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Thema: Fanfiction-Awards 2007: Nominierungen

  1. #1

    Standard Fanfiction-Awards 2007: Nominierungen



    Die Nominierungen zu den Fanfiction-Awards 2007 sind geschlossen. Ihr könnt im Diskussions-Thread weiterhin über die Werke diskutieren, während die Jury bis zur Bekanntgabe der Gewinner am 5.1.2008 nun jede Geschichte bewertet.


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    Die Einsendungen im Überblick:



    Action:

    "Die Feuerprobe" von Kris
    "Arkadios" von Persus
    "Die Glücklichen" von Dr. Lee
    "Stargate SG-1 Staffel 3 Episode 3.09.5: Release Impact" von Milky-Way-Galaxy
    "-=Stargate=- Das neue Universum" von Major Hamilton
    "Armegaddon – Das Ende ist nahe" von SG 2007
    "Freunde" von Cindy
    "a2+b2=c2" von General of the Air Force
    "Der Adventsmörder" von Terraner
    "Tränen" von Kathi90
    "Die große Mission" von Jaffa Tealc
    "Rescue" von John Sheppard
    "Shona" von Rijan

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    Humor:

    "Gold wert" von Sphere
    "The Rising - Reloaded, oder: "Auch Puddle Jumper haben Gefühle"" von Chayiana
    "Rodney allein im Wald" von iolanda
    "Geheime Leidenschaften" von Kris
    "Ein unmöglicher Tag" von Cindy
    "C8H10N4O2" von Sinaida
    "Wurmloch Extrem- Der Film (Director’s Cut)" von General of the Air Force
    "Midlife Crisis" von Torri
    "Sieben Todsünden – VI. Völlerei" von Antares
    "Starland" von zona
    "Die Woche der Wahrheit" von Lyddie

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    Ship:

    Ein Schritt näher" von Sinaida
    "Uisge Beatha" von Rijan
    "Mein Atlantis, dein Atlantis" von Scout
    "Love is a Mystery" von shadow-of-atlantis
    "Liebe ist mehr als nur ein Wort" von Selana
    "Polarlichter" von Chayiana
    "Ein Wintertraum" von Dr. Lee
    "Good enough?" von Sammy91
    "Träume und Alpträume" von Antares
    "Date" von Torri
    "Im Licht der Erinnerung" von Kris
    "Manchmal braucht es eine Katastrophe" von Dr.McKay
    "Das Kind in dir" von Lyddie

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    Misc:

    "Die Tage werden kälter ... " von shadow-of-atlantis
    "Left behind" von RodneysGirl
    "Dunkles Zwischenspiel" von Kris
    "Space: The Final Frontier… Atlantis" von Colonel Maybourne
    "Five Songs… oder die Geschichte eines Tagträumers" von Scout
    "Sterngucker" von Sinaida
    "Perna" von Rijan
    "Endless Fear of Finality" von Torri
    "Fallen Earth" von Migrator
    "Stargate: The Ancients, Episode 1.01: Time Shift, Part 1: The Journey Begins Extended" von Milky-Way-Galaxy
    "Verzweifelt" von Cindy
    "Zeichen und Wunder" von Selana
    "Der Neue auf Atlantis" von bea1111
    "Moebius Reloaded" von Sphere
    "Der Fan" von manu-sg1
    "Sonntagsspaziergang" von Antares
    "Die zweite Generation" von TheLady
    "Seelenfolter" von Kathi90
    "Ghost" von Flying Daedalus
    "Full House" von General of the Air Force
    "Der Rat der Antiker – Die Ahnen treten zusammen" von Matrix33
    "Der Weg nach Atlantis" von Teleia
    "Lifeline" von Chelsea

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    Fragen zu den Awards? Hier kannst du dich melden: Jay & waschtl86 .
    Geändert von Chayiana (29.07.2008 um 19:10 Uhr)

  2. #2

    Standard

    Autor: shadow-of-atlantis
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    Kategorie: Misc
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    Titel: Die Tage werden kälter...
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    Kommentar: Der Inhalt der FF soll zeigen, dass es manchmal einfach Zeit ist, um loszulassen, auch wenn es einem noch so schwer fällt. Und wenn man noch so sehr um ein Leben kämpft, kann man manchmal nicht mehr tun, als einen lezten Wunsch zu erfüllen.

    Die Idee für diese FF ist mir spontan gekommen, war schon eine ganze Weile in meinem Kopf, bis ich sie dann vor ca. einem Monat aufs Blatt gebracht habe. Schreibdauer lag mit Eintippen über *zurückdenk* drei Tage verteilt, ca. 7-8 Stunden.
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    Betaleser: RodneysGirl
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    Rating: 12 - Charaktertod
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    Spoiler 

    „Wie fühlst du dich?“, erkundigte er sich freundlich und höflich, kam sich dabei aber ziemlich einfältig und dumm vor.
    Wie sollte sie sich schon fühlen? Sie befand sich auf der Krankenstation, war unheilbar erkrankt und wurde täglich immer noch schwächer.

    „Ich bin ok, danke. Wie fühlst du dich?“ Sie sagte nie, dass es ihr schlecht ging. Dafür war sie viel zu stolz, zu sehr eine Kämpfernatur. Selbst jetzt noch, als sie so schwach vor seinen Augen lag, so zerbrechlich.

    „Nicht so gut.“, gestand er ehrlich. Es würde keinen Sinn machen, irgendetwas zu leugnen. Seine Gefühle und Gedanken waren offensichtlich.

    „Es ist nicht dein Fehler. Mach dir keine Vorwürfe.“, erklärte sie schwach, fuhr über seine Hand, als er sich zu ihr setzte. Sie waren längst zu einer persönlicheren Form übergegangen. Zu oft hatten sie sich in den letzten Wochen gesehen, um noch beim förmlichen „Sie“ zu bleiben.
    Anfangs war es „nur“ jeden Tag gewesen, bald darauf alle 12 Stunden, nun war sie rund um die Uhr unter Bewachung. 24 Stunden täglich auf der Krankenstation präsent, und er meistens auch. Sie wusste, dass er Stunde um Stunde arbeitete, um ihr irgendwie zu helfen, doch es war vergebens. Das Schicksal entschied, dass es keine Rettung gab.

    „Es ist mein Fehler. Ich finde keine Lösung. Ich finde keinen Weg. Es tut mir so leid, Teyla.“
    Es war eine schlichte Routine-Untersuchung gewesen, etwas, was alle paar Wochen vorkam. Nur dieses Mal erschütternd. Er hatte alles sogar drei- und viermal getestet, um bei diesem verhängnisvollen Ergebnis auch zu 200 und 300 Prozent sicher zu sein. Es war ihm so verdammt schwer gefallen, ihr zu berichten, was in ihrem Körper geschah.

    Auf die Krankenstation hatte er sie damals nicht gerufen. Er war zu ihr gegangen, in ihr Quartier, hatte sie an einem Ort aufgesucht, an dem sie sich wohl fühlte, und sich jederzeit fallen lassen konnte. Sie hatte ihm ansehen können, dass es um etwas Ernstes ging, als er zu ihr gekommen war.
    Sie hatten sich gesetzt, nicht gegenüber – das wäre zu distanziert gewesen. Sie waren enge Freunde. Er hatte sich neben sie gesetzt, sie ihn nicht abgeblockt – ehe sie geredet hatten – ihr verkündet worden war, welches Schicksal ihr drohte.

    Nie würde er den Tag vergessen, an dem er ihr gesagt hatte, dass sich ihre „herkömmliche“ DNA mit den Fragmenten von Wraith-DNA bekriegte – was auch immer der Auslöser für dieses spontane Verhalten war – und so nach und nach ihren Organismus vernichten würde.

    Zärtlich strich er ihr über den Arm. „Ich werde nicht aufgeben. Ich werde eine Möglichkeit finden, dich zu heilen. Bitte kämpf weiter dagegen an.“

    Seine Augen waren leicht wässrig vor Verzweiflung, rot von der Überarbeitung. Was sollte er nur noch tun? Die Zeit rann ihm davon. Er konnte Teyla doch nicht einfach aufgeben. Wieso musste es gerade sie erwischen? Wieso?

    „Carson, diese Nacht wird in einem Tag enden, der ohne mich auf diese Welt kehrt.“

    Diese Aussage machte ihm Angst, er schüttelte entsetzt und verzweifelt den Kopf. „Nein, Teyla. Sag so etwas nicht. Bitte…“

    Sie sah ihm weiterhin in die Augen. Ihm konnte sie es nun sagen. Es war offensichtlich, erst recht für einen Arzt von Carsons Status. Die anderen hatten oft gesagt, dass er der beste wäre und sie war sich da auch ziemlich sicher, obwohl sie nur wenige kannte. „Ich werde täglich… stündlich schwächer…“, sie schluckte hart. Es war das erste Mal, dass sie es jemandem eingestand. Aber vor Carson konnte sie es sich leisten.

    Er erwiderte nichts mehr auf diese Aussage. Er konnte einfach nicht. „Kann ich etwas für dich tun?“, fragte er stattdessen, kam sich im Moment so unnütz vor.

    „Du hast so viel für mich getan…“, sie drückte leicht seine Hand, lächelte ihn an.

    Sie konnten nur wenige Augenblicke so ausharren, als auch schon das Team die Krankenstation betrat. Jeden Tag, seit sie hier war, schauten sie mindestens einmal vorbei, sofern ihnen keine wichtige Mission in die Quere kam. Manchmal kam nur einer, manchmal – so wie nun auch – alle miteinander. Es war Teyla egal, sie freute sich lediglich sie zu sehen, zu sehen, wie sie noch immer zu ihr hielten, obwohl sie so schwach war.

    Und nun war es ihr nur recht, dass sie alle miteinander kamen, sogar Dr. Weir, so konnte sie sich von ihnen verabschieden. Es wäre das letzte Mal, dass sie sie sah, dessen war sie sich sicher.

    „Ich komme nachher wieder.“, versprach Carson. Er wäre vermutlich das letzte bekannte Gesicht, in das sie blicken würde. Es war in Ordnung, wenn er bei ihr war, er war anders, als die anderen. In ihrer Gegenwart wollte sie nicht schwach wirken. Er war es gewohnt, Schwäche um sich herum zu sehen und zu ertragen. „Sag mir, wenn du irgendetwas brauchst.“

    „Danke“ konnte sie noch sagen, ehe er verschwand, ihr die letzten Minuten mit ihren anderen Freunden gab. Sie wollte mit ihnen reden, als wäre sie in zwei Tagen wieder auf den Beinen. Sie wussten zwar, dass dem nicht so war, aber allein den Eindruck zu erwecken, ließ Teyla sich schon ein wenig besser fühlen, gab ihr Kraft, für das kommende Gespräch.




    Aus seinem Büro heraus beobachtete er ein wenig, wie Teyla mit den anderen sprach. Frustriert und deprimiert warf er einen Blick auf die neuesten Ergebnisse. Es tat sich einfach nichts. Es war keine Besserung in Aussicht. Dabei hätte ihm schon ein momentaner Stillstand der genetischen Veränderungen ausgereicht. Einfach irgendetwas, was ihm Zeit verschaffte.

    In Gedanken hing er einige Augenblicke in den Erinnerungen an die letzten Wochen und ihren soeben gesagten Worten fest. Im nächsten Moment riss ihn eine aufgebrachte Stimme zurück in die Realität. „Doc! Teyla! Sie hustet Blut! Doc!“

    Umgehend sprang er von seinem Stuhl auf, stieß beinahe mit Sheppard zusammen, der wild mit den Armen fuchtelnd in sein Büro stürmte, und rannte zu Teyla. Die Athosianerin hielt sich krampfartig an den Bettdecken fest, hustete, keuchte, spuckte Blut.

    „Alle raus! Gehen Sie!“, scheuchte er das Team und Weir aus dem Raum, die gerade einfach nur im Weg standen. Ihm waren ihre entsetzten Blicke nicht entgangen. Auch er empfand es als grausam, aber er hatte den Verlauf der „Krankheit“ nun schon die ganze Zeit über nahezu Minute für Minute beobachten können.

    Mit geübten Handgriffen holte er sofort das richtige Medikament von den vielen, auf dem nebenstehenden Tisch hervor, verabreichte es ihr, hielt sie sanft fest, um sie zu beruhigen, drehte sie auf die Seite.
    Nach einiger Zeit war ihr Zustand wieder stabil, wenn man das überhaupt so nennen konnte.

    Total erschöpft und verschwitzt sah sie an sich hinunter. „Tut mir leid…“

    „Du kannst nichts dafür. Es ist kein Problem.“ Er holte eine Schwester
    hinzu, so dass sie keine Mühen hatten, frisches Bettzeug und Kleidung für Teyla zu bekommen und alles zu wechseln. Dann schickte er die Schwester wieder weg, blieb selbst bei Teyla, deckte sie sorgsam zu. Sie fror ständig, schwitzte aber dennoch, hatte mittlerweile drei Bettdecken.
    Traurig beobachtete er, wie ihr das Leben langsam aber sicher immer mehr entschwand und auch ihm durch die Finger glitt. Er fühlte sich so hilflos. Und einen Moment fragte er sich, was ihm das ganze Wissen nutzte, welches er sich über die Jahre angeeignet hatte, wenn er nicht einmal seine Freunde retten konnte.

    „Ist die Sonne schon untergegangen?“, erkundigte sie sich schwer atmend. Dabei sah sie ihn aber mit Fassung an, sie zeigte keine Furcht.

    „Ja, sie ist gerade hinter dem Horizont verschwunden.“

    „Dann erlischt meine Lebensflamme auch bald.“ Als sie erneut keuchte, wollte er eine Atemmaske holen, doch sie blockte ab. Er ließ sich abwimmeln, wollte sie nicht auch noch in ihrer Ehre verletzen, wenn er denn sonst nichts tun konnte. „Das macht es auch nicht leichter. Auf Athos hätten wir diese Möglichkeit auch nicht…wenn wir euch nie kennen gelernt hätten.“

    „Athos.“, wiederholte er flüsternd, in Gedanken versunken.

    „Carson?“

    „Ja?“, er hörte ihr immer aufmerksam zu, auch wenn ihm seine eigenen Vorwürfe dies manchmal schwer machten.

    „Nach meinem Tod…“, sie wusste, dass er es hasste, wenn sie das so direkt sagte, aber es musste sein. Sie hatte vielleicht noch ein paar Stunden, wenn überhaupt und wusste nicht, in welcher Verfassung sie sein würde, wenn sie wartete. „Ich hatte immer gehofft, im Kampf oder auf Athos zu sterben, meinen letzten Atemzug dort zu machen, wo ich geboren wurde. Das Festland ist nicht Athos, aber bitte, bring mich dort hin, wenn ich nicht mehr bin.“

    „Teyla…“, wollte er ausweichen. Es war ihm unangenehm, genauso, wie sie sich gedacht hatte. Sie hob leicht den Finger, bedeutete ihm, ihr zuzuhören.

    „Versprichst du mir das?“

    Er seufzte, senkte den Kopf, nickte dann und sah ihr wieder in die Augen. Einen Moment lang zögerte er, schluckte. „Wenn es dein Wunsch ist, dann gehen wir nach Athos.“, er sah sie eindringlich und mit einem Hauch von Verzweiflung an. „Die Wraith sind dort doch schon lange weg. Die ganze verdammte Medizin nutzt nichts, also können wir genauso gut auf Athos sein. Ich werde bei dir bleiben. Ich werde für dich sorgen….“

    „Du hast ein warmes Herz. Aber das ist bei weitem zu viel verlangt.“

    Erneut schüttelte er den Kopf. Zunächst flüsterte der Schotte lediglich, sprach dann aber voller Überzeugung: „Wenn das das einzige ist, was ich für dich tun kann,… ich tu es gerne, wenn du es dir wünscht.“

    Seine Vorwürfe kein Heilmittel zu finden, spiegelten sich in der Aussage wieder. „Du hast so viel für mich getan, mehr als jeder andere, und mehr als jeder andere je hätte tun können. Es gibt nun mal auch Feinde, vor denen muss sogar ein Carson Beckett in die Knie gehen.“

    Ihr war klar, dass sie ihn nicht mehr davon abbringen konnte, sie nach Athos zu bringen. So sehr sie sich das gewünscht hatte, so sehr verfluchte sie sich einen Moment lang, davon geredet zu haben. Er sollte sich nicht zu sehr mit ihr belasten. Die letzten Wochen hatte er schon allein ihr geopfert. Sie erkannte, dass er zu gern ihrem Wunsch nachkommen wollte, und sie persönlich eigentlich auch. Der Kreis würde sich schließen. Der erste und der letzte Atemzug auf ein- und demselben Planeten, obwohl sie ihr Weg mittlerweile durch die halbe Galaxis geführt hatte. „Es wäre angenehm zu wissen, daheim zu sein.“

    Carson nickte, trug hektisch alle Decken zusammen, die in der Nähe lagen, brachte sie an ihr Bett. Er wickelte sie vorsichtig ein, nahm sie hoch, trug sie zum Jumper. Dort legte er sie sanft in einen Sitz, dessen Lehne er so weit nach hinten gestellt hatte, damit sie nahezu liegen konnte. „Dr. Weir wird dich…“

    „Es ist mir egal, was Weir mit mir tun wird…“, entgegnete er schnell, um sie zu beruhigen. Dann startete er den Jumper, aktivierte das Gate und steuerte hinter das einstige athosianische Dorf, welches nicht weit vom Tor entfernt lag. Er wusste ganz genau, wo er mit ihr hingehen würde. Sie hatte ihm den Ort so oft beschrieben, ihm so oft davon vorgeschwärmt. Er fand ihn ohne Probleme, setzte mit dem Jumper ganz in der Nähe auf und öffnete die Heckluke.

    Teyla hustete erneut blutig, wobei ihr das Blut auch aus der Nase lief. Fürsorglich kümmerte er sich um sie, reinigte ihr Gesicht wieder, nahm sie dann an sich. Sie hatte schon fast geschlafen. Der nächste Schlaf, wäre einer ohne Erwachen, wie sich Carson darüber im Klaren war. Schwach legte sie den Kopf an seine Schulter, als er sie nach draußen brachte. Die athosianische Nacht war klar und kühl. Nicht, dass er frösteln würde, er machte sich nur Sorgen um Teyla, aber scheinbar ging es im Moment, zumal er zwei weitere Decken mitschleppte.

    Teyla sah ein wenig auf, erkannte den Ort sofort wieder. Der schönste Ort auf ganz Athos. Ihr Gesicht hellte sich für einen Moment auf und Carson freute sich, diesen strahlenden Ausdruck noch einmal in ihren Augen sehen zu können.
    „Der Baum….“ Der Baum unter dem sie immer Charins Weisheiten gelauscht hatte. Oft waren Stunden vergangen, in denen sie miteinander gesprochen hatten. Charin war stets eine gute Lehrerin gewesen. Es handelte sich dabei auch um ihren einstigen Lieblingsort, weshalb Teyla darauf bestanden hatte, ihren Körper, dieser Erde, nicht der auf dem Festland, zu übergeben.
    Nach all den Unruhen, die ihr Volk von hier vertrieben hatten, schien ihrer Heimat ihre alte Ruhe wieder zuteil geworden zu sein.


    Und nun saßen sie hier, in der Nähe von Charins Ruhestätte, wo Teyla Trost suchte und sich in Erinnerungen aus alten Zeiten und längst vergangenen Tagen verlor.
    Ihr Atem ging rasselnd, als sie in Carsons Arm lag. Der Schotte saß hinter ihr, mit dem Rücken an den Baum gelehnt, die Arme um Teyla gelegt, ihr sanft mit den Händen durchs Haar kämmend.

    Ein ruhiger, intensiver Augenblick, der schnell verging. Sie verkrampfte sich kurz, stöhnte auf vor Schmerz, der in ihrer Brust hämmerte. Sie spürte Carsons Herzschlag beschleunigen, seine Worte aber leise und beruhigend flüstern, Worte, die ihr alles leichter machen sollten. Und sein Flehen um Verzeihung, das sie zwischen den Sätzen, nur am Klang seiner Stimme heraushörte.

    Er konnte sich sicher vorstellen, was gerade im Moment mit ihr geschah. Ihre Organe versagten ihr vollends den Dienst, ließen sie innerlich bluten und langsam verbluten.

    „Carson“, jeder Atemzug kostete sie Kraft, jedes Wort noch ein Vielfaches davon mehr. Ihre Stimme war nicht mehr als ein gekeuchtes Wispern, dem Wind, der an Herbsttagen durch die Bäume fegte gar nicht so ungleich.

    „Teyla, es tut mir so leid.“, er hielt seine Tränen nicht mehr zurück, konnte gar nicht. Zu nah war der Moment für immer „Lebwohl“ zu sagen. Sein Kopf lag an ihrem, sie konnte die Bartstoppeln an ihrer Wange spüren und genoss es. Eine der letzten Berührungen, die sie in dieser Welt haben würde.

    „Du hast dein Bestes gegeben, das weiß ich…. Du bist der beste Arzt, den ich kenne, zweifle nicht an dir…. Du wirst noch so viele Menschen retten.“ Sie schmeckte Blut im Mundraum. „Und du bist ein sehr guter Freund…. Danke für alles, Carson.“
    Ihr Blick wanderte noch einmal zum Firmament, wo die Sterne der Pegasusgalaxie leuchteten, wie noch nie zuvor. Teyla hätte gerne noch viele Jahre mit den Atlantern verbracht, Freunden, die sie fürs Leben gewonnen hatte. Der Abschied fiel ihr schwer, aber die Tatsache, dass es in so einer Nacht, auf Athos und in den Armen eines Freundes geschah, machte es ihr leichter, einen neuen Weg zu gehen, einen, den die anderen auch irgendwann, wenn es das Schicksal für sie vorsah, beschreiten müssten.
    Mit einem letzten schweren Atemzug nahm sie den Moment wahr. Carson, wie er sie weinend und liebevoll in Decken gehüllt in den Armen hielt, die klare, frische Luft von Athos, die einen Blick auf den prachtvollen Sternenhimmel erlaubte, und ihren Körper. Eine Hülle der Qual, seit ihre DNA versagt hatte.

    Im einen Moment war der Schmerz noch so präsent, im anderen verblasste er, bis er ganz in die Ferne gerückt war und die Nacht, die Athos in Dunkelheit hüllte, sich in einen Tag verwandelte, an dessen Morgen sie Charins entgegen gestreckte Hand ergriff, um in einer neuen Welt zu wandeln.



    Im einen Moment hatte sie sich ein letztes Mal angespannt und ihr rasselnder, schwerer Atem in seinen Ohren geklungen, im anderen war sie komplett erschlafft und hatte aufgehört, das lebenswichtige Element in sich aufzunehmen.
    Er musste nicht erst Puls fühlen, um bestätigt zu wissen, dass sie gegangen war. Er spürte es, wie sein Herz sich in einen kalten, leeren, sinnlos schlagenden Klumpen verwandelte. Seine Finger gruben sich verzweifelt in die Bettdecken. Einen Augenblick lang überkam ihn die Wut auf sich selbst, die sich in nicht einem Sekundenbruchteil später in Tränen der Trauer und Verzweiflung veränderte. Seine Hand fuhr zärtlich an ihre andere Wange, streichelte darüber.

    Er hatte schon einige Patienten verloren. Manchmal konnte man einfach nichts mehr für sie tun. Manchmal war es einfach schon zu spät und man konnte nur noch sehen, wie sie dahin zogen. Er hatte viele ziehen lassen müssen, ja, und jedes Mal hatte er damit zu kämpfen gehabt.
    Aber dieses Mal war es noch so weitaus schwieriger. Teyla war eine so wunderbare Person, eine sehr gute Freundin, herzlich und warm. Mit ihrem Tod war diese Welt um so einiges kälter geworden.

    Selbst wenn jemand hier gewesen wäre, hätte er sich nicht dafür geschämt, seine Tränen zu zeigen und in die Nacht zu schluchzen. Voller Trauer wanderte ein Blick zu Charins Grab. „Pass auf sie auf, bitte….“ Seine Stimme zitterte, war undeutlich von den vielen bitteren Tränen, so dass er seine eigenen Worte fast nicht mehr verstand.

    Er verharrte noch eine Weile, kniete sich dann neben ihren leblosen Körper, gab ihr noch einen sich verabschiedenden Kuss auf die Stirn. „Teyla, du warst immer eine gute Freundin. Hoffentlich geht’s dir da besser, wo du nun bist.“ Er bedeckte ihr Gesicht, ging zum Jumper, um Atlantis die dunkle Botschaft zu funken. Während er das Gate anwählte, überlegte er, wie er sich rechtfertigen sollte. Auf so etwas wollte er sich jetzt gar nicht einlassen. Er wollte sich nicht rechtfertigen müssen. Für was auch? Er hatte nicht mal gegen seinen Eid verstoßen! In Atlantis hätte er auch nicht mehr tun können, als bei ihr zu sein. Jede Medizin, jegliche Wissenschaft und Forschung war nun an ihre Grenzen gestoßen.

    Er hatte einer sterbenden Frau, einer guten Freundin, einen letzten Wunsch erfüllt. Mehr gab es nicht zu erklären, nicht zu rechtfertigen.

    „Hier ist, Weir. Carson?“ Sie hatte richtig geraten. Obwohl es eigentlich gar keine Überraschung war – natürlich war seine Aktion nicht unbemerkt geblieben – reagierte er einen Moment lediglich mit eben dieser und sagte kurz gar nichts. Dann nahm er sich zusammen, schluckte den Kloß hinunter, der sich in seinem Hals gebildet hatte.
    Man hörte ihm sicher schon an, was geschehen war. „Dr. Weir. Hier ist Beckett….“

    „Carson, was…?“

    „Ich möchte Sie darum bitten, hier bleiben und die athosianischen Zeremonien für sie durchführen zu dürfen.“ Ohne Erklärung rückte er einfach gleich mit dem heraus, was er wollte. Er hatte keinen Nerv für eine Erklärung und diese brauchte es wohl auch nicht.

    Funkstille für einige Augenblicke, ehe sich am anderen Ende wieder etwas tat. „Verstehe, Carson. Ich werde es den Athosianern mitteilen. Die Zeremonien werden auf Athos stattfinden.“

    Er wusste nicht was er sagen sollte. Damit hatte er sicherlich nicht gerechnet, mit diesem Entgegenkommen und Verständnis. Auch fielen ihm keine Worte mehr ein. Er wollte nun einfach nur seine Ruhe und alles verarbeiten, stumm Abschied nehmen, nachdem er nur noch eine Botschaft übermittelt hatte: „Die Tage werden kälter….“



    -ENDE-

    Geändert von Waschtl (04.10.2007 um 11:57 Uhr) Grund: Sig deaktiviert

  3. #3
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    Standard

    Autor: RodneysGirl
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    Kategorie: Misc
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    Titel: Left behind
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    Kommentar: Zuerst habe ich eigentlich aus purer Langeweile mit dieser FF angefangen, doch als dann bekannt wurde, dass es hier einen FF-Award gibt, dachte ich mir: "Warum machst sie nicht einfach etwas länger und nominierst sie?"

    Zum Thema "McKays Tod" gibt es wahrscheinlich schon ziemlich viele FanFictions (vllt auch in diesem Forum, ich komm hier nicht dazu zu lesen). Doch bei vielen FFs, die ich bisher auf anderen Seiten gelesen habe, wird oftmals kaum auf seine Gefühle oder Gedanken eingegangen. Ich habe mich einmal daran versucht. Ob es mir gelungen ist müsst ihr für euch entscheiden

    Das Zitat am Anfang stammt aus dem Lied "Somewhere" von Within Temptation
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    Betaleser: shadow-of-atlantis
    --------------------------------------
    Rating: PG - CHARACTER-DEATH!
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    Spoiler 

    Lost in darkness
    Hoping for a sign
    Instead there is only silence
    Can’t you hear my screams?



    oOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoO oOoOoOoOoOo


    Sein Körper brannte wie Feuer. Sein Puls raste noch immer und trieb damit seinen stoßartigen Atem an, der in der Luft zu gefrieren schien.

    Erschöpft zog er sich in die hinterste Ecke der mickrigen, dunklen Zelle zurück. Seinen nackten, geschundenen Oberkörper lehnte er gegen die kalte, feuchte Steinmauer. Schlaff hing die Kette der Handschellen durch, als er seine kraftlosen Arme auf die angezogenen Knie legte.

    Zwei Wochen war er nun schon hier. Zwei unendlich erscheinende Wochen, auch wenn ihm die meisten Leute wohl sagen würden, dass das keinesfalls eine lange Zeitspanne war.

    Jeder Atemzug bereitete ihm Schmerzen.
    In den letzten Stunden war ihm mehrmals durch den Kopf gegangen, wie schön es nun sein würde, einfach damit aufzuhören. Tag für Tag kämpfte er hier um sein Leben, stellte sich immer wieder auf’s Neue die Frage, ob dieser sein letzter sein würde und nie war jemand gekommen, um auch nur zu versuchen ihn von dieser Qual zu befreien.

    Müde schloss Rodney McKay die Augen, neigte seinen Kopf zur Seite gegen die Mauer. Der kurze Bart, der ihm während seiner Zeit hier gewachsen war, kratzte unangenehm gegen den Stein. Für lediglich einen Moment versuchte er alles um sich herum zu vergessen. Seine Zelle. Die Genii. Kolya. Seine Schmerzen.

    Wie oft hatte er in den letzten Tagen nur darüber nachgedacht, wie sehr er den Genii danken würde, wenn sie seinem Leben ein Ende setzen würden.

    Die Schläge, Hiebe, das Brechen von Knochen und das Malträtieren mit Messern würde ein für alle mal aufhören. Klang das nicht verlockend? Nichts mehr spüren zu müssen, sich keine Sorgen darüber machen zu müssen, was noch alles kommen würde. Überhaupt nicht mehr in der Versuchung leben zu müssen einfach nachzugeben. Wieder zu dem alten Feigling zu werden, der er immer gewesen war und den Genii zu helfen, nur um sich selbst in relativer Sicherheit zu wissen.

    Sie würden sowieso bald wieder kommen, ihm etwas zu Essen bringen und ihn währenddessen verspotten. Es war seit dem ersten Tag so gewesen und es würde auch noch seine restlichen Tage hier so bleiben. Genauso wie das Essen immer genauso mies bleiben würde. Rodney begann zu grinsen, doch das kurze Auflachen endete eher in einem Husten.

    Jeden verdammten Tag würgte er diese widerliche Suppe hinunter und redete sich dabei ein, dass er bei Kräften bleiben musste... dass er durchhalten musste...

    Doch warum eigentlich?

    Vermisste ihn auf Atlantis überhaupt jemand? Hatte nicht schon längst Zelenka seinen Platz eingenommen? Sie ließen ihn hier einfach zurück, hatten ihn wahrscheinlich schon an dem Tag, an dem die Genii ihn auf dieser Mission erwischt hatten, für tot erklärt, um sich nicht um seine Rettung kümmern zu müssen. Ja, er war bestimmt nicht eine der freundlichsten Personen auf Atlantis gewesen, aber dass sie ihn hier einfach seinem Schicksal überlassen würden?


    oOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoO oOoOoOoOoOo


    Er rannte, wie weit wusste er nicht. Einfach weg. Egal wie weit. Egal wohin. Weg. Weit weg von den Genii. Weit weg von dem Kampf. Weit weg von Kolya.

    Seine Beine hatten ihn bis jetzt über den feuchten Waldboden getragen und er hoffte nur innig, dass sie ihn noch weiter tragen würden... zum Stargate... nach Atlantis... in Sicherheit,... wo die Genii ihn nicht erreichen konnten. Wo Kolya ihn nicht erreichen konnte. Wäre er doch nur bei den anderen geblieben. Wäre er doch nur nicht so neugierig gewesen und hätte darauf bestanden sich noch einmal diese Bibliothek anzusehen. Aber dann könnte niemand Hilfe holen. Verstärkung im Kampf gegen die Genii-Soldaten. Die Dorfbewohner hatten ihn losgeschickt, hatten alles getan, um ihm die Chance zu geben zu fliehen... nach Atlantis. Er konnte Elizabeth davon unterrichten, konnte somit das Militär einschalten. Sie konnten den Leuten helfen, konnten es ihnen ersparen von den Genii ausgelöscht zu werden. Dem Volk, das immer mehr Gräueltaten in dieser Galaxis hervorbrachte. Dem Volk, das Planeten suchte, die sich ihrem Kampf gegen die Wraith und die Atlanter anschließen würden. Dem Volk, das Unschuldige umbrachte, bekamen sie denn nicht das, was sie wollten.

    Und er konnte es diese Mal verhindern. Die Leute vertrauten auf ihn. Er war ihre letzte Hoffnung.

    Doch er wusste genau, dass ihre Feinde nur knapp hinter ihm waren. Ihn bald einholen würden, würde er auch lediglich etwas langsamer werden. Ihn schnappen und ihn mitnehmen würden und das durfte nicht passieren. Sie durften ihn nicht erwischen... ihn nicht wegbringen.

    Das DHD. Es war in Sichtweite. Nur Sekunden später kam das Stargate in sein Blickfeld. Abrupt bremste er ab, ließ seine Hände die Gateadresse förmlich einhauen, beobachtete die verschiedenen Symbole um den Naquadah-Ring herumwirbeln. Der Ereignishorizont krachte ihm mit seinem eindrucksvollen Kawoosh entgegen. Nur noch sein Identifizierungscode und verschwinden. So einfach war es theoretisch. Hektisch nahm er sein GDO, suchte die Zahlen zusammen. Gleich hatte er es! Nur noch bestätigen.

    Mit einem triumphierenden Grinsen sah er auf, drehte sich ein letztes Mal um.
    Genii!

    Gerade fielen noch seine Mundwinkel nach unten und er blickte geschockt in ihre Gesichter, als er schon im nächsten Moment in sich zusammen brach.



    oOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoO oOoOoOoOoOo


    Mit einem Mal öffnete er erschrocken die Augen, als die schwere Tür scheppernd gegen die Wand krachte. Breitbeinig standen drei Genii im Rahmen. Diese drei kamen jedes Mal um ihn zu holen, doch warum jetzt? Sie hatten ihn gerade erst zurückgebracht. Verwirrt und noch immer etwas geschockt sah er auf, wagte es jedoch nicht etwas zu sagen.

    Zwei der Soldaten traten hervor, griffen ihm grob unter die Arme, was ihn vor Schmerzen zusammenzucken ließ. Sie zogen ihn auf und schleiften ihn mehr hinter sich her, als dass er selber lief. Die Kraft um alleine zu laufen war ihm schon vor wenigen Tagen ausgegangen.

    Die Genii brachten ihn den üblichen schwachbeleuchteten, engen Korridor hinunter und zerrten ihn schließlich in den Raum, in dem Kolya wartete, jeden einzelnen Tag.

    Die beeindruckende Silhouette des Kommandanten zeichnete sich im Schatten einer Ecke der gegenüberliegenden Wand des düsteren Raums ab. Nachdem sie den Kanadier so achtlos wie nur irgend möglich auf den Boden geworfen hatten, postierten sich die beiden Soldaten ein Stück hinter ihm, während der dritte das Zimmer wieder verließ und die Tür von außen absperrte.

    Rodney ließ Kolya nicht aus den Augen, schlang aber noch währenddessen seine Arme soweit es ging um seine Brust. Es war kalt. Er bekam eine Gänsehaut. Sein Körper zitterte. Angst mischte sich darunter. Angst vor dem was kommen würde. Angst vor der Ungewissheit. Angst vor Kolya.

    „Ich habe – denke ich – jetzt lange genug gespielt.“, meinte der Genii-Kommandant in seiner gewohnt ruhigen, furchteinflößenden Stimme.

    „Ach, das war ein Spiel für Sie? Da bevorzuge ich auf jeden Fall Scrabble.“, erwiderte der Wissenschaftler zwar mit einem amüsierten Unterton, aber man merkte genau, wie viel Anstrengung ihn die wenigen Worte kosteten.

    Für den Bruchteil einer Sekunde zog sich Kolyas Mundwinkel nach oben zu einem Lächeln: „Sie reißen noch Witze, kurz bevor Sie sterben. Das gehört zu den Dingen, die ich an Ihnen schätze.“

    McKay entgleisten sämtliche Gesichtszüge. Er hätte es sich schon fast denken können, dass er hier war, damit die Genii sein Leben beenden konnte. Geschockt und gleichzeitig ungläubig wanderte sein Blick zu Boden. Auf diesen Moment hatte er gewartet, doch trotzdem wollte er es seltsamerweise nicht wahr haben. Der Tod war natürlich besser, als das hier, aber... er hatte einfach noch so viel vorgehabt.

    Unsanft wurde er aus seinen Gedanken gerissen, als ihn ein harter Schlag eines Genii-Soldaten mit dem Griff seines Gewehres zwischen den Schulterblättern traf. Er krümmte sich, erlaubte es dadurch aber nur dem Genii ihm den Stiefel in die Seite zu rammen.

    Doch scheinbar war das Kolya genug. Es folgte dem kein weiterer Schlag.

    „Warum bestrafen Sie mich für Dinge, die Sie an mir schätzen?“, entfuhr es dem Atlanter, überraschend kräftig und laut.

