte einen Schritt nach vorne. Langsam näherte sie sich John. Er war wesentlich größer als sie. Sie hob sich an, und John bückte sich ein wenig. Immer näher. Immer wärmer. Ihre Lippen waren schon sehr nahe. Es musste jetzt geschehen, doch kurzer Hand wandte sie sich ab von ihm. „Was ist los?“, fragte John mit einer weichen Stimme. „Es ist nichts. Es ist alles wunderbar. Es wäre nur mein erster Kuss gewesen. Deine Nähre erregt mich irgendwie. Ich weiß nicht was das ist.“, erzählte sie ihm. Ohne ein Wort zu sagen, nahm er sie bei ihrer Hand, hielt sie ganz fest, drückte sie zu sich, und küsste sich mit einer so starken Aussage. In Eliana brodelte es. Es war sehr angenehm für sie, und gar nicht so schlimm, wie sie befürchtete. Nach einiger Zeit erwiderte sie den Kuss, und sie hörten zusammen auf. Eliana schnappte nach Luft, doch irgendwie gelang es ihr nur mühselig. Ihr Herz raste und pochte laut, dass man es selbst an aus hundert Meter Entfernung hören könnte. In ihrem Kopf drehte sich alles. Sie riss sich los von ihm, und rannte weiter in den Wald. Es war wohl ein Spiel, dachte sich John, und rannte ihr hinterher. „Warte auf mich Eliana“, rief er. Sie war sehr schnell, und er schaffte es nicht, sie einzuholen. Dies musste er aber auch nicht, denn sie hielt an, drehte sich um, und lies sich auf den Schnee bedeckten Boden fallen. John ging jetzt langsam zu ihr. Er schaute von oben auf sie herab. Leise und mit einer leicht anregenden Stimme sagte sie zu ihm: „Du bist so wundervoll. Das Licht schimmert auf deinen Lippen, wie die ultravioletten Strahlen auf einem Meer.“ John schaute sie ein wenig verlegen an, doch setzte er sich zunächst neben sie. Daraufhin sprach sie weiter: „Ich weiß nicht, wie ich sagen soll. Meine Liebe sprüht aus meinem Herzen wie eine Fontäne heraus, und meine Hoffnung liegt darin, dass du andauernd unter dieser Fontäne stehst.“ Ohne Worte beugte er sich über sie. Streichelte mit seiner Hand kurz über ihre Haare, und mit einem Mal küsste er sie. Ihre Körper glühten. Der warme Schnee war ein Flussbett, auf dem sie dahintrieben. Ihre Lust stillend, vergaßen sie alles um sich herum. Die Unaufgeklärtheit Elianas blieb John nicht verborgen, doch sagte er nichts. Er war von ihr komplett hingerissen worden. Zum ersten Mal seit Jahren verspürte auch John ein Gefühl der wahren Zuneigung. Warum lieben sie sich, nach einmaliger und kurzer Zeit schon so sehr? Es war der Charme, welcher Eliana umgab. Ein Zauber, welches kein Mensch wiederstehen kann. Sie konnte nicht mehr ohne ihn. Er nicht mehr ohne sie. Sie brauchten keinen anderen Menschen mehr um sich herum. Alles was sie brauchten, und wo ihre Herzen an die Grenzen stießen, befand sich in dem Augenblick. Sie konnte nicht mehr ohne ihrer Liebe. Diese findet nur ein Ende in der Dunkelheit der Träume.

    Sie wachten auf, als sie leise Explosionen hörten. Der Boden vibrierte ein wenig. Sie wusste nicht was los war. Colonel Sheppard wollte gleich aufspringen, und losrennen, um herauszufinden, was passiert sein könnte. Eliana hielt ihn aber auf: „Warte! Geh nicht ohne mich. Nimm mich bei der Hand.“ „Ja, aber komm schnell!“, befahl er ihr, nahm sie bei der Hand und rannte los. Es war Colonel Sheppard nicht bewusst, wie weit sie von dem Dorf entfernt waren. Es war ein langer Weg. Ein ermüdender Weg. Eliana wehrte sich gegen dieses geränne: „Bleib stehen! Ich kann nicht mehr rennen.“ Sie keuchte, machte eine Pause während Colonel Sheppard weiter rennen wollte, doch sie fuhr fort: „Jetzt warte. Ich kann es nicht verstehen, wieso du so aufgebracht bist. Unsere Stadt hat doch diesen Schutz. Du hast diese schöne Atmosphäre einfach zerstört. Dir liegt gar nicht so viel an mir!“ „Doch!“, verteidigte sich John. „Wenn dem so ist, dann nimm mich bei der Hand, setze dich neben mich, und raste eine Minute. Ich in deinen Armen.“, sagte sie ihm. „Na gut, machen wir eine kurze Pause.“, antwortete er ihr. „Warum liebe ich dich eigentlich?“, fragte sich Eliana. „Wozu brauche ich eigentlich deine Liebe. Du bist so still, aber ich kann dir nicht widerstehen. Ist es nicht so, dass du irgendwo eine andere Frau hast?!“ „Was soll das jetzt wieder? Hab ich irgendwas falsch gemacht?“, sagte John empörend. „Ja. Was mach ich mir schon für Gedanken. Wir sind für immer bestimmt. Noch nie habe ich eine solche Liebe in meinen dreizehn Lebensjahren erlebt. Das muss für ewig sein.“, flüsterte sie ihm zu. Nach diesen Worten wandte er sich ab von ihr. Er war schockiert. Was hatte er getan. In seinem Kopf schwirrten so viele Gedanken, dass er sie nicht einzeln sammeln konnte, um sich nur auf eines zu konzentrieren. „Was hast du John?“, frage Eliana ihn. „Nichts...“, stotterte er kurz. Zeit zum Nachdenken hatte er keine. Ein Wraithjäger war im Anflug. Er schnappte sich Eliana. Nahm sie auf den Arm, und rannte los. Hauptsache weg vom Jäger. Er sollte sie nicht erkennen. Er rannte immer tiefer in den Wald. Irgendwann hatte er die Orientierung verloren. Als er sich in Sicherheit fühlte, setze er Eliana ab, und ging einige Schritte von ihr weg. „Warum weichst du mir aus? Über was denkst du nach?“, wollte sie von ihm wissen. Er konnte ihr irgendwie nicht antworten, aber tat es doch: „Wie kannst du ... so jung. Du siehst doch viel älter ... mein Gott!“ „Wieso, sehen bei dir die Frauen anders aus?“, fragte sie ihn, und bekam eine laute klare Antwort: „Nein! Und du bist noch keine Frau. Du bist noch nicht einmal ... Gott, was haben wir getan.“ „Das was alle Liebenden Menschen machen. Und nun flüchte nicht vor mir.“, erleichterte sie ihn ein wenig. „Vergib mir, dass wenn ich etwas falsches getan habe.“ „Nein, du hast nichts falsch getan. Dafür ich.“, sagte er ihr. Dies brachte aber wenig. Sie liebte ihn über alles, und gestand ihm einmal mehr ihre Gefühle: „John. Lass mich nicht fallen, ich sollte nicht fallen, eher aus der Höhe springen. Ich sagte dir, vergib mir, und ich könnte und werde nicht gehen. Ich würde die Wolken meiner Liebe für dich sprengen. Gleich hier auf dem Schnee. Ich liebe dich! Und du? Ohne dich sterbe ich, darf Liebe so viel kosten? Meine Lust nach dir trocknet nicht. An deinen Lippen kann ich meine Tränen halten, wenn du mich verlässt. Ich würde dem Teufel meine Beine schenken, nur um dann dem Wind entlang fliegen zu können. Ich liebe dich so sehr! Was soll ich dagegen tun? Ich weiß es nicht. Am besten gar nichts, und sie einfach genießen.“ Nach diesem Geständnis schaute sie ihn mit kugelrunden Augen an, welche so stark glänzten, als wenn man sie Stunden lang poliert hätte. Sie überkreuzte ihr Beine, und hielt sich ihre Hände fest. John schaute sie jedoch von der Seite abweisend an. Eliana konnte nicht verstehen warum. Sie hatte doch alles richtig gemacht, was man nur machen konnte. Da John nicht zu ihr gehen wollte, ging sie langsam auf ihn zu. Sie wollte ihn küssen, doch dieser schubste sie leicht weg. „Was sollte das gerade eben!“, fragte sie ein wenig wütend. „Bin ich dir etwa jetzt nicht mehr gut genug? Du hast mich ein wenig verführt, und nun lässt du mich so fallen! Nein ... das könntest du gar nicht tun. Du bist nicht so einer. Du willst sicherlich nur, dass ich länger fern von dir bleibe, damit die Liebe dann stärker ist. Ja genau. So muss es sein. Aber ich will nicht warten, lass mich dich küssen.“ Sie versuchte es ein zweites Mal, doch wieder schubste John sie leicht weg. Eliana bekam ein wütendes Gesicht. Sie lies nicht locker, sie versuchte es ein weiteres Mal, und wieder wurde sie weggestoßen. Sie öffnete den Mund, um was zu sagen, aber hat es gelassen. Stattdessen versuchte sie es ein weiteres Mal, und ein weiteres Mal. Irgendwann musste John doch aufgeben, und sich der Liebe beugen. Doch ganz im Gegenteil. Jeder weitere Versuch machte auch John ein wenig wütend. Wütend über sich, und diese ständigen Versuche regten ihn auf. Wie als ob ein Kind die ganze Zeit quengeln würde, und niemals aufgeben würde, bis es das hat, was es möchte. Er zählte nicht nach, wie oft sie es versucht hatte, er wich immer weiter von ihr. Lief auch schon mal los, doch nichts half. Dieses Getue strapazierte seine Nerven derart, dass er auf einmal, völlig unüberlegt ihr einen festen Seitenhieb gab, dass sie zur Seite flog, und an einer Baumwurzel stolperte. In diesem Moment kam auch John wieder zur Besinnung. Mit erstarrten Augen sah er sie an. Ihm war aber immer noch nicht ganz klar, was er getan hatte. Sie lag da auf dem Boden im Schnee. Rührte sich nicht. „Eliana, alles ok? Es tut mir leid.“, sagte er zu ihr. Doch eine Antwort bekam er nicht. Stattdessen sah er, wie der Schnee rot wurde. Seine zweite Schandtat heute. Er sprang zu ihr auf den Boden. Sprach leise zu ihr: „Eliana, hörst du mich?“ streichelte sie über die Haare. „Was ist los mit dir?“ „Ich ... mein Hals schmerzt. Was ist passiert?“, sprach sie leise zu ihm. Er war erleichtert, als sie endlich was sagte, doch musste er die Wunde finden. Er hob leicht ihren Kopf an, worauf sie anfing zu schreien. Jetzt sah er was passiert war. Ein abgebrochener Strauchstängel steckte zur Hälfte in ihrem Hals. Er konnte sie nicht so liegen lassen. Nahm einen verband aus seiner Jacke heraus. Ein wenig Morphium gegen die Schmerzen. Er zog seinen Pullover aus, um so ihren Kopf abzustützen. „Eliana. Hör mir zu. Du musst jetzt ganz tapfer sein. Das wird jetzt ein wenig schmerzen, aber es muss sein. Hörst du, ja?“, sagte er in Hektik zu ihr. „Ja, mein Liebling. Was immer du sagst. Ich werde es aushalten, so lange du an meiner Seite bist, und mich nicht verlässt.“, erwiderte sie mit halbgeöffneten Augen und leiser Stimme. Ab nun ging es ganz schnell. Er hob ihren Kopf, und das Blut pulsierte aus ihr heraus. Er nahm alle Tücher die er dabei hatte, um die Blutung so zu stillen. Hoffentlich waren keine Lebenswichtigen Arterien und Venen beschädigt worden, dachte er sich. Er verband ihren mit Stoffumwickelten Hals, und legte ihren Kopf auf den Pullover. „John ... mir ist kalt. Halte mir bitte die Hand.“, sagte sie zu ihm. Er nahm ihre Hand, und aus seinen Augen kamen ein wenig Tränen: „Das ist nur der Schnee, keine Sorge. Ich bring dich so schnell wie es geht zurück nach Hause, dann wird man sich um dich kümmern.“ Sie hielt nicht viel von diesem Gerede über die Heimkehr, dafür hatte sie ihn, und mehr wollte sie nicht: „Warum kommen dir Tränen? Sind sie für mich. Schenkst du sie mir etwa? Wenn dem so ist, dann will ich aber ein anderes Geschenk. Komm runter zu mir. Schenke mir noch einen Kuss.“ Alles das, was er verhindern wollte, konnte er nun doch keinem Sterbenden verweigern. Er bückte sich zu ihr hinunter. Schaute sie an. Eine Träne tropfte auf ihr Gesicht. Eliana hob sich mit der letzten Kraft die sie noch hatte, und küsste ihn. Plötzlich lies John ab. „Ah, warum hast du mich gebissen?“, fragte er sie überrascht. Sie sagte noch mit leiser Stimme: „Zum ersten mal schmecke ich es. Es ist salzig. Nun sind wir für ewig eins.“ Nach diesen Worten schloss sie ihre Augen, und wachte nicht mehr auf. John lies einen Schrei von sich, dass die Vögel von den Bäumen flogen. Er schlug einmal mit der Faust gegen den Boden. Während er noch einige Minuten lang sitzen blieb, sah er, wie eine kleine Blume aus dem Schnee empor wuchs. Er wusch sich die Tränen aus den Augen. Riss diese kleine Blume heraus, und schmückte Eliana damit. Dann nahm er sie auf den Arm, und ging mit ihr in Richtig der Stadt. Zumindest in die Richtung, von der er annahm, dass dort die Stadt sei.

    Ende
    Geändert von JAY (29.10.2007 um 21:24 Uhr) Grund: Signatur ausgeblendet.

  8. #28
    Immer auf der Jagd nach Mäusen Avatar von Selana
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    Standard

    Autor: Selana
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    Kategorie: Misc
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    Titel: Zeichen und Wunder
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    Kommentar: Die Story ist schon zwei Jahre alt, doch da in einige Wochen wieder Weihnachten ist, finde ich sie sehr passend für diesen Award. Ich schrieb sie als Weihnachtsgeschichte an einem Wochenende mit Überarbeitung.
    Inhalt: Sheppard und sein Team gehen einem seltsamen Phänomen auf den Grund und erleben so ihre eigene Weihnachtsgeschichte.
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    Betaleser: Keiner
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    Rating: ab 13

    Wörteranzahl: 4.597


    Spoiler 
    Rodney McKay überprüfte schon zum tausendsten Mal die Einstellung des Bildschirmes, den Computer und alle Geräte im Raum. Doch das Ergebnis blieb immer dasselbe. Der Stern veränderte seine Helligkeit gerade so, wie es ihm beliebte.

    „Das kann doch nicht sein“, murmelte er vor sich hin. Es gab zwar Sterne, die ihre Helligkeit veränderten, aber doch nicht so. Es sah fast so aus, als würde die Sonne ein Blinkzeichen von sich geben. Rodney beschloss, der Sache auf den Grund zu gehen. Rätsel wie diese übten ihren Reiz auf ihn aus.

    Dr. Elizabeth Weir blickte überrascht von ihrer Arbeit auf, als Dr. McKay ungestüm in ihr Büro stürmte. Bevor sie sich jedoch darüber beschweren konnte, etwas das bei McKay sowieso nichts nützen würde, fing dieser auch schon atemlos an zu sprechen.

    „Elizabeth, dass müssen wir uns unbedingt aus der Nähe ansehen!“

    „Was denn, Rodney?“, Weir lächelte vor sich hin, als sie McKays vor Eifer gerötetes Gesicht bemerkte.

    „Dies!“ McKay knallte ihr ein Datenblatt auf den Schreibtisch. „Der Stern ist intelligent. Er sendet uns Leuchtsignale.“

    Elizabeth blickte McKay besorgt an. „Ein Stern, der intelligent ist? Rodney, fühlen Sie sich wohl? Soll ich Carson holen?“

    „Was?“ McKay sah nun seinerseits Weir an, als hätte sie den Verstand verloren. „Wieso wollen Sie Beckett holen?“

    „Nun, ein Stern, der intelligent ist?“

    „Ach so! Nein, ich meine natürlich nicht intelligent in dem Sinne, dass wir uns mit ihm unterhalten könnten. Aber er sendet definitiv Signale aus. Wie Sie wissen, haben wir bei der Aktivierung des ZPM viele bisher nicht aktive Systeme aktiviert. Unter anderem auch den Rückruf der Aurora. Und nun denke ich, dass dies etwas Ähnliches ist. Vielleicht eine Station der Antiker, die nun sendet oder so etwas Ähnliches. Auf jeden Fall sollten wir nachsehen, was es da gibt.“

    „Wie weit ist es weg?“, erkundigte sich Elizabeth, beruhigt darüber, dass sich McKays Geisteszustand anscheinend nicht verändert hatte.

    „Ich habe die Koordinaten der betreffenden Sonne herausgefunden und festgestellt, dass es dort ein Stargate gibt. Wir könnten ein MALP losschicken und nachsehen, was uns hinter dem Stargate erwartet.“

    „Und Sie denken wirklich, es ist wichtig?“

    „Elizabeth, ich habe jetzt 48 Stunden an dem Problem gearbeitet, fast ohne Pause und nun sagen Sie, es wäre nicht wichtig?“

    „Schon gut, Rodney, regen Sie sich bitte nicht auf. Ich werde sofort den Befehl geben, das Stargate anzuwählen, ein MALP los senden und Ihnen das Ergebnis mitteilen.“

    „Sie werden es mir nicht mitteilen, ich werde dabei sein.“

    „Wenn es Ihnen so wichtig ist!“

    Elizabeth stand auf und ging mit Rodney in den Kontrollraum, wo nur die Nachtschicht noch arbeitete. Mit Entsetzen stellte sie fest, dass es schon wieder weit nach Mitternacht war. Sie wusste schon nicht mehr, wann sie das letzte Mal zeitig ins Bett gekommen war.

    Seufzend gab sie dem deutschen Techniker am Gate den Befehl, die Koordinaten von McKay anzuwählen. Das Stargate aktivierte sich ohne Probleme. Sie ließ ein MALP, dass schon einsatzbereit da stand, durch das Gate schicken. Anscheinend hatte Rodney ihrem Befehl schon vorgegriffen, doch als sie ihn vorwurfsvoll anblickte, schien er das in seinem Eifer überhaupt nicht zu bemerken.

    Das MALP sandte nur wenig später die Daten zurück. Aber es kamen keine Bilder herein, nur Schwärze war zu sehen.

    Das kam Rodney sehr bekannt vor. „Schwenken Sie die Kamera in alle Richtungen“, sagte er zu dem Deutschen. Dann nickte er wissend. „Das Tor ist im Weltraum.“

    „Schon wieder?“, meinte Elizabeth. „Also nur mit einem Jumper zu erreichen, da die Daedalus auf der Erde ist.“

    „Sheppard wird sich sicher zu einer Mission überreden lassen“, meinte McKay.

    „Aber in zwei Tagen ist Weihnachten“, meinte Elizabeth. „Und wie Sie wissen, Rodney, haben wir bis dahin keine Missionen geplant. Wir wollen alle zusammen die Feiertage verbringen.“

    „Ich nicht“, knurrte Rodney. „Von diesen Tagen habe ich noch nie viel gehalten. Und Sheppard auch nicht, soviel ich weiß.“

    „Sie beide vielleicht nicht, aber ich liebe diese Tage“, sagte Elizabeth. „Ich habe die Köche sogar schon angehalten Plätzchen zu backen.“

    Rodney sah Elizabeth verblüfft an. „Sie essen Plätzchen?“

    „Warum sollte ich das nicht tun?“

    „Wegen der Linie und so, wie es Frauen halt so haben.“

    „Diese Frau hat es nicht so und sie liebt Plätzchen. Sie etwa nicht?“

    Jetzt sah Rodney verlegen drein. „Nun, ja, schon, natürlich!“

    Elizabeth grinste hinterhältig. „Aber wenn Sie keine wollen, dann werde ich sie einfach verschenken.“

    „Nein, ich möchte sie schon“, sagte Rodney schnell, dem bei dem Gedanken an die wunderbar duftenden Plätzchen schon das Wasser im Mund zusammenlief. „Aber die Mission wird sicher nur ein paar Stunden dauern. Wir fliegen durch, sehen uns etwas um und kommen wieder zurück.“

    „Fragen Sie Sheppard. Wenn er einverstanden ist …“

    Erstaunt sah Elizabeth Rodney hinterher, von dem nur noch die Absätze zu sehen waren. „Der hat es aber eilig heute.“

    Dann fiel ihr ein, wie spät es war. Sheppard würde sicher hellauf begeistert sein, von Rodney mitten in der Nacht, wegen einem intelligenten Stern geweckt zu werden.

    Sie staunte nicht schlecht, als McKay nur eine viertel Stunde später mit Sheppard im Schlepptau in ihrem Büro auftauchte.

    „Elizabeth, wann geht es los?“

    Weir sah Sheppard fassungslos an. „Wann geht was los?“

    „Na, diese Mission von Rodney natürlich.“

    „Jetzt, mitten in der Nacht? Ja, seid ihr beiden denn von allen guten Geistern verlassen?“

    „Nein, das nicht, aber Sie sollten einmal mein Quartier sehen. Seit Rhiana von unserem Brauchtum über das Weihnachtsfest gelesen hat, habe ich keine Ruhe mehr. Das ganze Quartier ist mit Weihnachtsdekorationen voll gestopft. Weiß der Teufel, woher sie das hat. Keinen Schritt kann man mehr machen, ohne über Girlanden, Bäume, Engel oder ähnlichen Unfug zu stolpern. Und dazu diese schnulzigen Weihnachtslieder! Hätte ich ihr doch nie von Weihnachten erzählt. Wenn ich dem nur für ein paar Stunden entfliehen kann, wäre ich Ihnen ewig dankbar.“

    Als Elizabeth Sheppards bittendes Gesicht sah, konnte sie nicht anders, als laut loszulachen. „Schon gut, ich werde Sie erlösen. Von mir aus könnt ihr gleich aufbrechen. Aber seid vorsichtig, ich möchte Sie alle gesund und munter an Weihnachten hier haben.“

    „Wir sind vorsichtig, dass versprechen wir“, sagten Sheppard und McKay gleichzeitig.

    Kopfschüttelnd sah Elizabeth den beiden Männern hinterher. Sie beschloss für heute Schluss zu machen und zu Bett zu gehen.

    Eine Stunde später saßen Sheppard, McKay, Rhiana, Ronon und Teyla in voller Ausrüstung im Jumper Nr. 1. Ronon und Teyla sahen weniger begeistert aus, während Rhiana wegen der neuen Mission lauthals vor sich hinschimpfte.

    „Ich bin noch nicht einmal fertig mit der Dekoration des Quartiers. Und du hast mir noch keinen Weihnachtsbaum besorgt.“

    Sheppard verzog nur entsetzt das Gesicht, während McKay die beiden entgeistert anstarrte. „Weihnachtsbaum?“

    „Was ist ein Weihnachtsbaum?“, fragte Ronon neugierig.

    Das hätte er besser nicht gefragt, denn sofort fing Rhiana an, ihm lang und breit die Bedeutung des Weihnachtsbaumes zu erklären.

    Sheppard verfluchte erneut seinen Leichtsinn, Rhiana Weihnachten erklärt zu haben und konzentrierte sich lieber auf die Kontrollen des Jumpers. Wenig später schossen sie durch das Stargate und kamen in einer weit entfernten Region der Pegasus-Galaxie heraus. Vor ihnen leuchtete der Stern, der tatsächlich blinkte wie ein Signalfeuer. Doch noch etwas sahen sie, dass sie sofort jeden Gedanken an Weihnachten vergessen ließ.

    Ein Wraith-Basisschiff umkreiste den Planeten, der sich blaugrün unter ihnen drehte. Sofort dachte Sheppard an den Unsichtbarkeitsschild, der sich blitzschnell aufbaute.

    „Haben sie uns entdeckt?“, wandte sich Sheppard an McKay.

    „Ganz bestimmt. Auf jeden Fall haben sie die Aktivierung des Sternentors bemerkt.“

    Da sahen sie auch schon einige Wraith-Jäger auf sich zukommen. Doch dank des Schildes und einer sofortigen Kursänderung seitens Sheppards, flogen die Jäger an ihnen vorbei, ohne sie zu bemerken.

    „Das war knapp“, meinte McKay aufatmend.

    „Allerdings! Da hast du uns ja wieder in einen Schlamassel gebracht, Rodney. Kannst du mir auch sagen, wie wir wieder ungesehen nach Atlantis kommen?“

    „Ich? Du warst doch von der Idee ebenfalls vollauf begeistert!“

    „Aber bestimmt dachte ich dabei nicht daran, direkt vor einem Basisschiff heraus zu kommen. Hast du vorher nicht die Gegend mit einem MALP erkundet?“

    „Natürlich habe ich das! Da war aber nichts von dem Basisschiff zu sehen. Es muss erst in der letzten Stunde aufgetaucht sein. Oder es befand sich auf der anderen Seite des Planeten.“

    „Sie haben mit der Ernte begonnen“, sagte Teyla mit Verbitterung in der Stimme. „Seht doch! Die Jäger fliegen hin und her.“

    „Wir müssen warten, sie fertig sind“, sagte Ronon.

    „Das kann aber lange dauern“, meinte Rhiana.

    „Was ist mit den armen Menschen?“, fragte Teyla.

    „Wir können nichts für sie tun“, meinte Sheppard mit unterdrückter Wut in der Stimme. „Nur mit dem einen Jumper stehen wir auf verlorenem Posten.“

    Teyla wusste natürlich, dass der Colonel Recht hatte, trotzdem war sie aufgebracht, dass sie nur hier sitzen und zusehen konnten.


    Voller Angst bog Zarin den dicken Zweig etwas zur Seite, um einen Überblick zu gewinnen. Er warf einen Blick auf die neben ihm liegende Alissa, die am Ende ihrer Kräfte war. Seit einem Tag waren sie auf der Flucht vor den Wraith. So lange war die Ernte schon im Gange.

    Dabei hätten diese Tage die schönsten in ihrem bisherigen Leben sein sollen, denn Alissa erwartete ihr Kind. Es konnte jeden Augenblick so weit sein, denn die Zeit war um. Seit Monaten hatte er an ihrem Haus gebaut. Dort hatten Alissa, das Baby und er leben wollen. Die Eltern und Nachbarn hatten ihm geholfen, denn das war Brauch in ihrem Dorf. Ein neues Leben brauchte besondere Fürsorge, denn die Nachkommen garantierten das Überleben in der Siedlung.

    Und nun war alles vernichtet, alle waren tot. Alissa und er waren gerade im Wald gewesen, um Beeren zu sammeln, als die ersten Wraith-Jäger am Himmel erschienen.

    Zarin hatte sofort erkannt, was es war, auch wenn er diese Luftgefährte nur aus den Erzählungen der Alten kannte. Es war schon zwei Generationen her, dass die Wraith hier waren und alle hatten gehofft, dass sie nie mehr wieder kamen, dass man sie und ihr Dorf vielleicht vergessen hatte. Jeder hatte zu den Vorfahren deswegen gebetet und ihnen große Opfergaben gebracht. Da die Dämonen nicht mehr wiederkamen, hatten die Menschen angenommen, dass die Vorfahren ihre Opfergaben angenommen hatten und sie beschützten.

    Dies war ein großer Irrtum gewesen, die Vorfahren kümmerten sich nicht um die Menschen in diesem Dorf. Sie mochten die Gaben angenommen haben, da sie regelmäßig verschwanden, aber die Menschen waren ihnen egal. So hatte Zarin entschieden, dass die Vorfahren falsche Götter waren, und er würde ihnen nie mehr im Leben Opfergaben bringen oder sie anbeten.

    Die winzige Lichtung mit der Quelle sah sicher aus, und auch in der Luft war schon seit langem kein Fluggefährt mehr erschienen. Also konnten sie es wagen, zu der Quelle zu gehen. Alissa brauchte unbedingt Wasser.

    Er nahm ihre Hand. „Alissa, du musst aufstehen. Wir müssen zum Wasser.“

    „Ich kann nicht“, sagte Alissa mit kläglicher Stimme. „Das Kind! Es rührt sich. Sicher kommt es bald.“

    „Dann bleib hier liegen. Ich hole das Wasser.“

    „Wir müssen zu den Vorfahren beten. Sie werden uns retten.“

    „Retten? Alissa, wach auf! Wir sind den Vorfahren egal. Sie haben unsere Opfergaben angenommen, uns aber beschützen sie nicht.“

    „Wie kannst du so etwas sagen, Zarin? Das ist Blasphemie.“

    „Sie haben zugelassen, dass alle im Dorf geholt wurden. Vergiss also die Vorfahren.“

    Dann schlich sich Zarin auf die kleine Lichtung, um das Wasser zu holen.

    Alissa sah ihm entsetzt hinterher. Was er gesagt hatte, erschreckte sie sehr. „Ihr Vorfahren, beschützt uns. Und verzeiht Zarin, was er gesagt hat. Er hat es nicht so gemeint. Sein Herz ist verhärtet durch die Schrecken, die er mit ansehen musste.“

    Sie stockte, als ein entsetzlicher Schmerz durch ihren Bauch zog. Das Kind! Es war soweit. Und das ausgerechnet jetzt, wo die Dämonen noch immer nach Überlebenden suchten. „Ihr Vorfahren! Schickt uns den Retter, der uns holt und vor den Dämonen retten wird.“


    Sheppard warf einen Blick nach hinten, wo es sich die anderen bequem gemacht hatten. Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen, hierher zu kommen. Eigentlich hatte er keine rechte Lust auf die Mission gehabt, doch Rhiana hatte ihn mit ihrer Weihnachtsbegeisterung so zur Weißglut gebracht, dass er über jede Abwechslung froh gewesen war.

    „Ich könnte jetzt gemütlich in Atlantis sitzen, einen Glühwein trinken, Plätzchen essen und mich mit Freunden unterhalten. Stattdessen sitze ich hier und verstecke mich vor den Wraith“, murmelte er vor sich hin.

    „Sagtest du etwas?“, fragte Rhiana von hinten.

    „Nein, nein!“

    „Hättest du auf mich gehört, und mit mir den Weihnachtsbaum aufgestellt, dann müssten wir nicht hier herumsitzen.“

    „Wir haben ja keinen Baum.“

    „Weil du noch keinen besorgt hast.“

    „Woher denn?“

    „Na, vom Festland natürlich. Ich habe gesehen, wie Carson einen Baum in die Krankenstation geschleppt hat.“

    „Beckett hat einen Baum aufgestellt?“

    „Ja, das hat er. Auf meine Frage hin, hat er gesagt, dass er ihn vom Festland geholt hat.“

    Bei dem Gedanken an den Bäume schleppenden Beckett, stahl sich ein Lächeln über Sheppards Gesicht. Plötzlich fuhr er auf. Von der Sonne schoss ein Lichtstrahl hervor, der bis auf den Planeten reichte. Schnell scannte John die Gegend, wo der Strahl zu Ende war. Es kam von dort, wo die Ernte stattfand. Der Lichtstrahl verstärkte sich und plötzlich glaubte John, eine Stimme zu hören.

    Gehe dort hin! Rette sie!

    Schnell sah Sheppard nach hinten. Doch die anderen schienen nichts gesagt zu haben. Ronon döste vor sich hin, McKay tippe auf seinem Laptop herum, Teyla schlief tief und fest und Rhiana las in einem Buch mit Weihnachtsgeschichten.

    Rette sie!

    Der Lichtstrahl nahm an Intensität zu und erlosch dann urplötzlich. Im gleichen Moment hörte auch die Sonne auf zu blinken.

    Sheppard zögerte nicht länger. Er aktivierte den Antrieb und steuerte den Jumper auf die Koordinaten des Lichtstrahls zu. Die anderen bemerkten natürlich, dass er los geflogen war und kamen in die Kanzel.

    „Was ist los?“, fragte McKay. Rodney stutzte. „Die Sonne sendet nicht mehr. Und ich kann auch nichts entdecken, dass auf einen Stützpunkt der Antiker hinweist. Wir haben den weiten Weg umsonst gemacht.“

    „Ganz richtig“, sagte Sheppard. „Aber habt ihr nicht den Lichtstrahl gesehen?“

    „Was für einen Lichtstrahl?“, fragte Rodney.

    „Wohin fliegst du?“, wollte nun auch Rhiana wissen und legte ihr Buch zur Seite.

    „Ich muss sie retten.“

    „Wen?“, erkundigte sich Teyla, die aufgewacht war.

    McKay sah Sheppard unverwandt an. „Sie? Wer ist sie?“

    „Keine Ahnung.“

    „Du hast keine Ahnung, musst sie aber retten? Weißt du, wie sich das anhört, Sheppard?“, bemerkte McKay.

    „Das musst gerade du sagen. Hast du uns nicht mit dem Hinweis eines intelligenten Sternes hergebracht?“

    „Nun, ja, richtig!“

    John hörte nicht weiter auf ihn, sondern konzentrierte sich auf die Landekoordinaten. Sie flogen noch immer getarnt über die zerstörten Häuser. Es war eine große Siedlung gewesen, die nun aber völlig verlassen da lag. Viele der Häuser brannten noch. Hin und wieder schoss ein Wraith-Jäger in ihrer Nähe vorbei. Im Großen und Ganzen aber schien die Ernte vorbei zu sein.

    „Keiner hat überlebt“, sagte McKay mit belegter Stimme. Er scannte nach Lebenszeichen, konnte aber keine ausmachen.

    „Das werden die Wraith büßen“, sagte Ronon. „Für jeden dieser armen Menschen, werde ich zwei Wraith töten.“

    „Da hast du dir aber viel vorgenommen“, meinte McKay. Rodney stutzte plötzlich. „Da ist doch noch was. Ich erkenne zwei Lebenszeichen.“

    Er führte Sheppard zu den Koordinaten. Zu ihrem Entsetzen schien auch ein Wraith-Jäger die beiden Überlebenden ausgemacht zu haben. Er flog über die Stelle, schoss steil nach oben, drehte ein Looping und kam zurück.

    Unten sahen sie einen Mann aus einem Gebüsch stürmen und davonlaufen. Der Jäger folgte ihm. Der Beamstrahl schoss aus dem Schiff und näherte sich dem Flüchtling.

    Sheppard konnte nicht länger zusehen. Er dachte daran, den Jäger abzuschießen. Das Schiff reagierte auf seinen Gedanken und aktivierte automatisch die Waffenkontrolle. Ein Torpedo schoss aus der Abschussanlage und verfolgte den Jäger. Gerade, als der Beamstrahl den Mann fast erreicht hatte, traf der Torpedo den Wraith-Jäger und vernichtete ihn.

    Der Mann hatte unglaubliches Glück. Die einzelnen Trümmerstücke des Jägers fielen zu Boden, verfehlten den Mann aber jedes Mal knapp. Er blieb stehen und schien sein Glück nicht fassen zu können. Sheppard enttarnte den Jumper und setzte dicht vor dem Mann auf, der überrascht zurückwich.

    Sheppard ließ die Rampe hinunter und Ronon war schon draußen, kaum, dass die Rampe den Boden berührte.

    „Hierher!“, rief er dem Mann zu, der wie versteinert dastand.

    Sheppard überwachte den Luftraum, aber noch war alles klar. Vielleicht war der Abschuss nicht bemerkt worden.

    Ronon hatte den Mann erreicht und am Arm gepackt, doch dieser schien sich zu weigern mit zu kommen. Er zeigte immer wieder auf das Gebüsch. Da fiel John ein, dass McKay etwas von zwei Lebenszeichen gesagt hatte. Schnell aktivierte er den Schutzschild und ging nach draußen zu den anderen.

    „Ohne meine Frau gehe ich nicht“, hörte John den Fremden sagen.

    „Wo ist deine Frau?“, fragte John ihn.

    Der Mann sah ihn erstaunt an. „Wer seid ihr überhaupt? Und wer hat das Gefährt der Dämonen vernichtet?“

    „Das war ich“, sagte Sheppard. „Wir holen deine Frau, aber wir müssen uns beeilen.“

    „Ich bin Zarin.“

    „John“, sagte Sheppard und folgte dem Mann in das Gebüsch.

    Dort fanden sie eine hochschwangere Frau.

    Sie blickte ihnen ängstlich entgegen. „Zarin, das Kind kommt! Wer sind die Fremden?“

    „Ich bin John Sheppard, das sind Rhiana, Teyla, Rodney und Ronon. Du brauchst keine Angst zu haben. Wir sind hier, um dich und Zarin zu holen.“

    Die Frau machte große Augen, sagte aber nichts. Sie hoben sie zusammen hoch und trugen Alissa zurück zum Jumper. Keine Sekunde zu früh, denn schon schoss ein Wraith-Jäger über sie hinweg. Der Abschuss des Jägers war doch bemerkt worden.

    Während sich die anderen um Alissa kümmerten, hob John ab und flog einen Kurs, der sie vom Dorf weg brachte. Immer mehr Jäger tauchten am Himmel auf und John sah keine andere Möglichkeit mehr, als in den Weltraum auszuweichen.

    Er nahm Kurs auf den kleinen Mond des Planeten, um sich dort zu verstecken. Immer mehr Jäger beteiligten sich an der Suche, und somit war ihnen erneut der Weg durch das Sternentor abgeschnitten. Aber wenigsten hatten sie die beiden Menschen retten können. Nun mussten sie nur noch etwas Geduld haben und warten, bis sich die Aktivitäten wieder beruhigten und sie es erneut wagen konnten, nach Atlantis zurückzufliegen.

    Teyla, McKay und Rhiana hielten sich hinten im Passagierraum auf und kümmerten sich die junge Frau, deren Wehen immer häufiger kamen. Auch Zarin wich nicht mehr von der Seite seiner Frau.

    Ronon und Sheppard hielten sich in der Pilotenkanzel auf, um Wache zu halten, als Rhiana nach ihm rief.

    Alissa sah ihm erwartungsvoll entgegen. Im Moment schien sie keine Schmerzen zu haben. „Du bist unser Retter, von den Vorfahren gesandt. Mein Gebet an sie wurde erhört.“

    Zarin brummte vor sich hin, doch Alissa gab ihm einen Stoß. „Ich habe zu ihnen gebetet, dass sie jemanden schicken sollen, der uns rettet. Und diese Menschen sind gekommen. Unser Gebet wurde erhöht.“

    „Das war Zufall, die Vorfahren erhören unsere Gebete nicht. Sie haben zugelassen, dass unser ganzes Volk vernichtet wurde.“

    „Nicht noch mehr Gotteslästerungen. Wir wurden doch gerettet“, Alissa zuckte zusammen, als eine neue Wehe sie erfasste, und Zarin drückte schnell ihre Hand.

    „Ganz ruhig, du darfst dich nicht aufregen, Liebes“, sagte Zarin.

    Alissa ergriff nun Johns Hand. „Sag ihm, dass die Vorfahren euch geschickt haben.“

    „Nun“, John zögerte einen Moment. „Es war reiner Zufall, dass wir hier sind.“

    „Da hörst du es“, meinte Zarin.

    Doch Alissa achtete nicht auf ihn. „Woher kommt ihr?“

    „Aus der alten Stadt Atlantis.“

    Alissa und auch Zarin blickten ihn nun ungläubig an. „Das ist die alte Stadt der Vorfahren.“

    „Siehst du?“, meinte Alissa. „Die Vorfahren haben sie gesandt.“

    „Es waren nicht die Vorfahren“, mischte sich McKay ein. „Es war die Sonne. Sie blinkte …“

    „Sie blinkte?“, verwundert blickte Zarin auf Rodney. „Aber eine Sonne kann nicht blinken.“

    „Die Vorfahren“, sagte Alissa wieder und stieß einen neuen Schrei aus, als die nächste Wehe kam. Noch immer hielt sie Johns Hand fest umklammert. „Wie habt ihr uns gefunden?“

    John blickte verlegen zu Boden. Was ihm passiert war, konnte er nicht erklären.

    „Sheppard!“ Rodney blickte ihn an. „Erzähl schon, wie konntest du so zielstrebig zu der Stelle fliegen? Das würde mich auch interessieren.“

    Etwas kleinlaut sagte John: „Die Sonne hat zu der Stelle einen Strahl ausgesandt und eine Stimme sagte mir, dass ich sie dort finden würde.“

    „Finden? Wen?“

    „Zarin und Alissa offensichtlich“, sagte John ärgerlich.

    Jetzt blickte Rodney ihn an, als hätte er den Verstand verloren. „Eine Stimme sagte dir das? Und ein Strahl ging von der Sonne aus. Davon habe ich weder etwas gesehen noch haben die Instrumente etwas registriert. Und du fühlst dich sicher in Ordnung?“

    „Natürlich! Was soll die dumme Frage? Offensichtlich hatte die Stimme recht, denn schließlich haben wir die beiden an der betreffenden Stelle gefunden und gerettet.“

    „Die Vorfahren haben zu ihm gesprochen“, sagte Alissa und ließ sich in ihrem Glauben nicht beirren. „Ich danke dir, die Vorfahren müssen stark in dir sein.“

    „Das sind sie in der Tat“, fügte Rhiana hinzu. „Er und ich, wir beide stammen in direkter Linie von ihnen ab. Und auch Rodney hat etwas von ihnen. Und die alten Atlanter gingen zu Johns Heimatwelt, als sie vor Tausenden von Jahren die alte Stadt aufgaben.“

    Nun blickte auch Zarin verwundernd auf John. Vielleicht hatte Alissa ja doch recht und die Vorfahren hatten sie gerettet.

    „Sheppard!“ Ronons Stimme aus der Kanzel ließ sie auffahren. „Die Wraith fliegen weg.“

    Schnell rannte John nach vorne, gefolgt von McKay und Rhiana. Teyla und Zarin blieben bei Alissa zurück.

    Das Glück schien auch weiterhin auf ihrer Seite zu sein. Nachdem die Wraith-Jäger vier Stunden lang den Raum durchsucht hatten und dabei den ganzen Planeten abflogen, und auch in ihrer Nähe gesucht hatten, schienen sie davon überzeugt zu sein, dass sie weg waren.

    Oder aber, sie hatten keine Zeit, länger nach ein paar Menschen zu suchen. Auf jeden Fall flogen die Jäger zurück zum Basis-Schiff, und dieses verschwand daraufhin im Hyperraum.

    Ohne eine Sekunde zu zögern, aktivierte John den Antrieb und flog vorsichtig zum Sternentor. Es schien jedoch keine Falle der Wraith zu sein, denn keiner der Jäger tauchte auf. Ronon gab die Koordinaten von Atlantis ein und Rodney schickte seinen Code hindurch.

    Wenige Augenblicke später kamen sie sicher in Atlantis an. John forderte sofort ein ärztliches Notfall-Team in den Jumper-Hangar. Als er dort sicher landete, stürmten auch schon Beckett und sein Team herein.

    „Was ist es für ein Notfall?“

    „Wir bekommen ein Kind“, sagte John.

    „Wir bekommen ein Kind? Was für ein Kind?“, fragte der Schotte perplex. Doch da hörte er auch schon Alissa im Jumper schreien und stürmte los, dichtauf gefolgt von seinen Leuten. Nur wenig später wurde Alissa auf die Krankenstation gebracht.

    Dr. Weir tauchte auf. „Das müssen Sie mir aber genau erklären, John“, verlangte sie.

    „Das können die anderen tun“, sagte John. „Wenn Sie erlauben, leihe ich mir noch einmal einen Jumper aus.“

    Ohne eine Antwort abzuwarten, stürmte er auch schon davon und ließ eine sprachlose Elizabeth zurück.

    „Rhiana, ist John nun ganz verrückt geworden?“, fragte sie, als sie zusah, wie der Jumper durch das sich öffnende Dach hoch schwebte und im strahlend blauen Himmel über der Stadt verschwand.

    „Keine Ahnung, was in ihn gefahren ist“, sagte Rhiana achselzuckend. Dann erzählte sie Weir, was geschehen war, während sie Carson und seinem Team zur Krankenstation folgten.

    Elizabeth lauschte atemlos. „John hat einen Strahl gesehen, der ihn zu den beiden führte und eine Stimme gehört?“

    Rhiana sah Weir inständig an. „Sie glauben doch nicht, dass John verrückt geworden ist, oder?“

    „Wie könnte ich? Haben Sie vergessen, was heute ist?“

    „Was denn?“

    „Oh, ich vergaß, dass Sie ja nicht von der Erde stammen, und auch keine Christin sind.“

    „Sie meinen Weihnachten?“

    „Ja, das meine ich. Heute ist der 24. Dezember und an so einem Tag geschehen Zeichen und Wunder.“

    „Ich hätte nie gedacht, dass Sie an so etwas glauben. Wissen Sie, ich mag nicht das sein, was Sie eine Christin nennen, aber ich habe mir die Weihnachtsgeschichte durchgelesen. Und ich finde sie faszinierend. Das, was wir die letzten Stunden erlebt haben, ist doch so etwas wie diese Weihnachtsgeschichte. Es ist schön daran zu glauben, dass es höhere Mächte gibt, die über einen wachen.“

    „Schön gesagt, Rhiana. Außerdem glaube ich, dass sie Recht haben. Wir erleben unsere eigene Weihnachtsgeschichte. Und das, viele Millionen Lichtjahre von zu Hause entfernt.“

    Sie wurde von Babyschreien unterbrochen. Und da kam auch schon Carson freudestrahlend heraus. „Es ist uns ein Kind geboren worden, ein kleiner Junge!“

    „Können wir hereinkommen?“

    „Ja, aber nur kurz. Mutter und Kind geht es gut. Doch die beiden brauchen Ruhe.“ Carson zögerte einen Moment und ein kurzes Lächeln zog über sein Gesicht. „Dem Vater geht es den Umständen entsprechend auch gut.“

    Auch Elizabeth musste lachen, als sie den Raum betrat, wo Mutter und Kind alle freudestrahlend anblickten. Zarin stand daneben, leichenblass, aber ungeheuer stolz auf seine kleine Familie.

    Nachdem alle das Kind gebührend bewundert hatten, schickte Beckett sie nach draußen.

    „Jetzt würde mich nur noch interessieren, wohin John verschwunden ist“, sagte Elizabeth.

    Die Antwort erhielten sie eine Stunde später, als John zurückkam und zuerst einen kleinen und dann einen großen Tannenbaum aus dem Jumper schleppte. Letzterer hatte gerade so der Länge nach in den Jumper gepasst.

    Elizabeth blickte ihn sprachlos an. „Ich dachte, Sie mögen das nicht.“

    „Kann ein Mann nicht einmal seine Meinung ändern? Schließlich haben wir gerade ein Wunder erlebt. Ich dachte mir, dass der Große in einen Gemeinschaftsraum passt. Wir könnten ihn schmücken und davor heute Abend alle zusammen Weihnachten feiern.“

    „Eine wunderbare Idee, John. Und was ist mit dem kleinen Baum?“

    „Der gehört Rhiana. Sie findet Weihnachten faszinierend und hat sich einen Baum gewünscht. Ich habe heute erkannt, was wirklich wichtig ist. Und wenn Weihnachten feiern dazu gehört, soll es mir auch recht sein. Wir alle sind zu einer großen Familie geworden, die erste richtige Familie, die ich je hatte. Und dafür bin ich sehr dankbar. Ich wünschte mir nur, dass meine Mutter hier wäre und mit uns feiern könnte.“

    Elizabeth sagte nichts dazu. Sie kannte schließlich Johns Familienhintergrund und wusste, wie das alles ihn belastete.

    „Ja, das wäre schön gewesen.“

    Der große Baum wurde in einen Freizeitraum gestellt, und jeder, der Zeit hatte, half begeistert beim Schmücken. John brachte den kleinen Baum in sein Quartier, wo ihm Rhiana freudestrahlend um den Hals fiel. Den ganzen restlichen Nachmittag verbrachten sie damit, ihn zu schmücken, und zum ersten Mal machte das John richtig Spaß.

    Als es Zeit für die Feier wurde, nahmen sie ihre Geschenke unter den Arm und gingen erst noch zur Krankenstation, wo sie der Mutter und dem Kind Geschenke überreichten. Auch andere Menschen und Athosianer kamen vorbei und brachten Geschenke mit. Die Athosianer boten der kleinen Familie sogar an, bei ihnen zu wohnen, was Zarin und Alissa freudestrahlend annahmen.

    Als die beiden schließlich den Freizeitraum betraten, staunten sie nicht schlecht, als sie den wunderbar geschmückten Baum sahen. Er war mit selbst Gebasteltem voll gehängt worden, sogar ein paar Kugeln waren darunter. Und jemand hatte einige Gold- und Silberketten daran gehängt. Und elektrische Kerzen, die wie McKay leise zugab, sein Werk waren.

    Sheppard grinste, als er daran dachte, wie McKay die Weihnachtskerzen an dem Baum befestigte. Das hätte er doch zu gerne gesehen.

    Auch die Köche hatten sich selbst übertroffen. Die Athosianer hatten zusätzlich noch einige ihrer Spezialitäten mitgebracht, und so bog sich die Tafel vor Speisen und Getränken fast über. Als John das sah, erkannte er, dass dies die schönsten Weihnachten waren, die er je gefeiert hatte.

    Nach dem Essen wurden die Geschenke übergeben und anschließend noch Weihnachtslieder gesungen, was John zwar etwas kitschig fand, doch er musste zugeben, dass es einige gute Sänger in Atlantis gab.

    Und so kam es, dass John seine ersten richtigen Weihnachten feierte, weit weg von zu Hause, in einer fremden Galaxis, die nun seine neue Heimat geworden war.

    Ende.

  9. #29
    Troublemaker Avatar von iolanda
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    Standard

    Autor: iolanda
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    Kategorie: Humor
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    Titel: Rodney allein im Wald
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    Kommentar: Dies ist meine Antwort auf die „Rodney alleine im Wald“- Challenge.
    Die FF spielt in der ersten Hälfte von Staffel 3, ist aber komplett Spoilerfrei.
    Den Zeitaufwand kann ich schlecht einschätzen, da ich Teile per Hand geschrieben und Teile direkt getippt habe. Insgesamt ist die Story über 4-5 Wochen hinweg gewachsen.
    --------------------------------------
    Betaleser: Chayiana und meine Mutter
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    Rating: PG (wegen der Sprache und der "Horrorelemente")
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    Umfang: 3649 Worte

    Spoiler 


    Rodney allein im Wald

    „Tocktocktocktocktock“

    Ein Specht? Warum sollte es in der Pegasusgalaxie keine Spechte geben? Aber wahrscheinlich hatten sie einen Giftstachel. Oder Reißzähne. Rodney schüttelte den Gedanken an einen Monstervogel, der seinen blutgetränkten Schnabel fauchend in seine Richtung aufriss, ab. Die Athosianer hatten in diesem Wald nichts Gefährlicheres gefunden als eine Art Rehkuh mit Bambiblick. Keine Todesfälle durch Spechte. Bisher.

    Rodney saß mit dem Rücken an einen Baum gelehnt auf einer sonnendurchfluteten Lichtung. Es war warm, die altlantische Variante eines Altweibersommers. Die ersten bunt gefärbten Blätter segelten auf den mit saftigem Moos bedeckten Waldboden. Rodney grummelte missmutig vor sich hin. Er kam so einfach nicht weiter. Der Wissenschaftler legte sein Laptop ab, drückte sich ächzend nach oben und betrachtete mit wachem Blick das Tor vor sich.

    „Hm? Welche Geheimnisse versteckst du vor mir?“

    Das Tor gehörte anscheinend zu einer Art Bunker, den Teylas Leute vor drei Tagen entdeckt hatten. Die Tür war eindeutig antikischen Designs. Rodney und Radek Zelenka hatten schon länger vermutet, dass die Lantianer auch Forschungsstützpunkte auf dem Festland gehabt hatten, aber die Aufzeichnungen über das „wo“ waren mehr als spärlich und eine Suche bislang erfolglos geblieben.

    Rodney änderte die Position der Krokodilklemmen am Öffnungsmechanismus des uralten Tors und blickte auf die Anzeige seines Tablet-PCs. Die Türen waren vollkommen in Ordnung, sie bekamen nur keine oder zu wenig Energie. Der Wissenschaftler schwenkte seinen Blick missmutig nach links. Dort war das Panel, hinter dem er den Energiefluss für das Tor regulieren konnte. Allerdings hatte ein Samenkorn vor mindestens 500 Jahren das lauschige Plätzchen unter dem Panel als keimenswert empfunden und war zu einem stattlichen Baum herangewachsen. Kurz über dem Boden teilte sich der mächtige Stamm und einer der armdicken Äste schlängelte sich direkt über das Panel und verwehrte Rodney so den Zugang.

    „McKay, hören Sie mich?“ Der Funk riss Rodney aus seinen Versuchen, mit technischen Tricks an die Funktionen des Panels zu gelangen.

    „Was? Ja!“ spuckte McKay in sein Mikro.

    „Wann kommen Sie endlich wieder, Sheppard? Ohne die Motorsäge komme ich hier nicht weiter!“
    Er spürte das Zögern in Johns Stimme als dieser in seiner typisch sorgfältig langsamen Stimme weitersprach.

    „McKay, das wird Ihnen jetzt nicht gefallen …“

    „Was?“

    „Es … es hat einen kleinen Unfall gegeben.“ Sheppard zögerte. „Keine Angst, es wurde niemand verletzt, aber ...“

    „Aber?“

    „Nun ja, Dr. Biro hat mit dem Jumper die Öffnungsschleuse des Hangars getroffen. Sie geht jetzt nicht mehr auf. “

    Dr. Biro… nicht nur, dass die Medizinerin eine psychopatische Nervensäge war, sie besaß auch noch das ATA-Gen und musste deswegen zur Jumperpilotin ausgebildet werden. Wobei jeder, den Rodney kannte, hoffte, im Zweifelsfall nicht auf die Flugfähigkeiten der zugegebenermaßen brillanten Pathologin angewiesen zu sein.

    „Na toll, und was soll ich jetzt machen? Nach Atlantis zurückschwimmen? Oder mich von Blättern ernähren, bis die Daedalus in einer Woche von der Erde zurückkommt?“

    „Keine Angst Rodney! Doktor Zelenka ist zuversichtlich, dass wir das Problem mit der Schleuse bis heute Abend im Griff haben, und ich hab Teyla Bescheid gesagt. Sie hat versprochen, dass sie jemanden für den Baum vorbeischickt. Ach ja, und was zu essen will sie Ihnen auch einpacken.“

    John Sheppard hatte so schnell gesprochen als ob er sich diese Worte auf einem Zettel aufgeschrieben hatte, um jeden möglichen Einwurf Rodneys sofort im Keime zu ersticken.

    „Und warum kommt sie nicht selbst?“

    „Na, sie hat da dieses Herbst-Erd-Steine-wasweißich-Ritual, was genau heute abgehalten werden muss und sie will auch nicht mehr gestört werden. Sie meinte, dass Sie an den See kommen sollen. Sie schickt ein Boot, das geht am schnellsten.“

    „Bitte? Was? John!“

    „Hey, Rodney, sehen Sie es mal so: Wenn das Tor offen ist, können Sie die ganze Zeit vollkommen ungestört erforschen, was es da zu erforschen gibt. Wenn das Hangartor repariert ist, komme ich mit Zelenka vorbei und hole sie wieder ab. Okay?“

    „Okay“ grummelte Rodney als Antwort. Es war so klar. Er war von Idioten umgeben. Noch nicht mal einen einfachen Auftrag wie „Ich brauche ganz schnell eine Kettensäge“ konnte man ohne größere Katastrophen erledigen.

    „Ich werde mich jetzt mal um die Reparaturen kümmern. Bis heute Abend! Sheppard out!“

    Rodney konnte sich denken, warum John erst so redselig und dann so knapp angebunden gewesen war. Konfrontationsangst. Er war nämlich sauer. Er hasste es, wenn seine Tagesplanung durch dumme, dumme Fehler von dummen, dummen Menschen zunichte gemacht wurde. Und Sheppard wusste dies genau. Mit Schwung trat Rodney gegen eine verfaulte Wurzel.

    „VERDAMMT!“

    Die Wurzel war doch nicht so verfault gewesen, wie es ihr Anschein hatte vermuten lassen.

    Schimpfend und humpelnd machte Rodney sich auf dem Weg zum See. Ein wunderschöner Tag war das. Wirklich KLASSE!

    Als er eine Viertelstunde später grummelnd am Ufer des Sees angekommen war, war natürlich von einem Boot weit und breit noch nichts zu sehen.

    Seufzend setzte er sich auf einen Stein und zog sich den linken Stiefel und den Strumpf aus. Wenn er auf eine bestimmte Stelle des großen Zehs drückte, tat dieser weh. Vermutlich gebrochen. Ob eine Abkühlung gegen das schmerzhafte Pochen helfen würde? Rodney humpelte zum nahen Ufer und tauchte vorsichtig den Zeh in den See.

    Das war kalt!
    Erschreckt zuckte Rodney zusammen und verlor dabei das Gleichgewicht, mit dem Erfolg, dass er nun bis zur Wade in der eiskalten Brühe landete.

    Ganz großes Theater! Jetzt würde er sich auch noch eine Lungenentzündung holen. Rodney stellte sich vor, wie er mit 42 Grad Fieber hustend und röchelnd ganz alleine im Wald lag, während der mörderische Specht mit seinen Freunden über ihm kreisend auf seinen letzten Atemzug wartete.

    Um der akut drohenden Gefahr der Unterkühlung zu entgehen, zog er sich den Strumpf wieder über den nassen Fuß. Mit einigen Anstrengungen gelang es ihm dann auch die nun ebenfalls nasse Socke wieder in den Stiefel zu bekommen. Wo blieb nur das Boot?

    Die Sonne blendete ihn, als er über den See blickte. Träge glitzerten ihre Reflektionen auf der Wasseroberfläche. Eigentlich die beste Zeit für ein kleines Nickerchen …

    ***

    „Haaaaaaatschi!!!“ Irgendetwas kitzelte ihn an der Nase. Und kurz darauf riss Gelächter Rodney endgültig aus seinen Träumen.

    „Hey, was soll das?“

    „Mr. McKay?“ Rodney blinzelte und konnte zwei Teenager erkennen, die neben ihm im Gras standen. Einer hielt einen besonders langen Grashalm in der Hand, eindeutig die Ursache seiner plötzlichen Niesattacke.

    „Ja, was?“ blaffte der Wissenschaftler die Jugendlichen an. Der Kleinere von beiden war immer noch am Lachen, der andere warf den Grashalm weg und reichte Rodney die Hand, um ihm auf die Beine zu helfen. „Und für euch immer noch Doktor McKay!“

    „Teyla schickt uns, wegen einem Baum oder so. Wir haben die Kiste mit dem Zeug für Sie schon an das Antikerteil gebracht, weil wir Sie zuerst nicht gefunden haben.“

    „Ah, schön, nun denn. Wo sind eure Eltern?“

    Die Jungs guckten sich amüsiert an.
    „Im Dorf. Bei der Feier. Teyla sagt, wir sollen nen Baum abmachen. Und wenn wir fertig sind, dann dürfen wir fischen gehen.“

    Das durfte doch nicht wahr sein? Das sollte die versprochene Hilfe sein? Zwei Teenager? Die ganze Erholung, die ihm das Nickerchen geliefert hatte, war sofort wieder dahin. Was hatte Teyla sich dabei nur gedacht? Wahrscheinlich fand sie es witzig, ihn vor zwei Kindern vorzuführen.

    „Dann geht fischen. Das mit dem Baum schaffe ich schon alleine,“ teilte er diesen nun mit dem freundlichsten Tonfall mit, zu dem er gerade noch fähig war.

    Der kleinere Junge fing wieder an zu prusten, was Rodney mit einem beinahe tödlichen Blick quittierte.

    „Hör mal zu, du kleiner … “ Rodney verkniff sich den Rest „Ich bin Kanadier! Ich bin im Wald aufgewachsen! Ich hab schon mit einer Motorsäge gearbeitet, da wart ihr noch flüssig!“

    Die jungen Athosianer waren wenig beeindruckt. Augenscheinlich wussten sie weder was einen Kandier ausmachte, noch was eine Motorsäge war. Aber wer wusste schon, wie das athosianische Wort für Motorsäge war?

    ***

    Eine Viertelstunde später hatte Rodney eine gute Antwort auf diese Frage. Nachdem er ausdrücklich noch einmal auf Hilfe verzichtet hatte, war er nämlich zu dem Antikerbunker zurückgekehrt und hatte die Kiste geöffnet. Er konnte es nicht fassen.

    „Tocktocktocktocktock“

    „HALT den Schnabel!“ Rodney war rot angelaufen und schrie inbrünstig in den Wald hinein.

    „Tocktocktocktocktock“

    Der Vogel, wo auch immer er stecken mochte, war von Rodneys Ausbruch sichtlich unbeeindruckt.
    Noch einmal schaute er ungläubig in die Kiste. Darin befand sich keine Motorsäge. Nicht einmal eine klitzekleine Motorsäge. Athosianer hatten anscheinend keine Motorsägen.

    Alles was er fand war eine Fällaxt und ein Beil sowie einige Flaschen Wasser und ein Sack, der anscheinend mit Äpfeln gefüllt war, da einige aus ihm herausgekullert waren. Keine Motorsäge. Und die Äpfel… Ob Teyla nun auch auf Ronons Zug aufgesprungen war und dachte, dass er zu viel essen würde? Unverschämtheit! Und immer noch war keine Motorsäge in der Kiste.

    „Tocktocktocktocktock“

    Geladen nahm Rodney das Beil und schleuderte mit es voller Kraft in Richtung des Klopfgeräusches. Das Beil kam nicht mal in die Nähe des weiterhin unsichtbaren Vogels. Drei Meter von Rodney entfernt blieb es mit einem TSCHOCK im Stamm eines unschuldigen, buchenartigen Baumes stecken.

    „Ist es das? Ja?“ Rodney nahm nun auch die Axt aus der Kiste, nahm ein gutes Stück Anlauf und hieb sie mit voller Wucht gegen die Buche. Die Klinge prallte ab und schlug ein großes Stück Rinde ab. Der Schwung riss Rodney mit der Axt zu Boden, wo er schweratmend knien blieb.

    „Reiß dich zusammen, Rod! Einatmen, ausatmen, einatmen, ausatmen, nur die Ruhe!“


    ***

    Es dauerte eine Weile, bis er sich wirklich wieder unter Kontrolle hatte. Er schwitzte und sein Herz hämmerte so stark, dass er seinen Puls spüren konnte. Nach einigen Minuten hatte sich sein Körper wieder etwas beruhigt. Rodney entdeckte, dass er Tränen in den Augen hatte und wischte diese verstohlen weg. Anschließend stand er mit Hilfe der Axt auf, hebelte das Beil aus der Buche und legte die beiden Werkzeuge wieder in die Kiste zurück.

    „Tocktocktocktocktock“

    „Und mit DIR rede ich jetzt gar nicht mehr!“ Rodney nahm sich eine Flasche Wasser aus der Kiste und einen seiner letzten Energieriegel aus seinem Rucksack und setzte sich unter den maltätrierten Baum.

    Lustlos kaute Rodney an dem Riegel herum und auch das Wasser hatte er nach einigen Schlucken wieder zugedreht und hinter sich geworfen. Er fühlte sich ausgelaugt und leer. Wie immer raubten ihm seine Wutanfälle alle Energien. Mit geschlossenen Augen legte er seine Stirn in seine linke Hand. So konnte er spüren, wie das Blut in seinen Stirnvenen pochte.

    Seinen ersten bewussten Wutanfall hatte er in der Grundschule gehabt. Alles war ihm zu langsam gegangen und hatte ihn gelangweilt und als er einen dämlichen Satz zum dritten Mal vorlesen sollte, waren seine Sicherungen durchgebrannt. An viel konnte er sich danach nicht mehr erinnern, nur dass er verheult - mit laufender Nase und einer klaffenden Wunde am Hinterkopf- unter dem mitleidig- überforderten Blick seiner angehenden Ex-Klassenlehrerin und dem entsetzt schweigenden Starren seiner angehenden Ex- Mitschüler von seiner Mutter abgeholt und nach drei Stichen seines Hausarztes auf eine Rundreise durch die angesehensten kinderpsychologischen Praxen British Columbias geschickt worden war.
    Diagnose: Hochbegabung mit einem Hang zu cholerischen Wutausbrüchen. Ha! Das war etwas ganz Neues gewesen. Immerhin hatte sich sein Leben danach insofern verbessert, dass er auf der Privatschule nicht mehr als dummes Kind behandelt wurde, auch wenn seine Mitschüler ihm immer noch nicht das Wasser reichen konnten.

    ***

    Nach dieser kurzen Runde Selbstmitleid ging es Rodney besser. Aber was sollte er nun machen?
    Sheppard anfunken? Mit dem Effekt, dass er sich damit mal wieder vor allen lächerlich machen würde?
    „Rodney schafft’s noch nicht einmal, einen kleinen Ast abzuhauen.“ Na danke, das hatte er oft genug gehabt, darauf konnte er verzichten.

    Was hatte ihm das Leben gelehrt? „Wenn du etwas erledigt haben willst, dann mach es gefälligst selbst!“

    Ein Baum! Eine Axt! Ein Mann!

    Was sollte da schon großartig schief gehen?
    Hey, er war Kanadier, er hatte immerhin schon einige Bäume gefällt - geholfen zu fällen, als er Jugendlicher gewesen war. Aber das war bestimmt wie Fahrradfahren, das verlernt man nie!

    „Tocktocktocktocktock“

    „Genau! Das machen wir jetzt!“

    Ermutigt sprang Rodney auf, zog die sperrige Feldweste aus und legte sie zu seinem Rucksack. Mit der Axt aus der Kiste näherte er sich dem Ast vor dem Panel. Zwischen diesem und der Astgabel war nicht viel Platz, deswegen versuchte Rodney sich so zu positionieren, dass er nicht aus Versehen das Panel treffen würde.

    Er atmete tief durch, schwang die Axt einige Male, um sich warm zu machen, holte weit aus und schlug sie mit dann aller Kraft in das Holz.

    TSCHOK!!

    Der Anfang war getan!

    … dachte er …

    Die Axt hing fest. Zu Rodneys eigenem Erstaunen hatte er es tatsächlich geschafft, den Schneidekeil einige Zentimeter in das Holz zu versenken. Aber so sehr er nun am Stiel der Axt zerrte und zog, weigerte dieser sich, auch nur einen Millimeter nachzugeben. Die Axt blieb gnadenlos an ihrem Platz stecken.

    „VERDAMMT!“

    Warum konnte nicht einfach mal etwas funktionieren? Sauer trat Rodney mit einem halbherzigen Sprung gegen den Stiel.

    „AU!“ Den Zeh hatte er ja ganz vergessen. Egal! Energisch stampfte Rodney zur Kiste und holte das Beil. Langsam kamen seine Erinnerungen an die verhassten Nachmittage mit seinem Vater im Wald hervor, an denen er diesem geholfen hatte, Bäume für Feuerholz zu fällen. Sein Vater hatte damals versucht, ihm beizubringen, auf was man alles achten musste, um einen Baum möglichst schnell und sicher umzulegen.

    „Schau dir den Baum genau an, Rodney! Jeder Baum hat eine Richtung in die er fallen will. Entweder du nimmst diese Richtung, dann sägst du auf der anderen Seite, oder du musst einige Tricks anwenden.“
    Rodney schaute sich den zu fällenden Ast an. Warum hing die Axt fest?

    `Weil … weil … weil die Krone des Baumes auf der Seite der Axt ihren Schwerpunkt hatte und somit den Druck auf den Schneidekeil erzeugte!`

    Rodney seufzte. Manchmal erkannte sogar er den Wald vor lauter Bäumen nicht.

    „Du bist ein brillanter Wissenschaftler, Rod, jetzt fang auch endlich an, als solcher zu arbeiten!“, schimpfte er mit sich selbst.

    Vorsichtig begann er mit dem Beil einen Keil schräg oberhalb der Axt aus dem Ast herauszuschlagen, um den Druck auf die Schneide zu verringern. Die Arbeit erforderte höchste Konzentration, denn Rodney musste höllisch aufpassen, um nicht gegen die Schneide zu schlagen und das Beil damit stumpf und unbrauchbar zu machen. Aber nach einer Viertelstunde konnte er die Axt mit einem kräftigen Tritt (und einem lauten Fluch ob des schon wieder vergessenen Zehs) aus dem Ast herauslösen.

    Triumphierend hob er die Axt über seinen Kopf.
    „So! Jetzt hast du verloren! Ha!“

    Und wirklich, auf der anderen Seite zeigten seine Schläge Wirkung. Langsam arbeitete er einen breiteren Keil in den störenden Ast. Schlag um Schlag lösten sich die Holzstücke aus dem Baum und fielen auf den Boden während Rodney in einen ihm angenehmen Arbeitstakt fiel.
    Er schwitzte, seine Schulter fing an zu ziepen und er begann fast automatisch vor sich hin zu schimpfen während das ständige Hämmern seiner Schläge einen schon fast hypnotisierenden Rhythmus im natürlichen Gemurmel der Waldgeräusche bildete.

    Nach einiger Zeit setzte Rodney die Axt ab und betrachtete zufrieden sein Werk. Er hatte sich schon fast bis zur Mitte des Astes vorgearbeitet.
    Sein Hemd war klitschnass, seine Schulter schmerzte von der ungewohnten Arbeit und seine Bauchmuskeln protestierten ausführlich. Er wollte gerade aus reiner Gewohnheit anfangen über diese menschenunwürdigen Missstände und Sklavenarbeit zu wettern als der Specht schon wieder anfing.

    „Tocktocktocktocktock“

    Rodney holte tief Luft … und atmete aus. Das nasse Hemd, die schmerzenden Muskeln und der Anblick des mit eigenen Händen bearbeiteten Baumes - das fühlte sich unerwartet GUT an. Zum ersten Mal an diesem Tag schlich sich ein Lächeln auf sein Gesicht. Hey, er hatte das ganz alleine hinbekommen. Kein John, der ihn mit seinen Sticheleien angetrieben hatte, kein Ronon, der ihn seine körperliche Unterlegenheit unbewusst spüren ließ, keine Teyla, die sich lieber bemutternd vor ihn stellte und es selbst machte.

    Er konnte Bäume fällen! Den athosianischen Jungs gegenüber hätte er es ja niemals zugegeben, aber die Motorsäge seines Vaters hatte er kein einziges Mal im laufenden Zustand in der Hand gehabt. Zu groß war dessen Angst gewesen, dass sich sein in allen Bereichen handwerklich unbegabter Sohn im Umgang damit ernsthaft verletzten könnte.
    Aber auch wenn es zwanzig Jahre gedauert hatte, jetzt stand er im Wald und fällte einen Baum. Alleine! Mit einer Axt! Rodney verschränkte die Arme und genoss seine selbstverdiente, neu gefundene Selbstzufriedenheit.

    Und jetzt war wirklich erst mal eine wohl verdiente Pause angebracht. Sein Freund, der leicht zerschundene Atlantis-Buchen-Baum, wartete auf ihn in der Nachmittagssonne und bot ein wirklich verlockendes Plätzchen für ein Picknick im Grünen … oder Braunen. Wirklich grün waren die herbstlichen Bäume ja nun nicht mehr. Mit einem Anflug von Mitleid betrachtete Rodney die Kerben, die er in die Buche geschlagen hatte. Dieser Baum stand ihm nicht im Weg und er hatte wirklich perfekt ausgesehen. Wie Narben wirkten nun die Beschädigungen durch Axt und Beil. Beinahe ehrfürchtig glitt Rodney mit seinem rechten Zeigefinger durch eine der Kerben, in der sich inzwischen Harz angesammelt hatte. Ob das wieder heilen würde? Katie müsste so etwas wissen. Sie kannte sich doch mit Blumen und Grünzeug aus.

    Rodney kramte in seinem Rucksack nach dem letzten Energieriegel, entschied sich zusätzlich noch für einen der Äpfel, die er einige Stunden zuvor noch für eine Beleidigung gehalten hatte, und machte es sich unter dem Baum gemütlich.

    Katie … alleine bei dem Gedanken an die Biologin schlich sich schon wieder ein Lächeln auf Rodneys Lippen. Das war jetzt das zweite Mal innerhalb von zehn Minuten! Katie war einfach wunderbar. Sie war zwar keine Sam, aber das war egal. Sie mochte ihn. Einfach so. Und es war schön, in ihrer Nähe zu sein, ohne ständig daran denken zu müssen, ob sie etwas besser oder anders konnte als er. Vielleicht sollte er sie heute Abend einfach mal ansprechen und sie nach dem Baum fragen. Besser noch, vielleicht würde sie ja sogar mitkommen. Eigentlich war es hier doch ganz schön.

    ***

    Als John Sheppard drei Stunden später vorsichtig um die Ecke der Jumpertür lugte traute er seinen Augen nicht. Er hatte irgendwie erwartet, von einer Furie angefallen zu werden die in Ansätzen die Gesichtszüge von Rodney McKay aufweisen würde, während er den Wald einem Kettensägenmassaker zum Opfer gefallen wähnte. Doch es war still. Lediglich das gelegentliche Klopfen eines Spechts hallte durch die von der Abendsonne durchfluteten Baumstämme.
    John hielt seine P90 im Anschlag und wies Dr. Zelenka und Major Lorne an, erst einmal im Jumper zu bleiben und die Augen aufzuhalten. Leise schlich er zu der Stelle, an der sie Rodney am Morgen zurückgelassen hatten. Immer noch kein Geräusch zu hören. Oder? Was war das? Ein Summen?

    „Rodney?“ Sein Ruf hallte durch den Wald, sein Ruf verebbte erst nach einigen Sekunden.
    Er lauschte.

    Keine Antwort.

    Ob McKay irgendwie versucht hatte, sich zu Fuß zu den Athosianern durchzuschlagen? John fing an sich ernstlich Sorgen zu machen. Das Tor im Wald war nicht mehr weit entfernt - und es stand offen. Vor ihm lag ein dicker Ast, eindeutig derjenige der das Energiepanel verschlossen hatte. John zückte seine P90 und schaltete die Lampe auf der Waffe ein um in das Dunkel hinter dem Tor zu leuchten. Der Innenraum war völlig leer! Kein Rodney weit und breit und auch sonst befand sich in dem Raum einfach überhaupt nichts, soweit er es beurteilen konnte.

    Halt, nein, in einer Ecke lag eine Vorratskiste. Je näher John kam, umso mehr Details konnte er ausmachen. Auf der Kiste lagen eine Axt und daneben ein dunkles Bündel.

    Rodney würde doch nicht etwa …?

    Unsinn, das Bündel war viel zu klein für einen Menschen. Es war nur McKays Rucksack und der Tablet-PC. Seit wann ließ Rodney seinen Laptop unbeobachtet in der Gegend herumliegen?

    „Rodney?“, rief er erneut.

    „Hi!“

    Erschrocken drehte John sich um und fand einen quicklebendigen Rodney McKay am anderen Ende seiner Waffe wieder.

    „Da sind sie ja endlich! Hab schon gewartet! Können wir?“ Rodney blauen Augen strahlten ihn an.

    „Ja, sicher“, antwortete Sheppard vorsichtig. Er konnte seinen Augen immer noch nicht trauen.

    „Alles OK? Was ist das hier?“

    „Sicher mir geht’s gut. Ich habe nur einen kleinen Waldspaziergang gemacht.“ erwiderte Rodney lächelnd.

    John konnte sich gar nicht vorstellen, wie dumm sein Gesichtsausdruck im Moment aussehen musste. Rodney? Waldspaziergang? Freiwillig?? Und es schien ihm sogar gefallen zu haben …

    „Das hier war übrigens ein ziemlicher Reinfall. Das hier scheint ein Hangar für einen Jumper gewesen zu sein. Er ist aber so leer wie ein Neubau. Den muss irgendjemand mal ziemlich gut aufgeräumt haben. Das Einzige, was ich gefunden habe, ist das hier.“, sagte Rodney und zog ein paar Speicherchips aus der Tasche.
    „Die hatten sich in dem zugewachsenen Panel versteckt. Ich muss sie auf Atlantis mal näher unter die Lupe nehmen.“

    Er ging zu seinem Rucksack, warf ihn sich über die Schulter und nahm den PC in die Hand.

    „Los geht’s!“

    Mit einem Pfeifen auf den Lippen ging er dem Sonnenuntergang in Richtung Jumper entgegen und lies John Sheppard hinter sich, der ihm nur mit einem offenem Mund hinterherstarrte.

    „Tocktocktocktocktock“

    „Bis bald, mein Freund!“

    ***

    Drei Stunden später.

    Im Wissenschaftslabor auf Atlantis versuchte Rodney, den Speicherkristallen ihre Geheimnisse zu entlocken, als er über die Kiste stolperte, die sie im Labor abgestellt hatten. Sicher wollte Teyla die Werkzeuge zurück haben. Und da waren auch noch die Äpfel. Als er den Sack hochhob fühlte dieser sich viel zu leicht an …

    Verwundert zog Rodney die Öffnung auf. Er fand unter anderem einige in Zellophan eingehüllte Stücke Kuchen, zwei belegte Brote, ein Stück eines sehr lecker aussehenden Auflaufs sowie eine Isolierkanne mit Kaffee und einen Zettel.

    „Hallo Rodney,


    Leider können Halling und ich wegen dem Fest nicht kommen um dir bei deinem Problem zu helfen, aber die beiden Jungs, die ich dir geschickt habe, sind wirklich gut! Sie haben letzte Woche Halling im Wettbaumfällen geschlagen. Unglaublich, oder?
    Wir feiern im Dorf heute unsere Form des Erntedankfestes. Ich habe dir einige Köstlichkeiten eingepackt und hoffe, dass sie dich ein wenig für die Wartezeit entschädigen können.

    Ein lieber Gruß,

    Teyla

    PS: Auf die Äpfel hat Ronon bestanden. Aber sie sind auch wirklich lecker!“



    ENDE

  10. #30
    Traumtänzerin Avatar von Sammy91
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    Standard

    Autor: Sammy91
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    Kategorie: Ship
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    Titel: Good enough?
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    Kommentar: Ich habe zwei Tage an dieser FF geschrieben. Sie ist frisch geschrieben. Die FF spielt eher am Ende der 10. Staffel. Gedanken sind kursiv geschrieben. Ich habe viele Betaleser gebraucht, weil ich mir doch Recht unsicher war, wegen dem Pairing (Sam/Cam). Der Titel beruht auf einem Lied von Evanescence.
    --------------------------------------
    Betaleser: nefertit, SammyAky, Jack/SamMonkey
    --------------------------------------
    Rating: PG
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    Wörteranzahl: 2947


    Spoiler 


    Under your spell again
    I can't say no to you
    crave my heart and its bleeding in your hand
    I can't say no to you





    Die Tür fiel mit einem Klicken ins Schloss. Ein Schlüssel fiel auf den Laminatboden. Schritte waren zu hören.
    Es war schon später Abend und alles war in Dunkelheit gehüllt. Mit einem Klick wurde der Lichtschalter im Flur betätigt.

    Cameron war erschöpft, ging zielstrebig in sein Wohnzimmer und ließ sich auf die Couch fallen.
    Die letzten Missionen steckten ihm noch in den Knochen. Irgendwie war er froh, dass Landry ihnen dieses Wochenende freigegeben hatte.

    Darüber hatten sich selbst Daniel und Sam gefreut und das obwohl die beiden manchmal nächtelang durcharbeiteten.
    Vala durfte nur unter Daniels Aufsicht das SGC verlassen und deswegen waren sie und Teal`c mit zu Daniel gefahren. Der Archäologe hatte sich dazu bereiterklärt, die beiden während des freien Wochenendes bei sich aufzunehmen, damit sie nicht alleine im Stargate Center bleiben mussten.

    Cam ging es auch nicht besonders. In letzter Zeit fühlte er sich so ausgelaugt und kraftlos, aber wem sollte er davon erzählen? Jeder hatte doch einmal einen oder mehrere schlechte Tage.
    Mit Sam hatte er immer über so viel gesprochen. Doch in letzter Zeit war ihm einfach nicht danach, er kam auch nur noch selten in ihr Labor, um sie zum Essen in die Kantine einzuladen.

    Damals, als Sam in das Paralleluniversum gezogen wurde und alle dachten sie wäre ‚nur’ in der Phase verschoben, hatten Cameron und sein Team tagelang ihr Labor abgesucht und bewacht. Keiner wusste wann und wie sie wiederkommen würde. Daniel war zur selben Zeit verschwunden gewesen. Allen hatte das zu schaffen gemacht, auch Cam. Wenn er nicht in Sam’s Labor gewesen war, hatte er sich verkrochen. Wollte alleine sein. Von da an wusste er eindeutig, dass ihm mehr an Sam lag, als er je gedacht hätte.

    „Das ist doch Blödsinn“, versuchte Cam diese Gedanken abzuschütteln. Sie waren doch Freunde...

    Aber auch als Sam durch einen Ori-Krieger schwer verwundet worden war, hatte er sich mehr Sorgen gemacht, als sonst.
    Cam hatte sich um sie gekümmert, er wollte nicht, dass sie unter seinen Händen wegstarb. Er hatte sie aufgemuntert, ihr Hoffnung gegeben, obwohl er selbst nicht an ein gutes Ende geglaubt hatte.

    Doch zum Glück hatte Sam es geschafft, auch wenn sie danach wochenlang nicht hatte arbeiten können. Aber die Wunde war ja auch ziemlich tief gewesen.

    Auch da hatte Cameron schon gespürt, dass irgendetwas anders war. Er wusste, dass er Gefühle für Sam hatte, doch er verdrängte es. Er redete sich ein, dass alles nur Einbildung war. Doch es half nichts, wenn er mit ihr sprach, musste er sich zusammenreißen – seine Gefühle unter Kontrolle halten.
    Wütend schlug er sich seine Hände vors Gesicht.

    „Verdammt, wir sind doch schon eine Weile Freunde! Warum das jetzt?!“, dachte er wieder. Cam war wütend auf sich. Er wollte nicht ihre Freundschaft zerstören – dafür war sie ihm viel zu wichtig.

    Seit einigen Tagen mied Cameron Sam deshalb. Ihr war das zunächst nicht aufgefallen, doch er wusste, dass sie langsam merkte, dass er ihr aus dem Weg ging.
    Gestern nach der letzten Mission hatte sie mit ihm reden wollen, doch er war ihr ausgewichen. Entkam durch leere Ausflüchte.

    Cam bereute es. Er hätte mit ihr reden müssen.

    Erst jetzt merkte Cameron, dass er seine Jacke noch trug. Er zog sie aus und warf sie voller Wut in eine Ecke seines Wohnzimmers.
    Sein Appartement war für ihn immer ein guter Rückzugsort gewesen, doch jetzt merkte er erst, wie seine Emotionen auf einmal die Überhand gewannen.

    Alles sah so aufgeräumt aus, sicher war hier und da Staub – wann kam Cam denn auch mal zum Staub wischen? Doch in seinem Inneren herrschte das pure Chaos. Warum musste er sich so fühlen? Warum musste er sich auch in ein Teammitglied verlieben?

    Nein, Cameron durfte es nicht zulassen. Es würde ihn zerstören! Oder doch eher retten?

    „Empfindet sie dasselbe wie ich?“, fragte Cam sich. So viele Fragen schwirrten in seinem Kopf. Sollte er sie anrufen oder lieber nicht? Das würde doch nichts bringen, oder? Gedanken und Fragen, alles auf einmal.

    Vielleicht würde etwas Schlaf ihm helfen? Cameron legte sich auf die Couch, ins Schlafzimmer gehen wollte er jetzt nicht. Einfach nur noch die Augen schließen, die Gedanken ordnen und hoffentlich am nächsten Tag wieder klar denken können.




    ***



    Der nächste Morgen begann mit einem ziemlich nervigen Klingeln an der Eingangstür.
    Cam quälte sich von der Couch hoch und fragte sich, wer um diese Uhrzeit, bei ihm klingelte. Er warf einen Blick auf seine Uhr und erkannte, dass es schon 10:00 Uhr war. Doch nicht so früh, wie er vermutet hatte.

    Da er ja sowieso gleich mit seiner Zivilkleidung eingeschlafen war, versuchte er nur sich noch schnell die Haare zu richten, was nicht so einfach war, aber mehr, als den Besuch verschrecken konnte er ja auch nicht.

    Die Person klingelte zum wiederholten Male und Cameron rief genervt: „Ja, ich komme gleich!“

    Ihm war es sowieso ein Rätsel, wer die Person unten hineingelassen hatte, meistens klingelten die Leute, die etwas von ihm wollten, unten, weil sie nicht ohne Schlüssel in das Gebäude hineinkamen.
    Doch er wusste, dass die Person genau vor der Tür stand, denn seine Türklingel klang anders, als die vom Hauseingang.

    Cam trottete zur Tür. Als er bei dieser ankam, legte er die Hand auf die Klinke und wollte gerade öffnen, als die Person sagte: „Cam, ich bin es, Sam. Bitte lassen Sie mich rein, ich möchte mit Ihnen reden!“

    Er erstarrte. Sam stand vor seiner Tür, die letzte Person, die er erwartet hatte. Die Frau, für die Cameron neuerdings mehr empfand, als nur bloße Freundschaft... Das durfte nicht war sein, warum ausgerechnet jetzt?
    Die Fassung zurückzugewinnen war jetzt das Wichtigste. Sie zu ignorieren, würde nichts bringen.

    Er hatte die Klinke noch immer in der Hand, nach ein paar Schrecksekunden, drückte er sie herunter und öffnete schwungvoll die Tür.

    „Na endlich...“, Sam erstarrte als sie sah, wie traurig er drein schaute. „Oh, tut mir leid. Es scheint Ihnen nicht so gut zu gehen. Vielleicht sollte ich lieber wieder gehen?“
    Cam konnte darauf nicht gleich antworten.

    Wie schön sie doch war und das obwohl sie ‚nur’ einen schwarzen Mantel, Jeans und Stiefel anhatte. Früher war ihm das nie so bewusst gewesen. Klar, war Samantha Carter eine attraktive Frau, das konnte man ja nun wirklich nicht leugnen. Doch seit er erkannt hatte, dass er Gefühle für sie hegte, nahm Cameron sie anders war. Für ihn strahlte sie etwas ganz Besonderes aus.

    Sam schaute ihn eindringlich an. Sie wartete auf eine Antwort.
    „Nein nein, kommen Sie ruhig rein“, antwortete Cam schnell. Es war ihm peinlich, sie so anzustarren.
    Sie trat mit einem etwas gequälten Lächeln ein und er schloss die Tür hinter ihnen.

    „Ich wollte nicht ungelegen kommen“, gab Sam ehrlich zu.
    „Ist schon gut. Ich habe nur nicht erwartet, dass Sie mich besuchen.“ Cam lotste sie etwas nervös durch den Flur in sein Wohnzimmer.

    „Setzten Sie sich ruhig. Wollen Sie ein Wasser, Limo...?“, fragte er schnell, nachdem sie im Wohnzimmer angekommen waren. Sam setzte sich auf seine Couch. Sie rutschte nervös hin und her und antwortete dann:
    „Nein danke. Ich muss mit Ihnen reden...“

    Cameron setzte sich neben sie.
    Ja, er ahnte es schon – er wusste, was jetzt kam. Sie würde ihn, über sein merkwürdiges Verhalten seit einiger Zeit, ausfragen.

    „Cam...“ Sam legte ihre Hand auf seine Schulter – ein Kribbeln lief über seinen Rücken, er musste sich zusammenreißen, um sich auf ihre Worte zu konzentrieren - „Was ist mit Ihnen los? Seit Tagen gehen Sie mir aus dem Weg, Sie reden kaum noch mit jemandem, schotten sich regelrecht ab. Gibt es dafür einen Grund?“

    Cameron zuckte zusammen. Jetzt hatte sie ihn erwischt, nein, dass hatte sie eigentlich schon die ganze Zeit. Er seufzte.

    „Sam ich... ich kann nicht darüber reden...“, stotterte er vor sich hin.
    Sie sah ihn traurig an. Sie wusste nicht was er hatte, konnte ihm aber auch nicht helfen, wenn er nicht mit ihr redete. Sam verstand, dass hier nicht der Anführer von SG-1 vor ihr saß, sondern ein Freund, dem es nicht gut ging.

    „Sie wollen nicht mit mir darüber sprechen, dass verstehe ich. Vielleicht bin ich einfach die falsche Person...“, sie erhob sich, doch Cameron packte sie und zog sie wieder neben sich. Überrascht hielt Samantha inne. Sie hatte keine Ahnung, was jetzt kam.

    „Nein, Sie sind genau die Diejenige, mit der ich sprechen muss.“ Er schluckte. Jetzt stand ihre Freundschaft auf dem Spiel, aber er hielt es nicht mehr aus. Sam nickte stumm.

    Cam holte noch einmal tief Luft und antwortete dann stotternd: „Ich weiß nicht, wie ich das sagen soll...“

    Sam hatte ihn noch nie so gesehen – so nervös, unsicher und verletzlich. Ihm lag etwas schwer auf der auf Seele, dass spürte sie.
    Cameron atmete schwer, er hatte Angst.

    „Sam, ich denke, ich habe Gefühle für dich...“ Er sagte das so schnell, dass er es selbst kaum fassen konnte. Unbewusst hatte er auch zum ‚du’ gewechselt.

    Samantha starrte ihn ungläubig an, war fassungslos.

    Cam wusste, dass das nichts Gutes bedeutete. Er hatte soeben alles zerstört: Ihre Freundschaft, das Vertrauen zueinander und das Team.

    „Cam, es tut mir leid. Ich hätte nicht kommen sollen. Ich weiß, dass du ehrlich zu mir sein wolltest, aber ich... ich weiß nicht... Cam, ich glaube... ich sollte besser gehen“, stotterte Sam. Ihr verwirrter Blick traf Cam.
    Sie hatte doch gewollt, dass er sagte was los ist. Was hatte sie erwartet? Das ganz sicher nicht.

    Cameron schaute sie nicht an, betrachtete den Wohnzimmerteppich und nickte nur abwesend.

    Langsam stand Sam von Cam`s Couch auf. Sie machte auf dem Absatz kehrt und lief zur Tür.

    Er saß wie erstarrt da. Er merkte, dass Sam ihn noch einmal von der Tür her anblickte. Sie flüsterte noch ein „Tschüss, Cam“ und dann war sie auch schon durch die Eingangstür verschwunden.

    Cam war wütend, aber auf sich selbst, nicht auf sie.
    „Verdammt! Ich Idiot habe alles zerstört“, schrie er wütend und schlug sich die Hände vors Gesicht.

    Er stand auf und trat gegen seine Couch, ließ an ihr seine Wut aus. Am liebsten hätte er alles kurz und klein geschlagen, aber das würde an der ganzen Misere auch nichts mehr ändern.

    Cameron atmete tief durch und setzte sich wieder. Er versuchte sich zu beruhigen und sich mit Gedanken abzulenken.

    Cam erinnerte sich an wichtige Momente ihrer Freundschaft: Damals, als die Prometheus zerstört worden war und er gedacht hatte, Sam wäre tot. Die Umarmung danach hatte beiden gut getan – als Freunde.
    Er erinnerte sich an die unzähligen Gespräche mit ihr. Es gab viele Erlebnisse die ihn an sie erinnerte.

    Anfangs war Sam eine der Wenigen, der Cameron vertraute. Sie vertraute ihm ebenfalls.
    Wie oft hatte er sie zum Essen in die Kantine abgeholt?

    Ihm fiel noch viel mehr ein, aber die Erinnerung daran machte Cam auch irgendwie traurig. Nie würde es wieder so sein, wie es einmal war. Er hatte ihre Freundschaft durch seine Gefühle zerstört.
    So vieles würde sich ändern. Das Team würde vielleicht auch darunter leiden. Das wusste er.

    Lange blieb Cameron so sitzen. Nachdenken, einfach nur nachdenken und alleine sein.



    ***



    Cam hatte keine Ahnung, wie lange er so da saß und nachdachte. Als er das nächste Mal einen Blick auf die Uhr warf, waren Stunden vergangen. Inzwischen war es nach drei. Hatte er wirklich solange hier gehockt? Neue Erkenntnisse hatte er trotzdem nicht gewonnen. Es war, wie vor ein paar Stunden.

    Vielleicht sollte er Sam anrufen? War das eine gute Idee? Viel verlieren konnte er ohnehin nicht. Cameron nahm sein Handy, welches auf dem Wohnzimmertisch lag.
    Komischerweise ging ihm das leicht von der Hand.

    Cam wählte ihre Nummer, hatte aber keine Ahnung was er sagen sollte. Eine Weile ließ er es klingeln. Gerade wollte er wieder auflegen, als Sam abhob.

    „Carter“, sagte sie wie immer.
    „Ähm hi... ich bin’s Cameron. Bitte leg nicht auf!“, sagte er eilig, um sie davon abzuhalten aufzulegen.

    „Ich lege nicht auf, Cam. Das wäre Ih... dir gegenüber nicht fair.“ Sam redete mit ziemlich fester Stimme.

    „Danke. Ich denke, wir sollten reden.“

    „Ich weiß...“, sagte Sam nur. Sie war auf einmal ganz unsicher.

    „Wenn du nicht möchtest, würde ich das verstehen. Aber ich habe Angst, dass uns diese Sache zu sehr belastet, wenn wir nicht darüber reden“, sagte er ehrlich.

    „Ja, du hast Recht. Am Besten du kommst dann zu mir. Wenn du willst, kannst du gleich kommen.“
    „Ja gut. Bis dann“, sagte Cameron knapp.

    „Ja, bis gleich“, gab sie zurück und legte auf.

    Nervös zog sich Cam die Jacke, die noch in einer Wohnzimmerecke lag, an. Dann steckte er noch sein Handy ein und den Schlüssel, der noch auf dem Boden lag.
    Er schloss die Tür ab und eilte die Treppen hinunter. Einen Fahrstuhl gab es zwar auch, aber den benutzte er selten.

    Unten angekommen blies ihm frische Luft entgegen. Schnell stieg er in seinen 65er Ford Mustang, den er immer vor dem Gebäude parkte und fuhr zu ihr.

    Cam fuhr durch unzählige Straßen, denn Sam wohnte am anderen Ende von Colorado Springs. Er dachte in der Zeit nicht viel, dass machte sich beim Fahren auch nicht so gut. Jetzt kam es drauf an, ob ihre Freundschaft das alles aushalten würde.

    Es kam ihm vor, als würde die Zeit fliegen, so schnell war er bei Sam angekommen.
    Oder raste er und nicht die Zeit?

    Cameron parkte direkt vor ihrem Haus. Das Laub lag gehäuft in ihrem Vorgarten. Alles sah sehr ordentlich aus. Nichts anderes war er von ihr gewohnt.

    Als er aus seinem Auto ausstieg, blies Cam der Wind unangenehm hart ins Gesicht. Mit jedem Schritt Richtung Haustür wurde er nervöser. Sein Kopf war voller Fragen, die er jetzt aber lieber vergessen wollte. Ein Versuch sie abzuschütteln brachte auch nichts. Zögernd und mit nicht allzu vielen Hoffnungen, klopfte er an.

    Cam wartete kurz und dann öffnete Sam ihm auch schon.

    „Komm rein“, sagte Sam knapp und Cameron kam sich wie ein kleiner schüchterner Schuljunge vor.

    „Danke“, gab er zurück und trat ein.

    Sam hatte ein wirklich schönes Haus und die Einrichtung gefiel ihm auch. Er schaute sich eine Weile um und warf auch einen Blick auf den Kamin, auf dem Fotos standen. Eines mit Sam und ihrem Vater; dem alten
    SG-1 Team mit Jack, Daniel, Teal`c und ihr; eines mit Janet, Cassie und noch viele mehr. Auch ein Neueres mit ihm, Daniel, Teal`c und Vala. Cam lächelte unweigerlich. Alle fünf strahlten auf dem Bild.

    „Cam?“ Sam stand hinter ihm. Warum musste er sich gerade so in den Bildern verlieren? Cam schaute reumütig.
    „Tut mir leid, wir wollten reden und ich starre die Bilder an“, sagte er ehrlich.

    Sam schüttelte den Kopf, mit einem traurigen Lächeln schaute sie ihn an. Cameron sah in ihre blauen Augen. Nein, er durfte sich darin nicht verlieren.

    „Ich habe dich noch nie so gesehen. Es hat mir wehgetan dich so zusehen. Aber was sollte ich tun?“, gab Sam zu. Er war überrascht. Worauf wollte sie hinaus?

    „Sam, ich weiß nicht Recht...“ Jetzt kam er ins Stottern, genau das, was er eigentlich vermeiden wollte.

    „Ich will dir nicht wehtun Cam! Ich habe schon viele Fehler gemacht in Beziehungen. Viele Menschen habe ich durch meine Art verletzt und dann kamst du. Du warst immer für mich da, wenn ich dich gebraucht habe und ich wusste, da ist mehr als Freundschaft. Ich glaube, mir geht es ähnlich, wie dir.“ Sie schaute etwas bedrückt zu Boden.

    „Was... sie empfindet dasselbe wie ich?“ Jetzt war Cam vollendens verwirrt.

    „Du meinst...“ Er konnte es gar nicht glauben.

    „Ja, genau. Ich konnte es dir vorhin einfach nicht sagen. Es war alles so verwirrend und überraschend... ich habe einfach nicht damit gerechnet und bei mir ist einfach schon viel Schlechtes passiert. Ich möchte niemanden mehr enttäuschen... das würde ich nicht aushalten.“

    Sam drehte sich weg. Cam näherte sich ihr langsam, er konnte sie nicht so traurig sehen.
    „Ist schon ok“, sagte er und zog sie an sich. Sam umarmte ihn und weinte. Sie weinte in sein T-Shirt. Doch es störte ihn nicht. Noch nie hatte er sie so erlebt – so verletzlich.

    Sie schaute ihm ins Gesicht. Beide kamen sich immer näher, bis Cams Lippen die ihren berührten. Sie küssten sich sanft und innig. Beide überkam ein tiefes Gefühl der Geborgenheit.

    Nach einer Weile lösten sie sich voneinander. Sie schauten sich in die Augen.
    „Ich liebe dich“, flüsterte Cameron lächelnd und sie antwortete darauf: „Ich dich auch.“
    Er nahm sie in seine Arme und hielt sie ganz fest. Sam drückte ihre Stirn gegen die seine. Sie spürte seinen Atem auf ihrem Gesicht.

    Dieser Tag war so voller Überraschungen. Hatte er vor wenigen Stunden noch an einen kompletten Bruch geglaubt, war es nun das Gegenteil davon.



    ***



    Langsam wollte sie sich aus dem Bett schleichen, doch er bemerkte es.

    „Hey wo willst du hin?“, fragte Cam verschlafen.

    „Oh, ich wollte dich nicht wecken.“ Sie beugte sich über Cameron und küsste ihn. „Aber wo du schon wach bist: Eine Frage hätte ich da noch.“

    Er lächelte. „Du weißt, du kannst mich alles Fragen.“

    Sam strahlte. „Glaubst du wir kriegen das hin?“

    Er reckte sich zu ihr hoch und zog sie nach unten.

    „Meine Großmutter pflegte immer zu sagen: ‚Kommt Zeit, kommt Rat’, aber ich denke, den Satz kennst du sicher.“

    „Allerdings“, sie legte sich auf ihn und küsste ihn innig.

    „Das schaffen wir Sam, glaub mir.“

    Beide küssten sich nochmal, bevor sie langsam aus dem Bett aufstanden und dem Tag gemeinsam entgegensahen.





    And I'm still waiting for the rain to fall
    pour real life down on me
    cause I can't hold on to anything this good
    enough
    am I good enough
    for you to love me too?

    So take care what you ask of me
    cause I can't say no



    ENDE

    Geändert von JAY (01.11.2007 um 13:17 Uhr) Grund: Signatur ausgeblendet.

  11. #31
    Major General Avatar von Kris
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    Standard

    Autor: Kris
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    Kategorie: Humor
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    Titel: Geheime Leidenschaften
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    Kommentar: In Folge 2.8 „Conversion“/Die Verwandlung“ gab es eine gewissen Unterhaltung zwischen Weir und Caldwell, in der es um Computerspiele ging und ihre vergebliche Verbannung von den Computern der Daedalus. Dies inspirierte mich zu nachfolgender Geschichte.