    Blut tropfte langsam von seiner Lippe. Es war nun so leise im Raum, dass man buchstäblich hören konnte, wie es auf den Boden prallte und zerfloss. Unheimlich, würde McKay als die am meisten treffende Beschreibung wählen. Ein eindringlicher Blickwechsel folgte, bevor sich der Genii-Kommandant abwandte.

    Hatte er ihn etwa zum Denken angeregt? Nein, das war unmöglich. Mit so einem aus Wut und Verzweiflung herausgebrüllten Kommentar würde er Kolya sicher nicht davon abbringen ihn zu töten. Das würde er mit Sicherheit überhaupt nicht schaffen, also warum sollte er sich darum überhaupt bemühen?

    Vorsichtig und mit größter Anstrengung rappelte sich der Kanadier auf, kniete sich auf den harten Steinboden und versuchte tief durchzuatmen, wobei er jedoch sofort loshusten musste. Mit dem Handrücken fuhr er sich über den Mund, nahm somit das Blut mit, das sich um seine Lippen herum gesammelt hatte.

    „Als ich Sie damals auf Atlantis getroffen habe, hat ein kleiner Schnitt mit einem Messer in Ihren Arm gereicht, um Sie reden zu lassen wie einen Wasserfall. Sie müssten uns lediglich etwas behilflich sein, was die Entwicklung von neuen Waffen angeht. Noch ein paar Informationen über Atlantis und seine Bewohner und wir würden Sie am Leben lassen.“ Der Kommandant hielt einige Sekunden inne, ließ die Worte auf Rodney wirken. „Was haben Sie zu verlieren? Ihre Leute haben Sie hier zum Sterben zurückgelassen.“

    Bei dieser Bemerkung musste McKay jedoch unwillkürlich zusammenzucken. Ja, sie hatten ihn zurückgelassen. Einfach so... in den Händen ihres größten und vielleicht auch grausamsten Gegners. Die Wraith waren eine Sache... Kolya eine ganz andere. Da hatte er zumindest erwartet, dass sie versuchten ihn herauszuholen, aber scheinbar war das zuviel verlangt. Und er hatte immer gedacht, er hätte nun Freunde gefunden... gute Freunde, die ihn nie ihm Stich lassen würden... Er hatte ihnen mehr vertraut als irgendwem anders in seinem ganzen Leben und das hatte er nun davon. Vielleicht hatte der Genii ja Recht, was hatte er schon zu verlieren?

    Er kniff die Augen zusammen. Sollte er sie so ganz einfach verraten? Ihren schlimmsten Feinden helfen? Seinen schlimmsten Feinden.

    „Egal was Sie sagen, Kolya, Ihre Waffen und Bomben müssen Sie sich wohl oder übel selber basteln.“ Trotzig blickte er ihm entgegen. „Auf meine Unterstützung werden Sie nicht zählen können.“

    „Dann kann ich nichts mehr für Sie tun.“, flüsterte der Genii-Kommandant schon beinahe, fixierte sein Opfer dabei mit einem eisigen Blick und wandte sich ihm wieder vollkommen zu. Langsam schritt er auf Rodney zu, während seine Hand nach hinten zu seinem Gürtel wanderte und ein relativ langes, gebogenes Messer zum Vorschein kam.

    Es fühlte sich an als würde die Klinge seinen Bauch förmlich zerreißen. Kolya rammte die Waffe mit aller Kraft und seiner ganzen Wut in seinen Körper, ließ den zum Tode Verdammten somit aufschreien. Ein Schrei der einem durch Mark und Knochen gehen würde, hätte man auch nur einen Hauch von Mitleid oder Gefühlen, etwas, was den Genii restlos zu fehlen schien. Mit dem gleichen ausdruckslosen Gesichtsausdruck, wie er ihm das Messer hineingerammt hatte, sah Kolya Rodney nun an, löste dabei langsam seinen Griff um den Knauf des tödlichen Werkzeugs und erlaubte ihm somit seitlich wegzukippen.

    Den Aufprall auf seine rechte Schulter nahm er überhaupt nicht wahr. Er war nichts im Vergleich zu dem anderen Schmerz, der jedoch langsam nachließ, es ihm wieder erlaubte flach zu atmen und er somit seine brennenden Lungen wenigstens wieder etwas mit der frischen Luft füllen zu können, nach der sie so verlangten.

    Schon beinahe unnatürlich zusammengekrümmt lag er vor Kolyas Füßen. Zitternd. Seine Augen zusammengekniffen. Seine Finger hätten sich in den Boden gebohrt, wäre er nicht aus massivem Stein gewesen.

    Sachte schlug er die Augen auf, auch wenn er mehrere Anläufe brauchte, bis seine Lider nicht mehr zusammen zuckten. Seine Umgebung verschwamm um ihn herum und ergab die abstraktesten Formen. Man konnte es wohl fast schon als schön bezeichnen, trotzdem, dass sich ausschließlich triste Farben einmischten. Er blinzelte ein paar Male, versuchte nun nicht mehr nur die Dinge auf seiner Ebene erkennen zu können, sondern ließ seinen Blick weiter nach oben schweifen. Dieses Gesicht brauchte er gar nicht zu sehen, um zu wissen, dass er noch immer vor ihm stand. Kolya.

    McKay sog die Luft flach ein, stieß sie jedoch nur holprig wieder aus. Der Schmerz rückte allmählich in den Hintergrund, wurde allerdings von etwas anderem ersetzt... Taubheit. Von der Wunde ausgehend hüllte sie ihn ein, verschlang ihn von oben bis unten und raubte ihm jegliches Gefühl. Seine letzte Kraft verließ ihn, seine Glieder legten sich schlaff zu Boden und auch seine Augenlider zogen sich wieder schützend zu.

    Blut, er musste umgeben davon sein, doch er schmeckte die rote Flüssigkeit lediglich. Dieser Geschmack, der ihn schon lange begleitete, nun jedoch so gegenwärtig war, wie noch nie. Es hieß ja der Tod hatte einen bitteren Beigeschmack, von dem hatte er allerdings nichts, nur diese leichte Süße auf seiner Zunge.

    Seine Lungen streikten, als er einen weiteren Atemzug nehmen wollte. Sie konnten nicht mehr. Sein Körper konnte nicht mehr... er konnte nicht mehr. Es war genug. Seine Gedanken rasten, doch keinen von ihnen konnte er richtig erfassen. Kälte, sie kroch an ihm hinauf und ließ ihn frösteln... ließ ihn nicht mehr entkommen. Genauso wie die Dunkelheit, die ihn aufzufressen schien. Diese Dunkelheit hatte ihn schon lange wie ein Schatten verfolgt. Nun hatte sie ihn eingeholt und raffte ihn dahin. Er hatte verloren.

    Der Tod klammerte sich an ihn, streckte seine Fänge nach ihm aus und zog ihn mit sich.

    Das alles hätte nicht so ausgehen müssen. Nein, das hätte es nicht. Aber das tat es nun. Es geschah, weil sie ihn zurückgelassen hatten. Seine Freunde hatten ihn zum Sterben zurückgelassen, hatten das Risiko einer Rettung nicht auf sich genommen. Hatten somit sein Schicksal besiegelt.

    Sie hatten ihn einfach im Stich gelassen...


    oOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoO oOoOoOoOoOo


    Einsamkeit, sie begleitete sie die letzten Wochen, Tag ein, Tag aus. Es war ungewöhnlich ruhig in der Stadt der Antiker... bedrückend ruhig. Jeder wusste warum. Weir war immer ehrlich zu ihrem Expeditionsteam und das war sie auch dieses Mal. Was würde es schon nutzen zu versuchen es irgendwem vorzuenthalten? Das einzige Resultat wäre Misstrauen und größere Trauer. Trauer, die bei den meisten gerade auf dem Höhepunkt war.

    Am vorherigen Abend hatten sie die erschreckende Nachricht bekommen und nun 24 Stunden später hatten sie sich im Gateraum zusammengefunden. Die komplette Expedition. Wissenschaftler, Ärzte, das Militär. Jeder war hier.

    In den ersten Reihen befanden sich Carson, John, Teyla, Ronon, Radek, Katie.
    An dem Rednerpult vor dem Stargate, Elizabeth Weir.

    Tränen... Elizabeth hatte sie bereits in der Nacht herausgelassen, nichtsdestotrotz konnte sie sie nun nicht verstecken. Sie kamen einfach. Es wäre sinnlos zu versuchen diesen Drang zu unterdrücken.

    Einen langen Moment schweifte ihr Blick über die versammelte Masse.
    Jedes verlorene Mitglied würde eine Lücke hinterlassen, zweifellos, doch manche eben eine größere als andere. Dieser Verlust hinterließ eine riesige Lücke. Eine, die keiner füllen konnte.

    Doch welche Worte würdigten ihn genug? Gab es die überhaupt? Sie hatte bereits einiges vorbereitet, war jetzt allerdings nicht mehr sicher, ob sie damit das richtige sagen würde.

    Sie sah auf die Blätter vor sich. Ihre Rede sollte nun beginnen. Nur eines sollte sie nicht vergessen...

    Er war stark geblieben.
    Er hatte sie nicht verraten.
    Er hatte sein Leben dafür gegeben, den Genii keine wichtigen Informationen zu geben.

    Doch sie waren es gewesen, die ihn im Stich gelassen hatten.


    . : ENDE : .


    by RodneysGirl


  4. #4
    Zitronenfalter Avatar von Sinaida
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    Standard

    Autor: Sinaida
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    Kategorie: Ship
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    Titel: Ein Schritt Näher
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    Kommentar: Die Story spielt direkt nach den Ereignissen der Folge "Die Belagerung Teil 3". Personen: Rodney McKay, John Sheppard.
    Bei dieser Story handelt es sich um eine slash-Story, ABER nur deswegen, weil einer der männlichen Hauptcharaktere im Laufe der Handlung romantische Gefühle für den anderen, ebenfalls männlichen Hauptcharakter entwickelt (was die Story, nach strenger Definition, zu 'slash' macht). Es „passiert“ in der Hinsicht nichts in der Story.
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    Betaleser: Pat, Mella
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    Rating: PG, slash
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    Spoiler 




    Ein Schritt Näher

    von Sinaida


    Die Wraith hatten den Orbit verlassen. Die List war geglückt. Atlantis existierte noch.

    Rodney McKay rieb sich die brennenden Augen und überprüfte – wie es ihm schien – zum hundertsten Mal in der letzten Stunde die Anzeigen der diversen Laptops im Kontrollraum, kontrollierte Strahlungswerte und die Tiefraumsensoren. Als er zum zweiten Mal kurz davor war Alarm zu geben, weil er eine wabernde Indifferenz für ein sich näherndes Hive-Schiff hielt, wusste er, dass er jetzt wirklich in sein Quartier gehen sollte, um zu schlafen. Es wenigstens zu versuchen.

    Die Aufputschmittel, die Carson im gegeben hatte, und das Adrenalin – viel zu viel Adrenalin - begannen langsam an Wirkung zu verlieren, ließen Rodney in einem Zustand quecksilbriger Müdigkeit zurück. Überlegungen, eben noch gestochen scharf und klar, zerfaserten plötzlich, Weichzeichner über seinen Gedanken und seine Konzentration war endgültig dahin. Nicht mehr in der Lage etwas Sinnvolles zu tun, aber doch noch zu aufgewühlt um wirklich zur Ruhe zu kommen.

    Der Techniker an Peter Grodins Konsole – Chad? Chuck? Charles? – wirkte erleichtert, als Rodney verkündete, dass er ihn jetzt seinem Schicksal überlassen würde und lauschte aufmerksam McKays Anweisung, ihn nur im äußersten Notfall zu stören.

    „Äußerster Notfall wie ‚Wraith im Orbit' oder ‚Drohender langsamer und qualvoller Tod' ausgelöst durch welche Antiker-Überraschung auch immer, die diese Stadt mit schöner Regelmäßigkeit hervorzaubert … obwohl, das könnte auch Zelenka …“ Er rieb sich die Stirn, winkte dann ab. „Nein, nein, nein, vergessen Sie Zelenka, wenn …“

    „Gute Nacht, Dr. McKay“, fiel ihm Chad-Chuck-Charles ausgesucht höflich ins Wort und Rodney sah auf, sah ihm direkt ins Gesicht und es dauerte tatsächlich ein paar Sekunden, bis ihm wieder einfiel, warum ein Fremder an Grodins Konsole saß.

    Verdammt, er brauchte wirklich Schlaf.

    Mit plötzlich bebenden Fingern rieb er sich die Augen, blinzelte ein paar Mal, bis er wieder klar sehen konnte und verließ ohne ein weiteres Wort den Kontrollraum.

    ***


    Die Korridore waren wie ausgestorben, McKay begegnete nur einer Handvoll Leuten - meist Soldaten – die alle so aussahen, als gehörten sie in ihre Betten, anstatt auf Patrouille. Die Stadt schlief, obwohl es gerade erst früher Abend war.

    Die letzten Strahlen der untergehenden Sonne fielen durch die Verglasung des Westkorridors, tauchten Wände und Pfeiler in rotgoldenes Licht, malten Kringel aus flüssigem Gold auf das matte Silbergrau des Bodenbelags. Rodney trat an eines der hohen Fenster und blickte hinaus. Eine vertraute Gestalt saß auf dem Balkon, den Rücken an einen Pfeiler gelehnt, den Blick auf den Ozean und die Teile der Stadt gerichtet, die man von hier aus sehen konnte.

    Major Sheppard.

    Rodney hatte ihn nicht mehr gesehen, seit dem er den Gateroom verlassen hatte, direkt nachdem Ford … durchgedreht, desertiert, verschwunden war.

    Die Aussicht auf die Stille seines Quartiers in der die Gesichter der Toten, Verletzten, Verlorenen, ihn heimsuchen würden, sobald er die Augen schloss, war plötzlich alles andere als verlockend. Kurz entschlossen trat McKay auf den Balkon hinaus und ignorierte den Gedanken, dass der Major seinen Wunsch nach Gesellschaft vielleicht nicht teilte.

    Warme Seeluft streichelte sein Gesicht, salzig auf seinen Lippen. Das Panorama war atemberaubend - Atlantis glänzte im Licht der untergehenden Sonne, der Ozean ein Meer aus Magma. Der Himmel glühte in Orange, Magenta und Karmin und Rodney unterdrückte die analytische Stimme des Wissenschaftlers in ihm, der dieses leuchtende Farbenspiel der ionisierten Reststrahlung in der Stratosphäre zuschrieb, und genoss es einfach. Gestern um diese Zeit hatte er nicht geglaubt die Sonne überhaupt noch einmal zu sehen.

    Sheppard hatte offensichtlich bemerkt, dass er nicht mehr alleine war. Er wandte den Kopf und blinzelte zu Rodney hinauf. Das Sonnenlicht entzündete rotgoldene Funken in seinen Haarspitzen.

    „Hey.“ Er nickte Rodney zu, bedeutete ihm sich zu setzen und wandte den Blick dann zum Meer zurück. Er deutete auf den glühenden Horizont. „Siehst du, *das* ist wirklich hübsch“, murmelte er als wäre der Wortwechsel den sie auf einem anderen Balkon – in einem anderen Leben, so schien es - gehabt hatten, erst ein paar Minuten und nicht schon Stunden her.

    „Ja. Ja, wirklich hübsch.“ Rodney ließ sich neben Sheppard zu Boden sinken, lehnte sich an das sonnenwarme Metall des Pfeilers. Der Major hielt eine Flasche in der Hand, rieb gedankenverloren mit dem Daumen über das Etikett. Es war mit kyrillischen Buchstaben beschriftet.

    „Ähm … ist das Wodka?“, fragte Rodney hoffnungsvoll und deutete auf die Flasche. „Das wäre jetzt nämlich genau das Richtige.“ Vor Sibirien hatte er nie Wodka getrunken, doch seit dem war es das Getränk seiner Wahl, in den seltenen Situationen, in denen er etwas Stärkeres als Bier brauchte.

    „Wodka“, bestätigte Sheppard und drückte McKay die Flasche in die Hand.

    Sie war nicht mehr ganz voll, der leicht undeutliche Klang von Sheppards Stimme wohl nicht nur der Müdigkeit zuzuschreiben. Rodney rieb das Mundstück der Flasche gründlich mit dem Saum seines T-Shirts ab, was ihm ein irritiertes Augenbrauenhochziehen Sheppards eintrug.

    „Ich hab' keine ansteckenden Krankheiten, McKay.“

    „Wie?“ Rodney blickte von Sheppard zur Flasche und wieder zurück. „Ach so, nein, das ist eine Gewohnheit. Ich mache das immer, wenn …“ Er wedelte mit der Hand vage zwischen sich und Sheppard hin und her. „Nebenbei bemerkt würde das auch nicht wirklich etwas nützen. Die Keime überleben trotzdem.“

    „Keine Sorge, die erledigt der Alkohol.“ Es klang amüsiert.

    Rodney nahm einen Schluck und der Wodka schien auf seiner Zunge zu explodieren, rann wie flüssiges Feuer seine Kehle hinab, wärmte ihn von innen, so wie es die letzten Strahlen der untergehenden Sonne von außen taten. Er hustete. „Oh ja, allerdings.“

    „Sag' ich doch.“ Sheppard lehnte sich zurück, streckte die Beine aus und schloss die Augen. Er trug Zivil - Jeans und T-Shirt – und schien völlig entspannt. Doch die Linien in seinem Gesicht und ein harter Zug um den Mund straften diesen Eindruck Lügen. Müdigkeit und die Ereignisse der letzten Tage hatten ihre Spuren hinterlassen. Er wirkte eher wie jemand, der krampfhaft versuchte abzuschalten.

    Rodney fragte sich, ob er einen ähnlichen Anblick bot, nahm noch einen Schluck aus der Flasche, hoffte, dass der Alkohol die konfuse Hektik seiner Gedanken dämpfte, verlangsamte.

    Der scharfe Geruch stieg ihm in die Nase und als er die Augen schloss, saß er wieder an dem Klapptisch auf dem wackeligen Stuhl, in dem unterirdischen Labor irgendwo nördlich von Kuibyschew, das immer ein wenig nach Heizöl roch. In den Händen hielt er abgegriffene Spielkarten, sein Kopf schwer, die Gedanken schwammig und ungeordnet von dem hochprozentigen Wodka, der sauerstoffarmen Luft und den verwirrenden Lauten der fremden Sprache. Aljoscha, die intelligenten und ein wenig spöttischen grauen Augen auf Rodney gerichtet, schenkte nach - „Tolko jescho sto gram, Rrrodnie“ - während er wieder eine Partie ‚Durak’ gewann. Aljoscha, Dr. Markows Assistent, der ein überraschend kompetenter Physiker war und perfekt Englisch sprach, mit Rodney außerhalb der Arbeit jedoch nur Russisch. So lange, bis er es tatsächlich verstand. Erst im Nachhinein wurde McKay klar, dass es in erster Linie Aljoscha, dem anspruchlosesten Kartenspiel der Welt und dem Wodka zu verdanken war, dass Sibirien den Beigeschmack der Verbannung für ihn verloren hatte.

    „Ich denke er will meinen Job. Wird ihn wohl auch kriegen, so wie die Dinge liegen.“

    „Was? Wer?“ Rodney brauchte einen Moment, um zu realisieren, dass es Sheppards Stimme war, die in seine Gedanken drang. Sheppard, mit dem er jetzt Wodka trank an einem Ort, weiter entfernt von Sibirien, als er es je für möglich gehalten hatte. Verwirrt sah er den Major an und fragte sich, ob er den Faden verloren hatte - vielleicht war er kurz eingenickt - oder Sheppard seine Fähigkeit ein Gespräch zu führen.

    „Colonel Caldwell“, erläuterte Sheppard. „Von ihm hab' ich den Wodka.“ Damit nahm er McKay die Flasche wieder ab und trank.

    Müde rieb Rodney sich die Augen. „Und aus der Tatsache, dass er dir erstklassigen Wodka anbietet, schließt du, dass er deinen Job will? Und du hast akzeptiert, also bekommt er ihn auch? Was ist das? Irgendein Army-Ritual, von dem ich bisher noch nichts gehört habe?“

    Sheppard schenkte ihm ein flüchtiges, amüsiertes Grinsen. „Nein, das schließe ich aus … ist egal.“ Er winkte ab und hob die Flasche erneut an die Lippen. „Übrigens“, fügte er nach einem langen Zug mit leicht heiserer Stimme hinzu, „O'Neill hat mir den Wodka geschenkt.“

    Okay, es lag offensichtlich am Major. „Moment, Moment. Eben hast du gesagt er ist von Caldwell.“

    „Habe ich?“ Sheppard runzelte verwirrt die Stirn, blickte ihn aus glasigen Augen an und schüttelte den Kopf. „Caldwell hat ihn mir *gegeben*. Von O'Neill. Mit besten Wünschen, bla, bla.“ Er stellte die Flasche mit einer ungeschickten Bewegung neben sich und Rodney griff rasch danach, konnte gerade noch verhindern, dass sie umfiel.
    „Außerdem, McKay“, ergänzte Sheppard müde. „Air Force, nicht Army. Ich bin Pilot, weißt du.“

    Natürlich wusste er es. Aber meist dachte er nicht darüber nach, zu welchem Teil des Militärs Sheppard gehörte. Meist vergaß er sogar, dass Sheppard überhaupt beim Militär war, obwohl er ihn ‚Major’ nannte. Sheppard trug zwar Waffen, war ausgebildet worden sie zu benutzen und verstand damit umzugehen, aber er würde nie unsinnige Befehle in blindem Gehorsam befolgten, nur weil jemand mit ein paar Streifen mehr am Ärmel sie ihm gab. Etwas, das Rodney mit dem Militär in Verbindung brachte, aber nicht mit Sheppard. Nie mit Sheppard. Etwas, das nicht hierher passte, in diese Stadt, so weit weg von Washington, dem Pentagon, Cheyenne Mountain, dass die Gesetze die dort galten, hier nicht gelten konnten. Sheppard wusste das, er verstand, er gehörte hierher. Und es war undenkbar, dass …

    „Hör zu, sie können dich nicht einfach ablösen oder zurück schicken.“

    Sheppard zuckte gleichgültig mit den Schultern und starrte dann auf seine Hände. „Sie können und sie werden.“

    Rodney riss die Augen auf. „Großer Gott, das … das ist lächerlich. Das wäre die dümmste Entscheidung, die sie treffen könnten, nach allem was du getan hast.“ Was nach seiner bisherigen Erfahrung mit dem Militär allerdings bedeutete, dass sie genau das tun würden. Denn bei der Wahl zwischen ‚Dumm’, und ‚Dümmer’ entschieden sie sich bestimmt für die Option ‚Am Dümmsten’.

    „Getan? Das wäre? Meinen kommandierenden Offizier erschossen? Nicht verhindert, dass Ford abhaut und jetzt als Sicherheitsrisiko irgendwo da draußen ist?“ Sheppard machte eine vage Geste in Richtung des rot glühenden Horizonts. Er verzog das Gesicht zu einem spöttischen Grinsen, aber seine Augen blieben völlig ausdruckslos. „Dafür gibt’s bestimmt `ne Medaille.“

    „Verdammt, so war es nicht. Und das weißt du ganz genau“, schnappte Rodney und fixierte den Major.

    „Nein?“ Sheppard betrachtete ihn mit leicht zur Seite geneigtem Kopf, sein Ausdruck jetzt ironisch-amüsiert. „Komisch, genauso habe ich’s im Sinn. Fakten, McKay.“

    „Fakten! Ha!“ Diese Gleichgültigkeit mit der Sheppard das, was geschehen war aus dem Kontext riss und in eine Anklage gegen sich selbst verwandelte, machte Rodney in einem Maß wütend, das neu für ihn war. Für jeden anderen würde der Major argumentieren, kämpfen, alle Hebel in Bewegung setzen. Aber für sich selbst ließ er nicht nur mit einem lässigen Schulterzucken zu, dass Andere in einer Weise über sein Leben entschieden, die ungerecht war und einfach nur falsch, er lieferte ihnen auch noch die Munition. Seine Karriere, sein Leben, Atlantis, auf einem Silbertablett.

    Rodney sprang auf, musste sich bewegen. Es war so, als hätten sich Müdigkeit, Ärger und Alkohol in reine Energie verwandelt, wie Elektrizität in seinem Blut, die ihn nicht mehr stillsitzen ließ. Er ging vor Sheppard auf und ab, rieb unbewusst Daumen und Zeigefinger seiner rechten Hand aneinander in einem unruhigen, nervösen Rhythmus. Sheppard griff mit immer noch erstaunlich guten Reflexen nach der Flasche, brachte sie in Sicherheit und führte sie dann an die Lippen.

    „Fein.“ Rodney blieb stehen und fixierte ihn. „Das bedeutet also, auch wenn Elizabeth sich für dich einsetzt – und das wird sie tun – wenn wir alle uns für dich einsetzen, dass du …“ Er zielte mit einem anklagenden Zeigefinger auf Sheppard. „Du selbst mit deiner ‚Hallo, ich bin das Opferlamm, schlachtet mich’ – Einstellung wieder in deinen verdammten, lächerlichen Hubschrauber irgendwo südlich von Nirgendwo steigst, wo die Eisbären und Pinguine sich ‚Gute Nacht’ sagen, um wie ein fleischgewordenes Klischee in den Sonnenuntergang zu fliegen und … und …“ Er unterbrach sich, hatte den Faden verloren.

    Sheppard setzte die Flasche ab. „McKay.“

    „Was?“ Er starrte Sheppard an, verschränkte die Arme vor der Brust, um zu verhindern, dass seine Hände Sheppard am Kragen packten und schüttelten. Etwas, das er normalerweise nicht nötig hatte, seine verbalen Waffen waren in der Regel ausreichend um seinen Gegner wenigstens zu verunsichern. Aber nicht bei Sheppard.

    Warum nur, machte ihn dieser Mann manchmal so unglaublich wütend? Warum war es so … so kompliziert mit Sheppard? So widersprüchlich? Manchmal lagen sie absolut auf einer Wellenlänge, ein wortloses Verstehen, das mehr war als nur die rein intellektuelle Fusion zweier Gehirne, die zur selben Zeit das Ergebnis einer Gleichung oder die Lösung eines Problems erkannten. Es war perfekt und beruhigend und wunderschön, wie die vertrauten Gesetze der Physik, wie das Zusammenspiel von Gravitation und Fliehkraft. Und dann gab es diese frustrierenden, disharmonischen Momente, in denen der Major ihn ansah, als wäre er ein Fremder, in denen sie nicht einmal mehr in derselben Sprache zu kommunizieren schienen, in denen alles, was Rodney sagte, an Sheppard abprallte, nichts zu ihm durchdrang.

    „Es ist mir nicht egal. Wirklich.“ Sheppard sah zu ihm hoch, sein Blick jetzt offener, aber immer noch vorsichtig, zurückhaltend. Bitterkeit lag darin, Verlorenheit und Resignation, Verletzlichkeit in der Linie seines Mundes. Die Schatten unter seinen Augen zeugten von Müdigkeit, die nichts mit Schlafmangel zu tun hatte. Oh Gott, es war Sheppard tatsächlich nicht egal. Es war ihm alles andere als egal.

    „Ich will einfach … Ich will jetzt nicht darüber reden … streiten … nachdenken. Was auch immer.“ Sheppard schloss für einen Moment die Augen und lehnte den Kopf zurück. „Nicht jetzt, okay?“

    Rodneys Wut und sein Kampfgeist lösten sich in Nichts auf, verpufften, ließen ihn hilflos und mit einem prickelnden Brennen hinter den Lidern zurück. Er musste Sheppard irgendwie versichern, dass es gut werden würde, auch wenn er selbst nicht daran glaubte. Doch sein Gehirn schien klare Gedanken nicht mehr von verschwommenen Emotionen zu trennen zu können. Weiß Gott, was ihm über die Lippen kommen würde, sollte er jetzt den Mund aufmachen. Er schluckte, schluckte nochmals. „Okay“, flüsterte er.

    Der Major nickte, presste die Lippen zusammen, hielt die Flasche so fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten, und sah überall hin, nur nicht zu ihm hoch.

    Rodney rieb sich die brennenden Augen, drehte sich um, weg von den Emotionen im Gesicht des anderen Mannes und blickte wieder auf den Ozean hinaus, gab Sheppard – und sich selbst - einen Moment um sich wieder zu fangen.

    Die Sonne war untergegangen. Am Horizont, wo Himmel und Meer miteinander verschmolzen, waren noch wenige purpurne Streifen zu sehen. Es wurde dunkler, kühler und der Wind frischte auf. Rodney fröstelte und spürte, wie die Müdigkeit ihn einholte. Bleierne Müdigkeit diesmal. Er musste jetzt wirklich ins Bett.

    „Keine Eisbären, McKay. Ich hab’ nie welche geseh’n von meinem keineswegs lächerlichen Hubschrauber aus.“ In Sheppards Stimme war ein Hauch der gewohnten, neckenden Ironie und Rodney spürte, wie etwas zwischen ihnen und in ihm wieder ins Gleichgewicht kam. Er musste lächeln.

    „Hm, die Eisbären waren eine … eine Art Metapher.“ Er drehte sich zu Sheppard um, der ihn aus halbgeschlossenen glasigen Augen amüsiert musterte und wirkte, als würde er jeden Moment hier an den Pfeiler gelehnt einschlafen. Verdammt, wie viel hatte der Major während ihrer kleinen Unterhaltung getrunken? Mit einem Schritt war Rodney bei ihm und nahm ihm den Wodka aus der Hand, kontrollierte den Flüssigkeitsstand. Genug um jetzt aufzuhören, jedenfalls.

    „Hey!“, protestierte Sheppard.

    „Ich glaube du hast genug.“

    „Nein. Ich bin noch nicht wirklich betrunken.“

    „Was bist du dann? Unwirklich betrunken? Ich würde sagen, das Schlüsselwort ist ‚betrunken’ und das bist du. Definitiv.“ Rodney streckte ihm die Hand hin. „Den Verschluss, bitte.“

    „Was?“ Sheppard blinzelte verständnislos zu ihm auf.

    Rodney schnippte mit den Fingern. „Verschluss. Deckel. Das Ding mit dem man Flaschen zu macht, wenn man nicht mehr trinken möchte, sie aber noch nicht leer sind“, erklärte er mit einer milden Variante seines ‚Ich bin von Idioten umgeben’ – Tonfalls.

    „Oh, sicher.“ Sheppard tastete unbeholfen über den Boden hinter sich und gab Rodney schließlich den Deckel.

    Nachdem McKay die Flasche verschlossen hatte, deponierte er sie so hinter einer der Verzierungen des Pfeilers, dass sie niemand finden würde, der nicht wusste, dass sie da war. Er oder Sheppard konnten sie morgen immer noch holen. Jetzt hatte er lieber beide Hände zur Verfügung um den Major in sein Quartier zu eskortieren.

    „Komm“, wandte er sich an Sheppard, der seiner Aktion mit einem leichten Stirnrunzeln gefolgt war. Rodney streckte ihm eine Hand hin.

    „Ich schaff’ das allein, McKay“, murmelte Sheppard, die Geste ignorierend.

    „Natürlich“, erwiderte Rodney ironisch und verschränkte die Arme.

    Sheppard stand unsicher auf, drehte sich um, machte ein paar vorsichtige Schritte und prallte mit der linken Schulter gegen den Pfeiler direkt neben der Türe.

    „Hm.“ Rodney nahm ihn am Arm und stützte ihn für einen Moment, bewahrte ihn davor das Gleichgewicht zu verlieren.

    „Verdammt.“ Sheppard lehnte sich gegen den Pfeiler und rieb sich die Schulter. „Bin wohl zu schnell aufgestanden.“

    „Sicher.“ Rodney rollte die Augen. „Das wird’s sein.“

    „Hey, ich hatte wirklich nicht so viel.“

    „Jajaja. Berühmte letzte Worte des Betrunkenen, bevor er mit dem Gesicht voraus in seinem eigenen Erbrochenen landet.“

    Sheppard verzog angewidert das Gesicht. „Erfahrungswerte, McKay?“ Sehr, sehr vorsichtig stieß er sich von dem Pfeiler ab und ging durch die Tür nach drinnen.

    Rodney schnaubte. „Oh bitte, als ob ich meine kostbaren Gehirnzellen freiwillig durch einen Vollrausch dezimieren würde.“ Während sie langsam durch den stillen Korridor gingen, blieb er dicht neben Sheppard, bereit ihn zu stützen, sollte er über seine eigenen Füße fallen. „Wobei …“

    „Ja?“ Der Major hob interessiert die Augenbrauen und grinste leicht.

    „Also, da war dieses eine Mal auf dem Geburtstag meines Cousins. Jemand muss mir etwas ins Bier gekippt haben, denn ich hatte nur Bier und auch nur eines … oder zwei? Meine Erinnerungen sind etwas …“ Er machte eine vage Geste in Richtung seines Kopfes. „… verschwommen. Aber selbst dafür hätte mein Vater mich umgebracht, wenn er’s erfahren hätte. Ich war erst fünfzehn und …“ Er unterbrach sich als Sheppard nach rechts abbog. „Wo willst du hin?“

    „Ins Bett.“

    „Und das steht seit genau *wann* in der Messe?“

    „Oh.“ Sheppard blieb stehen, deutete in den Gang, der zur Messe führte und betrachtete Rodney mit verwirrtem Erstaunen. „Mein Quartier ist nicht …?“

    „Weißt du was, wie wäre es, wenn ich das jetzt übernehme, hm?“ Rodney berührte ihn leicht am Ellbogen und dirigierte ihn nach links.

    Sheppard runzelte die Stirn, überließ sich aber widerspruchslos Rodneys Führung. „Ich habe sonst einen verdammt guten Orientierungssinn.“

    „Sicher. Erzähl das jemandem, der sich nicht ständig auf fremden Planeten mit dir verirrt. Dank dieses guten Orientierungssinns.“

    Grinsend piekste Sheppard Rodney mit dem Finger in den Oberarm. „Guter Punkt.“

    ***


    Sheppards Quartier war in die grauschwarze Dunkelheit des Abends getaucht. Der Schein des atlantischen Mondes fiel durch die hohen Fenster in den Raum, warf helle, verschwommene Rechtecke aus Licht auf Boden und Wände, verwischte die Konturen und ließ weiche Schatten entstehen. Sheppard setzt sich schwer auf das ungemachte Bett, nahm sein Headset ab, legte es auf das Nachtschränkchen und begann mit langsamen, unbeholfenen Bewegungen seine Schuhe auszuziehen. Immerhin schaffte er es, ohne dabei mit dem Kopf voraus vornüber zu kippen.

    Rodney knipste die kleine Lampe neben dem Bett an und drehte den Lichtkegel zur Wand, als Sheppard zusammenzuckte und die Augen zukniff. Im angrenzenden Badezimmer füllte er das Zahnputzglas mit Wasser und drückte es dem Major in die Hand.

    „Hier. Trink das. Alkohol entzieht dem Körper Wasser. Die Kopfschmerzen morgen früh sind nicht ganz so schlimm, wenn du jetzt schon deinen Flüssigkeitshaushalt wieder ausgleichst.“

    Wortlos nahm Sheppard das Glas entgegen, trank und gab es ihm zurück. Rodney füllte es erneut. Als er in den Wohnbereich zurückkam, lag Sheppard auf dem Bett und starrte an die Zimmerdecke. Mit der linken Hand tätschelte er die Matratze.

    „Mein Bett. Siehst du, ich hab’ s gefunden.“

    „Tatsächlich. Und so ganz ohne Hilfe. Hör zu, ich habe dir noch ein …“

    „Ich habe auch das Hive-Schiff gefunden.“ Sheppards Stimme war leise, als spräche er zu sich selbst.

    Das Glas drohte Rodney plötzlich aus der Hand zu rutschen und er stellte es schnell auf den Nachttisch. „Ja“, erwiderte er knapp. Die Erinnerung an den blinkenden und dann verlöschenden Punkt auf dem Bildschirm - Sheppards Puddlejumper auf direktem Kurs in das Hive-Schiff – war etwas, worüber er nicht reden wollte. Weder jetzt, noch irgendwann.

    „War … das war die einzige Möglichkeit um …“ Sheppard befeuchtete seine Lippen mit der Zunge und wisperte: „Ich … ich wollte nicht sterben.“

    „Großer Gott, natürlich nicht. Ich weiß“, erwiderte Rodney mit rauer Stimme. Plötzlich war das Brennen hinter seinen Lidern wieder da. Er blinzelte ein paar Mal.

    Sheppard starrte immer noch zur Zimmerdecke. „Und ich wollte …“, flüsterte er. „Ich wollte mehr sagen als nur ‚Auf Wiedersehen, Rodney’. Ich wollte …“ Der Rest verlor sich in unverständlichem Gemurmel.

    „Was?“ Unwillkürlich flüsterte Rodney ebenfalls und setzte sich neben Sheppards Knie auf das schmale Bett. Er war zu erschöpft um zu stehen, wenn er genauso gut sitzen konnte. „Was wolltest du sagen?“

    Sheppard drehte den Kopf etwas, musterte Rodney leicht verwirrt aus den Augenwinkeln, als realisiere er jetzt erst, dass er nicht allein war. „Oh, ich …“ Er starrte wieder an die Decke, legte den rechten Unterarm über seine Augen und murmelte: „Nicht jetzt. Ich … ich sag’ es dir irgendwann.“

    „Irgendwann? Sicher.“ McKay seufzte resigniert. Wenn der Major es – was immer *es* war - jetzt nicht über die Lippen brachte, dann wohl nie.