    Angesiedelt ist die Geschichte zwischen Folge. 1.2 „Hide and Seek“/”Dunkle Schatten” und 1.3. „38 minutes/ 38 Minuten“
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    Betaleser: /
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    Rating: PG
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    Spoiler 
    „Nein!“ gellte ein Schrei durch den Raum. „Sagen Sie nicht, dass die letzten zwei Stunden Arbeit für die Katz' waren!“
    Rodney McKay sprang auf und umrundete forsch den Tisch, um nachzusehen, warum seine Assistentin plötzlich so entsetzt dreinblickte. „Wir haben die Simulation doch schon einmal durchlaufen lassen, und da war noch alles in Ordnung. Was wir jetzt brauchen, sind Vergleichswerte! Was ist jetzt schon wieder los?“
    Mit einer hastigen Bewegung stellte der Kanadier den Kaffeebecher auf dem Tisch ab und zog den Laptop mit einem heftigen Ruck zu sich hinüber. Miko Kusanagi, die Wissenschaftlerin japanischer Abstammung, quietschte erschreckt auf und fing das Plastikgefäß auf, noch ehe es umfallen und den restlichen Inhalt über ihren Kittel ergießen konnte.
    Der Kanadier beugte sich angespannt über den Bildschirm und studierte die Anzeigen. Dann tippte er hektisch auf der Tastatur herum. „Da stimmt tatsächlich etwas nicht. Aber was kann die Unterschiede verursacht haben? Woher kommen diese seltsamen Abweichungen?“ murmelte er und wandte sich dann langsam der dunkelhaarige Frau mit der großen Brille zu.
    Seine Augenbrauen senkten sich drohend. „Sie haben doch nicht etwa die Einstellungen verändert? Oder etwas aufgespielt, von dem ich nichts weiß?“
    Die ohnehin kleine und zierliche Asiatin wirkte plötzlich noch winziger. Man hatte das Gefühl, als wolle sie den Kopf zwischen den Schultern verstecken. Zitterte sie etwa auch noch wie Espenlaub?
    „Haben Sie?“ McKay Stimme nahm einen lauernden Unterton an. „Und was ist ohne mein Wissen...“ Er verzog das Gesicht. Besser er fand es selbst heraus.
    So widmete er seine volle Aufmerksamkeit wieder dem Bildschirm. Wie schon vor zehn Jahren funktionierte es noch immer mit der Alt- und der Tabulator-Taste zwischen den Fenstern hin und her zu schalten. Warum hatte er das nicht gleich getan?
    Und da war auch schon der Übeltäter...
    Der Kanadier schnappte nach Luft. Im ersten Moment war er nur verblüfft, so als könnte er nicht fassen, was er da auf dem Bildschirm sah. Zwar war die dort angezeigte Version wesentlich moderner und verspielter, aber die Urversion des Spiels kannte er noch aus seiner High-School und College-Zeit.
    „Wie zum Teufel kommt das auf den Rechner?“ zischte er wütend. „Tetris gehört nicht zu den Programmen, die Sie für Ihre Arbeit benötigen! Wenn Sie sich unbedingt beschäftigen müssen, während die Simulation läuft, dann nehmen Sie entweder ihren Rubik's Cube zur Hand - oder noch besser: Sortieren Sie den Papierkram auf dem Tisch oder katalogisieren Sie endlich die kleinen Artefakte aus der Kiste.“
    „Ich ... ich bitte vielmals um Entschuldigung.“ Tränen standen in den Augen der kleinen Wissenschaftlerin. „Dabei hat er mir versichert, dass das Spiel wirklich nicht stören würde“, versuchte sie sich zu verteidigen. „Es tut mir so sehr leid, ich...“
    „Das sollte es ihnen auch!“ Rodney McKay kam in Fahrt. „ Und wer ist eigentlich dieser ominöse ‚er’, hm, hm?“ Er schlug so heftig auf den Tisch, dass Miko Kusanagi erneut vor ihm zusammenzuckte, ihr rosafarbener ‚Hello Kitty’-Lieblingstift hoch hüpfte und über die Kante auf den Boden fiel. Tränen kullerten aus ihren Augen.
    Rodney schnappte empört nach Luft. Hoffte sie ihn damit besänftigen zu können?
    Nein, das war unmöglich! Da stattete die Regierung sie mit nagelneuen Hochleistungslaptops aus, die ihnen die Arbeit erleichtern sollten, und dann kamen doch tatsächlich einige Leute auf die dumme Idee, Dinge aufzuspielen, die nichts darauf zu suchen hatten.
    Er konnte es immer noch nicht fassen. Wer wusste schon, was der ein oder andere Expeditionsteilnehmer sonst noch alles nach Atlantis geschmuggelt hatte? Womöglich warteten modifizierte Versionen von „World of Warcraft“, „Final Fantasy Online“ oder anderen Multi-Player-Games nur darauf, aufgespielt zu werden, wenn das Netzwerk erst einmal stand und stabil genug war. Rodney schüttelte den Kopf. Er wollte sich gar nicht ausmalen, was das dann für die Arbeitsmoral bedeutete.
    Obwohl – wisperte er eine kleine diabolische Stimme in seinem Ohr – ein Spielchen in der Freizeit entspannt ungemein. In Maßen natürlich...
    Doch dann ermahnte er sich zur Ordnung und verwarf die wehmütigen Erinnerungen an die Spiele, die er sich gegönnt hatte, wenn er überhaupt nicht weiter gekommen war, oder die Programme erst nach Stunden durchgelaufen waren. So gut er konnte versuchte er das Kribbeln in seinen Fingern zu ignorieren. Er vermisste wirklich manchmal seine Playsta...
    Nein, er durfte nicht einmal daran denken. Er war schließlich keine zwanzig mehr, sondern fast doppelt so alt und ein anerkannter Wissenschaftler, der so einen Unsinn wie Computerspiele – zumindest offiziell - seit seiner Zeit im College nicht mehr anrührte.
    "Dr. McKay?" Eine Stimme, die er zwar kannte, die normalerweise aber nicht in das gewohnte Umfeld seines Labors passte, schreckte ihn aus seinen Gedanken.
    Er sah auf.
    Major Sheppard stand an seiner Seite und beäugte interessiert den Bildschirm. Sofort drehte Rodney diesen weg, so dass der Offizier nicht mehr sehen konnte, was sich darauf abspielte. Womöglich kam der hochgewachsene dunkelhaarige Mann dann auch noch auf dumme Ideen. Zuzutrauen war es ihm.
    „Ja, Major?“ erwiderte der Kanadier ruppiger als er eigentlich wollte.
    Sein Gegenüber zog eine Augenbraue hoch. In den Mundwinkeln zuckte es verdächtig, so als müsse er sich ein Grinsen verkneifen. Rodney hasste das, denn er wusste, was gleich kam.
    „Haben Sie einen Moment Zeit für mich, oder können Sie ihre immens wichtige Forschungsarbeit zur Zeit nicht unterbrechen?“ Sheppard reckte noch einmal seinen langen Hals, um auf den Bildschirm zu schielen, so dass Rodney kurzerhand den Laptop zuklappte.
    „Es kommt darauf an, was Sie von mir wollen, Major. Für Beschwerden oder Forderungen irgendwelcher Art bin ich im Moment nicht empfänglich.“
    „Okay...“ Sheppard blickte vorsichtig auf das zitternde Häufchen Elend. Dr. Kusanagi verschwand hastig unter dem Tisch, um ihren Stift aufzuheben. Dabei rutschte ihr ein kleiner Gegenstand aus der Tasche, den Rodney nicht richtig erkennen konnte, weil eines der Tischbeine dazwischen war.
    Major Sheppard beobachtete sie, dann zuckte er mit den Schultern und wandte sich wieder Rodney zu. „Nun, eigentlich wollte ich Sie nur fragen, wie es mit...“
    „Sir, ein Zwischenfall an der Waffenkammer!“, unterbrach ihn das Funkgerät, ehe er den Satz vollenden konnte. „Ich benötige dringend Ihre Hilfe.“
    Rodney wusste nicht, ob es Verärgerung oder Erleichterung war, die sich im Gesicht des Majors abzeichnete, als dieser sein eigenes Gerät aktivierte und antwortete: „Ja, Sergeant Bates. Ich komme sofort!“
    Dann blickte er noch einmal zu Rodney. „Na, dann bis später. Ich hoffe, wir kommen heute noch dazu, uns unter vier Augen zu unterhalten.“ Mit diesen Worten drehte er sich schon um und eilte mit langen schnellen Schritten hinaus.
    Rodney legte den Kopf schief. Der Major wollte ihn in einem Gespräch unter vier Augen etwas fragen? Einen Moment war er ratlos, dann wusste er es wieder. Sheppard hatte es also immer noch nicht aufgegeben, ihn für sein Außenwelt-Team gewinnen zu wollen. Rodney holte tief Luft. Wenn er ehrlich war mit sich war, dann hatte er schon selbst ein- oder zweimal erwogen, Sheppard auf das noch immer offenstehende Angebot anzusprechen.
    Auch wenn er damit Gefahren und Unannehmlichkeiten auf sich nahm.
    Denn manchmal wünschte er sich geradezu, sich nicht tagaus, tagein den üblichen Wahnsinn in seinem Forschungsbereich antun zu müssen. Da waren Dr. Kusanagis Versuche alles richtig zu machen, doch statt dessen brachte sie in ihrem Ungeschick alles mehr durcheinander. Er hasste es, dass Peter Grodin oder Radek Zelenka nicht einfach seine Wünsche klaglos umsetzten, sondern ständig mit Einwänden oder Verbesserungsvorschlägen ankamen, so als ob sie mehr Ahnung als er von der Vernetzung von antikischer und irdischer Technik hätten.
    Und nicht zuletzt war da Dr. Kavanaughs übliche Rechthaberei und Arroganz mit der er sich jedes Mal auseinander setzen musste, wenn er das andere Labor betrat. Dieser Mann verkannte absichtlich seine überlegene Kompetenz in ihren gemeinsamen Fachgebieten. Aber gut. Eines Tages...
    Rodney seufzte. Er musste zugeben, es schmeichelte ihn auch, dass sich jemand so hartnäckig um seine Mitarbeit bemühte und er nicht nur mit Murren und Zähneknirschen herangezogen wurde wie im SGC und von Samantha Carter. Nun, wenn der Major wirklich wollte, dann konnte er sich im Laufe des Tages ja eine Antwort überlegen. Bis dahin würde er Sheppard noch ein wenig zappeln lassen, als Rache für die vielen dummen aber nicht unbedingt immer witzigen Sprüche, die er sich schon von dem Offizier hatte anhören müssen.
    Ein Grinsen huschte über sein Gesicht, doch dann wurde er wieder ernst und setzte eine strenge Miene auf. Abrupt drehte er sich zu Dr. Kusanagi um, die den Laptop vorsichtig zu sich herangezogen und aufgeklappt hatte. Versuchte sie etwa das Spiel zu löschen? Zumindest geschlossen hatte sie es schon.
    Rodney entriss ihr den Rechner. „Einen Moment. Wir waren mit unserer Unterhaltung noch nicht fertig. Dr. Kusanagi, ich erwarte klare und direkte Antworten. Schießen Sie los...“
    „Es war Philipp Landon von den Technikern“, gab Miko Kusanagi leise zu. „Sie wissen doch, dass er gestern nach dem Crash meine Festplatte ersetzt und den Computer neu eingerichtet hat. Und dabei hat er mir auch gesagt, dass ich keine Angst wegen der Spiele haben müsse, sie würden keinen Schaden anrichten.“
    Davon hatte Rodney nicht viel mitbekommen, da er nur kurz im Labor gewesen war. Nun aber horchte er auf. „Der ... Spiele?“
    Miko Kusanagi schluckte und blickte verlegen zu Boden. Sie steckte die Rechte in eine der Kitteltaschen und spielte nervös mit einem kleinen länglichen Gegenstand darin herum. „Sudoku ... Backgammon ... Schach ... Mahjongg ... und ... Moorhuhn.“
    Der Chefwissenschaftler stöhnte gequält. „Moor-huhn?“
    Er hatte von diesem, schon einige Jahre altem, Spiel aus Deutschland gehört, aber nie mehr als Screenshots gesehen. Es war ein simples Ballerspiel, bei dem es darum ging Hühner mit Schüssen aus einer imaginären Jagdflinte aus dem Himmel zu holen und dabei Punkte zu sammeln. Angeblich hatten sich damit vor allem die Angestellten aus den Verwaltungen vergnügt. Und jetzt wollte seine Assistentin Miko Kusanagi damit herumspielen, die sonst keiner Fliege etwas zu Leide tun konnte? Da taten sich wirklich Abgründe auf, tiefe Abgründe.
    „Und das war alles?“ fragte er scharf.
    „Ja, mehr wollte ich nicht annehmen“, gab sie kleinlaut zu.
    „Oh, das ist sehr rücksichtsvoll von Ihnen, Dr. Kusanagi, wirklich! Rodney schnappte sich den Laptop nachdem er den Deckel geschlossen hatte. „Das werde ich höchstselbst überprüfen, zusammen mit Peter Grodin. Den wird es sicherlich auch interessieren, was seine Techniker so hinter seinem Rücken treiben.“
    Miko Kusanagi nickte gehorsam und dienstfertig. „Und ich werde derweil das Chaos auf dem Tisch richten und die Artefakte katalogisieren, wie Sie gesagt haben.“
    „Tun Sie das und lassen Sie Ihre Finger ja von den anderen Rechnern in diesem Raum, ist das klar?“
    „Ja, Doktor McKay.“
    Rodney schüttelte den Kopf und klemmte sich den Rechner unter den Arm. Als er das Labor verließ blickte noch einmal streng zurück. Dr. Kusanagi schrumpfte wieder in sich zusammen und machte sich hastig daran seinem Befehl Folge zu leisten.
    Es klirrte.
    Rodney rollte mit den Augen, ging aber nicht zurück.
    Stattdessen aktivierte er das Funkgerät. „Grodin, wo halten Sie sich gerade auf?“
    „Im Labor bei Generator zwei. Warum wollen Sie das wissen, Dr. McKay?“
    „Rühren Sie sich nicht vom Fleck. Ich habe dringend etwas mit Ihnen zu bereden!“
    Rodney beendete die Verbindung und machte sich auf den Weg. Es traf sich gut, dass sich der Cheftechniker in der Nähe eines dieser praktischen Transporter aufhielt und womöglich noch allein.
    Er war wirklich gespannt auf dessen Gesicht, wenn er ihm genüsslich von den Schandtaten seiner Techniker berichtete. Und dann gerade auch noch von Philipp Landon. Er hatte den unscheinbaren und ruhigen Mann mittleren Alters eigentlich für wesentlich vernünftiger und erwachsener gehalten. Andererseits war durchaus etwas an dem Sprichwort mit den stillen Wassern... Gerade die waren mit Vorsicht zu genießen.



    Rodney verließ den Transporter. Es war immer noch irritierend, sich der antikischen Technik auszusetzen, ohne genau zu wissen, wie sie eigentlich funktionierte. Und darüber dachte er jetzt auch besser nicht nach, sonst bekam er wieder Kopfschmerzen, Ausschlag oder Schlimmeres.
    Nur noch ein paar Schritte den Gang hinunter, dann war er im Generatorraum zwei. Wenn noch andere mit dem Cheftechniker zusammen gearbeitet hatten, dann musste Peter Grodin sie bereits weggeschickt haben. Er stellte gerade die Schilder mit den Todesdrohungen und ernsten Warnungen an ihren Platz zurück, die Rodney geschrieben und lächelte dabei sonderbar, so als amüsiere er sich über die übertriebene Vorsicht.
    Der Kanadier verzog das Gesicht. „Sie und ich wissen vielleicht, wie gefährlich die Generatoren sein können, aber ich bezweifle, dass sich andere Expeditionsteilnehmer - speziell das Militär - dessen bewusst ist.“
    „Auf wen spielen Sie da an? Etwa unseren Major Sheppard? Er hat sich sehr interessiert und verständig gezeigt, als ich ihm vor ein paar Tagen die Unterschiede der Naquadah- zu den üblichen Generatoren erklärte.“
    „Ach ja? Nun, das ist mir gerade der Richtige...“ Rodney beschloss sich dass zu merken und Sheppard von nun an genauer im Auge zu behalten. Es reichte schon, dass der Major von sich aus vorgeschlagen hatte, einen der Generatoren als Köder für das Schattenwesen auszulegen. Und nachdem das so wunderbar geklappt hatte, wusste man, ob dieser Mann dann nicht auch noch auf die Idee kam, einen weiteren als Bombe gegen irgendetwas oder wen zu missbrauchen?
    Diese Militärs kannte nur zwei Lösungswege – sich den Weg freizuschießen oder irgend etwas in die Luft zu jagen. Und dann ging es den Generatoren wie den zehn kleinen Negerlein. Aus neun wurden schnell acht oder sieben, und danach sahen sie alt aus. Denn fünf Generatoren waren mindestens notwendig, um den Betrieb der wichtigsten Bereiche in Atlantis aufrecht zu erhalten. Und sie liefen nicht ewig so störungsfrei...
    Aber halt – das war nicht der Grund für sein Anwesenheit!
    Rodney räusperte sich und stellte den Laptop auf einen der Tische. „Nun, ich wollte nicht nur nett mit Ihnen plaudern, sondern Ihnen eigentlich etwas ganz bestimmtes zeigen. Sehen Sie sich das bitte einmal ganz genau an, und dann sagen Sie mir, was Sie davon halten.“
    Das Gerät fuhr summend hoch.
    Grodin runzelte die Stirn. „Ist mit dem Gerät etwas nicht in Ordnung? Für die Wartung der Laptops in ihrem Bereich ist Landon zuständig. Warum wenden Sie sich nicht an ihn?“
    „Ich will doch nicht den Bock zum Gärtner machen.“ Rodney grinste böse und freute sich schon darauf, Grodin die Augen über seine Untergebenen zu öffnen. Er beugte sich über den Rechner und machte ein paar Eingaben. „Und ihm womöglich auch noch erlauben, die Spuren seiner Untaten zu beseitigen?“
    Er startete ein Programme und deutete er auf den Bildschirm.
    Musik erklang und eine nordenglische Moorlandschaft tat sich vor ihnen auf. Ein comicartig überzeichnetes Huhn tauchte vor ihnen auf und sah sie mit großen Augen unschuldig an.
    "Gock?"
    So sahen die Tierchen also aus? Lustig, wenn auch recht primitiv. Rodney verbarg sein Interesse hinter einer strengen Miene und betonte: „Halten Sie das hier vielleicht für einen Teil unserer Arbeit?“
    Peter Grodin blickte ziemlich verdutzt drein. Fast so wie das Moorhuhn, das nun den Kopf schieflegte und wieder einen Laut von sich gab:
    „Go-Gock?“
    „Was ist das? Etwa ein...“ Grodin schluckte. „Pausenspiel?“
    Der Kanadier nickte bekräftigend. „Ja, ganz richtig. Und zwar eines der netten Spiele, die Simulationen stören und sich auf Arbeitsrechnern befinden, wo sie nicht hingehören.“
    „Eigentlich haben Sie damit recht“, meinte der Cheftechniker zögerlich. „Aber normalerweise kann bei einem verantwortungsvollem Umgang mit den Spielen nichts passieren.“
    Rodney rieb sich ein Ohr. Hörte er da richtig?
    „Sie heißen das gut? Nehmen Sie etwa Ihren Techniker auch noch in Schutz?“
    „Nein, natürlich nicht.“ Grodin sah ihn empört an. „Was denken Sie von mir? Mir gefällt auch nicht, dass Spiele unkontrolliert aufgespielt und während der Arbeit benutzt werden. Das ist mehr als bedenklich, weil es später durchaus das Netzwerk stören kann. Wenn ich davon erfahren hätte, hätte man darüber reden können.“ Er holte tief Luft. „Denn es ist ja auch erwiesen, dass Spiele durchaus eine entspannende und die Konzentration fördernde Wirkung haben.“
    "Gock? Go-GOCK!"
    Rodney schnappte nach Luft und erdolchte das Moorhuhn mit Blicken, ehe er das Programm kurzerhand schloss. Diesen Kommentar hätte es sich auch sparen können.
    „Das ist nicht der Punkt.“
    Rodney lenkte ein, ehe er sich selbst noch verplapperte und schüttelte nervös die Hände, um das Zucken in seinen Fingern los zu werden.
    Die ein oder andere Konflikt- und Wirtschaftssimulation hatte ihm schon manchmal bei der Lösung von mathematischen oder physikalischen Problemen geholfen. Und wenn er nur wüsste, wie das Ballerspiel hieß, mit dem er in Russland seine Frustration abgebaut hatte, dann hätte er vielleicht in Erwägung gezogen, es mitzunehmen.
    Aber jetzt und hier sprach er hochoffiziell vom Chef einer Abteilung zum anderen und musste sein Gesicht wahren.
    Deshalb deutete er mit einem Wedeln seines Fingers auf das Verzeichnis und erklärte mit ernster Miene: „Ich persönlich werde die Spiele von Dr. Kusanagis Rechner entfernen, sorgen Sie gefälligst dafür, dass Landon - oder sonst jemand, die nicht noch einmal bei ihr aufspielt.“
    Peter Grodin sah ihn schief an und nickte dann. Versuchte der etwa auch nicht zu grinsen? „Ich werde meinen Leuten ins Gewissen reden. Tun Sie das aber auch bei Ihren, denn ich denke, das hier beruht auf Gegenseitigkeit. Und anders geht es wohl nicht, um den Frieden zu wahren.“
    „Oh, das werde ich“, bekräftigte Rodney. „Und wie!“
    Es ärgerte ihn ein wenig, dass Grodin nicht ganz so kleinlaut geworden war, wie er sich erhofft hatte. Und jetzt war er neugierig auf das geworden, was er auf den Rechnern der anderen Wissenschaftler seiner Abteilung so vorfinden würde. Lust darauf, jemanden wie Kavanaugh zur Schnecke zu machen hatte er schon seit ein paar Tagen. Und vielleicht ergab sich ja jetzt die Gelegenheit dazu.
    „Gut, dann werde ich jetzt meiner Arbeit nachgehen. Entschuldigen Sie mich Dr. McKay.“ Grodin nahm seine Geräte auf und verließ den Raum. Rodney überlegte ihm zu folgen, dann fiel ihm aber noch etwas anderes ein.
    Er machte es sich auf einem Stuhl bequem und ging die Verzeichnisstruktur durch. Immerhin hatte ihn die Kusanagi nicht angelogen. Er fand nur das, was ihm direkt aufgefallen war, und das war schnell markiert. Doch als er auf die Enter-Taste drücken wollte, um den Löschvorgang zu starten, hielt er inne.
    ‚Warum Beweismittel vernichten, wenn man es noch brauchen kann?' Und ihn interessierte das deutsche Spiel. Nur zu Forschungszwecken natürlich. Und um zu wissen, was er vor sich hatte, wenn er wieder jemanden dabei erwischte. Also war es doch nur recht und billig, wenn er sich eine Kopie zog und sie in seinem Raum aufbewahrte.
    Gedacht und getan. Er brach den Vorgang ab. Schnell war der eigene USB-Stick gezückt und das entsprechende Verzeichnis darauf kopiert. Dort nahm es einen verschwindend kleinen Teil an Speicherplatz ein. Und es würde nicht auffallen, wenn er in seiner Freizeit die Sachen genauer unter die Lupe nahm. Die meisten dieser simplen Spiele für Zwischendurch funktionierten schließlich auch, ohne sie gleich auf den Rechner aufzuspielen.



    Für einen Moment herrschte Stille im Raum. Rodney ließ seinen Blick über die Anwesenden schweifen. Drei von ihnen beugten sich angestrengt über ihre Laptops und machten hastige Eingaben. „Nun, da diese Sache geklärt ist, hoffe ich, dass ich so etwas nie wieder erleben muss! Ich werde beizeiten noch einmal einen Blick auf ihre Rechner werfen, um nachzusehen, ob Sie sich an meine Anweisung halten. Haben wir uns verstanden?“
    „Natürlich, was denken Sie von uns“, erwiderte Dr. Kavanaugh mit vorwurfsvoller Stimme und funkelte ihn verärgert an. „Schließlich sind wir hochgebildete und vernünftige Menschen, die sich nicht wie übermütige kleine Kinder benehmen müssen, wenn sie ein neues Spielzeug entdeckt haben.“ Den letzte Teil des Satzes sprach er mit einem süffisanten Unterton.
    Rodney beschloss die Spitze gegen seine nur ein paar Tage zurückliegenden Eskapaden mit dem Antikerschild zu ignorieren und wandte sich Dr. Zili ... Zalo – na jedenfalls dem kleinen Tschechen zu, dessen Namen er sich immer noch nicht merken konnte. Der lächelte ihn freundlich und offen an. „Das ist doch selbstverständlich, Dr. Mac Kay.“
    Rodney blieb skeptisch. Gerade diesen beiden hatte er nichts nachweisen können. Entweder hatten die beiden ihre Untaten zu gut vor einer oberflächlichen Untersuchung verborgen, oder sie waren - was er einfach nicht glauben mochte - tatsächlich unschuldig.
    „Gut, dann haben wir uns verstanden!“ knurrte er und musterte diejenigen, die nicht so raffiniert gewesen waren, scharf.
    Kavanaugh murmelte etwas, aber Rodney verzichtete darauf ihn noch einmal anzusprechen. Er brauchte seine schlechte Laune für jemand anderen. „Nun entschuldigen Sie mich, meine Damen und Herren. Bis nachher in der Statusbesprechung.“
    Er verließ Den Raum. Leider hatten die Ertappten zu schnell klein bei gegeben und ihre Spiele sofort freiwillig gelöscht, so dass es immer noch in ihm kribbelte. Mehr denn je war ihm danach, dem Richtigen eine Standpauke zu verpassen.
    Er musste ihn nur finden.



    Schon ein paar Minuten später entdeckte er die gesuchte Person im Lagerraum, der an die Labors angrenzte und von den Technikern auch als Werkstatt benutzt wurde.
    Philipp Landon beugte sich angestrengt über einen Laptop und tippte eifrig etwas in die Tastatur. Er schien sein Kommen nicht bemerkt zu haben. Umso besser. Dann konnte er nichts verschwinden lassen.
    Erst als sich der Kanadier direkt hinter ihn stellte und den USB-Stick aus dem dafür vorgesehenen Anschluss zog, zuckte Landon heftig zusammen und drehte sich halb um. Auf seinem Gesicht vermischten sich Überraschung und Entsetzen.
    ‚Ah, auf frischer Tat ertappt. Um so besser!' triumphierte Rodney in Gedanken. ‚Mal sehen, was er mir zu sagen hat.' Er musterte interessiert den blinkenden Bildschirm und das Chaos auf dem Tisch vor dem Techniker. Was lag da eigentlich unter den Handbüchern und dem Klemmbrett?
    Er schob Landons Hand zurück und griff nach der schmalen Mappe, die halb unter den anderen Gegenständen verborgen hatte. Mit einem Ritsch war der Reißverschluss geöffnet und er konnte den Inhalt sichten.
    Seine Miene verfinsterte sich, als er die Aufschriften auf den gebrannten DVD’s und CD’s las. Innerlich jedoch strahlte er bei jeder Scheibe mehr.
    „Mr. Landon, das sind nicht unbedingt Programme, die für unsere Arbeit notwendig sind. Wenn Sie mir nicht einen guten Grund nennen, warum Sie diese Spiele hier herumliegen haben, dann muss ich Sie leider Mr. Grodin und Dr. Weir melden. Und das gibt in Ihrer Akte mit Sicherheit mehr als nur einen dicken Verweis.“
    Was murmelte Landon da? Fluchte er etwa vor sich hin?
    Umso besser.
    Es gefiel Rodney, dass Peter Grodin seinen Untergebenen noch nicht zusammengestaucht hatte, denn dann hätte der das Beweisstück in seiner Hand bestimmt so offen liegen und sich bei neuerlichen Taten erwischen lassen.
    Ja, Landon sollte richtig schön ins Schwitzen geraten. Der Kanadier genoss es, wie sich der Mann unter seinem Blick wand und verzweifelt nach einer Antwort suchte, um sich zu rechtfertigen.
    Immerhin hatte er da eine recht stattliche Sammlung von neueren und älteren Spielen als aller Herren Länder in der Hand. Rodney entdeckte auch das ein oder andere, bei dem er schon länger überlegt hatte, es sich zu besorgen, aber niemals die Gelegenheit dazu gekommen war, weil er gerade mitten in einem Projekt gesteckt hatte.
    „Ähem, Dr. Mc Kay, das ist schwierig zu erklären ... jedenfalls ... die S-Spiele sind für die Freizeit oder die P-Pausen da. Zur E-Entspannung und E-Erholung. Es sind nur solche, die A-Arbeitsergebnisse nicht beeinflussen können. W ... ich w-wollte ... keinen S-Schaden, damit ...“, stammelte Landon und wischte sich mit der Hand über die Stirn. Er wirkte sichtlich nervös und angespannt. „K-können wir nicht n-noch einmal darüber r-reden?“
    „Eigentlich nicht.“ Rodney Miene wurde noch finsterer. „Ein kleines und angeblich harmloses Spiel namens Tetris hat unsere Arbeit an den Simulatoren für die Funktionen der Stadt um mehrere Stunden – vielleicht sogar Tage! - zurückgeworfen.“
    „Oh, ja ... d-das ist sehr ä-ärgerlich...“
    „Ach, was Sie nicht sagen...“ Rodney schloss die Mappe und wog sie in der Linken, während er dem Techniker mit der Rechten vor dem Gesicht herumwedelte. „Ich möchte nicht, dass das noch einmal vorkommt, haben sie verstanden?“
    „J-ja.“ Der Mann folgte seinem Zeigefinger wie eine hypnotisierte Schlange und begann zu schielen. „Genauso wenig will ich erleben, dass andere Arbeit dadurch behindert wird. Wenn ich noch einmal mit einem solchen Vorfall konfrontiert werde, dann kriegen Sie wirklich ernsthaft Ärger, haben wir uns verstanden?“
    „N-natürlich, D-Dr. McKay.“ Philipp Landon schnappte nach Luft. Noch immer wich er Rodneys Blick aus, aber in seinem Gesicht arbeitete es. Wann würde er endlich begreifen.
    Ah, vielleicht jetzt?
    Rodney grinste in sich hinein.
    Wenn der Mann immer eine so lange Leitung besaß, wunderte ihn gar nicht, warum Peter Grodin ihm diese Arbeit zugewiesen hatte. „J-ja, ich d-denke, das wird k-kein P-Problem sein.“ Landon sah zwar immer noch aus wie ein geprügelter Hund, aber nun malte sich Erleichterung in seinen Zügen ab.
    Na endlich hatte er kapiert.
    „Das hier behalte ich aber trotzdem. Für alle Fälle - haben wir uns verstanden?“
    Der Techniker nickte eifrig, während Rodney den Reißverschluss wieder zu zog und sich umdrehte. Nach ein paar Schritten warf er noch einmal einen strengen Blick zurück. Landon hatte sich nicht vom Fleck gerührt. Erst als ihn der Chefwissenschaftler darauf aufmerksam machte, drehte er sich um und beugte sich wieder über den Tisch.
    Der Kanadier zeigte sich zufrieden. Er beschloss, einen Abstecher zu seinem Quartier zu machen, denn nicht jeder musste ihn mit der Mappe in der Hand sehen, schon gar nicht die schwatzhaften Klatschbasen aus Kavanaughs Labor. Und dann galt es, die Schäden des Tages zu beseitigen. Natürlich hatte er gegenüber Landon übertrieben. Die Simulation lief bereits wieder, und diesmal besser als vorher, dafür hatte ein einfacher Neustart des Programms gesorgt.



    Es war schon spät in der Nacht, als sich die Tür zu dem Quartier öffnete, das sich zwei Techniker seit der Ankunft in der uralten Stadt teilten.
    Philipp Landon richtete sich blinzelnd auf, als sein Kollege Williams eines der größeren Lichter anschaltete und blickte einen Moment benommen auf den flimmernden Bildschirmschoner vor sich, ehe er aufsah.
    Mit einem unwilligen Grunzen bewegte er die Maus und fluchte, als er rot blinkende Zeichen vor sich sah. „Mist, jetzt kann ich den ganzen Level noch einmal wiederholen, weil ich nicht abgespeichert habe.“ Er holte tief Luft. „Du kommst aber verdammt spät, Samuel. Es ist schon nach Mitternacht.“
    „Ich weiß.“ Der andere gähnte und streckte sich. „Aber ich musste noch ein paar Sachen einsammeln und an ihren Platz zurückbringen. Und das war nicht so einfach, da einige Leute die Leihgabe nicht mehr herausrücken wollten und erst gar nicht aus dem Schlaf zu holen waren.“
    Dann setzte er sich auf sein Bett und sah Landon ernst an.
    „Wir waren in den letzten Tagen zu übermütig, Phil. Major Sheppard ist uns auf die Schliche gekommen und hat mich heute im Büro besucht. Er sagte, Masterson hätte ihn auf den Verlust von übermäßigen USB-Sticks und Rohlingen aufmerksam gemacht. Und ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, er wusste noch etwas mehr.“ Williams verzog das Gesicht. „Manchmal könnte ich diesen Pedanten in hohem Bogen in den Ozean kicken. Der hat doch tatsächlich die Bestände in meinem Bereich gezählt, obwohl ich ihn mehrfach drum gebeten habe, das nicht zu tun. Aber wenigstens war er so fair, den Richtigen zu kontaktieren und nicht gleich Aufheben drum zu machen. Jetzt wird er nichts mehr zu meckern haben. Die vier oder fünf Sticks und die zehn Rohlinge, die ich nicht mehr zurückbekam, habe ich kurzerhand mit Materialdefekt ausgebucht.“
    „Bist du nicht vor Dr. Weir zitiert worden?“ Philipp Landon schluckte und blickte besorgt drein. „Wenn das so weit kommt, dann...“
    Doch Williams beruhigte ihn. „Nein. Da war der Major ziemlich kulant. Er hat nur gemeint, dass ich mich nicht mehr erwischen lassen solle. Er könne nicht allzu oft das Auge zudrücken. Ich glaube, der hat irgendwie mitgekriegt, was wir hier treiben, ich weiß nur nicht wo. Der Mann ist um einiges klüger als er sich gibt.“ Er grinste. „Ah ja, er bat mich, dir zu sagen, dass du baldmöglichst nach seinem Rechner schauen sollst. Irgendwas scheint damit nicht zu stimmen...“ Er kniff seinem Freund ein Auge. „Du weißt, was er damit meint?“
    „Äh... Ich denke schon...“ Landon brauchte einen Moment um zu begreifen. „Was meinst du könnte den Major interessieren? Warte mal, ich habe da noch irgendwo einen Flugsimulator, glaube ich...“ Er verstummte plötzlich und biss sich auf die Lippen. Sein Lächeln erlosch „Da ist noch was. Ich muss dir gestehen, dass ich auch Ärger hatte. Dr. McKay stand plötzlich hinter mir und wirkte nicht sehr begeistert ...“
    „Oh, Scheiße...“
    „Ja, das dachte ich zuerst auch. Er hat wie üblich auf seine nette Art gemeckert und gedroht“, gestand Landon. Dann jedoch hellte sich Gesicht wieder auf. „Aber ich hatte Glück. Er hat den Köder geschnappt, den ich für ihn ausgelegt habe.“
    „Du hast was?“ Williams schnappte nach Luft.
    "Glücklicherweise hatte mir Grodin schon vorher die Leviten gelesen, so dass ich gewarnt war, und dem Kanadier was vorspielen konnte. Na ja, er hat mein Gestotter geschluckt und die Mappe mitgenommen - so wie es geplant war.“ Landon lehnte sich zurück und legte die Hände auf den Tisch. „Ins Schwitzen gekommen bin ich trotzdem. Der Versuch, den Doc zu bestechen, hätte ja auch gehörig schiefgehen können. Ich bin mir sicher, Kavanaugh hätte sich nicht ködern lassen. Jedenfalls weiß ich jetzt, bei wem ich vorsichtig sein muss. Die Kusanagi kriegt so schnell nichts mehr von mir. Denn durch ihre Dummheit ist alles herausgekommen.“
    Sein Freund verzog das Gesicht. „Das habe ich dir doch gleich gesagt. Bei der Dumais und den anderen aus Kavanaughs Labor war es kein Problem. Die haben gelernt, die Klappe zu halten und vorsichtig zu sein. Aber die Kusanagi? Die zieht durch ihr Ungeschick das Unheil magisch an. Was die in den Labors schon alles angestellt hat...“ Mit einem verächtlichen Schnauben sprach er weiter. „Die Dumais ist jedenfalls froh, wenn Major Sheppard ab und zu mal vorbeikommt und die größeren Gegenstände initialisiert, denn das funktioniert dann fehlerfrei.“ Er schüttelte den Kopf. „Dass die überhaupt mitgenommen wurde, wundert mich, aber die Chefs werden schon ihre Gründe gehabt haben.“
    Dann gähnte er. „Wollten Grodin und McKay mehr gegen uns unternehmen?“
    „Ersterer hat vorgeschlagen, später ein Laufwerk allein mit Spielen einzurichten, damit die Wissenschaftler nichts mehr auf ihren Rechnerinstallieren müssen und dennoch hin und wieder spielen können. So lange sollten wir vorsichtig sein und nichts mehr an andere Leute weitergeben. Und McKay? Na ja, der hat mich gewarnt, dass er einen weiteren Verstoß melden würde und wolle es jetzt erst einmal dabei belassen.“ Landon rieb sich das Gesicht und gähnte. „Ich glaube, wir sind heute also noch einmal mit einem blauen Auge davon gekommen.“
    Williams grinste. „Siehst du, dann hat meine Idee, die richtigen Leute zu bestechen, doch etwas genutzt.“
    „So sieht es wohl aus.“ Philipp Landon grinste. „Aber das hätten sich die Verantwortlichen im Stargate Center eigentlich denken können. Denn wer kommt in unserer Generation auf Dauer noch ohne seine Computerspiele aus, wenn er nicht gerade unter den Amish oder im hintersten Winkel der Welt aufgewachsen ist? Und wenn es nur Solitär und Schach sind. Das ist vergleichbar damit, einen Junkie auf Entzug zu setzen. Denn wie heißt es so schön...“
    „... stelle dich niemals zwischen ein Genie und sein Computerspiel“, fügte Williams leise kichernd hinzu. „Und ich denke, daran wird sich nichts ändern, selbst wenn wir jemals wieder Kontakt mit der Erde bekommen sollten.“

  12. #32
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    Standard

    Autor: Antares
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    Kategorie: Ship
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    Titel: Träume und Alpträume
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    Kommentar: Ein Gespräch über Träume und Alpträume führt zu ganz unvorhergesehenen Erkenntnissen …
    (Die Story war ursprünglich deutlich länger, doch um die geforderte Wortzahl nicht zu überschreiten, habe ich den größten Teil der Einleitung „rausgeworfen“. Für die Überarbeitung habe ich drei, vier Stunden gebracht, an der gesamten Story habe ich etwa 14 Tage geschrieben.)
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    Betaleser: Astra
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    Rating: PG-13, Slash
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    Wortanzahl: 5464


    Spoiler 
    Nach einem sehr langen und leider auch sehr langweiligen Vortrag über Goa’uld-Traumgeräte, gönnte sich das SG-1 Team noch einen gemütlichen Tagesausklang beim Chinesen.
    „Dr. Lee hat sich mal wieder selbst übertroffen“, spottete der Colonel. „Wenn ich die Traum-Teile nicht schon vorher gekannt hätte, wäre ich nachher auch nicht viel schlauer gewesen.“
    „Das mag auch daran liegen, O’Neill, dass du etliche Bilder der Präsentation nicht gesehen hast, weil du die Augen geschlossen hattest“, stellte Teal’c trocken fest.
    „Ach, komm schon, Teal’c“, verteidigte sich O’ Neill. „Wir haben das beschissene, kleine Mistteil vor nicht ganz vierzehn Tagen live in Aktion gesehen. Wir haben keine zehn Meter entfernt davon in einem Lieferwagen gehockt und wissen genau, was so ein verfluchter Goa damit alles anstellen kann. Und besonders Daniel kann sicher hundert Mal besser als Dr. Lee beschreiben, wie es sich anfühlt, wenn einem damit in den Träumen herum gepfuscht wird!“
    Teal’c überdachte das einen Moment, dann meinte er: „Du hast Recht, O’ Neill.“
    „Cool!“ Jack grinste erfreut.

    „Was mich interessieren würde, ist: welches ist der schlimmste Alptraum, den ihr je hattet?“ Daniel schnappte sich ein Frühlingsröllchen und wartete.
    Als keiner antworteten wollte, begann Teal’c: „Die schlimmsten Alpträume habe ich verspürt, als ich drei Tage lang meinen Symbionten mit Master Bra’tac geteilt habe.“ Er erzählte ihnen von seinen furchteinflößenden Wahnvorstellungen und sie waren von der absoluten Aufrichtigkeit in den Worten des Jaffa tief beeindruckt.

    Die Bedienung brachte die Hauptgerichte und dieser Moment der Ablenkung reichte, so dass Sam, als Daniel sie auffordernd anschaute, nur ungeschickt in ihrem Essen herumstocherte und dann etwas Unzusammenhängendes von tanzenden Bananen erzählte. Jacks Augenbrauen wanderten ungläubig immer höher und er wunderte sich stumm, was Freud aus dieser Antwort gemacht hätte und was die phallischen Früchte wohl über ihren neuen Freund Pete aussagten.

    Er wandte sich an Daniel: „Und, was wollen uns deine Träume sagen?“
    Daniel hatte er für einen Moment den verrückten Gedanken, was wohl passieren würde, wenn er mit der Wahrheit herausrückte? Wenn er seinen Freunden gestehen würde, dass er wieder und wieder davon träumte, heißen, umwerfenden Sex mit seinem Teamführer zu haben? Für eine Sekunde war die Versuchung fast unwiderstehlich, doch dann siegte der gesunde Menschenverstand und er entschloss sich, mit einer anderen, harmloseren Wahrheit herauszurücken.
    Er zuckte mit den Schultern, bediente sich noch einmal an der Pekingente, während er antwortete: „Ich habe schon ein paar Mal davon geträumt, nackt durch das Stargate zu treten. Die Marines im Torraum fallen daraufhin alle sofort um und…“
    „Kein Wunder“, murmelte Jack halb zu sich. Als Sam ihm einen erstaunten Blick zuwarf, erklärte er mit einem übertrieben breiten Grinsen flüsternd: „Nackter Daniel.“

    „Ich habe dich gehört, Jack“, meinte Daniel und spürte zu seinem absoluten Horror, wie er bei diesen Worten aus Jacks Mund leicht rot wurde. Er blickte rasch zu Sam und musste mit einem genervten Kopfschütteln zur Kenntnis nehmen, dass auch sie jetzt ein sehr wissendes Lächeln aufsetzte. Er war längst nicht so naiv, wie er in diesen Dingen manchmal tat und wusste genau, dass Janet, Sam aber auch die Schwestern in der Krankenstation ihre männlichen Patienten und Kollegen durchaus manchmal auf ihre Vorzüge und Attribute gnadenlos durchhechelten.

    O´Neill war begeistert von Daniels Reaktion und schlug ihm freundlich auf die Schulter. „Kein Grund, verlegen zu sein, Dannyboy. Wir alle haben unsere geheimen Wünsche.“
    „Das ist nicht mein geheimer…“, begann Daniel empört. Doch als er die grinsenden Gesichter seiner Freunde sah, änderte er seine Taktik. „Sag uns lieber, was dein schlimmster Alptraum ist, Jack!“
    „Dass ich Hammond auf die Glatze küsse“, antwortete Jack prompt.
    Zu prompt, wie Daniel fand. So, als ob er sich seine Antwort schon lange im Voraus zurecht gelegt hätte. Deshalb beschuldigte er ihn: „Du hast gemogelt, Jack!“
    „WAS? Ist der Traum nicht … schrecklich genug für dich? Was soll ich denn sonst noch gestehen?“
    So gefragt hätte Daniel schon eine Antwort parat gehabt, doch wieder suchte er den ungefährlichen Weg und meinte nur: „Nichts.“

    ***********

    Gegen zehn beendeten sie ihr Essen und Sam brachte Teal’c zum Mountain zurück. Als Jack und Daniel bei ihren Autos ankamen, lehnte Daniel sich nachlässig gegen die Fahrertür, während Jack in verschiedenen Hosen- und Jackentaschen nach dem Autoschlüssel suchte.

    „Sag mal, Jack, was war das Schlimmste an deinen Alptraum?“, fragte Daniel leichthin.
    „Bist du immer noch damit zu Gange?“, erkundigte er sich ungläubig.
    „Ja, bin ich. Also was?“
    Flapsig meinte Jack: „Die Wahrheit?“
    „Falls du das zustande bringst“, erwiderte Daniel spitz, dem es nicht gefiel, dass Jack ihn nicht ernst nahm.
    „Hey, sei nicht so schnippisch! Carter war ja auch nicht gerade ... mitteilungsfreudig!“
    „Was? Du glaubst ihr nicht, dass sie von langen, wohlgeformten Bananen träumt?“, erkundigte sich Daniel grinsend.
    „Daniel!“ Jack hätte sich beinahe an seinem Lachen verschluckt, fühlte sich dann aber genötigt, nicht ganz aufrichtig, hinzuzufügen: „Wir sollten keine so abwertenden Bemerkungen über ein Teammitglied machen.“
    „Stimmt. Hammond küssen ist auch nicht besser“, gestand ihm Daniel zu. „Also, was war das Alptraumhafteste daran?“

    Jack fand, dass Daniel gerade nervend wie zu seinen besten Zeiten war, irgendwie hatte er gehofft, dass Oma Desala ihm diesen Charakterzug abgewöhnt hätte. Aber das war wohl sogar von einer Antikerin zu viel verlangt, und so fragte er herausfordernd und leicht hochmütig: „Habe ich mit irgendeinem Wort zu verstehen gegeben, dass es ein Alptraum war?“
    „Du … hast … was für … Hammond … übrig??“, stotterte Daniel dermaßen perplex, dass ihm nicht auffiel, wie absurd die Frage eigentlich war.
    „Daniel!“ Jack lachte laut auf, als faszinierte Abscheu in Daniels Augen schimmerte.
    Plötzlich sah Jack den Weg, auf den ihn sein Unterbewusstsein geführt hatte. Denn wenn er den Hammond-Teil abstritt, blieb wohl nur noch der Kuss-Teil übrig. Und dazu wollte er eigentlich lieber nichts sagen. Wie hatte es der verflixte Archäologe eigentlich schon wieder geschafft, ihn so in die Zwickmühle zu manövrieren? Einerseits wollte er keineswegs als engstirnig und kleinkariert dastehen, aber andererseits …

    „Angst, meine Frage zu beantworten?“, stichelte Daniel, als so gar nichts kam und grinste den Colonel spöttisch an.
    „Ich habe keine Angst!“, protestierte Jack denn auch gleich wie auf Knopfdruck und machte einen Schritt auf Daniel zu.
    Angst? Er doch nicht! Jedenfalls nicht im herkömmlichen Sinne und schon mal gar nicht vor
    Jemandem, der am liebsten im Sand spielte! Es gab nur eine Sache, die ihm im Zusammenhang mit Daniel einen riesigen Schrecken versetzte …

    Es war vor einigen Monaten, kurz nach Daniels Rückkehr, passiert. Mein Gott, was hatte es ihm für einen Hitzeschub und vor Aufregung zitternde Hände verschafft, als ihm bewusst geworden war, dass er nach einer fast missglückten Mission, Daniel nicht nur gemustert hatte, um zu sehen, ob er unverletzt war, sondern dass ihm gleichzeitig durch den Kopf geschossen war, was für einen attraktiven Körper sein sehr männlicher Freund hatte! Nach all den Jahren niemals ernsthaft in Frage gestellter Heterosexualität und deutlich zur Schau getragener Macho-Haftigkeit, konnte das einfach nicht sein! Im Zusammenhang mit Daniel an körperliche Attribute zu denken, war wirklich das Letzte, was er brauchen konnte! So war er unzusammenhängendes Zeug murmelnd aus der Umkleide gestürzt, um nicht länger dem Anblick von Daniels Hintern ausgesetzt zu sein, obwohl es in seiner Seele weiterrumorte.

    Aber daran würde er jetzt nicht denken. Keine Sekunde. Ganz bestimmt nicht. Daniel, Jeans und Hintern war kein Gedankengang, der jetzt hilfreich war. So wiederholte er großspurig noch einmal: „Ich habe vor nichts Angst!“ und zwang sich, Daniels ruhigem und forschendem Blick standzuhalten.
    „Hast du schon mal einen Mann geküsst, Jack?“
    „Warum?“ Sah er etwa so aus? Oder so, als ob er es gerne täte? Sein Herzschlag beschleunigte sich.
    „DU hast doch von dem Kuss angefangen, nicht ich. Da habe ich mich gefragt …“
    „Was gefragt?“ Jack wurde leicht unruhig.
    „Ob du es mal probieren willst?“, antwortete Daniel. Oh, Mist, wann würde er endlich lernen, nicht immer alles loszuplappern, was durch seinen Kopf lief? Klar hatte er sich das schon seit Jahren gefragt, aber das war ja noch längst kein Grund, Jack das jetzt auch wissen zu lassen!
    „Ist das ein Angebot?“ Jack stand Daniel so nah, dass er spüren konnte, wie Daniels Atem schneller und aufgeregter wurde. Und damit seiner Atemfrequenz schon verdammt nahe kam, die sich bei dieser Frage ebenfalls dramatisch beschleunigt hatte.

    Daniel hätte mehr Leichtigkeit vorgezogen, das wurde ihm hier jetzt zu ernst. Denn wenn es Jack gar nicht gefallen würde, war es besser, sie konnten es beide als Scherz abtun. So sagte er betont leichthin: „Aber ja! Neue Erfahrung und so. Wir können dich doch nicht mit einer Bildungslücke weiterleben lassen.“
    Das einzig Vernünftige wäre es jetzt, auf Daniels Tonfall einzugehen und irgendetwas von „Bildung ist nicht so mein Ding“ zu faseln, um sich da ganz elegant wieder herauszuschlängeln. Aber Daniels nervöses Streichen seiner Hände über seine Hose und diese Lippen, die Daniel gerade mit seiner Zunge befeuchtete, ließen Jack alle Logik in den Wind jagen. Er würde erst Ruhe vor seinen verwirrenden Anwandlungen haben, wenn er sie aus dem System hätte. Wenn er ein für alle Mal geklärt hätte, dass das nichts für ihn wäre. Dass er es … abstoßend fand. Unnatürlich. Nichts für Männer wie ihn. Dann würde er sicher sein, dass Traum und Wirklichkeit nicht immer deckungsgleich waren und er könnte sich auf das sichere und gefahrlose Terrain der Träumereien zurückziehen.

    So sagte er zu Daniels absoluter Verwunderung: „Okay. Tun wir was für meine Bildung.“
    „Okay?“ Daniel spürte, wie sich ein schwerer Ball des Unwohlseins in seiner Magengegend bildete. Was hatte er sich nur bei diesem leichtsinnigen Vorschlag gedacht? Er konnte Jack nicht küssen! Ausgeschlossen! Auf gar keinen Fall! Wenn er es mit ganzem Herzen tat, dann würde Jack sofort wissen, was mit ihm los war. Und es nicht mit ganzem Herzen tun, das konnte er sich selber gegenüber auch nicht verantworten, denn vielleicht war das die einzige Gelegenheit, die er je haben würde!

    Jack bemerkte Daniels Zögern und versuchte, ihn in seinem Sinn zu beeinflussen: „Hey, so eine Gelegenheit kannst du dir doch nicht entgehen lassen!“ Er war sich sehr wohl des schlüpfrigen Bodens bewusst, auf dem sie beide unterwegs waren. Es war Wahnsinn, mit so etwas herum zu spielen! Wahnsinn, so etwas auch nur in Betracht zu ziehen! Doch gleichzeitig wusste er, dass Daniel der einzige Mann war, dem er genug vertraute, es anschließend nicht gegen ihn zu verwenden. Und die Tatsache, dass Daniel der einzige Mann war, der ihn überhaupt reizte, so etwas zu probieren, war natürlich auch nicht vernachlässigbar.

    Daniel wusste, dass er schon viel zu lange zögerte und je länger er es aufschob und nach Ausflüchten suchte, umso misstrauischer würde er Jack machen. Augen zu und durch war jetzt wohl die beste Devise. Das Problem war nur, dass er seine Augen partout nicht schließen konnte als er sich langsam vorbeugte und Jacks Gesicht immer näher kam. Es war wie ein Zwang, jede Einzelheit des geliebten Gesichts einzuscannen. Wie mit großen, gierigen Schlucken jedes Detail hemmungslos einzusaugen, ehe die Nähe sie undeutlich machte und verschwimmen ließ.