    Sheppard erwiderte nichts und das Schweigen zwischen ihnen dehnte sich, bis es lang und unbehaglich wurde. Was tat er eigentlich hier, auf Sheppards Bett, seine linke Hand nur Millimeter von Sheppards Hüfte entfernt? Er räusperte sich, stand auf und trat einen Schritt zurück.

    „Gut, also, du solltest jetzt schlafen. Ich auch. Ich meine … ich sollte …“ Nervös deutete er mit dem Daumen über die Schulter zur Tür. „Ich sollte gehen.“ Seine Handflächen fühlten sich plötzlich feucht an und er rieb sie unauffällig an seiner Hose. „Kommst du zurecht, Major? Ich meine, dir ist nicht übel, oder …?“

    „Bin okay.“

    „Dann … ähm … gute Nacht.“

    „Rodney.“ Sheppard rollte sich auf die Seite, zog die Knie etwas an den Körper und legte den Kopf auf seinen angewinkelten Unterarm.

    „Hm?“ Unwillkürlich trat Rodney wieder einen Schritt näher. „Was …?“ Er erstarrte, als Sheppards Rechte nach seinem Arm tastete. Sheppards Finger strichen warm und unerwartet sanft über sein Handgelenk, glitt weiter und schlossen sich um seine Hand.

    Großer Gott, wie betrunken war der Major tatsächlich?

    Sheppard sah ihn aus halb geschlossenen Augen an, eine stumme Frage, eine Bitte in seinem Blick. Doch worum bat der Major ihn? Einen Händedruck? Noch ein paar Minuten des Verweilens? Eine Bestätigung seiner Freundschaft? Rodney schluckte.

    Im intimen Halbdunkel des Raums glitten zahllose Emotionen über Sheppards Gesicht. Verlangen, Sehnsucht, Bedauern, Einsamkeit. Flüchtig nur, aber so intensiv, dass es Rodney für einen Moment den Atem nahm.

    Er verschwendete selten Zeit damit, das Rätsel zu lösen, das zwischenmenschliche Beziehungen in der Regel für ihn darstellten. Es gab weitaus Wichtigeres, womit er sich zu befassen hatte. Überleben, die Wunder von Atlantis, die Aussicht auf den Nobel-Preis.

    Trotzdem, nichts von dem, was sich jetzt auf Sheppards Gesicht widerspiegelte, war ihm fremd. Er kannte all das, kannte die nagende Erinnerung an verpasste Gelegenheiten, die dunkle, kalte Leere in seinem Inneren, wenn er in einem Raum voller Menschen war und doch allein. Das beklemmende Gefühl der eigenen Unzulänglichkeit, weil er jemandem zwar körperlich nahe war, aber nicht wusste, wie er diese andere, viel komplexere Distanz überwinden konnte, um wirkliche Nähe zu spüren.

    Doch jetzt - mit Sheppards Fingern warm und etwas rau um seine eigenen, Sheppards Blick auf ihm ruhend, abwartend, offener als je zuvor - fragte er sich, ob der erste Schritt zur Lösung dieses Problems vielleicht so simpel war, wie das Ergreifen einer Hand.

    Rodney schluckte erneut, fühlte das heftige Pochen seines Herzens überall in seinem Körper, den steten, harten Trommelschlag seines Pulses in Sheppards Griff und er erkannte in einem Moment Schwindel erregender Klarheit, dass er alles, alles tun würde, worum John ihn jetzt bitten könnte.

    Er bewegte seinen Arm etwas.

    John ließ ihn sofort los als habe er sich verbrannt und senkte den Blick mit einem gemurmelten „Tschuldige“.

    „Wie?“ Rodney blinzelte verwirrt. Oh, verdammt. Sein schweigendes Starren musste wie ein Ausdruck hellen Entsetzens gewirkt haben. Hastig schüttelte er den Kopf. „Nein, nein. Ich meine ... ja. Es ist ... Du kannst ...“ Er nahm einen tiefen Atemzug, frustriert über sich selbst. „Ach, zum Teufel.“ Rasch setzte er sich auf die Matratze und griff nach Johns Hand.

    Johns Zögern, sein leichter Widerstand erfüllten ihn einen kalten, atemlosen Moment lang mit bangem Zweifel. Hatte er den Major diesmal völlig und absolut missverstanden? Er sah auf und suchte Johns Blick. Die Zuneigung, die er darin fand, wärmte ihn, ließ ihn wieder freier atmen. Johns Körper neben ihm entspannte sich und Rodney rutschte etwas näher an ihn heran, so dass er ihre Handflächen bequem aneinanderlegen konnte. Er verschränkte seine Hand mit Johns und hielt sie fest.

    John atmete tief durch, schloss seine Finger um Rodneys und blickte mit einem schiefen, selbstironischen Halb-Lächeln von McKays Gesicht zu ihren ineinander liegenden Händen und wieder zurück. Amüsiert hob er die Augenbrauen als wollte er sagen: ‚Händchenhalten?’

    Rodney flüchtete sich in eine bewährte, vertraute Reaktion und bedachte den Major mit einem leicht irritierten, viel sagenden Blick - ‚Jajaja. Und wer hat damit angefangen, hm?’. Doch John lächelte nur – ein echtes Lächeln - und schloss die Augen. „Es dreht sich alles“, murmelte er und drückte Rodneys Hand leicht. „Fast wie … Fallen. Oder … oder wie Fliegen. Du bist mein Copilot …“

    „Oh bitte, Sheppard!“ McKay rollte die Augen. „Hast du das aus einem Air–Force Abreißkalender? ‚Flugmetaphern für alle Lebenslagen und passend zur Jahreszeit’?“ Nicht das, was er wirklich sagen wollte, und er drückte Johns Hand, um seinen Worten die Spitze zu nehmen, aber wie sollte er sonst mit John reden? Hier und jetzt, an dieser verschwommenen Grenze zwischen Freundschaft und Mehr-als-Freundschaft, wo ein falsches Wort fatale Folgen haben konnte und er selbst doch gerade erst herausgefunden hatte, wo er stand.

    Aber John war gut darin, ihn zu entschlüsseln, war es seit ihrer ersten Begegnung, wusste, dass es entscheidend war, was Rodney mit seinen Händen sagte und nicht mit seinem Mund. Deshalb lächelte John nur und murmelte: „Hmmm, witzig, McKay“.

    Johns Daumen rieb sanfte Kreise auf Rodneys Handrücken, streichelte die empfindliche Haut an seinem Handgelenk, sandte wohlige kleine Schauder durch seine Adern. John wirkte jetzt völlig entspannt, zufrieden, als ende jeder Tag üblicherweise damit, dass McKay auf seinem Bett saß und seine Hand hielt. Als existierte diese Grenze für Sheppard überhaupt nicht. Oder aber sie hatten sie längst überschritten, irgendwann und McKay hatte es nur nicht registriert.

    Johns gleichmäßiger, schwerer Atem verriet ihm, dass der Mann eingeschlafen war. Rodney blieb noch einen Moment länger sitzen, ignorierte das Ziehen seiner Rückenmuskulatur und wartete, bis Johns Finger in den seinen schlaff wurden und sein Körper sich völlig entspannte. Das weiche Licht der kleinen Lampe ließ Johns Gesicht jünger wirken, glättete die Linien um Augen, Mundwinkel und auf der Stirn. Rodney betrachtete Johns zerzaustes Haar, die scharfe Linie seines Kiefers, die nicht ganz gerade Nase, geschwungene Lippen, Bartstoppeln. Nichts Neues. Nichts, was er nicht schon unzählige Male gesehen hatte.

    Ein vertrautes Gesicht, das jetzt Gefühle in ihm wachrief, die ihm an sich nicht fremd waren, aber doch völlig neu in Verbindung mit Sheppard, mit John.

    Sein Blick kehrte zu Johns Lippen zurück. Begriffe wie ‚sensibel’, ‚einladend’, ‚verführerisch waren plötzlich die ersten, die treffendsten Worte, die ihm in den Sinn kamen. Wie würde sich dieser Mund wohl auf seinem anfühlen? Wie würde er schmecken, wenn sich diese Lippen für ihn öffneten?

    Er wollte das Kratzen dieser Bartstoppeln auf seiner Haut spüren, das Pochen des Pulses an Johns Hals unter seinen Fingerspitzen fühlen, wollte sanfte, anzügliche, wilde Versprechen in Johns Ohr flüstern und …

    Benommen, desorientiert riss Rodney die Augen auf und blinzelte. Er war tatsächlich kurz eingenickt, lehnte nun mehr gegen John, als dass er aufrecht saß, und hielt immer noch seine inzwischen schweißfeuchte Hand. John murmelte etwas im Schlaf, zuckte zusammen, entspannte sich wieder, wachte aber nicht auf.

    Behutsam löste Rodney seinen Griff um Johns Hand und ließ sie sachte auf die Matratze gleiten, ehe er vorsichtig aufstand. Er streckte sich und verzog das Gesicht, als die Muskeln in seinem Rücken hörbar knackten. Dann nahm er die Decke, die als zusammengeknüllter Ballen am Fußende des Bettes lag, breitete sie über John aus, glättete eine unsichtbare Falte über seiner Schulter und ließ seine Hand noch einen Augenblick länger dort liegen.

    Er musste jetzt wirklich ins Bett. In sein Eigenes. Schlafen. Aber er zögerte, wollte diesen Moment noch auskosten, der so bizarr herausgelöst schien aus dem normalen Zeitgefüge und der in dem Augenblick zu Ende wäre, in dem er Johns Quartier verließ.

    Er hatte nicht die geringste Ahnung, wie die Ereignisse und Entdeckungen dieses Abends im grellen Licht des morgigen Tages aussehen würde. Ungefiltert, ohne die barmherzige Unschärfe von zu viel Wodka, zu wenig Schlaf, der Ungewissheit was vor ihnen lag und der stillen Euphorie noch am Leben zu sein. Wie würde John reagieren, wenn sie sich morgen über den Weg liefen?

    Wie würde er reagieren? Morgen, wenn sein Gehirn nicht mehr in Watte gepackt schien, nicht mehr taub vor Müdigkeit, wenn er wieder klar denken, analysieren, abwägen, die Haken und Fußangeln in allen zur Verfügung stehenden Variationen erkennen konnte. Wenn Sheppard nicht mehr ‚John’ sondern ‚der Major“ war? Wenn …

    Energisch unterdrückte er diese Gedanken, atmete tief durch, fuhr sich mit der freien Hand über das Gesicht. Egal was kommen würde, er hatte eine Gewissheit über sich selbst erlangt, die ihm nichts und niemand wieder nehmen konnte. Wie damit umzugehen war … nun, darum würde er sich morgen kümmern, oder übermorgen, später … Er lächelte schief, ein wenig wehmütig und drückte die Schulter unter seinen Fingern ein letztes Mal. Dann ließ er die Hand sinken, löschte das Licht und verließ den Raum.

    ***


    Rodney stolperte mehr in sein Quartier, als dass er ging, zog sich mit vor Müdigkeit unbeholfenen Fingern die Schuhe aus, legte das Headset auf den Tisch und ließ sich so wie er war aufs Bett fallen. Als er nach wenigen Augenblicken einschlief, träumte er in Orange, Magenta und Karmin, Bilder, die nach Wodka, ewigem Eis und dem Salz des Ozeans schmeckten, weich wie der Schein der Abendsonne und warm wie Johns Hand in seiner.

    Ende

    Geändert von Sinaida (04.02.2011 um 21:44 Uhr)

  5. #5
    Airman First Class Avatar von Sphere
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    Standard

    Autor: Sphere
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    Kategorie: Humor
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    Titel: Gold wert
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    Kommentar: Eines Tages taucht O’Neill in Carters Büro auf und tut, was ihm normalerweise völlig fern ist: er stellt ihr eine Wissenschafts-Frage.

    Bevor ich mit dem Schreiben anfing, habe ich die Idee erst einmal ein halbes Jahr liegen gelassen. Erst dann war ich mir sicher, wie ich die Story zu Ende führen konnte, ohne dass sie dabei allzu übertrieben oder out-of-character wurde.
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    Betaleser: Mein Vater – vielen Dank dafür!
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    Rating: PG
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    Spoiler 



    GOLD WERT




    Er stand da, ohne rein gekommen zu sein. Stand von einem Moment zum anderen einfach in ihrem Büro.

    Nun, vermutlich war er schon rein gekommen – das Beamen allein durch Gedankenkraft war etwas, an dem der Colonel nach eigenen Angaben noch arbeitete. Sam hatte lediglich nicht bemerkt, wie er durch die Tür kam, so vertieft war sie mal wieder in ihre Arbeit gewesen.

    Der Laptop vor ihr begann verstärkt warme Luft gegen ihre Hand zu pusten, als wolle er ihre Aufmerksamkeit zurückerlangen. Erfolg hatte er damit allerdings keinen.

    „Uoh, Colonel!“, brachte sie hervor.

    „Carter!“, grinste O’Neill sie an, als hätte er sie seit Monaten nicht gesehen.

    Sam warf einen kurzen Blick auf ihre Uhr. Es war keine der üblichen Zeiten, zu denen er sie aufzusuchen pflegte, um sie in die Cafeteria zu schleifen oder ihr zu sagen, sie solle sich gefälligst endlich schlafen legen. Was also brachte ihn hier her?

    „Carter, was ist ein Hilbert-Raum?“

    Die Frage schwebte einen Moment lang in der Luft, als wäre sie unschlüssig, wo sie sich niederlassen könnte. Sam blinzelte. Sie schloss die Augen, blinzelte erneut, doch die Frage schien noch immer da zu schweben.

    Der Hilbert-Raum ist ein rein mathematisches Konzept! schoss es ihr durch den Kopf.

    „Äh...“ meinte sie und strahlte in diesem Moment sicherlich alles andere als Intelligenz aus. „Wie bitte? Sir?“ Vielleicht stimmte etwas mit ihrem Gehör nicht, denn was sie eben geglaubt hatte zu hören, konnte schlicht nicht sein.

    „Ein Hilbert-Raum, Carter“, wiederholte er, als wäre es das selbstverständlichste auf der Welt. „Hab nicht verstanden, was das sein soll. Ich dachte, Sie könnten mir das vielleicht erklären.“

    Sie starrte ihn völlig entgeistert an. So als wäre er hier rein gekommen und hätte ihr freiwillig und aus heiterem Himmel heraus eine völlig abgefahrene Wissenschafts-Frage gestellt – was offensichtlich genau das war, was er eben getan hatte.

    Hatte sie wirklich den gleichen Colonel Jack O’Neill vor sich, der ihr schon seit fast sieben Jahren deutlich machte, dass ihr Wissenschaftsgerede für ihn beinahe so schmerzhaft wie der Schuss aus einer Zatwaffe war? Der sich stets nur dafür interessierte, ob sie etwas reparieren konnte und nicht, wie sie es tat?

    „Der Hilbert-Raum ist ein mathematisches Gebilde“, erklärte sie verzweifelt aufgrund dieses Widerspruchs. „Wenn das Wort noch eine andere Bedeutung hat, dann kenne ich sie nicht!“ Das war die volle Wahrheit. Sie wusste, dass es Universitäten gab, an denen Studenten des ersten Semesters mit dem Auftrag, „den Hilbert-Raum“ zu finden, quer über den Campus geschickt wurden. Doch keiner dieser ahnungslosen Studenten hatte den Raum je gefunden, da er genauso wenig ein richtiger Ort war, der sich hätte aufsuchen lassen, wie man eine Zahl hätte anfassen können.

    „Nun, ich meine aber genau dieses Mathe-Dings! Erklären Sie es mir jetzt oder muss ich warten, bis ich in Ruhestand gehe?“

    Sam sah ihn misstrauisch an. Dann lachte sie, die Lösung völlig klar vor Augen. „Das ist ein Scherz nicht wahr? Sie haben mit Daniel gewettet, ob ich darauf hereinfalle!“

    Er schwieg, lachte nicht, grinste nicht einmal. Wartete statt dessen mit ernster Befehlshaber-Mine.

    „Oder nicht?“, fügte sie leiser hinzu. Zweifel krochen in ihr empor.

    Er sah ungeduldig auf die Uhr. „Wenn ich schließlich von Ihnen in den Ruhestand getrieben worden bin...“, meinte er schließlich. „Denken Sie, ich sollte mir dann einen Hund zulegen?“

    Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen. Carter konnte es immer noch nicht fassen, was gerade geschah. „Sie wollen das wirklich wissen?“, vergewisserte sie sich noch einmal.

    „Ja, Carter! Bitte.“

    Sam versuchte ihre Gedanken zu ordnen und ihre Erinnerungsfragmente zu diesem Thema zusammenzuklauben. Also schön.

    Sie begann ihm die Sache zu erklären und versuchte, sich dabei auf wenige Sätze zu beschränken, was gar nicht so einfach war, da dem Colonel das dafür eigentlich notwendige Vokabular fehlte. Also behalf sie sich mit Verallgemeinerungen und Beispielen.

    Hätte sich ein unsichtbarer, aus der Phase geratener Mathematiker zur Zeit in ihrem Labor aufgehalten, Sam war sich sicher, dass er auf der Stelle tot umgekippt und durch den Fußboden gefallen wäre. Manchmal war jedoch das grobe Verständnis der Genauigkeit vorzuziehen und wenn Sam ehrlich zu sich war, dann hätte sie dem verunglückten Mathematiker wohl auch keine Träne nachgeweint.

    „Danke, Carter. Das war sehr erleuchtend“, versicherte O’Neill ihr, als sie fertig war. Dabei lächelte er so zufrieden wie selten.

    „Haben Sie... verstanden? Sir?“, fragte sie vorsichtig, noch immer nicht sicher, was hier eigentlich gespielt wurde.

    „Jup“, meinte der Colonel. „Vielen Dank.“ Er drehte sich halb um, wedelte dann aber noch kurz in Richtung ihres Laptops. „Und viel Spaß noch!“

    Dann war er fort. Diesmal sah sie, wie er ging. Dennoch war sie davon genauso überrascht wie jemand, der ein Gespenst gesehen hatte, das sich dann auf einmal in Nichts auflöste.

    Sam Carter starrte auf den leeren Türrahmen.

    Und als sie genug auf den leeren Türrahmen gestarrt hatte, starrte sie statt dessen auf das Display ihres Laptops, der inzwischen das rotierende SGC-Logo zeigte. Doch auch der Bildschirmschoner konnte oder wollte ihr nicht erklären, was gerade geschehen war.

    Es musste einfach ein Scherz sein. Colonel O’Neill hatte ihr einen Streich gespielt, hatte sehen wollen, ob sie sich wirklich ihm gegenüber zu einer Erklärung durchringen konnte. Dass er dabei vollkommen ernst geblieben war, wunderte sie nicht. Es gehörte zum Humor des Colonels, diesen trocken oder hin und wieder auch mal todernst zu versprühen.

    Andererseits: Während ihrer Erklärungen hatte er wirklich interessiert gewirkt. Kein stupides Nicken und vorgetäuschtes Zustimmung-Murmeln, nein. Echtes Interesse. Als ob sie nicht über höhere Mathematik, sondern über das neueste Angelzubehör geredet hätte – wenn Angeln denn überhaupt viel Zubehör benötigte, so genau kannte Sam sich da nicht aus.

    Dieses Interesse war es, was ihr merkwürdig und, wenn sie genauer darüber nachdachte, sogar beunruhigend vorkam. Es wäre schließlich nicht das erste Mal, dass der Colonel begann in einer außerirdischen Sprache zu reden. Und für ihn war das eine außerirdische Sprache!

    Was, wenn sie von ihrer letzten Mission etwas eingeschleppt hatten, das ihn vielleicht nicht in einen Höhlenmenschen, sondern – und sie musste über das Wortspiel unwillkürlich grinsen – in eine Art Laborratte verwandelte?

    Sie stellte fest, noch immer auf den Bildschirmschoner zu starren und strich mit dem Finger langsam über das Touchpad, um daran etwas zu ändern. Statt dessen starrte ihr nun eine freundliche Kennwortabfrage entgegen.

    Das ist doch Unsinn, beteuerte sie sich zum wiederholten Male. Es muss ein Scherz sein. Es wäre am besten, den Vorfall einfach zu vergessen.

    Doch die Sache ließ ihr keine Ruhe.


    * * *


    Die Tür zu Daniels Büro stand offen, wie so viele Türen im SGC, und machte damit deutlich, dass jeder willkommen war einzutreten.

    Sam stellte sich in den Rahmen und klopfte gegen die zugehörige Tür.

    Daniel blickte für einen kurzen Moment von seiner Arbeit auf, sah sie an, sagte „Hi, Sam“ und hatte sie kurz darauf wohl schon wieder vergessen.

    Das Büro des Archäologen war gesäumt von Regalen mit Artefakten und Büchern von verschiedenster Herkunft und Alter. Gleiches galt für die Dinge, welche chaotisch und vielleicht auch etwas sorglos über die Tische verstreut lagen.

    Es gab den ein oder anderen Archäologen im Stützpunkt, der im Laufe der Jahre den Statuen, welche er sammelte, immer ähnlicher wurde, was es dann relativ schwer machte, ihn in seinen Räumlichkeiten ausfindig zu machen. Daniel jedoch war in all dem Durcheinander immer noch klar als solcher zu erkennen. Er saß über eine große, beleuchtete Lupe gebeugt, unter der ein goldener Armreif lag, dessen feine Gravuren er mit geradezu körperlich spürbarer Neugier musterte. Er begann, aus den Stapeln Bücher vor ihm einen großen Bildband hervorzuwühlen, in dem er wild herumblätterte, nur um dann schließlich doch den Index zu konsultieren.

    Sam befürchtete, dass sie, was die Besessenheit für ihre Arbeit anging, nicht großartig anders als ihr Freund war, doch war bisher weder willens noch fähig gewesen, daran etwas zu ändern.

    Irgendwann schien sich Daniel an ihre Anwesenheit zu erinnern und fuhr von dem Buch hoch. „Entschuldigung“, sagte er mit einer Mischung aus Verwirrung und Bedauern. „Was wolltest du noch mal?“

    Sam trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. Offensichtlich war ihr selbst nicht wohl bei der Sache.

    „Habt ihr Jungs mal wieder eine Wette über mich am Laufen?“, fragte sie dann schlicht.

    Daniel sah sie verständnislos durch seine Brille an und das beruhigte Sam ein wenig. „Was denn für eine Wette?“

    „So wie damals, als du und Colonel O’Neill gewettet habt, ob ich lieber Urlaub mache oder diesen außerirdischen Tempel mit dem süchtig machenden Licht untersuche“, erinnerte sie ihn. Natürlich hatten die Jungs damals versucht, das vor ihr geheim zu halten. Dahinter gekommen war sie trotzdem.

    „Oh, ja. Ich erinnere mich“, erwiderte Daniel immer noch ein wenig zerstreut.

    „Und?“, bohrte sie nach.

    „Und nein. Wir haben das nicht wiederholt.“ Dann begann er jedoch zu schmunzeln, faltete die Hände zusammen und beugte sich auf dem Tisch nach vorne. „Andererseits“, fügte er lauernd hinzu. „Wenn dem so wäre, dann würde ich dir das kaum sagen, oder?“

    Sam seufzte. „Nein, vermutlich nicht...“ Dennoch hatte sie die Frage einfach stellen müssen.

    „Nur mal so aus Neugier heraus...“, hakte nun Daniel mit vergnügt blitzenden Augen nach. „Was hat Jack denn angestellt?“

    „Er hat bei den Curling-Meisterschaften gewettet“, behauptete sie dreist.

    Das verständnislose „Was?!“ von Daniel ignorierte sie und ging geheimnisvoll lächelnd davon. Wenn er und der Colonel trotz allem unter einer Decke stecken sollten, dann würde sie Daniel jetzt nichts vorheulen. Und wenn dem nicht so war, dann würde es später noch genug Gelegenheiten geben, ihm davon zu erzählen.


    * * *


    Der Filzstift quietschte über die Tafel, nur unterbrochen vom etwas anders klingenden Quietschen, welches der Wischer verursache, wenn Sam das soeben Geschriebene wieder entfernte.

    Letzteres kam reichlich oft vor. Nicht, dass sie sonst sofort alles fehlerlos herunter geschrieben hätte, aber heute hatte sie das Gefühl, irgendwie nicht richtig bei der Sache zu sein. Zu verstörend waren die Träume der vergangenen Nacht gewesen. Colonel O’Neill hatte ihr darin immer verrücktere Fragen gestellt, die irgendwann selbst ihr als ursprünglich theoretischer Astrophysikerin zu hoch wurden. Als O’Neill gemerkt hatte, dass sie mit ihm nicht mehr mithalten konnte, hatte er statt dessen mit MacGyver begonnen über die Wirkung von Schweizer Taschenmessern auf die Dichte schneller Neutronen in Plutoniumreaktoren zu diskutieren und ihr war nichts anderes übrig geblieben, als schweißgebadet aufzuwachen, um dem Irrsinn ein Ende zu bereiten.

    Als sie diesmal Schritte hörte, die vor ihrem Labor zur Ruhe kamen, drehte sie sich sofort um und sah eben dieses Objekt ihrer Alpträume dort stehen, lässig die Hände in der grünen Uniformhose.

    „Ich wollte nur sagen, dass Teal’c den Plan für diese Woche inzwischen fertig gestellt hat“, meinte O’Neill schlicht, da eine Begrüßung zwischen ihnen eigentlich überflüssig war. „Morgen sind wieder mal die blauen Uniformen dran.“

    Sam nickte und sagte ihr „In Ordnung, Sir“, als ob es normal wäre, dass ein SG-Team Pläne erstellte, wann welche Uniformen getragen werden sollten, solange es sich lediglich im Stützpunkt aufhielt.

    Natürlich war es nicht normal und natürlich funktionierte es auch nicht immer – aber was war an SG-1 schon normal?

    Erleichtert darüber, dass er ihr nicht wieder irgendeine Frage an den Kopf warf, wandte Sam sich wieder der Tafel zu.

    Colonel O’Neill machte jedoch keine Anstalten zu gehen. Unter dem Vorwand sich kratzen zu müssen legte Sam für einen Moment die Hand schützend über ihren Hinterkopf, damit diesen die Wucht einer eventuellen Frage nicht allzu heftig traf.

    „Ähm“, machte O’Neill schließlich.

    Ein Schauder lief über Sams Rücken.

    „Was macht dieses Nabla-Null da?“

    Sie drehte sich langsam um. Sehr langsam, als könnten zu heftige Bewegungen ihr Weltbild vollends zum Einsturz bringen.

    „Zweite Zeile ganz rechts“, er deutete auf die Tafel.

    Sehr, sehr langsam führte sie die letzte Bewegung rückwärts aus und starrte auf die genannte Zeile. Viel zu langsam begannen sich die fein gearbeiteten Rädchen in ihrem Hirn wieder zu drehen.

    „Das ist ein Ausrufezeichen“, würgte sie schließlich hervor. Der Kreis stand lediglich etwas zu weit rechts unter der Spitze des darüber liegenden Dreiecks. Sie kritzelte mit ihrem Stift gedankenverloren eine Weile an dem Symbol herum.

    „Hätte ja auch sonst kaum Sinn gemacht, oder?“, meinte O’Neill von hinten.

    Sie schüttelte den Kopf.

    Als sie sich erneut umdrehte, war er schon wieder fort.

    Auf einmal war es so, als hätte jemand einen Schalter in ihr umgelegt und erst jetzt würden all ihre Systeme wieder online kommen.

    Sie hieb den Stift in die Rille vor der Tafel und jagte wie eine F-16 aus dem Labor heraus, O’Neill hinterher.

    „Colonel, warten Sie!“, rief sie und bremste mit quietschenden Stiefeln ab.

    O’Neill verharrte in der Bewegung, drehte sich um, schien ein Déjà vu zu haben, sah sich misstrauisch um, als erwarte er jeden Moment einen Asgard-Transportationsstrahl und meinte dann: „Wollen wir angeln gehen?“

    Sie ignorierte ihn einfach. „Woher wussten Sie das?“, warf sie ihm die Frage entgegen, welche sie im Augenblick quälte.

    „Wusste ich was?“, fragte er mit vorgetäuschter Begriffsstutzigkeit.

    „Das da eben war kein einzelner Begriff, den sie irgendwann einmal aufgeschnappt haben können“, belehrte sie ihn unbeirrt. „Das haben Sie nicht auswendig gelernt. Sie haben die Gleichung verstanden, nicht wahr? Sie haben sie gesehen und erkannt, dass ein Nabla-Operator dort keinen Sinn machen würde!“

    Er sah sie mit enervierender Ruhe aus seinen braunen Augen heraus an. „Ja, Carter. Wenn Sie das sagen.“

    „Aber das ist vollkommen unmöglich!“, platzte sie hervor.

    „Und wieso?“

    Sam nahm sich diesmal einen Atemzug Zeit, bevor sie antwortete. Sie wollte nicht aus Versehen etwas sagen, was vielleicht nach einer Beleidigung klang, die ihr ferner nicht sein konnte. „Weil Sie, während ich in der Schule saß“, zitierte sie daher seine eigenen Worte, „sich mit ganz anderen Sachen amüsiert haben.“

    „Das mag schon sein, Carter“, schnarrte er, auf einmal wieder abweisend. „Aber seitdem habe ich über sechs Jahre mit einem der hellsten Köpfe auf unserem Planeten zusammengearbeitet. Da bleibt durchaus was haften.“

    Für einen kurzen Moment war Sam sprachlos. Man konnte zu Recht sagen, dass der Colonel mit derart direkten Komplimenten geizte.

    Der kurze Moment reichte jedoch für O’Neill bereits aus, um flink hinter der nächsten Gangbiegung zu verschwinden und so das Gespräch zu einem schnellen Ende zu bringen.


    * * *


    Teal’cs Quartier im SGC war ein Meer von Kerzen, welche den Raum in angenehmes Licht tauchen. Sam fühlte sich wohl hier und konnte verstehen, warum die vielen Flämmchen Teal’c beim Meditieren halfen.

    Sie und Teal’c saßen sich auf dem Boden gegenüber. Der letzte Zusammenstoß mit dem Colonel hatte Sam mehr verunsichert als ihr lieb war. Auf der Suche nach Unterstützung hatte sie sich zu Teal’c geflüchtet. Sie hatte ihm von O’Neills seltsamem Verhalten berichtet und Teal’c hatte ihren Ausführungen mit der ihm eigenen Ruhe und Konzentration gelauscht.

    „Anfangs habe ich es wirklich noch für einen Witz gehalten“, erklärte sie ihren Gedankengang verzweifelt. „Und vielleicht ist es das ja auch. Ich meine, vielleicht sitzt er gerade irgendwo und lacht mich aus!“

    „Selbst wenn dem so wäre – Colonel O’Neill mag über dich lachen können. Er wird dich jedoch niemals auslachen.“ Seine Worte rückten ihre Welt wenigstens ein Stückchen wieder zurecht.

    „Du würdest es mir sagen, wenn es ein Scherz wäre, nicht wahr?“, flüsterte sie zaghaft. Die Frage war wichtig, denn Teal’c war ihre letzte Hoffnung.

    Er benötigte zum Abwägen seiner Prioritäten nur einen Moment. Dann nickte er. Interessanterweise fand sie die Tatsache, dass er darüber nachgedacht hatte, beruhigender, als wenn seine Antwort wie aus der Pistole geschossen gekommen wäre.

    Nach dem kurzen Moment der Schwäche fuhr sie umso heftiger fort: „Aber andererseits: Wenn Colonel O’Neill anfängt Dinge zu sagen, die sonst bestenfalls von mir kommen, wenn er sie auch noch im richtigen Kontext sagt, dann ist das gewöhnlich ein Zeichen dafür, dass irgendetwas nicht stimmt!“

    „In der Tat...“ Düstere Nachdenklichkeit umwölkte Teal’cs kahlen Schädel.

    „Vielleicht sehe ich ja Gespenster! Aber was ist, wenn nicht? Wir hatten es schon mit verrückteren Dingen zu tun. Was ist, wenn er wirklich nicht mehr er selbst ist? Was ist, wenn er wirklich anfängt in einer fremden Sprache zu reden? Wenn etwas nicht stimmt und ich habe nicht reagiert, weil ich es für einen dummen Scherz gehalten habe?!“ Sie schleuderte die Worte in den Raum und es tat gut, das zu tun. Es war viel besser, es einfach auszusprechen, als sich selbst im Stillen ständig vorzuhalten, dass es sowieso Quatsch war.

    „Vielleicht wäre es angebracht, General Hammond zu informieren“, erklärte Teal’c vollkommen ernst.

    Sam schluckte. Genau das war der Punkt. Wenn sie wirklich den Verdacht hatte, dass etwas nicht stimmte, dann musste sie damit zum General gehen. Lieber einmal einen falschen Alarm auslösen, als eine Gefahr in Kauf zu nehmen, deren Art und Ausmaß keiner abschätzen konnte. Wenn es dann doch nur ein Scherz gewesen sein sollte, dann wäre es allein die Schuld die Colonels, dass er über eventuelle Konsequenzen seines Tuns nicht früher nachgedacht hatte.

    Auf der anderen Seite hatte man Sam auf der Akademie oftmals vorgeworfen, eine Streberin zu sein. Und möglicherweise war dem auch so. Vielleicht dachte sie wirklich zu viel nach, war wirklich zu pflichtbewusst und versuchte zu sehr immer alles richtig zu machen. Genau dies war es, was sie verzweifeln ließ. Sie machte sich Sorgen um O’Neill, ob begründet oder nicht. Würde sie aber versuchen dagegen etwas zu tun, es richtig zu machen und zum General gehen, hätte sie trotz allem das Gefühl, den Colonel zu verpetzen und damit alle negativen Eigenschaften eines Strebers für sich in Anspruch zu nehmen.

    Teal’c bemerkte ihr Zögern. Vielleicht erkannte er sogar, was in ihr vor sich ging. Manchmal vergaß Sam, dass ihr Freund bereits über hundert Jahre Lebenserfahrung angesammelt hatte. „Wenn O’Neill allerdings wirklich nicht er selbst ist, könnte sich ein derartiges Vorgehen auch als nicht weise erweisen. Indem wir den General informieren, würden wir damit möglicherweise auch O’Neill gegenüber preisgeben, dass wir ihn durchschaut haben“, zog Teal’c seinen Vorschlag zurück. „Statt dessen könnte es angebracht sein, ihn zuvor zu testen.“

    „Wir?“, wiederholte Sam.

    „O’Neill ist auch mein Freund“, erklärte Teal’c schlicht. Dann fuhr er fort: „Colonel O’Neill schiebt stets seine regelmäßigen ärztlichen Untersuchungen vor sich her, hat allerdings keinerlei Überblick über Art und Zeitpunkt der anstehenden Tests. Er würde keinen Verdacht schöpfen, wenn Dr. Fraiser ihn zu sich rufen würde.“

    Die Idee gefiel ihr und es tat gut, Teal’c auf ihrer Seite zu wissen. Dennoch schüttelte Sam den Kopf. Janet war ihre Freundin, sie konnte durchaus auf sie zählen. Jedoch war Janet nun mal die leitende Ärztin und damit auch nicht soviel besser als der General. „Nein, Teal’c, das ist auch keine Lösung“, meinte sie dann. „Allerdings kam mir eine andere Idee, als du sagtest, wir sollten Colonel O’Neill testen...“


    * * *


    Auch wenn sich über seine Aussagekraft durchaus diskutieren ließ, war der von Sam ersonnene Test so einfach wie simpel und orientierte sich sehr nahe an dem, was sowohl unter Hobby-Forschern, als auch in anerkannten Fachkreisen als O’Neill-typisches Verhalten angesehen wurde.

    Zusammen mit Teal’c hatte sie den Rest von SG-1 in ihrem Labor zusammengetrommelt, um über ihr aktuelles Forschungsprojekt zu berichten, welches sie versuchte, neben den regulären Missionen durchzuziehen.

    Böse Zungen würden behaupten berichten, wäre ein Euphemismus für Technobabble, jedoch war eben dies für den anstehenden Test essentiell. Und so begann sie also zu reden, nicht für Laien weich gekocht oder wenigstens wie üblich auf das Wesentliche konzentriert, sondern vollkommen ungebremst und ungefiltert.

    Gewöhnlich dauerte es bis zum Eintreten einer deutlich sichtbaren Reaktion seitens ihres Vorgesetzten 2 bis 10 Sekunden, je nach Laune und Umständen. Sam hatte während ihrer Rede sowohl den Colonel, als auch den Sekundenzeiger der Wanduhr genau im Blick.

    Es vergingen 10 Sekunden, dann 15 Sekunden.

    O’Neill schielte hinüber zur Tür.

    Vor der Tür jedoch stand mit verschränkten Armen Teal’c und sah den Colonel mit seinem Überzeugungs-Blick an.

    Nach einem kurzen Moment des stillen Kräftemessens trat O’Neill einen halben Schritt von der Tür weg – Teal’c konnte sehr überzeugend sein.

    20 Sekunden verstrichen. Der Zeiger näherte sich der 30 Sekunden-Marke und noch immer hörte Sam sich reden, warf einen Fachbegriff nach dem anderen in den Raum.

    Endlich kam wieder Leben in das Testobjekt.

    O’Neill schüttelte den Kopf, als hätte er Wasser in den Ohren, das er verzweifelt versuchte dort herauszubekommen. „Carter!!“, röchelte er gequält und griff sich an die Stirn.

    „Sir?“, fragte sie unschuldig.

    „Um was geht es überhaupt?!“

    Das war der Offizier, den sie kannte. Dies war O’Neill-typisches Verhalten in Reinkultur, etwas verspätet, dennoch typisch. Erleichtert verbuchte sie, dass wenigstens das normal war.

    Sie erklärte ihm – diesmal knapp und halbwegs verständlich – dass sie versuchte, dem wabernden Leuchten eines offenen Wurmlochs Informationen über die andere Seite zu entlocken, was besonders bei eingehenden Verbindungen interessant wäre. Die Sache war noch vollkommen unausgegoren, weswegen sie auf O’Neills praxisorientierten Einwand, man müsse dafür die Iris öffnen, auch noch keine Antwort wusste.

    Was der Colonel dagegen nicht wusste, war, dass es zu keinem Zeitpunkt wirklich um dieses wissenschaftliche Problem gegangen war.

    „Also, wenn Sie meinen Segen wollen, um weiter zu machen, dann kriegen Sie den“, meinte er schließlich. „Tolle Idee. Aber jetzt muss ich...“ verzweifelt suchte er eine Ausrede, die ihn an Teal’c vorbeibringen würde, „...dringend noch ein paar Berichte für Hammond schreiben!“

    Obwohl Teal’c ihm sicher keine Silbe glaubte, ließ er ihn dennoch unter skeptischen Blicken passieren.


    * * *


    Okay, dachte Sam. Soviel zum Wert ihres Experiments. Wirklich aussagekräftig wäre es nur gewesen, wenn O’Neill auf ihre Rede angesprungen wäre und sie mit konstruktiven Vorschlägen überhäuft hätte. Dass er normal reagiert hatte, sagte dagegen gar nichts, weil es sich ansonsten auch halbwegs normal verhielt.

    Obwohl sie nichtsdestotrotz inzwischen nicht mehr glauben konnte, dass irgendetwas faul war, wollte sie das jetzt genau wissen. Ganz genau. Sie hatte zuviel Ärger mit der Sache gehabt, als dass sie es einfach auf sich beruhen lassen konnte. Also war sie zu Janet gegangen und es hatte sich als kein Problem erwiesen, sie auf ihre Seite zu ziehen. Wenn sie dem Colonel damit die Hölle heiß machte, dann würde sie das inzwischen in Kauf nehmen. Blieb nur noch, ihm die frohe Botschaft zu überbringen.

    In der Cafeteria hatte sie ihn nicht angetroffen, also konnte er nur in seinem Quartier sein.

    Sie klopfte und als sich nichts rührte drückte sie einfach die Türklinke herunter.

    Die Tür war nicht verschlossen, der Raum dahinter jedoch leer.

    Sam wollte die Tür schon wieder schließen, da fiel ihr etwas auf.

    Der Schreibtisch von Colonel O’Neill glänzte gewöhnlich durch die vollkommene Abwesenheit aller Arten von bürokratischem Papierkram und von allem anderen eigentlich auch.

    Diesmal lag dort jedoch ein Buch.

    Sie zögerte nicht lange und schlüpfte in den Raum.

    Ihr war klar, dass sie das nicht tun sollte. Im Allgemeinen nicht und bei ihrem kommandieren Offizier erst recht nicht. Dennoch hatte die Neugier sie gepackt – und nicht zu vergessen, das Pflichtgefühl gegenüber dem Planeten.

    Es war ein großes, dickes Buch. Klassische und Quantenmechanik, stand in großen Lettern auf dem Cover geschrieben.

    Die Türklinke knallte erneut nach unten und die Tür wurde aufgerissen.

    Carter fuhr gleichzeitig zusammen und herum. „Colonel!“

    Verblüfft blieb er in der Türe stehen. „Hallo...“, meinte er etwas ratlos. Dann raffte er sich. „Ihnen ist schon klar, Carter, was die Leute denken werden, wenn sie erfahren, dass wir hier geheime Treffen abhalten“, scherzte er – und schloss die Tür hinter sich. „Verstehen Sie mich nicht falsch“, sagte er, während er sich gemächlich auf dem Stuhl vor seinem Schreibtisch niederließ. „Sie können gerne so lange bleiben, wie sie wollen.“

    „Entschuldigung, Sir. Ich habe Sie gesucht.“ Nachdem er so lange geredet hatte, schaffte Sam es sogar, nicht so zu klingen, als hätte er sie gerade mit der Hand in der Keksdose erwischt.

    „Gefunden du mich hast.“ O’Neill zögerte einen Moment und legte den Kopf schief, wie um über seine eigene Wortwahl nachzudenken. „Entschuldigung. Ich glaube ich verbringe zuviel Zeit mit Teal’c und seinen äußerst merkwürdigen DVDs“, murmelte er dann.

    „Sir“, begann Sam. „Was ist das da für ein Buch?“ Allmählich fing sie an zu verstehen, wie der Hase lief. Ärger begann sich in ihr zu regen und in ihrem Inneren zu randalieren. Ärger darüber, dass er ihr solche Streiche spielte und vor allem Ärger darüber, dass sie auch noch darauf hereinfiel.

    Er drehte sich zum Tisch um. „Das da?“ Er stupste das Buch kurz an, zuckte dabei aber so schnell wieder zurück, als fürchte er, es wäre eine große Krabbe, die ihn vielleicht in den Finger zwicken könnte.

    „Es gibt nur das eine, Sir“, erklärte sie ihm ruhig.

    „Ja...“ Ein nachdenklicher, fast in sich gekehrter Gesichtsausdruck zeigte sich auf seinen Zügen. „Der absolut vollständige Episodenführer über alle bisher erschienen Simpsons-Staffeln... Kennen Sie den?“

    „Das ist er jedenfalls nicht“, erklärte sie ihm ausgesprochen ruhig.

    „Ja, aber danach habe ich gesucht“, antwortete er ihr. „Nur in der Buchhandlung meines Vertrauens hatten sie den nicht. Dafür stand dieses Buch da“, er warf einen misstrauischen Blick nach hinten, ob sich das Buch vielleicht bewegt hätte. „Stand da wie bestellt und nicht abgeholt. Was es vermutlich auch war.“

    „Und da hatten Sie Mitleid“, es war selten, aber jetzt konnte selbst sie sich nicht ein bisschen Sarkasmus verkneifen.

    „Nein, Carter.“ Er grinste sie an, sah ihr in die Augen und sagte: „Ich habe mir nur versucht vorzustellen, wie wohl Ihr Gesicht aussehen würde, wenn ich auf einmal aus diesem Buch zitieren würde.“ Er strahlte sie mit der Helligkeit einer Supernova an. „Und ich muss sagen: es war wirklich Gold wert!“

    Obwohl sie darauf vorbereitet gewesen war, schnappte Sam dennoch nach Luft.

    Na warte!

    „Nein, wirklich. Sie hätten sich sehen sollen!“, versicherte er ihr ausgesprochen vergnügt. „Das mit dem Zitieren hat leider nicht geklappt. Irgendwie muss das Buch kaputt sein, ich habe es nicht hinbekommen, einen einzigen Satz zu Ende zu lesen. Eins von dem Wenigem, was ich rausbekommen habe, ist, dass diese Nabla-Dreiecke nie am Ende einer Zeile stehen... Deswegen hatte ich aber noch längst keine Ahnung, was Ihr Geschreibsel an der Tafel sollte – das war allein Ihre Idee!“, erklärte er ihr und amüsierte sich dabei köstlich.

    „Dann ist es ja gut, Sir“, erklärte sie genauso heiter und unbeschwert wie er. „Dann kann ich ja Teal’c sagen, dass er sich keine Sorgen machen muss.“

    Sie machte einen Schritt auf die Tür zu.

    „Hey!“, hielt er sie mit hochgezogenen Brauen zurück. „Wieso Sorgen?“

    Befriedigt stellte sie fest, ihn an der Angel zu haben. „Teal’c hat gefürchtet, Sie wären nicht mehr Sie selbst.“

    O’Neill sah sie an wie ein Fisch, dem man soeben erzählt hatte, dass in einen Großteil aller tödlichen Unfälle Wasser involviert war und ob er es unter diesen Umständen nicht in Betracht ziehen würde, seinen Lebensstil zu ändern.

    „Sie kennen doch Teal’c, er hat manchmal so seltsame Ideen. Er hat sich sogar überlegt, aus Sorge über Ihr Wohlergehen und die Sicherheit des Stützpunkts General Hammond zu informieren...“, hieb sie im Plauderton in die selbe Kerbe.

    Der Gesichtsausdruck des Colonels erlebte eine Reihe schneller Metamorphosen und blieb nach einigen ziemlich entsetzt dreinschauenden Zwischenzuständen schließlich bei etwas stehen, was man durchaus als Reue interpretieren konnte.

    Das mochte ein Anfang sein.

    War aber nicht genug.

    „Ach so, ja. Der Grund, aus dem ich Sie gesucht habe, Sir“, setzte sie nach. „Dr. Fraiser möchte Sie sehen. Sie meint, Sie hätten lange genug ihre vollständige Untersuchung vor sich her geschoben.“

    Einen Moment war Stille. Dann platzte es aus dem Colonel hervor: „Carter! Das ist doch ein Scherz!“

    Sie lächelte freundlich und meinte: „Ich habe keine Ahnung, was Sie meinen, Sir!“

    „Das ist doch eine von den Untersuchungen, die viereinhalb Stunden dauern!“

    „Um genau zu sein, dauerte meine letzte gute fünf Stunden, Sir“, log sie.

    „Carter! Sie werden Fraiser sofort sagen, dass das alles nur ein Missverständnis war!“ Er grummelte eine Weile vor sich hin. „Hören Sie“, meinte er dann versöhnlich. „Es ist offenbar nicht alles ganz nach Plan gelaufen...“

    „Das können Sie gerne alles Janet erzählen“, lächelte sie ihn unerbittlich an. „Sie wissen, wie sie reagiert, wenn man sie ärgert.“

    Entsetzen, von dem nicht einmal Apophis und Ba’al gemeinsam hätten träumen können, es beim Colonel zu verursachen, blitzte in seinen Augen auf. „Sie benutzt ihre Augenlampe!“

    „Ich werde dann in fünf Stunden mal in der Krankenstation vorbeisehen...“, erwiderte sie darauf nur. Bereits im Gehen begriffen, wandte sie sich noch einmal um. „Ach übrigens: Ihr Blick vorhin war Gold wert!“

    Mit diesem Worten ließ sie einen geschockten Colonel Jack O’Neill in seinem Quartier zurück – allein mit einem kaputten, aber Finger-kneifenden Buch.

    Steif stolzierte Sam den Korridor entlang.

    Das breite Grinsen hatte sich längst seinen Weg ins Freie gebahnt. Jetzt war sie nur noch damit beschäftigt, das stumme Kichern nicht zu schallendem Gelächter werden zu lassen und sich nicht vor Lachen zu krümmen.

    Sollte er ruhig für eine Weile denken, sich Todfeinde geschaffen zu haben. Er hatte es sich redlich verdient.

    Dennoch konnte sie ihn verstehen. Sein Blick war tatsächlich Gold wert gewesen. Sie würde den Anblick nie vergessen. Dass man ein wenig unkonventionelle Methoden zum Einsatz brachte, um etwas derartiges hervorzukitzeln, war gar nicht so abwegig.

    In einer halben Stunde oder so könnte man behaupten, dass sie quitt wären. Sam würde in die Krankenstation gehen und ihn erlösen.

    Oder vielleicht auch erst in einer Stunde.

    In zwei...

    Rache konnte durchaus süß sein.




    ENDE



  6. #6
    Major General Avatar von Kris
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    Standard

    Autor: Kris
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    Kategorie: Misc
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    Titel: Dunkles Zwischenspiel
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    Kommentar: Diese Geschichte fasst das in Worte, was in „Aufbruch in eine neue Welt“ (Stargate Atlantis 1.1 + 1.2) sowie „Unter Verdacht“ (Stargate Atlantis 1.5) angedeutet aber nicht unbedingt ausgesprochen wurde.

    Ich spiele mit dem, was im „Off“ passiert sein könnte. Entstanden ist die Geschichte vor einem halben Jahr an einem Sonntagvormittag. Ich habe sie mir nur noch einmal vorgenommen und überarbeitet, um ein paar Kleinigkeiten rauszunehmen.

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    Betaleser: /
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    Rating: PG
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    Spoiler 
    Auf dem Planeten Athos
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    John Sheppard versuchte mit Teyla Emmagan Schritt zu halten, die sich wesentlich leichtfüßiger über den Waldboden bewegte als er, und fragte sich, ob es taktisch wirklich so klug gewesen war, ihrer Einladung zu folgen. Was war es, dass sie ihm zeigen wollte – und warum hatte sie ihre Zurückhaltung so schnell fallen lassen?
    Denn aus eigener Erfahrung wusste er, dass er eben so gut in eine Falle laufen konnte. In Afghanistan hatten sie mehr als einmal Entwicklungshelfer oder eigene und internationale Hilfstruppen aus der Bredouille holen müssen, in die diese sich durch ihre mangelnde Vorsicht und naive Unvernunft selbst manövriert hatten.
    Allerdings waren hier und heute einige Dinge anders.
    ‚John‘, ermahnte er sich selbst. ‚Dies ist kein Kriegsgebiet, sondern ein Planet in einer fernen Galaxis und uns brennt die Zeit unter den Fingernägeln. Du musst alle Informationen sammeln, die du bekommen kannst, vor allem weil die Einheimischen hier in Angst vor etwas leben, das sie die Wraith nennen. Und was auch uns betreffen könnte, wenn wir wirklich gezwungen sind, den Ort zu verlassen, wegen dem wir erst hier hin gekommen sind.. Und je eher ich darüber etwas erfahre, desto besser, denn die Informationen, die uns die Athosianer gegeben haben waren bisher mehr als dürftig.‘
    Erst als das Risiko eingegangen warf, dieser Teyla gegenüber zugegeben, wie wenig sie eigentlich wussten und dass nicht mehr in ihre eigentliche Heimat zurück kehren konnten, war die Athosianerin offener geworden und hatte ihn gebeten, sie zu begleiten.
    John holte tief Luft und schüttelte einen Anflug von Benommenheit ab, denn alles erschien ihm immer noch wie ein unwirklicher Traum.
    Noch vor einigen Stunden hatte er mit beiden Beinen fest auf der Erde gestanden und die zugegebenermaßen etwas metallisch schmeckende Luft eines geheimen militärischen Stützpunktes im Herzen einer allseits bekannten Basis im Herzen der Vereinigten Staaten eingeatmet.
    Dann war er durch ein Sternentor –über dessen Technik und Herkunft er lieber nicht nachdenken wollte - in eine Stadt getreten, die er bisher nur für einen Mythos gehalten hatte und weiter entfernt war als alle Orte, die Menschen jemals zuvor betreten hatten.
    Atlantis hatte sich als sehr existent und lebendig erwiesen - wenn er in sich lauschte, konnte er jetzt immer noch das Summen und Vibrieren spüren, das seinen Körper erfasst hatte, als er seinen Fuß auf den Boden der uralten Stadt gesetzt hatte - eines Ortes, der wie in den Legenden tief unter dem Meer lag, vor den Fluten nur durch einen Energieschild geschützt.
    Doch die Freude der Expedition, die Stadt der Wunder unzerstört vorzufinden, war nicht lange ungetrübt gewesen. Einer der Ingenieure - Peter Grodin - und der Chefwissenschaftler Dr. Rodney McKay hatten heraus gefunden, dass die letzte Energiequelle bald leer sein würde. Und dann würde auch der Schutzschild endgültig zusammenbrechen und mit ihm die Fluten in die Stadt. Atlantis würde ein zweites Mal - und diesmal endgültig - untergehen.
    Um das zu vermeiden waren Colonel Sumner und einige seiner Leute auf gebrochen, um eine neue Energiequelle zu finden, ein neues ZPM. Ihre eigenen Kraftquellen reichten offenbar nicht aus, um den Schild aufrecht zu erhalten.
    John seufzte. Er war nicht auf den Wunsch Colonel Sumners hier, der keinen Hehl daraus machte, wie wenig er ihm traute, sondern weil ihn die Leiterin der Expedition Dr. Elisabeth Weir mitgeschickt hatte.
    Und deshalb nahm er sich jetzt das Recht heraus, selbst etwas zu unternehmen und nicht unbedingt nur die Anweisungen seines vorgesetzten Offiziers zu befolgen. Er wusste zwar sehr genau, dass dieses Verhalten dem Verhältnis zwischen ihm und dem Kommandanten des militärischen Kontingents nicht besonders zuträglich war, aber das nahm er in Kauf. Denn immerhin hatte sich sein offenes und freundliches Auftreten gegenüber den Athosianern gelohnt. Vielleicht würde ihm Sumner diese Eigenmächtigkeit nachsehen, zumal er ihn auch eben nicht zusammen gestaucht hatte, weil er das einführende Gespräch an sich gerissen hatte.
    John grinste.
    Vielleicht war noch nicht alles verloren zwischen ihm und dem Marine-Colonel.
    Ob Sumner und die anderen mittlerweile die alte Stadt in Augenschein genommen hatten, obwohl die Einheimischen, gewarnt hatten, das nicht zu tun, weil sonst die „Wraith“ wieder kommen würden? War das nur über Generationen gehegte abergläubische Angst oder hatten die Warnungen vielleicht sogar einen wahren Hintergrund?
    Andererseits verstand er seinen Vorgesetzten sehr gut. Die Stadt auf der anderen Seite des Gewässers zeugte von einer weitaus höher entwickelten Zivilisationsstufe, als die Athosianer sie einnahmen.
    Andererseits war John aber auch aufgefallen, dass die Einheimischen nicht ganz so primitiv waren, wie der erste Eindruck vermitteln wollte. In den Zelten befanden sich Gegenstände, die wie in den Behausungen und Unterkünften der Afghanen einen krassen Gegensatz zu ihrem normalen Lebensstil geboten hatten. Hier waren es vielleicht keine Transistorradios und Kassettenrecorder ... aber die Edelsteine auf einem Kästchen, das in einer dunklen Ecke gelegen hatte, glommen zu regelmäßig, um nur das Licht der flackernden Kerzen zu reflektieren.
    Hoppla!
    John stolperte, da sich einer seiner Füße in einer tückischen Wurzel verfangen hatte. Mit einem leisen Fluch fing er sich ab und überspielte seine Verärgerung mit einem verlegenen jungenhaften Grinsen. ‚Achte besser auf den Weg, John! Sonst fällst du noch einmal richtig auf die Nase und das ist kein schöner Anblick. Du willst dich doch nicht in Gegenwart einer Frau blamieren?‘
    Teyla Emmagan blickte über die Schulter zurück. Auch wenn sie sonst eine Faser ihres gebräunten Gesichts verzog, so blitzten ihre Augen doch belustigt. Der dunkle Hautton harmonierte mit ihrer schulterlangen braunen Haarpracht.
    „Wir sind fast da“, erklärte die Athosianerin und führte ihn zu einem Steinwall, der ganz offenkundig nicht natürlichen Ursprungs war. Mit den Händen entfernte sie einige Ranken von der Öffnung.
    John runzelte die Stirn. „Hier hinein?“
    Teyla nickte und nahm eine Fackel an sich, die in einer Wandhalterung gesteckt hatte. „Hier habe ich oft als Kind gespielt“, erklärte sie. „Und so habe ich eines Tages auch die Zeichnungen entdeckt.“
    „Einen Moment, soll ich...“ John kramte nach seinem Feuerzeug, um für sie die Fackel zu entzünden, doch Teyla hielt bereits einen seltsamen Gegenstand in den Händen. „Auch wir beherrschen die Macht des Feuers schon seit langer Zeit.“
    Die Augen des Majors weiteten sich, als sich ein dünner Lichtstrahl zwischen den Gabeln des Gegenstandes bildete. Er ließ ganz schnell das Feuerzeug wieder in seiner Hosentasche verschwinden.
    Verflucht noch einmal - ein Laser! Nein, damit konnte er nicht mithalten, und Teyla schien es zu amüsieren, dass sie ihn so verblüfft hatte. John biss sich auf die Lippen. Wer wusste schon, mit was sie noch aufwarten würden.
    Aber nun zu den Geheimnissen dieser künstlichen Unterwelt.
    John biss sich auf die Lippen und schaltete das Licht seiner P-90 an, während Teyla schon einige Schritte voraus ging. Doch gerade als er den ersten Schritt in der Dunkelheit tun wollte, zuckte er zusammen.
    Ein Blitzen am Boden war ihm ins Auge gestochen. Misstrauisch blickte John nach unten und entdeckte - halb begraben im Staub einen länglichen Gegenstand. Er beugte sich hinunter und nahm ihn genauer in Augenschein.
    Das Gebilde bestand aus mehreren Teilen, aus verschiedenen Materialien. Besonders das runde Mittelstück fiel ihm ins Auge. Anders als der Rest bestand es aus Metall.
    Ein Schmuckstück?
    So sah es wohl aus.
    John streckte die Hand aus und hob die Kette hoch. Dabei fiel der feinkörnige Sandstaub ab. „Teyla? Ich habe hier etwas gefunden.“
    Wieder erinnerte er sich daran in Afghanistan und an anderen Orten der Erde ähnliches gesehen zu haben. In dem Halsschmuck verband sich primitive Handwerkskunst mit etwas, das ganz woanders her stammen musste. Ganz offensichtlich bedienten sich die Athosianer der Hinterlassenschaften der einstigen Erbauer dieser Stadt...
    Die Athosianerin kam näher. Ihre Augen weiteten sich. „Das habe ich vor vielen Jahren verloren. Wie haben Sie das gefunden...“
    „Eine Reflektion des Lichts auf dem Metall hat mich darauf aufmerksam gemacht. Die Kette lag halb vergraben im Schmutz.“ John lächelte und hielt sie ihr hin. „Soll ich...“
    „Gerne.“ Teyla drehte sich um, so dass er ihr den Schmuck anlegen konnte. Und dann wandten sie sich endlich den Zeichnungen zu, die sich an den Wänden des Raums befanden.


    In dem Moment in dem die schlanken langen Finger des hochgewachsenen Mannes die Scheibe berührten und eine chemische Reaktion zwischen dem Metall und der Haut statt fand, die schwache Impulse zwischen den anorganischen Molekülen schuf, aktivierte sich tief im Inneren des Gegenstandes ein Mechanismus, der einen schwachen Signalton aussandte, einen wellenförmigen Ruf, der keiner Worte bedurfte, um seine Nachricht zu übermitteln.
    Doch das war nicht das einzige, was geschah...
    In den Ruinen der Stadt aktivierte sich - begraben unter Jahrtausenden von Schmutz und Erde ein Empfänger, lautlos erwachte eine Energiezelle zum Leben und speiste das Gerät, als habe sie nur auf ein Zeichen für die Aktivierung gewartet. Die Kräfte setzten einen Sender in Gang, der nun weit über der menschlichen Hörschwelle seine Arbeit aufnahm.
    Obwohl sie das Gerät fast streiften, bemerkten die Männer, die mit aufmerksamen Bewegungen durch die Trümmer wanderten nichts davon. Für sie war der würfelförmige Quader in der Mauer nur ein weiterer moosbewachsener Stein ohne Leben.
    Die Soldaten, suchten in den Ruinen nach weit größerer Beute als dem kaum handgroßen Gegenstand, doch sie fanden weder einen Zugang zu einem der Gebäude, noch irgendwelche Dinge außer Stein und Staub.
    Das schwache Signal aus dem Untergrund wurde stillschweigend verstärkt und zum Himmel hin abgestrahlt. Es drang ohne Probleme die Störungen der Atmosphäre und ließ sich auch von kosmischen Interferenzen nicht aufhalten.
    Bis es sein Ziel schneller als erwartet fand.
    Lautlos und schattenhaft glitt der Kreuzer durch das Sonnensystem. Seine kleine Besatzung war nur gekommen, um den Reifegrad der menschlichen Herde zu überprüfen. War genug Zeit vergangen und die Zahl der Menschen so weit angewachsen, um wieder Ernte zu halten? Denn die Nahrung, die sie noch in ihrem Mutterschiff lagerten ging inzwischen zur Neige und bedurfte dringend der Aufstockung.
    Diese Frage war jedoch vergessen, als die Sensoren des Schiffes das Signal auffingen und es weiter leitete. Der Weißhaarige, der eigentlich die Sensoren hatte einschalten wollen, um die genaue Anzahl der Lebenszeichen hatte feststellen wollen, sah sich die Kontrollen genauer an als er dort Zeichenfolgen sah, die so lange nicht mehr aufgetaucht waren und überprüfte sie mit einem überraschten Kehllaut auf eine Fehlfunktion, so als wolle er das, was er sah, nicht glauben.
    Sein Erstaunen währte jedoch nicht lange. Sie verwandelte sich in kalte Entschlossenheit.
    „Wir brechen die Mission ab und kehren zurück zu den anderen. Die Hüterin muss umgehend erfahren, was wir hier gefunden haben.“





    Auf einem namenlosen Ringplaneten
    -------------------------------------


    „Die Lantianer?“ Die hochgewachsene Frau mit den langen roten Haaren fauchte den um zwei Fingerbreit kleineren Weißhaarigen an. „Diese lästigen Störenfriede sollen zurück gekehrt sein? Zehntausend Jahre nachdem sie vor unserem Volk feige die Flucht ergriffen und sich seither nicht mehr gerührt haben?“
    „Ja Herrin. Der Sender sandte ein klares und starkes Signal aus. So deutlich war es nicht mehr, seit wir die letzten von ihnen aufspürten, jagten und töteten, sonst hätte ich euch nicht in Kenntnis davon gesetzt und wäre der Sache alleine nach gegangen.“
    „Und doch kann es falscher Alarm sein. Wir hatten schon einmal einen solchen Vorfall, wie du sehr genau weißt, und was fanden wir dann? Nur die chemisch behandelten Überreste eines Toten.“ Die Hüterin knurrte. Ihre Augen funkelten, während sie den Weißhaarigen beäugte, der ihrem scharfen Blick einen Moment auswich, dann aber wieder zu ihr sah.
    „Ja, meine Hüterin, das habe ich nicht vergessen. Aber ich bin mir sicher, diesmal folgen wir keiner falschen Spur.“
    Die Rothaarige musterte ihn kalt.
    „Dann wirst auch du das überprüfen. Nimm dir zwei andere Jäger, nicht mehr. Blockiert das Tor des Planeten und fangt alle Menschen ohne Ausnahme ein. Sollten sich wirklich Lantianer unter ihnen befinden, dann werden wir sie bekommen, und das Volk, das sie vor uns verborgen hat, erhält seine gerechte Strafe. Aber enttäusche mich nicht.“
    „Das werde ich tun, meine Herrin!“ Der Weißhaarige verschwand mit einem ergebenen Nicken, während die Hüterin nachdenklich zu einer Konsole ging und dort lange nicht mehr begutachtete Daten abrief und studierte. Obwohl sie selbst noch von gefangenen Lantianern gekostet hatte, hatte sie vom Krieg selbst nicht viel mitbekommen.
    Denn damals war sie selbst noch sehr jung gewesen, gerade erst von den kriegführenden Königinnen geschaffen worden, um das ehrenhafte Amt der Wächterin und Hüterin zu übernehmen, während ein Großteil des Volkes die Jahre verschlief, um die Nahrungsvorräte zu schonen.
    Denn zehntausend Jahre regelmäßiger Ernte hatte die Herde ausgedünnt, und nicht einmal die Hälfte der Zeit würde vergehen, bis ihre Nahrungsquellen endgültig versiegt waren, es sei denn, sie fanden zuvor andere reichhaltigere Weidegründe.
    Ihre Nasenflügel bebten vor Erregung.
    Die Menschen, die nicht die wahre Macht zwischen diesen Sternen anerkannten, verehrten die Feiglinge, die sie im Stich gelassen hatten als „Vorfahren“ und träumten noch immer von deren Rückkehr und der Befreiung von ihnen, die sie die Wraith nannten.
    Ja, sie hatte diese Hoffnung, die Träume oft genug in sich aufgenommen, während sie sich genährt hatte und dann in Verzweiflung verwandelt, wenn die Sterbenden in ihren letzten Augenblicken erkannt hatten, dass die, auf deren Rückkehr sie warteten, auch nur machtlose Feiglinge waren, die sich vor ihrer vermeintlichen Verantwortung gedrückt hatten.
    Nun, auch diesmal würde sie die Flamme der Hoffnung im Keim ersticken.
    Und vielleicht noch ein wenig mehr heraus holen können. Denn von irgend einem Ort, auf den sie bisher keinen Zugriff gehabt hatten, mussten diese Lantianer ja stammen. Oder sie hatten all die Zeit in jeder, auf im Meer versunkenen letzten Zuflucht überdauert...
    Und wenn doch nicht .... Dann würde sie das auch herausfinden. Vorausgesetzt ihr Untergebener brachte ihr genau das mit, nach dem sie verlangt hatte...


    Nur zwei der Jäger - einer davon ziemlich angeschlagen - kehrten einige Zeit später in das Mutterschiff zurück. Sie materialisierten ihre Beute, ehe sie ihre Plätze in den Landebuchten einnahmen. Was mit dem dritten Schiff geschehen war, hatten die Piloten bisher nur angedeutet. Nun, sie würden ihr ohnehin Rede und Antwort stehen müssen.
    Die Hüterin betrachtete ohne eine Miene zu verziehen die Menschen, die noch immer bewusstlos im Griff der gesichtslosen Soldaten hingen, während sie auf die Piloten der beiden Jäger wartete.
    Interessiert nahm sie die Fremdartigkeit einiger Waffen und Kleidung zur Kenntnis, die die beiden Drohnen ihr zur Begutachtung hinhielten.
    Nur wenige Völker konnten Gewänder aus nicht natürlichen Materialien herstellen, keines aber so ausgefeilte und mächtige Waffen. Das war schon einmal interessant und vielversprechend...
    Erst dann trat sie näher an die Gefangenen heran und witterte. Der Duft der Menschenleiber kitzelte ihre Nase und erinnerte sie daran, dass sie bald wieder Nahrung brauchte.
    Süße, starke und angenehme Lebenskraft. Sich an ihnen zu nähren würde ein Fest sein...
    Aber alles zu seiner Zeit.
    Sie genoss es die Ausdünstungen von Angst und Furcht zu spüren. Diese Empfindungen regten normalerweise die Lebensgeister der Menschen noch einmal an.
    Doch wer von ihnen trug das lantianische Blut in sich, das den Sender aktiviert hatte?
    Einige der Bewusstlosen unterschieden sich zwar von den anderen - nicht nur äußerlich, sondern auch durch einen ungewöhnlich starken Lebensfunken. Aber keiner war ein Lantianer oder ein direkter Nachfahre der verfluchten Rasse.
    Das war mehr als bedauerlich. Sondern sogar ziemlich ärgerlich.
    Dann wandte sie sich mit einem lauten Fauchen um, denn ihr Untergebener hatte es gewagt, sich ihr lautlos von hinten zu nähern. Er wirkte angespannt und nervös.
    „Herrin, diese Menschen setzten uns größeren Widerstand entgegen als gedacht. Ich weiß nicht, was sie verwendeten, aber es gelang ihnen einen der Jäger...“
    Sie gebot ihm mit einer barschen Geste zu schweigen. „Ich sehe, dass die Waffen, die einige der Männer tragen weiter entwickelt sind, als normalerweise üblich. Wir werden das alles genauer untersuchen ... und diese da später verhören. Doch nun bringt sie erst einmal in die Zelle.“
    Sie ließ den Weißhaarigen dabei nicht aus den Augen. Er blieb neben ihr stehen, da sie ihm noch nicht erlaubt hatte, zu gehen. Sie spürte seine Anspannung, als ahne er, dass sie ganz und gar nicht mit ihm zufrieden war. Ähnlich erging es dem anderen Piloten. Er versuchte sich keine Regung anmerken zu lassen, aber auch seine Nasenflügel bebten.
    Doch erst als die Soldaten mit den Gefangenen verschwunden waren, drehte sie sich ganz zu ihm hin und zwang ihn mit ihrer überwältigenden Geisteskraft in die Knie. Sie ließ ihren Zorn in seinen Geist fluten.
    “Doch nun zu dir... Du hast mir zwar interessante Gefangene gebracht, neben willkommener Nahrung - aber keinen Lantianer...“
    „Herrin, ich...“
    „Keiner der Gefangenen trägt den unverwechselbaren Duft dieses Volkes, und du wusstest, ihn zu fangen war euere oberste Priorität..“ Sie betrachtete den Knieenden kalt „Du hast versagt.“
    Er fauchte schwächlich, versuchte jedoch nicht weiter, sich zu verteidigen. In seinem Geist las sie Furcht vor dem Kommenden, aber auch Resignation.
    Doch zuvor drang sie tief in seinen Geist ein und entriss ihm seine Beobachtungen und Erkenntnisse. Sie erkannte, wie plump und unvorsichtig sie vorgegangen waren, und dass sie ihren Befehl missachtet hatten. Es waren genug Menschen entkommen.
    Sie hatte genug erfahren.
    So begann sie mit seiner Bestrafung.
    Es war kein Genuss, das einem Angehörigen des Volkes anzutun, aber manchmal bitter notwendig, um die Weißhaarigen in ihre Schranken zu verweisen. Denn es kam immer wieder vor, dass der ein oder andere von ihnen zu eigenmächtig handelte. Und das war nicht im Sinne der Königinnen und ihrer Völker.
    Das Kollektiv führten die sie an, und nicht die Drohnen.
    Als sie mit ihm fertig war, wandte sie sich von dem schwach zuckenden Bündel auf dem Boden ab. Er verdankte nur dem Umstand sein Leben, dass einige der Gefangenen mehr als interessant waren. Und das würde eine Lehre für seinen Kameraden sein, dem sie nun das Zeichen gab, sich um den am Boden liegenden zu kümmern.
    Dann wandte sie sich ab. Das alles hatte Kraft gekostet und sie würde sich erst einmal vernünftig stärken müssen. Sie würde den Soldaten befehlen, einen der unbedeutenden und schwachen Gefangenen zu ihm zu bringen.
    Vielleicht den bartlosen jungen Mann. Ja, der würde ein schmackhafter Appetitanreger sein, bevor sie sich dann den wirklich angenehmen Gerichten zuwenden würde...