    Aber dafür gab es ja einen mehr als gleichwertigen Ersatz. Jacks Lippen unter seinen Lippen, etwas, das er schon seit Jahren unter „unerreichbar“ abgehakt hatte. Niemals hatte er einen Moment wie diesen für möglich gehalten und jetzt waren sie einfach so hereingestolpert. Daniel spürte das Blut in seinen Ohren pulssynchron rauschen und fürchtete, dass ihm schwindelig werden würde. Er streckte seine Hände aus und umfasste Jacks Oberarme, hielt sich daran fest und zog Jack dabei halb bewusst, halb unbewusst etwas näher.

    Jack war sich Daniels Nähe nur allzu gewahr. Er roch den kalten, abgestandenen Rauch in Daniels Haaren und spürte die Körperwärme des jüngeren Mannes, der sich jetzt an ihn lehnte. Dazu war er sich der Kraft bewusst, die in Daniels Griff lag; das deutlichste Zeichen, dass er gerade einen Mann küsste. Als Daniels Zunge begann, sich stetig zwischen seine Lippen zu drängen, wollte er für einen Sekundenbruchteil panisch: „Keine Zunge!“ rufen, doch dann wurde ihm gerade noch rechtzeitig bewusst, dass das lächerlich klang und nur zu einer weiteren Runde „Hast du etwa Angst?“ führen würde. Warum so etwas riskieren, wenn man es ganz einfach vermeiden konnte indem man einfach die eigene Zunge in Daniels Mund gleiten ließ?

    Überraschenderweise ließ Daniel das ohne Kommentar zu und Jacks Zunge strich neugierig an Daniels Zähnen entlang. Daniels eine Hand war in seinen Nacken gewandert und hielt ihn fest, so dass er dem folgenden Ansturm in seinen Mund nicht ausweichen konnte. Nicht, dass er unbedingt gewollt hätte. Jack hatte gerade große Mühe zu sortieren und herauszufinden, was er wirklich wollte.

    Denn in einem Punkt hatte er Recht gehabt: dieser Kuss entsprach keineswegs dem, was ihm seine vorsichtigen Tagträume vorgegaukelt hatten. Das waren nette, neckende Küsse gewesen, die ihn in keinster Weise auf die Dominanz, die zeitweilig in Daniels Vorgehen lag, vorbereitet hatte. Doch in einem anderen Punkt hatte er völlig Unrecht gehabt: er fand es ganz und gar nicht abstoßend oder so, dass es ihn ein für alle Mal von dem Wunsch Daniel zu küssen befreit hätte. Er stöhnte leise auf, als Daniel im nächsten Moment wieder nachgiebiger wurde und ihm die erneute Erforschung seines Mundes gestattete.

    Da Jack ihm nicht ausgewichen war, ja nicht einmal zurückgezuckt war, sondern jede seiner Bewegungen kopiert hatte und jetzt sogar leise seufzte, war Daniel entschlossen, die Gelegenheit bis zum Letzten auszukosten. Alle Rücksichtnahme beiseite lassend, schmiegte er sich enger an Jack, rieb sich gegen ihn, hielt Jack ständig in der Schwebe, da er laufend zwischen aggressiver Inbesitznahme und passivem Gewährenlassen wechselte. Daniel wusste nicht, was Jack sich unter einem Kuss mit einem Mann vorgestellt hatte, für ihn jedenfalls erfüllte sich gerade jeder seiner sehnlichsten Wünsche.

    Er änderte behutsam ein wenig seinen Stand, damit er andeutungsweise ein Bein zwischen Jacks Beine bringen konnte. Würde Jack ihn auf seine Erektion ansprechen, würde er einfach etwas von „automatischer Reaktion“ erzählen. Er lehnte seinen Körper so gegen Jacks, dass der an seiner Hüfte jetzt Daniels Erregung spüren musste.

    Da Jacks Verstand in anderen, neuen, überwältigenden Sinneneindrücken gefangen war, die von allen Seiten auf ihn einstürzten, dauerte es fast eine halbe Minute, ehe ihm die Bedeutung dessen, was er dort jetzt spürte, deutlich wurde. Das ließ ihn einen Moment den Kuss unterbrechen und aufgeregt nach Luft schnappen, doch wurde ihm schlagartig bewusst, dass er in einer ganz schlechten Situation für Vorwürfe war. Shit! Ob er es nun wahrhaben wollte oder nicht, er war genauso hart wie der Archäologe!

    Als wolle Daniel jeden Zweifel ausräumen, dass er es auch bemerkt hatte, bewegte er sich derart, dass die Reibung zunahm. Glitt an Jacks Bein ein wenig auf und ab, presste sich näher und brachte immer wieder noch ein bisschen mehr Reibungsfläche ins Spiel.

    Phantastische Reibung, die ein immenses Kribbeln in Jacks Unterleib erzeugte. Die seine Arme um Daniels Taille brachte, damit er ihn noch ein wenig fester halten konnte. Die seine Hand zögerlich bis auf Daniels Hintern herunter gleiten ließ, bis sie dort einen noch besseren Griff gefunden hatte. Er legte seine Stirn gegen Daniels Stirn, stöhnte in Daniels halbgeöffnete Lippen: „Oh, mein Gott“ und ließ sich wie hypnotisiert immer weiter in die kreisenden, stoßenden Bewegungen ziehen.

    Plötzlich ließ sie ein lauter, metallischer „Klick!“ erschrocken auseinander fahren.

    „Was…?“ Daniel schaute sich alarmiert und suchend um.
    „Mein Schlüsselbund“, beruhigte ihn Jack. Seinen kraftlosen Fingern war der Bund entglitten und auf den Asphalt des Parkplatzes gefallen.
    Jack trat aus der Umarmung heraus und bückte sich nach den Schlüsseln. Doch der kurze Augenblick reichte, um ihm den Wahnsinn ihrer Aktion deutlich zu machen.
    Verdammt! Sie standen auf einem öffentlichen Parkplatz, mitten in Colorado Springs! Und das, was sie da gerade betrieben, konnte nicht einmal der wohlmeinendste Passant als einen kleinen, harmlosen Abschiedskuss unter Freunden durchgehen lassen! Nicht nur sein ganzer Körper fühlte sich nach Sex an, für einen Außenstehenden musste es auch so wirken!

    Jack schaute sich noch einmal hektisch um, aber irgendein glücklicher Zufall hatte sie bisher vor neugierigen Zuschauern bewahrt.
    „Steig ein!“, forderte er Daniel auf, als der wieder nach ihm greifen wollte. Er öffnete die Zentralverriegelung des Wagens.
    „Aber mein Auto ist…“
    „Steig ein, wir müssen reden und ich habe keine Lust, das im Stehen zu tun!“, wiederholte Jack drängender.

    Daniel ging um das Auto herum und stieg auf der Beifahrerseite ein. Er wollte sich zu Jack rüberbeugen, hatte schon die Hand ausgestreckt, doch Jack ließ sich schwer in den Fahrersitz fallen und umklammerte das Lenkrad fest mit beiden Händen. Daniel zog seine Hand wieder zurück. Das sah nicht so aus, als würden sie die Aktivitäten von gerade fortsetzen, musste er sich betrübt eingestehen.

    Das Wageninnere fühlte sich stickig an. Jack ließ das Seiten-Fenster herunter und musste dann feststellen, dass es nicht nur die abgestandene Luft in dem Wagen war, die ihn bedrückte. Die Intimität des sehr kleinen Raumes, Daniel nur wenige Zentimeter von ihm entfernt, machten ihn unruhig. Daniel, der ihn entgegen seiner Gewohnheit nur abwartend anschaute, statt ihn mit Fragen zu löchern. Okay, hatte er sich das nicht gerade noch gewünscht? Jack ließ ein kleines Aufseufzen vernehmen, als er daran dachte, wie oft man die Dinge nicht zu dem Zeitpunkt bekam, zu dem man sie gerne gehabt hätte.

    Und immer noch kein Wort von dem Linguisten! Jack räusperte sich, seine Finger trommelten nervös auf das Lenkrad, er räusperte sich noch einmal und dann wiederholte er entschieden: „Wir müssen darüber reden.“
    Dringend. Denn weder das Gefühl der Panik, als er befürchtet hatte, dass sie jemand gesehen haben könnte, noch das Gefühl der Erregung, das er in Daniels Umarmung gespürt hatte, ließ sich verdrängen. Beides beunruhigte ihn. Zutiefst. Und brachte ihn in Aktion. Er startete den Motor und meinte nur: “Wir fahren ein Stückchen, dann ist es einfacher.“

    „Okay.” Daniel war ganz froh über den Aufschub, denn er musste sich erst einmal wieder unter Kontrolle bringen. Jacks abrupter Stimmungswechsel ließ ihn gegen einen Kloß in seinem Hals anschlucken. Er hatte für einen Moment wirklich angenommen, dass dieser Kuss sie auf den richtigen Weg gebracht hätte. Richtig in dem Sinne, als dass es genau die Richtung war, die Daniel vorschwebte. Aber Jacks verkrampfte Körperhaltung legte nahe, dass das Band in dem Moment zerrissen war, als Jack sich nach dem Schlüsselbund gebückt hatte. Er war sich sicher, dass das nicht an seiner Kusstechnik lag, denn Jack hatte den Kuss ohne jeden Zweifel erregend gefunden. Es musste also etwas anderes dahinter stecken und Daniel fürchtete sich schon zu hören, was es war. Er ließ Jack Zeit, bis sie auf der Interstate waren, dann fragte er sanft nach: „Also?“

    Abrupt stieß O´Neill hervor: „Ich bin nicht schwul oder so, nur damit du das weißt.“ Er starrte geradeaus auf die kaum befahrene Straße, als verlange sie seine ganze Aufmerksamkeit.
    Daher wehte also der Wind. Nun gut, bei einem Air Force Colonel vielleicht nicht wirklich überraschend. Deshalb sagte Daniel begütigend: „Jack, natürlich bist du nicht schwul, nur weil du einmal deinen Freund geküsst hast.“
    „Okay.“ Nur, dass Daniel nicht wusste, dass da noch mehr war als dieser Kuss. Die Träume. Die Überlegungen. Die Blicke. Das sanfte Prickeln. Der Wunsch, Daniel lachen zu sehen …
    „Außerdem muss heute niemand mehr schwul sein, der nicht will”, eröffnete ihm Daniel.
    „Wie?“ Jack drehte sich ruckartig zu seinem Freund um. Was war denn das für ein Blödsinn?
    “Bisexuell ist das neue Modewort. Es erlaubt dir auf beiden Seiten des Zauns zu spielen, ohne Verdacht zu erregen.“
    Jack quittierte das mit einem kleinen, erleichterten Lachen. Daniel hatte wirklich auf alles eine Antwort – und auch noch nett verpackt. Doch er beharrte: „Selbst das ist in meinem Fall noch zu hoch gegriffen.“
    „Jack, das sind doch alles nur Begriffe. Die genaue Bezeichnung spielt im besten Fall keine Rolle, im schlechtesten Fall ist sie trügerisch.“
    „Das sagt ein Wortverdreher?“, neckte Jack. Als so gar keine Antwort kam, riskierte er einen etwas längeren Blick auf seinen Freund, der im Moment in unliebsamen Erinnerungen unterwegs zu sein schien.

    „Man sollte doch meinen, dass es etwas Gutes ist, leicht zu lernen, eine hervorragende Auffassungsgabe zu haben, die besten Noten zu schreiben – aber ich kann dir sagen, das sieht nur geschrieben im Zeugnis so aus. Dein tägliches Leben kann es dir zur Hölle machen. Seitdem bin ich ganz vorsichtig, was Wörter betrifft. Vielleicht bin ich ja auch deshalb Linguist geworden.“ Er zuckte die Schultern und warf Jack ein schiefes Grinsen zu.

    Jack spürte Erleichterung. Das, was Daniel da erzählte war auch schlimm, aber er hatte schon Sorge gehabt, dass die bedrückenden Erinnerungen mit Daniels sexueller Orientierung zu tun haben könnten. Was ihn wieder darauf zurück brachte, dass er gar nicht genau wusste, wie die war.
    „Ehm…, Daniel, ….äh, …“ Jacks rechte Hand spielte mit dem Knopf des Radios, ohne es anzumachen.
    `Da schlug wohl gerade die Konditionierung von fast dreißig Jahren „Don`t ask“ mal wieder mit voller Kraft zu´, musste Daniel denken und erlöste seinen Freund: „Ich spiele – um im eingangs gewählten Bild zu bleiben – für beide Teams, Jack.“
    Jack konnte nicht anders, er musste grinsen. „Bilder aus dem Sportkanal für den Colonel?“ Dann fügte er ernster und mit leichtem Bedauern hinzu: „Aber ich glaube nicht, dass ich in meinem Alter das Team noch wechseln werde.”
    „Wie kannst du das wissen, wenn du es noch nie ausprobiert hast?“ Daniel befürchtete, dass er etwas zu verzweifelt rüber kam, aber er war sich ziemlich sicher, dass sich eine solche Gelegenheit nicht so bald wieder bieten würde. Wenn sie ihre ziellose Fahrt beendet hätten, würde der Colonel das ganze Gespräch, den kurzen Moment auf dem Parkplatz, in irgendeine Schublade stopfen, wegschließen und nie wieder hervorholen. Ihm blieb nicht viel Zeit. „Wenigstens ein Mal …“

    Jack schwieg längere Zeit, dann entgegnete er: „Daniel, ich glaube nicht, dass ich das kann. Es ist … so verschieden, von allem, was ich …“
    „Was ist der große Unterschied, Jack? Okay, ich bin ein Mann …“
    „Allein das hört sich für mich nach einem riesigen Unterschied von meinen sonstigen Gewohnheiten an!“, unterbrach ihn O’Neill leicht spöttisch. Spott war gut. Spott hielt das ernste Thema ein bisschen auf Distanz.
    Aber Daniel ließ sich nicht ablenken. „Was macht für dich erfüllten Sex aus, Jack?“
    „Was??“ Jack glaubte, nicht richtig gehört zu haben.
    „Wie triffst du deine Entscheidung, mit wem du ins Bett gehst? Was braucht es, damit du nachher sagst: das war gut. Nun?“
    „Ist das nicht ein bisschen sehr persönlich?“ Jack runzelte die Stirn.
    „Für solche Diskussionen sind beste Freunde da“, versicherte ihm Daniel und nickte heftig.

    „Aha.“ Noch immer schaute Jack zweifelnd, aber dann sagte er sich, dass er Daniel ja von seinem Standpunkt überzeugen wollte und welch probateres Mittel, als ihm von vollbusigen Schönheiten vorzuschwärmen, gäbe es wohl?
    „Also, wie war der erste Teil der Frage noch: welche Kriterien ich anlege? Nun, Daniel, da kann ich dir versichern, dass mein hervorstechendes Kriterium bisher immer Weiblichkeit war. Kein Busen, kein zweiter Blick.“ Er fand das war eine sehr überzeugende Antwort und warf Daniel einen herausfordernden Blick zu.
    Aber Daniel gab sich damit natürlich nicht zufrieden. „Gut. Das trifft auf etwa 50% der Menschheit zu, du musst also noch mindestens ein weiteres Kriterium haben“, meinte er mit einem winzigen Lächeln.
    „Klugscheißer.“ Jack gestattete sich ein amüsiertes Schnauben. Dann seufzte er: „Du willst das jetzt echt durchziehen, nicht wahr?“
    „Ja. Du weißt doch wie sehr ich auf neues Wissen fixiert bin“, blieb Daniel im gleichen Tonfall.
    „Ja. Ja. Also schön.” Jack schenkte der Frage jetzt einen Moment wirkliche Überlegung, dann stützte er einen Ellenbogen an der Seitentür auf, lehnte seinen Kopf gegen seine linke Faust und lenkte mit nur einer Hand weiter. Er war bereit, etwas ausführlicher zu werden.

    „Ich habe keinen bestimmten Typ, der mich sofort anspricht. Mary Steenburgen und meine Ex könnten nicht unterschiedlicher sein. Als ich jünger war, bin ich fast ausschließlich nach Äußerlichkeiten gegangen. Wenn du älter wirst, ändert sich das. Das Äußere ist immer noch wichtig, aber andere Dinge werden wichtiger. Bei Sara z.B. war es ihre ungekünstelte Art, ihr kumpelhaftes Wesen. Davor gab es die Pilotin, mit der ich stundenlang übers Fliegen reden konnte.“ Und dann kam ein Archäologe mit dem ich über alles reden konnte. Jack verscheuchte den Gedanken resolut und endete stattdessen mit: „ … und sie hatten alle einen Busen!“
    „Ja, Jack, der Punkt ist jetzt bei mir angekommen“, bemerkte Daniel trocken. Er war erstaunt und erfreut zugleich, wie ehrlich Jack mit ihm war. „Aber was macht guten Sex aus?“
    „Hey, Daniel, du weißt schon, dass das jetzt etwas … mmh …, wie soll ich sagen …?“ Jack kratzte sich auf der Suche nach Worten am Kopf.
    „Ich bin bereit, die Frage ebenfalls zu beantworten.“
    „Bist du?“
    „Ja.“
    „Kannst du nicht anfangen?“ Bittend schaute ihn Jack an.
    „Jack!“
    „Okay, okay. Ich kann das.“ Er holte noch einmal tief Luft. „Also, ehm …. Ja! Gut ist es dann, wenn du dich nachher besser fühlst als vorher!“ Triumphierend schaute er Daniel an, sehr zufrieden mit seinem Geistesblitz. Wenn das den Linguisten nicht beeindruckte …
    „Und was hat dich dann dahin gebracht?“ Daniel war nur froh, dass er für gemeinhin über einen ziemlich dicken Geduldsfaden verfügte.
    „Mensch! Du bist hier doch der, der mit Worten so gut umgehen kann!“ Jack fühlte sich in die Ecke gedrängt und sprach etwas lauter als beabsichtigt. „Sag du es mir doch!“

    Es war Daniel klar, dass so bald nichts mehr von Jack kommen würde, wenn er nicht auch etwas Privates ins Gespräch einbringen würde. So lehnte er sich bewusst entspannt in den Beifahrersitz und versuchte, seine Gedanken in eine ordentliche Reihenfolge zu bringen.
    „Ich gestehe dir zu, eine gewisse körperliche Attraktivität muss gegeben sein.“
    Jack nickte zustimmend: „Mein Reden!“
    „Aber das Allerwichtigste scheint mir Vertrauen zu sein. Wenn du die ganz Zeit auf der Hut bist, ob dein Partner nichts macht, was dir nicht gefallen könnte, dann kannst du dich nicht entspannen. Vertrauen ist auch wichtig, damit du dich nicht lächerlich fühlst, denn seien wir ehrlich, Jack, all das Brabbeln von unzusammenhängendem Zeug, das Stöhnen und Grunzen, das möchtest du doch nur jemanden hören lassen, dem du vertraust.“
    „Grunzen, Daniel?“, erkundigte sich Jack amüsiert.
    Tief aufseufzend stoppte Daniel seine Ausführungen. Konnte Jack denn nicht mal fünf Minuten ernst sein? „Ja, auch Grunzen.” Er ließ seinen Kopf gegen die Rückenlehne sinken, schloss die Augen und versuchte sich in einer nur mäßig gelungenen Meg-Ryan-Imitation.
    Bis Jack alarmiert ausrief: „Okay, okay, ich glaub’s dir ja!“ Verflucht, die Geräusche weckten gewisse Körperteile wieder auf! „Was noch?“ Er musste dringend von seinen unangemessenen Gedanken abgelenkt werden!

    Daniel drehte den Kopf so, dass er jetzt genau auf Jacks Profil schauen konnte. Er sah den zusammengebissenen Mund, die gerunzelten Brauen, die äußerste Konzentration und hätte nur zu gerne seine Hand ausgestreckt. Aber er hielt sich zurück und nach einem Moment der Überlegung fuhr er stattdessen fort: „Vertrauen ist wichtig. Aber ich brauche auch das Kribbeln, die Sehnsucht, das Begehren, oder wie auch immer du es nennen willst. Wenn ich in jeden Augenkontakt etwas hereininterpretiere. Wenn ich auf jeden noch so winzigen Blick, jede noch so winzige Berührung sehnsüchtig warte. Wenn es mich Mühe kostet, meine Hände nicht über seine Haut gleiten zu lassen, die auf jede noch so vorsichtige Berührung mit einem kaum merklichen Erschaudern reagiert.“
    Obwohl Daniels Kopf noch immer in Jacks Richtung gedreht war, hatte er inzwischen die Augen wieder geschlossen. Seine Stimme war leiser aber auch eindringlicher geworden.
    „Oder meine Haut mit einer Gänsehaut reagieren lässt, alle Härchen auf meinem Arm aufrichten lässt, wenn seine Finger drüber streichen. Sanft darüber gleiten und sich doch einprägen, wie ein Brandeisen.“

    Jack wagte nicht mehr, Daniel zu unterbrechen. Alles in ihm war in Aufruhr. Es bestand wohl kein Zweifel daran, wen Daniel in diesem Moment vor Augen hatte. Diese sinnliche Seite an Daniel, die sonst niemand kannte, faszinierte Jack. Aber die Bilder, die dazu in seinem Kopf abliefen, waren so realistisch und plastisch wie noch nie, da sie als Referenz jetzt den Kuss vom Parkplatz hatten. Es erschreckte ihn, dass er zu solchen Bildern fähig war. Es war wie ein erster Schritt in Richtung auf eine Kapitulation hin, die er nicht in Betracht ziehen wollte. Doch die einschmeichelnde, überredende Stimme gab noch keine Ruhe.

    „Das ist die Übereinstimmung, die ich brauche. Ein Verständnis ohne Worte – auf fast unbewusster Ebene. Und in dem Moment ist es doch ganz egal, ob mein Partner männlich oder weiblich ist. Es ist die Nähe, auf die es ankommt und Nähe hat nichts mit Geschlecht zu tun. Sondern mit Berührungen. Wissen um die Wünsche des anderen. Bereitwilligkeit zu geben aber auch Entgegenkommen das anzunehmen, was der andere geben will. Auch wenn das nicht immer ganz einfach ist. Aber es lohnt sich. Ein Nervenkitzel der ganz anderen Art, als unsere Missionen. Nicht sanfter, nein, aber absolut ungefährlich, nur auf Erregung bedacht.“

    Daniel setzte sich etwas anders hin, denn seine eigenen Worte hatten ihn in genau die Erregung gebracht, von der er Jack gerade vorschwärmte. Er berauschte sich an den Traumfetzen, die durch seinem Geist wehten und versuchte Jack ein klein wenig davon sehen und fühlen zu lassen.
    „Es macht dich ungeheuer lebendig. Es ist so … körperlich und absolut überwältigend, wenn dich eine andere Hand an deinen empfindlichsten Stellen berührt. Samtig, hart, heiß – das sind alles nur sehr unzureichende Adjektive, um es zu beschreiben. Sie reichen nicht im Entferntesten an die Wirklichkeit heran. Und wenn du mich dann auf den Rücken …“

    „Daniel!! Hör auf damit! Genug!“ Jack atmete deutlich schneller und war inzwischen wieder auf dem Weg in die Innenstadt. Plötzlich erschien ihm der Parkplatz wie ein sicherer Hafen, den er unbedingt erreichen musste. „Das ist … das ist ja wie ein … Porno ohne Bilder!“

    Daniel war nicht bereit, Jack irgendetwas zu schenken. Am allerwenigsten Seelenfrieden. So drängte er: „Nimm doch einfach die Bilder in deinem Kopf dazu.“
    „Das will ich aber nicht!“ Frustriert bemerkte Jack, dass seine Stimme einen leicht hysterischen Unterton hatte. Denn es gab verräterische Teile seines Körpers, die das für eine gute Idee hielten. Jack rang um seine Fassung, versuchte die widerstrebenden Gefühle mit einer Art autogenem Training unter Kontrolle zu bringen – und hatte dann nach einigen tiefen Atemzügen auch halbwegs Erfolg. „Ich denke, ich kann das nicht“, wiederholte er noch einmal mit deutlich mehr Endgültigkeit in der Stimme als Daniel lieb war.

    Sie erreichten in diesem Augenblick den Parkplatz und Jack steuerte den Jeep neben Daniels Wagen. Er machte den Motor aus.

    „Tut mir Leid, Jack. Ich dachte, dir hätte der Kuss gefallen.“ Daniel war sich bewusst, dass das ein gemeiner Schlag unter die Gürtellinie war, aber er war sich nicht zu schade dafür. Er löste seinen Sicherheitsgurt und öffnete langsam die Beifahrertür. „Nacht, Jack.“
    „Nacht, Daniel.“ Jack hielt ihn nicht zurück.
    Daniel warf die Tür zu und ging müde zu seinem eigenen Wagen. Wie ein geschlagener Hund. Hängende Schultern und schleppender Gang. Er wollte Jack ganz deutlich sehen lassen, wie mies es ihm ging.

    Ein Bild des Jammers, das tief in Jacks Herz einschnitt und sein Gewissen auf den Plan rief. So konnte er den Archäologen nicht in die Nacht entlassen.
    „Daniel?“, rief er ihn zurück, bevor er noch ganz an seinem Auto angekommen war.
    „Was ist?“ Daniel drehte sich zu ihm um, blieb aber wo er war.
    Jack gab ihm ein Handzeichen näher zu kommen. Daniel tat es und stützte die Ellenbogen auf den Fensterausschnitt. „Und?“
    „Ich weiß gar nicht, warum du so niedergeschlagen bist. Du …“
    „Ach, nein?“, unterbrach ihn Daniel sarkastisch.
    „Nein. Du hast heute Abend viel mehr, als du noch heute Morgen hattest.“ Trotz Daniels ungläubigen Blicks fuhr er unbeirrt fort: „Du bist eine große Unsicherheit los, denn du hast mir endlich gestanden, was du für mich empfindest.“

    Daniels Augen weiteten sich vor Überraschung, als ihm klar wurde, dass das jetzt wirklich der Fall war. Aber die Überraschung ging noch weiter, denn Jack fuhr fort: „Du weißt jetzt, wie es sich anfühlt, mich zu küssen. Und du weißt jetzt, dass mich deine Küsse nicht … äh … kalt lassen.“ Jack sah es hinter Daniels Stirn richtig rattern, als sein Freund all diese Informationen verarbeitete.
    „Ja! Du hast Recht!“, rief er begeistert. „Ich … ich war so davon eingenommen, was ich alles nicht bekommen konnte, dass ich gar nicht gesehen habe, was ich alles bekommen habe! Danke, Jack!“
    Daniel strahlte über das ganze Gesicht und musste sich sehr beherrschen, sich nicht in das Auto hinein zu beugen, um Jack zu umarmen. So streckte er nur vorsichtig eine Hand aus, berührte Jack flüchtig am Oberarm und flüsterte noch einmal: „Danke.“

    „Ach, komm her!“, grummelte Jack, der aufpassen musste, dass er bei soviel Begeisterung nicht gleich rührselig wurde. Er zog Daniel an seinem Hemd die fehlenden Zentimeter vor und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen. „Nacht, Daniel. Und jetzt sieh zu, dass du nach Hause kommst.“
    „N …n…acht, Jack.“ Daniel schluckte, atmete, schluckte nochmals und stieß sich den Kopf an, als er sich abrupt und mit einem triumphierenden ausgestoßenen: „JA!“ aufrichtete.
    „Aua!“ Er rieb sich seinen Hinterkopf, grinste aber wie ein Irrer dazu.
    Jack konnte nicht anders als mitzugrinsen.
    „Vielleicht?“, fragte Daniel ganz, ganz zögerlich und mit einem hoffnungsvollen Blick.
    Einen Moment überdachte Jack seine Antwort, dann nickte er und meinte leise: „Vielleicht.“


    --------------ENDE--------------
    Geändert von JAY (03.11.2007 um 18:27 Uhr) Grund: Auf Wunsch Text in den Spoilertag gegeben.

  13. #33

    Standard

    Autor: bea1111
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    Kategorie: Misc
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    Titel: Der Neue auf Atlantis
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    Kommentar: Chris wurde so ziemlich mit dem Trip nach Atlantis überrumpelt. Erst später wird ihm bewusst, wo er ist und aus welchem Grund.

    Die Idee kam mir im wahrsten Sinne über Nacht und so lange hat es auch gedauert die Story zu entwickeln. Die Überarbeitung dauerte noch mal so lange. Dies ist meine erste FF aus der Ich-Perspektive und ich wollte einen neuen Charakter in das Atlantis-Team integrieren. Kategorie wählte ich Misc, da es humorvolle und actiongeladene Bestandteile gibt.
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    Betaleser: /
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    Rating: ab 12
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    Spoiler 
    Ich war im Begriff durch das blaue Etwas zu treten, was eigenartig pulsierte. All meinen Mut musste ich aufbringen, um hindurchzugehen. Ich bin erst fünfundzwanzig und glaube gerade nicht, was ich tue. Eigentlich müsste ich für so etwa ausgebildet sein. In diesem Augenblick gingen mir die Ereignisse der letzten Woche durch den Kopf, die mich zu diesem Punkt geführt haben.
    Armee, Überlebenstraining, Offiziersausbildung und drei Jahre Studium. Dann verschiedene Einsätze bis ich schließlich vor zwei Monaten als Austauschoffizier in Washington landete. Ich war ziemlich stolz darauf, einer der jüngsten Soldaten zu sein, die Deutschland in die USA nach Washington DC sandte. Bis zu dem einen Tag als ich in das Büro meines CO befohlen wurde. Neben ihm saß ein General, der mich mit wachen Augen beobachtete, aber während des ganzen Gespräches kein Wort sagte. Gespräch konnte man es eigentlich nicht nennen. Der Colonel begrüßte mich nur und meinte: „Herzlichen Glückwunsch, sie wurden in das Stargate Programm versetzt.“ Der Mann neben dem Colonel lächelte leicht amüsiert, da ich wohl gerade etwas die Kontrolle verlor und vergaß den Mund vor Überraschung zu schließen. Dann sagte der Colonel noch: „Sie können jetzt gehen. Seien sie in zwei Tagen achthundert marschbereit.“
    Ich erinnere mich noch daran, wie ich mehr als verwirrt das Büro verließ. Der Colonel versicherte mir noch, dass es mit der Bundeswehr geklärt wurde und sie sich für mich freuen. Mir blieb also nichts anderes übrig, als meine Sachen zu packen.
    Ein Wagen holte mich pünktlich um achthundert ab. Sie brachten mich in eine Basis, wo ich jetzt stehe, mit vollem Marschgepäck und versuche, meine Angst nach ganz hinten in mein Bewusstsein zu verschieben.
    'Jetzt bewege deinen Fuß und trete durch. Komm schon Chris. Mach den Schritt, die Anderen beobachten dich bestimmt und lachen bereits.', feuerte ich mich an.
    Ich schloss die Augen und ging durch das Tor. Vorsichtig öffnete ich meine Augen wieder als ich festen Boden unter meinen Füßen spürte. Beeindruckt blieb ich stehen und sah vor mir eine große Halle. Ein Treppe mit seltsamen Schriftzeichen führte zu einer zweiten Ebene, wo hektisch Menschen lang liefen.
    „Ach, da ist ja unser neuer Wunderknabe.“, begrüßte mich ein leicht untersetzter Mann, der erhaben zu mir sah.
    Vor mir standen zwei Männer, die ich erst gar nicht richtig wahrgenommen hatte. Wie auch, bei all dem Neuem, was es hier zu sehen gab, wo auch immer das ist. Beide trugen eine seltsame Uniform, die ich vorher noch nie gesehen hatte. Jeder trug am Ärmel die Flagge seines Landes. Damit wusste ich schon mal, dass der eine Kanadier und der andere Amerikaner ist. Der Amerikaner war von schlanker, durchtrainiert Statur und stand lässig da. Beide Männer blickten mich neugierig an.
    Verwirrt über die Äußerung bewegte ich mich langsam in ihre Richtung. Dabei drehte ich mich noch einmal nach Hinten. Es gab nur das Tor, mit diesen seltsamen Symbolen und eine Wand. 'Ich kam wirklich durch dieses Tor hierher. Wahnsinn!', dachte ich.
    „Mein Name ist Lt. Colonel John Sheppard, militärischer Leiter von Atlantis und dieser nette Herr an meiner Seite ist Dr. Rodney McKay.“, erklärte der Colonel und zeigte auf McKay, der ihm einen bösen Blick zu warf.
    „Leutnant Christopher Wagener.“, erwiderte ich und noch immer wanderte mein Blick beeindruckt durch den Raum. „Sir, darf ich sie etwas Fragen?“
    Der Colonel nickte.
    „Wo bin ich und was meinte Dr. McKay mit der Äußerung neuer Wunderknabe?“
    Beide Männer sahen mich verblüfft an, worauf ich am liebsten im Boden versunken wäre.
    „Wie meinen sie das?“, fragte mich der Colonel. „Hat ihnen niemanden etwas erzählt.“
    Ich schüttelte den Kopf. „Vor eine Woche wurde ich versetzt. Ich unterschrieb eine Geheimhaltungsklausel. General Landry, sagte noch 'Viel Glück, Junge' und schickte mich durch dieses Tor. Das wars.“
    „Stargate.“, korrigierte mich McKay.
    Ich sah ihn verwundert an.
    „Das Tor, durch das sie gekommen sind.“ Er zeigte auf den Ring hinter mir. „Sie sind in Atlantis auf einem Planeten in der Pegasus Galaxie.“
    Nun war ich doch etwas durcheinander. OK, etwas durcheinander stimmt nicht ganz. Mein Magen rebellierte und ich bekam vor Nervosität feuchte Hände. Der Colonel bemerkte es und blickte besorgt zu mir.
    „Ganz ruhig, Leutnant. Betrachten sie es als neues großes Abenteuer. Sie werden sehen, bald ist ihnen alles vertraut.“, beruhigte er mich.
    „Warum wurde ich hierher versetzt?“, fragte ich direkt.
    „Mann hat bei ihnen das Antiker Gen festgestellt.“, begann der Colonel und wurde von McKay unterbrochen.
    „Wenn das Gerücht stimmt. Ist das Gen bei ihnen von Natur aus im gleichen Maße wie bei dem Colonel ausgeprägt.“
    „Daher Wunderknabe.“, grinste Sheppard mich an. „Ich lasse sie beide jetzt alleine.“, sagte er und drehte sich auf den Hacken um. „Viel Spaß, McKay.“, rief er noch und ging die Treppe hinauf.
    „Was ..“ Ich kam nicht mehr zu einer Frage, da Dr. McKay mich herausfordernd ansah. „Fragen können sie später. Kommen sie mit. Ich habe ein paar Test vorbereitet.“
    Tja, bei so viel Nettigkeit blieb mir wohl keine Wahl als ihm zu Folgen. Wenigstens nahm mir ein Soldat mein Gepäck ab und versprach es, auf mein Zimmer zu bringen.

    „Was gibt es Rodney?“, fragte Colonel Sheppard und betrat das Labor in dem ich seit zwei Stunden verschiedene Test absolvieren musste. Dr. McKay gab mir komisch aussehende Geräte in die Hand, die ich berühren musste. Dann sagte er ich soll die Geräte einschalten. Manchmal musste ich mich darauf konzentrieren und manchmal ging es wie von selbst. Jedes mal erstaunte es mich aufs Neue. Eben erschien ein kleiner Lichtstrahl und ein älterer Mann, der auf dem Tisch auf und ab lief wurde projiziert.
    McKay wandte sich von mir ab und begrüßte den Colonel mit einem breiten Lächeln.
    „Sheppard, ich würde sagen, sie sind nicht mehr der einzige Wunderknabe in Atlantis.“
    „Ach und ich dachte, ich hatte das Anrecht darauf.“, erwiderte der Colonel schnippisch. Er betrachtete neugierig den kleinen Mann, der sich gerade auf die Tischkante setzte und die Beine baumeln ließ. Der Mann verschwand.
    Der Colonel sah zu mir. „Bereit zu einem neuen Test?“, fragte er mich.
    „Nein, das tun sie nicht.“, widersprach Dr. McKay, der wohl an Sheppards Gesichtsausdruck erkannte, was er vor hat.
    „Oh, doch McKay. Wenn er die Fähigkeit dazu hat, ist das das Beste was in letzter Zeit Atlantis passieren konnte. Er wird schon keinen Umbringen.“
    „Ach, ja. Was war mit Dr. Carson und der Drohne?“, McKay blickte den Colonel herausfordernd an.
    „Was soll sein. Carson ist Arzt und der Leutnant ist ein ausgebildeter Soldat.“
    „Moment.“, rief ich dazwischen. „Bevor ich irgendwo hingehe, hätte ich gerne ein paar Antworten.“, frustriert sprang ich vom Stuhl. „Ich meine, ich bin kaum ein paar Stunden hier in dieser unglaublichen Stadt, auf einem Fremden Planeten, in einer fernen Galaxie.“ 'Oh Mann, hört sich das gerade so verrückt an, wie das klingt.', dachte ich und fuhr fort. „Dr. McKay gibt mir Gegenstände in die Hand, die ich aktiviere. Verdammt. Woher wissen sie, dass ich das kann und dieses Gen besitze?“
    „Ruhig, Junge.“, begann der Colonel. „Das sie so überrollt wurden, tut mir leid. Die Armee führt von allen Soldaten ihre medizinischen Daten in einer Datenbank. Seit man das Antiker Gen entdeckte, wird diese Datenbank danach durchsucht. Als sie versetzt wurden, nahm man ihre Daten auf und die Alarmanlagen gingen sofort an. Es gibt bisher drei Männer auf der Erde bei dem das Gen von Natur so stark ausgeprägt ist. General O'Neil, Sie und meine Wenigkeit.“, erklärte Sheppard. „Glauben sie mir, wenn ich sage, wir sind verdammt wichtig für die Verteidigung der Erde. Außerdem werden sie bald merken wie cool das ist. Jumper fliegen, Drohnen abfeuern ...“
    „Ja, ja.“, unterbrach McKay sichtlich genervt. „Ich habe keine Zeit für diesen 'Ich bin etwas besonderes Kram'. Könnten wir jetzt gehen.“ Er schnappte sich sein Notebook und ging zur Tür.
    Ich hatte keine Ahnung wovon der Colonel zum Schluss sprach. Jumper fliegen und Drohnen abfeuern, aber ich hatte so ein Gefühl das ich es bald wissen werde. Früher als mir Lieb ist.
    „Können wir jetzt.“, drängelte McKay erneut.
    Der Colonel nickte mir zu und ich folgte den beiden Männern.

    Ich stand vor einem Stuhl in einem kleinen Raum umgeben von ein paar Kontrollpulten. Sheppard deutete auf den Stuhl.
    „Setzten sie sich auf den Thron!“, sagte er mit aufmunternden Worten.
    'Dieser Tag wurde merkwürdiger und merkwürdiger', dachte ich und setzte mich auf den Thron, der sofort nach hinten kippte und blau zu leuchten anfing.
    „Was ist passiert?“, rief ich wenig begeistert. Meine Hände spürten die Gelpads und ein leichtes prickeln in meinen Körper.
    „Es ist alles in Ordnung.“, beruhigte der Colonel mich und grinste breit zu Rodney. „Sehen sie?“
    „Denken sie an die Pegasus Galaxie.“, bat mich McKay, ohne auf den Colonel zu achten und tippte auf seinem Notebook herum..
    Ich konzentrierte mich auf die Galaxie, die ich noch nie vorher gesehen hatte. Über mich erschienen Planeten, ein Asteroidenfeld und eine Sonne. „Wau.“, entfuhr es mir. „War ich das?“
    „Yup.“, grinste der Colonel mich fröhlich an.

    Meine erste Mission stand heute an. Nach einer Woche in Atlantis, konnte ich noch nicht wirklich behaupten mich heimisch zu fühlen. Es war alles noch so neu und aufregend. Ständig, gab es Dinge zu entdecken. Mir Gefiel es, dass Atlantis keine reine Militärbasis war und es Wissenschaftler von der ganzen Welt gab, die hier gemeinsam arbeiteten. Der Colonel gab mir bisher noch keine spezifische Aufgabe, sondern führte mich erst mal bei den verschiedenen Mitglieder der Atlantis Besatzung ein. Mittlerweile kannte ich Dr. Weir, die Leiterin von Atlantis, eine außergewöhnliche Frau, die durch ihre Ausstrahlung beeindruckte. Bei Teyla und Ronon musste ich mich erst mal an den Gedanken gewöhnen, dass sie eigentlich Außerirdische waren, aber doch Menschen. Vor Ronon hatte ich tierischen Respekt und wollte ihm nicht im Dunklen begegnen. Ich behauptete von mir fit und kampferfahren zu sein, aber der Mann hatte es drauf. Colonel Sheppard machte sich einen Spaß daraus, mich gegen ihn antreten zu lassen. Es dauerte keine Minute und ich fand mich auf dem Boden wieder. Beide Männer lachten darüber herzlich und halfen mit wieder auf die Beine.
    Dr. Beckett, der Chefarzt auf Atlantis und Schotte, untersuchte mich erst mal auf Herz und Nieren. Ihm blieb nicht verborgen, dass ich meine guten Englisch-Kenntnisse in Glasgow bei einem Schulaustausch gesammelt hatte. „Die Glasgower haben den schlimmsten schottischen Akzent.“, meinte er zu mir und lachte. „Gott sei Dank, hört man es bei dir nur ab und zu.“
    Die Woche verging wie im Fluge. Jetzt stand ich hier mit Colonel Sheppard, Ronon und Teyla vor dem Stargate. Bereit für meinen ersten Einsatz. Laut Sheppard eine leichte Mission. Das Volk auf diesen Planeten ist friedlich und ein idealer Handelspartner.
    „Es geht los.“, riss der Colonel mich aus meinen Gedanken und ging durch das Stargate.

    Die Verhandlungen liefen mehr als gut. Teyla und Sheppard gelang ein neuer Vertrag, der reichlich Nahrung für Atlantis versprach. Wir waren gerade auf dem Weg zurück zum Tor, als uns ein Angriff überraschte.
    Ich riss die P90 hoch und feuerte auf die Außerirdischen, die aus einem Horrorfilm hätten entsprungen sein können. Colonel Sheppard gab mir Missionsberichte zum studieren, damit ich vorbereitet wäre, aber lebensechte Wraith zu sehen ist etwas anderes. Die Wraith waren alle samt von kräftiger Statur mit langen weißen Haaren. Anstelle eines Gesicht sah man eine Art Maske. Sie kamen aus der Richtung des Stargate und schnitten uns den Weg ab.
    „Wraith!“, rief der Colonel mir zu. „Lauf!“
    Ronon und Sheppard feuerten. Sie gaben mir und Teyla Deckung. Wir rannten in einen nahen Wald hinein und schossen auf die Wraith. Ich konnte nicht glauben, was ich hier tat. Ronon und Sheppard kamen zu uns gelaufen. Mittlerweile lagen vier Wraith tot auf dem Boden und Weitere kamen.
    „Leutnant, sie bleiben bei mir.“, befahl Sheppard kniend und weiter feuernd. „Ronon und Teyla, ihr geht voran.“
    Wir stürmten los. Der Colonel und ich schossen auf diese merkwürdigen gesichtslosen Biester. Ich fragte mich, wie die nur sehen konnten. Zwei weitere Wraith gingen zu Boden. Sie kamen näher. Ich drehte mich um und sah wie Teyla als auch Ronon in einen Kampf verwickelt wurden. Meine P90 ging wie von selbst los, als ich einen Wraith nieder schoss, der sich versuchte an Teyla heranzuschleichen. Dann sah ich aus dem Augenwinkel, wie der Colonel von einem Wraith mit langen weißen Haaren überrascht wurde. Sheppard traf ein harter Schlag ins Gesicht, der ihn zwei Meter durch die Gegend fliegen ließ. Ein harter Aufprall folgte und der Colonel blieb benommen liegen. Ich schoss auf diese Gestalt, der sich mit erhobener Hand auf Sheppard zu bewegte. 'Was hat dieser Mistkerl vor.', überlegte ich und die Erkenntnis traf mich wie ein Schlag. Der Wraith will sich an dem Colonel nähren.
    Zweimal traf ich und dann war meine Waffe leer. Doch der Wraith bewegte sich noch immer. „Verdammt.“ Ich zog meine Handwaffe und duckte mich noch gerade unter einem Schuss hinweg. Ein gesichtsloser Wraith war näher gekommen. Ich schoss mein ganzes Magazin auf diesen Wraith, der bei der letzten Kugel endlich zu Boden ging. Dann sah ich zurück zum Colonel. Fluchend rannte ich los. Der Wraith war bereits über den Colonel gebeugt, der noch immer benommen auf dem Boden lag. Ohne Waffen blieb mir nichts weiter übrig als den Wraith zu rammen. Durch den Aufprall, der meinen Körper erzitterte, riss ich den Wraith vom Colonel fort. Schnell sprang ich auf und breitete mich auf einen Kampf vor. Wütend sprang der weißhaarige Wraith mich an, der wenigsten ein Gesicht hatte. Der Wraith fletschte die Zähne. 'Man hat der ein ekliges Gebiss', ging es mir durch den Kopf und verpasste ihm einen Tritt ins Gesicht. Durch einen Macaco wich ich den nächsten Schlag des Wraith aus und verpasste ihm beim Hochkommen einen Tritt in den Magen. Etwas verwirrt über meinen Kampfstil sah mich der Wraith abwartend an. Ich bewegte mich behände um ihn herum und verabreichte ihm immer wieder schnelle, gedrehte Tritte, womit ich den Wraith aus der Balance brachte, aber nicht wirklich schadete. Durch schnelle Ausweichbewegungen entging ich seinen Angriffen. Ich kam gerade vom Boden hoch und wollte ihm erneut einen Tritt verpassen als er meiner Attacke auswich. Dabei verpasste er mir einen Hieb gegen die Brust, wodurch ich nach hinten geschleudert wurde und hart gegen einen Baum krachte.
    „Autsch, das waren meine Rippen.“, stöhnte ich. Die Schmerzen waren unglaublich. Wie durch einen Schleier sah ich den Wraith auf mich zu kommen. Die Hand voran gestreckt. Mit fletschenden Zähnen kam dieses Ding Schritt für Schritt näher. Blut ran aus seinem Maul und tropfte auf den Boden. Ich versuchte mich zu bewegen, aber kein Muskel in meinem Körper gehorchte. Eine erneute Schmerzwelle durchzog meine Brust. Stöhnend blickte ich auf und sah wie der Wraith von Einschlägen erschüttert wurde. Wieder und wieder bis er Tod zu Boden ging. Ich blickte erleichtert vom toten Wraith auf und sah verschwommen den Colonel, wie er sitzend mit seiner P90 den Wraith niedergeschossen hatte. Erst schaute er mich verschmitzt an. Dann wurde plötzlich sein Gesichtsausdruck ernst. Wie durch einen Nebel sah ich, wie er versuchte aufzustehen und auf mich zu lief. Sheppard kniete sich zu mir herunter.
    „Leutnant?“, hörte ich in weiter Ferne den Colonel. Er schüttelte an meiner Schulter.
    Ich blinzelte und versuchte den Colonel, mit meinen Augen zu fokussieren. „Sie .. OK?“ Zu mehr fehlte mir die Kraft. Eigentlich wollte ich fragen, ob alle in Ordnung und in Sicherheit sind. Doch Sheppard verstand.
    „Chris, es ist alles in Ordnung. Wir bringen dich zurück nach Atlantis.“
    Dann wurde es dunkel um mich.

    'Schmerzen. Oh man, woher kommen nur diese Schmerzen?' Ich hörte ein Stöhnen. 'War ich das?'
    „Er kommt zu sich.“, rief jemand mit besorgter Stimme.
    „Aye, aufwachen, junger Mann.“
    Ich versuchte die Augen zu öffnen. Es blieb erfolglos. Die Augenlieder waren so schwer. Ich erschrak als gleißendes Licht in mein rechtes Auge fiel. Grummelnt öffnete ich die Augen.
    „Ich hasse das auch.“, meldete sich Sheppard, der am Fuße des Bettes stand und mich freundlich anlächelte.
    „Gut so.“, sagte Dr. Beckett und steckte die Lampe wieder ein. „Wie geht es ihnen? Schmerzen?“
    „Bestens, Doc.“, log ich. 'Hey, niemals würde ich Schwäche vor dem Team eingestehen', dachte ich und riss mich zusammen als ein stechender Schmerz durch meine Brust zog. Langsam versuchte ich die angehaltene Luft auszuatmen in der Hoffnung, dass niemand etwas bemerkte. Fehlanzeige.
    „Ach ja, Bestens? Außer Dr. McKay schafft es niemand aus dem Team vom Colonel Sheppard mir zu sagen, wenn er Schmerzen hat.“
    Carson warf dem Colonel einen vorwurfsvollen Blick zu.
    „Schauen sie mich nicht so an, Doc.“, verteidigte sich Sheppard. „Leutnant, sie werden Dr. Beckett ab sofort mitteilen, wenn sie schmerzen haben. Verstanden.“, erwiderte Sheppard ernst und zwinkerte mir zu als der Doktor sich zu mir wandte.
    „Verstanden, Sir.“, sagte ich und versuchte es im gleichen ernsten Tonfall.
    Beckett seufzte und programmierte den Tropf.
    „Wann komme ich hier raus?“, fragte ich den Doktor und spürte die ersten Auswirkungen der Medikamente.
    „Zwei gebrochene Rippen und ein paar Blutergüsse. In zwei Tagen können sie die Krankenstation verlassen.“
    Ich nickte und blickte zum restlichen Team.
    „Ist bei Ihnen alles in Ordnung.“, fragte ich die Drei müde. Erst jetzt fiel mir auf, dass das linke Auge vom Colonel leicht geschwollen und die Gesichtshälfte grünlich schimmerte.
    „Ja, wir sind OK.“, meldete sich Sheppard. „Das war gute Arbeit dort Draußen.“, lobte er mich.
    Oh Shit, ich glaube ich laufe rot an.
    „Was war das für eine Kampftechnik?“, fragte Teyla.
    „Es entsprach nicht den Standards.“, fügte Sheppard hinzu. „Ich sah es nur Verschwommen, aber der Übersprung nach Hinten war mal was anderes.“
    „Capoeira.“, antwortete ich schläfrig.
    Teyla und Ronon sahen fragend zu Sheppard, der mit den Schultern zuckte. „Ich glaube es ist so etwas wie Dancing Martial Arts.“
    Ich musste Grinsen bei diesem Vergleich. „Das hört mein Mestre gar nicht gerne.“
    „Davon stand nichts in ihrer Akte.“, bemerkte der Colonel.
    „Die Armee muss ja nicht alles wissen, oder?“, erwiderte ich erschreckend leise.
    Dr. Beckett bemerkte wohl, dass mir gleich die Augen zu fielen. „Also gut, sie könne morgen weiter über Dancing Martial Arts philosophieren. Jetzt muss der Leutnant erst mal schlafen.“
    Dankbar sah ich Beckett an.
    „Ihr habt den Doc gehört.“, sagte Sheppard. Ronon und Teyla verabschiedeten sich. Der Colonel blickte noch einmal zu mir herab.
    „Danke.“, sagte er.
    „Für was?“
    „Dafür, dass sie meinen Hintern gerettet haben.“, dann verließ er schlendernd die Krankenstation.