    Nur einen Tag später bekämpfte die Hüterin den Schmerz in ihrer Hand und fauchte in einer Mischung aus Wut und Erstaunen: „Bringt ihn zu mir!“
    Sie brauchte noch einen Moment um ihre Gedanken zu ordnen und zu sortieren. Denn das Verhör war mehr als erkenntnisreich gewesen, und sein jähes Ende überraschte selbst sie noch.
    Dieses neu aufgetauchte Menschenvolk versetzte sie immer noch mehr in Erstaunen und Zorn. Kein Bewohner der Planeten würde es jemals wagen, in die ureigene Domäne der Herren dieser Sternenwelt einzudringen.
    Diese Fremden taten es ohne zu zögern. Also war nicht nur ihr Lebenswille stark - sondern auch ihr Zusammenhalt und Eigensinn. Aber vielleicht lag es auch nur daran, dass sie die Macht des Kollektivs noch nie zu spüren bekommen hatten, ja sie nicht einmal wirklich kannten.
    Nun, das würde sich schon sehr bald ändern.
    Die Hüterin ließ noch einmal die Fülle der Bilder aus dem Geist ihres letzten Opfers über sich fluten und erfreute sich an dem Rausch der neuen Erkenntnisse. Und neben vielen verwirrenden Dingen, einer Technik und Denkweise, die mehr als fremd, und in mancher Hinsicht sogar verrückt war, hatte sie auch noch etwas anderes erfahren, etwas, was sie mit großer Zufriedenheit erfüllte.
    Die Fremden kamen von einem Planeten, nein, aus einer Galaxis voller Menschen. Voller reicher Weidegründe, die auch in zehntausend Jahren nicht versiegt sein würden. Nicht nur Hunderte oder Tausende, sondern Millionen und Abermilliarden erwarteten sie dort.
    Und das alles lag in Griffweite, wenn sie nur noch einmal die Gelegenheit bekam, einen dieser Menschen zu verhören.
    Ihre Augen blitzten. Vielleicht setzte sie das Verhör gleich mit dem Mann fort, den der Soldat in den Raum schleppte und nun unsanft auf den Tisch niederdrückte.
    Er verdiente ohnehin Bestrafung. Denn er hatte sie nicht nur mit seiner Schusswaffe verletzt, sondern auch noch gewagt, ihr Mahl zu stören.
    Sie trat näher heran.
    Augen von einer seltsamen Mischtonfarbe, die zuvor noch nie gesehen hatte, blickten sie trotzig an. Und doch konnte sie die Angst in den Ausdünstungen des Menschen riechen. Er wusste sehr wohl, was ihn erwartete, weil er die Auswirkungen des letzten Verhörs mitangesehen hatte, und doch war er nicht bereit, seiner Angst nachzugeben.
    Stärke oder Schwäche? Oder ein bemerkenswerter Zug, der diese neuen Menschen aus einer anderen Sternenwelt um so delikater machte?
    „Wie geht es Ihrer Hand?“
    Sie musste unwillkürlich über seine Frage lächeln.
    Unverfroren war er also auch noch. Schade, dass er schon so bald sterben würde. Oder sollte sie ihn vielleicht doch noch für eine Weile verschonen? Sie heilte das Loch in ihrer Hand mit einem Lächeln und wandte sich ihm dann zu. „Schon viel besser.“
    „Das tut mir aber leid!“
    Erneut ergötzte sie sich an dieser köstlichen Mischung aus Willensstärke und Angst. Doch dann stutzte sie plötzlich. Etwas lag in dem Duft, den er ausströmte, was sie so schon lange nicht mehr wahr genommen hatte: Es war süß wie das Blut der Menschen und doch mit einem Hauch angereichert, den sie nun erst wiedererkannte.
    Konnte es sein, dass ihr Untergebener doch recht gehabt hatte mit seinem Lantianer? Der Duft war schwächer und etwas anders als sie ihn in Erinnerung hatte, aber vorhanden.
    Ihre Augen bemerkten eine eckige Ausbeulung in seiner Jacke. Vielleicht war das ein weiterer Hinweis auf seine Abstammung?
    Sofort griff sie danach und zog ein Gerät aus der Tasche, das ihren Verdacht bestätigte.
    Sie musste es ihm nur in die Hand drücken, um eine letzte Gewissheit zu haben, aber sie verzichtete darauf.
    Ein solches Gerät hatte sie zuletzt vor zehntausend Jahren gesehen. Im Besitz eines Lantianers, der vor ihren Thron gebracht worden war. Ein Lebenszeichendetektor.
    „Wie bist du daran gekommen?“ fragt sie scharf.
    „Ich erinnere mich nicht mehr!“ Der Mensch stöhnte, als der Soldat grob seinen Kopf auf den Tisch zurück drückte.
    Oh doch - und wie er es wusste!
    Sie sah es in seinen Augen.
    Auch wenn sein Blut vielleicht nicht rein, und mit dem der Menschen durchsetzt war, so trug er doch genug von dem Erbe der Lantianer in sich, um mit ihren Geräten umzugehen, um hierhin zu kommen. Das erklärte auch die Energiesignaturen, die sie erst vor kurzem am Tor im Orbit empfangen hatten.
    Es gab keinen Zweifel mehr: Ihre alten Feinde waren zurückgekehrt, wenn vielleicht auch anders als erwartet...
    Nun, das genaue Wissen über die Umstände ihres Wiederauftauchens würde sie sich jetzt einfach von ihrem Gefangenen holen, der sie mit wachem Blick im Auge behielt.
    Sie hob die nun wieder vollständig geheilte Hand.
    Warum sich länger mit Geplänkel aufhalten, wenn die Antworten so nah lagen?
    Gleich würde sie ihn berühren und sein Leben, seine Erinnerungen und sein Wissen in sich aufnahmen, und dann...
    Doch da zerfetzten kleine Explosionen die Luft um sie und den Körper des Soldaten, der den Menschen noch immer fest hielt. Die Hüterin schrie voller Wut, als ihr Diener getroffen zur Seite kippte und reglos liegen blieb und der Gefangene so vom Tisch rollte, das dieser sich nun genau zwischen ihnen befand.
    An der Tür war ja noch einer von diesen lästigen kleinen Fremden! Und in seinen Händen hielt er eine Waffe, deren ärgerliche Wirkung sie schon einmal miterlebt hatte. Wieder spürte sie den Schmerz, als die Kugeln in sie eindrangen und fauchte voller Schmerz und ohnmächtiger Wut.
    Die Hüterin erkannte in diesem Moment der Klarheit, dass sie diese Menschen aus einer fremden Galaxis mehr als unterschätzt hatte. Im Gegensatz zu ihrer Herde hier hatten diese Erdenbewohner sich frei im Geist und in ihrer Aggressivität entwickeln können.
    Auch wenn sie vielleicht nicht das Wissen der Lantianier besaßen, so waren ihre Waffen doch die am höchsten entwickelten, die sie seit Jahrtausenden gesehen hatte. Und sie wussten damit viel zu gut umzugehen.
    Als auch noch heftige Explosionen das Mutterschiff erschütterten, wusste sie, dass sie diesen Fehler nur auf eine Weise wieder gut machen konnte: Es war an der Zeit eine weitere Aufgabe zu erfüllen, für die sie geschaffen worden war.
    Sie legte den Kopf in den Nacken und stieß den ultimativen Weckruf aus. Auch wenn ihr Brüllen nur von wenigen gehört wurde, so gaben sie den Ruf doch mit dem Geist weiter. Die Erwachenden ihres Mutterschiffes verbanden sich instinktiv zu einem Kollektiv, das den Ruf hinaus zu den Sternen trug, zu den Königinnen und ihren Untergebenen. So wie sie es vor langer Zeit vereinbart hatten.
    Sie spürte, das ihr Ruf bemerkt und angenommen wurde. Der gemeinsame Geist der Wraith war stark und er überbrückte auch die große Leere zwischen den Planeten und den Monden, auf denen sie ruhten.
    Die Hüterin verstärkte die Intensität. Ihr Geist lenkte die Seelen ihres Kollektivs, während sie all das, was sie erfahren hatte weiter gab und mit dem Rest ihres Volkes teilte.

    *** Das Erbe der Lantianer ist erwacht. Erstickt die Flamme der Hoffnung, ehe sie sich als Brand über die Galaxis verbreiten kann.
    Und folgt ihren Spuren in neue reiche Weidegründe, in der ihr in den nächsten Jahrtausenden genug Nahrung für alle finden werdet. Planeten mit Millionen und Milliarden von Leben. Ihr werdet ein Festmahl von nie zuvor gesehener Größe halten können.
    Der Schlüssel ist die alte Stadt der Lantianer.
    Doch unterschätzt das Volk nicht, das sich ihrer bemächtigt hat. Es ist ungewöhnlich aggressiv, vor allem, wenn es in die Enge getrieben wird und benutzt Waffen, die in ihrer Entwicklung weit über denen liegen, mit denen euch andere Völker empfangen. Und einige von ihnen tragen das Blut ihrer Feinde ungewöhnlich stark in sich.
    Aber das soll euch nicht schrecken. Die Beute macht jeden Verlust an Drohnen und Soldaten wett, den ihr erleiden werdet. Jeden... ***


    Dann löste ein ein tiefer, nicht enden wollender Schmerz ihr Bewusstsein aus dem Verbund der Seelen und sie fand sich auf dem Boden liegend wieder, ihr Körper durchbohrt vom spitzen Dorn einer Betäubungswaffe ihrer Drohnen.
    Sie roch den Mann, der sich über sie beugte, mehr als sie ihn sah und hörte seine keuchende Stimme „Also gut, das sollte dich töten!“
    Sie fauchte und zischte schmerzerfüllt. Ja, vielleicht würde sie sterben, weil das Metall lebenswichtige Organe zerstörte, aber das würde sie hinnehmen können. Sie würde dahin gehen, aber sie würde ihre Rache bekommen, denn ihre Aufgabe war erfüllt.
    Und so nahm sie alle Kraft zusammen und sah ihn noch einmal an, zwang ihren Blick klarer zu werden und ihn genau zu beobachten.
    Armseliger junger Möchtegern-Lantianer. Er verstand so wenig, und hatte doch so viel angerichtet. Vielleicht sollte ihre letzte Tat sein, ihn mit diesem Wissen zurückzulassen? Doch dazu blieb nicht mehr viel Zeit.
    „Du weißt nicht, was du getan hast, Mensch...“, zischte sie mit letzter Kraft und verzog zufrieden die Lippen, als sie merkte, dass sie seine Aufmerksamkeit gewonnen hatte. „Wir sind nur die Beschützer und Hüter der anderen. Wenn ich sterbe, dann werden die anderen erwachen...“
    Sie genoss es in seinen Zügen zu lesen, weidete sich daran, wie sich sein Blick veränderte. Ja, er verstand genau, was sie ihm damit sagen wollte und so fügte sie triumphierend einen letzten Satz hinzu. „Alle von uns.“
    Dann holte sie noch ein letztes Mal Luft und labte sich an dem Entsetzen in seinen Augen, an die Gewissheit, die sie mit ihren Worten in ihn gepflanzt hatte.
    So fiel es ihr leicht los zu lassen und sich der ewigen Dunkelheit zu ergeben. Denn ihr Volk würde nicht nur furchtbare Rache nehmen, sondern alles tun, um die Heimat dieser Neuankömmlinge zu finden und dort reiche Ernte zu halten. Dessen war sie sich sicher.
    Damit würde sie zuletzt noch über den Mann mit dem Blut der Lantianer triumphieren, der anstelle von Rettung nur neues Leid über die Menschen gebracht hatte und sich dieser Schuld immer bewusst sein würde, wenn er eines Tages den vollen Zusammenhang begriff...



    Auf Atlantis, John Sheppards Quartier Drei Monate später
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    Du weißt nicht, was du getan hast, Mensch. Sie werden erwachen.
    Alle von ihnen.
    Und es ist deine Schuld. Alles ist deine Schuld.
    Von Anfang an.


    Die Worte - kaum verständlich gezischt - hallten noch immer durch seinen Geist, als John Sheppard schweißgebadet aus dem Schlag erwachte. Heftig atmend saß er aufrecht im Bett und starrte blicklos auf die Wand, auf welche die Sichtblenden der Fenster Muster malten.
    Erschöpft rieb er sich die Augen.
    ‚Eigentlich müsste ich das endlich gewöhnt sein nach all den Monaten‘, dachte er resigniert und stützte den Kopf in die Hände. Doch diesmal war der Traum anders gewesen als sonst. Er hatte nicht das gesehen, was ihn sonst immer ...
    John verdrängte die Bilder, die sich vor sein geistiges Auge schoben und ließ den Traum - so weit er sich an ihn erinnerte, noch einmal Revue passieren.
    Er hatte sich noch einmal der rothaarigen Wraith gegenüber gesehen und die Augenblicke danach erlebt. Doch warum hatte die Kreatur diesmal Teylas Halsband getragen? Wieso hatte der Traum in den Katakomben mit den Felszeichnungen begonnen? Und dem...
    ‚Ich habe es gefunden!‘ Das waren die Worte, mit denen er Teyla gegenüber Elisabeth entlastet hatte, nachdem Sergeant Bates die persönlichen Habseligkeiten der Athosianerin konfisziert hatte, um sie von McKay untersuchen zu lassen.
    Weil sie bei mehr als der Hälfte ihrer Außenweltmissionen von Wraith angegriffen worden waren, hatte der Verdacht nahe gelegen, dass einer von ihnen ein Verräter war - vornehmlich die Athosianer. Und das hatte Misstrauen geweckt, einen Keil zwischen die Mitglieder der Expedition und Teylas Volk getrieben, der so leicht nicht mehr zu entfernen sein würde. Die Herzlichkeit und das Vertrauen, das sie in den letzten Monaten geteilt hatten, würde nicht einfach wiederkehren, sondern musste neu erarbeitet werden.
    McKay hatte schließlich den wahren Schuldigen gefunden. Denn das zentrale Schmuckstück der Kette hatte sich als ein Sender entpuppt, der durch eine ganz bestimmte Berührung aktiviert worden war.
    Die stärksten Feinde der Wraith waren immer die Bewohner von Atlantis gewesen, und nur die Tatsache, dass die Lantianer zahlenmäßig weit unterlegen waren, hatte die Lebenskraft-Vampire schließlich siegen lassen, obwohl ihre Technik bei weiten nicht so ausgereift gewesen war, damals wie heute.
    Und wenn allein die Zahl über Sieg oder Niederlage entschied, dann war es durchaus ein kluger Schachzug der Wraith, jede Gelegenheit zu nutzen, um ihre Feinde auszuschalten, wenn sie bei weitem in der Unterzahl und nicht gewarnt waren.
    Plötzlich fuhr ein eisiger Schauer durch Johns Körper und die Muskeln verkrampften sich. „Oh, nein!“
    Die Erkenntnis, das die Wraith nicht zufällig aufgetaucht waren, ließ ihn den Atem anhalten. Er hatte den Sender aktiviert und sie nach Athos gelockt. Und damit eine Kette von Ereignissen los getreten, die sie in diese Lage gebracht hatten...
    Jetzt verstand John um so mehr, warum er sich über die Rettung der noch lebenden Gefangenen nicht wirklich hatte freuen können. Nicht allein die letzten Worte der Hüterin der Wraith nagten damals an ihm, vielleicht hatte er auch schon damals eine Ahnung von dem gehabt, was er nun wusste.
    Er verbarg das Gesicht in den Händen und verfluchte das Gen der Antiker in seinem Körper. Verdammte auch das Schicksal, das ihn genötigt hatte, an diesen Ort zu kommen. Wozu? Um gleich wieder Mist zu bauen und damit alles schlimmer zu machen, als es ohnehin schon war?
    Er haderte mit sich und spürte den Druck, der auf seiner Seele lastete, so das es ihm schwer fiel, Atem zu holen.
    Doch dann bekam er sich endlich wieder unter Kontrolle.
    John holte tief Luft und hob den Kopf. Seine Angst verwandelte sich in kalte Entschlossenheit. Er durfte sich nicht von seinen Schuldgefühlen zerfressen lassen und alles auf sich nehmen. Damit war weder ihm, noch den ihm anvertrauten Menschen gedient.
    Er musste lernen, mit all dem, was er erfahren hatte, zu leben und sie in Stärke zu verwandeln, denn sonst würden die Wraith das bekommen, nach dem sie verlangten. So wie ihm das Steve, ihr neuer Gefangener erst vor wenigen Stunden mit wenigen wohl überlegten Worten deutlich gemacht hatte. Doch derjenige, der am Ende als letzter lachen würde, das würde er sein und nicht diese Vampire. Daran würde er arbeiten, und das würde er durchsetzen. Und wenn es das letzte sein würde, was er täte.
    Geändert von JAY (07.10.2007 um 15:40 Uhr) Grund: Signatur ausgeblendet

  7. #7
    Major General Avatar von Kris
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    Standard

    Autor: Kris
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    Kategorie: Action
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    Titel: Die Feuerprobe
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    Kommentar: Mir ist es immer seltsam vorgekommen, warum O’Neill Sheppard direkt die hohe Sicherheitstufe gegeben und dann gleich mit nach unten genommen hat. Es wird noch einen anderen Grund gegeben haben, mit dem ich in dieser Geschichte spiele... Eine besondere Übung, in der es heiß her geht wird zur Feuerprobe der Fähigkeiten John Sheppards.

    Die Geschichte ist eigentlich eine in sich geschlossene Episode aus meiner Geschichte „Eignungstest“, die eine sehr große Lücke im Pilotfilm von Stargate Atlantis ausfüllt – nämlich die Zeit in Cheyenne Mountain - wurde aber erweitert und stark überarbeitet. Einen Auftritt hat hier neben O’Neill auch Teal’c, in der eigentlichen Story bekamen auch die anderen Mitglieder von SG-1 ihren Raum.

    Ich hoffe, ich kann mit dieser Art von in sich verwobener innerer und äußerer Action die Voraussetzungen der Kategorie erfüllen.
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    Betaleser: /
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    Rating: PG
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    Spoiler 
    „Hey Larry, weißt du, wer das da hinten ist?“, raunte der junge Marine und blickte zu einem dunkelhaarigen Mann hinüber, der abseits von den anderen Anwesenden saß und abwechselnd konzentriert auf einen Block starrte und dann wieder etwas niederschrieb.
    Larry grinste. „Ach ja, der ist ein Major von der Air Force. General O‘ Neill soll ihn von seinem letzten Trip in die Antarktis mitgebracht haben. Und wenn ich mich recht erinnere gibt es da unten nur einen militärischen Stützpunkt – Mc Murdo.“
    „Und woher weißt du das alles?“
    „Der Freund meiner Schwester arbeitet als Pfleger in der Krankenstation. Auch wenn die Jungs sonst die Klappe halten, sie schwätzen gerne schon mal über das, was nicht geheim ist.“ Larry rieb sich das Kinn. „Was meinst du, warum ich mich überhaupt für das Programm und die Aufnahmeprüfungen gemeldet habe....“
    „Ach so, ich verstehe...“ Der junge Marine nickte. Dann runzelte er jedoch die Stirn. „Und was ist an diesem McMurdo eigentlich Besonderes, dass du den Namen so betonst?“
    Larry kicherte in sich hinein. „Lafayette, du bist echt ein Frischling. Hast du wirklich noch nie davon gehört?“
    „Nein, warum sollte ich?“, kam es erstaunt zurück.
    „Dann sollten wir dich schnellstens aufklären. Junge. Du solltest dir wünschen, da niemals zu landen, denn dann kannst du dich gleich begraben lassen“, mischte sich ein älterer Glatzkopf in das Gespräch ein. Genüsslich fixierte er den Dunkelhaarigen, der mit dem Schreiben aufgehört hatte. „Mc Murdo ist das Auffangbecken für alle, die nicht wissen, das es in der Army gewisse Regeln gibt, die man einzuhalten hat. Wer auf diesem Stützpunkt am Arsch der Welt landet ist gerade noch einmal vor dem Kriegsgericht davongekommen.“
    „Und so jemanden holen die nach Cheyenne Mountain?“
    Es wurde für einen Moment so still im Raum, das man ein Blatt Papier hätte fallen hören können. Dann räusperte sich jemand, ein anderer scharrte mit den Stiefeln.


    John Sheppard verzog keine Miene, als er den Kopf hob und die Anwesenden musterte. Nun wurde er von den Meisten in einer Mischung aus Verachtung und Misstrauen angestarrt.. Was erwarteten sie von ihm? Dass er sich hitzköpfig verteidigte, und sie in ihren Vorurteilen bestätigte? Das wäre vielleicht vor fünfzehn Jahren so gewesen, heute aber lächelte er nur und zuckte mit den Schultern, wohl wissend, dass das die Männer nur noch mehr irritieren und vor allem ärgern würde.
    ‚Ich habe in Afghanistan Männer sterben oder an dem Tod ihrer Kameraden zerbrechen sehen, nur weil sie nicht einmal über ihren Schatten gesprungen sind und sich hinter ihren Befehlen versteckt habe‘, dachte er bei sich. ‚Ja, auch wenn ich niemanden habe retten können, so habe ich es doch wenigstens versucht und meinem Gewissen nichts vorzuwerfen.‘
    Dann senkte er wieder seinen Kopf.
    Doch er konnte sich nicht mehr auf das Sudoku konzentrieren, das er heute Morgen in der Kantine von Cheyenne Mountain gefunden hatte.
    Unwillkürlich schweiften seine Gedanken ab.
    Noch vor einer Woche war John Sheppard auf Mc Murdo stationiert gewesen, doch dann hatte er einen General der Air Force zu einer streng geheimen Forschungseinrichtung geflogen und durch Leichtsinn und einen gehörigen Schuss Übermut sein Leben auf den Kopf gestellt.
    Obwohl - wenn er genauer darüber nachdachte - hatte dieser O’Neill seinen Anteil an demwas vorgefallen war. Denn der General hatte ihm nämlich einfach so die Erlaubnis gegeben, die Forschungseinrichtung zu betreten und sich dort unten alles anzusehen. Und das war im Nachhinein betrachtet eine mehr als ungewöhnliche Vorgehensweise, die so nicht im militärischen Protokoll stand. Selbst Johns beherztes und ruhiges Auftreten während des Drohnenangriffes hätte bei weitem nicht gerechtfertigt, ihm zuzugestehen, Einblick in solche Geheimnisse zu geben.
    John holte tief Luft. General O’Neill hatte recht – eine solch einmalige Chance auszuschlagen wäre bescheuert gewesen. Aber trotzdem hatte er schwer daran zu schlucken, dass Dinge, die er bisher für Fiktion gehalten hatten tatsächlich existierten. Und dass, obowohl er Science Fiction mochte.
    Wie war das mit dem sogenannten „Stargate“, das es ermöglichte, auf andere Planeten zu reisen, die sich quer in der ganzen Milchstraße verteilten? Einerseits grauste es ihm vor der Vorstellung, in seine Atome aufgelöst durch ein Wurmloch gesogen zu werden, andererseits war er mehr als neugierig, diese anderen Welten zu sehen, zu Himmeln voller fremden Sternen aufzusehen, ihm unbekannte Völker und Wesen kennen zu lernen oder ...
    Und wie in den Filmen und Fernsehserien gab es weit draußen im All genug Außerirdische, die das Ziel hatten die Erde zu vernichten. Und warum wohl? Weil sich die Menschen weder versklaven lassen wollten, noch bereit waren, das bei Brudervölkern länger zuzulassen.
    Nicht zuletzt hatten die Antiker, ein uraltes Volk, das wohl auch von hier stammte, Artefakte auf der Erde zurückgelassen, die von unvorstellbarer Macht waren, aber einen bestimmten genetischen Schlüssel verlangten, damit sie überhaupt funktionierten. Leider besaßen die wenigsten Menschen diesen. Und ausgerechnet er war einer dieser Auserwählten.
    Das wäre gar nicht erst heraus gekommen, wenn er sich nicht aus purem Übermut in diesen verfluchten Stuhl gesetzt und damit das Schicksal herausgefordert hätte...
    John Sheppard biss sich auf die Lippen. Er hatte nicht nur das Interesse von General O‘ Neill geweckt, sondern durch seine Neugier auch das von Dr. Elisabeth Weir, die eine Expedition an einen Ort plante, von dem er bisher nur als Mythos gehört hatte – Atlantis. Und weil diese Stadt voll von der fremdartigen Technologie der Antiker war, brauchten sie ihn.
    John erinnerte sich daran, dass er zunächst gezögert hatte, seine Zustimmung zu geben, weil er sich von den Enthüllungen überfahren gefühlt hatte. Schon damals war ihm irgendwie klar geworden, dass General O’Neill ihn bewusst in diese Situation manövriert hatte, wenngleich er vermutlich auch nicht mit diesem Ausgang gerechnet hatte. Nur die Gründe für dieses seltsame Verhalten hatte er bisher nicht erfahren.
    Es wäre jedoch dumm gewesen, diese einmalige Chance auszuschlagen. So hatte John schließlich ja gesagt und General O’Neill kurzerhand seine Versetzung nach Cheyenne Mountain arrangiert, dem wohl geheimsten Stützpunkt der Luftwaffe in den Staaten.
    Auf dem Heimflug hatte er erfahren warum dem so war, denn es beherbergte das „Stargate“, die Eintrittskarte in eine Weltsicht, die den meisten Menschen für immer verborgen bleiben würde.
    Schon kurz nach der Ankunft und der Zuweisung eines Quartiers, hatte er sich einem Gespräch mit dem Militärgeheimdienst stellen müssen, und dann eine besondere Verpflichtungserklärung über sein Stillschweigen unterzeichnen müssen, die direkt aus dem Präsidialamt stammte.
    Und war er zu diesem seltsamen„Eignungstest“ zitiert befohlen. Die Schieß- und Kampfübungen hatte er noch verstanden, da sie zum militärischen Protokoll gehörten, um seine Fähigkeiten und Kenntnisse einschätzen zu können, aber was versteckte sich nun hinter der letzten Prüfung, die für den Mittag angesetzt war und wohl entscheidend sein würde? Was würde man da heraus finden wollen?
    Nur bei einem war sich John inzwischen sicher: ‚Irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich hier nicht mehr heraus komme. Selbst wenn die Expedition von Dr. Weir nicht stattfinden wird, weil die Energie nicht ausreicht, um dieses Wurmloch zu öffnen.. so weiß ich doch ganz genau, dass ich Mc Murdo nie wieder sehen werde. Dieser General hat Pläne, die er mir dann hoffentlich endlich enthüllen wird.‘


    Die Tür in den kleinen stickigen Raum öffnete sich und brachte einen kühlen Windzug mit hinein, den einer der Techniker vor den Bildschirmen mit einem erleichterten Seufzer quittierte.
    Colonel Danford, der leitende Ausbilder, der das Geschehen auf den flimmernden Scheiben bisher aufmerksam verfolgt hatte, drehte den Kopf und grüßte kurz, bevor er erklärte: „Ich freue mich über Ihren Besuch, General. Die drei SG-Teams haben den Neuen bereits gut eingeheizt. Vier der neuen Gruppen sind bereits draußen, auch wenn sie SG-26 komplett und Severs wie auch Collins erwischen konnten.“
    Dann wandte er sich wieder den Bildschirmen zu, die verschiedene Bereiche der Lagerhalle zeigten. O‘ Neill stellte sich neben ihn und steckte die Hände in die Hosentaschen, während er das Geschehen interessiert beobachtete. Der dunkelhäutige Hüne an seiner Seite, Teal’c, überkreuzte die Arme vor der Brust und musterte ebenfalls die Bildschirme.
    „Wie Sie sehen können, Sir, sind nur noch zwei Teams ...“
    Für einen Moment wurde es in dem dämmrigen Raum hell, als ein Blitzen über das Bild zuckte. Drei Männer wurden durch bläuliche Entladungen niedergestreckt und blieben reglos auf dem staubigen Boden liegen.
    „Tja, dann muss ich mich wohl korrigieren“, kommentierte der Ausbildungsleiter das Geschehen trocken. “Jetzt ist nur noch ein Team im Rennen. Und ich muss sagen, das gerade diese Männer durchkommen hätte ich am Allerwenigsten erwartet.“
    „So?“ O’Neill zog eine Augenbraue hoch. „Wen meinen Sie, Colonel Danford? Wer sind denn diese zähen Wunderknaben?“
    Der Mann deutete auf einen Bildschirm. Ein Techniker verkleinerte den Bildausschnitt. „Es handelt sich um Major Sheppard, Leutnant Karunow und Sergeant Lafayette. Sie sind zum einen nur zu dritt, und zum anderen diejenigen, die bei der Zusammenstellung der Teams übrig blieben, weil niemand von den anderen Leadern die Herren haben wollen....“
    „Ach, wirklich? Das ist ja interessant.“
    Auch wenn die Stimme des Generals gleichgültig klang, das Strahlen in seinen Augen war nicht zu übersehen, als er den schlanken Dunkelhaarigen auf einem der Bildschirme in Augenschein nahm, der gerade etwas mit seinen Kameraden zu besprechen schien. Während der Ältere aufmerksam zuhörte, wirkte der jüngere eher skeptisch und unwillig.
    „Der junge Mann respektiert seinen Anführer nicht, O’Neill“, warf Teal’c ein. „Sie werden scheitern.“ Er musterte den ehemaligen Anführer von SG-1 prüfend. „Dir liegt viel am diesem Major Sheppard. Hat das einen ganz bestimmten Grund?“
    O’Neill verzog das Gesicht nicht, aber ein hintergründiges Lächeln umspielte seinen Mund. „Ich möchte nicht, das die gute Dr. Weir eine böse Überraschung mit dem Major erlebt, wenn sie ihn mitnimmt. Deshalb lasse ich ihn auf Herz und Nieren prüfen.“ Und mit einem Seitenblick auf Danford fügte er hinzu: „Manchmal sagt eine Akte nicht alles über einen Mann aus. Die wirklichen Qualitäten lassen sich erst erkennen, wenn man ihn im Einsatz erlebt.“
    „Sie haben recht mit Ihrer Einschätzung, Sir.“ Der Colonel wirkte ein wenig verlegen. „Major Sheppards bisherige Leistungen auf dem Schießstand und bei den Kampfübungen entsprechen gutem Durchschnitt. Er hat schnelle Reflexe, mit denen er seine fehlende Stärke ausgleicht, ein gutes Augenmaß, eine sichere Hand und man merkt ihm die langjährige Erfahrung im Feld an. Ein paar Fähigkeiten scheinen während seiner Stationierung in McMurdo ein wenig eingerostet zu sein, aber das ist nichts, was sich nicht mit ein wenig Intensivtraining beheben ließe.“ Er machte eine kleine Pause. „Doch Major Sheppards Verhalten bei dieser Übung überrascht mich. Von der psychologischen Analyse her habe ich ihn eher für einen eigenwilligen Einzelgänger gehalten, nicht für jemanden, der mit anderen zusammen arbeiten kann und sich dann auch noch als Anführer heraus kristallisiert. Karunow folgt bereits ihm aufs Wort. Wenn er jetzt auch noch Lafayette auf seine Seite bekommt, dann denke ich, hat er wirklich das Zeug zum Teamleader."
    O’Neill nickte vergnügt. „Danke für den kleinen Überblick Colonel.“
    Dann widmete er sich wieder dem Bildschirm. „Aber nun wollen wir mal sehen, wie es weiter geht. Ah, die Jungs setzen sich gerade wieder in Bewegung.“
    Teal’c warf seinem Freund und ehemaligen Teamleader erneut einen ernsten Blick zu, ehe auch er sich wieder dem Geschehen widmete.


    Das Licht fiel einzig durch Luken direkt unterhalb des Daches in die Lagerhalle und tauchte sie dank einiger hochgewachsener Bäume und eines als Raumteiler dienenden Hochregals. in ein Spiel aus Licht und Schatten.
    Überall standen Kisten jeder Größe und Form herum, teilweise auf Paletten zu hohen Türmen gestapelt, dann wieder völlig allein. Über die ein oder anderen spannten sich Planen wie ein Dach. In der Halle herrschte das Chaos - oder eine Ordnung, die allein der Lagermeister und seine Arbeiter kannten – das in jedem anderen Lager fatal gewesen war.
    Staub flimmerte in den Strahlen der tief stehenden Nachmittagssonne und senkte sich langsam auf Holz, Beton und Plastik. Hier schien keine Menschenseele zu sein - bis zu dem Moment, in dem Metall matt in einem verirrten Sonnenstrahl aufblitzte.
    John Sheppard löste sich aus den Schatten einer mehr als doppelt mannshohen Kiste und huschte über den schmalen Gang zwischen zwei nicht gerade besonders Vertrauen erweckend gestapelten Paletten in eine Nische, die gleichermaßen Schutz und Deckung bot.
    Das Gesicht des Mannes mit dem eigenwilligen schwarzen Haarschopf wirkte angespannt, während er mit wachsamem Blick und erhobener Waffe die Umgebung sondierte. Nur einmal zuckten seine Augenbrauen.
    ‚Da hinten also verstecken sie sich! Das konnten die Taliban besser!‘ Major John Sheppard verdrängte mit einer unwilligen Kopfbewegung die Erinnerungen an einen ähnlichen Einsatz in Afghanistan bei dem er zwei Kameraden und verloren hatten. Er ermahnte sich: ‚John, das ist nur eine Übung und nicht der Ernstfall.‘
    Aber diese Erprobung ihrer Fähigkeiten und Kenntnisse war auch nicht zu unterschätzen. Vor allem nicht, die Waffen, die feindliche Seite benutzten. Während Johns Waffe nur mit Farbpatronen geladen war, arbeiteten seine Gegner mit sogenannten Zat’nik’tel’s, deren genaue Wirkungsweise ihnen vor dem Einsatz erklärt worden war. Die erste Energieentladung betäubte schmerzhaft, ein zweiter Schuss tötete und ein dritter löste die betroffene Materie auf. Und John hatte kein Interesse daran, auch nur ein einziges Mal getroffen zu werden.
    Ein seltsames Kribbeln erfüllte ihn, als er noch einmal den Teil der Halle, den sie noch durchqueren mussten, um zu ihrem Ziel zu gelangen, genauer unter die Lupe nahm.
    Sie hatten dort schon einmal mit ihren Gegnern Katz und Maus gespielt, sich aber zurückziehen müssen.
    Deshalb wusste er in etwa, was sie dort hinten erwartete. Sie würden nur wenig Deckung haben und sich mehrfach in die Schusslinie begeben müssen.
    Und um überhaupt eine Chance zu haben gab es nur einen Weg, und den musste er mit seinem Team besprechen...
    Er kniff die Augen zusammen, als er erneut eine Bewegung sah. ‚Sie versuchen uns aus der Reserve zu locken, aber sie wissen nicht genau, wo wir sind. Mit Sicherheit haben sie auf einem der Türme der anderen Seite mindestens einen Schützen postiert. Stabil genug ist der Kistenstapel ja.‘
    Er drehte den Kopf kurz nach hinten und signalisierte, dass die Luft rein war. Zwei weitere Männer lösten sich aus den Schatten.
    Geduckt huschten sie zu ihm in die Nische. „Hinter uns ist alles klar! Ich habe niemanden sehen können“, raunte Lt. Karunow, der weißblonde Russe ihm zu, während der Dritte im Bunde, der dunkelhäutige Sergeant Lafayette, missmutig dreinblickte. Der junge Marine, der vor ihrer Übung über McMurdo aufgeklärt worden war, schien ganz und gar nicht begeistert darüber zu sein, dass John Sheppard sein Teamleader war.
    John nickte. „Ich weiß, Sie haben sich im vorderen Drittel verteilt, um ins zu täuschen und eiskalt zu erwischen, wenn wir nicht aufpassen. Aber ich denke, ich weiß, wie wir sie austricksen können. Passen sie auf...“
    John erläuterte seinen Plan mit wenigen Worten und Gesten.
    „Sir, das können wir doch nicht machen, das widerspricht unseren Befehlen. Uns ist strikt untersagt worden, dass wir...“ Lafayette sah ihn groß an
    Mit einem scharfen Blick brachte der Major den Marine zum Verstummen. „Wenn wir hier ohne Kopfschmerzen oder Schlimmeres heraus kommen wollen, ist das unsere letzte Chance“, zischte er leise aber eindringlich. „Und das gelingt uns nur, wenn wir einerseits als Team zusammenarbeiten und den Anweisungen unserer Vorgesetzten gehorchen, andererseits aber auch eigene Entscheidungen treffen, wenn es notwendig wird. Selbst wenn sie Befehlen zuwiderlaufen. Ich weiß, welche Bedenken Sie haben, aber im Ernstfall zählt immer etwas anderes - gemeinsam zu überleben und niemanden zu verlieren.“
    Der junge Marine sah zur Seite und John veränderte den Ton seiner Stimme, wurde sanft und ermutigend: „Wir müssen auf einander und in unsere gemeinsamen Fähigkeiten vertrauen. Lafayette, Sie sind nun einmal unser bester Kletterer und Schütze. Und das meine ich ernst!“
    „Er hat Recht, junger Mann. Sie sind darin ein Naturtalent, wie Sie ja schon bewiesen haben, als Sie vorhin den Jägern entwischten und über den Kistenstapel kletterten“, mischte sich der Russe ein und klopfte dem jungen Marine auf die Schulter. Lafayette schüttelte sich und holte dann tief Luft. Er nickte etwas weniger unwillig.
    John sah ihn noch einmal ernst an. „Ich vertraue Ihnen jetzt mein Leben und meine Gesundheit an, Samuel Lafayette. Und nun los.“
    Karunow grinste, als der junge Marine um die Ecke verschwand. „Die Frischlinge sind manchmal schwierig. Das kenne ich von zuhause nur all zu gut.“ Dann nickte er und hob seine Waffe. „Wie war das noch? Sie links, ich rechts!“
    „Ja. Achten Sie auf meinen Zuruf“, erwiderte Sheppard. Die letzten Worte hatte er in Russisch gesprochen. Karunow zuckte zusammen und sah John mit großen Augen an. Der grinste: „Ich habe mir ein paar Brocken Russisch angeeignet. War praktisch im Umgang mit einigen von den Afghanen.“
    „Sie erstaunen mich immer wieder...“ Der Russe nickte mit einem seltsamen Blick und verschwand aus seinem Sichtfeld.
    John verharrte noch einen Moment in seiner Deckung und sondierte die Lage. Vor ihm war wieder alles ruhig. Aber das hatte nichts zu bedeuten. Ihre Gegner konnten die Positionen bereits wieder gewechselt haben. Deshalb gab er Lafayette genug Zeit, um den Kistenstapel zu erreichen, von dem aus der junge Mann vermutlich das beste Schussfeld haben würde. Eigentlich war den Teams genau das untersagt worden – aber nachdem sich die Zahl der Teilnehmer so drastisch reduziert hatte, da ihre Gegenspieler nach eigenen Regeln spielten, hatte er sich entschieden, es ihnen gleich zu tun.
    War Lafayette bereits am Ziel angekommen?
    John hielt die Luft an und lauschte. Aber da nichts zu hören war, musste er sich wohl weiter auf seine Intuition und sein Zeitgefühl verlassen.
    So zählte er lautlos bis zehn, dann setzte er sich in Bewegung und schlich er einen Gang hinunter und ging wieder in Deckung, als er eine Bewegung vor sich sah. Der Weg über eine größere Freifläche war ihm also versperrt. Das hatte er sich fast schon gedacht.
    John lugte noch einmal vorsichtig um die Ecke und lächelte, als er die Muster sah, die sie Sonne auf einen Teil des freigeräumten Hallenbodens malte. Dann nestelte er einen Energieriegel aus seiner Überlebensweste nahm Augenmaß und holte aus.
    Um seine eigene Achse kreisend flog die Nahrungsration durch die Luft. Die metallglänzende Verpackung fing die Lichtstrahlen auf und blitzte mehrfach auf, vor allem, als sie plötzlich von einer blau glänzenden Entladung umgeben wurde.
    Doch darauf hatte John schon nicht mehr gewartet. Er war gleichzeitig mit dem Wurf losgelaufen und hatte die Distanz hinter sich gebracht. Ehe sein Gegner das Zat erneut in Position bringen konnte, verschwand er hinter einer hoch aufgetürmten Palette und bellte ein paar Worte in der Muttersprache des Russen.
    Ein Ploppen erklang, dann ein ärgerlicher Fluch und ein Mann tauchte mit besudeltem Rücken zwischen den Kisten auf. Hinter ihm stand Karunow und senkte seine Farbpistole grinsend. Doch sie ruhten sich nicht auf ihren Erfolg aus.
    ‚Weiter!’ signalisierte John an und gab die Richtung vor. Nun waren ihre Gegner gewarnt und wenn sie nicht erwischt werden wollten, mussten sie so viel Abstand zwischen sich und ihrer jetzigen Position bringen.
    Der Major nutzte die Schatten überhängender Planen, um einen neuen Gang hinunter zu laufen und schlug einen Haken. Doch dann blieb er plötzlich abrupt stehen und erstarrte, als er seitlich von sich den verräterischen Klang einer sich öffnenden Schlangenwaffe hörte.
    Verdammter Mist – da hatte wohl jemand die gleiche Idee gehabt!
    Betont langsam drehte er sich zur Seite und hob dabei die Hände.
    „Ich muss sagen, Sie haben sich gut gehalten, aber dieser letzte verzweifelte Versuch war wohl nichts“, sagte der stämmige Mann und richtete das Zat’nik’tel auf ihn. „Trösten sie sich, nur das erste Mal tut wirklich weh. Mit der Zeit gewöhnt man sich dran...“
    Doch bevor er abdrücken konnte, erklang ein weiteres Ploppen und seine Schulter färbte sich durch einen zerplatzte Farbpatrone rot. Mit offenem Mund ließ der Mann die Waffe sinken und blickte dann mit großen Augen nach oben.
    John jubelte innerlich. Ja, die Falle war noch einmal zugeschnappt und ein weiterer ihrer Gegner ausgeschaltet.
    Aber er nahm sich nicht die Zeit, den Triumph auszukosten.
    Noch waren da drei oder vier andere Gegner, deren Position sie nicht kannten. John gab Lafayette ein Zeichen, seine Position zu wechseln und sprintete weiter, um selbst neue Deckung zu finden.
    Zwei Gänge weiter stand er plötzlich vor der jenseitigen Wand der Lagerhalle und die rettende Tür lag zum Greifen nahe. Doch sie war nicht unbewacht. Ein Mann hockte mit schussbereiter Waffe hinter einer vielleicht hüfthohen Kiste. Leider hatte er dabei eines nicht bedacht: Das die Beute, den Plan durchschauen und einen anderen Weg einschlagen könnte.
    John pirschte sich lautlos näher, um in Schussweite zu kommen.
    Dann stieß er einen leisen Pfiff aus.
    Schneller als erwartet, drehte sich der Mann um und feuerte. Gerade noch rechtzeitig warf sich John zu Boden, um der Entladung zu entgehen, die nur um Haaresbreite über ihn hinweg toste und sich um eine Kiste herum entlud.
    John fluchte und rollte sich von den zündelnden Lichtblitzen weg, die fast auf ihn übergesprungen währen. Und dann – in halb liegender, halb sitzender Stellung schoss er selber.
    Der Mann verriss seinen Arm, als ihn die Farbpatrone mitten auf der Brust traf, und so verpuffte das weißlichblaue wirkungslos Meter über ihm. In einer Mischung aus Wut und Fassungslosigkeit starrte er John an, der heftig atmend auf die Beine kam und von ihm zur Tür blickte.
    Nur wenige Schritte trennten ihn von der sicheren Zuflucht.. Er holte tief Luft.
    Nein, das war nicht der Sinn dieser Übung. Durch die Tür würde er nur zusammen mit Karunow und Lafayette gehen – seinem Team. Und nun, da er einen entscheidenden Vorteil errungen hatte, weil er durch die feindlichen Linien gebrochen war und von hinten angreifen konnte, würde er diesen nutzen, um seine Leute zu holen. Und deshalb machte er ohne Zögern kehrt und verschwand wieder zwischen den Kisten.