  14. #34
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    Standard

    Autor: Milky-Way-Galaxy (Dennis Durban )
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    Kategorie: Action
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    Titel: Stargate SG-1 Staffel 3 Episode 3.09.5: Release Impact
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    Kommentar:
    Zeitaufwand: ca. 10 Stunden, mit Beta- und Korrekturlesen
    Schreibgrund: Die Geschichte um Sokar war mir in der Serie zu kurz. Nur ein Auftritt und schon Tod. Deswegen dachte ich mir, mach ich mal noch eine Episode über Sokar und seine Jaffa, etc. dazu! Ich hoffe euch gefällts.
    Sie spielt in Staffel 3 zwischen Episode 9 und 10!
    Feedback ist freilich erwünscht!
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    Betaleser: meine Schwester; Der_Illuminat
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    Rating: PG-13
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    Wortanzahl: 4773 Wörter

    Spoiler 

    Stargate SG-1 Staffel 3

    Episode 3.09.5: Release Impact


    "Also, General. Was gibt's denn?", platze Jack heraus, als er den Besprechungsraum im SGC betrat. "Wenn Sie sich erst einmal setzten könnten, Colonel!"
    "Aber mit Vergnügen, General! Dann hab' ich fast das gleiche Feeling wie in der Kantine!" Er setzte sich gemütlich hin, doch Hammond war immer noch missgestimmt. "Colonel!", fuhr dieser ihn konsequent an, während es sich Jack mit einer entschuldigenden Handbewegung bequem machte.
    "Nun, General Hammond. Jack hat recht, auch wenn ich das ungern zugebe, aber wir waren alle gerade beim Mittagessen!", wandte Daniel ein und bekam daraufhin sofort von Jack einen vielsagenden Blick zugeworfen, währenddessen auch Teal'c sich zu Wort meldete. "In der Tat!"
    "Nun, wie dem auch sei. Wir haben einen Hinweis von den Tok'ra erhalten!" - "Von diesen Pseudo-Goa'uld?", sagte Jack und erntete nur kritische Blicke. "Seit wann geben DIE UNS Informationen?" - "Nun, Jack, das weiß ich auch nicht!"
    Hammond blickte in die Runde. "Was ich aber weiß ist, dass sie vermuten, dass einer der Systemlords eine mächtige Flotte zusammen zieht!"
    Sam und Daniel reagierten etwas geschockt auf die Information, Jack aber schmunzelte nur. "Ist das denn was neues?", fragte er dann.
    "Nicht wirklich, Sir!", entgegnete ihm Carter, woraufhin er sein Gewinnerlächeln aufsetzte.
    "Nun. Diesmal soll die Flotte aber größer sein als alles was wir bisher gesehen haben!", begann Hammond wieder. "Und wer ist dieser Systemlord, wenn ich fragen darf?" - "Das dürfen Sie, Dr. Jackson. Es ist Sokar!" Stille.
    "Sokar?", fragte Jack nach ein paar Augenblicken verwundert. "Ähm, Sokar ist ein sehr alter und mächtiger Goa'uld." - "Das ist korrekt, Daniel Jackson. Vor langer Zeit wurde er aber von Ra und Apophis besiegt!", wandte Teal'c ein. "Genau. Jetzt scheint er aber wieder mächtiger geworden zu sein.", warf Jack ein.
    "Sokar, oder auch Seker, oder Soker genannt, war in der ägyptischen Mythologie der Gott des Todes. Er wurde als Satan bezeichnet, weil er sein Volk qualvoll folterte. Den Aufzeichnungen zufolge hat er auch einmal über die Erde regiert!" - "Äh, Daniel. Hast du uns das nicht schon mal erzählt?", unterbrach Jack Daniel in seinen Ausführungen. "In der Tat. Ich habe auch das Gefühl das schon einmal gehört zu haben.", fügte Teal'c hinzu.
    Die anderen drei schauten daraufhin beide etwas verwirrt an, bis Sam das Schweigen brach. "Genau! Vor circa einem dreiviertel Jahr, als wir Apophis hier hatten, wurden wir von Sokar angegriffen. Da hast du uns das auch erzählt!" - "Wirklich?", entgegnete ihr Daniel, "Ja. Ich bin mir hundertprozentig sicher!" - "Daher kenne ich diesen Namen also!", stöhnte Jack und schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. "Das war nicht die einzige Situation in der wir mit Sokar zu tun hatten, O'Neill!", sagte Teal'c. "Genau. Ich erinnere mich. Es ist erst ein paar Wochen her!", rief Daniel laut aus. "Die Ereignisse auf dem Planeten, auf dem das mittelalterliche Volk lebt!", fuhr Sam fort. "Die von diesem Unas terrorisiert wurden, der von Sokar geschickt wurde?", komplettierte Hammond. "Jetzt erinnere ich mich! Sokar also!", sagte Jack, strahlte und fragte dann zum General gewandt: "Und was sollen wir jetzt tun?"

    "Sie werden auf einen seiner Planeten gehen, dort vermuten die Tok'ra die Stationierung der Flotte, Informationen über die Größe und Schlagkraft sammeln und dann wieder zurückkehren!", erklärte Hammond. "Aber, Sir. Ist das nicht etwas gefährlich mitten in eine Goa'uld Hochburg zu spazieren?", fragte Sam.
    "Der Präsident hat entschieden, Sie werden die Mission antreten. Verstärkungsteams stehen selbstverständlich bereit!", antwortete ihr Hammond. SG-1 sah sich verwirrt und verwundert an, dann schloss Hammond die Besprechung. "SGs 2, 3, 5, 8 und 10 stehen bereit. Ihre Mission beginnt Punkt 1000! Das war's, wegtreten!", damit verlies er den Besprechungsraum und ging in sein Büro, während SG-1 immer noch dastand. "Also das klingt doch einfach, oder nicht?", sagte Jack. Die anderen sahen ihn nur schief an. "Also dann in zwei Stunden! Ausgeschlafen wenn es geht!", damit verließ auch er den Raum. Teal'c verneigte sich und ging. Sam und Daniel blieben alleine zurück, und er meinte: "Das wird ja was werden..."

    Genau zwei Stunden später stand SG-1 voll ausgerüstet vor dem Stargate und wartete auf den Marschbefehl von Hammond.
    "Chevron sieben aktiviert!", war über das Intercom zu hören und der Ereignishorizont etablierte sich mit dem bekannten Vortex. SG-3 und 8 standen auch schon bereit im Torraum, um zu Hilfe zu kommen. Der Leiter von SG-8 klopfte Jack auf die Schulter und wünschte ihm viel Glück, dann bekam SG-1 das Zeichen von General Hammond. "SG-1, sie haben grünes Licht! Viel Glück!"
    Zusammen gingen sie die Rampe hoch und verschwanden im Wurmloch, das sich kurz darauf deaktivierte.

    Zur selben Zeit öffnete sich ein Wurmloch auf Sokars Planeten und SG-1 schritt hindurch, ehe das Stargate sich wieder abschaltete. Kurz darauf schickten sie das M.A.L.P. zurück und sahen sich erstmal in der Nähe um. Es war zuvor nichts Verdächtiges gesichtet worden, weswegen die Mission wie geplant beginnen konnte.
    "Sir, ich kann nichts Außergewöhnliches feststellen.", sagte Carter. "Dann müssen wir wohl ein bisschen weiter gehen, oder?", konterte O'Neill. "Laut den Tok'ra ist das Dorf circa zwei km vom Tor entfernt. Dort wird auch der Stützpunkt sein." - "Danke Daniel. Das wird also ein weiter Weg!" Jack lächelte vergnügt und übernahm die Vorhut, während Sam und Daniel in der Mitte gingen und Teal'c ihren Rücken deckte.

    Nach etwa der Hälfte der Strecke blieb O'Neill plötzlich stehen und gab den anderen das Zeichen in Deckung zu gehen. Bisher war auf dem Weg nichts vorgefallen oder etwas auffällig gewesen, doch jetzt hatte Jack irgendetwas gehört. Teal'c ging zu ihm vor, um sich zu erkundigen.
    "Was gibt es, O'Neill?" - "Knackende Hölzer, Teal'c. Ich glaube, dass wir vom Wegrand aus verfolgt und beobachtet werden!" Teal'c nickte und ging zu Sam und Daniel um ihnen die Nachricht zu übermitteln. Jack bewegte sich derweil leicht zum linken Wegrand hin. Der Pfad, auf dem sie gingen, war links und rechts von einer kleineren Böschung begrenzt, die von Sträuchern übersäät war und schnell in einen dichten Wald überging, in dem man gute Deckung finden konnte. Jack sah sich um, entdeckte aber nichts und beschloss dann vorsichtig weiterzugehen.

    Etwa hundert Meter weiter blieb Jack erneut stehen. Diesmal weil einige umgestürzte Bäume die Straße blockierten.
    "Hier kommen wir wohl nicht weiter!", sagte er resignierend. "In der Tat!", fügte Teal'c hinzu, während sich Daniel den Bäumen näherte und sie unter die Lupe nahm. "Oder wir klettern einfach drüber!", sagte er dann. Sam und Jack sahen sich etwas verwundert an, sagten aber nichts. "Was?", fragte Daniel dann verwundert. Einen Augenblick später bekam er keine Antwort, sondern musste mit ansehen wie Sam zu Boden ging. Sie schrie unter Schmerzen auf.
    "Verdammt!", schrie Jack und warf sich sofort zu Boden, um dem feindlichen Feuer zu entgehen.
    Ein Hagel an Stabwaffenschüssen prasselte auf SG-1 herab. Teal'c konnte Sam gerade noch aus der Schussbahn ziehen, sodass sie nicht noch mehr Treffer abbekam. Der erste Schuss hatte sie an der linken Schulter getroffen, an der eine blutende Wunde klaffte. Unter Schmerzen konnte sie ein paar Mullbinden aus ihrem Erste Hilfe Set holen, um die Blutung zu stoppen.
    "O'Neill! Carter ist getroffen!" - "Sch****!", brüllte dieser vor sich hin und nahm direkt wieder ein paar Jaffa aufs Korn. Auch Teal'c feuerte nun zurück. So konnten sie ein paar der Angreifer ausschalten, aber es waren zu viele.
    "Daniel!", rief O'Neill, bekam aber keine Antwort. "Daniel! Verdammt!" Er drehte sich um, um zu sehen was mit Daniel war. Dieser aber lag bewusstlos auf dem Boden. Ein Zatschuss hatte ihn getroffen. Jack stieß erneut ein "Verdammt!" aus und wollte sich wieder den Angreifern zuwenden, als Teal'c ihm zurief: "O'Neill! Vorsicht!", doch es war zu spät. Auch Jack ging von einer Zat getroffen bewusstlos zu Boden. Teal'c kam wutentbrannt aus seiner Deckung heraus und stürzte allein auf die mittlerweile sicher 20 angreifenden Jaffa zu.
    Todesmutig konnte er etwa ein halbes duzend ausschalten, während um ihn herum das Stabwaffenfeuer nur so niederprasselte. Es mag einem vorgekommen sein wie ein explodierendes Minenfeld. Überall gab es erneute Explosionen. Sam wurde fast noch einmal getroffen, sah sich dann aber einem frech grinsenden Jaffa gegenüber, der auch sie mit einer Zat betäubte.
    Teal'c ging unterdessen weiter auf die angreifende Front zu. Plötzlich stoppte das Stabwaffenfeuer und Teal'c sah seine Gegenüber verwirrt an, bis ihm auffiel, dass sie einen Punkt hinter ihm fixierten. Er drehte sich um und sah dann in die selbe frech grinsende Fratze wie Sam zuvor und wurde dann auch schon von einem Zatschuss getroffen, fiel erst auf die Knie, dann vorn über und blieb bewusstlos liegen.

    Einige Stunden später wachte Sam wieder auf. Ihre Wunde hatte Daniel mittlerweile provisorisch verbunden. Er saß neben ihr und begrüßte sie. Er, Jack und Teal'c waren schon eine Stunde früher wach geworden.
    "Wo sind wir?", keuchte sie. "Nach was sieht's denn aus, Carter?", fragte Jack genervt. "Wir sind in einer Gefängniszelle auf einem Goa'uld Ha'tak. Es ist auf dem Planeten, mitten im Dorf!" - "Oh... ah!" Sie wollte aufstehen, konnte es aber nicht recht. Daniel half ihr. "Und was wollen wir jetzt machen?", fragte sie dann. "Das übliche!", antwortete Jack. "Irgendwie hier raus kommen. Ist ja nicht das erste mal, dass wir in so einer Zelle festsitzen!" - "In der Tat!", fügte Teal'c hinzu.
    Plötzlich hörten sie Schritte im Gang, die immer lauter wurden. Dann ging die Tür auf und drei Jaffa traten in die Zelle.

    Der Anführer von ihnen begann: "Ihr seid SG-1 von den Tau'ri und der Shol'va Teal'c!" Jack trat jetzt aus dem Schatten heraus, sah den Jaffa schräg an und sagte, "Richtig geraten! Daniel, sagen Sie uns was er gewonnen hat!" Der Jaffa nahm das nicht sonderlich gelassen auf.
    "Schweig, Tau'ri!", schrie er und schlug Jack mit der Stabwaffe in die Magengegend. Dieser krümmte sich kurz vor Schmerz, stand dann aber wieder auf. "So. Du weißt wer wir sind. Wer bist dann du?" Erneut wurde ihm ein Schlag versetzt. Diesmal blieb er aber länger auf dem Boden liegen.
    "Ich bin der Primus von Lord Sokar und ihr seid seine Gefangenen!", er machte eine kurze Pause, währendder er alle genau musterte.
    "Mein Gebieter wird bald hier sein und euch foltern! Mit dem Shol'va wird er anfangen!" Mit diesem Satz verließ er die Zelle und die Tür schloss sich. Jack rappelte sich derweil wieder auf.
    "Diese elenden Primusse!" - "Äh, Jack?" - "Was ist?!" Daniel zuckte zusammen, sagte dann aber doch was er sagen wollte. "Der Plural von Primus ist Primen!" - "Daniel! Das ist mir sowas von egal!" - " 'tschuldigung. Ich wollt's nur gesagt haben!" Er drehte sich weg und setzte sich in eine Ecke. "Jedenfalls. Diese dämlichen Primusse. Sind immer so überheblich und kapieren es nie! Wir werden sowieso fliehen!", er sah sich um. "Oder?", fragte er dann die anderen, die aber nur wegschauten. "Natürlich werden wir das!", sagte er zu sich selbst.

    Fünf Minuten später schreckte Jack wieder hoch und wandte sich an Sam.
    "Carter! Können Sie nicht irgendwie an diesen Kontrolldingern rumfummeln, sodass die Tür aufgeht?", diese stand auf und trat ihm gegenüber. "Nun, Sir. theoretisch ist es schon möglich. Dazu muss ich aber erstmal dieses Kontrollkästchen finden. Die Verkleidung in diesem Raum ist überall gleich. Es könnte also ein wenig dauern. Und dann ist noch abzuwarten, ob ich davon überhaupt Zugriff auf die Türsteuersysteme bekomme... " - "Carter!", Jack unterbrach sie. "Ja, Sir?" - "Aber theoretisch ist es möglich, oder?" - "Ja Sir! aber wie gesagt... ", erneut wurde sie unterbrochen. "Gut, dann machen Sie sich an die Arbeit. Wir wollen hier raus!" - "Ja, Sir!"

    "Sir, wir stehen unter Beschuss. Schaffen es nicht mehr durchs Gate. Brauchen sofort die Unterstützung!" - "Okay, Colonel, SG 2, 3, 5, 8 und 10 sind auf dem Weg. Hammond Ende!" - "Danke, Sir! O'Neill Ende!" Das Stargate schaltete sich ab und wurde kurz darauf wieder aktiviert. Jack sah wie SG 2 und 3 mit schwerem Geschütz durch das Tor kamen und SG 5, 8 und 10 folgten. Sechs Teams waren jetzt auf dem Planeten und kämpften gegen Sokars Jaffa. Es war ein blutiger Kampf, mit Toten und Verwundeten auf beiden Seiten. Dann kam ein Stabwaffenschuss genau auf O'Neill zu und traf ihn genau ins Herz, bevor er die Möglichkeit hatte zu reagieren. Er fiel sofort leblos zu Boden, während seine Kollegen um ihn herum die Szene mit Entsetzen beobachteten.

    Dann fuhr er erschrocken und schweißgebadet in die Höhe, blickte sich um und sah vertraute Gesichter. Daniel und Teal'c saßen am anderen Ende des Raumes und Carter werkelte an der Steuerung herum.
    Offensichtlich hatte er nur geträumt. Er atmete tief durch, bevor er aufstand. "Fortschritte?", fragte er Sam. "Nicht wirklich Sir! Die Tür ist verdammt gut abgeschirmt. Es müsste ein Wunder geschehen, damit wir hier rauskommen!" Jack winkte ab und wollte schon zu den beiden anderen hinüberschlendern, als Sam etwas sagte, "Sir. Sehen Sie sich das mal an!" - "Was denn?" Jack drehte sich um und staunte nicht schlecht, als er die verblüffte Samantha neben der offen stehenden Tür erblickte.
    "Na also. Sie haben's doch geschafft!" - "Sir... das war wohl eher das Wunder, welches ich meinte!" - "Wie auch immer. Wir gehen jetzt da 'raus, holen unser Zeug zurück und machen diesem Sokar Feuer unter'm Arsch!"
    Damit ging Jack frohen Mutes in den Gang und lief in irgendeine Richtung, ohne zu wissen, wo er eigentlich hin musste, während die anderen ihm leise folgten.

    "Äh, Jack?" - "Daniel?" - "Weißt du überhaupt wo du hingehst?", fragte Daniel, nachdem er bemerkt hatte, dass sie schon zum dritten Mal an der selben Kreuzung vorbei gingen. "Natürlich nicht, Daniel! Ich kenn mich hier ja schließlich nicht aus! Du etwa?" Jack blieb stehen und sah zu Daniel, auf eine Antwort hoffend. "Wenn du es genau nimmst, dann ja!", antwortete er schließlich. "Okay. Dann zeig du uns den Weg!" Daniel nickte und ging voran.
    Ein paar Gänge weiter bemerkte Carter etwas. "Sir. Ist Ihnen schon aufgefallen, dass wir noch keinem Jaffatrupp begegnet sind, seitdem wir aus der Zelle raus sind?" Jack blieb stehen, während Teal'c stumm nickte. "Was? Wirklich?" - "Ja Sir!" - "Na um so besser! Weiter geht's!"

    Wieder ein paar Gänge weiter blieb Daniel auf einmal vor einer vergitterten Tür stehen und sah hinein. "Da ist ein Goa'uld drin!", sagte Sam und bekam einen fragenden Blick von Jack zugeworfen. "Ich kann ihn spüren!", sagte sie dann. "Das kann ich auch, O'Neill!", gab Teal'c zu. Kurz darauf hörten sie ein Geräusch aus dem Raum. Eine Gestalt trat an die Tür heran. "Befreit mich!", sagte sie mit verzerrter, dumpfer Stimme. "Sicher nicht!", gab Jack zurück.
    Das Gesicht der Gestalt wurde deutlich zu erkennen. Es war vernarbt, gezeichnet von brutalster Folter. "Rettet mich!", fauchte die Gestalt wieder. "Sag mal könnt ihr Goa'uld nicht mal aufhören euch zu profilieren?", schnauzte Jack ihn an. "Jack...", sagte Daniel leise. "Was ist?" Daniel deutete auf den Gefangenen dessen Augen in diesem Moment aufleuchteten. "Ich bin euer Gott Apophis! Kniet nieder und lasst mich frei!", sagte er dann mit der typischen verzerrten, dumpfen Goa'uld Stimme. "Apophis?", fragte Jack ungläubig. "Bist du nicht bei uns auf der Krankenstation gestorben?" Keine Antwort. "Der Sarkophag, Jack!", sagte Daniel nach ein paar Sekunden.
    "Was?" - "Sokar hat ihn mit dem Sarkophag wieder belebt, um ihn dann foltern zu können!", erklärte Daniel. "Ah..." Jack sah etwas verwirrt aus.
    "Lasst mich endlich frei!", brüllte Apophis zornerfüllt mit leuchtenden Augen.
    "Sicher nicht!", bekam er von Jack als Antwort. "Lasst uns gehen!", sagte er schließlich und ging los. "Shol'va!", schrie Apophis zu Teal'c, der sich umdrehte und an die Tür ging. "Ich bin dein Gott! Rette mich!", sagte er nunmehr flehend. Teal'c aber packte ihn am Hals und schrie ihn zornerfüllt an. "Du bist kein Gott! Verrecke hier!" Dann ging er wieder zu den anderen.

    Nach einer halben Stunde der Suche hatten sie endlich die Waffenkammer erreicht und rüsteten sich mit ihren Sachen aus, ließen dabei aber noch ein paar Zats mitgehen. Noch immer waren ihnen keine Jaffa begegnet. Entweder gab es auf dem Schiff keine, oder es war einfach nur schlecht bewacht. Jedenfalls bot sich SG-1 so die Möglichkeit weitestgehend unbemerkt zu verschwinden.
    "Sir?" - "Was ist, Carter?" - "Wir sollten noch herausfinden, wie groß Sokars Flotte ist!" - "Stimmt! Das quetschen wir aus einem der Jaffa raus, wenn wir einen finden!" Teal'c und Carter nickten zustimmend, bevor sie die Waffenkammer verließen und den Ringtransporterraum des Schiffes suchten.
    Ein paar Gänge weiter schlich SG-1 gerade um eine Ecke, als ihnen ein einzelner Jaffa entgegen kam. Sie gingen sofort in Deckung und konnten ihn so mit Leichtigkeit überrumpeln. Unter Androhungen von Teal'c erzählte er was er wusste. SG-1 konnte die geschätzte Flottengröße herausfinden und wollte sich gerade wieder auf den Weg machen, als fünf weitere Jaffa den Gang entlang kamen. Jack ließ den einen Jaffa mit der Zat schöne Träume träumen und ging dann in Position, um die ankommenden Jaffa auszuschalten. Teal'c feuerte zuerst mit seiner Stabwaffe, konnte sogar einen treffen. Die anderen gingen daraufhin aber sofort in Deckung, was es Jack unmöglich machte ein vernünftiges Ziel anzuvisieren. "Okay. Carter. Daniel. Ihr geht schon mal zum Ringraum und sichert die andere Seite. Wir kommen dann nach!", brüllte Jack Sam zu. "Sir? Sollten wir das Schiff nicht noch ein wenig beschädigen?" O'Neill wechselte einen Blick mit Teal'c bevor er antwortete. "Ja, okay. Schnappen Sie sich das C4 und bringen Sie es irgendwo geschickt an. Dann verschwinden Sie hier!" Sam nickte und ging mit Daniel los, während Teal'c und Jack weiterhin auf die Jaffa feuerten. Ein weiterer ging getroffen zu Boden und ein Stabwaffenschuss sauste nur knapp an O'Neills Kopf vorbei. Kurz darauf konnte Teal'c den letzten Jaffa tödlich treffen. "Okay Teal'c. Lass uns gehen!", sagte Jack und lief in Richtung Ringraum.

    15 Minuten später waren sie bei der Ringplattform im Dorf angekommen. Keine Spur jedoch von Carter und Daniel. "Verdammt. Wo bleiben die?", fluchte Jack. Im selben Augenblick aktivierte sich der Ringtransporter.
    "Ah, na endlich!", sagte Jack. "Wieso müsst ihr uns immer warten lassen?", fragte er anschließend.
    Anstatt aber eine Antwort von Sam zu erhalten, flogen ihm ein paar Salven Stabwaffenschüsse um die Ohren. "Was zur...?", fluchte er und versuchte sich hinter einem Stapel Kisten in Deckung zu bringen. Fünf Jaffa waren unerwartet mit dem Transporter angekommen und hatten unverzüglich das Feuer eröffnet. Jack war zum Glück nicht getroffen worden. Auch Teal'c konnte rechtzeitig in Deckung gehen.
    Beide erwiderten sie das Feuer. Die Jaffa waren klug, da sie sich geschickt hinter Deckungen versteckten und so den MG-Salven O'Neills und den Stabwaffenschüssen Teal'cs aus dem Weg gingen. "Teal'c. So können wir sie nicht erwischen!", flüsterte Jack. Teal'c nickte. "Wir müssen sie umkreisen!", sagte er dann wieder und machte Handbewegungen die bedeuteten, dass er selbst sich rechtsherum schlich, während Teal'c links herum gehen sollte. Im Rücken der Jaffa würden sie sich dann wieder treffen und dem kleinen Scharmützel ein Ende bereiten. Wie gesagt, so getan. Keine Minute später hatte es O'Neill geschafft hinter seine Feinde zu kommen, da sie das Feuer auf Teal'c konzentrierten, dessen Vormarsch so unterbrochen wurde. Mit fünf gezielten Schüssen konnte Jack die Angreifer ausschalten. Leblos sackten sie allesamt zu Boden, als sich der Ringtransporter wieder aktivierte. Jack und Teal'c richteten sofort ihre Waffen auf die Plattform, um ungebetenen Gästen schnellstmöglich zu entgegnen. Die Personen die ankamen erhoben ebenso sofort ihre Waffen. "Carter. Verdammt. Müssen Sie immer zu spät kommen?", schrie O'Neill kurz darauf herum und senkte seine Waffe. "Das C4 ist in Position!", sagte sie etwas kleinlaut und ging ein paar Schritte auf ihn zu.
    "Sir. Ich denke wir sollten hier verschwinden!" - "Gute Idee, Carter!", sagte Jack immer noch etwas erregt. "Sie zünden das C4, sobald wir am Gate sind!" - "Ähm, Sir?" - "Was ist?" - "Ich habe es auf einen zwanzigminütigen Zeitzünder eingestellt!", sagte Sam und Jack blickte etwas verdutzt drein. "Aha...", sagte er dann, drehte sich um, ging los und sagte noch, "Das ist zwar ein bisschen lang, aber auch okay!" Daniel, Sam und Teal'c folgten ihm sogleich.

    Nach fünf Minuten Fußmarsch zurück zum Gate stellte sich Daniel neben Jack. "Jack. Sollten wir nicht versuchen die Dorfbewohner zu befreien?" - "Wo willst du sie denn hinbringen?" - "Zuerst einmal zu uns..." - "Das wird Hammond nicht zulassen!" - "Nicht wenn du ihn nicht überzeugst!" - "Das werde ich ganz sicher nicht, Daniel!" - "Aber wieso?" - "Nichts aber! Wir gehen heim! Verstanden?", sagte O'Neill bestimmend. Daniel sah betroffen zu Boden und gab ein resignierendes "Sicher...!" zu verstehen.
    Fünf weitere Minuten später, das Gate lag schon in Sichtweite, blieb Teal'c plötzlich stehen. "O'Neill!", sagte er und ging in die Knie. "Was ist?", fragte Jack, der zu ihm vorgegangen war. "Jaffa!", stieß er aus. Kurz darauf waren mehrere Signaltöne aus den Signalhörnern, zu hören. "Sie kreisen uns ein!", sagte Teal'c erklärend. "Okay. Daniel! Carter! Zum Gate und anwählen. Wir halten euch den Rücken frei!", ordnete O'Neill an. Im selben Moment schlugen schon mehrere Schüsse aus Stabwaffen direkt neben Jack und Teal'c ein. Sam zögerte einen Moment, als O'Neill ihr aber einen ich-bin-Ihr-Vorgesetzter-Blick zuwarf, ging sie sofort weiter.
    Mehrere Salven aus Stabwaffen schlugen jetzt direkt neben O'Neill ein. "Besonders gut zielen konnten die noch nie!" - "In der Tat!" - "Na dann geben wir mal Kontra!", sagte Jack und wollte aufstehen. "Ich bin mit dem Begriff 'Kontra' nicht vertraut, O'Neill!" Teal'c sah Jack fragend an. "Nicht so wichtig!", antwortete dieser. "Schieß einfach zurück!" - "Wie du wünschst, O'Neill!"
    Zusammen gaben sie Sperrfeuer, damit Sam und Daniel das Gate erreichen konnten. Immer wieder gingen sie dabei ein paar Schritte weiter und immer wieder in Deckung, um vom gegnerischen Feuer nicht getroffen zu werden.
    Es glich einem wahren Schlachtfeld. Dutzende Jaffa stießen auf SG-1 zu, um sie zur Strecke zu bringen. Diese wehrten sich jedoch standhaft und konnten immer wieder ein paar der Angreifer ausschalten. Es wurden aber immer mehr.

    Daniel war inzwischen am Gate angekommen und wählte die Erde an, während Sam ihm Feuerschutz bot. Dennoch schlugen immer mehr Energiebälle direkt neben Daniel ein, sodass dieser des öfteren zusammen zuckte und alle Kraft aufbringen musste das Gate zu aktivieren. Schließlich schaffte er es aber doch, brachte sich sofort hinter dem DHD in Sicherheit und feuerte mit seiner Beretta auf die Jaffa zurück. Jack, der mit Teal'c inzwischen auch beim Gate war, nahm sofort Kontakt mit Hammond auf. Hunderte Jaffa hatten mittlerweile die nähere Umgebung um das Gate eingenommen und feuerten unentwegt auf SG-1, die hinter Steinen Schutz suchten.
    "SGC, hier O'Neill!" - "Colonel! Was gibt's?", fragte Hammond durch das Funkgerät. "Tja General, wir stehen unter schwerem Beschuss. Schaffen es nicht mehr sicher durchs Gate. Brauchen sofort Unterstützung!" - "Okay, Colonel! SG 2, 3, 5, 8 und 10 sind auf dem Weg. Hammond Ende!" - "Danke, Sir! O'Neill Ende!"
    O'Neill lud sein MG nach und schoss auf zwei Jaffa, die sich ihm in dem Moment von der rechten Seite nähern wollten. Gleichzeitig schaltete sich das Gate ab und wurde kurz darauf wieder aktiviert. Auch die anderen drei Mitglieder von SG-1 konnten ein paar Jaffa ausschalten, wurden aber gleich darauf wieder von gegnerischem Feuer eingedeckt. Wenige Augenblicke später sah Jack, wie SG 2 und 3 leicht bewaffnet und mit Panzerschutzschilden ausgerüstet durch das Tor kamen. Sie positionierten sich zwischen den Mitgliedern von SG-1 und boten ihnen so mehr Schutz. Auch SG 5, 8 und 10 folgten. Sie waren besser ausgerüstet. Neben drei Raketenwerfern hatten sie auch einige große MGs dabei. Sechs Teams waren jetzt auf dem Planeten und kämpften gegen Sokars Jaffa.

    Kampfgeschrei war zu hören. O'Neill brüllte den anderen Kommandos zu. Auch die Jaffa waren gut organisiert. Die Schlacht dauerte lang. Immer wieder prasselte Stabwaffenfeuer auf die Panzerschilde ein, die weitestgehend standhielten. Im Gegenzug feuerten die SG-Teams alles was sie hatten. Die Stinger Raketen wurden auf die stationären Stabwaffen gefeuert und eliminierten so bis zu vier Jaffa. Auch die MG-Schützen hatten Erfolg und konnten duzende Jaffa ausschalten. Der Kampf war blutig und grausam. Es gab Tote und Verletzte auf beiden Seiten.
    Nach zwanzig Minuten schweren Gefechts gab es immer noch keinen Sieger.
    "Carter?", brüllte Jack durch das Kampfgeschrei hindurch. "Carter! Sollten Ihre C4s nicht hochgehen?" - "Doch Sir. Eigentlich schon! Ich kann mir auch nicht erklären, was passiert ist!", schrie sie zurück und wandte sich gleich darauf wieder einer Gruppe Jaffa zu, die versucht hatten die Stellung zu umgehen und von hinten einzufallen. Auf Jacks Seite passierte das gleiche.
    Beide Gruppen jedoch konnten eliminiert werden.

    "Major!", rief Jack den Kommandeur von SG-2 zu sich. "Sir?" - "Wir sollten mal ein wenig vorrücken und den Jaffa Feuer unterm Arsch machen!" - "Ja, Sir!"
    Der Major ging zur ersten Linie und bedeutete den dortigen Soldaten, die Panzerschilde anzuheben und einige Meter nach vorne zu tragen.
    Die zweite Reihe belegte währenddessen die Jaffa mit Sperrfeuer, sodass diese in Deckung gehen mussten. Die SG-Teams konnten sich so einiges an Luft verschaffen. In den eigenen Reihen waren während diesem Gefecht vier Männer gefallen, fünf weitere schwer verwundet. Bei den Jaffa sah es aber wesentlich schlimmer aus. Von geschätzten zweihundert wurden sie auf circa achtzig dezimiert. Die verbliebenen griffen aber weiter die Stellung der SG-Teams an und versuchten immer wieder von den Seiten einzufallen, was aber dank O'Neill und Carter verhindert werden konnte.

    Immer wieder schlugen Energiebälle am Gate ein und wirbelten Unmengen an Dreck und Erde auf. Die Granaten und Stinger Raketen taten auf der anderen Seite ihr Übriges um den Platz in ein mit Kratern überzogenes Schlachtfeld zu verwandeln.
    Der Geruch von verbranntem Plastik und Fleisch lag in der Luft. Qualm überdeckte die Ebene und ohrenbetäubender Lärm zerstörte die sonst so idyllische Waldlandschaft.
    Zwanzig weitere Jaffa fielen dem taktischen Einsatz von Handgranaten und Raketen, sowie geschicktem MG-Feuer zum Opfer. Zwei Männer von SG-3 waren von Stabwaffenfeuer getroffen worden.

    Jack reichte es jetzt endgültig. Er wollte den Kampf ein für alle mal entscheiden, griff sich deshalb ein M63 und brüllte zu den verbliebenen zwölf SG-Teammitgliedern. "Werft alles in den Kampf! Wir entscheiden diese Schlacht jetzt!" Alle schrieen nah zu gleichzeitig "Jawohl, Sir!" zurück, griffen nach den stärksten Waffen und stürmten unter gellendem Kampfgeschrei aus der Deckung heraus. Die mittlerweile verbliebenen fünfzig Jaffa waren von diesem Angriff so dermaßen überrascht, dass sie kaum eine Chance hatten und einer nach dem anderen leblos zu Boden gehen musste. Lediglich vier SG-Leute wurden bei dieser Offensive noch verletzt.
    Zum Schluss ging alles schnell. Die letzten Jaffa wurden ausgeschaltet und Jack stellte sich mitten auf den Kampfschauplatz und blickte umher.
    Auf der einen Seite sah er seine Kameraden, wie einige von ihnen schmerzverzerrt auf dem Boden lagen und notdürftig versorgt wurden. Viele der Panzerschilde waren unter dem Druck zerborsten, Einschlaglöcher säumten den Weg zum Gate. Auf der anderen Seite sah er nahezu zweihundert Jaffa, die kreuz und quer tot am Boden lagen. Überall stieg Qualm auf, es roch immer noch verbrannt. "Okay Leute! Lasst uns nach Hause gehen!", rief O'Neill seinen Leuten nach einer Weile zu.
    Auf dem Weg zum Gate trat der Major an ihn heran. "Sir. Wir haben den Befehl von General Hammond, alle Dorfbewohner sicher zur Erde zu bringen!"
    Jack starrte ihn entsetzt an, resignierte dann aber. "Okay! SG-1, 3 und 10. Ihr kommt mit mir. Die anderen bringen die Verletzten schon mal zur Erde!"

    Eine Viertelstunde später waren sie im Dorf angekommen. Kein Jaffa war hier mehr zu sehen. Scheinbar waren sie alle zur Schlacht beordert worden, die die Menschen nur schwer gewinnen konnten.
    "Also, Major. Wo sind Ihre Dorfbewohner jetzt?", fragte O'Neill den Major und blickte ihn schief an. "Sir?", rief Carter neben einer großen Scheune stehend. "Sie sind alle hier drin!" - "Okay. Dann ab mit ihnen zum Gate! Wir wollen hier weg!" - "Ja, Sir!", antworteten Carter und der Major. Während SG-3 und 10 die Dorfbewohner zum Gate brachten, ging SG-1 ihnen in ein paar Meter abstand hinterher.
    O'Neill grinste triumphierend. "Denen haben wir's gezeigt, oder?", sagte er dann fröhlich. "In der Tat, O'Neill!", antwortete ihm Teal'c. "Ich denke dieser Sokar wird keine Schwierigkeiten mehr machen!", sagte Jack dann wieder. "Sir. Das werden wir irgendwann merken!", sagte Sam. Jack nickte ihr zu. Gemeinsam gingen sie dann teils erleichtert, aber auch erschüttert und traurig über die eigenen Verluste zum Gate.

    Nach ein paar hundert Metern schweigenden Marsches begann O'Neill wieder ein Gespräch.
    "Aber Ihr C4 ist immer noch nicht hoch gegangen, Carter!", sagte er neckisch.
    In dem Moment hörten sie hinter sich eine gewaltige Explosion. Alle drehten sich um und sahen das geparkte Mutterschiff zu Boden sinken. Wenig später gab es eine noch gewaltigere Explosion und das Schiff zerbrach in tausende von Einzelteilen.
    "Schätze ich hab den Zeitzünder versehentlich auf eine Stunde eingestellt!", gab Carter zu. "Wie auch immer!", sagte O'Neill erheitert, "Das war das Ende von Apophis!"
    Sam und Daniel nickten stumm, während Teal'c Jack mit einem "In der Tat!" bestätigte.

    "Also Heimwärts!", rief O'Neill aus und lief wieder los. Die anderen folgten ihm in Richtung Stargate.

    Ende

  15. #35
    Airman First Class Avatar von Sphere
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    Standard

    Autor: Sphere
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    Kategorie: Misc
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    Titel: Moebius Reloaded
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    Kommentar: In „Moebius“ (SG1 819&820) reist das SG-1 Team in das Ägypten von vor 5000 Jahren, wo es ungewollt die Vergangenheit verändert. In einer alternativen Gegenwart wird dies von dem dortigen SG-1 Team erkannt. Die gesamte Doppelfolge arbeitet von da an auf den Punkt zu, in welchem das ebenfalls in die Vergangenheit gereiste alternative Team die Fehler des echten Teams korrigiert. Doch genau dazu kommt es nicht. Die Episode endet statt dessen abrupt. Die folgende Story ist der Versuch, diese klaffende Lücke in der Handlung zu schließen.

    Die Story entstand zu einer Zeit, als man „Moebius“ noch als Spoiler angeben musste. Bereits während ich die Episode sah, begannen Bilder in meinem Kopf zu entstehen, wie sie ausgehen könnte. Noch am gleichen Abend entwickelte ich das Konzept der folgenden Story und fing mit dem Schreiben an. Es ist bisher die einzige meiner Geschichten, bei der das so schnell ging.
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    Betaleser: Mein Vater
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    Rating: PG
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    Spoiler 



    Moebius Reloaded
    von Sphere

    Das bisherige Geschehen in aller Kürze:
    Auf der Suche nach einem ZPM reiste SG-1 mit einem modifizierten Puddle Jumper in das Ägypten von vor 5000 Jahren. Allerdings stellte sich eine reibungslose Rückkehr als unmöglich heraus und so verbargen sie das ZPM an einem Ort, wo es in der Gegenwart zweifelfrei gefunden werden würde.
    Sie wussten, dass eine Rebellion den damals herrschenden Goa’uld Ra von der Erde vertreiben würde und begannen genau diese Rebellion zu planen. Das Team wurde jedoch vorzeitig entdeckt, O’Neill, Carter und Teal’c starben.
    Daniel Jackson baute danach, vorsichtiger geworden, behutsam eine Untergrundbewegung auf, welche es schließlich tatsächlich schaffte, Ra zu stürzen. Allerdings nahm dieser bei seiner Flucht das Stargate mit sich, was im ursprünglichen Verlauf der Geschichte nicht vorgesehen war. Eine alternative Realität entstand.
    In dieser alternativen Realität reisen O’Neill, Carter und Teal’c nach einer Reihe von Ereignissen, die hier nicht näher dargelegt werden sollen, ebenfalls in die Vergangenheit. Sie treffen zwischen dem Tod ihrer Doppelgänger und dem Beginn des Aufstandes ein. Zusammen mit Jackson beschließen sie, diesmal zu verhindern, dass Ra das Sternentor mit sich nimmt.
    Carter und O’Neill versuchen gerade ihren beschädigten Jumper zu reparieren, als dieser von einer Jaffa-Patrouille entdeckt wird. In letzter Minute treffen Jackson und Teal’c mit einer Schar von Rebellen ein, um die Jaffa zum Aufgeben zu zwingen...


    * * *

    Déjà vu, dachte Daniel.
    Die Menschenmassen stürmten die Dünen hoch. Schreiend, waffenschwenkend und furchtlos – und versetzten die Jaffa, die eben noch auf den Puddle Jumper eingeschossen hatten, in dem Jack und Sam festsaßen, in Angst und Schrecken.
    Es war wie damals auf Abydos, als sich die Abydonier gegen Ra erhoben. Doch heute wurde kein Blut vergossen. Die Jaffa warfen ihre Waffen weg und ergaben sich, wie Teal’c sie aufgefordert hatte. Daniel zweifelte nicht daran, dass sie ansonsten wie damals von den Menschenmassen einfach hinfortgespült worden wären.
    „Sie werden die ersten Jaffa sein, welche die Freiheit kosten werden“, verkündete Teal’c zufrieden neben ihm.
    Daniel drehte sich um und blickte verkniffen zu dem Mann hinüber, den er eigentlich nur in einer anderen Zeitlinie gekannt hatte. „Ich fürchte so einfach ist das nicht.“ Teal’c sah ihn fragend an. „Die Menschen hier kämpfen nicht, weil wir das von ihnen wollen. Sie kämpfen für ihre Freiheit und gegen ihre Unterdrücker. Und ihr Unterdrücker ist nicht nur Ra allein. In den Augen dieser Menschen sind auch die Jaffa ihre Feinde.“ Noch immer schrieen die Leute auf den Dünen, inzwischen mehr aus Freude über den Erfolg, als zur Einschüchterung der Jaffa. „Ich fürchte in dem Augenblick, in dem wir wegsehen, wird irgendjemand sich an diesen Jaffa rächen...“
    Teal’cs Züge wurden noch eine Spur härter. Dies war es nicht, was er sich erhofft hatte.
    In diesem Moment änderte sich die Tonlage des aufständischen Volkes. Der Jumper öffnete sich und Jack und Sam traten heraus, fröhlicher als Daniel es von ihnen gewohnt war und, wie er fand, auch etwas zerzauster.
    Vorsichtig durchquerten sie die Gruppe der Jaffa, die sie noch immer umringte. Doch keiner der Männer wagte es, sie anzugreifen, zu deutlich war die Drohung des Mobs.
    „Wir müssen uns beeilen“, begrüßte Teal’c die beiden. „Wenn die Patrouille nicht rechtzeitig zurückkehrt, werden noch mehr kommen und Ra wird Verdacht schöpfen.“
    „Ja...“ meinte Jack ratlos, fuhr aber dann mit umso größerer Begeisterung fort „Aber hey, klasse Nummer, die ihr da abgezogen habt! Echt schnelle Reaktion. Danke!“
    Daniel konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, der „jetzige“ Jack war nicht sonderlich anders, als der, den er kannte – ganz im Gegensatz zu Sam, die nur wenig von dem Selbstbewusstsein und der Professionalität der Frau hatte, die er gekannt hatte.
    Gleichzeitig erfüllte Daniel ein gewisser Stolz. Ja, sie hatten das wirklich gut organisiert. Nur deswegen hatten sie so schnell reagieren können.
    „Tatsache ist, dass wir nicht wissen, wie wir Ra kurzfristig vom Stargate weglocken sollen und ihn dazu zu bringen wollen die Erde zu verlassen“, klärte Daniel die beiden über das auf, was er mit Teal’c zuletzt diskutiert hatte. „In meiner Realität ergriff Ra auf Abydos die Flucht, als sein eigenes Leben unmittelbar bedroht war. Das hat ihn so geschockt, dass er damals gar nicht daran dachte, die Vergeltungsmaßnahmen zu ergreifen, die ihm sein Schiff ermöglicht hätte.
    Doch wenn wir ihn jetzt mit seinem Schiff vom Tor weglocken, steht er im wahrsten Sinne des Wortes über den Dingen und ist für uns unangreifbar. Wenn wir uns dann erheben, wird er den Aufstand einfach von der Luft oder dem All aus niederschlagen.“
    „Okay, dann bleibt uns nur, ihm das Tor vor der Nase weg zu schnappen“, meinte Jack wie selbstverständlich.
    Eigentlich hatte Daniel erwartet, dass ihre Argumente diskutiert werden würden. Schließlich konnten er und Teal’c gut etwas übersehen haben. Aber andererseits war er hier der Mann mit der nötigen Erfahrung und schien außerdem auch noch recht überzeugend gewesen zu sein.
    „Was ist mit der Tarnungseinrichtung eures Schiffes?“, fragte Teal’c.
    „Ähm. Das bekomm ich hin“, antwortete Sam, fügte dann aber etwas kleinlaut hinzu „Vielleicht...“
    „Habt ihr bereits einen Plan, wie ihr das Chaapai zu transportieren gedenkt?“, bohrte Teal’c weiter. Er klang nach Daniels Geschmack dabei noch sehr wie der Primus eines Goa’uld.
    „Darüber habe ich nachgedacht“, erklärte Sam hastig. „Wir fliegen einfach mit dem Schiff in die Mitte des Rings und fahren dann die Triebwerkspylone aus. Dadurch verkeilen wir uns und können mit dem Tor wegfliegen.“
    Das klang alles wunderbar. Während die drei noch weiter über den genauen Ablauf ihrer Aktion diskutierten, wanderten Daniels Gedanken bereits wieder zur Organisation der von ihm geplanten nahen Rebellion. „Ich geh dann mal rüber und leite alles in die Wege“, meinte er dann und zeigte über seine Schulter zu den Aufständischen und seinem englischsprachigen Freund Katep in deren Mitte.
    Im Gehen rief er dann noch: „Und könntet ihr Teal’c und mich vielleicht vorher noch wo hinfliegen? Ich glaub, ich habe da eine gute Idee!“