    „Es war den Teilnehmern eigentlich strikt untersagt, auf die Kisten zu klettern!“ Colonel Danford stieß zischend die Luft aus. „Ich hatte diesen Befehl besonders hervor gehoben und nachdrücklich wiederholt.“
    „Warum? Ist es nicht ihre Absicht gewesen, sie dazu zu provozieren?“ General O’Neill wirkte amüsiert. „Indem sie es den SG-Teams gleich getan haben, konnten die drei das Verhältnis ausgleichen. Seaford und MacFlanners sind draußen – oh, und jetzt hat es wohl auch noch auch noch Kovecz erwischt.“ Er grinste. „Nun, jetzt steht es wohl drei zu drei. Was sagst du dazu, Teal’c?“
    „In der Tat.“ Der Jaffa neigte leicht den Kopf. „. Major Sheppard besitzt die Weisheit und das Herz eines erfahrenen Kriegers, und dennoch steckt in ihm immer noch der Wagemut und die Leidenschaft der Jugend. Das ist es doch, was du wissen willst, O‘ Neill.“
    „Hm, ja. So ungefähr.“
    Der grauhaarige General schien jetzt ganz von der Endphase des Kampfes gebannt zu sein. Einer der Techniker holte die Szene näher heran und verstärkte auch den Ton, damit die Männer im Beobachtungsraum mithören konnten.
    Lt. Colonel Williams, der Anführer eines SG-Teams, trat aus seiner Deckung zwischen ein paar Kisten und richtete sein Zat’nik’tel auf den jungen Sergeanten Lafayette, den er Lindsay und Calding gestellt hatten. Der junge Marine stand mit den Händen hinter dem Kopf vor den Männern und blickte beschämt zu Boden.
    Von seinen Teammitgliedern war jedoch keine Spur zu sehen.
    „Das Spiel ist aus, Major Sheppard. Geben Sie auf, und wir ersparen es Lafayette, den Kuss der Schlangenwaffe kennen zu lernen“, rief Williams in den Raum.
    Für einen Moment herrschte auch im Beobachtungsraum atemlose Stille und jeder wartete ab, was passieren würde. Selbst die Techniker schienen sich zu fragen, ob der Major bereit sein würde, ein Teammitglied zu opfern, um die Mission zu erfüllen.
    „Sheppard, ich weiß, das sie in der Nähe sind“, rief der Teamleiter noch einmal und verstärkte seine Drohung. „Ich zähle bis drei und dann schieße ich... eins ... zwei ...“
    Gerade als er Luft holte, um das letzte Wort auszusprechen, tauchte aus dem Schatten zwischen der Wand und dem Hochregal eine schlanke, hochgewachsene Gestalt auf und senkte die Waffe, die sie bisher auf Lindsay gerichtet hatte.
    Was Sheppard davon hielt, so kurz vor dem Ziel aufgeben zu müssen, war aus seinem Gesicht nicht abzulesen, nur eine angespannte Wachsamkeit.
    „Nein, der Junge hat noch nicht aufgegeben“, raunte O‘ Neill und beugte sich interessiert vor. „Was hat er noch in der Hinterhand? Mal sehen ob Williams das merkt.“
    Auch wenn sich der Major nun betont langsam hinkauerte und die Waffe auf den Boden legte, so schien er doch immer noch auf eine Chance zu lauern, das Blatt zu Gunsten seines Teams zu wenden.
    „Und nun Aufstehen und Hände hinter den Kopf.“
    Auch das geschah langsam und bedacht. Doch noch bevor er die Bewegung ganz vollendet hatte, suchte Sheppard den Blick des jungen Marines und lächelte..
    „Na, nun komm schon!“ O’Neill legte den Kopf schief. „Mach es nicht so spannend ...“
    Im nächsten Moment drehte Sheppard den Kopf in eine andere Richtung und sagte etwas auf Russisch. Dann kam Bewegung in seinen Körper. Er brachte sich mit einem gewagten Hechtsprung aus dem Schussfeld des Zat.
    Williams erstarrte, als sich der Inhalt einer Farbpatrone auf seinem Arm verteilte, ehe er abdrücken konnte. Lafayette, auf den in diesem Moment keiner mehr geachtet hatte, warf sich zu Boden, rollte sich ab und kam in Besitz von Sheppards Waffe. Obwohl er kaum zum Zielen kam, erwischte er Lindsay und färbte dessen Bauchregion rot. Der fluchte laut. Ob nun aus Reflex oder Wut, er löste trotzdem noch die Schlangenwaffe aus. Lafayette schrie schmerzerfüllt auf als ihn die blauen Entladungen erfassten und schließlich still liegen.
    Derweil war der Major auch schon an Calding heran und entwaffnete den völlig überraschten mit einem Handkantenschlag, packte das Handgelenk und verdrehte dem Mann den Arm hinter dem Rücken, bis Karunow an seiner Seite war und ihn übernehmen konnte.
    „Ja, so liebe ich das!“ General O’Neill rieb sich die Hände. „Ich denke, diese Übung können wir getrost mit einem Unentschieden als beendet ansehen“, sagte er dann zufrieden. „Zwar haben die drei nicht ganz unbeschadet den Sicherheitsraum erreicht, aber sie haben alle ihre Gegner ausgeschaltet.
    „So sieht es wohl aus.“ Colonel Danford stieß zischend die Luft aus. „ Das ist übrigens das erste Team in der Geschichte dieser Übungen, das es so weit gebracht hat.“
    „Hm, warum sollte es nicht auch einmal ein paar Gewinner geben? Und unseren Jungs hat die Übung auch mal gut getan. Ich glaube einige von ihnen sind ganz schön eingerostet.“
    Jack O’Neill ließ seine Augen nicht von John Sheppard, der sich inzwischen besorgt über seinen Teamkameraden beugte, während der Russe nur ein paar Schritte entfernt Calding in Schach hielt. Lindsay und Williams wechselten leise Worte miteinander und warfen immer wieder verärgerte und nachdenkliche Blicke auf die Prüflinge.
    Colonel Danford nahm von einem der Techniker indessen ein Mikrophon entgegen.
    Dann war seine Stimme in der ganzen Halle zu hören. „Vielen Dank meine Herren. Die Übung ist damit beendet. Wir treffen uns um 1900, also in drei Stunden zur Auswertung im Besprechungsraum.“
    In die Männer auf den Bildschirmen kam Bewegung. Sanitäter begaben sich zu ihnen und hoben den bewusstlosen Sergeanten auf eine Trage. Sie schienen mit ihren Erklärungen Karunow und Sheppard zu beruhigen, die erst dann Abstand von ihrem Teamkameraden nahmen und sich erlaubten einander zufrieden zuzunicken.


    General Jack O’Neill lächelte breit und steckte die Hände wieder in die Hosentaschen. „So, Colonel, ich befürchte, ich muss Sie nun verlassen. Meine Pflichten in Cheyenne Mountain rufen mich. Sie wissen schon, der Papierkram und so...“
    „Trotzdem noch einmal danke für Ihren Besuch, Sir. Es war mir eine Freude, das Sie auch mal wieder vorbei geschaut und sich die Übung angesehen haben.“ Danford blickte irritiert auf den sehr zufrieden wirkenden General „Immerhin haben uns diesmal paar wirklich vielversprechende Anwärter für das Stargate Programm mit ihren Fähigkeiten überraschen können.“
    „Oh ja, das haben sie in der Tat!“
    Pfeifend spazierte O’Neill aus der Tür.
    Teal’c nichte den Anwesenden zu und verließ ebenfalls den Raum. Draußen schloss er zu dem General auf und musterte ihn mit hochgezogener Augenbraue. Er sagte nichts zu der auffallend guten Laune seines Freundes, bis sie in den Jeep stiegen, mit dem sie das kurze Stück von Cheyenne Mountain hinunter gekommen waren.
    Erst als sich der General hinter das Steuer gesetzt hatte und den Motor startete, wandte sich ihm der Jaffa zu, und öffnete den Mund. „Du wolltest, dass ich mir diesen Major Sheppard ansehe und mir eine Meinung über ihn bilde, O’Neill. Das habe ich getan.“ Er schwieg einen Moment und legte den Kopf schief. „Ich weiß, dass geschieht nicht ohne Grund. Du willst, dass er in SG-1 deine ehemalige Position einnimmt.“
    „Was denkst du von mir? Ich bitte dich Teal’c!“ Die Hände des Generals spannten sich fester um das Lenkrad, so dass die Knöchel weiß hervortraten. „Ich will einfach nur, dass die gute Dr. Weir kein faules Ei mit auf ihre Atlantis-Expedition nimmt“, heuchelte er. „Mehr will ich wirklich nicht.“ Es arbeitete in seinem Gesicht, während er betont unschuldig zu wirken versuchte und einen Hauch zu schroff hinzufügte. „Schließlich ist das eine heikle Mission. Auch wenn ihre Durchführung noch in den Sternen steht.“
    „Das mag sein. Aber dennoch nicht heikler und gefährlicher als die unseren, O’Neill.“ Der Jaffa musterte ihn unbewegt. „Du sieht in ihm einen Krieger, der dem Mann gleicht, der du vor acht Jahren warst. Du bereust bereits, Dr. Weir zugesagt zu haben, Major Sheppard mit ihr zu schicken. Aber ist es wirklich gut, eine einmal getroffene Entscheidung rückgängig zu machen?“
    „Teal’c, das ist jetzt nicht fair“, murmelte O’Neill und wich seinem Blick aus. Es schien ihn zu ärgern, dass der Freund ihn so einfach durchschaut hatte. „Ich sage ja nicht, dass ihr direkt einen neuen Teamleader vor die Nase gesetzt bekommt, dazu müsste er sich erst einmal bewähren. Carter ist mehr als fähig, das hat sie bewiesen. Aber es ist nun mal ein ungeschriebenes Gesetz, dass jedes Team - auch SG-1 - vier Leute haben muss. Und je früher ihr jemanden findet, desto besser.“
    Teal’c erwiderte nichts auf den letzten Satz seines Freundes, sondern lächelte nur hintergründig in sich hinein und lehnte sich zurück, während der General losfuhr und dabei etwas heftiger aufs Gas trat als sonst.
    Er durchschaute O’Neill manchmal besser als dieser sich selbst und bezweifelte nicht, das dieser noch einiges versuchen würde, um das Schicksal noch einmal zu wenden. Aber ob es ihm gelingen würde, das stand auf einem anderen Blatt und das würde die nahe Zukunft erweisen...

  8. #8
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    Standard

    Name des Autors: Colonel Maybourne
    Kategorie: Misc ( Humor, Action, Spannung )
    Titel: Space: The Final Frontier… Atlantis
    Kommentar: Die von mir selbst erschaffende SF 1 Crew trifft auf das Atlantisteam. Spielt in der zweiten Hälfte von SGA Season 2.
    Der Humor ist als ziemlich bissig und zynisch zu bezeichnen.
    Kenntnisse meiner FF Space: The Final Frontier… sind von Vorteil
    Betaleser: Meine Schwester
    Rating: FSK 15
    Disclaimer: MGM. Mir gehört nichts, denen aber alles. Allerdings ist das SF 1 Team von mir selbst erschaffen worden.






    Spoiler 
    Space: The Final Frontier… Atlantis



    Es war ein ruhiger Tag in der alten Stadt der Antiker. Knapp eine Woche ist es jetzt her, dass man Rodney McKay vom Boden des Ozeans bergen musste, nachdem sein Jumper abgestürzt war.
    In den Tagen danach war er allen mit seinen überheblichen Reden auf den Wecker gegangen, dass wenn er den Jumper repariert hätte, er nicht abgestürzt wäre.
    An heutigen Tag jedoch ging alles seiner geordneten Ruhe nach.
    Teyla und Ronon befanden sich auf einem fernen Planeten, um dort Handelsabkommen zu schließen.
    John trainierte in der Turnhalle, oder lief durch die Stadt, um sich fit zuhalten.
    Rodney war in seinem Labor, um dort die Aufzeichnungen über den Jumperschutzschild durchzugehen.
    Und Elisabeth Weir saß in ihrem Büro, wo sie ihren Bericht an die Erde fertig stellte.
    „… von daher glauben wir, dass eine Aufstockung des Personals um 20 – 30 Wissenschaftler dringend nötig wäre.“
    Im nächsten Moment spürte sie ein mittelstarkes Beben, welches die ganze Stadt erfasste. Einen Augenblick später fand sie sich mit Dr. Zelenka im Kontrollraum ein.

    „Radek. Wissen sie vielleicht, was das gewesen sein könnte? Das war jedenfalls keine sanfte Erschütterung.“
    Der Tschechische Wissenschaftler besah sich der Sensoraufzeichnungen, runzelte dabei ein wenig die Stirn.
    „Wir haben mit den Sensoren eine Raumschockwelle aufgefangen. Etwa 56.300 Kilometer vor dem Planeten gab es einen Subraumriss.“
    Elisabeth sah ein wenig besorgt aus.
    „Besteht weiterhin eine Bedrohung für die Stadt? Und wie ist dieser Riss überhaupt aufgetreten?“
    Doch Dr. Zelenka ignorierte sie zunächst, da er noch in seine Kontrollen vertieft war.
    „Der Riss schließt sich schon wieder.“
    In diesem Moment kamen John und Rodney die Treppe rauf gelaufen, um sich zu informieren.
    Doch Radek sprach als erster.
    „Das ist ja merkwürdig. Durch den Riss ist ein kleines Schiff gekommen. Sieht aus, wie ein Jumper, nur größer.“
    Rodney lief zu den Kontrollen, doch konnte sich auch keinen Reim darauf machen.
    „Laut den Daten ist es ein Antikerschiff. Aber warum kann ich nicht mehr herausfinden?“
    Plötzlich kam Dr. Weir ein Geistesblitz.
    „Radek, sagten sie gerade, dass das eigentlich nur ein vergrößerter Jumper ist?“
    „Ja.“
    Alle blickten Elisabeth an, die ihren Kopf in den Händen vergrub.
    „Ich glaube, ich weiß, wer da auf uns zukommt. Die sind zwar keine Gefahr, aber verdammt lästig.“
    Auch Rodney schien ein Licht aufzugehen, denn unter einem gewaltigen Stöhnen fiel sein Kopf nach unten.


    An Bord des Schiffes:

    Alex Burns besah sich des Joints, den er gerade rauchte, blickte dann wieder zur Frontscheibe.
    „Ich dachte, dass Kraut ist nicht so stark.“
    Danach fiel sein Blick wieder auf den Glimmstängel runter, während er von Thomas einen Schlag auf den Hinterkopf einfing.
    „Au. Wofür war denn das?“
    Thomas Hansens Blick war äußerst straffend.
    „Wie oft habe ich schon gesagt, im Cockpit wird nicht gekifft?“
    Hastig nahm Alex noch zwei Züge, bevor der Joint auf dem Boden aufschlug.
    Währenddessen war Emma Richmore, die Pilotin, aus ihrer Beinahetrance erwacht.
    „Leute, ich glaube, ich bin eben falsch abgebogen.“
    Inzwischen war auch Holly Thomson in der Steuerzentrale eingetroffen.
    „Wieso? Wo sind wir denn.“
    Emma kratzte sich am Kopf.
    „Laut den Anzeigen direkt über Atlantis.“
    Die anderen drei blickten sich ungläubig an, bevor Alex einen Spruch zum Besten gab.
    „Wenn ich mir das Hirn noch nicht ganz weg gesoffen habe, glaube ich mich zu erinnern, dass diese Stadt in einer anderen Galaxie liegt.“
    Thomas beugte sich über Emmas Schulter.
    „Also, Kleines. Wie zur Hölle hast du das verbockt?“
    Doch auch Alex besah sich der Sensoren, legte seine linke Hand auf Emmas rechten Oberschenkel.
    „Hier wurde gerade ein Unterprogramm geöffnet. Sie hat eine Subraumspalte geöffnet, dazu auch einen Bruch des Zeitkontinuums.
    Wir sind fast 8 Jahre in die Zukunft geschleudert worden.
    Verdammt, wie oft habe ich schon gepredigt, beim Fliegen nicht an andere Dinge zu denken?“
    Emma blickte auf die Hand, die ihr Bein kaschierte.
    „Und wie oft hab ich schon gepredigt, dass ich dich nicht ran lasse?“
    Holly, die hinter ihnen stand, stieß schon wieder Flüche gen Himmel.
    „Hört mit diesem verdammten Kinderkram auf. Da blinkt eine Anzeige.“
    Alex öffnete daraufhin einen Kanal.
    „Hier sind die coolsten Partystarter jenseits der Milchstraße. Und wer rockt da unten?“
    Die Antwort ließ einige Sekunden auf sich warten.
    „Hier ist Dr. Elisabeth Weir. Landen sie bitte, wir übermitteln die Koordinaten. Es ist einiges zu besprechen.“
    Acht Minuten später setzten sie auf dem Ostpier der Stadt auf.

    Elisabeth, John, Rodney und ein paar Marines standen bereits am Pier, um ihre Gäste in Empfang zu nehmen.
    John hatte allerdings noch nicht alles verstanden.
    „Wer sind die jetzt noch mal genau? Weltraumnomaden, die von der Erde kommen?“
    Elisabeth blickte ihn missmutig an.
    „Also, noch mal die Kurzfassung. Diese Leute kommen von der Erde, wurden von einem Asgard entführt, einige Wochen bevor das SGC von Apophis zum ersten Mal angegriffen wurde.
    Sie fielen dem Goa´Uld Heruur in die Hände, konnten entkommen und machten die Galaxie unsicher.
    Dabei gaben sie sich selbst den Namen SF 1, welcher für Space Force 1 steht.
    Genau wie andere SG Teams kämpften sie gegen Goa´Uld, erforschten andere Welten, allerdings wollten sie immer nach Hause, zur Erde.
    Nach etwa zwei Jahren gelang ihnen das auch.
    Das dumme an der Sache ist nur, dass einer von ihnen ein Kiffer ist, der die Goa´Uld bösartiger beleidigt hat, als Jack O´Neill jemals.
    Sein Name ist Alex Burns.
    Der Kerl ist garantiert so klug wie Rodney, aber trinkfester als 10 Russen und andauernd am Kiffen.
    Zudem hat er eine wahrhaft böse Zunge.
    Eine der beiden Frauen ist ein englisches Adeliges Societygirl, die zu einer Art Paris Hilton des Universums wurde.
    Sie heißt Emma Richmore.
    Sie ist schon einmal komplett nackt durch eine Westernstadt gegangen und eine bekennende Nymphomanin.
    Die anderen beiden, Thomas „Tom“ Hansen und Holly Thomson, sind eigentlich ganz normal.“
    Völlig Baff stand Sheppard da, blickte mit offenem Mund dem Schiff entgegen.
    „Ich hoffe nur, dass die sich hier benehmen.“
    Dr. Weir nickte ihm zu.
    „Wenn nicht, lass ich sie in die Brig werden. Mir sind die Berichte noch im Kopf, wie sie einst dem SGC auf dem Kopf tanzten.“
    In diesem Moment kam der Jumper zum Stillstand, die glorreichen vier stiegen aus.
    Alex fielen fast die Augen aus dem Kopf, als er Atlantis sah.
    „Man, dass ist ja ne fette Hütte.“

    Nachdem sie im Konferenzraum eingetroffen waren, begann Dr. Weir einige Regeln aufzustellen.
    „Nur damit wir uns klar sind: Solange sie hier bleiben, werden sie sich benehmen. Es wird nicht beleidigt, belästigt oder in sonst einer Form für Unruhe gesorgt.
    Haben sie das alle verstanden?
    Damit meine ich besonderst Miss Richmore und sie, Mister Burns?“
    Holly kam nickend einige Schritte vor.
    „Das kann ich durchaus verstehen. Wir sind im Grunde harmlose Menschen, die nur dann unangenehm auffallen, wenn man uns bedroht.
    Auch Alex und Emma haben eine gute Seele, man muss sie eben nur erkennen.“
    Danach erhob Alex das Wort, sein Blick fiel auf Dr. Weir.
    „Hey, Mutti. Mach hier mal nicht so einen Aufriss. Wir sind nur auf der Durchreise, gecheckt?“
    Danach zündete er sich einen seiner liebsten „Schwarzer Jaffa“ Joints an und plumpste in den nächsten Stuhl.
    Bei dieser Aktion bekam John allerdings einen ziemlich dicken Kragen. Er stand auf, um sich vor dem jungen Kalifornier drohend aufzubauen
    „Ich glaube, ich habe mich eben verhört. Sie werden sich sofort bei Dr. Weir entschuldigen und machen die Kippe aus.“
    Alex blickte ihn noch mal recht strange an, nahm einen tiefen Zug. Danach trat er den Joint auf dem Boden aus.
    „Man, seid ihr hier verklemmt.“
    Dr. Weir, den Kopf schüttelnd, wies sie an, sich nun zu entfernen.
    „Der Korporal wird sie zu den Unterkünften bringen. Verhalten sie sich bitte angemessen.“
    Und auch Rodney rief noch was hinterher.
    „Wenn ihr was anfasst, was meinem Forschungsbereich angehört, dann könnt ihr was erleben.“
    Auf der Treppe zündete Alex sich bereits die nächste Dröhnung an.

    Elisabeth und John waren danach in ihr Büro gegangen, wo sie sich leicht entnervt niederließen.
    Er war immer noch ein wenig säuerlich eingestellt.
    „Dem Kerl würde eine Militärische Ausbildung dringend gut tun. Ich meine, dass ich selbst ja auch nicht gerade streng handele.
    Aber was sich dieser Burns eben geleistet hat, ging zu weit. Dem muss man mal die Leviten lesen.“
    Dr. Weir aber schüttelte nur den Kopf.
    „Das wäre völlig sinnlos. Denn er würde es nicht annehmen. Die wurden schon von Goa´Uld gefangen genommen und haben sich Dinge geleistet, da würden uns die Ohren schlackern.“
    Im nächsten Moment gab es einen Alarm.
    „Dr. Weir und Colonel Sheppard in den Kontrollraum.“

    Nachdem man den nicht gerade herzlich willkommenen Gästen ihre Quartiere gezeigt hatte, begaben sich Emma und Alex auf Enddeckungstour durch die Stadt.
    Dabei hatten sie immer zwei Marines als Bewachung an ihrer Seite.
    Alex war Atlantis fasziniert.
    „Man, sieh dir den Schuppen doch mal genau an. Das wäre ne klasse Location, um angesagte Partys zu feiern.
    Ist voll meine Wellenlänge. Die fehlt noch die eine oder andere Bar, ein Pool. Ja, dass würde Papa gefallen. “
    Und auch Emma war von der Stadt angetan.
    „Sehe ich genauso. Und bei den knackigen Marines hier könnte ich jetzt schon schwach werden.“
    Dabei blickte sie ihre Bewacher neckisch an.
    „Na, Jungs. Habt ihr heute Abend schon was vor, oder wollen wir eine kleine Party zu dritt feiern?“
    Dabei klaschte sie sich mit beiden flachen Händen auf ihren Hintern.
    Den beiden Soldaten fielen dabei beinahe die Augen aus dem Kopf.

    Elisabeth und John traten an den Tortechniker heran, welcher zu ihnen raufschaute.
    „Major Lorne kehrt mit seinem Team zurück. Er meldete, dass sie einen Wraith gefangen haben.“
    Sofort trat sie an das Stadtweite Kommunikationssystem.
    „Hier spricht Dr. Weir, an die gesamte Expedition. Wir haben einen Wraith fangen können, bitte räumen sie alle Wege zur Brig.
    Zusätzliche Wachen in den Torraum.“
    Danach ging sie zum Anwahlcomputer, nahm ein Funkgerät, welches eine Verbindung mit Lorne hatte.
    „Major, sie können durchkommen. Schild wird deaktiviert.“
    „Verstanden, Mam.“
    Einen Augenblick später kamen sie mit einem Wraith, der finster blickte, durch das Tor.
    Wo Sheppard seine Kollegen AR 2 auch gleich in Empfang nahmen.
    „Gute Arbeit, Lorne. Wo haben sie denn den her?“
    Der Major antwortet nach einer Verschnaufpause.
    „Nun, sechs einzelne Wraith wollten eine kleine Siedlung überfallen. Wir haben sie unvorbereitet überrascht und eliminieren können.
    Dabei ist uns der in die Hände gefallen.“
    John klopfte ihm auf die Schulter.
    „Gut gemacht, Jungs. Geht euch erst mal in Ruhe frisch machen. Nachbesprechung in einer Stunde.“
    Der Wraith wurde hingegen schon von Marines in Richtung der Zelle gebracht.

    Rodney, Cadmann und Zelenka besahen sich des Jumpers, der von SF 1 „Hermes“ getaucht wurde.
    Cadmann war davon fasziniert.
    „Der ist viel besser, als die unseren. Am liebsten würde ich ihn behalten.“
    Doch Rodney fuhr ihr gleich dazwischen.
    „Geht nicht. Die sind acht Jahre in der Zukunft gelandet. Wir müssen sie wieder zurückschicken.
    Denn mit diesem Schiff haben sie mehr als nur einmal die Erde gerettet. Wenn sie bleiben, würde es Temporales Paradoxon geben, in dem die Goa´Uld die Erde erobern.
    Die hoffe, dass war verständlich genug.“
    Zelenka hingegen besah sich der Plasmaschnellfeuerkanonen.
    „Rodney, diese Waffen haben fast die gleiche Feuerkraft wie der Satellit. Hätte ich gar nicht gedacht.“
    Doch McKay war mit anderem beschäftigt.
    „Ja, ja. Ich sehe mir gerade die Schildmodifikationen durch.“
    Laura Cadmann blickte Rodney noch mal durchdringend an, bevor sie sich entschloss, anderen Pflichten nachzukommen.

    Der Wraith wurde von vier Marines durch die Gänge der Stadt gebracht. Und obwohl er gefesselt war, konnte er ungesehen seine Fesseln lösen.
    Allerdings musste er mit der Flucht warten, bis seine Bewacher abgelenkt sein würden.
    Der letzte Mensch an dem er sich nähren konnte, konnte ihn nicht richtig sättigen, weil er eine Krankheit in sich trug.
    Doch dieses Mal war das Glück auf seiner Seite.
    Zwei Wissenschaftler standen im Weg, als sie eine Energieleitung reparieren wollten.
    Darüber waren auch seine Bewacher nicht gerade erfreut, versperrten sie doch den ganzen Weg.
    „Machen sie mal Platz und schafft den Kram weg. Wir haben einen ziemlich unangenehmen Zeitgenossen, der in die Brig muss.“
    Auf diesen Moment hatte er seit seiner Gefangenname gewartet, riss die Arme mit einem kräftigen Ruck hoch.
    Dabei stolperte der erste Soldat nach hinten, schlug sich den Kopf an einem Vorsprung auf.
    Er war sofort tot.
    Mit einer Drehung nach links entriss er seinem zweiten Bewacher den Betäubungsstunner und betäubte den Marine damit.
    Danach ließ er sich rückwärts auf den Boden fallen, während die ersten Projektile über seine weißen Dreadlocks zischten.
    Bei der nächsten Salve traf er einen weiteren Marine, der benommen auf den kalten Boden fiel.
    Der letzte Erdensoldat kam an seine sekundäre Projektilwaffe, mit der er dem Wraith zwei Treffer verpasste.
    Doch mit einer fallenden Drehung nach halbrechts entging der Wraith dem restlichen Magazin der Waffe.
    Im Nu war er wieder oben, drückte den Erdensoldaten zu Boden und grinste ihn an, bevor seine Hand in die Brust eindrang.

    Dr. Weir stand im Kontrollraum an den Nahraumsensoren, sah zusammen mit Colonel Sheppard erneut die Aufzeichnungen durch.
    „In den Stunden, seit unsere Gäste eingetroffen sind, gab es keine weitere Anomalie, John.
    Ich hatte schon befürchtet, es konnten Folgeschäden auftreten.“
    Gerade, als Sheppard darauf antworten wollte, kamen zwei völlig aufgelöste Wissenschaftler die Treppe hinaufgelaufen.
    „Dr. Weir. Dr.Weir. Der Wraith konnte entkommen, er hat die Marines überwältigt.“
    Elisabeth und John kamen ihnen entgegen.
    „Bleiben sie ruhig, Dr. Falson. Und erzählen sie von Beginn an.“
    Stark nach Luft ringend begann der Ingenieur seine Ausführung, während der jungen Frau neben ihm immer noch der Schock im Gesicht stand.

    Alex und Emma sahen sich gerade ein weiteres noch unerforschtes Labor an, als eine Stadtweite Durchsage hereinkam.
    „Achtung, Gefahrenstufe eins. Der Wraith konnte entkommen. Zu ihrer Sicherheit begeben sich alle Personen in ihre Quartiere.
    Soldaten im Gateraum melden.“
    Alex blickte Emma in die Augen, die erst blinzelte, danach nickte.
    „Marines, wir müssen erst zu unserem Schiff. Dort gibt es einige bessere Knarren, als eure.“
    Doch einer der Soldaten ging dazwischen.
    „Kommt nicht in Frage. Der Befehl ist klar, sie gehen sofort in ihre Quartiere.“
    Alex drehte sich kurz weg, zog seine Zat und verpasste beiden Soldaten je eine Endladung.
    „Tut mir leid Ladys, aber wir machen das jetzt auf meine Art.“
    Anschließend schleifen sie die beiden bewusstlosen in den isolierten Raum und verschlossen die Tür.


    Etwa 20 Minuten später:

    John, Elisabeth, Rodney und über 20 Marines standen im Konferenzraum. Seit der Wraith entkommen konnte, war er praktisch unsichtbar geblieben.
    Was der Expeditionsleiterin sichtbar missfiel, als sie McKay aufforderte, ihn endlich aufzuspüren.
    „Rodney, warum wird er von den Sensoren nicht erfasst? Ich will, dass der Wraith in spätestens einer Stunde gefangen ist.“
    Der Kanadier versuchte sich zu verteidigen.
    „Ich arbeite so schnell, wie ich kann. Vielleicht hat er sich auch in einen Winterschlaf ähnlichen Zustand versetzt.
    Dann können selbst die Sensoren der Antiker ihn nicht aufspüren.“
    John fuhr dazwischen.
    „Sie meinen, so ein kleines Schläfchen nach dem Mittagsessen? Verdammt noch mal, dieser Mistkerl hat vier Marines getötet.
    Wäre doch bloß Ronon hier.““
    Plötzlich kam ein ziemlich frecher Zwischenruf vom Eingang.
    „Ist nicht nötig. Wir erledigen das schon. Also setzt euch auf eure Ärsche, legt die Füße hoch und besorgt mir meine Erdnüsse.“
    Alex, mit einer wirklich dicken Bong unter dem Arm, stand frecher grinsend als je zuvor da. Emma und Thomas standen halb gelangweilt hinter ihm.
    Sie waren mit Zats und Stabwaffen ausgerüstet.
    Die erste Reaktion kam von Elisabeth.
    „Das kommt überhaupt nicht in Frage. Und haben sie da eine Wasserpfeife unter ihrem Arm?“
    Alex lächelte sie an.
    „Keinen Stress, ist nur Tabak. Auch en Zug?“
    Nun trat Thomas einen Schritt vor.
    „Bei allem Respekt Doc, aber sie versuchen dieses Wesen auf die völlig falsche Art zu jagen. Wenn sie es haben wollen, müssen sie ihm einen Köder vorwerfen. Denken sie daran: Es ist ein Jäger und denkt meistens auch animalisch.“
    Rodney fuchtelte ein wenig mit seinen Armen rum.
    „Ja, ja. Die Idee kam mir auch schon. Sie können jetzt wieder gehen und die Sache den Profis überlassen.“
    Dabei zeigte er mit geschwollener Brust auf sich.
    Alex, nachdem er wieder eine tiefen Zug genommen, lachte Rodney fies an.
    „Wenn du ein Profi bist, wundert mich hier gar nichts mehr. Im Ernst: Was habt ihr vor? Schwerbewaffnete Marines allein als Lockvogel losschicken?“
    Jetzt meldete sich auch John zu Wort.
    „Haben sie eine bessere Idee?“
    Emma, die sich bisher zurückgehalten hatte, lächelte ihn spitz an.
    „In der Tat. Eben unsere Art, zu handeln.“

    Zehn Minuten später waren sie soweit. SF 1, John und Docktor Beckett hatten sich auf der Krankenstation versammelt.
    Holly gesellte sich zu Elisabeth in den Kontrollzentrale.
    Allerdings meldete Carson starke Bedenken gegen den Plan an.
    „Kindchen, sind sie wirklich sicher, dass sie das tun wollen? Es reicht doch aus, wenn wir so eine Flasche mit Pheromonen an einer Stelle ausstellen.“
    Emma nickte ihm abweisend zu.
    „Nein. Ich habe das schon bedacht, aber ich glaube nicht, dass es funktionieren würde. An mir würden die Duftstoffe nicht künstlich wirken.“
    Carson, sehr besorgt, ging zu seinem Medikamentenschrank.
    „Hier, dass sind genug Menschliche Pheromone, um nach zehn Menschen zu riechen.“
    Die junge Engländerin nahm die Flasche, stellt sie auf einen Tisch.
    Danach begann sie, sich komplett auszuziehen. John fielen wie Beckett fast die Augen aus dem Kopf.
    „Darf ich mal fragen, was das soll? Sind sie noch ganz richtig im Kopf?“
    Sie jedoch war sich keiner Schuld bewusst.
    „Hören sie, ich muss für den Typen so appetitlich wie nur möglich aussehen. Wenn ich mich komplett nackt mit den Pheromonen einreibe, wird er nicht wieder stehen können.“
    Danach begann sie ganz langsam, ihre Beine zu balsamieren.
    „Ich brauche noch jemand, der mir den Rücken einreibt.“
    Dabei drückte sie John die Flasche in die Hand, der völlig perplex dastand.
    „Nur fürs Protokoll: Das ist eine rein militärische Aktion, ohne Hintergedanken.“
    Alex aber stand nur da, hob seinen rechten Daumen.
    „Aber klar doch, lass dir ruhig Zeit. Sie braucht das, glaub mir.“
    Man konnte dem Amerikanischen Offizier regelrecht ansehen, dass ihm diese Aktion recht peinlich war.