    * * *

    „Ich habe die Tarnvorrichtung so kalibriert, dass ihr Feld jetzt nicht mehr nur das Schiff umschließt, sondern auch seine unmittelbare Umgebung. Sobald wir also mit den Triebwerken in Kontakt mit dem Stargate kommen, müsste es ebenfalls unsichtbar werden.“
    Jack wurde immer ein bisschen schwindelig, wenn er Sam so reden hörte, aber gerade das war es, was ihn an ihr so beeindruckte und sie zu etwas Besonderem machte.
    Sie schwebten getarnt etwa eineinhalb Kilometer über der Ebene von Gizeh. Unter ihnen lag das Sternentor, die großen Pyramiden – sowie das pyramidenförmige Landemodul eines Ha’tak-Mutterschiffs, das auf der Cheops-Pyramide niedergegangen war. Hunderte von Menschen strömten bereits von allen Seiten heran. Wie es nach außen hin schien, ruhig und friedlich.
    Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis die Show begann und das entscheidende Ereignis in der Geschichte der Menschheit eintreten würde, das sie von den Goa’uld befreien würde und ihnen die Möglichkeit gab, sich selbstständig weiterzuentwickeln... Und so weiter und sofort, blabla... dachte Jack. Dazu musste der grandiose Plan von diesem Daniel Jackson erst einmal aufgehen. Das Argument, es habe sowieso schon zweimal funktioniert zog in seinen Ohren einfach nicht.
    Auf der dem Sternentor zugewandten Seite des Raumschiffs entstand auf einmal eine an die hundert Meter hohe Gestalt. Sie war durchscheinend und so für einen heutigen Menschen nicht schwer als Projektion zu deuten. Doch auf die Ägypter da unten musste sie zumindest früher einmal einen im wörtlichen Sinne göttlichen Eindruck gemacht haben.
    Die Gestalt trug das prachtvolle Gewandt eines Pharaos, eine große goldene Maske verhüllte ihr Gesicht. Sie breitete die Arme aus und sagte etwas, das aber nicht bis in ihre fliegende, isolierte Kabine vordrang.
    „Das muss Ra sein!“
    „Ja“, knurrte Jack. Und dann: „Was ist?!“ Er starrte Sam an.
    „Uh-oh. Das ist nicht gut“, meinte diese.
    „Was?“
    „Das ist ein Hologramm, das er vielleicht von sonst wo aus sendet. Wer sagt uns, dass er nachher auch wirklich persönlich erscheint?“
    „Das sagt uns...“, aber Jack fiel nicht ein, wer oder was ihm das sagte. Im Gegenteil musste er feststellen, dass Jacksons grandioser Plan auf einer Annahme aufbaute, die vielleicht gar nicht zutreffend war.
    Der Strom der Menschen begann sich allmählich zu verdichten. Es würde nicht lange dauern, bis sie sich alle an der Stelle versammelt hatten, an der eben noch das Hologramm gestanden hatte und die ringförmig von Jaffa abgeschirmt wurde.
    „Was glaubst du wird geschehnen, wenn...“ Sam räusperte sich, nachdem ihre Stimme plötzlich zu piepsig geworden war „...wenn die nur auf eine Projektion einstürmen?“
    Was sollte er tun? Selbst wenn er wegen dieser Befürchtung landen und den Leuten da unten erklären würde, dass der Aufstand wegen schlechtem Wetter verschoben werden musste, konnte er nicht die anderen Aufstände unterbinden, die im ganzen Land anlaufen würden oder vielleicht sogar schon begonnen hatten...
    Doch dies war wohl auch nicht nötig. Am Fuß des Goa’uldschiffes bewegte sich etwas. Wie als ob das Torschiff seine Gedanken gelesen hätte, zoomte ein Hologramm über der Sichtscheibe den entsprechenden Ausschnitt heran. Und da kam tatsächlich mit hoch erhobenem, goldglänzendem Haupt Ra in Person aus dem Tor geschritten.
    „Puh!“
    Auf einmal erschienen in einer Ecke des Cockpitfensters zwei weitere Hologramme, die extrem vergrößere Aufnahmen von den zwei benachbarten Siedlungen zeigten. Rauch stieg auf und einige verirrte Energieblitze jagten in den Himmel.
    Ra konnte davon nichts bemerken. Jetzt war nur noch zu hoffen, dass er erst davon erfuhr, nachdem der Aufstand auch hier begonnen hatte.
    Es dauerte nicht lange. Ra kam nicht mehr dazu, „seinem“ Volk seinen neuesten Willen zu verkünden. Umhänge flogen beiseite und Stabwaffen reckten sich in die Höhe. Der erste Jaffa ging zu Boden. Ein unglaublicher Tumult brach los, den lediglich Ra selber scheinbar unbeteiligt musterte.
    Doch dies war nicht mehr ihr Problem. „Es geht los!“ Jack wollte vorwärts und das Schiff führte diesen Wunsch aus. Getarnt rasten sie auf das unter ihnen liegende Tor zu, das keinen Kilometer freier Fläche von den tobenden Massen entfernt auf einem gewaltigen steinernen Podest stand.
    Jack ging es fast ein wenig zu schnell, er verzögerte und erreichte schließlich die gleiche Höhe, auf der sich das Tor befand. Das Gateship schnellte darauf zu und blieb ruckartig genau in der Mitte des Tores stehen.
    Draußen wehte eine Staubfahne davon, die sie aufgewirbelt hatten. Sonst war alles ruhig. Die Wachen waren längst woanders.
    „Und jetzt fahr die Gondeln aus!“, kam es von Sam.
    Wie er das hasste. Konzentrieren Sie sich einfach. Gewöhnlich war nichts Einfaches daran.
    Doch diesmal klappte es sofort. Das Schiff erzitterte für einen Moment, als die Pylone gegen das Stargate schlugen.
    „Das Tor müsste jetzt ebenfalls unsichtbar sein. Schnell weg, bevor es jemand merkt.“
    Hoch, fuhr es Jack durch den Kopf, nicht einfach nur weg. Er musste das Tor erst aus der Verankerung heben, bevor sie wegfliegen konnten.
    Grimmig und jetzt voll konzentriert steuerte er das Schiff nach oben. Er bemerkte das höhere Gewicht, den Reibungswiderstand des im Stein versenkten Tores beim Auftauchen, doch es klappte. Dann beschleunigte er.
    Und bremste sofort. Das grausame Quietschen hallte noch immer in seinen Ohren nach. „Carter?!“
    „Du warst zu schnell, vielleicht hast du das Schiff bereits wieder aus dem Tor gerissen.“
    „Ah ja? Und jetzt?“ Siedend heiß wurde ihm bewusst, dass es äußerst auffällig war, wenn das Tor auf einmal verschwand. Unsichtbar oder nicht, fühlte er sich wie auf dem Präsentierteller. Wenn sie jetzt auch noch das Tor fallen ließen, verloren sie nicht nur wertvolle Zeit. Vielleicht wären sie nicht einmal mehr in der Lage, es ein weiteres Mal zu ergreifen.
    Beim Ha’tak drehte sich Ra um und schritt zurück zur Schleuse.
    „Langsam vorwärts. Ganz vorsichtig.“
    Es gab einen gewaltigen Schlag, das Heck des Gateships schwang für einen Moment nach oben, pendelte sich aber sofort wieder ein.
    Als ob ein großes Gewicht heruntergefallen wäre.
    Jack ließ das Schiff herumschwenken, so dass sie das sehen konnten, was hinter ihnen war.
    Er konnte nicht glauben, was er da sah. Der riesige Ring des Tores rollte über sein vormaliges Podest, kippte an der Kante leicht zur Seite und rollte dann, wahnsinnig schnell an Geschwindigkeit gewinnend, die Stufen herab, in die freie Wüste.
    „Da rollt unser Stargate...“, kam es von Sam.
    Ein verirrter Jaffa konnte dem rollenden Etwas gerade noch ausweichen.
    „Hinterher!“ Schnell schloss das Schiff zum Tor auf und flog parallel zu ihm. „Und wieder durch.“
    Ein kurzer zweifelnder Blick, dann stellte Jack das Schiff während dem Flug senkrecht zum Tor.
    „Verflucht!“
    Mit einem gewaltigen Schlag kippte das Tor zur Seite und rammte sich in den lockeren Sand. Verzögern und wieder zurückfliegen war schnell getan, das Erkennen des Felsens als Ursache für den Sturz ebenso. Aber was jetzt? Das Tor lag flach.
    Wieder bildete sich mit einem dezenten Zischen ein Hologramm. „Gleiter!“, erkannte er die anfliegenden Fluggeräte.
    „Sie können uns nicht sehen.“
    „Bist du dir da sicher?“, fragte Jack skeptisch.
    „Aber sie sehen das Tor...“
    Dies war einer dieser Momente: Entweder man wusste, was zu tun war oder man war der Situation hilflos ausgeliefert. Zumindest was ihn anging, war Nachdenken jetzt vollkommen illusorisch, er war auf seinen Bauch angewiesen.
    „Wie stabil ist dieses Schiff?“
    Was?
    „Na Knautschzone, Seitenaufprallschutz, Airbags...“
    Für einen Moment war Ruhe. Da dachte wohl doch jemand nach. „Du willst das Schiff in den Boden rammen“, erkannte sie.
    Er holte bereits Schwung. „Geht es?“
    Ja! Das Schiff hat Trägheitsdämpfer und künstliche Schwerkraft. Wenn das Schiff nicht auseinander bricht, werden wir es nichtmal bemerken!“
    ...wenn das Schiff nicht auseinander bricht... war es das, was man gnadenlose Logik nannte?
    Jack richtete den Bug zum auf dem Boden liegenden Tor hin aus. Sie hatte recht. Er merkte nicht einmal, dass er parallel zum Boden saß. Dann biss er die Zähne zusammen und trat geistig aufs Gas.
    Hart schlug er mit dem Hinterkopf gegen die Rückenlehne. Das Fenster hatte sich schlagartig verdunkelt, verdeckt vom Sand.
    Neben ihm saß Sam vollkommen unbeeindruckt. „Lernt man das beim Militär? Wenn man den Aufschlag kommen sieht, der einen nach vorne wirft, das zu versuchen auszugleichen?“
    „Was?!“ Er verstand kein Wort.
    „Nicht so wichtig. Wie tief sind wir?“
    Ein Hologramm erschien. Es zeigte das Schiff von außen, wie es im sandigen Boden steckte, perfekt umgeben vom Sternentor. Innerlich verfluchte sich Jack, dass er das Schiff nicht schon vorher um eine Außenansicht gebeten hatte.
    „Die Tarnung ist ausgefallen“. Sam deutete auf einige Anzeigen, die er bisher ignoriert hatte. „Offenbar ist das Schiff doch nicht ganz so stabil.“
    „Nett“, fluchte O’Neill und fuhr wieder die Pylone aus, die knirschend gegen das Stargate stießen.
    Da traf sie ein weiter Schlag. Ein schleifendes Geräusch kam von außen und plötzlich wurde es hell. Sand flog davon. Auf einmal schien die Welt um sie zu kippen, der Boden entfernte sich von ihnen. Der Sand floss schnurgerade wie in einer gewaltigen Leitung durch die Luft – auf das Mutterschiff zu, das noch immer am Boden saß. Sie befanden sich am Ende einer Bahn aus Sand, die sich auf das Schiff zu bewegte.
    „Ein Zugstrahl. Ra holt sich das Stargate“, erkannte Sam tonlos.
    Sechs Gleiter waren heran und schienen sie zu eskortieren zu wollen.
    Jack griff fester nach den kleinen Steuerknüppeln und zwang das Schiff nach rechts. Dann nach unten und nach vorne. Er schüttelte es, versuchte zu entkommen. Doch im Gegensatz zu einer Fliege, die im Spinnennetz umher schwang, schien der Zugstrahl massiv wie eine Stange aus Stahl zu sein.
    Das außerirdische Raumschiff kam immer näher. Auf einmal fühlte Jack die gleiche Resignation wie die Sekretärin neben ihm, die so viel mehr hatte sein wollen. Warum die Welt ändern, wenn man sein eigenes Boot hat, fragte er sich.
    Neben ihm explodierte plötzlich einer der Gleiter. „Ah, Jack“, klang Daniels Stimme aus seinem Funkgerät an der Schulter. „Sieht so aus, als ob ihr Hilfe gebrauchen könntet.“
    Ach ja?
    Ein weiterer Gleiter wurde von irgendwas getroffen und raste trudelnd mitten in den Zugstrahl hinein, der dessen Geschwindigkeit noch erhöhte und das brennende Wrack genau auf seine eigene Quelle zuzog – die nach der heftigen Explosion versiegte.
    Der eben noch fliegende Sand, rieselte nun haltlos zu Boden. Sie waren frei.
    „Nett!“, grinste Jack diesmal voller Befriedigung und lenkte das Gateship aus der erzwungenen Bahn. Sanft und mit großem Radius, damit ihnen nicht wieder das Stargate herunterfiel.
    Um sie herum detonierten zwei weitere Gleiter. Zum ersten Mal konnten sie nun einen Blick auf das Schiff erhaschen, mit dem Daniel gekommen war. Es glänzte silbern wie poliert, war dreieckig und hatte einen langen spitzen Dorn nach unten ragen. Innerhalb kürzester Zeit hatte er damit auch die verbliebenen Gleiter beseitigt.
    Ra’s Schiff startete. Langsam und majestätisch erhob es sich von der strahlend weiß verkleideten so genannten Cheops-Pyramide. Das Heraufwuchten einer so großen Masse erweckte den Eindruck von Macht und Stärke, dabei waren es letztlich nur pure Furcht und Überraschung, die das Schiff bewegten.
    Jack glaubte förmlich den Jubel der Menschen hören zu können, die diesen Abgang beobachten konnten. Lange waren sie geknechtet worden und heute endlich hatten sie sich gewehrt und Erfolg gehabt.
    „Also das sollten wir öfters machen!“, rief Jack spontan aus und sah zu Sam herüber, in der Hoffnung, sie würde aufspringen und ihn umarmen.
    Doch Carter starrte nur gebannt auf eines der Displays. „Es ist noch nicht vorbei.“
    Er folgte ihrem Blick und sah auf eine Darstellung des Gateships, das vom Stargate umschlossen war – an welchem Lichter aufleuchteten. Offensichtlich wollte jemand das Tor aktivieren während sie noch darin feststeckten.
    „Ist das ein Problem?“
    „Das ist ein Wurmloch!“, rief Sam aus. „Das muss so verrückte Sachen mit der Raum-Zeit anfangen, dass ich besser nicht an dem Ort sein will, an dem es das tut.“
    „Also gut.“
    In Gedanken tat er genau das, was er bisher tunlichst vermieden hatte: Er trat auf die Bremse.
    Mit einem erneuten, die Ohren folternden Geräusch schabte das Tor Funken sprühend an ihnen vorbei und bewegte sich mit fast der gleichen Geschwindigkeit weiter, mit der sie bis eben geflogen waren – wie schnell noch mal? Dabei begann es im selben Moment nach unten zu fallen und sich zu drehen.
    Es schlug flach auf, kurz gefolgt von dem typischen, riesigen Wasserschwall der daraus hervorzubrechen schien, als sich das Wurmloch ausbildete.
    Jack landete das Schiff unmittelbar neben dem Tor und sprang dann von einem Sitz hoch. „Hier“, er drückte Sam ein M-16 Gewehr in die Hand, nur um es ihr gleich wieder zu entreißen und zu entsichern. „Das ist der Abzug. Zielen, Schießen. Kein Sprengstoff, aber macht Spaß.“
    Seine Hand schlug gegen den passenden Schalter und die Rampe fuhr herunter. Er sprang durch die entstehende Öffnung und ging in die Hocke, die eigene Waffe im Anschlag. Sam war etwas langsamer, konnte dafür aber das Schiff als Deckung nutzen.
    Vor ihnen waberte das Wurmloch im Stargate wie ein kleiner Teich inmitten der Wüste. Ein leises Gluckern ging von ihm aus. Doch bisher war nichts daraus hervor gekommen.
    Dann gab es ein schmatzendes Geräusch, für einen kurzen Moment erschien eine Gestalt über der Oberfläche, die aber sogleich wieder von der Schwerkraft gezogen hineinfiel. Noch drei weitere Male geschah dies, zweimal von einem kurzen und abrupt endenden, überraschten Aufschrei begleitet. Dann schaltete sich das Tor ab und das vermeintliche Wasser wurde durch den knochentrockenen Sand der Wüste ersetzt.
    Wum-um-um-um-um-Schscht-Um-um-um-um-wum!
    Geradezu verärgert über die nicht endende Aufregung schwang Jack mit seiner Waffe herum und sah gerade noch einige fliegende Ringe im Bauch von Daniels Schiff verschwinden. Unter dem Schiff standen nun Teal’c und Daniel.
    Langsam ließ Jack die Luft aus seinen Lungen entweichen und senkte die Waffe.
    Gemütlich schlenderte Daniel zu ihm hinüber. „Warum habt ihr das Tor abgeworfen?“
    „Ähm“, meinte Sam, die erst jetzt zu bemerken schien, dass Daniel hinter ihr stand. „Weil es sich eingeschaltet hat?“, erklärte sie dann viel zu ruhig für das, was sie hinter sich hatte.
    „Oh nein, nein“, wehrte Daniel ab. „Wenn ein genügend großer Bereich im Inneren des Tores versperrt ist, funktioniert es nicht.“ Er sah Sam an. „Hat irgendwie zu tun mit...“ Dann blickte er zu Jack hinüber. „...ach, keine Ahnung.“ Wieder mit Blick auf das Tor fügte er dann hinzu: „Aber da liegt es gut. Ja, ich denke, da liegt es gut...“

    * * *

    Kurz darauf starteten Daniel und Teal’c wieder. Es war das Schiff von Osiris, mit dem dieser in 5000 Jahren zu ihrer Überraschung würde fliehen können. Sie stießen erst in den Orbit vor, ließen dann die Erde hinter sich und tauchten unter die Ebene der Planetenbahnen – doch nirgends war zu diesem Zeitpunkt mehr eine Spur von Ras Schiff zu finden. Es musste längst im Hyperraum verschwunden sein.
    Auf der Erde indessen sprach sich die Kunde von Ras Flucht auch schnell zu den Menschen durch, die weit entfernt von den Pyramiden wohnten. In einem immer weiter anwachsenden Gebiet begann das Volk von Tau’ri zu feiern.

    * * *

    Sie befanden sich in einem der Zelte in einer Ansiedlung nahe der Pyramiden. Rund um sie herum wurde gefeiert. Nur sie hatten noch einiges auszudiskutieren, um herauszufinden, ob es auch für sie überhaupt etwas zum Freuen gab.
    Es hatte eine ganze Weile gedauert, aber Sam glaubte, dass ihr Kreislauf inzwischen wieder zu seinen normalen Werten zurückgekehrt war. Wenn ihr alternatives Ich das wirklich jeden Tag machte, war es wirklich zu bewundern.
    „Und jetzt?“, fragte Jack neben ihr. „Woher wissen wir, ob es funktioniert hat?“
    „Gar nicht“, antwortete Daniel grimmig. Wie sie wusste, sprach er aus Erfahrung. „Lediglich wenn in Kürze oder auch in ein paar Jahren niemand von uns vorbeikommt, können wir entweder davon ausgehen, dass alles glatt gelaufen – oder noch viel schlimmer geworden ist.“
    „Aber die Chancen stehen gut, ja?“
    Daniel zögerte kurz. „Mmh. Ja.“
    Sam musste zugeben, damit nicht ganz einverstanden zu sein. Sie hatte immer noch Angst auf irgendeinen Schmetterling zu treten und dadurch die ganze Menschheit in der Zukunft auszulöschen. Wer wusste schon, ob es wirklich das Verschwinden des Tores allein gewesen war, das die Zeitlinie verändert hatte. Vielleicht war bereits vor fünf Jahren, als das andere Team das ZPM entwendet und zusammen mit der Videokamera in dieser Grabkammer versteckt hatte, eine entscheidende Änderung der Zeitlinie geschehen.
    Doch leider konnten sie eben nur darüber spekulieren und da sie im Weiteren nichts konstruktives mehr ändern konnten, war es wohl am besten, vom idealen und nicht völlig unwahrscheinlichen Fall auszugehen – nämlich dass alles funktioniert hatte.
    Blieb also nur noch eines. „Wir müssen die Zeitmaschine zerstören.“
    „Was?!“, fragte Daniel. „Aber doch erst, wenn wir zurück sind!“
    „Wir werden nicht zurückkehren, Daniel“, erklärte sie ihm. „Das hier ist nicht Zurück in die Zukunft oder so. Wir steigen nicht in die Zeitmaschine, verschwinden und kehren dann wieder zurück. Wenn alles funktioniert hat, haben wir nämlich verhindert, dass wir alle jemals aufbrechen werden und sind entsprechend nie verschwunden.“ Sie blickte in einige ungläubige Gesichter. „Stellt es euch wie einen Neustart vor: Als wir die Zeitlinie verändert haben, wurden wir in der Zukunft alle wieder von Neuem geboren und sind nie gegangen. Dort ist also kein Platz für uns.“
    „Aber das heißt noch lange nicht, dass wir die Maschine zerstören müssen“, erhob Teal’c seine Stimme. Einerseits war er Sam immer noch ein wenig unheimlich, andererseits glaubte sie, seine Niedergeschlagenheit fühlen zu können. Er hatte sein Leben umgeworfen, um ein für ihn ziemlich diffuses Ziel unterstützen zu können. Jetzt war er damit fertig und wusste nicht, wohin mit sich.
    „Oh, doch,“ widersprach sie ihm. „Schaut euch an, was wir bisher mit der Zeitlinie gemacht haben. Das reicht, wir fassen keine Zeitmaschine mehr an. Es ist viel zu gefährlich!“
    Wow, sie hatte den Jungs ehrlich ihre Meinung gesagt und diese nahmen sie ernst. Vielleicht taten sie sogar, was sie vorschlug.
    „Moment. Halt!“, schritt Jack ein. „Halt. Dies hier ist das alte Ägypten!“ Er zeigte ärgerlich vor sich auf den Boden. „Und er mag das ja ganz toll finden,“ dabei deutete er auf Daniel, „aber überlegt doch mal: kein Fernseher, kein Kühlschrank, keine Donuts...“
    „...keine hoch technisierte Medizin, kein Supermarkt um die Ecke, keine moderne Wissenschaft, ich weiß“, fuhr Sam fort. „Aber trotzdem müssen wir es tun.“
    „Es ist ein Torschiff, nicht wahr?“, warf Jack ein. „Ein Schiff, das durchs Tor fliegt. Nicht nur eine Zeitmaschine. Reicht es nicht einfach, wenn wir nur die Zeitmaschine im Schiff zerstören?“
    Sie schüttelte den Kopf. So einfach war das nicht. „Die Baugruppe in der Kabine ist nur ein Teil der Zeitmaschine. Der größte Teil ist fest in der Hülle verbaut.“
    „P3X774!“, entfuhr es Daniel. „Die Nox!“
    „Ich kenn nur NoxIng on heaven’s door“, meinte Jack sofort.
    „Sie sind ein hoch entwickeltes Volk. Waren es... das heißt, sind es schon heute. Philosophisch, mental, wie auch technologisch. Sie sind absolut friedfertig und hilfsbereit. Ich bin mir sicher, dass sie euch aufnehmen werden, wenn ihr sie darum bittet.“
    Euch?“, echote Sam.
    Daniels Blick wurde ernst. „Darüber muss ich nachdenken.“
    „Na gut, das ist doch was“, kam es wieder von Jack. „Wir zerstören das Schiff, gehen zu den Knocks und lassen hinter uns das Stargate begraben.“ Er machte eine bedeutungsvolle Pause. „Sie können sich noch überlegen, ob Sie mitkommen wollen“, meinte er an Daniel gewandt. „Ich würde gehen, außer es gibt bessere Vorschläge.“
    Stille. Nicht nur in Sams Kopf arbeitete es. „Hört sich gut an.“ Ihr gefiel die Möglichkeit, in der Vergangenheit der Erde festzusitzen, wirklich nicht. Die Aussicht dagegen, friedliche Außerirdische kennen zu lernen – und vielleicht deren Wissenschaft und Technik noch dazu – machte sie, wenn sie es sich so überlegte, mehr als nur neugierig.
    „Wobei... Es sind übrigens zwei Zeitmaschinen, die wir zerstören müssen“, wechselte sie das Thema. „Das Schiff mit dem Daniel ursprünglich kam, ist noch immer hier und inzwischen zugänglich. Da wir es wohl in der Zukunft nicht mehr benötigen, müssen wir das auch zerstören.“
    Jack schüttelte nur verwirrt den Kopf. Daniel blickte sie starr an, was sein Zeichen von Verwirrung war. Teal’c dagegen schienen solche Details gar nicht erst zu interessieren. „Ich werde euch zu den Nox begleiten“, tat er kund. „Meine Anwesenheit auf dieser Welt ist nicht erwünscht. Ich weiß nicht, wo ich sonst hinsollte.“
    „Das Sternentor der Nox wird noch 5000 Jahre lang offen sein. Wenn es euch dort nicht gefällt, könnt ihr auch woanders hin“, fügte Daniel seiner Werbung für dieses Volk noch hinzu.
    Damit war es dann wohl endgültig entschieden.

    * * *

    Millionen Jahre in diesem Himmel ist Ra, der Sonnengott, versiegelt und begraben für alle Zeit las Daniel auf den vor ihm ausgebreiteten steinernen Segmenten. „Und es heißt nicht Tor zum Himmel“, flüsterte er. „Es heißt: Stargate...“
    „Was redest du da?“, fragte Sam neben ihm.
    „Oh. Ich erinnere mich gerade an meinen ersten Besuch im Stargate-Center. Ich habe das da übersetzt. War der erste, der es richtig machte. Das hat die Militärs ziemlich beeindruckt.“
    „Ja, man kann sie beeindrucken“, bestätigte Sam.
    Er sah sie von der Seite an. Sie sah aus, wie die Colonel Carter, die er gekannt hatte. Doch diese war tot. Öffentlich hingerichtet vor vier Jahren von einem von Ras menschlichen Kriegern. Zusammen mit Jack und Teal’c.
    Er hatte es nicht mit eigenen Augen gesehen. Wäre dem so gewesen, würde auch er heute nicht mehr am Leben sein. Er hätte dem damals nicht tatenlos beiwohnen können. Doch er war zu dieser Zeit drei Tagesmärsche entfernt gewesen, hatte es erst im Nachhinein erfahren. Damals hatte er den Schmerz gefühlt, den seine Freunde empfunden haben mussten, als sie geglaubt hatten, er wäre gestorben.
    „Und Sie wollen wirklich nicht mitkommen?“, fragte O’Neill neben ihm.
    „Nein. Irgendwer muss doch aufpassen, dass hier alles seinen richtigen Gang geht.“ Er sah O’Neill kurz ins Gesicht, aber nicht in die Augen. Es war nicht die ganze Wahrheit, doch er wollte sich vor diesem Mann nicht rechtfertigen müssen. Jack hätte erkannt, dass dies nicht alles war, aber sein jetziger Gegenüber kannte ihn nicht so gut.
    Dies war bereits einer der Gründe, warum er sie nicht begleitete. Sie waren nicht die Freunde, die seine Familie gewesen waren. Einer anderweitigen Illusion wollte er sich nicht hingeben.
    Doch auch das war nicht das Einzige. Er hatte kein Problem damit, dass dies die „finstere“ Vergangenheit war. Im Gegenteil. Soviel Zeit hatte er mit ihrem Studium verbracht, dass ihm die Vergangenheit wie ein zweites zu Hause erschien. Sogar im wörtlichen Sinne. Dies alles erinnerte ihn an Abydos. Dort hatte er eines seiner glücklichsten und zufriedensten Jahre verbracht. Umgeben von lebendiger Geschichte und einer Frau, die ihn geliebt hatte. Wenn er sich irgendwo ein neues Leben aufbauen konnte, dann hier.
    Die Steinplatten, mit denen das Tor versiegelt werden würde, sowie das DHD, hatten sie mit dem Puddle Jumper hergebracht, bevor sie ihn und seine zweite Ausgabe in der Wüste gesprengt hatten, mit Osiris Schiff die große Strecke zurückgeflogen waren und es wieder in der ihm zugedachten Halle geparkt hatten.
    Kurz zuvor hatten sie noch die gefangenen Jaffa zu Lord Yus Heimatwelt geschickt. Frei konnten sie in dieser Epoche nicht sein und zu Ra konnten sie auch nicht zurück. Aber Yu würde die kleine Verstärkung seiner Armeen gerne entgegen nehmen. Dabei war Daniel ziemlich stolz auf seine ägyptischen Freunde: Sie hatten die Jaffa sorgfältigst verschnürt, aber ihnen ansonsten kein Haar gekrümmt. Sein Glaube an das Gute im Menschen hatte sich damit wieder gestärkt.
    Daniel ging hinüber zum DHD und wählte die Heimat der Nox an. Ohne Probleme etablierte sich das Wurmloch. Natürlich würden sie in das flach liegende Tor springen müssen, aber ein Herauspurzeln auf der anderen Seite hatten er selbst schon öfters und recht gut überstanden.
    „Na dann. Machen Sie’s gut.“ Er schüttelte Jack die Hand. Sam kam herüber und umarmte ihn kurz. Teal’c verneigte sich. Dann gingen die drei gemeinsam auf die Öffnung im Boden zu.
    Der Augenblick hatte auf eine wehmütige Art etwas Schönes an sich. Es passte so gut. Wie oft hatten Leute sie durch das Stargate verlassen, um auf der anderen Seite ein Leben führen zu können, das ihnen auf der Erde nicht möglich war. Sie waren in ihre Heimat zurückgekehrt oder der wagen Hoffnung auf eine bessere Zukunft gefolgt. Und diesen Weg ging nun auch der Rest von SG-1. Sie hofften bei den Nox Trost darüber zu finden, Gestrandete der Zeit zu sein und von neuem Wurzeln in einer anderen Welt schlagen zu können.
    Als sie gemeinsam den entscheidenden Schritt nach vorn machten, wünschte er ihnen Glück auf ihrer Reise.


    ENDE



  16. #36

    Standard Der Fan

    Autor: manu-sg1
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    Kategorie: Misc
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    Titel: Der Fan
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    Kommentar:
    Diese "Geschichte" ist ganz spontan entstanden. Ich hatte zwar immer schon vor, so etwas zu schreiben, aber bin nie dazu gekommen.
    Der Zeitaufwand ist etwas schwer zu bestimmen, da ich natürlich nicht immer auf die Uhr geguckt habe.
    Außerdem sollte ich vielleicht noch erwähnen, dass ich in diesem Text nicht irgendwie "angeben" will, da ich die Hauptperson spiele. Mir fällt es nur schwer, mir einen eigenen Charakter auszusuchen.
    Naja, ich hoffe, es gefällt euch!!!
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    Spoiler 


    Der Fan
    Träume werden wahr


    Alles fing an einem ganz normalen Mittwoch Abend an. Ich saß, wie immer Mittwochs, vorm Fernseher und guckte Stargate. Erst die Wiederholungen auf Tele5, dann die neuen Folgen auf RTL II.
    Ich war schon sehr gespannt darauf, welche neuen Abenteuer dies mal auf Mitchell und Co warteten.
    Doch irgendwas war anders. Es war alles still. Man konnte fast, wie in vielen Filme, sagen, dass es zu still war.
    Plötzlich erschien ein greller Lichtschein direkt vor mir. Ehe ich auch nur ansatzweise in Panik geraten konnte, war ich nicht mehr in meinem Zimmer. Auch hatte ich das Gefühl, noch nicht einmal in meinem Haus zu sein.
    Ich fand mich in einem großen Raum wieder, der völlig leer war. Völlig leer? Ja, davon abgesehen, dass ich schon im nächsten Augenblick einen Mann zur Tür reinkommen sah.
    „Hey, wie geht’s?“, fragte er mich, ohne sich vorzustellen.
    „Wer sind Sie und wo bin ich hier?“, entgegnete ich. Nach einigen verwunderten Blicken bekam ich lediglich die Antwort: „Lass den Quatsch, Cameron“.
    „Was, wer, Cameron, ...? , ich bin nicht Cameron.“ Die Person die mich wohl offenbar verwechselt hatte kam noch weiter auf mich zu und erschrak beim Anblick meines Gesichtes. Allerdings nicht, weil ich so „wunderschön“ war. „Oh nein, jetzt haben wir ein Problem!“
    Im selben Augenblick kam schon der Nächste durch die Tür gerauscht: „Hey, was ist hier los, Dr. Jackson?“ Hatte ich nicht gesagt, dass sie den Colonel holen und sofort auf die Brücke kommen sollen?“
    All diesen Informationen hatte ich nur eins entgegen zusetzten: „Ähhh, hallo? Ich weiß zwar nicht, was hier gespielt wird, aber ich gehöre nicht hier her!“
    „Das versuche ich doch die ganze Zeit zu sagen, Sir“, sprach der angebliche Dr. Jackson.
    Doch erst jetzt wurde mir einiges klar: Dr. Jackson, Colonel, Sir, der Lichtschein, dieser Raum à STARGÅTE!!!

    [...]

    Nach dieser offenbar etwas mysteriösen Begegnung und einigen Erklärungen wie ich durch den Beamstrahl hierher gebracht wurde, brachte man mich in eine Art Konferenzraum.
    „Aber sollte ich diesen Raum denn nicht wiedererkennen?“, fragte ich mich.
    Als Daniel Jackson mein fragendes Gesicht sah, erklärte er, das wir auf der Dedalus wären, die gerade auf dem Weg nach Atlantis war.
    Für mich war dies alles ein bisschen viel, denn nachdem meine Schritte immer schwummeriger wurden, brach ich plötzlich zusammen.
    „Hey, man, du kannst uns doch nicht einfach..........“ und weg!

    [...]

    Ich erwachte in einem Raum, der mir bekannt vorkam. Antikerbauweise! Da wurde es mir klar. Ich war auf Atlantis, genauer gesagt auf der Krankenstation, was unschwer an dem Krankenbett zu erkennen war, auf dem ich lag.
    „Guten Tag, ich bin Dr. Carson Beckett. Wie geht es ihnen?“
    Nachdem ich mich ein bisschen gefangen hatte antwortete ich trocken: „Hallo, mir geht es gut. Ich bin nur ein bisschen verwirrt.“
    „Das kann ich mir vorstellen. Immerhin sind Sie gerade in einer anderen Galaxie.“
    „Oh, nein, damit komme ich schon klar, ich mache mir eher Sorgen darum, dass ich auf die Dedalus gebeamt wurde und dort zusammengebrochen bin.“
    „Oh, ja“, antwortete Beckett, „das hat man mir erzählt.“

    [...]

    Ich lag noch eine Weile in meinem Bett und ließ alles ein bisschen sacken.
    „Guten Abend“, klang es aus einer Ecke.
    „Ich glaube ich muss Ihnen einiges erklären.“
    Als ich die Person realisiert hatte sagte ich: „Guten Abend Dr. Weir!“
    „Oh, sie kennen mich?“, fragte diese verlegen.
    Na ja, glauben Sie, dass Sie auf der Erde niemand kennt, nachdem Sie immerhin die Hauptrolle in Stargate Atlantis spielen. Und wie ich sehe auch im richtigen Leben.“
    „Und genau darüber wollte ich gerade mit ihnen reden.“

    Dr. Weir erzählte mir noch den ganzen Abend lang, warum das offenbar reelle Stargate Programm verfilmt wurde.
    Gute Frage, nicht war? Tja, welche bessere Tarnung für etwas super-geheimes gibt es, als die Wahrheit?????

    [...]

    Am nächsten Morgen ließ ich mir auch noch sagen, dass die Serie auch vorbereiten solle.
    Ich brauchte nicht mehr fragen warum, denn es fiel einem Stragate-Freak wie mir schnell wie Schuppen von den Augen: Die mögliche Bekanntmachung des Stargate-Programms.
    Dr. Weir zeigte mir die Stadt, das Gate und vor allem die Mitglieder ihres Teams.
    Zu aller Überraschung kamen auch noch sämtliche Mitglieder von SG1 dazu, die alle mit der Dedalus mitgereist waren.
    Das war schon ziemlich viel, aber ich konnte eine erneute Ohnmacht umgehen.

    [...]

    „Cool“, das war das einzige Wort, dass über meine Lippen kam.
    Man hatte mir gerade mitgeteilt, dass ich das Antiker-Gen hätte. Spontan bekam ich daraufhin eine Einladung von Col. Sheppard.
    Was für eine Einladung? Jumper fliegen!!!!!
    So etwas hatte ich noch nie zuvor gesehen. Ich hatte immer schon Respekt vor den Piloten eines „kleinem und primitivem“ Hubschraubers, aber das übertraf alles.
    Der Flug verlief Klasse! So schien es zumindest.

    Mir schlug das alles ziemlich auf den Magen. Und alle waren so freundlich zu mir, was wiederum Freude auslöste.

    Sheppard wollte mit mir reden: „Hey, was ist los, du siehst so unglücklich aus?!“
    „Schon gut, ich hoffe Sie....“ -- „Ähhhh, du kannst ruhig DU sagen, sonst komme ich mir so alt vor, was ich allerdings nicht bin.“
    „Gut, ich hoffe du verstehst, dass mir all das hier einfach nicht so ganz geheuer ist.
    Ich meine ich werde aus meinem Zimmer gebeamt und lande.... hier, in dieser Galaxie, in meinen kühnsten Träumen hatte ich mir nicht träumen lassen, ......., ich meine, Sie wis...., ich meine, du weißt schon.“
    „Ich kann dich schon gut verstehen, ich hab das auch mal mitgemacht.“
    „Ich weiß...“
    „Ach ja, die Serie. Du bist wohl ein richtiger Fan?“, frage er.
    Darauf gab es nur eine Antwort: „ JA!!! “

    [...]

    „Jumper 5, hier Atlantis. Bitte kommen!“ tönte es aus dem Funkgerät.
    „Atlantis hier Jumper 5, was gibts?“
    Wir waren beide gespannt, denn John erzählte mir, das Funksprüche während eines, na ich nenne es mal „Spaßfluges“, nicht unbedingt üblich waren, zumal wir nicht annähernd in der Nähe von Atlantis waren.
    „Wir werden angegriffen!“
    Schock!!!
    „Wir kommen sofort zurück.“
    „Ok, aber beeilen Sie si......, ahhhhhhähhhhh.....................“
    Ohne auch nur ein Wort zu wechseln kehrten wir sofort um.

    [...]

    „Wir sind gleich da. Hol schon mal die Ausrüstung, hinten aus einem der Kästen.“
    Ich tat, was John sagte, musste dann aber erst mal schlucken, als ich zum ersten mal eine P90 in der Hand hielt.
    „Meinst du, dass das eine gute Idee ist? Ich meine mir eine Waffe in die Hand zu drücken.“
    „Ach,...“, sagte er lässig, „das bekommst du schon hin.“
    Wir landeten im Jumper-Hangar und legten die Ausrüstung an. Nach einer kurzen und überaus leisen Einweisung in mein Equipment verließen wir mit dem Lebenszeichendetektor den Hangar. Wir bahnten uns einen Weg bis hin zum Kontrollraum.
    „Klettere in den Luftschacht und sieh zu, dass du Übersicht über den Gate-Raum bekommst. Wir bleiben in Funkkontakt.“
    In all meiner Aufregung rutschte mir sogar ein militärisches „Jawohl, Sir!“ raus.

    [...]

    Ich hatte inzwischen eine gute Stelle im Luftschacht gefunden, von der aus man die Übersicht über den ganzen Gate-Raum hatte. Plötzlich sah ich ihn: Einen Wraith!
    Ich hatte mir nicht einmal in meiner absurdesten Fantasie so etwas vorgestellt. Etwas mulmig war mir schon, aber in diesem Luftschacht konnte er mich ja nicht sehen, hoffte ich zumindest!
    Da tönte etwas in meinen Earpeace: „Ich komme nicht nah genug ran, du musst ihn erledigen.“
    Ich hatte erwartet, dass er so etwas sagen würde. Aber das musste ich erst einmal richtig realisieren. ...
    Ich setzte an, nahm ihn ins Visier und „Stop, halt, nicht feuern, da ist noch ein anderer. Er ist gerade auf dem Lebenszeichendetektor aufgetaucht. Den kann ich übernehmen. Wir müssen nur zusammen agieren, ok?“
    „Alles klar!!!“
    „Auf mein Zeichen, warte..., 3, 2, 1, Feuer!!!“

    [...]

    Ich war froh, dass es nur ein Wraith war, denn einen anderen Menschen konnte ich sonst eigentlich kein Haar krümmen.
    Naja, viel Zeit, um darüber Nachzudenken blieb mir auch nicht, denn schon ging es weiter.
    Wir durchsuchten fast den gesamten Kontrollturm, konnten aber ohne Gefahr alle Wraith überraschen, denn Dr. Jackson, den wir bewusstlos in einem Quartier gefunden hatten, gab uns Anweisungen mit dem „großem“ Lebenszeichendetektor aus dem Kontrollraum.

    [...]

    „Weißt du, ich finde wir sollten seinen Namen ändern.“
    Etwas irritiert fragte ich: „Wieso, findest du, Daniel ist ein schlechter Name?“
    „Nein, das meine ich nicht, ich meine den Lebenszeichendetektor. Das ist mir zu lang. Ford hat damals...“
    „Jaja, ich weiß, er hat damit angefangen, aber ich dachte, du hättest ihm verboten Namen zu vergeben und ich meine ........“
    „Psst, runter, ich glaube ich hab was gehört. Jackson, was sagt der Lebenszeichende......, äh, ich meine der LZD?“
    Ich schaute ihn etwas überrascht an.
    Auch Daniel hatte einen kleinen Stich Ironie in seiner Stimme, als er sagte, dass niemand vor uns sei.
    Aber er musste uns auch mitteilen, dass er einige Zeit vorher an genau dieser Stelle schon einmal etwas seltsames bemerkt hatte. „Ein Lebenszeichen war plötzlich verschwunden. Ich dachte, das läge an meiner Müdigkeit.“
    John und ich schauten uns an. Wir wussten beide, was der andere sagen wollte: Vor uns schlief irgendwo ein Wraith.

    [...]

    „Vorsicht, er ist aufgewacht, ..., der Punkt ist wieder da!“
    Vor uns sprang auf einmal etwas von der Decke und baute sich in aller Kraft vor uns auf.
    Ich wollte gerade den Abzug drücken, als ich einen kräftigen Schlag bekam und zu Boden fiel.
    Ich hörte nur noch ein paar Schüsse, bevor ich bewusstlos wurde.

    [...]

    „Hey, man, wach auf. Du kannst doch hier nicht einfach so rumliegen.“
    Ich dachte Sheppard hätte mich wieder aufgeweckt, aber als ich die Augen aufmachte, sah ich Vala ins Gesicht. Ich schaute mich um und sah, dass außer ihr noch Mitchell, Teal’c und natürlich John.
    „Ich hab sie in einem Labor gefunden. Sie waren gefesselt.“, sagte er ganz stolz auf seinen Fund!
    Ich schlug vor, weiter zu gehen, was auch vom übrigem Team befürwortet wurde.
    Auf dem Weg durch Atlantis fragte ich Colonel Mitchell bei einer passenden Gelegenheit, wieso ich an seiner Stelle auf die Dedalus gebeamt wurde. Entweder konnte er es mir nicht so richtig erklären oder er wollte einfach nicht. Auf jeden Fall bekam ich außer einer dahergestammelten Antwort nur eine Information: „Wegen mir sind die extra noch mal zurückgeflogen!“
    Dann ging es weiter. Daniel meldete uns keine weiteren Wraith mehr, doch John wollte unbedingt, dass wir zusammen die anderen suchten.

    [...]

    Und schon bald sollte ich zu spüren bekommen, wieso er damit verdammt Recht hatte: Ein ganzer Trupp Wraith war urplötzlich aus ihrem Schlaf erwacht und wir mussten uns verteidigen. Der Schusswechsel verlief zu unserem Vorteil, zumindest bis Teal’c getroffen wurde. Er wurde aber nicht nur betäubt, sondern von einer 9mm getroffen, die ein Wraith mit sich rumschleppte. Wir schalteten den Rest fast schon unspektakulär aus und wollten ihn verarzten, doch er sagte nur: „Weiter, das wird heilen!“
    Ich war nicht überrascht, was wohl jeder Stargate-Fan bestätigen würde.
    Also ging es weiter. Nur ein paar Meter weiter befand sich eine Generator Station, bei der wir Colonel Carter fanden. Sie konnte Teal’c übrigens auch überreden, wenigstens einen Druckverband anzulegen, denn die Wunde blutete wirklich stark. Aber wie Teal’c so ist, nahm er alles einfach so hin.

    [...]

    Nachdem wir ungefähr noch 20 Duzend andere Wraith überwältigt hatten, waren wir an der ZPM-Station. Das ZPM war herausgenommen worden, weshalb wir auch keine komplette Übersicht mit dem Lebenszeichendetektor bekommen hatten.
    „Was hab ich gesagt?“, fragte mich John.
    „Ach ja, LZD, schon klar.“
    Nach ein paar Stunden und einem strammen Fußmarsch durch die Stadt, war dann endlich Schluss.
    Alle Menschen auf Atlantis waren gefunden und alle Wraith ausgelöscht oder in der Brig gefangen.

    [...]

    „Entschuldigung,“, sagte Dr. Weir zu mir, „dass Sie sich solch extremen Dingen aussetzen mussten, aber das ist nun mal Alltag auf Atlantis.“
    Ich konnte nur sagen, dass es doch recht gewöhnungsbedürftig wäre, aber dass ich es gerne gemacht hätte.
    Was sollte man auch sonst sagen, etwa, dass es mir so geschadet hat, dass ich mir sogar Blasen an den Füßen gelaufen hatte?????
    Egal, ich hielt mich selbstverständlich zurück und ging schlafen.
    ...
    Naja, sagen wir mal, ich wollte schlafen gehen, denn als ich gerade von einem deutschen Soldaten, der einer der wenigen nicht Amerikanischen Soldaten auf Atlantis war, mein Quartier gezeigt bekam, bekam ich schon wieder dieses Gefühl. Ich hatte es schon öfters. Doch diesmal war es irgendwie anders.
    Ich drehte mich um und wollte gerade dem Leutnant von meinem Anliegen berichten, als ich dachte, dass es schon wieder losgeht....
    Und ich hatte mich nicht getäuscht. Schon im Nächsten Moment wurde mir wieder schwarz vor Augen.

    [...]

    Ich wachte diesmal allerdings nicht mit dem Anblick von Vala auf, sondern guckte mir diesmal Dr. Backet ins Gesicht.
    „Tja, ich muss ihnen schon wieder was erklären!“, tönte es aus einer Ecke.
    „Ja, das glaube ich auch, Dr. Weir.“, wusste ich sofort, ohne auch nur ihren Schatten gesehen zu haben. Aber wer sollte mir auch sonst schon wieder was erklären?!
    „Das, was sie erlebt haben, ...“
    „Jaaaa?“
    Und dann sah ich auf einmal schon wieder diesen Lichtschein.
    Doch ich war immer noch auf Atlantis. Dafür stand vor mir nun General Jack O’Neill.
    „Cooler Auftritt!“, bewunderte ich ihn.
    „Danke, nun ja, dann will ich ihnen mal was erklären.“
    Ich sagte etwas irritiert, dass dies auch die Absicht von Dr. Weir gewesen sei.
    „Dann will ich ihr mal die Arbeit abnehmen: Alles, was Sie hier erlebt haben, war nur Show!“
    Ich musste erst mal schlucken und fragte mich, ob es immer noch Show war, so wie in der Folge: „Zurück auf die Erde“, so wie es Dr. McKay ausgedrückt hatte, ein „Trick im Trick“!
    General O’Neill konnte das nur verneinen und erklärte: „Naja, vielleicht nicht alles, nur bis Sie hier jetzt grade aufgewacht sind. Egal, wir haben erkannt, dass Sie ein großes Potential für das Stargate-Programm zeigen. Deshalb haben wir dieses Szenario erfunden, indem wir verschiedene Leute auf ihre Tauglichkeit zum Stargate-Mitarbeiter testen und ....“
    Da fiel mir plötzlich etwas auf: „Äh, ja, das hab ich jetzt verstanden, aber wie haben Sie das mit den Wraith hinbekommen, ich hab doch welche erschossen und Teal’c hat auch was abbekommen.“
    „Ja, du kennst doch mit Sicherheit dass mit diesen Teilen, die das Aussehen von jemandem verändern und diese Betäubungsmunition aus diesem Jaffa-Ausbildungslager, oder?“
    „Äh, ja, ich weis, was Sie meinen..... Ach so, jetzt verstehe ich!“
    „Genau, Sie waren echt gut, und darum hab ich eine Überraschung für Sie.“

    [...]

    Der General bot mir einen Job für ein Team im Stargate-Programm an. Ich musste nur noch die Grundausbildung überstehen.
    Ich musste das erst mal alles realisieren. Und welche bessere Gelegenheit gab es, als die noch nicht mal 5 Sekunden einer Wurmlochreise zur Erde?
    Auf dem Weg nach Hause, wartete ich immer wieder auf den Augenblick, an dem ich aufwachen würde, so wie in den schlecht erzählten Geschichten, in denen die Personen am Ende immer aus ihren Träumen erwachen. Aber es war Realität. Und nachdem ich noch einen ganzen Berg Verschwiegenheitserklärungen unterschrieben hatte, lies ich mein neues Leben einfach auf mich zukommen!


    [.................................................. .................................................. ................................................]



    Ende

  17. #37
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    Standard

    Autor: Major Hamilton

    Kategorie: Action

    Titel: -=Stargate=- Das neue Universum

    Kommentar:
    Die Geschichte selbst schwirrte mir schon seit längerem im Kopf herum allerdings fand ich nie Zeit sie zu Realisieren. Sie enthält im Prinzip alles, was ich mir in SG immer gewünschte aber nur selten bekam.
    Deshalb zeichnet sich meine FF durch Action, knallharten Realismus und tiefgründige Charaktere aus. Dabei bildet die hier vorgestellte Geschichte den Auftakt zu einer ganz neuen Serie mit neuen Charakteren und Handlungsträngen. Die vorgestellte Geschichte beinhaltet den Pilot und ersten Teil. Da die Geschichte noch weit davon entfernt ist zum Ende zu kommen sind viele Dinge noch nicht umgesetzt wie z.B. Charakterbeschreibungen usw.
    Den Zeitaufand schätze ich auf etwa 36 Stunden. Da euer Forum sich etwas schwertut diese Größe des Textes in einen Spoiler zu packen (dies ist das 3. mal das ich das hier schreibe) gebe ich einen Direktlink zu meiner FF.
    Diese beinhaltet dann auch auch ein paar Bilder die es hier nicht gegeben hätte ^^

    Spoiler 
    Hamilton: Achtung!
    Alle Mitglieder des Teams stellten sich in einer Reihe auf. Die gesammten Invasionstruppen standen auf dem Rollfeld der Geheimen Anlage Area 51. Die Invasion konnte beginnen.
    Hamilton ging in Gedanken noch einmal die letzten Tage durch. Kurz nachdem entschieden wurde die Invasion vorzuziehen begannen auch schon die Vorbereitungen.
    Er hatte noch nicht mal genug Zeit sich mit seinem Team wirklich vertraut zu machen und das machte ihm Angst. Mit einem Team in eine Kampfmission zu gehen ohne es wirklich zu kennen barg ein hohes Risiko. Die Invasion soll folgendermaßen ablaufen. Zuerst werden Beobachtungsdrohnen durch das Tor geschickt um das Gebiet zu scannen. Potenzielle Ziele werden markiert und dann mit geziehlten Raketenangriffen neutralisiert. Daraufhin brechen die Abrampanzer durch das Tor und vernichten soweit der Plan allen potenziellen restlichen Widerstand. Zum Schluss kommen die Bodentruppen welche auf direktem Wege zum Schildgenerator vorstürmen. Das alles musste sehr schnell gehen damit der Feind nicht die Möglichkeit bekommt den Schild zu zerstören.
    Colonel Samner betrat jetzt das Rollfeld. Er selbst nahm nicht an der Invasion teil sondern koordinierte den Einsatz aus der Kommandozentrale. Er hatte die Befehlsgewalt über 25 M1A2 Abrams, 12 Humvees und 300 Marines darunter auch Hamiltons Team welches die Spitze bildete.

    Samner: Ich möchte das der Einsatz ohne Zwischenfälle über die Bühne geht Major!

    Hamilton: Ja Sir ich werde mein Bestes geben Sir.

    Samner: Kommen sie mit in die Zentrale!

    Hamilton verließ mit Samner das Rollfeld und ging mit Ihm in die Basis. In der Zwischenzeit wurden mehrere Raketenwerfer um das Tor in Stellung gebracht. Es waren modifizierte Patriotstellungen auf Lastwagen montiert. Modifiziert deswegen, weil Patriots eigendlich nur Boden-Luft-Raketen abfeuern können. Während die Patriots Halbkreisförmig um das Tor herum positioniert wurden bildeten die Abrams eine lange Kette, um direkt in das Tor fahren zu können.

    Im der Kommandozentrale war die Angespannte Stimmung zu spüren. Der Raum war klein und abgedunkelt. General Withe stand ebenfalls im Raum.

    Samner: Ok lassen sie uns anfangen. Tor anwählen!

    Ein Chief Warrent Officer 4. Klasse bestätigte den Befehl.

    CWO: Tor wird angewählt. Startvorbereitungen für UAV abgeschlossen. Ereignishorizont in

    5
    4
    3
    2
    1

    Kontakt! (Ein neuer Stargatecountdown der das lästige Chefron 2,3,4 aktiviert usw. erspart)

    Draußen öffnete sich mit einem lauten Rauschen das Star Gate. Ein Großteil der anwesenden Soldaten fuhr leicht zusammen.

    CWO: UAV startbereit.

    Samner: (gedämpft) Los!

    Das UAV startete seine Triebwerke und flog mit hoher Geschwindigkeit durch das Gate.

    CWO: Kontakt zum UAV in 6 Sekunden. Ok wir empfangen Telemetriedaten.

    Das UAV flog mit etwa 400 Km/h durch das Gate und begann gleich nach dem Austritt mit der Aufnahme des Gebietes. Die Jaffa die sich um das geöffnete Tor auf der anderen Seite postierten schossen blindlinks in die Luft aber ohne das UAV zu treffen.

    CWO: UAW markiert 8 Ziele. 8 Ziele markiert und erfasst.

    Samner: FEUER!


    Auf dem Rollfeld starteten 8 Raketen. Bei den erfassten Zielen handelte es sich um mehrere Goa' Uld Walker, verschiedenste Verteidigungseinrichtungen und Mannschaftsunterkünfte.
    Zwei der gestarteten Raketen enthielten Streubomben gegen die Infanterie. Sie konnten ein Gebiet von etwa 1 Hecktar effektiv bombadieren. Wenn die Teile einschlagen wächst an der Stelle kein Gras mehr. Hamilton sah sich die Einschläge auf einem Bildschirm an. Auf dem Schirm sah die ganze Sache nicht besonders spektakulär aus aber er wusste das gerade auf dem Planeten die Hölle los war.

    CWO: Alle Ziele neutralisiert.

    Samner: Ok verschießen sie die restlichen Raketen. Zielen sie auf Gbiete welche noch nicht getroffen wurden.
    Was kaum einer wusste. Die letzten Raketen waren mit VX Nervengas versehen. Man entschied sich zum Schutz der Truppen für den Einsatz obwohl das Anwenden chemischer Kampfstoffe absolut verboten ist. AUF DER ERDE! Da es sich hierbei um einen anderen Planeten handelte
    sah man das ganze nicht so schlimm. Die Minuten nach dem Gasangriff vergingen.
    Plötzlich konnte man am Waldrand zum Gate ein paar Gestalten sehen, welche Taumelnd durch die Gegend liefen. Von Krämpfen durchsetzt und aus den Augen blutend krochen ein paar Jaffa auf dem Boden umher. Für gewöhnlich stirbt man bei Nervengas nach wenigen Sekunden. Pech für die Jaffa war, dass ihr Symbiont sie noch für mehrere Minuten am Leben erhielt und so ihre Qualen verlängerte. Hamilton verachtete den Einsatz der Kampfmittel zumal es seiner Meinung nach auch ein Experiment war um zu sehen wie die neuste Generation von Kampfstoffen auf Aliens wirkt. Das Gas verflüchtigt sich restlos in der Athmossphäre. Nun war der Zeitpunkt gekommen durchzubrechen.

    Samner: Die Panzer sollen starten.

    CWO: Hier Sugger Charlie King One an Sugger Charlie Two. Startfreigabe!



    Die Panzer setzten sich grollend in Bewegung.



    Andere Seite des Tores

    Nicht alle Jaffa sind bei dem Angriff getötet worden. Systemlord Technor hatte so einen Angriff vorausgesehen und unterirdische Bunkeranlagen gebaut in dem sich seine Hauptstreitmacht befand.
    Er wusste die ganze Zeit, dass ihn die Menschen ihn ausspionierten und hatte sich insgeheim vorbereitet.
    Die Menschen hatten keine Ahnung wie stark seine Streitmacht wirklich war. Und nun wartete er nur noch darauf, dass seine Falle zuschnappen konnte.

    Der erste Panzer fuhr durch das Tor ohne auf Wiederstand zu stoßen.

    Panzer: Hier Suger Charlie Two an Suger Charlie One. Kein Feindkontakt. Wiederhole kein Feinkontakt.

    CWO: Roger. Der Rest kann durch das Tor.

    Die Restlichen Panzer fuhren durch das Tor und durchkämmten das Gebiet.

    Panzer: Ok stoßen jetzt weiter zum Schild vor. An alle Angriffsposition Delta einehmen und.......................................
    VERDAMMT WAS IST DAS?
    ACHTUNG WIR WERDEN ANVIESIERT! FEINDKONTAKT! WIEDERHOLE FEINDKONTAKT! Ausweichen. Ne----------------------- BUMMMMM Krzzzzzzz

    Ein Rauschen kam aus dem Lautsprecher in der Kommandozentrale. Hamilton sah Samner besorgt an. Es folgten die verschiedensten Fragmente von Stimmen.

    Hier zwei! Sehe feindlichen Walker auf .........

    Hier Drei FEUER (Maschienengewehrfeuer)
    Verdammt das sind zu viele ich kann nicht ausweichen ICH .................. (man konnte das Aufschlagen von Stabwaffenfeuer hören)

    Hier fünf. Habe einen. Feindliche Truppen nähern sich über dem Nordhang ich versuche ...............

    Verdammt wo bleibt die Verstärkung?.....................

    Es hat unseren Tank erwischt raus hier. Ahhhhhhhhhhh.....................

    Plötzlich riss der Kontakt zum StarGate ab. Die Verbindung wurde vom Planeten aus unterbrochen.

    General Withe: Verdammt was ist da los?

    Samner: Scheinbar stoßen wir auf heftigeren Wiederstand als erwartet. CWO wählen sie das Tor wieder an! Hamilton Sie und ihre Männer gehen jetzt da durch!

    Ham: Sir ich ...........

    Samner: Nein wir holen uns das Ding!

    Hamilton lief im Laufschritt zu den Truppen. Die Marines wussten nichts von der Lage auf dem Planeten.

    Ham: Squad Eins mir nach. Der Rest bildet Angriffslinien und folgt mir in einem 30 Sekundentakt.

    Das Tor wurde wieder angewählt.

    Ham: Macht euch bereit. Folgt mir!

    Im Hintergrund riefen ein paar: Los ihr Hurensöhne! Oder wollt ihr ewig leben! Die Marines setzten sich in Bewegung. Hamilton passierte den Ereignishorizont und ..... Fortsetzung folgt

    Im Hintergrund riefen ein paar: Los ihr Hurensöhne! Oder wollt ihr ewig leben! Die Marines setzten sich in Bewegung. Hamilton passierte den Ereignishorizont und das sah nackte Grauen.
    In der Sekunde wo er aus dem Ereignishorizont trat rasten 2 Schüsse einer Stabwaffe an ihm vorbei.
    Sie waren so schnell, dass man keine Chance hatte ihnen auszuweichen.
    Sie verfehlten ihn und trafen Paul Reed und Thomas Steiner die gerade den Ereignishorizont passierten. Beide waren sofort tot.
    Hamilton blieb kaum Zeit die Situation zu verarbeiten. Überall war feindliches Stabwaffenfeuer zu sehen. Es war so viel das es aussah als wenn die Luft brannte. Von der linken Seite nährten sich die Überbleibsel des Panzerverbandes die ebenfalls aus allen Rohren feuerten. Überall waren ausgebrannte Wracks von Humvees und Abrams zu sehen.
    Eine große Armee an Jaffa nährte sich aus dem Wald her dem Sternentor begleitet von mehreren Walkern. Sie schossen geziehlt auf das Tor.
    Große Explosionen erfüllten die Szenerie, ausgelöst durch mehrer Gleiter und Al'keshs.

    Hamilton (schreiend): Zur Flanke raus! Los noch aufteilen wir müssen das Gate freimachen! LOS LOS LOS

    Hamilton nahm eine Rauchgranate und warf sie so, dass die Jaffa keine freie Sicht mehr zum Tor hatten. Er griff nach Reeds Kragen und schleifte ihn auf die Linke Seite zum Stargate und ging in Deckung.

    Eine nächste Gruppe Marines gelangte durch das Tor. Vier wurden sofort getroffen und gingen zu Boden.

    Hamilton: Los zu den Seiten raus! Rennt in den Wald ich geb euch Deckung!

    Marines: Scheiße man, die haben uns richtig in den Arsch gezwickt.

    Hamilton: Bleiben sie ruhig Marine! Gehen sie und Deckung und schießen sie auf etwas, aber geziehlt!


    Der Schlachtenlärm wurde immer lauter. Überall knatterten Maschinengewehre, Gleiter flogen nur wenige Meter über den Boden und überall gab es Explosionen.
    Stabwaffenfeuer schlug links und rechts neben Hamilton ein und er hatte Angst, das seine Deckung bei so einem Beschuss aufgeben könnte.
    Er sprang aus seiner Deckung und nahm einen Jaffa in Reichweite ins Visier. Er schaltete auf Intervallfeuer und betätigte den Auslöser. Drei Kugeln trafen den Jaffa woraufhin er schreiend zu Boden ging. Das Praktische am Burst Feuer Modus war, das sofern man auf den Bauch zielte die Waffe so veriss, dass der letzte Schuss zumeist ein Kopftreffer war. Hamilton schaltete in auf Einzelschuss und gab ungeziehlte ein paar Schüsse in den Wald ab. Stafford der neben ihm stand tat es ihm gleich. Unzählige Jaffa strömten aus dem Wald in Richtung Stargate. Ein Goa'Uld Walker wurde auf ihn aufmerksam und schoss drei Schüsse ab, die allerdings an dem Stein der Hamiltons Deckung bildeten verpufften. Während sie den Marines die alle in den Wald strömten Feuerschutz gaben, bombadierten die Al Keshs unablässig die Wiese. Dreck und Trümmer regneten auf den Helm von Hamilton und für einen Moment klang es als würde es regnen. Ein paar Marines wurden von einem Al Kesh angegriffen und verpufften in roten Wolken als eine Plasmabome neben ihnen einschlug.
    Überall auf dem Feld lagen verwundete Kameraden, doch sie hatten keine Chance zu überleben. Die Jaffa töteten jeden den sie sahen egal ob verwundet oder nicht.

    Hamilton: Hier sitzen wir wie auf dem Präsentierteller. Wir müssen hier weg und in den Wald laufen.

    Staffort: Ja Sir. Ich gebe ihnen Feuerschutz.

    Staffort wechselte sein Magazin und Schoss auf ein paar Jaffa die sich ihrer Deckung nährten.
    Hamilton rannte so schnell er konnte in den Wald. Überall um ihn herum verfehlten ihn Schüsse des Feindes. Einer traf seinen Rucksack aber das machte nichts, nur ein eckliger Gestank von verbrannten Feldrationen stieg ihm in die Nase. Mit einem Hechtsprung sprang er hinter einem Baum und eröffnete sofort das Feuer auf herannahende Jaffas. Im Wald hatten die Marines mehr Chancen da es bessere Deckungsmöglichkeiten gab und sie dank ihrer Uniform schlecht auszumachen waren. Im Gegenteil zu den Jaffa die durch ihre silberne Rüstung schon von weitem zu sehen waren.
    Immer mehr Jaffa kamen zu Hamiltons Position. Einer stürmte mit wildem Geschrei direkt auf ihn zu. Als Hamilton abdrückte merkte er, dass keine Munition mehr im Magazin war. Schnell wechselte er zu seiner Beratta. Durch das kleinere Kaliber brauchte er das ganze Magazin
    (17 Schuss) um den Jaffa zu töten, da die Rüstung die er trug bis zu einem bestimmten Grad Schussresistent war. Als auch das Beratta Magazin leer wahr, ihn aber immernoch 3 Jaffa hinter einem Baum stehend unter Beschuss nahmen, blieb ihm als letzte Möglichkeit noch der
    Granatwerfer seiner M4. Die Granate ließ den Baum zerbersten und tötete die letzten Jaffa. Nun hatte er genügend Zeit sich wieder zu sammeln. Er lud die Waffen nach und hielt Ausschau nach seinem Team. Auf der anderen Seite der Lichtung konnte er Stafford und einige andere sehen wie sie von einem Walker angegriffen wurden. Einer der Marines nahm einen Raketenwerfer von der Schulter und schoss auf den Walker. Die Explosion der Rakete verpuffte an dem Schild das den Walker umgab aber man konnte an der rötlichen Färbung sehen, dass es deutlich geschwächt war.

    Er nahm eine Granate aus seiner Weste und lud den ebenso auch Granatwerfer nach. Nun rannte er wieder aus dem Wald heraus bis er in Schussweite zum Walker kam. In einem hohen Bogen flog das Geschoss auf den Walker zu und explodierte. Auf dem Schild. Das war nicht so geplant. Der Walker drehte sich und wollte Hamilton grade ins Visier nehmen als eine weitere Rakete einschlug. Mit einem lauten Krachen explodierte die kleine Kanzel in der der Schütze wie auf einem Motorad saß. Nur die Beine des Walkers blieben rauchend stehen.

    Aus dem Wald kamen wieder neue Jaffa, doch mit einer guten Verteidigungsposition war das Kräfteverhältnis nun ausgeglichen. Hamilton verschoss ein Magazin nach dem anderen, bis der Lauf zu glühen anfing. Auch wenn die Waffen der Jaffa modernste Technologie zur Verfügung hatten, so waren sie einer M4 dennoch weit unterlegen. Man konnte mit einer Stabwaffe nicht gut zielen und die Schussrate war auch gering.
    Stafford und Catman die einzigsten Überlebenden aus seinem Team und ein paar andere Marines schlossen Hamilton jetzt an und folgten ihm in den Wald. Mehrere Jaffa nahmen sie unter Feuer, so dass sie hinter einem umgestürtzen Baum Deckung suchen mussten.

    Hamilton: Wer von meinem Team ist hier?

    Stafford: Stafford hier Sir!

    Catman: Catman hier. Verdammt son Dreck ich hätt zu Hause bleiben sollen.

    Hamilton: Wer sind die anderen?

    Marine: 3. Marines Pioniercorps Sir. Wir haben hier die Aufgabe den Schild zu demontieren und die Verteidigung zu organisieren.

    Hamilton: Verdammt was sollt ihr machen? Hier ist die Hölle los!

    Marines: Das wussten wir nicht Sir. Wir dachten die Situation hier sei sicher.

    Hamilton: Naja auch egal hauptsache sie haben sich ne Waffe besorgt und machen den Kerlen da drüben mal Feuer unterm Hintern.

    Catman: Was sollen wir jetzt tun wir sitzen hier fest. Die werden uns überennen.
    Wir sollten zum Gate zurück sonst werden wir hier alle sterben!

    Hamilton: Beruhigen sie sich! Gebt uns Feuerschutz wir flankieren sie! Catman sie kommen mit mir!

    Beide krochen über den Waldboden und flankierten die Jaffa. Aber hatten die genau den selben Plan. Sie stießen auf etwa 3 Jaffa. Einen von ihnen konnte Hamilton sofort erschießen, die anderen beiden gingen hinter einem Baum in Deckung. Catman versuchte aus der Deckung heraus zu feuern doch die Jaffa feuerten unermüdlich auf den Baum, bis ihre Stabwaffen leergeschossen waren (auch das gibt es). Diesen Moment nutzte Hamilton und rannte aus seiner Deckung auf den Baum zu um ihn zu umrunden. Der Jaffa war gerade damit beschäftigt einen neuen Energiekristal in seine Waffe zu stecken, doch als ihm klar wurde, das er es nicht mehr rechtzeitig schaffen würde reagierte er im Bruchteil einer Sekunde und schlug Hamilton die Waffe aus der Hand und stürzte sich auf ihn. Der andere Jaffa konzentrierte das Feuer weiter auf Catman. Hamilton griff nach seiner Beretta und wollte feuern aber der Jaffa war schneller und schlug ihm auch diese aus der Hand. Nun standen sich beide im offenen Nahkampf gegenüber. Eine Rangelei entstand wobei der Jaffa dank seiner Rüstung und dem Symbionten klar überlegen war. Er schlug mit seinen Fäusten immer wieder auf Hamilton ein welcher verzweifelt versuchte zu der Pistole zu kriechen. Der Jaffa der fast einen halben Meter höher war nahm ihn nun in den Würgegriff. Hamilton schlug mehrmals mit seinem Helm auf ihn ein woraufhin er von ihm abließ. Hamilton zückte sein Kampfmesser und schnitt in einer schnellen Drehung dem Jaffa die Kehle durch. Eine Blutfontäne spritzte aus der Halsschlagader und der Jaffa kippte tot nach vorne über.
    Der 2. Jaffa hinter dem Baum feuerte immernoch. Hamilton nahm die Pistole vom Boden und schoss ihm in den Kopf. Ohne ein Wort zu sagen kippte der Jaffa in sich zusammen.

    Hamilton: Los komm weiter!

    Er und Catman rannten weiter zu durch den Wald bis zu der Stelle an der sich der Jaffa Trupp versammelt hatte.

    Hamilton: Ok du gehst nach dort drüben. Ich komme von hinten und werfe eine Blendgranate.

    Catman schlich leise bis zu den Jaffa heran, die gar nicht merkten das er da war. In dem Moment warf Hamilton eine Blendgranate genau zwischen den Trupp Jaffa. Mit einem lauten Krachen explodierte die Granate und verwirrte die Jaffa welche föllig umnebelt waren. Hamilton schoss aus der Deckung heraus und feuerte das gesammte M4 Magazin ab. Funkensprühend schlugen die Kugeln in den Rüstungen der Jaffa ein welche nichts sehen und hörend wild um sich schossen bevor sie starben.

    Die eingeschlossen Marines rannten zu der Position von Hamilton und Catman.

    Hamilton: So nun hört mal alle zu! Den Schild zu bekommen ist immernoch unsere primäre Aufgabe. Wir werden jetzt direkt zu diesem Schild vordringen. Ich weiß die Mission war anders geplant, aber wir müssen das tun.

    Ein Sergeant (verängstigt): Aber Sir wir haben viel zu hohe Verluste. Hier sind überall Feinde. Wir sollten wirklich zum Tor zurückkehren und auf Verstärkung warten.

    Hamilton: Das können wir jetzt nicht. Sie glauben, dass sie uns geschlagen haben. Diesen Vorteil müssen wir jetzt nutzen. Die haben all ihre Truppen hierher geschickt und ich denke der Schild sollte kaum bewacht sein. Sie dürfen nicht die Gelegenheit bekommen ihn zu zerstören.
    Huuah?

    Sergeant: Huuah!

    Hamilton: Dann los. Folgt mir.

    Die Nachfolgenden Minuten marschierten die Marines mit einem hohem Tempo durch den Wald. Wie ein Trupp antiker Helden kämpften sie sich durch die feindlichen Reihen, bis zum Schild und ließen auf ihrem Weg Berge an Gefallen zurück.
    Dort hatten sich die Jaffa verschanzt und feuerten auf alles was sich bewegte. Um den Schild herum waren viele große Kisten verteilt was es sehr schwer machte den Schild zu erreichen.
    Viele Marines wurden getroffen doch die Truppe blieb standhaft und schaffte es bis zum Eingang der Steuerungszentrale.
    Die Tür war abgeriegelt und versiegelt.

    Hamilton: Bring mal einer ne Claymore her!

    Hamilton befestigte die Claymore an der Tür und machte sie scharf.

    Hamilton: OK LOS WEG HIER!!!!!!!!!!!! BUMMM

    Mit einem lauten Krachen wurde das Tor pulverisiert. Alle Marines schmissen ihre letzten Granaten in den Rauchenden Korridor aus dem vereinzeltes Stabwaffenfeuer heraus kam. Geschwind stürmten die Marines in die Anlage und schalteten den restlichen Widerstand aus.

    Langsam durchkämmten die Marines das gesamte Gebäude. Zum Ende eines langen Ganges hin, stießen sie auf eine große verzierte Tür in ägyptischem Stil. Hamilton öffnete sie einen Spalt breit und lugte hinein. Er sah eine reich geschmückte Person mit dem Rücken ihm zugewandt vor einem großen Holoprojektor stehen. Lord Technor bemerkte nicht das es sich um Marines handelte da er es nicht für wichtig erachtete sich umzudrehen.

    Technor: Dor schack na Primus Technor? Denschack alran dar moriona? Shock del nockra des timus de santem slima grosch! (Nun was ist Primus? Waren meine Truppen erfolgreich? Sag mir ob ihr die Erdenmenschlein vernichtet habt!)

    Hamilton (verachtlich): Dein Primus ist tot wohl Hochlauchtigster.

    Nun drehte sich Technor doch um und blickte in die Laüfe von 16 Marines. Blitzschnell aktivierte er seinen Schild bevor ihn die Kugeln treffen konnten. Die Marines belegten ihn mit allem was sie hatten aber nichts erzielte Wirkung. Die Kugeln prallten vom Schild ab und selbst die Gewehrgranten konnten ihn nicht durchschlagen.
    Laut brüllen riss Technor den Arm hoch und aktivierte seinen Handschuh. Eine Druckwelle von unglaublicher Stärke riss Hamilton und die anderen von den Füßen und schleuderte sie 15 meter weiter gegen eine Wand.
    Völlig benommen versuchte Hamilton wieder aufzustehen. Die Marines umkreisten den Goa Uld welcher geschützt von seinem Schild in der Mitte stand.

    Technor: Ihr könnt mir nichts antun ich bin ein Gott!

    Hamilton sah sich im Raum um. An der Decke stand eine große Statue die aussah wie ein stehender Hund. Wenn sie zu Fall käme würde sie den Goa Uld zerquetschen und das trotz seines Schildes.

    Hamilton: Ok lasst es uns beenden!

    Schnell begriffen das auch die anderen Marines und eröffneten nicht das Feuer auf den Goa Uld sondern auf die Statue welche losgelöst von der Wand anfing umzukippen. Gefangen in seinem eigenen Schild fing der Gao Uld laut an zu schreien bevor ihn die Statue unter sich begrub. Aus seinem Handschuh entwichen knisternd elektrische gelbliche Entladungen welche den ganzen Raum erfüllten.

    Nun war es überstanden.

    4 Stunden später als sich der Tag zum Ende neigte hörte Hamilton von den anderen Marines, dass weitere Verstärkung durch das Tor kam und so die Schlacht gewendet werden konnte. Vor dem Stargate lag das brennende Wrack eines abgeschossenen Al Keshs an dem seine Kameraden ausgelassen feierten. Die Stimmung war wie in der Endsequenz von Star Wars als die Rebellen ihren Sieg über das Imperium feierten. Hamilton hatte sogar die Melodie im Hinterkopf die während dieser Szene spielte. Überall hatten sich die Jaffa ergeben und wurden nun durch das Gate auf einen anderen Planeten gebracht. Samner und General Withe kamen auch durch das Tor und gratulierten Hamilton für die gelungene Operation. Der Sternenhimmel wurde durch den Schild in ein rosafarbenes Licht getaucht, welches wie Polarlicht die Nacht durchsetzte.

    Und doch obwohl die Stimmung so ausgelassen war hatte Hamilton keinen Grund zur Freude. 2 Seiner Teammitglieder sind tot obwohl er sie noch nicht einmal persöhnlich kannte. Insgesammt gab es viel zu hohe Verluste. Fast 70 Marines sind gestorben, und 40 weitere verletzt.
    Zu Hause würden die Familien von Ihnen über schmerzlichen Verlust in Kenntnis gesetzt werden müssen.
    Doch Hamilton machte gute Miene zum bösen Spiel und setzte sich zu seinen Kampfgenossen und feierte mit ihnen auf den Sieg.


    Folge Eins -=ENDE=-



    Mod-Note: Änderung erlaubt.
    Geändert von JAY (02.12.2007 um 11:45 Uhr) Grund: Mod-Note zugefügt

  18. #38
    Brigadier General Avatar von Cindy
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    Autor: Cindy
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    Kategorie: Humor
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    Titel: Ein unmöglicher Tag
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    Kommentar: Ich hatte mir mal so überlegt, wie es wohl wäre, wenn John Sheppard mit Krücken durch Atlantis laufen würde.
    Gebraucht habe ich für diese Story, ungefähr drei Tage.
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    Betaleser: Lyddie
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    Rating: PG
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    Wörter: 3632
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    Spoiler 
    Ein unmöglicher Tag


    Es war früh am Morgen, als John und Teyla gut gelaunt die Treppe zum Kontrollraum hinaufgingen und sich lachend unterhielten.
    Plötzlich und unverhofft kam ihnen ein hektisch mit den Armen gestikulierender McKay entgegen. Dieser rempelte den Colonel an, der dabei sein Gleichgewicht verlor und ehe er sich versah, rücklings die Stufen der Treppe hinunterfiel.
    Unten angekommen stöhnte Sheppard kurz auf und blieb mit schmerzverzerrtem Gesicht liegen.

    Rodney, der noch oben auf der Treppe stand, blickte entsetzt auf den am Boden liegenden Colonel.
    „Oh nein, nicht auch das noch!“, rutschte es McKay heraus.

    „John!“, rief Teyla, die sich als Erstes gefasst hatte, und rannte zu ihm hinunter.
    „Sind Sie verletzt?“, fragte sie und versuchte ihm aufzuhelfen.

    Nur mühsam schaffte Sheppard es und setzte sich auf die unterste Stufe.
    „McKay, Sie Vollidiot! Können Sie nicht aufpassen!?“, brüllte John von unten herauf und fasste sich dabei an sein schmerzendes Bein.

    „’tschuldigung, ich war in Eile“, gab er kläglich von sich und rannte ebenfalls die Treppe hinunter. „Ich hoffe, Ihnen ist nichts passiert?“

    Doch als Rodney in das Gesicht des Colonels sah, ahnte er, dass dies nicht der Fall sein würde.
    „Tut Ihnen das Bein vielleicht weh?“

    John atmete tief durch. „Nein, es kitzelt! Holen Sie lieber den Doc!“
    „Das habe ich schon getan“, meinte Teyla und blickte ihn besorgt an.

    „Was ist passiert?“, fragte Carson ziemlich abgehetzt.

    „McKay hat ’n Attentat auf mich verübt.“
    „Haben Sie ihn heute Morgen vielleicht geärgert?“
    „Wenn ich das getan hätte, wüsste ich ja, warum er mich die Treppe runtergeschubst hat.“

    „Die Treppe?“, fragte Carson überrascht.
    „Ja, ich war schon oben, als er nichts Besseres zu tun hatte, als mich zu umarmen.“

    „Uh, das hört sich gar nicht gut an. Tut Ihnen irgendetwas weh?“

    John verdrehte die Augen. „Doc! Wenn Sie von da oben schneller runterkommen würden als Sie eigentlich vorhatten, würde Ihnen dann nicht etwas wehtun? Und nein, ich mache es mir hier auf der Treppe nur etwas gemütlich“, gab Sheppard leicht angesäuselt von sich.

    „Dann lassen Sie mich Sie mal kurz untersuchen.“

    Carson tastete als Erstes Johns rechtes Bein ab. Als er kurz aufstöhnte, wusste Beckett Bescheid.
    „Also, hier scheint schon mal der Knöchel gebrochen zu sein.“

    Giftig blickte Sheppard McKay an.

    „Und wie sieht es mit dem Rücken aus?“
    „Es geht“, gab John mürrisch von sich.
    „Na, dann stehen Sie mal auf“, meinte Carson bedächtig, als zwei Sanitäter mit einer Trage ankamen.

    Gemeinsam halfen Teyla und er dem Colonel hoch, der etwas unbeholfen mit zusammengebissenen Zähnen zur Trage hüpfte.
    „Rodney! Das werden Sie bereuen!“, meinte John brummig und blickte ihn wütend an.

    McKay schluckte nur und schaute Elizabeth verlegen an, die ebenfalls an der Treppe stand.
    „Wie konnten Sie den Colonel nur die Treppe runterschmeißen?!“

    „Ich … ich“, stotterte er. Noch ehe er überhaupt richtig antworten konnte, spürte er nur noch den Windhauch, den Elizabeth verursachte, als sie mit Teyla John zur Krankenstation folgte.

    Nach ungefähr zwei Stunden verließ ein mürrischer, auf Krücken humpelnder John Sheppard die Krankenstation.

    „Das wird schon wieder“, meinte Elizabeth tröstend und blickte auf den dreifach dickeren, in Gips gelegten rechten Fuß.
    „Mein Knöchel ist gebrochen! Was meinen Sie wohl, wie lange ich mit diesen scheiß Dingern rumlaufen muss!“, zischte er wütend durch die Zähne.

    Würde McKay ihm in diesem Moment über den Weg laufen, würde er ihm die Krücken links und rechts um die Ohren hauen. Denn eigentlich hatte er vorgehabt, gleich mit Teyla zum Festland rüberzufliegen und alles für die heutige Party zu organisieren.
    Eine Party, die schon seit längerem geplant war, aber wegen ewigen Hindernissen verschoben worden war und endlich heute stattfinden sollte.

    „Rodney hat es sicher nicht absichtlich gemacht“, versuchte Teyla ihn zu beruhigen.
    „Hmm“, brummelte er vor sich hin und humpelte mit den beiden Frauen in Richtung Kantine.

    Unterwegs trafen sie auf überraschende und mitfühlende Blicke, die seine momentane Stimmung nur noch verdüsterten.

    „Hier, setzen wir uns an den Tisch“, meinte Elizabeth und zog einen Stuhl zurecht. Seufzend setzte John sich hin und legte sein Gipsbein auf den gegenüberliegenden Stuhl.
    Teyla nahm ihm die Krücken ab und legte sie auf den Tisch.
    „Ich werde uns dann mal eben einen Kaffee holen.“

    Unterwegs traf sie Rodney, der etwas verstohlen zu Sheppard rüberblickte.
    „Ist er sauer auf mich?“
    „Nein, er würde Sie nur am liebsten umbringen.“

    „Wäre es vielleicht besser, wenn ich mich bei ihm noch einmal entschuldigen würde?“
    „Rodney“, dabei legte Teyla ihm eine Hand auf den Arm. „Sie sind mutiger als ich dachte.“

    Er schluckte. „Nun ja, so schlimm kann es ja nicht werden, denn schließlich ist er nicht Ronon.“

    Er gab sich einen Ruck und ging mitsamt seinem Tablett auf John zu. Anschließend stellte er es auf den Tisch.
    Etwas verunsichert und nach Worten suchend fuchtelte er mit den Händen herum.

    „Colonel, es tut mir leid! Ich äh … ich wollte Sie nicht die Treppe runterschubsen, ehrlich …“
    In dem Moment kam Teyla zurück und stellte den Kaffee auf den Tisch.
    „… Aber ich war so in Eile, ich hatte Sie gar nicht gesehen.“

    Plötzlich stieß Rodney mit einer Hand gegen eine der Krücken. Er sah noch, wie sie sich selbständig machte und auf den Kaffee zusteuerte. Geistesgegenwärtig beugte er sich rüber und versuchte die Krücke aufzuhalten, doch dabei kam er mit der anderen Hand an sein Tablett, das herunterzufallen drohte.

    Anstatt den Kaffee zu retten versuchte er das Tablett aufzufangen, das im Begriff war, auf Sheppards Gipsbein zu fallen. In dem Moment spürte er etwas an seinem Arm und die zweite Krücke richtete sich wie ein riesiges Ungetüm vor ihm auf.
    Rodney hörte ein Schreien, ehe er von der Krücke am Kopf getroffen wurde „Autsch.“ Etwas benebelt blickte er nach oben. Anschließend sah er, wie sich der heiß gebrühte Kaffee auf Johns T-Shirt verteilte und die zweite Krücke mit einem lauten Scheppern den restlichen Kaffee vom Tisch fegte.

    „Oh nein!“, stieß er hervor und beugte sich über den Tisch, dabei rutschte er auf dem am Boden liegenden Sandwich aus und verlor den Halt.
    Blitzschnell hielt er sich an etwas fest und ein erneuter Schmerzensschrei entwich Sheppards Kehle. „Wooah, Rodney!“, brüllte er regelrecht.

    McKay blickte etwas verwirrt auf das, worauf er sich abstützte, und da wurde ihm mit hochrotem Kopf bewusst, dass es Johns Bein war.
    „’tschuldigung! Das … das tut mir leid“, brachte er panisch hervor und suchte anschließend sein Heil in der Flucht, als er auch schon neben sich eine Krücke vorbeifliegen sah.

    Er hörte noch, wie der Colonel ihm: „Den bring ich um!“, hinterherrief, ehe er die rettende Tür erreichte und auch sogleich mit Ronon zusammenstieß. „Umpf.“
    McKay meinte, ein paar Vögel zwitschern zu hören, als er benommen seinen Kopf schüttelte.

    „Halt ihn fest!“, hörte er einen Colonel John Sheppard mit vor Wut blitzenden Augen brüllen.
    „Nein, nein nein nein“, kam es entsetzt aus Rodneys Kehle hervor und er suchte erneut sein Heil in der Flucht.

    „Den mach ich alle! Der kann sein blaues Wunder erleben!“, schrie John und riss einem Marine wutentbrannt die Krücke aus der Hand.

    °°°°
    Nachdem sich John etwas abreagiert und ein Neues T-Shirt übergezogen hatte, humpelte er in Richtung Jumper-Hangar.
    Elizabeth und Carson waren der Meinung, da John ja noch zwei gesunde Hände habe, könne er ruhig mit Teyla rüber zum Festland fliegen. Denn das würde seine Laune sicher aufheitern und es bestand nicht die Gefahr, Rodney über den Weg zu laufen.

    Teyla wartete schon im Jumper, als Sheppard ziemlich erleichtert hineinkam und sich vorsichtig ans Steuer setzte.
    „Haben Sie sich wieder beruhigt, John?“
    „Ja, mir ist auch kein McKay übern Weg gelaufen.“

    Grinsend sah sie ihn an.
    „Was?“, fragte er.
    „Nichts … ich habe nur gerade daran gedacht, dass dies nicht euer Tag ist.“
    „Allerdings“, seufzte John und startete den Jumper.

    McKay hingegen schmollte in seinem Quartier vor sich hin und überlegte, was an diesem verfluchten Tag noch alles schief gehen könnte. Deshalb beschloss er, mit Lorne rüber zum Festland zu fliegen. Er wusste, dass der Major dorthin wollte, um ein paar Besorgungen für die heutige Party zu erledigen, und dort würde er Sheppard mit Sicherheit nicht antreffen.
    Vollen Mutes verließ er sein Quartier und begab sich zum Jumper-Hangar.
    Dort angekommen traf er auch schon auf Lorne.

    „Major, könnten Sie mich eventuell mitnehmen?“
    „Haben Sie auch noch ein paar Besorgungen zu erledigen?“
    „Äh … ja, kann man so sagen“, entgegnete er schnell.
    „Okay, wieso nicht! Machen Sie es sich bequem.“

    °°°°
    Halling staunte nicht schlecht, als er Sheppard mit Krücken auf sich zukommen sah.
    „Was ist passiert?“
    „Das ist eine lange Geschichte“, antwortete John etwas herb und humpelte zur nahe gelegenen Sitzgelegenheit. Dort streckte er vorsichtig sein Bein von sich und legte die Krücken auf den Boden. „Da werden sie ja hoffentlich keine Schwierigkeiten machen.“

    „Wieso sollten Krücken Schwierigkeiten machen?“, fragte Halling.
    „Oh, die Krücken allein nicht. Nur wenn ein gewisser McKay sie in die Finger bekommt.“

    Etwas verwirrt sah Halling Sheppard an. „Ich verstehe nicht ganz?“

    „Den gebrochenen Knöchel hat der Colonel Rodney zu verdanken“, meinte Teyla.
    „Oh! Und wie hat er das geschafft?“
    „Er hat ihn die Treppe runtergeschubst.“
    „Uh, das hat sicher wehgetan.“

    John verdrehte die Augen. „Nein, überhaupt nicht.“

    „Wieso hat er das denn getan?“
    „Ich hab ihn noch nicht danach gefragt.“
    „Aha … Dann werde ich mal ein paar Leute besorgen, die Ihnen helfen werden, die Lebensmittel zu verstauen.“

    John nickte nur und blickte zum Himmel.

    „Scheint, als ob es gleich regnen würde“, meinte Teyla.
    „Ja.“
    Er nahm sich eine Krücke, stellte sie etwas quer und stützte seine Arme darauf. Anschließend beobachtete John, wie die Athosianer Vorräte im Jumper verstauten.

    °°°°
    „Wessen Jumper ist das denn?“, fragte Rodney überrascht, als sie zur Landung ansetzten.
    Evan zuckte mit den Schultern. „Vielleicht Colonel Sheppards.“

    „Was? Was sucht der denn hier?“
    „Wieso? Er wollte doch auch zum Festland.“

    Rodney wurde auf einmal ganz klein. „Ich glaub, ich bleib lieber hier drin.“
    „Habt ihr euch gestritten?“, scherzte Lorne, ehe er die Heckluke öffnete.

    „Kann man so sagen“, kam es kläglich aus ihm heraus.
    „Na kommen Sie, so nachtragend ist der Colonel doch nicht.“
    ‚Uh, wenn Sie wüssten.’

    Rodney lief die ganze Zeit nervös hinter Lorne her und achtete peinlichst darauf, dass man ihn nicht sah. ‚Wieso ist der hier? Kann er überhaupt ’nen Jumper fliegen? Ja sicher! Dafür braucht man ja keine Beine.’

    „Hallo Colonel, was ist Ihnen denn passiert?“, fragte Evan überrascht, als er das Gipsbein sah.
    „Das war McKay.“

    Rodney zog sich förmlich hinterm Major zusammen, als dieser stutzte und sich umdrehte. „McKay?“
    Ziemlich verlegen beugte Rodney sich etwas zur Seite, hob die Hand und winkte dem Colonel zu. „Hi.“

    John klappte der Mund auf. „Was machen Sie denn hier?“
    „Das könnte ich Sie auch fragen.“
    „Ist man vor Ihnen denn nirgends sicher?“

    Noch ziemlich verdutzt blickte Lorne die beiden an. „Sie waren das?“
    Rodney schluckte.

    „Nun ja, dann äh … werde ich wohl mal den anderen helfen“, meinte Evan und ging pfeifend davon.

    „Was machen Sie hier?“, fragte John.
    „Ich äh … ich wollte Ihnen aus dem Weg gehen.“
    „Das ist Ihnen ja sehr gut gelungen.“

    Zögernd ging Rodney einen Schritt auf Sheppard zu.
    „Es … es tut mir leid. Scheint wohl heute nicht mein Tag zu sein.“

    „Das hab ich doch heute schon mal irgendwo gehört“, meinte John leicht sarkastisch.

    „Rodney?“, fragte Teyla überrascht. „Was machen Sie denn hier?“
    „Er wollte mir aus dem Weg gehen.“

    „Oh …“ Teyla hob eine Augenbraue und blickte von einem zum anderen.
    „Wissen Sie was, Rodney? Sie können mir helfen, kommen Sie.“

    In dem Moment fing es an zu regnen. Hektisch liefen alle hin und her.
    John nahm sich seine Krücken und humpelte in Richtung Hütte, als der Wissenschaftler auf etwas ausrutschte und sich lang legte.

    Sheppard seufzte und rollte mit den Augen, dabei streckte er ihm eine Hand entgegen und half ihm aufzustehen.
    „McKay, das ist wirklich nicht Ihr Tag.“

    Triefend nass erreichten sie die Hütte.
    John stand schon zwischen Tür und Angel, als sie plötzlich jemand zuschlug und er sie voll vor dem Kopf bekam. „Umgf.“
    Rücklings fiel er zu Boden und landete auf Rodney.

    Teyla riss die Tür auf. „John!“, rief sie entsetzt.

    Er sah sie aus leicht verdrehten Augen an. Unter sich hörte Sheppard einen jammernden McKay.
    „Colonel, könnten Sie bitte von mir runtergehen?“

    Vorsichtig richtete John sich auf und blinzelte kurz mit den Augen.
    „Was war das?“ Anschließend fühlte er seine Stirn und spürte, wie sich eine Beule bildete, die rasch größer wurde.

    „Sind Sie in Ordnung?“, fragte Teyla.
    „Verdammt, wer war das?“
    „Einer der Athosianer hat aus Versehen die Tür zugemacht.“

    „Aus Versehen?“, stöhnte Rodney und berührte dabei vorsichtig seine Nase. „Sheppard ist wie ein Baum auf mich gefallen! Ich hatte das Gefühl, er bricht mir alle Knochen! Mit Sicherheit habe ich morgen überall blaue Flecken!“ Dabei tastete er vorsichtig seine Gliedmaßen ab.

    „Rodney, so schwer bin ich auch wieder nicht.“
    „Nein, Sie haben auch weich gelegen, aber ich? … Wieso fragt eigentlich niemand, wie ich mich fühle? Ich bin klitschnass und mir tut alles weh.“

    Seufzend und kopfschüttelnd blickten sie ihn an.
    „Kommen Sie, Rodney, trinken wir erstmal einen Tee. Und wenn der Regen aufgehört hat, fliegen wir wieder zurück“, meinte John immer noch etwas benebelt.


    Sie suchten sich einen freien Platz und setzten sich an den Tisch.
    Noch immer leicht geknickt, brummelte McKay vor sich hin und schlürfte seinen Tee.

    „Colonel?“, meinte Halling und überreichte ihm einen Eisbeutel. „Das sollten Sie sich lieber an ihre Stirn halten.“

    Johns Beule wuchs ins Überdimensionale und wies schon einige Verfärbungen auf.

    „Uh“, meinte Lorne, „das gibt ’n gewaltiges Hörnchen.“
    „Ja, passend zur Party heute Abend.“

    „Der Regen hat nachgelassen“, rief ein Athosianer und wie auf Kommando stürmten sie alle raus.
    Rodney wurde von hinten angerempelt und verschüttete dabei seinen Tee. Fluchend sprang er auf und traf mit dem Ellenbogen den Eisbeutel, den John an seiner Stirn hielt.
    „Au!“
    „’tschuldigung.“

    °°°°
    „Colonel, es wäre besser, wenn Sie sich irgendwo ein ruhiges Plätzchen suchen würden und es sich dort für den Rest des Tages gemütlich machen“, meinte Carson schon fast mitfühlend, als er die überdimensionale, in allen Farben schimmernde Beule sah.

    „Doc, Sie haben recht. Ich werde mich in mein Quartier einschließen und erst heute Abend wieder rauskommen.“

    Unterwegs traf er Ronon, der entgeistert auf seine Stirn blickte.
    „Uh, wo haben Sie sich das denn eingefangen?“

    „Auf’m Festland“, gab John etwas mürrisch von sich.
    „War McKay dabei?“
    „Ja.“

    Ronon nickte nur. „Scheint wohl nicht euer Tag zu sein.“
    „Stimmt! Deswegen werde ich auch in mein Quartier gehen und vor heute Abend nicht mehr rauskommen.“
    „Soll ich Sie begleiten? … Naja, falls … man weiß ja nie.“

    John überlegte einen kurzen Augenblick. „Kann ja nicht schaden.“

    Gemeinsam gingen sie den Korridor entlang und John atmete erleichtert auf, als sie die Tür zu seinem Quartier unbeschadet erreicht hatten.
    „Danke Ronon, den Rest schaff ich schon allein.“

    Er legte sich aufs Bett und streckte erstmal alle viere von sich. „Tut das gut.“

    Nach ungefähr einer Stunde machte sich sein Magen bemerkbar und er überlegte, ob er zur Kantine gehen sollte. Mit Sicherheit würde sich jetzt dort keiner aufhalten, denn bis zur Party waren es nur noch drei Stunden.
    Kaum hatte er die Kantine erreicht, kam ihm auch schon lauter Lärm und jede Menge Marines entgegen.

    „Sir? Was machen Sie denn hier?“
    „Das könnte ich Sie auch fragen.“
    „Nun ja, wir bauen die Kantine um.“

    John stutzte. „Kantine?“
    „Ja, Sir. Die Party wurde hierhin verlegt.“
    „Wieso weiß ich davon nichts?“
    Der Marine zuckte nur mit den Schultern.

    Vorsichtig warf Sheppard einen Blick in die Kantine, als er auch schon von hinten angerempelt wurde. Zum Glück konnte er sich noch halten und blickte den Techniker wütend an, der mit einer riesigen Kabeltrommel durch die Tür schritt.
    Alle liefen kreuz und quer, verschoben Tische und Stühle und verlegten jede Menge Kabel.
    Ein heilloses Durcheinander entstand und John wurde mit seinem Gipsbein von einer Ecke in die andere gescheucht. Er fühlte sich plötzlich nicht mehr wohl in seiner Haut, weshalb er beschloss, zurück in sein Quartier zu gehen.

    „Vorsicht!“, rief ein Marine mit ein paar Stühlen in der Hand und John ging daraufhin drei Schritte zurück. Dabei verfing sich, ohne dass er es bemerkte, sein Gipsbein im Kabel.
    Als er vorwärts ging, verspürte er einen leichten Gegendruck und anschließend hörte er es nur noch Scheppern.
    Entsetzt drehte er sich um und sah den Marine mit den Stühlen auf dem Boden liegen.

    John seufzte und schüttelte den Kopf. „Irgendwie scheint heute nicht jedermanns Tag zu sein.“ Anschließend befreite er sein Bein von dem Kabelwirrwarr und ging vorsichtig hinaus in den Korridor.

    „Colonel! Warten Sie!“
    Er stutze, diese Stimme kam ihm doch bekannt vor? Langsam drehte er sich um. „Rodney?“

    „Wissen Sie, waaahhh …“

    John hielt die Luft an. Wie in Zeitlupe sah er McKay mit weit aufgerissenen Augen über ein Kabel stolpern und direkt auf ihn zukommen – nein, auf sich zufliegen. Und im gleichen Atemzug befand er sich auch schon auf dem Boden. „Umpf.“

    Ein paar Marines eilten ihnen zu Hilfe.
    „Sir! Alles in Ordnung?“

    „McKay! Gehen Sie runter!“, zischte John wütend durch die Zähne und schubste ihn quasi von sich. Anschließend halfen die Marines ihm hoch.

    „Es tut mir leid, ich habe das Kabel nicht gesehen“, gab Rodney bedröppelt von sich.
    „Wissen Sie was? So viele Entschuldigungen wie ich heute schon von Ihnen gehört habe, das … das … gehen Sie mir einfach nur aus dem Weg!“

    Ziemlich geknickt drehte Rodney sich um und John blickte ihm seufzend hinterher, ehe er seinen Weg fortsetzte. ‚Was für ein verrückter Tag! Wäre ich doch lieber im Bett geblieben.’

    Unterwegs überlegte er, ob er nicht doch lieber in Elizabeths Büro gehen sollte. Dort könnte er sich gemütlich hinsetzen, das Bein hochlegen und nebenbei noch etwas mit ihr reden.
    Also ging er in Richtung Kontrollraum.

    Kurz zögerte John, ehe er die Treppe vorsichtig Stufe für Stufe hinaufhumpelte.
    Auf dem halben Weg nach oben sah er … Rodney.

    Sheppard hielt den Atem an, als McKay zögernd auf ihn zukam.

    „Soll ich Ihnen helfen?“, fragte er vorsichtig.
    „Rühren Sie mich ja nicht an!“, entgegnete John genervt und bewältigte eine Stufe nach der anderen.

    Oben stand Elizabeth und blickte dem Schauspiel mit Besorgnis entgegen.
    Rodney hatte sich hinter Sheppard gestellt und wollte, falls es nötig war, den Colonel festhalten, wenn er sein Gleichgewicht verlieren sollte.

    „Sie sind ja immer noch hinter mir“, meinte John und drehte sich etwas um, dabei schwankte er leicht und stütze sich mit einer Krücke ab.
    Instinktiv wollte Rodney ihn festhalten, doch da bekam er leider die Krücke zwischen die Beine und verlor das Gleichgewicht.

    Er hörte noch, wie Elizabeth und Sheppard fast gleichzeitig aufschrien, ehe er schmerzhaft die Stufen in seinem Rücken spürte.
    Anschließend fand er sich auf dem Rücken liegend und die Beine auf der Treppe, unten mit Sheppard am Boden wieder.
    Leicht benommen öffnete er die Augen und blickte in ein vor Wut verzerrtes Gesicht.

    „Oh, nein! … Können Sie bitte von mir runtergehen?“, rutschte es ihm heraus.
    „McKay? Ich bring Sie um!“, zischte John.

    In dem Moment kamen ihnen Elizabeth und Ronon zur Hilfe. Gemeinsam zogen sie Sheppard zur Seite und halfen den beiden aufzustehen.
    John spürte plötzlich einen heftigen Schmerz im linken Fuß.

    „Nicht auch das noch“, stöhnte er und setzte sich auf die letzte Stufe.
    Giftig blickte er zu Rodney hinüber, der ebenfalls ein schmerzverzerrtes Gesicht aufwies.

    „Seid ihr beiden in Ordnung?“, fragte Ronon.
    „Holt Beckett“, seufzte John.

    „Ich glaub, ich habe mir mein Bein gebrochen!“, rief Rodney. „Und mein Arm tut mir auch weh.“
    „So? Na, wenn’s nicht mehr ist!“, meinte John wütend. „Wegen Ihrer Tollpatschigkeit habe ich mir auch noch den anderen Knöchel gebrochen!“

    Entgeistert und sprachlos zugleich blickten Ronon und Elizabeth die beiden an, ehe dann auch schon Carson erschien.

    „Schon wieder ihr beide?“, fragte er ziemlich überrascht, mit einem leichten Grinsen im Gesicht.

    „Was gibt’s denn da zu lachen? Das finde ich gar nicht witzig!“, stöhnte Rodney mit einem Hauch Sarkasmus.
    „Na, wenn man euch beide so sieht … irgendwie habt ihr es heute miteinander.“

    „Wenn dieser ach-so-neunmalkluge-Wissenschaftler auf mich gehört hätte, wäre das jetzt hier nicht passiert“, giftete John vor sich hin.
    „Ja ja ja, ich werde Ihnen nie wieder helfen.“
    „Also, auf so eine Hilfe kann ich gerne verzichten.“

    Carson schüttelte nur den Kopf. „Na dann, ab mit euch auf die Krankenstation“, meinte er schmunzelnd, als auch schon die Sanitäter mit zwei rollbaren Liegen anrückten.

    °°°°
    Elizabeth und Ronon schoben mit einem breiten Grinsen zwei Rollstühle in der Kantine vor sich her.
    Die Party war schon in vollem Gange, als sie sich etwas hinunterbeugte: „Wie finden Sie die Party, John?“

    „Klasse!“, meinte er und blickte mit einem schelmischen Grinsen auf Rodneys rechtes Gipsbein und den verbundenen Arm.
    Frustriert warf McKay ihm einen wütenden Blick zu.

    Innerlich freute Sheppard sich, dass McKay sich nun in der gleichen Situation befand wie er. Und es machte ihm einen Heidenspaß, noch mehr Salz auf die Wunde zu streuen und den Kanadier damit zu ärgern.

    „Rodney? Jetzt werde ich ja wohl hoffentlich vor Ihnen sicher sein und muss nicht mehr befürchten, dass Sie mir über den Weg laufen“, witzelte John ironisch und blickte ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue an.

    „Ha, ha, ha, sehr witzig“, entgegnete McKay sarkastisch. In dem Moment kam Teyla mit einem Tablett voll Biergläser in der Hand auf sie zu. „Ich habe euch etwas zu trinken besorgt.“

    „Das ist gut“, meinte Ronon und nahm sich das erste Glas herunter.

    Rodney blickte nach oben und sah das Tablett förmlich über sich schweben. Anschließend wanderte es zu John, der sich auch ein Bier herunter nahm.
    „Hey, ich will auch“, piepste Rodney.

    „Sofort“, meinte Elizabeth und nahm sich ebenfalls ein Glas.