    Elisabeth wollte kaum glauben, was sie gerade aus der Krankenstation hörte.
    „Sie lauft nur mit Stiefeln bekleidet durch die Stadt?“
    Holly konnte nur noch Kopfschüttelnd lachen.
    „Das hat sie mit Alex ausgebrütet. Die beiden werden sich nie ändern.“
    Auch Rodney und Zelenka standen nur noch geistesabwesend, mit offenem Mund daneben.
    Da meldete sich Alex noch mal.
    „Öffnet mal zackig alle Türen, die nicht in Labore oder Quartiere führen. Er soll sie schließlich wahrnehmen.“

    Während Emma entblößt und wie eine Haubitze riechend durch die Stadt lief, nahm der Wraith einen ersten Geruch wahr.
    Es war ein Gefühl, welches er schon seit Jahrhunderten nicht mehr derart intensiv wahrgenommen hatte.
    Es roch wie eine pure menschliche Duftnote.
    Er konnte sich dieses absoluten Aromas nach Menschlichem Fleisch nicht entgegenstellen. Fühlten sich die Gerüche erst noch synthetisch an, so war er nun davon überzeugt, dass sie von einem Menschen stammen.
    Und so machte er sich auf die Jagd.

    Emma, die sich ihre blonden Haare zu Schulmädchenzöpfen zusammengebunden hatte, ging leicht wippend durch die Stadt.
    Sie sah beinahe so aus, wie ein kleines Kind, das auf einer Wiese nach Blumen suchte.
    Thomas und Alex waren, mit Lebenszeichendetektoren ausgestattet, standen ungefähr 100 Meter von ihr entfernt.
    Genauso wie ein zweites Team, bestehend aus Sheppard und Lorne, welches auf der gegenübergelegenen Seite der Britin lauerte.
    Mehr Einheiten wollte Emma nicht um sich haben, weil sie befürchtet, dem Wraith würde dies auffallen.
    Lorne allerdings gefiel der große Abstand ganz und gar nicht.
    „John, bei allem Respekt. Die Entfernung ist viel zu groß, dass wir rechtzeitig eintreffen könnten.
    Ich kann es einfach nicht ertragen, dieses Mädchen wie ein Lamm zur Opferbank zu führen.“
    Auch Sheppard war nicht gerade angetan.
    „Ich kann ihnen nachfühlen, Major. Aber wenn wir näher rangehen, wird er uns wahrnehmen und die Falle erkennen.“

    Emma, die mittlerweile schon knapp eine halbe Stunde in den Korridoren der Stadt tänzelte, spürte eine leichte Verunsicherung.
    Es war, als ob sie aus den Schatten beobachtet würde, sich etwas dunkles Zutritt zu ihrem Verstand verschaffen würde.
    Womöglich lag dies an ihren Lantianischen Genen, die wie Doktor Beckett ermittelt hatte, konzentrierter in ihr waren als bei jedem anderen, sogar noch Colonel Sheppard.
    Nun spürte sie einen Schatten, der sich finster um ihre Seele wand, versuchte in die Gedanken einzudringen.
    Emma jedoch, obwohl sie sich erst fürchtete, spielte weiterhin das arme und perfekte Opfer, indem sie weiter schritt.
    Sie betrat gerade die unteren Stufen einer Treppe, welche auf eine höher gelegene Ebene der Stadt führte.
    Da kam ihr Gegner in das schwach schimmernde Licht hinter ihr.

    Alex und Tom hatten sich lautlos an Emma herangeschlichen, sie befanden sich jetzt nur knapp 40 Meter entfernt.
    Alex schielte gerade zu der Jackentasche mit seinen Joint herunter, als ihn ein extrem strafender Blick von Tom traf.
    „Wage nicht mal ansatzweise daran zu denken.“
    Wie ein kleines Kind, dem man gerade seinen Schnuller weggenommen hatte, sah Alex zu Boden.
    Kurz darauf kam eine Meldung von Sheppard rein.
    „OK, Leute. Er nährt sich unserem Köder. Pirscht euch ganz bedächtig ran, ich will nicht, dass er wieder entkommt.“

    Emma, in all ihrer entblößten Pracht dastehend, blickte dem Wraith direkt in die Augen. Und obwohl ihr die Angst im Gesicht stand, konnte sie sich eine fesche Bemerkung nicht verkneifen.
    „Hey, wie steht es denn so? Schon gesättigt, oder brauchst du einen Appetitanreger?“
    Dabei nahm sie ihren rechten Zeigefinger, befeuchtete ihn an ihren Lippen und fuhr sich damit über ihre Weiblichen Rundungen.
    Dabei sah die Engländerin wie eine Lolita aus, die nicht mal einer Fliege etwas zu leide tun könne.
    Der Wraith kam einen Schritt näher, in seinen Augen glänzte geradezu die Gier, aber es war auch etwas anderes noch dabei.
    Beinahe sah es so aus, als würden ihn all die Pheromone in eine Art von Drogenähnlichen Zustand versetzen.
    Die Augen weiteten sich derart in Erwartung der Beute, dass er die Umgebung außer Acht ließ, was ein gravierender Fehler werden sollte.
    Plötzlich überzogen blaue Energieblitze seinen gesamten Körper, wobei der Wraith hart auf dem Boden aufschlug.

    Alex, der aus dem Hintergrund hervortrat, besah sich des Jägers, der die Falle vor lauter Gier nicht erkennen konnte.
    „Hey Süßer, hast ja nen schicken Mantel.“
    Im nächsten Moment kamen Sheppard und Lorne vorbei, die nicht schlecht staunten, was SF 1 geleistet hatte.
    Lorne konnte seine Anerkennung nicht für sich behalten.
    „Ich muss schon sagen: Das war die verrückteste und wagemutigste Aktion, die ich je durchgezogen habe.
    Aber ich muss ehrlich anerkennen, gut gemacht.“
    Tom nickte freundlich, während Alex, der den Mantel des Wraith schon trug und sich just in diesem Moment einen Joint anzündete, ganz cool reagierte.
    „Ich kam, sah und siegte. Kein Stress Leute, machen wir doch gerne. Ruft uns an, wir machen auch Überstunden.“
    Anschließend wurde der Wraith von einigen Marines schwer bewacht in die Zelle getragen.


    Vier Tage später:

    In den letzten Tagen hatten sich Rodney und Zelenka intensiv mit der Hermes beschäftigt. Dabei konnten sie herausfinden, wie sich diese Subraumspalte öffnete und so stand jetzt die Verabschiedung an.
    Allesamt waren versammelt am Ostpier.
    Dabei trat Holly noch mal an Dr. Weir heran.
    „Sie haben eine wirklich schöne Stadt hier. Passen sie auf Atlantis auf, wir werden sie für die Zukunft brauchen.“
    Dabei fiel ihr Rodney ins Wort.
    „Ja und ihr achtet darauf, nicht die Zeitlinie zu verletzen. Wehe, ich sehe nach euer Rückkehr wie ein Langweiler aus. Oder bin wie Sheppard.“
    John sah ihn abweisend von oben an, verpasste ihn einen Schlag auf den Hinterkopf.
    „Aua.“
    Alex ging noch mal auf den Kanadier zu, tätschelte ihm die Wange.
    „Schimmer als jetzt wird’s nimmer.“
    Danach bestiegen sie das Raumschiff und starteten. Nach zwei Minuten öffnete sich die entsprechende Subraumspalte.
    Nachdem SF 1 weg war, wandte sich Elisabeth an ihren Militärischen Kommandanten.
    „Nun John. Wissen sie schon, wie wir unseren Wraith nennen wollen?“
    Dabei sah Sheppard sie eindringend an.
    „Ich glaube, ich nenn ihn Michael…“
    Geändert von Waschtl (10.10.2007 um 12:57 Uhr) Grund: Sig deaktiviert

  9. #9
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    Standard

    Autor: Scout
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    Kategorie: Misc
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    Titel: Five Songs… oder die Geschichte eines Tagträumers
    --------------------------------------
    Kommentar: Diese Geschichte aus der Galaxy-Reihe beschreibt eine Superheldenfantasie, wie sie jeder Mensch wohl irgendwann einmal hat. Sie spielt in der ersten Staffel Atlantis, nach „Before I sleep“ und vor „The Brotherhood“.

    Kim ist recht neu in der Stadt, liest Missionsberichte und träumt von einem Zwischenfall der etwas anderen Art und wie sie Atlantis rettet. Sie wurde in der Galaxy-Reihe nie veröffentlicht und ist eigentlich als kleines Bonbon gedacht und dann dachte ich, warum nicht hier einstellen, ob’s nun gefällt oder nicht

    Alle Songs, die in der Geschichte vorkommen, gehören U2 und niemandem sonst. Die Zeilen der Lieder bzw. die Liedtitel sind teilweise aus dem Kontext herausgenommen und können nicht für sich alleine stehen, so wie sie es hier in der Geschichte tun. Die Geschichte ist Fantasie, die Songs die Realität. Bitte nicht missinterpretieren.
    --------------------------------------
    Betaleser: %
    --------------------------------------
    Rating: M (15/16)
    --------------------------------------
    Wörter: 3013



    Spoiler 
    5 Songs…

    …oder die Geschichte eines Tagträumers



    Lieutenant Kim Stötzer war noch nicht lange auf Atlantis. Ein paar Wochen waren seit ihrer Ankunft vergangen und noch hatte sie sich und der Atlantis-Crew zu beweisen, dass sie hier her gehörte. Sie war mit ihrer Galactica-Uniform und ihrem seltsamen, aber anmutigem Schiff immer noch ein Exot und fühlte sich im Rampenlicht, ohne dass sie das wollte.

    Nicht zuletzt deshalb versuchte sie so viel über die Stadt zu erfahren, wie möglich. So beschäftigte sie sich lange und ausgiebig mit Missionsberichten. Dabei stieß sie auf den Bericht über den Genii Acastus Kolya, der einmal die Stadt für sich beanspruchte und es beinahe geschafft hätte, sie zu übernehmen. Schon die Charakterisierung des Kommandanten ließen Kims Nackenhaare senkrecht stehen.

    „Grund Gütiger!“, murmelte sie, als sie in ihrem Quartier saß und sich den Bericht zu Gemüte führte. Was wäre denn passiert, hätten die Genii es ein zweites Mal geschafft, Atlantis zu infiltrieren?

    Kaum hatte sich Kim diese Frage gestellt, spann ihre Fantasie eine ganz eigene Geschichte über diesen neuen Vorfall und so versank die junge Soldatin in Gedanken. Wollte nicht jeder in seinem Leben irgendwann mal wie Superman die Welt retten?

    * * *

    Der Tag begann damit, dass Kim lange schlief. Sie konnte sich nicht mehr daran erinnern, wann sie das letzte Mal so lange geschlafen hatte. Nach ihrer Zeit nach wurde die junge Frau gegen 11.00 Uhr von U2 Klängen geweckt. Ein kleines Stückchen Heimat, wie sie fand.

    Als Kim aufgestanden war, machte sie einen Abstecher in die Lounge und wollte mal sehen, ob es wohl noch was zum Frühstücken gab. Dort traf sie auf ihr neues Team, die zusammen saßen und ein bisschen Smalltalk betrieben.

    „Kim, guten Morgen, wir hatten gerade die Rede von Ihnen!“, meinte McKay.

    „So früh am Morgen, das muss ja wahnsinnig wichtig gewesen sein!“

    „Wir haben uns über deinen Musikgeschmack unterhalten!“, meinte Sheppard.

    „Na, klingt aber äußerst wichtig. Gut, dass ich keine anderen Probleme habe!“ Lt. Stötzer holte sich einen Kaffee und setzte sich zu ihnen. Also saßen sie zu fünft in der Lounge herum und genossen ihren freien Tag.

    McKay und der Lieutenant waren schon seit Tagen darüber am diskutieren, welche Einstellung sie zur Musik hatten und was Musik wohl für einen Sinn hat und ob man wirklich die Texte interpretieren muss, um das Lied zu verstehen. Kim war klar, dass ihr die Musik wohl noch viel mehr bedeuten würde als ihm.

    „Ja, aber mal im Ernst, ich kann mit Musik nichts anfangen, in der keine aussagekräftigen Texte vorhanden sind.“

    „Ja, aber man kann sie nutzen, um abzuschalten!“

    „Das kann man mit tiefer gehenden Stücken auch. Aber Lieder, die aus einer oder zwei Zeilen bestehen und dir womöglich was von Liebe, Schmu und Trallala erzählt, braucht doch kein Mensch!“

    „Stimmt, meine Ex-Frau stand auf sowas!“, warf John ein, „braucht wirklich kein Mensch!“

    „Du warst verheiratet?“

    „Lange Geschichte, die ich jetzt nicht erzählen werde!“

    Kim nickte, das konnte sie akzeptieren. Die anderen, nämlich Ford und Teyla hörten ihnen gebannt zu.

    Rodney seufzte. „Zwecklos!“

    „Nein, nicht zwecklos Rodney. Sehen Sie mal, jedes einzelne U2 Lied beispielsweise, sagt etwas aus, und zwar jede einzelne Zeile. Sie teilt uns etwas mit, oder versucht es zumindest, weil die meisten Leute gar nicht darauf reagieren!“

    „Bist du ein Groupie?“, fragte Sheppard.

    Kim warf ihm ein hämisches Grinsen vor die Füße. „Als ich Teenager war, war ich sehr verliebt in deren Schlagzeuger, möchtest du noch mehr über meine Liebesgeschichten erfahren?“

    „Jederzeit!“ Jetzt grinste er hämisch.

    „Ihr Jungs habt echt keine Ahnung!“

    Alle lachten.

    „Klar, gehen ihnen die Argumente aus, haben wir gleich keine Ahnung mehr!“

    „Danke Rodney. Sie mich auch!“

    Wieder Gelächter von allen Seiten.

    „Was ich eigentlich damit sagen wollte, ist, ..., ohne Musik kann ich nicht leben! So, und jetzt muss ich auf die Pippibox!“

    Stötzer stand auf und ging, während die anderen immer noch lachten. „Ach ja, ich hätte gerne noch was zu Trinken!“, rief sie ihnen nach „Und ein Frühstück wäre auch nicht schlecht!“.

    * * *

    Da Kim sowieso gerade noch etwas aus ihrem Quartier holen wollte, nahm sie den langen Weg, anstatt auf eine der öffentlichen Toiletten zu gehen. Just als sie in ihrem kleinen, aber feinen Bad ankam, ging der Alarm los.

    „Boah, noch nicht mal auf Klo kann man in Ruhe gehen!“

    Zunächst dachte sie, es wäre ein Probealarm, als dieser aber nicht abebbte, wurde Kim skeptisch. „John?“, fragte sie über das Funkgerät, bekam aber nur statisches Rauschen zur Antwort. Das war ungewöhnlich für Atlantis und erstrecht für Sheppard. Es war als ob der Funk absichtlich gestört war. Der Lieutenant bewaffnete sich und verließ ihr Quartier.

    Sie wusste überhaupt nicht, was los war. In ganz Atlantis war der Alarm zu hören. Das war ungewöhnlich. Selbst bei einem Angriff durch das Stargate wurde nicht komplett Alarm gegeben. Es musste etwas sein, das die ganze Stadt betraf.

    Kim war auf den Weg zur Kommandozentrale, als sie Schritte hörte. Geistesgegenwärtig versteckte sie sich in einer Nische, als an ihr eine ganze Truppe uniformierter Soldaten vorbei lief und die gehörte ganz sicher nicht zu der Atlantisexpedition.

    Das war’s also mit dem Kontrollraum. Die einzige Chance, die sie jetzt noch hatte um herauszubekommen, was hier los war, war von hier aus gesehen, der Computer der Scout.

    Da sie mit dem Zentralcomputer zusammengeschaltet ist, konnte Kim eine Vielzahl der Daten auch im Schiff selbst abrufen.

    „Major! Scout an Basis, hört mich jemand?”

    Jetzt benutzte sie ihr Galactica Funkgerät, das auf einer ganz anderen Frequenz arbeitete.

    Sheppard kam sehr undeutlich rein. „Kim, verschwinde, wir werden infiltriert!“

    „Von wem?“

    „Von den Genii!“

    Dann brach der Funkkontakt ab.

    „Genii?“ fragte sie sich. „Schon wieder?“

    Dann sah Kim wieder einige Männer durch die Gänge laufen. Sie nahmen alle fest, die sie finden konnten. Was zum Teufel sollte das denn werden? Sie rannte weiter, bis sie bei der Scout angelangt war.

    Dort angekommen, setzte der Lieutenant sich ins Cockpit und ließ den Computer heiß laufen, sie bekam so sämtliche Daten aus dem Kontrollzentrum ein. So wie es aussah, hatte der Feind alle Atlanter in seiner Gewalt. Wer aber war dieser Feind? War heute eigentlich nicht Stötzers freier Tag? Sie hätte aufs Festland fliegen sollen!

    * * *

    „Dr. Weir! Es freut mich, Sie so bald und so gesund wieder zu sehen!“, empfing der Kommandant der feindlichen Truppen das Atlantis-Team.

    „Kolya!“, erwiderte diese.

    Inzwischen hatte Kim eine Funkverbindung zum Kontrollraum zusammen gebastelt und erhielt sogar ein visuelles Bild des Raums. Und so wurde sie Zeuge, von dem, was sich dort abspielte.

    „Sie glaubten doch nicht allen Ernstes, dass Sie uns besiegt hätten, oder etwa doch?“

    Weir reagierte nicht.

    „Und ich nehme an, hier haben wir Major John Sheppard!“

    Dann sah Kim nur noch, wie dieser Kolya ohne Vorwarnung John zusammenschlug. Ihr war klar, sie musste was tun. Kim kannte die Geschichte mit den Genii aus dem Bericht, dass sie schon einmal Atlantis übernehmen wollten, dass es einen Sturm gab und alle beinahe umgekommen wären. Sheppard war der einzige, der noch frei gewesen war und die Genii bis aufs Blut bekämpft hatte. Wobei Lt. Stötzer nicht richtig wusste, ob Kolya wieder an Atlantis interessiert war oder ob er sich nur persönlich an John rächen wollte.

    Zumindest war es ein cleverer Schachzug, denn keiner hier hätte jemals damit gerechnet, dass Kolya den gleichen Angriff noch mal durchführen würde. Jetzt war Kim alleine hier und sie müsste eine ganze Stadt retten.

    Dass ihr jemals die Geschichte mit den Aliens mal was nützen würde, hätte sie nie für möglich gehalten. Jetzt aber klaute sich die junge Frau mir ein paar Ideen von dieser Mission damals, als die Aliens aus Ridley Scotts Film in der kolonialen Flotte aufgetaucht waren.

    Atlantis war dunkel, sie hatten alle Hauptlichtquellen ausradiert. Das würde Kim von Vorteil sein. Sie programmierte die Scout, obwohl sie eigentlich kein Computergenie war, aber was die Scout anbelangte, so war sie fit. Sie würde die Hauptarbeit vom Orbit aus erledigen, jedoch musste sich Stötzer irgendwie Zeit verschaffen.

    Sie glaubte nicht, dass die Genii wussten, dass sie noch frei war. Ihr Plan sah so aus, dass sie die komplette Truppe aus dem Orbit aus lahm legen würde. Dazu musste sie aber jeden einzelnen markieren. Dies konnte der Lieutenant über den Computersensor und dem visuellen Bild erledigen. Sobald eine Person als Genii markiert war, speiste Kim diese Informationen in die Scout ein und machte weiter.

    Irgendwie musste sie aber die anderen warnen, sie müssten in Deckung gehen, wenn der Angriff erfolgte, aber wie könnte die Pilotin aus der anderen Realität ihnen das klar machen? Dann fiel ihr die Geschichte mit den Liedern ein.

    „Ein kleines U2 Konzert für Atlantis, wieso nicht!“

    Sie speiste fünf Lieder samt Texten in den Hauptcomputer ein, merkte jedoch, wie ihr langsam die Zeit davon lief. Bald würden die Genii die ganze Stadt kontrollieren und dann würde John vielleicht sterben, und Weir und Ford und McKay.... Kim musste sich zu erkennen geben.

    Einige Stunden seit Beginn der Besetzung waren vergangen, als sie die Scout starten ließ. Sie tarnte die koloniale Viper absichtlich nicht und der Computer im Kontrollraum würde natürlich diesen Start melden, was er auch tat. Kolya war irritiert.

    „Was ist das?“

    „Das? Das ist, das ist!“, stotterte McKay, um Zeit zu schinden, was nicht viel nützte, denn Kolya hatte es auf John abgesehen und der wurde wieder niedergeschlagen.

    „Ich warne Sie, keine Tricks, oder der Major stirbt!“

    „Das ist einer unserer Piloten!“

    Kolya war außer sich. „Wieso wurde ich nicht über dieses Schiff informiert?“

    Einer seiner Männer zuckte die Schultern. „Wir hatten keinerlei Ahnung, dass ein solches Schiff existiert.“

    „Weir, wenn Ihnen das Leben des Majors am Herzen liegt, dann holen Sie sofort diesen Piloten runter!“

    Damit deutete er auf das Funkgerät. Bevor Weir aber reagieren konnte, ertönte Stötzers Stimme über das Funkgerät.

    „Das ist nicht nötig Dr. Weir, ich bin gar nicht in der Luft. Mein Schiff fliegt selbstständig!“

    Kolya ließ Sheppard los, der sich daraufhin wieder hochrappelte.

    „Die steckt doch voller Überraschungen!“, meinte Ford trocken.

    „Kolya, irgendwie scheinen Sie immer wieder ins Klo zu greifen, beim ersten Mal haben Sie Sheppard nicht bekommen und jetzt haben Sie ein Problem mit mir! Ach ja, mein Name ist Lt. Kim Stötzer und auch ich werde übrigens nicht zögern, ihre Männer zu exekutieren!“

    Sheppard schaute verblüfft aus der Wäsche.

    „Sie können uns gar nichts anhaben, wir sind in der Überzahl! Und wenn wir Sie erst mal haben, können Sie und der Major gemeinsam sterben!“

    „Gerne, wenn ich schon sterben soll, dann zusammen mit Major Sheppard. Das ist mir Recht! Wissen Sie, ich habe schon eine ganze Bande Aliens umgebracht, glauben Sie, ich habe irgendwelche Skrupel?“, sagte der Lieutenant ganz langsam, so dass er es auch verstand, dann sprach Kim McKay an: „Rodney, ich habe was für Sie! MacGyver hat wieder zugeschlagen und was gebastelt!“

    Mit diesen Worten schaltete sie die Musik ein und ganz Atlantis wurde in die Klänge von „God Part II“ getaucht. Es war laut. Zusätzlich sprang der Großbildschirm im Kontrollraum an, auf dem der Text mitlaufen würde.

    Nicht nur die Genii waren verwirrt, Kims eigene Truppe wusste auch nicht so richtig, was sie davon halten sollten. Sheppard, der sich inzwischen Weir und den anderen wieder angeschlossen hatten, rätselte genau wie Weir, Beckett und Teyla, was das wohl für einen Sinn hatte.

    Und dazu noch die Viper, die scheinbar pilotenlos im Orbit kreuzte.

    „Major, erinnern Sie sich, was sie über die Liedertexte sagte?“, flüsterte Teyla Sheppard zu.

    McKay hatte das auch gehört: „Natürlich, sie versucht uns über die Texte etwas mitzuteilen, nur müssen wir es richtig interpretieren!“

    John nickte. „Clever! Dieser MacGyver und noch cleverer, da Kolya überhaupt nicht weiß, mit wem er es zu tun hat.“

    Kolya dagegen war total verwirrt und starrte wie gebannt auf den Bildschirm.

    * * *

    Kim rannte durch die Gänge und war fasziniert von der Akustik. Dazu war dieses Lied einfach wahnsinnig emotionsgeladen. Das sollte auch der Herr Kommandant bald lernen. Sie ließ ihr Funkgerät offen, so dass man in der Kommandozentrale alles hören konnte.

    Die erste Zeile, die einen tieferen Grund hatte war:

    „Don’t believe in the Uzi it just went off in my hand“

    In diesem Moment traf Kim auf die ersten Genii und schoss sie mit einer MP über den Haufen.

    John wunderte sich. „Sie hat eine P-90?“

    „Vielleicht wegen dem Effekt!“, gab Ford zurück, worauf Sheppard das Gesicht verzog.

    Kolya begann so langsam zu verstehen und beorderte sofort seine Truppen auf Kims Fährte. Es folgten:

    „I could cut and crack you open... Did you hear what I said?”

    und

    “Instant karma’s gonna get him if I don’t get him first”,

    was einfach nur etwas Angst einjagen sollte. Bei

    „Says he’s gonna kick the darkness till it bleeds daylight”

    sendete Kim ein Kommando an die Scout, wonach sie vom Orbit aus, sämtliche Lichter von Atlantis wieder einschaltete. Die Feinde wurden immer unschlüssiger und John fing langsam Gefallen an dem Spiel zu finden.

    Es folgte „I still haven’t found what I’m looking for“, wobei Lt. Stötzer nur folgenden Satz zum Mitlesen gab:

    “I believe in the Kingdom Come then all the colours will bleed into one but yes I’m still running.”


    “Was bedeutet das?”, fragte McKay.

    „Kingdom Come, meint sie sowas wie den jüngsten Tag?“, warf Ford ein.

    John nickte. „Ich denke, sie hat irgendwas vor mit denen und wir sollen uns in Acht nehmen!“

    Sie waren schon auf dem richtigen Weg. Bloody Sunday war extra für Kolya, der in diesen Minuten nach Verstärkung schickte, aber wie auch beim ersten Male, starben alle seine Männer beim Stargatedurchtritt, da die Scout die den Schutzschild des Gates aktivierte.

    „Wie macht sie das nur?“, fragte McKay.

    „Sie ist die Reinkarnation von MacGyver! Als Frau!“, sagte Ford.

    „Die Scout hängt mit dem Antikerhauptcomputer zusammen. Sie wird sie umprogrammiert haben!“, folgerte Sheppard.

    Dann folgte Mysterious Ways und Kim rief. „Das ist extra nur für dich John!“, als auch schon die erste Strophe erklang:

    Johnny takes a walk
    With your sister the moon
    Let her pale light in
    To fill up your room


    “Sag Kolya, das wäre extra für ihn!”

    You’ve been living underground
    Eating from a can
    You’ve been running away
    From what you don’t understand



    John grinste: „Die ist so frech!“

    Weir war erstaunt und konnte gut nachvollziehen, als sie dann den Vers „She moves in mysterious ways“ hörte.

    Damit hatte Kim sich natürlich selbst gemeint. Sie zelebrierte das Ganze so richtig, wohl wissend um die Gefahr, in der die anderen sich befanden. Dann kam der entscheidende Satz. Kim hoffte inständig, dass sie ihn verstehen würden:

    „If you want to kiss the sky, better learn how to kneel... (On your knees boy!)”

    John und Teyla bemerkten es als erste: „Runter!“

    In dieser Sekunde feuerte die Scout ihre Laser ab, die die ganze Stadt durchfluteten und jeden markierten Genii betäubten. Sie fielen um wie die Fliegen, bis auf Kolya selbst, den Kim nicht markiert hatte, weil sie ihn gerne selbst über den Haufen schießen wollte.

    Das letzte Lied war „All I want is you!“ und mit den Versen: „All the promises we made from the cradle to the grave. When all I want is you”, öffnete sich die Tür zum Kontrollraum, die Pilotin kam rein, schaute in sehr erstaunte Gesichter und bewegte ihre Lippen zum Lied.

    Beim letzten Satz „When all I want is you“, schaute sie unwillkürlich Sheppard an, ohne dass das Absicht war. Dann drehte sie mich um und betäubte Kolya mit ihrem Laser.

    Danach senkte Kim ihre Waffen, machte die Musik aus und holte die Scout zurück. „Wir haben nicht so wahnsinnig viel Zeit, bis sie wieder aufwachen!“

    Weir gab unverzüglich Befehle, die Gefangenen einzutüten und durch das Stargate zurückzuschicken. Bis auf Kolya, den würden sie in der Stadt behalten, fürs Erste.

    „Alles in Ordnung soweit?“

    Kim bekam Bestätigungen von allen Seiten. Nachdem der erste Trouble vorbei war und sich alle von dem Schock erholt hatten, sich bei ihr bedankten, trafen die fünf, so wie sie in der Lounge gesessen hatten, wieder zusammen.

    „Und McKay? Werden Sie jetzt in Zukunft ein bisschen auf die Texte achten?“

    Allgemeines, aber verhaltenes Gelächter. Dieser nickte nur, grinste und haute Kim auf die Schulter. Das war seine Art, danke zu sagen. Kim entschuldigte sich und ging auf den Balkon, um nach der Scout zu schauen.

    Sheppard jedoch folgte ihr. „Das war eine eindrucksvolle Demonstration!“, sagte er anerkennend.

    „Danke John, ich konnte sehr von deiner Erfahrung profitieren. Gut, dass du mir diese Geschichte nicht vorenthalten hattest!“

    Er grinste, als die beiden die Scout plötzlich im Anflug auf Atlantis sahen.

    „Ich gebe dir und deinem Schiff einen aus!“

    „Da in ich dabei! Schließlich ist heute unser freier Tag!“

    „Wem sagst du das?“

    Als sie an den anderen vorbei gingen, meinte Ford: „Hey, habt ihr ein Date?“

    „Könnte man so sagen, Sheppard möchte irgendwas von meinem Schiff!“

    „Nicht, dass du zu eifersüchtig wirst!“

    „Ich gebe mir Mühe!“

    Dann luden die beiden die anderen ein mitzukommen und den Tag in Frieden ausklingen zu lassen.

    * * *

    „Kim! K-I-M?“

    Verschreckt hob sie den Kopf: „Ja, was?“

    „Träumst du am helllichten Tag?“

    Sie streckte sich und legte den Bericht weg. Ein leichtes Grinsen lag auf ihrem Gesicht.

    „Was ist los, hast du wieder Superwoman gespielt?“

    „Ja, so in etwa! Ich habe dich gar nicht reinkommen gehört!“ Sie sah John an, der im Türrahmen des Quartiers eine gute Figur machte.

    „Du warst ja auch total weit weg! Na komm, Superwoman, lass mal sehen, ob du wirklich so gut bist, es geht auf Außenmission!“

    Kim sprang vom Bett auf, nahm ihre Ausrüstung an sich und folgte ihrem Vorgesetzten. Noch auf dem Weg zum Gatetrium schüttelte sie den Kopf.

    „Was ist los?“, wollte John von ihr wissen, als sie das Stargate sahen, dass schon dabei war, aktiviert zu werden.

    „Nichts, ich finde es nur immer wieder lustig, welche komischen Fantasien man manchmal hat, dass man so wahnsinnig heldenhaft alles kann und immerzu die Welt rettet!“

    „Na, kannst du das im reellen Leben etwa nicht?“ John lachte, doch Kim schüttelte nur den Kopf.

    „Nein – ausgerechnet ich! Aber ich habe eine blühende Fantasie!“

    „Gab es früher in deiner blühenden Fantasie auch das da?“ John zeigte auf den Ereignishorizont und sah Kim fragend an.

    Wieder schüttelte die junge Frau nur den Kopf: „Das übersteigt meine Fantasie!“

    Sheppard klopfte ihr auf die Schulter und gemeinsam mit dem Team traten sie durch das Tor.


    Ende

  10. #10
    Zitronenfalter Avatar von Sinaida
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    Standard

    Autor: Sinaida
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    Kategorie: Misc
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    Titel: Sterngucker
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    Kommentar: Ein Epilog zu "Rising 2". Die Story knüpft direkt an die Handlung der Folge an. Ich hatte mich gefragt, was wohl passiert sein könnte, das McKay und Sheppard von Fremden im Pilotfilm zu Freunden in "Hide and Seek" hat werden lassen. (Denn die Tatsache, dass und vor allem wie sie den persönlichen Schild ausprobieren, sowie ihr sonstiges Miteinander in dieser Folge, sehe ich als Hinweis darauf, dass sie in gewisser Weise inzwischen Freunde sind.) In dieser Story versuche ich zu beschreiben, was passiert sein könnte.
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    Betaleser: Pat
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    Rating: PG
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    Spoiler 
    Sterngucker
    von Sinaida

    Rodney McKay ließ das Stimmengewirr der „Kennenlernparty“ hinter sich und trat auf einen der Balkone hinaus, der etwas weiter vom Trubel im Gateraum entfernt war. Nach einer hitzigen aber fruchtlosen Diskussion mit einem besonders begriffsstutzigen Athosianer brauchte er jetzt etwas Stille. Wieso hatte der Mann auf die simple Frage, ob dieses Pseudo-Kebab Spuren von Zitrusfrüchten enthielt, nicht einfach mit ‚ja' oder ‚nein' antworten können? Stattdessen durfte sich Rodney die komplette Ahnenreihe des Tieres mit dem unaussprechlichen Namen anhören, das sein Leben für diese Spieße gelassen hatte. Direkt nach den Ausführungen über die Bodenbeschaffenheit des Anbaugebietes der beim Marinieren des Fleisches verwendeten Gewürze. Die Frage ‚Zitrusfrüchte ja oder nein’ hatte sich inzwischen von selbst geklärt, da Rodney jetzt – eine gute Viertelstunde nach dem Verzehr des Spießes – noch immer wohlauf und nicht bereits erstickt war.

    Er atmete tief durch, genoss die frische, reine Luft, die nach Salz, Meer, Tang und nach etwas Anderem, Undefinierbarem roch. Etwas, das ihn nicht vergessen ließ, dass dieser Planet nicht die Erde war.

    Eine noch unerforschte Stadt, ein unbekannter Ozean – höchstwahrscheinlich voller gefräßiger Monster - und ein Himmel gesprenkelt mit namenlosen Sternen. Wobei in der Datenbank der Antiker bestimmt Informationen zu diesen Gestirnen und ihre Bezeichnungen zu finden waren. Gleich morgen würde er einen Blick darauf werfen. Sofern er Zeit dafür fand und dann noch am Leben war. In dieser Galaxie musste man mit allem rechnen.

    McKay legte den Kopf in den Nacken und betrachtete den Sternenhimmel, suchte unwillkürlich nach bekannten Konstellationen, obwohl er wusste wie sinnlos es war. Früher, bevor ihm die Erklärung *warum* ein Stern rot, gelb oder blau leuchtete wichtiger wurde, als die schlichte Tatsache, dass es so war, hatte er das häufig getan. In den Himmel geblickt und die Sterne einfach betrachtet. Später hatte er seltener Zeit und Gelegenheit dafür gefunden. Aber der Gedanke, dass es immer dieselben, vertrauten Gestirne waren, die ihn begleiteten, egal, wohin es ihn verschlug, war seltsamerweise tröstlich. Toronto, Washington, Colorado Springs, Nevada, Sibirien.

    Aber nicht hierher.

    Fremde Sterne über einer fremden Stadt.

    Eine fremde Galaxie.

    Und irgendwo da draußen lauerten die Wraith.

    McKay fröstelte, trotz der sommerlich warmen Brise. Die Dunkelheit des Nachthimmels war plötzlich bedrohlich, erdrückend, eine alles Leben aufsaugende Schwärze, die Gestirne kalte, feindselig funkelnde Augen, die ihn hungrig taxierten. Er schlang die Arme um den Körper und verfluchte seine mitunter viel zu lebendige Vorstellungskraft.

    Sein Blick blieb an einem besonders hellen, leicht rötlich schimmernden Stern hängen. Er strahlte inmitten eines offenen Sternhaufens und saß an der Spitze eines fast gleichschenkligen Dreiecks, das von einigen lichtschwächeren Sternen gebildet wurde. Mit viel Fantasie und einem Hauch Heimweh konnte man diese Konstellation tatsächlich für das Sternbild des Stiers halten. Aldebaran, das Auge des Stiers – ein roter Riese umgeben von dem offenen Sternhaufen der Hyaden. Rodney atmete tief durch, als etwas von der Anspannung von ihm abfiel. Die Luft schien mit einem Mal wieder wärmer zu sein, das Firmament schwarzer Samt, gesprenkelt mit Edelsteinen.