    Teyla schwenkte gerade das Tablett in Richtung des Kanadiers, als sie plötzlich von hinten angerempelt wurde.
    Ehe Rodney sich ein Bier nehmen konnte, kippte das Glas um und der Inhalt ergoss sich auf McKay nieder. „Oh nein! Hört das denn nie auf?“

    Ende

  19. #39
    Chief Master Sergeant Avatar von Torri
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    Autor: Torri
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    Kategorie: Ship
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    Titel: Date
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    Kommentar:
    Charakter: Weir, Sheppard, Multi-Charakter
    Kategorie: Humor, Friendship, UST
    Shortcut: "Komm Liz, sei ehrlich! Ihr habt doch ein Date, oder?"
    Erstveröffentlichung: http://sga.fan-arts.net (fanfic- autor - sühsi = ich)
    Autor's Note: bin ne weile dran gesessen, kA wie lange es war
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    Betaleser: Nin, glaub ich...
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    Rating: G-6
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    Wörter: 3.961
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    Spoiler 
    Date

    Elizabeth zupfte ihr Shirt zurecht und drehte sich noch einmal vor ihrem Spiegel, ehe sie sich kurz zu nickte, ihren Tableau unter dem Arm einklemmte und ihr Quartier verließ, so wie sie es immer tat. Sie hatte die meisten Anstrengungen des Tages bereits hinter sich, dennoch musste sie zu dieser Stunde noch zu John, um mit ihm die letzten Kleinigkeiten durchzugehen. Es war ein anstrengender Tag für Beide gewesen, doch die Arbeit ließ nicht auf sich warten und irgendwann mussten die neuen Expeditionsmitglieder auf ihre Arbeitsbereiche genau eingeteilt werden … zumindest noch bevor sie mit der Daedalus ankamen.
    Schnellen Schrittes eilte sie den verdunkelten Gang entlang Richtung Johns Quartier. Sie war schon reichlich spät, da sie bereits vor wenigen Minuten bei ihm hätte auftauchen sollen, doch Rodney war ihr mit einem Satz voller Beschwerden über den neuen Kantinenchef in die Quere gekommen.
    "Na? Bereit für dein Date?"
    Elizabeth zuckte merklich zusammen, als sie die bekannte Stimme hinter sich vernahm und drehte sich herum, um eine breit grinsende Laura Cadman zu vernehmen, welche langsam näher kam.
    "Date?", brachte die Leiterin der Expedition hervor und runzelte verwirrt die Stirn.
    "Die ganze Stadt redet davon, dass du heute Abend mit dem Colonel verabredet bist", erklärte der blonde Lieutenant schulterzuckend.
    "Das ist kein Date!", wehrte sich Elizabeth und deutete mit dem Kinn zu dem Tableau.
    "Natürlich nicht", war die grinsende Antwort ihrer Freundin, welche neugierig die Augen aufriss.
    Elizabeth straffte ihren Körper. "Wir gehen die Unterlagen der neuen Mitglieder durch und überlegen, wie wir das neue Personal am Besten einsetzen können."
    "Wirklich?", bohrte Laura lächelnd nach. "Klingt ja unheimlich spannend!", fuhr sie dann in einem sarkastischen Unterton fort. "Komm Liz, sei ehrlich! Ihr habt doch ein Date, oder?"
    Elizabeth konnte es Laura richtig ansehen, wie verbissen sie auf dieses Thema war und unbedingt wissen wollte, was genau hinter den weit verbreiteten Gerüchten stand.
    "Nein, es ist kein D-A-T-E!", meinte Elizabeth. "Und an all den Gerüchten ist nichts wahres dran!"
    Sie fand es eigenartig, dass viele Mitglieder der Expedition ihr und John ein heimliches "Verhältnis" anhängten, obwohl es keinen Grund dafür gab. Sie waren doch nur normale Arbeitskollegen.
    Dafür, dass John so einen guten Ruf bei Frauen hatte, konnte sie doch wirklich nichts und dass sie nun mal seine Vorgesetzte war und mit ihm öfters zusammenarbeitete war auch nicht ihre Schuld.
    "Elizabeth…!", warnte Laura spielerisch und trat näher an Liz, um sie genauer unter Betrachtung zu nehmen. "Sag mal, trägst du Liedschatten und Lipclose?", schoss es verwundert aus der jungen Blonden und schlagartig griff sich Elizabeth ins Gesicht, um dann die Hand wieder sinken zu lassen.
    "Das trage ich immer!", murmelte Elizabeth nach einer kurzen Erholungspause, da ihr Laura für eine Sekunde einen Schrecken eingejagt hatte. Liz war auf eine spontane und so schnelle Meldung über ihr Aussehen nicht vorbereitet gewesen.
    "Echt?! Ist mir aber bei dir noch nie aufgefallen … vor allem der zarte Lipclose!", meinte Cadman, während sie vorsichtig Elizabeth mit einer Hand am Kinn packte und deren Gesicht in sämtliche Richtungen drehte, um die Schminke genauer zu begutachten.
    "Laura, lass dass!", fuhr es genervt aus Elizabeth und sie ging einen kleinen Schritt zurück, um den Kontakt zwischen ihr und ihrer Freundin zu brechen.
    "Alsoooo.. doch ein Date!", grinste Laura, welche wieder näher trat und begann in Elizabeths Haaren zu zupfen.
    "Laura!", warnte sie mit brummiger Stimme und kleinen Augen. Sie hasste es, wenn an ihr herumgefummelt wurde … vor allem auf einem öffentlichen Gang.
    "Tut mir Leid!", entschuldigte sich die Soldatin und zog ihre Hände zurück, um diese in ihre Hosentaschen zu stopfen. "Wollte dir nur die Haare richten!"
    Elizabeth wollte gerade Luft schnappen und wiederholen, dass es kein Date war, doch dann entwich ihr nur ein leises "Danke!"
    Sie konnte es Laura nicht verübeln, dass diese sie mit John und einem Date aufzog, da Kate und sie dasselbe getan hatten, als Laura und Carson angefangen hatten miteinander Essen zu gehen.
    Für einen Moment standen sie nur da, während Menschen vorbeischlenderten und ihr denselben Blick zuwarfen, wie es Cadman zuvor getan hatte. Es war so ein "wissender" Blick, der Elizabeth dazu veranlasste sich unwohl zu fühlen und leicht zu erröten… auch obwohl an all den Gerüchten nichts Wahres dran war.
    "Laura, war wirklich nett mit dir zu plaudern!", begann sie dann nach einer kurzen Pause. "Ich muss jetzt leider los, bin sowieso schon zu spät!" Elizabeth verzog kurz das Gesicht, ehe sie rückwärts lostaumelte, Laura eine kurze Winkbewegung gab und schnell weiter in Richtung Johns Quartier eilte.
    Bevor sie um die Ecke bog vernahm sie nur noch ein leises "Viel Spaß beim Date!" von Laura, doch das ignorierte Elizabeth und sauste den Gang entlang weiter.
    Elizabeth und eine Verabredung … mit John …
    Diese Vorstellung konnte sie nur noch belächeln, da dies wirklich weit her geholt und zusammen gemixt worden war. Eigenartige Idee. Was sich Leute alles im Kopf zusammen spinnen konnten…
    Wenige Augenblicke später stand sie dann auch schon vor John Sheppards Quartiertüre, die sie für einen kurzen Moment nur anstarrte, ohne daran zu klopfen.
    Obwohl sie sich innerlich zur Ruhe zwang, schienen ihre Hände dem nicht unbedingt Folge leisten zu wollen. Ein leichter Schweißfilm bildete sich auf ihren Handflächen und sie blieb weiterhin vor der Türe stehen, um diese an ihrer Hose abzuwischen.
    In ihrem Kopf drehten Lauras Worte über eine Verabredung mit John etliche kleine Kreise und wiederholten sich wie ein Echo in den Bergen. Um sich wieder zu fassen schüttelte sie leicht den Kopf und atmete langsam ein und aus, doch es schien so, als würde all dies nichts bringen.

    Du bist schon tausend Mal bei ihm in seinem Quartier gewesen, Elizabeth! Heute ist es nicht anders!
    Doch das war es. Lauras Worte hatten etwas in ihrem Inneren aufgeweckt. Es war eine Art belastende Unruhe, welche sie sich nervös und unkonzentriert fühlen und erscheinen ließ. So konnte sie nicht zu John hineingehen.
    Sie würde seine Blicke vermeiden, vor seinen zufälligen Berührungen schlagartig zurückzucken und jedes scherzhafte private Gesprächsthema vermeiden, als ob ihr etwas peinlich wäre oder sie etwas zu verheimlichen hätte.
    John kannte sie zu gut, um nicht zu bemerken, dass sie keine innerliche Ruhe und Ausgeglichenheit hatte. Außerdem würde er sie nach dem Grund fragen und den konnte sie ihm doch wirklich nicht erzählen.
    Sie kam sich so lächerlich vor. Alles kam ihr so lächerlich vor. Wie sie dastand, welche Kleider sie trug, wie sie und John bisher miteinander agiert hatten, wie sich Lauras Worte wiederholten und einbrannten und vor allem, wie sie begann, daran zu glauben, dass es vielleicht doch ein Date sein könnte.
    Natürlich, sie hatte schon einmal davon geträumt, wie es sein könnte, wenn sie und John ein innigeres Verhältnis zueinander hätten, doch es waren nur kleine, realitätsfremde Gedanken und Vorstellungen gewesen.
    Eigentlich hätte sie mehr Zeit brauchen können, um ihre Gedanken zu ordnen, aber nun war es zu spät, denn die Tür glitt auf und John trat voll bepackt mit Mappen und Ordnern aus dem Raum. Es geschah innerhalb eines Wimpernschlages, dass John Elizabeth übersah und ihr versehentlich die gestapelten Mappen rein rammte.
    Elizabeth griff sich auf ihr Kinn, da John sie hier mit den Mappen getroffen hatte und John fielen die Papiere aus den Händen, da der Stapel an überwucht gewonnen hatte. Mit einem leisen Zischen verteilten sich hunderte von Blättern auf dem Boden, doch John war mehr um Elizabeths Befinden bemüht und fragte: "Alles in Ordnung mit Ihnen?"
    Elizabeth nickte klein und fuhr sich nochmals über die brennende Stelle in ihrem Gesicht, ehe sie auf den Boden blickte, um das Blätterchaos zu sehen.
    "Hören Sie, dass tut mir unendlich Leid!", entschuldigte sich John. "Ich dachte, Sie hätten unsere Verabredung vergessen und da dachte ich mir, ich pack die Unterlagen und bring Sie Ihnen vorbei!"
    Gott, da war es! Das Wort, welches in ihr alles gefrieren ließ: Verabredung.
    "Ve..ver…", begann Elizabeth benommen zu stottern und John warf ihr einen besorgten Blick zu.
    "Sind Sie sicher, dass Sie okay sind?", bohrte er nach und holte sie damit zurück auf den Boden der Realität. Alles war so schnell geschehen, dass sie kaum Zeit hatte es zu begreifen.
    "Jaja … mir geht es gut, danke!", erwiderte sie und schenkte ihm ein leichtes Lächeln, was in ihm die Spannung etwas entweichen ließ. Wenigstens hatte er ihr nicht wehgetan.
    Gemeinsam standen sie einen Augenblick da und starrten auf das Chaos am Boden ohne etwas zu sagen, bevor John murmelte: "Na, das fängt ja schon gut an!" Er schnaufte leicht klagend und fing dann an sich zu bücken und die Blätter zusammen zu sammeln.
    "Uh... nicht…", fuhr es leise aus Elizabeth, die ihn dabei beobachtete, wie die meisten Zettel unter seiner Obhut verknittert und zu Halbkügelchen wurden. Sofort kniete sie sich zu Boden und versuchte noch zu retten, was zu retten war.
    John betrachtete sie schweigend dabei, wie sie ihm die vernudelten Blätter aus der Hand nahm, sie wieder glatt strich und sie schön übereinander stapelte.
    Er musste Lächeln, als er ihr dabei zusah, da es nämlich genau die Elizabeth war, die er so gerne mochte. Organisiert, sorgfältig und zugleich so unübertroffen menschlich.
    Je öfter er sie bei so Kleinigkeiten beobachtete, desto mehr begann er die zarte zerbrechliche Frau unter dieser eisernen Maske zu sehen, zu erkennen und zu bewundern.
    Es schien als würde die Zeit stehen bleiben, wenn er sie unbemerkt beobachtete.
    "Kann man Ihnen irgendwie helfen?", bot plötzlich eine passierende Wissenschaftlerin den Beiden ihre Hilfe an und Johns Blick wurde von seiner Vorgesetzten gerissen.
    "Nein, danke! Es geht schon!", dankte Elizabeth und John wurde sich bewusst, dass er ihr helfen sollte. Schnell schob er einige Blätter übereinander und versuchte sie halbwegs ordentlich zu einem Stapel zu formen.
    Nach wenigen Augenblicken war das Chaos vom Boden beseitig und Elizabeth überreichte John ihren Stoß, damit er ihn zurück in sein Quartier tragen konnte. Schweigend folgte sie ihm und schloss die Türe hinter sich, um etwas Privatsphäre zu schaffen.
    Im Quartier schmiss John den ganzen Pack auf das große Bett, sodass alles wieder in einem Durcheinander war.
    "John!", warnte und klagte Elizabeth im selben Moment, als sie ihm dabei zusah.
    "Was? Die sind ja sowieso schon alle vermischt!", antwortete er mit einem Schulterzucken und Elizabeth musste sich eingestehen, dass er Recht hatte. Aussortiert mussten sie sowieso werden.
    Langsam schritt sie auf den Zettelberg zu. Sie konnte es nicht fassen, dass es noch mehr Arbeit war als zuvor angenommen. Sie wollte hier eigentlich gar nicht herkommen, da Laura sie so geneckt hatte und nun würde sie länger bleiben müssen als erwartet.
    John schnappte sich dann einige der Mappen und setzte sich aufs Bett und begann nach den zugehörigen Papieren zu kramen.
    Elizabeth zögerte einen Moment, als sie John dasitzen sah, weil sie nicht wusste, ob es angebracht war, wenn sie sich ebenfalls auf seinem Bett niederlassen würde. Es war sein Privatbereich, den sie eigentlich besser nicht betreten sollte.
    "Was ist?", wurde sie von John gefragt, der sie musternd anblickte, da sie nur da stand und auf das Bett und den Berg starrte.
    "Nichts!", meinte Elizabeth karg. John gab ihr nur eine kleine Geste, die ihr sagte, dass sie sich zu ihm kommen und aussortieren helfen sollte. Unsicher schlüpfte sie dann aus ihren Schuhen und setzte sich neben John auf's Bett, welcher schon wieder vertieft in die Unterlagen war.
    Nervös zog sie ihre Beine zu einer Art Schneidersitz zusammen und fing an, ebenfalls die Blätter nach Paaren durchzuwühlen, immer mit passender Distanz zu John.
    Sie fühlte sich in seiner Gegenwart etwas unwohl, was ein seltsames Gefühl für sie war, doch der ständige Gedanke an ein Date mit ihm ließ sie nicht mehr los.

    ***

    Die Stunden verrannen und es war bereits spät in der Nacht, bis sie fertig waren die Zettel zu sortieren und den einzelnen Mitgliedern neue Aufgabenbereiche zuzuteilen.
    Elizabeth empfand, dass der Abend ruhig und entspannend verlaufen war, da sie und John kaum Worte gewechselt hatten. Außerdem hatte sie sich mit den Unterlagen von ihren Gedanken etwas distanzieren können.
    "Wollen Sie was Essen gehen?", brach es aus John, als er die letzten Mappen auf dem Tisch stapelte und sich umdrehte, um Elizabeth zu betrachten, die mit dem Bauch auf seinem Bett lag.
    Gott, an diesen Anblick hätte er sich gewöhnen können!
    Erschöpft strich sie sich einige Haare aus dem Gesicht und blickte zu John hoch, welcher sich mit dem Hintern gegen den Tisch lehnte.
    "Klar, warum nicht!", antwortete sie, begann sich zu erheben und ihre Schuhe anzuziehen. "Ich glaub, was zu Essen haben wir wirklich verdient!"
    Grinsend stemmte sich John vom Tisch weg und trat zu Elizabeth, um ihr seinen Arm anzubieten. "Ma'am!", forderte er sie lächelnd auf, während er ihr den Arm hinhielt wie ein Gentleman.
    Verwundert blickte sie ihn kurz an, ehe auch sie zu lächeln begann und sich bei ihm einhängte. Es war eine nette Geste, die sie ihrem gut aussehenden Militärkommandanten einfach nicht abschlagen konnte.
    Glücklicherweise waren die Gänge zu dieser Zeit leer und nur noch von schwachem Licht erhellt, was die Chance so gesehen zu werden drastisch verringerte. Es würde ganz bestimmt neue Gerüchte geben, doch daran wollte sie im Augenblick nicht denken.
    Sie genoss die Wärme seines Armes, während sie die kühlen Gänge taktvoll hinunter schlenderten zur Kantine. Es war ein angenehmes Gefühl, welches sie in diesem Moment verspürte.
    Als sie schließlich um die Ecke bogen und die dunkle Kantine vor sich erblickten, wurde ihnen erst bewusst, dass sie bereits geschlossen war und es nur noch die Möglichkeit gab, etwas aus dem Kühlschrank zu nehmen.
    "Picknick auf einem Balkon?", murmelte John ihr dann ins Ohr, jedoch ohne es zu realisieren. Als er dann aber über seine Worte nachdachte, lief er im Gesicht rot an, was sie glücklicherweise kaum sehen konnte. Nervös leckte er sich über seine Lippen.
    Elizabeth stand wie angewurzelt da und war sich nicht sicher, ob er das gerade wirklich vorgeschlagen hatte oder ob es nur eine Einbildung von ihr war. Deshalb entschloss sie sich, nichts zu antworten, denn schließlich hatte sie heute schon genug Verfolgungswahn und falsche Einbildungen gehabt.
    Nervös begann John seinen Arm zu senken und somit die körperliche Nähe zu Elizabeth zu brechen. Unsicher hob er seine Hand, ehe er die Stille beendete. "Na schön! Dann… nicht!", murmelte er, machte eine schwingende, jedoch unnötige Handbewegung und blickte verunsichert zu Boden. Er wusste schlicht und einfach nicht, was er im Moment tun sollte. Er hatte nie geglaubt, dass er ihr je diesen Vorschlag unterbreiten würde, da er in gewissen Dingen schüchtern war.
    "Tut mir Leid, John!", warf sie ein. "Ich war nur grade in Gedanken! Aber natürlich können wir … was Essen!"
    Ohh, das war keine gute Idee, rief sie sich sofort anschließend ins Gedächtnis.
    John + Picknick auf einem einsamen Balkon = Date.
    Elizabeth musste erst schlucken und kurz ein- und ausatmen, um sich zu beruhigen. Vielleicht hatte er es ja nur freundschaftlich gemeint!
    Unruhig strich sich John mit einer Hand durch die Haare, ehe er begann den Kühlschrank zu öffnen. Er hätte es nie für möglich gehalten, dass er sie fragen und sie dann auch noch mit "Ja" antworten würde. "Also, wir haben Karotten, Schinken, Tomaten und was ist das? - Bergkäse", fing er an, um seine Nervosität etwas zu überdecken.
    "Tomaten klingen gut!", warf Elizabeth ein als sie näher trat, um ihm bei der Selektion zu helfen.
    John war gerade dabei ihr die Tomaten zu überreichen, als plötzlich rotes Alarmlicht über ihnen wie wild zu blinken begann. Gleichzeitig ging der Stadtalarm los.
    "Dr. Weir, Colonel Sheppard, Dr. McKay sowie Dr. Zelenka bitte sofort in den Kontrollraum. Medizinisches Notfallteam inklusive Dr. Beckett und Dr. Walters bitte in die Krakenstation!", ertönte es aus allen Ecken der Stadt.
    Verblüfft starrten sich John und Elizabeth einen Moment an, ehe sie die Kühlschranktüre zuschmissen und in den Kontrollraum liefen.

    ***

    "Was ist passiert!", rief Elizabeth als sie mit John um die Ecke zu den Kontrollpulten lief.
    "Unplanmäßige Gateaktivierung von Außen! Es ist Team 12, welches unter schwerem Beschuss von einer unbekannten Rasse stand!", erläuterte Chuck sofort. "Schild deaktiviert. Sie sind bereits durchgekommen. Zwei sind schwer verwundet und sie haben ein blinkendes Ding der unbekannten Technologie bei sich, welches Dr. McKay und Dr. Zelenka sofort unter die Lupe nehmen sollten. Medizinisches Team ist bereits unterwegs, Ma'am!"
    Elizabeth blinzelte einen kurzen Augenblick, ehe sie Chuck zunickte und die Treppen hinunter in den Gateraum lief, dicht gefolgt von John. Das erste was ihnen ins Auge stach, waren zwei blutüberströmte Soldaten, die sich kaum noch auf den Beinen halten konnten. Sie wurden gestützt von jeweils einem Anderen.
    "Was zur Hölle ist passiert?", wollte John sofort wissen und trat auf den Teamchef zu, welcher die wenigsten Verletzungen von allen zu haben schien. Er schien sehr gesund zu sein, doch dann begann er sich mit der Hand an die Stirn zu greifen, als hätte er starke Kopfschmerzen.
    "Wir wurden von einer uns bisher unbekannten Rasse angegriffen, Sir!" Es war mehr ein Keuchen, als eine direkte Aussage, ehe der Soldat die Augen verdrehte und zusammenbrach. Das dreieckige blinkende Etwas fiel ihm aus den Händen und rutschte quietschend über den Boden.
    Schockiert stand Elizabeth wie festgenagelt da und betrachtete das verwundete Team, als auch schon Dr. Beckett mit einigen Hilfsärzten in den Raum rannte.
    "Smith, Warner - Sie beide übernehmen den hier. Walters und Kalunsky sie nehmen den Anderen!", befahl Carson, während er eifrig auf die Verwundeten deutete.
    "Sheppard, Sie helfen mir bitte den hier zu transportieren!" Eilig schritt er auf den bewusstlosen Teamchef zu und hievte ihn mit Hilfe von John vom Boden.
    Elizabeth stand nur da und beobachtete das ganze Spektakel.
    "Ich helfe Carson mit den Patienten!", wiederholte John und Weir nickte. "Elizabeth, ich bitte Sie jedoch, dieses Ding da am Boden nicht anzufassen!", fuhr er mit strenger Stimme fort. Es klang mehr wie ein Befehl als eine Bitte, doch Elizabeth nickte einverstanden.
    "Wir wissen nicht was das ist, also überlassen Sie es bitte lieber Rodney und Radek!"
    Das Ding da auf dem Boden war ihm etwas suspekt, da der Soldat zuvor von einem Wimpernschlag auf den anderen ohnmächtig wie ein Stein zu Boden gefallen war und es vielleicht etwas mit dem Dreieck zu tun haben könnte.
    Er wollte nur das Beste für Elizabeth und so hielt er es für das Klügste, wenn sie einfach Abstand von diesem Teil halten würde.
    "John, können wir dann bitte los?", bohrte Carson genervt nach, da sein Patient dringend auf die Krankenstation verlegt werden musste und so geschah es, dass John und Elizabeth sich nur noch einen kurzen Blick zuwarfen, ehe sich ihre Wege trennten.

    ***

    Es waren kaum zwei Stunden vergangen, als Elizabeth die Krankenstation betrat, um nach dem Wohlbefinden der 5 Männer zu sehn. Ruhigen Schrittes ging sie quer durch den großen Raum, um sich neben Carson und John zu stellen, welche gerade in ein Gespräch verwickelt waren.
    "Wie geht es ihnen?", unterbrach sie dann die Konversation der beiden Männer und die Blicke der Herren schwenkten zu ihr hinab.
    "Bisher gut - sie sind alle stabil soweit!", beruhigte sie Carson karg, jedoch mit einem leichten Lächeln in den Mundwinkeln. Er wollte es nicht weiter ausführen, da die Geschichte lang war und jedoch nur das Ergebnis zählte. Beruhigt nickte sie ihm zu ohne weiter danach zu fragen. Sie würde spätestens Morgen einen ausführlichen Bericht über die vorgenommenen Tests auf ihrem Schreibtisch liegen haben.
    "Wie steht es mit Rodney und Radek? Haben sie schon etwas über dieses seltsame Dingsbums herausgefunden?", warf John dann ein, um die Unterhaltung auf den spannenden Punkt zu bringen.
    "Ja! Es handelt sich dabei um eine altmoranische Reliquie, die das Volk vor ihren Feinden schützen sollte!", begann sie zu erklären. "Die Moraner waren ein Kriegervolk, welches vor hunderten von Jahren durch die Hand der Wraith ausgestorben sein soll. Ihre Geschichte geht tausende Jahre zurück, die in der Antikerdatenbank aufgezeichnet ist. Die Reliquie sollte, wie schon gesagt, ihr Volk vor Feinden schützen. Sobald ein Fremder dieses Ding berührt, wird eine Art Gift injiziert, was den Feind in die Knie zwingen sollte!"
    "Sehr effizient … Bewusstlosigkeit!", unterbrach John mit sarkastischer Stimme. "Die waren wohl wirklich nicht recht kreativ!"
    "Doch John, waren sie!", fuhr Elizabeth fort. "In der Mitte dieser Pyramide befindet sich ein Serum, welches seine Opfer beseitigen sollte. Es besteht aus diversen toxischen Stoffen, darunter Botulinumtoxin, welches eines der tödlichsten bekannten Stoffe ist!"
    "Aber Millers ist doch nur bewusstlos und nicht tot!", warf John erneut ein.
    "Nitrite!", merkte Carson an und Elizabeth nickte kurz.
    Verwirrt blickte John von einem zum anderen. "Hey, es ist hier nicht jeder so klug! Also kann jemand es mir bitte erklären?"
    "Nitrite greifen in die innere Atmung ein, das heißt sie schnüren einem die Luft ab, was zu Bewusstlosigkeit führt. Und da unser Freund bewusstlos ist, kann das nur bedeuten, dass das Botulinumtoxin seine Wirkung über diesen langen Zeitraum verloren hat!", erklärte ihm Carson und John blinzelte einen Moment verdattert, ehe er nickte, so als kenne er sich nun aus.
    "Und wer waren dann die Kerle, die auf meine Männer gefeuert haben?"
    "Das wissen wir noch nicht!", entgegnete sie ihm. Für eine Weile herrschte Ruhe und die drei Kollegen blickten sich nur stumm an.
    "Sie sollten dann ins Bett gehen, es war für sie beide ein anstrengender Tag! Sie bekommen alle Unterlagen bezüglich der Untersuchungen Morgen", murmelte Carson, was ihm zwei leise Seufzer einbrachte. Sie wussten beide, dass er Recht hatte und so verließen sie schweigend die Krankenstation.

    ***

    In einsamer Zweisamkeit marschierten sie den düsteren Gang zu den Quartieren entlang, ohne ein Wort miteinander zu wechseln. Es waren nervenraubende Stunden gewesen und beide freuten sich schon auf die kommende kurze Nachtruhe.
    Unsicher lief John neben Elizabeth her, während er in seinem Kopf jede Möglichkeit durcharbeitete, wie er sie fragen konnte, ob sie nicht doch noch das Picknick morgen machen wollte.
    Er war nervöser als zuvor, da er sie erneut fragen musste, dieses Mal um eine erste Verabredung, die nichts mehr mit einem Essen unter Kollegen zu tun hatte.
    Ehe er alle Fragemöglichkeiten durchlaufen konnte, standen sie auch schon vor Elizabeths Quartiertüre und der Moment der Entscheidung war gekommen. Würde er sie nicht fragen, würde alles unter den Tisch fallen und er müsste auf eine neue Chance warten. Würde er sie fragen, könnte sich sein Leben für immer verändern oder er könnte eine schlagfertige, schockierende und zugleich schmerzende Absage bekommen.
    "Also dann…", murmelte Elizabeth und öffnete ihre Türe, während sie ihm den Rücken zukehrte.
    "Elizabeth, warten Sie!", schoss es aus John und sie drehte sich um, um ihn anzusehen. Sie sagte nichts, zog jedoch die Augenbraue nach oben, was für ihn ein Zeichen war fortzufahren.
    "Ich hab mir gedacht … Ich wollte Sie fragen …", begann er zu stottern. Seine Hände vergrub er tief in seiner Hosentasche und seine Zunge leckte unruhig seine Lippen.
    "Ja?"
    "Ich wollte Sie fragen … ob Sie nicht vielleicht morgen Abend Lust hätten, dieses Picknick… doch mit mir zu machen? … Sie wissen schon, so als … Verabredung!"
    Seine Stimme wurde immer leiser, da er mit jedem Wort an Mut verlor, doch nun war es endlich draußen.
    "Verabredung?", wiederholte Elizabeth leicht verstört.
    "Nun ja... .Sie wissen schon …", fing er an und hoffte, dass sie wusste, was er meinte. Leider wurde er jedoch enttäuscht, da sie ihn verdutzt anguckte. "Verabredung… Date …"
    Date - da war es schon wieder und Elizabeth musst kurz schlucken, um den Sinn dieses Wortes zu begreifen. Date? Hatte sie John Sheppard gerade nach einem Date gefragt? Nach einem ernsthaften Date??
    Sie war überrascht über seine Worte und sie konnte ein leicht kribbeliges Gefühl in ihrem Bauch spüren, als sich seine Frage erneut in ihrem Kopf wiederholte. Für einen Moment erwiderte sie nichts, doch dann vernahm sie Johns unsicheren Blick und sie antwortete mit einem kurzen "Gerne!", bevor sie ihm den Rücken zukehrte und ihr Quartier betrat.
    Mit einem sachten Zischen schloss sich die Türe hinter ihr und zauberte mit dem leisen Knack der Verriegelung auf zwei Gesichter ein glückliches Grinsen.


    - Fin -

  20. #40
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    Standard

    Autor: Antares
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    Kategorie: Misc
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    Titel: Sonntagsspaziergang
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    Kommentar: 1. Dies ist eine Antwort auf die „Rodney allein im Wald“-Challenge gewesen.
    2. Da ich keine Ahnung von Quantenphysik habe, entstammen Rodneys Ausführungen zu diesem Thema folgendem Aufsatz: http://www.wissenschaft.de/wissensch...ws/238056.html, „Tot oder lebendig – wie das Urteil über Schrödingers Katze gesprochen wird.“ (2004)
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    Betaleser: Lyddie
    --------------------------------------
    Rating: PG
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    Wortanzahl: 3031


    Spoiler 


    Sonntagsspaziergang hatte Sheppard die bevorstehende Mission genannt. Und das allein hatte McKay schon aufhorchen lassen. Nicht nur, weil sich bisher in der Pegasus-Galaxie alle sogenannten Sonntagsspaziergänge als weit gefährlicher erwiesen hatten, als der Name vermuten ließ, sondern auch, weil das Wort sehr gegensätzliche Kindheitserinnerungen weckte. Sicher waren Jeannie und er anlässlich dieser seltenen Familienausflüge mit Süßigkeiten, Eis und Hamburgern verwöhnt worden, aber diese Familienzeit hatte ihn auch stets von seinen Büchern und wichtigen Forschungsarbeiten abgehalten. So war er ganz vorsichtig geworden, wenn jemand diesen Begriff verwendete.

    Obwohl er es Sheppard gegenüber natürlich niemals zugeben würde, ihre jetzige Aufgabe hörte sich wirklich ungefährlich an. Sie waren schon das zweite Team, das auf diesem Planeten war. Die erste Biologen-Truppe hatte ihn – recht erfolgreich – unter dem Aspekt der Nahrungsmittelbeschaffung besucht und war dabei auf einige Artefakte gestoßen, die der näheren Untersuchung bedurften – und da kam ihr Team ins Spiel.

    Vielleicht konnten sie in diesem Zusammenhang auch klären, warum der Planet so viel grüner war, als es die Datenbank hatte vermuten lassen. Aber Rodney hatte schon eine Theorie dazu, die er seinen Mitreisenden auf dem Hinflug lang und ausführlich dargelegt hatte.

    „Meiner Meinung nach ist dieser Ort ein schönes Beispiel dafür, was passiert, wenn man Daten nicht ordentlich pflegt und Updates verschlampt. Ich sollte Zelenka einen Bericht darüber schreiben lassen.“
    „Rodney!“ Sheppard hatte ihn mit einem Gemisch aus Amüsement und Resignation, weil er an McKays Umgang mit seinem Personal sowieso nichts mehr ändern konnte, wieder zum Thema zurückbefohlen.
    „Okay. Wie ich schon sagte, der Planet hat mal irgendwann in den letzten 10 000 Jahren seine relative Lage zur Sonne verändert und alle Anzeigen bestätigen, dass er jetzt statt karg und sonnenverbrannt, grün und saftig ist.“ Er erging sich in Ausführungen über Deklination und Rektazension, Lage der Achse zur Sonne und Auswirkungen auf das Klima. Als er merkte, dass seine Teamkollegen ihn geistig in den letzten Minuten verlassen hatten, schloss er seufzend mit den allgemein verständlichen Worten: „Die Verschiebung der Umlaufbahn hat ihm große Vorteile gebracht.“

    Nachdem sie gelandet waren, sahen sie, dass das in der Tat der Fall war. Immergrüne, imposante und unheimliche Wälder bedeckten seine Oberfläche. Nicht, dass Rodney unheimlich je in seinen Missionsbericht aufgenommen hätte. Unheimlich gehörte eher in den Bereich des Voodoo und dafür war, wie allgemein bekannt, Carson der Spezialist. Mit einem realistischen Lagebericht hatte das wenig zu tun und deshalb schubste Rodney das Wort, und den damit eingehenden Eindruck, dass sie beobachtet wurden, ganz weit nach hinten in seinen Gedanken.

    Dass Wald nicht gleich Wald war, dafür brauchte McKay nicht wie Parrish Dutzende von Semestern Biologie studiert zu haben, das wusste er auch so. Und selbst wenn diese Möchtegern-Naturwissenschaft keine große Relevanz für seine Studien gehabt hatte, so hatte Rodney auf dem Weg zu seinem Doktorat doch so viel davon aufgeschnappt, dass ihm die Grundlagen von Nadelwäldern, Laubwäldern, ja, selbst tropischen Regenwäldern geläufig waren. Nicht in allen Einzelheiten, aber genug um zu wissen, dass mit diesem Wald hier, mitten in der Pegasus-Galaxie, etwas nicht in Ordnung war. Er konnte aber nicht seinen Finger darauf legen und so schüttelte er missmutig den Kopf und stürzte sich stattdessen voller Eifer darauf, eine dieser etwa fußballgroßen, milchig-metallisch schimmernden Sphären, von denen er bisher drei Stück gefunden hatten, zu untersuchen.

    Da es auf diesem Planeten nur sechs Stunden Tageslicht gab, hatten sie sich getrennt, um so in kürzester Zeit möglichst viel zu erforschen. Nach einigem Hin und Her hatte Colonel Sheppard den Planeten als sicher genug eingestuft, um eine solche Entscheidung zu rechtfertigen. Rodney hatte ihm klargemacht, dass selbst die Biologen drei Tage überlebt hatten, außerdem hatte er versprochen in Sichtweite des Jumpers zu bleiben. Es gab keinerlei Anzeichen für Wraith, keine schädliche Strahlung, und der Lebenszeichendetektor hatte kein tierisches Leben ausgemacht, das größer als ein stattlicher Hamster war.

    Diese Viecher, die bei näherer Betrachtung Eichhörnchen nicht unähnlich waren, verhielten sich verdammt zutraulich, hüpften McKay über die Schuhe während er arbeitete und beäugten ihn neugierig. Sie schienen ihn geradezu anzuglotzen und ihm so etwas wie „gut machst du das“ zuzurufen. Nun, vielleicht waren sie auch nur dusselig und hatten in ihren kleinen Gehirnen nicht für einen Moment die Möglichkeit in Betracht gezogen, dass er der böse, fremde Mann sein könnte, der gerne gegrilltes Eichhörnchen am Spieß aß. Rodney grinste zynisch, während er sie zum wiederholten Male mit einem lauten „Schusch!“ wegscheuchte.

    Die Anweisung, in Sichtweite des Jumpers zu bleiben, hatte Rodney im Laufe der letzten Stunde sehr kreativ ausgelegt. Denn das Artefakt auf der Lichtung, auf der der Jumper stand, hatte er sehr schnell untersucht gehabt und sich dann von einem in der Sonne blitzenden Metall bis an den Waldrand locken lassen. Er war dem nächsten Glitzern noch ein paar Schritte weiter gefolgt und hatte sich selbst eingeredet, dass er freie Sicht auf ihren Jumper hätte, wenn es die Bäume nicht gäbe. So gesehen handelte er nicht direkt gegen Sheppards ausdrücklichen Befehl.

    Rodney beugte sich zu der Metallkugel herunter und setzte sein Diagnosegerät an, als er ein Knacken im Unterholz hörte. Ihm sträubten sich die kurzen Haare im Nacken und ein eiskalter Schreck machte ihn für einen Moment bewegungsunfähig. Nein! Gauls gealtertes und eingefallenes Gesicht schwappte ungefragt aus seinen Erinnerungen hoch. Nein!

    Ganz, ganz vorsichtig streckte er seine Hand zu dem Biosensor aus, immer darauf gefasst, dass ihn im nächsten Moment jemand von hinten anspringen würde. Als seine Finger das Gerät sicher umschlossen, atmete er erleichtert aus. Schritt eins hatte er geschafft! Es mochte unlogisch sein, aber jetzt, da er sich auf Technik verlassen konnte, fühlte er sich schon etwas sicherer.

    Er schaute auf den Monitor – nichts. Er änderte die Einstellungen, doch außer Sheppard, Ronon, Teyla und ihm selbst wurden keine Biosignaturen angezeigt, die größer als zwanzig Zentimeter waren. Rodney scrollte noch in alle Richtungen – wiederum nichts. Wahrscheinlich war es doch irgendein Exemplar der heimischen Fauna gewesen, versuchte sich Rodney zu beruhigen. Aber ganz wurde er das Gefühl, dass ihm jemand bei der Arbeit zuschaute, nicht los. Er warf einen kleinen Ast in Richtung des Eichhörnchens, das ihm am nächsten saß, und verscheuchte es damit ein paar Zentimeter nach rechts. Den Eindruck, als ob der Nager darüber verärgert war, verdrängte er rasch wieder.

    Für einen Moment überlegte er, ob er Sheppard darüber informieren sollte. Aber was sollte er schon sagen? „Hey, Colonel, ich habe das Gefühl, dass mich ein Rattenhörnchen beobachtet.“ Das kam bestimmt gut. Dann hielten sie ihn nicht nur für einen Hypochonder, sondern auch noch für paranoid.

    Grummelnd wandte sich Rodney wieder dem dritten Artefakt zu. Ebenfalls eine metallene Kugel, die sich gegen eine eingehendere Untersuchung sträubte. Rodney hantierte abwechselnd mit seinen elektronischen Messgeräten, seinem Schraubenzieher und etlichen Antikerwerkzeugen herum. Er zerrte und schüttelte, schimpfte und fluchte und war bloß froh, dass er allein war, als er in höchster Verzweiflung und nicht sehr professionell einmal sehr kräftig mit seinem Militärstiefel gegen das Artefakt trat. „Aua!“

    ---------------------------------------------------------

    Drei Stunden angestrengter Arbeit später – der heftige Tritt hatte die Kugel tatsächlich an einer Stelle so verbogen, dass er sie knacken konnte – und Rodney musste einsehen, dass sie es lediglich mit Warnbojen zu tun hatten. Nichts, was die Wissenschaft revolutionieren würde. Aber immerhin: Er hatte den uralten Mechanismus geknackt, das allein war schon nicht schlecht. Für einen Moment schien es, als flüstere der Wald ihm zu, er sei ein Genie. Als Rodney sich dann laut „Danke“ sagen hörte, rief er sich zur Ordnung. Er würde NICHT mit einem Wald sprechen! Es war schon schlimm genug, dass er zu der Sphäre andauernd „nun komm schon“ und „willst du wohl aufgehen“ gesagt hatte.

    Endlich lag der Datenkern der Boje vor seinen Augen und Rodney sah mit einem Blick, dass nicht viele Informationen überlebt hatten. Mühsam versuchte er, ein paar Dateien zu rekonstruieren. Aber Leitungen waren korrodiert, Schaltkreise von bakteriellen Lebensformen überwuchert, Protokolle nicht mehr aufrufbar, selbst als er versuchte, von außen Energie zuzuführen. Der Wortlaut der Warnungen war im Verlauf der Jahrtausende so verblasst, dass McKay sie nicht mehr entziffern konnte.

    Das war wenig zufrieden stellend! Das Schlimmste war: Das blöde Eichhorn, das in einem halben Meter Entfernung seelenruhig irgendeine Nuss mümmelte, schien ihm zuzustimmen! „Hey, A-Hörnchen! Guck nicht so blöd!“, beschwerte sich McKay schlecht gelaunt bei dem possierlichen Tierchen, das sich davon nicht in seiner Nahrungsaufnahme beeindrucken ließ.

    McKay warf noch einen letzten Blick auf die für immer verlorenen Daten, dann gab er enttäuscht seine ungemütliche und den Rücken belastende Hockstellung auf, setzte sich auf den Boden und lehnte sich gegen den nächsten Baum. Er fischte einen Müsliriegel aus seiner Jackentasche und gerade, als er den ersten Bissen genommen hatte, aktivierte sich erneut sein Headset und Colonel Sheppard fragte zum fünften oder sechsten Mal – denn von halbstündigen Kontrollanrufen hatte er sich nicht abbringen lassen: „Wie geht es bei Ihnen voran?“

    „Ha! Das Ganze war eine üble Verschwendung von Ressourcen – in technischer und menschlicher Hinsicht! Diese Bojen …“

    „… funktionieren nicht mehr.“

    „Ja. – Hey, wenn Sie das wissen, warum fragen Sie dann noch?“

    Sheppard lachte. „Stimmt, das war eine üble Verschwendung von meinen Ressourcen.“

    Rodney schnaubte indigniert.

    „McKay“, versuchte Sheppard ihn zu besänftigen. „Ich habe mir schon so was gedacht. Hätten Sie etwas gefunden, hätte ich bestimmt schon einen begeisterten Anruf bekommen.“

    „Pah!“, nuschelte Rodney um seinen nächsten Bissen herum.

    „Wie weit sind Sie vom Jumper entfernt?“

    „Keine fünf Minuten.“ Rodney korrigierte die Zeitangabe ein wenig nach unten, damit Sheppard gar nicht erst auf den Gedanken kam, er hätte sich weiter als vereinbart vom Jumper entfernt.

    „Okay. Ich habe gerade mit Teyla und Ronon gesprochen. Sie sind beide auf dem Rückweg. Dieser Planet scheint wirklich nur für Biologen interessant zu sein. In 60 Minuten treffen wir uns wieder am Jumper. Tun Sie bis dahin etwas für Ihre Urlaubsbräune.“

    „Keine Chance, ich sitze hier am Waldrand unter schönem, dichten Laub und werde mich sicher nicht wegrühren, nur um mich unbekannten Mengen von UV-Strahlen auszusetzen!“

    Mit einem amüsierten Unterton in der Stimme meinte der Colonel: „Dann machen Sie Ihre Siesta halt im Wald. Nur seien Sie pünktlich in 59 Minuten am Jumper. Sheppard Ende.“

    „Verstanden.“

    McKay stellte an seiner Armbanduhr den Alarm so ein, dass er noch bequem zur Landestelle zurückschlendern konnte, schloss die Augen und ließ sich gegen den breiten Stamm in seinem Rücken sinken. Endlich ein paar Minuten Pause! Es juckte ihm zwar in den Fingern, schon mal zum Jumper zu gehen und das eine oder andere System zu warten, aber das hatte Zelenka erst vorgestern gemacht. Somit zwang sich Rodney zu ein paar Minuten Entspannung. Er schaute in die Baumkronen und sah, dass sie sich sanft im Wind bewegten. Das Blattwerk raschelte leise und wogte hin und her wie in riesigen Wellen. Ganz von allein drifteten Rodneys Gedanken zu anderen Wellen ab. Lichtwellen, Schallwellen …

    Ob die Heisenbergsche Unschärferelation wohl in allen Universen galt? Oder konnte man ein Universum kreieren, in dem die Gesetze der Quantenmechanik nicht galten? Wie würde das dann aussehen? Durch Rodneys Kopf rauschte ein Sturzbach von Formeln und wie an einer imaginären Tafel begann er einzelne Buchstaben durchzustreichen, Klammern zu verschieben und Wurzeln zu ziehen. Er war ja noch nie ein Anhänger der Kopenhagener Theorie gewesen, viel zu unwissenschaftlich, dieser Kollaps der Wellenfunktion. Vielleicht war das was für Sam? Obwohl, Sam war oft so unorthodox, die neigte sicher auch eher der Dekohärenz-Theorie zu. Wenn sie sich nicht gleich auf Everetts Viel-Welten-Interpretation stürzte. Ja, das würde ihr wahrscheinlich liegen! Jede Menge verschiedener Universen, in denen sie sich mit ihm messen konnte!

    Rodney versuchte sich vorzustellen, wie Sam irgendeinem ungebildeten Pentagon-Fuzzi versuchte, ihre Multiversum-Theorie zu verkaufen. Ob sie dabei das eng anliegende schwarze T-Shirt glatt ziehen würde? Sam war – für jemanden, der so klug war – wirklich eine Wucht.

    Nur leider war Sam ein paar tausend Lichtjahre von ihm entfernt und sie hatten ja auch nicht auf allzu gutem Fuß miteinander verkehrt, selbst wenn er das in Gesprächen oft gern anders hinstellte. Und die einzige, die in Atlantis bisher wenigstens etwas Interesse an ihm gezeigt hatte, war die Farn-Lady, Katie Brown. Katie, mit ihren großen, schönen Augen. Fast so geheimnisvoll wie Teyla und das wollte schon etwas heißen. Denn Teyla war die graziöseste und anmutigste Frau, der er je begegnet war. Niemand paarte Kraft und Schnelligkeit so mit Schönheit wie sie. Sie war bestimmt ein Vulkan im Bett.

    Was ihn unweigerlich zu Norina brachte. Wenn dort Sheppard nicht ebenfalls rumgeflirtet hätte, wer weiß, wie seine Chancen gewesen wären! Aber das war aus und vorbei, sie war ebenso unerreichbar wie Sam.

    Rodneys Lider flatterten ein letztes Mal, er versuchte noch einmal die Wellentheorie zurückzuholen, als die Gleichungen von Gedanken an Elizabeth überlagert wurden. Ob die wohl mehr Sex hatte als er? Okay, das war nicht schwierig, weniger ging ja kaum noch.

    Rodneys Atem wurde langsamer und in einer aufreizenden Prozession wanderten andere Frauenbilder durch seinen Kopf. Laura Cadman, Miko …

    In seinen Gedanken verschmolzen all diese Bilder zu einer einzigen, gesichtslosen Person. Es waren ganz einfach warme, feuchte Lippen, die sich im nächsten Moment hauchzart auf seine Lippen legten. Sein Kinn herunter küssten, die Wange wieder herauf, bis sie die empfindliche Stelle hinter seinem Ohr erreichten.

    Nein, nein, nein! Das war gar nicht gut! Er war ihm Dienst!

    Es waren nicht die Hände von jemand Bestimmten, die jetzt warm und sicher zupackend seine Arme hinaufglitten, um seine Schultern zu umspannen. Es waren einfach Berührungen, die seine Sinne weckten, sein Begehren sich wie eine träge, zähe Masse, warm und schwer in seinem Unterleib ansammeln ließ.

    Es war als könnte der Wald seine Stimmung, seine Wünsche lesen und würde sie aufnehmen und verstärken. Hatte sich Rodney vorher nur beobachtet gefühlt, so hatte dieser Eindruck nun etwas Platz gemacht, das er ganz widerstrebend als telepathische Verbindung beschrieben hätte. Wenn er wirklich gemusst hätte. Freiwillig nicht. Denn es war ihm suspekt. Manchmal verspürte er Andeutungen eines solchen Bewusstseins, wenn er mit Atlantis kraft seiner Gedanken kommunizierte und sie dazu brachte, Türen für ihn zu öffnen oder Transporter zu bedienen. Das hier fühlte sich ganz ähnlich an. Nur distanzierter. Mehr am Rande seines Bewusstseins. Oder sollte es daran liegen, dass er zu schläfrig war, um sich wirklich gegen die angenehmen Eindrücke zu wehren?

    Es war, als könnte er ein Thema vorgeben und der Wald, die Natur, der Planet, Rodney wusste nicht, wie groß das Bewusstsein war, das dahinter stand, nahm den Gedanken auf und warf ihn, zum Teil um einige Facetten bereichert, wieder auf ihn zurück. Das war bei den technischen Sachen so gewesen, das war jetzt bei den gefühlsmäßigen wieder so.

    Das war gar nicht gut, oder? Das bedeutete Kontrollverlust – selbst wenn es sich noch so hervorragend anfühlte. Rodney versuchte sich wieder aufzusetzen, doch seine Glieder waren bleischwer und fast hatte er den Eindruck, als würden die Wurzeln und Ranken nach ihm greifen und ihn festhalten. Nur einen Moment, bis er kapitulierte, dann schienen es wieder die schmeichelnden, neckenden Hände zu sein, die inzwischen überall waren.

    Die Verlockung, sich einfach fallen zu lassen, wurde immer übermächtiger.

    Noch einmal blitzte durch Rodneys Geist die Warnung, dass er es hier mit einem Alien-Planeten zu tun hatte. Noch einmal rasten Abhandlungen über einschlägige Versuche mit Ratten und deren willkürlichen Stimulation ihres Lustzentrums durch seine Überlegungen. Rodney war sich der möglichen Gefahr einer Abhängigkeit von diesen Reizen auf subkortikaler Ebene sehr wohl bewusst, dann hatten die aufreizend streichelnden Hände seinen Schoß erreicht und sein Instinkt übernahm.

    Und dieser Instinkt war auf Maximierung des Reizes aus, der ihm Genuss, Befriedigung und Lustgewinn versprach. Rodney konnte nichts anderes mehr tun, als sich diesen Bedürfnissen unterzuordnen. Er ließ sich in seine Empfindungen fallen …

    ----------------------------------------

    Als er wieder erwachte, klang noch für einen Moment Wohlbefinden, Harmonie und ein Gesättigtsein in ihm nach. Schwangen noch für einen Augenblick die unglaublich intensiven Farben des Höhepunktes durch seinen Geist, ehe sie weiter und weiter zerfaserten und der Wirklichkeit eines Alien-Waldes Platz machte. Zirpende Vögel, rauschendes Blätterwerk und das allgegenwärtige verfressene Eichhörnchen, das direkt an seiner Stiefelspitze saß.

    Rodney fuhr sich einmal mit seiner Hand durchs Gesicht, versuchte die letzten Reste der Müdigkeit zu verscheuchen, dann dachte er in rascher Abfolge: Zeit? Jumper? Mission? Team? und setzte sich ruckartig auf. Hektisch schaute er auf seine Armbanduhr. Noch 16 Minuten, dann sollte er am Jumper sein. Das hieß, er hatte eine gute halbe Stunde geschlafen.

    Die Realität hatte ihn mit Wucht wieder und unbehaglich versuchte er, die letzten dreißig Minuten zu rekonstruieren.
    Was … war das gewesen? So intensiv hatte er schon lange nicht mehr geträumt.
    Aber … hatte er wirklich geschlafen? Oder …?
    Rodney schaute hektisch an sich herunter. Gott sei Dank, es war noch alles dran. Zwei Beine, zwei Hände, zehn Finger … Alles da. Und er war bekleidet. Vollständig. Neben ihm lagen sein Laptop und seine Waffe. Er atmete erleichtert auf. Den Verlust der Ausrüstung hätte er Sheppard nur sehr ungern erklären wollen.

    Rodney ließ sich wieder gegen den Stamm sinken. Was für ein Traum! Und er hoffte verzweifelt, dass es wirklich nur ein Traum gewesen war. Dass die plötzliche Erinnerung daran, wie er sich auf dem Waldboden gewälzt hatte, nur ein Bild aus seiner Phantasie gewesen war. Selbst das war schon schlimm genug.

    Aber da Rodney einen wissenschaftlich arbeitenden Geist hatte, konnte er sich nicht auf Dauer vor Erkenntnissen drücken. Okay, okay, vielleicht hatte der Wald auch noch andere Informationen außer auf was und wen er so im Bett stand, aus ihm herausgeholt, ohne dass er sich dessen bewusst geworden wäre. Shit. Dann versuchte er zu rationalisieren. Mal ehrlich, wo sollten Bäume schon hingehen, um es weiter zu erzählen? Und ehe die kleinen Baumratten ein Raumschiff bemannten, würde es sicher auch noch eine Zeit dauern. Wer weiß, ob es Atlantis dann überhaupt noch gab.

    Wahrscheinlich versuchte ihm hier nur wieder ein puritanisches Erziehungsüberbleibsel die Sache zu vermiesen. Ihm Gewissensbisse einzureden, wo es keiner bedurfte. Er würde das jetzt einfach unter Traum abhaken, niemandem davon erzählen, denn Schlafen im Dienst kam sicher nicht so gut – und damit war die Chose ein für alle Mal aus der Welt. Genau. Es konnte einfach nichts anderes gewesen sein, denn niemals hätte er seine äußerst empfindliche Haut ungeschützt mit dem Waldboden und den darin wohnenden Kleinstlebewesen in Kontakt kommen lassen. Ausgeschlossen.

    Rodney erhob sich, sammelte seine Sachen zusammen und marschierte in Richtung Jumper.

    -----------------------------------

    Als er sich am Abend in seinem Quartier auszog, rieselten ein paar halbtrockene Blätter aus seiner Unterwäsche zu Boden …

    --------------ENDE------------



    ©Antares, Oktober 2007

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