    „McKay?“

    Die Stimme direkt hinter ihm ließ ihn zusammenzucken und herumfahren. Ärgerlich starrte er den Sprecher an. „Großer Gott, müssen Sie sich so anschleichen? Wollen Sie, dass ich einen Herzinfarkt kriege?“

    Major Sheppard schaffte es, gleichzeitig amüsiert und ein ganz klein wenig schuldbewusst zu wirken. „Tut mir leid. Das nächste Mal bemühe ich mich zu trampeln oder stolpere ein paar Mal geräuschvoll.“ Die Hände lässig in die Hüften gestemmt, schlenderte er an McKay vorbei und blieb dicht vor dem Balkongeländer stehen.

    „Jajaja“, winkte Rodney ungeduldig ab, bemüht, seinen Herzschlag wieder unter Kontrolle zu bekommen. Sheppard mußte nicht unbedingt merken, wie sehr er ihn wirklich erschreckt hatte. „Was führt Sie her, Major?“

    „Wie?“ Sheppard blickte selbstvergessen auf die dunkle Fläche des Ozeans hinaus.

    McKay rollte die Augen. „Wollen Sie etwas Bestimmtes von mir? Oder bin ich nur ein zufällig ausgewähltes Versuchsobjekt zum Testen Ihrer Anschleichtaktik?“

    Sheppard wandte sich zu ihm um und hob die Augenbrauen. „Viel Taktik war da nicht nötig, so vertieft wie Sie waren, in die Betrachtung von …“ Er machte eine unbestimmte Geste zum Himmel hinauf. „Was auch immer Sie da betrachtet haben.“

    „Man nennt sie Sterne. Diese leuchtenden Punkte, die man gewöhnlich in einer wolkenlosen, klaren Nacht am Himmel sieht“, versetzte Rodney spitz.

    Sheppard quittierte die Bemerkung mit einem kurzen Verziehen der Lippen. „Danke für die Information.“ Beide Hände auf das Geländer gestützt, legte er den Kopf in den Nacken und starrte nun selbst in den Nachthimmel. „Irgendetwas Sehenswertes entdeckt beim Sterngucken?“

    „Nein“, erwiderte McKay hastig. „Es ist auch nicht so, dass ich wirklich … nun ja … 'Sterngucken' ist nicht unbedingt die treffende Bezeichnung für das, was ich da …“ Er gestikulierte in Richtung des Himmels. „Was ich getan habe. Ich dachte, die Antiker haben sich bestimmt auch mit den Gestirnen hier befasst, astronomische Studien betrieben und … so etwas in der Art“, schloss er lahm und merkte selbst, wie zusammenhanglos das war, was er von sich gab. Aber er hatte nicht vor, seinen plötzlichen Anflug von Heimweh nach vertrauten Sternbildern und seinen lächerlichen, nicht besonders wissenschaftlichen Versuch, sie auch hier zu entdecken, ausgerechnet dem Major auf die Nase zu binden. Sheppard, mit seinem ironischen Grinsen, den spöttischen Augenbrauen und dem lässigen Gehabe. Vermutlich würde der Major es für endlos amüsant halten, wenn er wüsste, was Rodney gerade alles in den Anblick des Sternenhimmels hineininterpretiert hatte.

    Sheppard betrachtete Rodney mit schräg geneigtem Kopf, ein vage belustigtes, schiefes Lächeln spielte um seine Lippen. In Erwartung einer Stichelei verschränkte Rodney die Arme vor der Brust und reckte das Kinn. Doch Sheppard bemerkte nur: „Möglich, dass in der Datenbank etwas darüber zu finden ist.“ Sein Blick wurde fragend. „Sie haben noch nicht nachgeguckt?“

    Rodney rollte die Augen. „Lassen Sie mich überlegen, Major. In den letzten Stunden haben wir …“ Er benutzte die Finger zum Aufzählen. „Um's Überleben gekämpft, wären fast von hunderten Kubiktonnen Wasser zerquetscht und von Weltraum-Vampiren ausgesaugt worden. Habe ich da wohl zwischendurch noch Zeit gefunden in den astronomischen Aufzeichnungen der Antiker zu stöbern?“

    Sheppard grinste nur. „Das war ein ‚nein', nehme ich an.“

    „Ja“, erwiderte Rodney irritiert. Nicht nur, dass sein Sarkasmus am Major einfach wirkungslos abzuprallen schien – der Mann fand ihn offensichtlich sogar unterhaltsam. Rodney seufzte resigniert. „Hören Sie, wollen Sie lediglich Konversation machen, oder was?“

    „Ich will Sie etwas fragen.“ Der Major wandte sich Rodney zu, einen Arm locker auf das Geländer gestützt. „Dr. Weir hat beschlossen, so bald wie möglich Teams durchs Stargate zu schicken, um Kontakt mit anderen Völkern herzustellen, Verbündete zu suchen, diese Galaxie zu erforschen und natürlich ein weiteres ZPM zu finden. Ich werde eines dieser Teams leiten und ...“

    „Meinen Glückwunsch“, unterbrach Rodney ihn in einem ‚Und was hat das mit mir zu tun und kommen Sie bitte endlich zur Sache' – Tonfall.

    „Und …“, fuhr Sheppard ungerührt fort, „da ich Einfluss darauf habe, wer zu meinem Team gehört und ich gerne jemanden von der wissenschaftlichen Abteilung dabei hätte, habe ich an Sie gedacht.“

    „Was?“ Rodney sah ihn groß an.

    „Ich hätte Sie gerne in meinem Team, McKay“, wiederholte der Major langsam und deutlich, als sei Rodney begriffsstutzig.

    „Das habe ich … Ich meine - warum?“

    Sheppard hob die Augenbrauen. „Hatte ich das nicht gesagt? Ich will einen Wissenschaftler. Sie sind Wissenschaftler.“

    „Jajaja.“ Mit der Hand wedelte er Sheppards Worte beiseite. „Ich wollte sagen - warum gerade *mich*?“

    Sheppard zuckte mit den Schultern. „Ich habe gehört, Sie wären wirklich sehr gut.“

    „Tatsächlich?“ Rodney war überrascht. Geschmeichelt zwar, aber ehrlich erstaunt. Offenbar hatte zumindest einer seiner Kollegen die Qualität seiner Arbeit nicht nur stillschweigend und zähneknirschend anerkannt, sondern dem Major gegenüber sogar entsprechend erwähnt. Wobei ‚sehr gut’ natürlich eine Untertreibung war - er war der klügste Kopf in zwei Galaxien.
    Ein kleines, selbstgefälliges Lächeln spielte um seine Lippen. „Nun ja, das stimmt“, bestätigte er. „Ähm, von wem haben Sie das gehört?“

    „Dr. Weir. Genauer gesagt, ihre Worte waren: '*Rodney* behauptet von sich, er sei der Beste.'" Sheppard lächelte süffisant. "Ich gebe Ihnen gerne die Gelegenheit zu beweisen, dass Sie Recht haben.“

    „Haha, sehr amüsant, Major“, versetzte Rodney und verspürte einen winzigen Stich, dass Elizabeth – die er schon lange kannte - mit dem Major – einem vergleichsweise Fremden - auf seine Kosten scherzte.

    Sheppard wackelte zustimmend mit den Augenbrauen – was albern wirkte, bei einem erwachsenen Mann - und fuhr dann, ernster fort: „Sie müssen sich nicht sofort entscheiden. Aber bis morgen Abend wüsste ich's gerne, okay?“

    "Hm." Rodney rieb sich nachdenklich mit dem Daumen über die Lippen. Es war ein verlockendes Angebot. Missionen auf fremde Planeten, das bedeutete natürlich zusätzliche Gefahren für Leib und Leben – in dieser Galaxie wohl noch mehr, als in der Milchstraße, wobei die Berichte von SG-1 auch schon erschreckend genug waren. Aber die Aussicht auf ein weiteres ZPM – ein ZPM, das *er* als Erster in die Finger bekäme - und die Möglichkeit wissenschaftlicher Entdeckungen überwog diesen negativen Aspekt bei Weitem. Das Einzige, das ihn zögern ließ, sofort begeistert zuzusagen, war Sheppard selbst.

    Der Mann irritierte ihn. Der Sheppard, den er in den letzten Tagen erlebt hatte, war eine widersprüchliche Mischung aus wachsamer Zurückhaltung, entnervender Selbstsicherheit, blitzschnellen Entscheidungen, lässiger Ironie, sturer Entschlossenheit, diesem leichtfertigen Grinsen und unerwarteter Intelligenz.

    Zu diesem Bild gesellten sich noch Fakten, Halbwissen und das übliche Gerede - hauptsächlich über Sheppards Strafversetzung in die Antarktis. Man munkelte, er habe einen direkten Befehl verweigert und sei dadurch mit schuld am Tod mehrerer seiner Leute. Andere Gerüchte besagten, er habe den Befehl verweigert um seine Männer zu retten, sei aber gescheitert.

    Und es war noch keine 24 Stunden her, dass Sheppard seinen kommandieren Offizier erschossen hatte. Wenn das, was Rodney über den Vorfall zu Ohren gekommen war, stimmte, war es das einzig Richtige gewesen, das Sheppard in der Situation hatte tun können. Allerdings war die Spannung zwischen Colonel Sumner und Major Sheppard auch kein Geheimnis. Andererseits hatte Sheppard alles daran gesetzt, seine Leute und die Athosianer aus den Fängen der Wraith zu befreien.

    Sheppard war also entweder ein nachlässiger Feigling, dessen Leute durch seine Schuld starben wie die Fliegen, oder ein Held, der intelligente, unkonventionelle Entscheidungen traf, um sie zu retten - notfalls auch auf Kosten seiner Karriere. Es kam ganz darauf an, wen man fragte.
    Vermutlich lag die Wahrheit irgendwo dazwischen. Bevor er sich entschied, wollte Rodney jedenfalls Genaueres über den Mann wissen, dem er auf riskanten Missionen sein Leben anvertrauen würde.

    Es gab nur drei Möglichkeiten mehr über den Major zu erfahren. Die Direkte - ihn selbst zu fragen, schied aus.

    Freiwillig würde Sheppard vermutlich nur Informationen über sich preisgeben, die genauso oberflächlich waren wie sein nonchalantes Grinsen. Seine Lieblingsfarbe etwa oder seine Schuhgröße. Und sogar Rodney war klar, dass Fragen wie: 'Hören Sie Major, was genau haben Sie eigentlich angestellt, um am Südpol zu landen?' und 'Gab es keinen anderen Weg als Sumner zu erschießen oder haben Sie nur auf die Gelegenheit gewartet?' keine geeignete Grundlage für eine gute Arbeitsbeziehung darstellten.

    Also blieben noch zwei Möglichkeiten. Entweder er lernte Sheppard selbst näher kennen, das erforderte Zeit, die er jetzt nicht hatte, oder ...

    Rasch überschlug er ein paar Zahlen und Daten im Kopf. Es musste zu schaffen sein, das Computer-Netzwerk für Atlantis bis morgen Nachmittag halbwegs flottzukriegen – zumindest so weit, dass die Leiter der einzelnen Abteilungen Daten austauschen könnten und Zugriff auf den Hauptserver hätten. Das würde ihm Zeit und Gelegenheit verschaffen, sich in Elizabeths Computer zu hacken und Sheppards Personalakte zu lesen. Einfacher, effizienter und vor allem informativer, als Elizabeth selbst über den Major auszufragen.

    „McKay?“

    „Was?“ Wie ertappt schrak Rodney zusammen.

    „Morgen Abend?“ Sheppard musterte ihn mit hochgezogenen Augenbrauen. „Geben Sie mir bis dann Bescheid?“

    Natürlich, der Major wartete auf eine Antwort. „Ähm, ja gut, morgen Abend. Das ist zu schaffen.“ Rodney lächelte nervös, als hätte Sheppard ihn tatsächlich gerade beim Spionieren in seiner Akte erwischt. „Ich meine, das reicht als Bedenkzeit.“

    „Gut.“ Der Major sah ihn noch einen Augenblick länger mit fragend gerunzelter Stirn an.

    „Also, morgen Abend dann“, bestätigte Rodney. Er begann, sich unter dem forschenden Blick unwohl zu fühlen. Demonstrativ wandte er sich wieder der Betrachtung der Sterne zu, in Erwartung, dass der Major nun gehen würde.

    Stattdessen trat Sheppard neben ihn und folgte Rodneys Blick in den Nachthimmel. McKay wappnete sich innerlich für einen spöttischen Kommentar, legte sich schon eine entsprechende Antwort zurecht. Doch nach einem Moment schweigenden Starrens bemerkte Sheppard nur leise: „Ich weiß, dass wir in einer anderen Galaxie sind, aber - trotzdem seltsam, keine bekannten Sterne zu sehen.“ Mit atemlosem Flüstern fügte er hinzu: „Unheimlich, irgendwie.“

    Langsam wandte Rodney den Kopf und blickte Sheppard verblüfft an. Der Major hatte die Lippen fest zusammengepresst, die Schultern hochgezogen und die Arme verschränkt, so als sei ihm kalt. Jede Spur von Lässigkeit oder Selbstsicherheit war verschwunden.

    Sheppard wirkte plötzlich … beklommen, unsicher. Wie ein Mann, der sich seiner eigenen Winzigkeit und Ohnmacht angesichts der Gefahren dieser fremden Galaxie bewusst war und nicht so recht wußte, wie er mit diesem Gefühl der Hilflosigkeit, des Ausgeliefertseins umgehen sollte.

    Rodney schluckte und hörte sich selbst sagen: „Ja. Ich hätte nie gedacht, einmal an einem Ort zu landen, an dem mir sogar die Sterne fremd sind.“

    „Geht mir genauso“, murmelte Sheppard. Sein Blick glitt einen Moment lang suchend übers Firmament. „Und wenn ich gewusst hätte, dass ‚Vampirjäger’ Teil der Jobbeschreibung ist, hätte ich eine Gehaltserhöhung verlangt. Und eine Ladung Knoblauch.“ Sein gepresster Tonfall ließ den kleinen Scherz gezwungen wirken.

    „Hm.“ Rodney studierte Sheppards Profil, sah den harten, angespannten Zug um seinen Mund, bemerkte, wie sich Sheppards Finger in einer unbewussten, nervösen Geste in den Ärmel seiner Uniformjacke gruben. Der Major starrte immer noch in den Himmel und Rodney folgte seinem Blick, fragte sich, was Sheppard dort wirklich sah. Fremde aber dennoch strahlende Sterne oder die Erinnerung an Wesen, die einem durch bloße Berührung Jahre des Lebens nehmen konnten? Rodney schauderte.

    „Hey, McKay.“ Sheppards Stimme riss ihn aus seinen Gedanken und ließ ihn wieder den Kopf wenden. Sheppards Augen verengten sich. „Das da …“ Er deutete in den Nachthimmel. „Sehen Sie? Diese Konstellation sieht fast aus wie der Stier, finden Sie nicht?“

    „Ja“, bestätigte Rodney, ohne den Blick von Sheppard zu nehmen. Er wusste auch so, welches Sternbild der Major meinte. „Das …“ Er zögerte. Dann gab er sich einen kleinen Ruck. „Das hatte ich mir auch schon gedacht“, gab er zu. „Also, vorhin, genauer gesagt. Kurz bevor Sie mich fast zu Tode erschreckt haben.“

    Sheppard sah ihn an. „Tatsächlich?“ Sein Mund verzog sich zu einem überraschten, warmen Lächeln, dass nichts von seinem üblichen leichtfertigen Grinsen hatte.

    „Ja.“ Unwillkürlich erwiderte Rodney das Lächeln, blickte dann hastig, wie ertappt, in den Nachthimmel. Er räusperte sich und deutete auf den funkelnden Stern. „Aldebaran und die Hyaden. Nun, nicht wirklich, natürlich, aber mit etwas Fantasie.“

    Sheppard nickte, flüsterte. „Ja. Mit etwas Fantasie.“

    Sie standen noch einen Augenblick so, schweigend, beide in den Anblick der Sterne versunken, bis Sheppard sich schließlich die Augen rieb und bemerkte: „So, ich denke, ich sollte mich nochmal kurz auf der Party blicken lassen. Was ist mit Ihnen?“ Er sah Rodney abwartend an.

    McKay winkte ab. „Danke. Ich hatte für heute genug Partyspaß. Ich bleibe noch etwas hier und werde …“

    „Sterngucken“, beendete Sheppard den Satz, mit einem leichten, wissenden Lächeln. Der milde Spott in seiner Stimme und in seinem Blick war jetzt nicht mehr verletzend sondern freundschaftlich - neckend.

    Aber vielleicht war das schon immer so gewesen.

    „Ja, ja.“ Mehr aus Prinzip und nicht, weil er es wirklich so meinte, rollte Rodney die Augen. „Wenn Sie es sagen.“

    Der Major nickte ihm zu, wandte sich zum Gehen, hielt jedoch kurz inne und drehte sich noch einmal um. "Übrigens ... ähm ..." Er wirkte etwas verlegen und befeuchtete seine Lippen kurz mit der Zunge. "Wegen vorhin ... also ... ich bin ganz sicher, dass Dr. Weir der Ansicht ist, dass Sie wirklich ausgezeichnete Arbeit leisten. Und sie ist nicht die Einzige." Ein schmales Lächeln. "Gute Nacht, McKay."

    „Gute Nacht, Major", erwiderte Rodney automatisch und sah Sheppard nach, bis er in dem sanft erleuchteten Korridor verschwand. Erst dann wurde ihm bewusst, dass der Major ihm gerade ein Kompliment gemacht hatte. Auf eine indirekte, vermutlich Sheppard-typische Weise. Rodney lächelte still in sich hinein.

    Er würde Sheppards Akte hacken. Schon allein aus Neugier. Aber er war sich ziemlich sicher, darin nichts zu finden, das wirklich von Bedeutung war.

    Er hatte seine Entscheidung bereits getroffen.

  11. #11

    Standard

    Autor: Persus
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    Kategorie: Action
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    Titel: Arkadios
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    Kommentar: Meine erste Geschichte...
    Die Geschichte spielt einige Jahre nach den aktuellen Entwicklungen der Serie, wobei aber keinerlei Spoiler verarbeitet wurden.

    Man könnte es gut und gerne auch als alternative Zukunft definieren, in der die aktuellen Personen aber immer noch eine gewichtige Rolle spielen. Die Story hatte ich schon länger im Kopf und musste sie jetzt einfach genau so schreiben.
    Desweiteren hat die Geschichte bei positiver Resonanz durchaus das Potential für weitere Episoden.
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    Betaleser: Chayiana
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    Rating: R
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    Spoiler 
    Arkadios

    Gerade noch war Manuel Adamos in Colorado Springs gewesen. Es war der Tag, an dem er auf seine erste Mission – diese Mission - an Bord eines Schiffes der Erdstreitkräfte gegangen war. Er hatte seine Mutter ein letztes Mal umarmt, während sie etwas wie „Pass bloß auf dich auf, mein Junge“ gesagt hatte. Doch das war vor über anderthalb Monaten geschehen.

    Jetzt war da nur noch dieser Raum, in dem sich zwei der drei anderen Corporals, die sich das Quartier mit Manuel teilten, bereits aus ihren Betten geschwungen hatten und dabei waren, nach ihren Uniformen zu greifen. Es dauerte wohl einen Moment zu lange, bis sich die Umstände, inklusive schrillender Alarmglocke, vollkommen in Manuel verfestigt hatten. Erst als ein kleiner Wecker gefährlich nahe an seinem Kopf vorbeiflog und ihm Paul Lochlen kurz darauf etwas überhaupt nicht jugendfreies ins Gesicht brüllte, war auf einmal wieder alles da. Jede einzelne Übung, die er in den letzten Wochen bewältigt hatte, jeder einzelne Handgriff den er nun tätigen mußte und die Kommandocodes, die er, sollte es nötig sein, sofort übermitteln würde.

    Von diesem Moment an dauerte es nur noch Sekunden, bis Manuel auf seinen Beinen war und seine Uniform oder vielmehr den Overal, wie ihn die Mannschaften der Taurusbomber-Mechanikerteams trugen, überstreifte. Manuel befand sich bereits in der Tür, als die Erschütterung durch den Beschuss ihn wie ein Hammerschlag traf und gegen den Türrahmen schleuderte.


    Das kleine Vorzimmer glich fast perfekt jedem anderen dieser Art, wie sie, in den inzwischen fast 2000 Rekrutierungsbüros der Streitkräfte, welche einzig der Verteidigung der Erde und ihrer Kolonien gegen Angriffe aus dem All dienten, über den kompletten Erdball verteilt waren.

    Es gab nur zwei ganz entscheidende Unterschiede: Nur in diesem saß Manuel Adamos, um gleich mit einer der am höchsten dekorierten Soldatinnen aller Zeiten, Admiral Samantha Carter, zusammenzutreffen, und nur hier standen drei zutiefst unentspannte Männer des Militärgeheimdienstes WDI (World Defense Intelligence), die jede noch so kleine Bewegung Manuels verfolgten.
    Als er in das Zimmer des örtlichen Kommandanten gebeten wurde, waren seine Nerven durch die Umstände noch angespannter, als es vor solch einem Treffen ohnehin bereits der Fall gewesen wäre. Er trat in das weitläufige Büro, das durch die schweren, dunklen Möbel geprägt wurde, ein und bemerkte sehr schnell die Frau, deren Bild jeder junge Soldat kannte und die hier - scheinbar ganz entspannt - am Fenster lehnte.



    Die furchtbaren Kopfschmerzen waren der einzige Hinweis darauf, dass sich Manuel wieder in der Realität befand. Durch seine verschwommene Sicht war nur der Schatten einer Person zu erkennen, die sich über ihn beugte. Langsam kamen seine Sinne wieder zurück und es wurde Manuel klar, dass man versuchte, mit ihm zu sprechen. Als die Person damit begann, ihn auf seine Beine zu ziehen, explodierte der Schmerz förmlich in seinem Kopf.


    Der Major, in dessen Büro sie sich befanden, richtete zuerst das Wort an den jungen Soldaten:

    „Setzen Sie sich bitte, Corporal. Sie wundern sich vielleicht darüber, dass gerade Sie hierfür ausgewählt wurden, aber Sie können sich sicher sein, dass diese Entscheidung nicht leichtfertig getroffen wurde. Sie haben die besten Empfehlungen und wurden uns als jemand mit hervorragender Streßresistenz und gutem Gedächtnis beschrieben.“

    „Ich hoffe, all ihren Erwartungen entsprechen zu können, Sir.“

    „Er gefällt mir“, waren die ersten Worte von Admiral Carter, „er hat diesen speziellen Ausdruck in den Augen, den ich vor sehr langer Zeit zum letzten Mal gesehen habe."
    Dann richtete sie das Wort direkt an Manuel:
    "Der Ablauf ist Ihnen ja bereits erläutert worden, oder? Niemand an Bord Ihres Schiffes darf von Ihrer Aufgabe erfahren. Sie bekommen einen ruhigen Posten ohne die Gefahr der direkten Feindberührung und warten darauf, dass Sie gebraucht werden. Sie…“



    Manuel hatte Schwierigkeiten seine Augen geöffnet zu halten. Erst nach einiger Zeit erkannte er den Raum, in dem er sich befand, als die Krankenstation des Schiffes wieder. Die Hektik der Notsituation während eines Angriffes hatte sich im gesamten Raum breitgemacht. Die Schreie der Verletzten überlagerten das Brüllen von Anweisungen und die Geräusche der medizinischen Geräte. Jede einzelne Faser in Manuels Körper sprach sich dafür aus, einfach liegen zu bleiben, hier wo man sich um ihn kümmern würde und wo er bis zu dem möglichen Zeitpunkt sicher wäre, wenn man ihn und seine Codes fordern würde. Doch um das zu tun, war er zu sehr Soldat - war es immer gewesen. Was hätte man auch von einem Jungen, der seit seiner Kindheit nichts anderes gekannt hatte als das Leben auf einem Militärstützpunkt, erwarten sollen? Das ständige Umziehen mit der daraus resultierenden Rastlosigkeit, die vielen Schulen, in denen er bereits seit der ersten Klasse mehrheitlich von Militärangehörigen unterrichtet worden war und ein Großvater, der seinem Enkel mit Begeisterung alte Armeegeschichten erzählt hatte... all dies hatte ihn zu dem gemacht, was er heute war.

    Und so raffte er sich auf, fiel mehr von der Krankenliege als dass er sich wirklich davon erhoben hätte und streifte den Griff eines Arztes ab, der ihn daran hindern wollte sich seiner Behandlung zu entziehen. Es klang noch immer alles gedämpft um ihn herum und Manuel fragte sich, wie er in seinem Zustand auch nur daran denken konnte, eine F-703 für den Start klarzumachen, aber er lief weiter. Auf seinem von Schmerzen und Erschütterungen geprägten Weg versuchte er, sich endlich wieder zu konzentrieren. Zehn Zahlenreihen liefen immer wieder vor seinem inneren Auge ab. Er durfte sie unter keinen Umständen vergessen. Die ersten fünf Zahlenreihen bildeten die möglichen Codes für den Zentralrechner der Erde. Dieser beinhaltete alles - einfach alles - angefangen von den Truppenpositionen der Streitkräfte, über die Versorgungsrouten der Kolonien abseits des Tornetzes bis hin zu den Kommandoroutinen der automatischen Erdverteidigung. Er würde diese Codes, falls benötigt, über seinen Sender an den Kommandanten des Schiffes übermitteln. Nur eine der Zahlenreihe würde die Richtige sein und nur diese würde einer der Zahlenreihen des Kommandanten entsprechen.
    Manuel hatte das Gefühl zu kochen. Die Klimakontrolle musste versagt haben oder es war ein Feuer ausgebrochen. Er musste schleunigst hier weg und den Hangar erreichen, um endlich mit seiner Arbeit zu beginnen. Für einen kurzen Augenblick verlor er aber scheinbar wieder die Kontrolle über seine Füße. Er musste sich kurz abstützen, Luft schnappen.


    Es war ein faszinierender Anblick. Manuel stand vor dem wichtigsten Artefakt in der Geschichte der Menschheit, dem Stargate. Nachdem das Stargate Programm durch die involvierten Regierungen publik gemacht und unter die Aufsicht der Vereinten Nationen gestellt worden war, hatten diese einen geeigneten Standort für das Gate gesucht und ihn schlußendlich in Zürich gefunden.
    Für Manuel und alle andere Rekruten war die Reise, das Zurücklegen von zum Teil tausenden Kilometern aus aller Welt hierher, mittels eines Beamstrahls - in nur einer einzigen Sekunde - etwas Unglaubliches gewesen. Selbst unter den jungen Leuten hatte dies noch immer einen Hauch von Science-Fiction. Ab nächster Woche würde nun auch er die Akademie besuchen, auf der seit Jahren die Besatzungen der Raumflotte ausgebildet wurden, darunter auch Manuels älterer Bruder Alanes.


    Jemand hatte ihn wieder aufgesetzt. Manuel erkannte den Gang, der direkt an den Hangar anschloß.
    ‚So weit habe ich es also geschafft?’ ging es ihm durch den Kopf.
    Er hatte Schwierigkeiten das Gesicht vor ihm klar zu zuordnen. Vorbeigehende Menschen zogen scheinbar Schlieren hinter sich her und die Geräusche wirkten noch immer gedämpft. Erst jetzt fiel ihm auf, dass seine Hand voller Blut war. Es durfte ihn einfach nicht so schwer erwischt haben, er musste es schaffen. Das Gesicht erschien wieder vor ihm und dieses Mal erkannte er es sogar als das seines Vorgesetzten, Sergeant Lechelier, ein eisenharter Kerl, von dem Manuel schon mehr als nur eine Lektion gelernt hatte.

    Langsam kehrte auch sein Gehör wieder zurück.

    „Corporal, Sie müssen sofort auf die Krankenstation, hören Sie mich?“ Ein weiterer Einschlag erschütterte das Schiff heftig.
    „Können Sie das alleine schaffen? Ich kann keinen weiteren Mann für Sie abstellen. Die Abschussrampen drei bis sechs sind beschädigt worden und wir müssen jetzt alle Kampfbomber auf die restlichen Rampen schaffen.“
    Seine Worte klangen für Manuel hohl, fast wie von einem Band gesprochen.

    „Wer greift uns an?“, war das Einzige, was Manuel herausbekam. Die Antwort verstand er bereits nicht mehr und es fiel ihm unendlich schwer, nicht wieder die Kontrolle über sich zu verlieren. Diesen einen Kampf konnte Manuel aber unmöglich gewinnen.


    Manuel hielt sich möglichst dicht an der Wand, während er sich in Begleitung zweier Kameraden langsam, die Waffe im Anschlag, vorwärts bewegte. Sie hatten soweit noch keine Feindberührung und die Aufklärungsdaten konnten keine sichere Auskunft über die gegnerische Truppenstärke geben. Corporal Slatan Petric ließ die Gruppe mit einem schnellen Zeichen anhalten und bedeutete Manuel, er solle sich nach rechts orientieren, den Weg checken und dann wieder zur Gruppe zurückkehren.
    Manuel war bereits 10 Meter vorgerückt, als er noch einmal stehenblieb und sich umblickte. Doch den Gegner, der rechts von ihm stand, bemerkte er letztlich zu spät. Dieser hatte bereits auf ihn angelegt und feuerte zuerst.

    „Adamos, Sie sind tot,“ offenbarte ihm sein Ausbilder wenig einfühlsam, „Kommen Sie her und setzen Sie sich wieder zu den anderen.“
    Manuel hatte sich kaum zu seinen Kameraden von der Akademie gesetzt, als bereits die ersten Sprüche kamen:
    „Schnapp dir lieber wieder deinen Schraubenschlüssel, Manuel,“ rief ihm Alexei Latostov zu, „und überlass besser uns die Waffen.“

    Bevor Manuel eine vernünftige Erwiderung einfiel bat ihn ein Master Sergeant bereits zur Seite: „Corporal Adamos, Sie sollen heute Mittag in das Rekrutierungsbüro nach Zürich kommen.“
    „Zu welchem Zweck, Sir?“

    „Das wird man Ihnen dort sagen, Corporal.“



    Die Erschütterung einer starken Explosion brachte Manuel wieder zurück in die Gegenwart. Irgendwo waren Schüsse zu hören und ließen ihn zuerst daran denken, er wäre lediglich zurück auf dem Übungsplatz. Wieder in Zürich bei seinen Kameraden, die eben noch Witze über ihn gerissen hatten. Erst als ihm bewußt wurde, dass ihn jemand über den Boden zog, kamen die Erinnerungen an die letzten Minuten zurück. Oder waren es Stunden? Er konnte es nicht sagen.
    Manuel faßte sich instinktiv an seine Hüfte, wo er zum Glück noch immer sein Übermittlungsgerät fand. Dabei erfühlte er auch einen dicken, amateurhaften Verband an seinem Arm.

    Männer rannten in dem nur schwach beleuchteten Gang an ihm und seiner Begleitung vorbei. Er sah ihre Waffen und das angsterfüllte Gesicht eines Soldaten, der kurz neben ihm stehenblieb, bevor er von einem Vorgesetzten weitergescheucht wurde. Manuel entschloß sich dazu, Widerstand gegen seine Rettung zu leisten. Er mußte in Erfahrung bringen, wie es um das Schiff stand, wie schlimm die Situation war.
    Sein Begleiter bemerkte die Veränderung an Manuels Verfassung recht schnell und ließ von seinem Griff an dessen Schultergurt ab. Manuel konnte sich aufrichten und blickte in das besorgte und schmutzige Gesicht seines Vorgesetzten Sergeant Lechelier, der sich bereits vorher um ihn gekümmert hatte.

    „Schaffen Sie es zu laufen?“

    „Was ist passiert, Sergeant? Der Hangar, warum…“

    „Wir werden geentert. Wir mußten den Hangar aufgeben und konnten die meisten Schiffe nicht mehr starten lassen. Die Sicherheitskräfte versuchen den Feind - so weit es möglich ist – aufzuhalten, um uns Zeit zur Evakuierung zu geben. Das Stargate befindet sich noch in unserer Hand und der Kommandant hat uns in den Orbit eines Planeten gebracht. Wir müssen uns aber beeilen, unser Gegner ist uns weit überlegen und rückt schnell vor.“
    Es war wieder Gefechtslärm zu hören, dieses mal näher. Lechelier sah immer besorgter aus, als ein weiterer Soldat zu den beiden stieß.
    „Schnell, wir müssen weiter.“

    Manuel zog sich langsam, die Wand zur Hilfe nehmend, wieder auf die Füsse. Er war noch immer wackelig auf den Beinen, aber angesichts der Umstände konnte er es mit sich nicht verantworten, den anderen weiterhin eine Last – vielleicht sogar der Grund für ihren Tod - zu sein. Lechelier stützte ihn soweit wie nötig und die drei Männer konnten endlich weiter.

    Manuel fiel das Omega-Waffensystem wieder ein. Für solche Situationen war es unter anderem geschaffen worden. In diesen aussichtslosen Momenten sollte es verhindern, dass etwas in die Hände des Feindes fiel. Es würde nicht nur das Schiff vernichten. Einmal gestartet, konnte das Abfeuern der Waffe nicht mehr rückgängig gemacht werden und sie hatte die Macht, einen Planeten zu vernichten.
    Konnte es sein, dass er die Codes dafür bereits übermittelt hatte? Das Gerät war direkt an seine Vitalzeichen gekoppelt. Sollte er schwer verletzt werden oder sterben, würde der Kommandant die Codes erhalten, um die Operabilität weiter zu gewährleisten.
    Konnte das bereits geschehen sein? Die genaue Prozedur war ihm nie erklärt worden, womöglich war seine Präsenz an Bord gar nicht mehr notwendig.

    Die Gruppe war inzwischen einige Gänge weiter gelangt, wo sie mit mehreren bewaffneten Sicherheitsoffizieren zusammentraf. Als das Licht ausfiel, dachte Manuel zuerst an die Folgen des Beschusses, wahrscheinlich hatten die Generatoren nun endgültig versagt. Doch dem war nicht so. Die Soldaten griffen nach ihren Lampen, die nach einigem Schütteln erst zum Leben erwachten.

    Lechelier kam Manuels Fragen zuvor:
    „Wir müssen die Bioluminiszenz-Lampen einsetzen. Unsere Gegner tragen Störsender, die alle elektronischen Geräte in ihrer Umgebung blockieren können. Nur ihre eigenen Geräte scheinen dagegen geschützt zu sein. Auf diese Art konnten sie auch den Hangar so schnell einnehmen. Alle automatischen Abwehrvorrichtungen waren nutzlos.“

    Die Soldaten bewegten sich, um Deckung bedacht, weiter zurück, ihre Aufmerksamkeit auf die Gänge konzentriert aus denen sie gekommen waren. Das Gewehrfeuer hatte aufgehört, was nach der Hektik und dem Lärm der vergangenen Minuten ein unangenehme Stille nach sich zog. Eine Stille, die die Gruppe vollständig einhüllte.
    Erst das metallische Klackern der Granate, die in den Gang fiel, brachte auch die anderen Geräusche wieder zurück. Instinktiv wichen Manuel und seine Begleiter zurück, nur der Soldat, der der Granate am nächsten war, sprang auf diese zu, um sie zurückzuschleudern.

    Was danach geschah, sollte nicht nur für den Soldaten ein Schock sein. Als er die Granate berührte, fing sein Arm nicht nur Feuer, er verkohlte innerhalb einer Sekunde. Seine Schreie hatten nichts Menschliches mehr an sich. Manuel war sich sicher, dass die fast unmittelbar darauf erfolgende Explosion der Granate eine Erlösung für ihn darstellte. Der Rest der Gruppe kam besser davon. Die nägelgleichen Stacheln, die die Granate zudem verschoss, wurden praktisch völlig durch den Körper des Soldaten aufgefangen. Der Schrecken ließ alle einen Moment verharren und so hatte die Granate für die Angreifer ihre vorgesehene Wirkung wenigstens teilweise entfacht.
    Als die zwei großen Kämpfer aus ihrer Deckung traten, in obsidianähnliche Rüstungen gehüllt, die das Licht zu absorbieren schienen, erwartete sie zunächst fast keine Gegenwehr. Ihre Energiewaffen feuerten in schneller Abfolge und zwei Männer wurden getroffen, bevor der Rest der Gruppe reagieren konnte.

    Der Rest der Soldaten erwiderte das Feuer und es gelang ihnen einen der Angreifer zu treffen. Ihre Waffen zeigten wenig Wirkung, die Angreifer waren jedoch vorsichtig und zogen sich wieder in die Schatten zurück.
    Manuel wurde von Sergeant Lechelier heftig weitergezogen. Sein Blick ging zurück, dorthin wo ihre getroffenen Kameraden lagen.
    „Was ist mit den anderen? Mit den Verwundeten?“

    „Diese Waffen hinterlassen keine Verwundeten. Allem was sie treffen wird alles Leben entzogen. Die Leichen zerfallen praktisch innerhalb von Minuten zu Staub. Diese Waffen wurden nicht dafür gebaut, Gefangene zu machen.“


    Sie rannten weiter, kamen in wieder beleuchtete Gänge und sammelten unterwegs weitere Männer auf, die schnell bereit waren, ihre Posten zu verlassen. Die Kampfkraft und Brutalität der Feinde hatte sich herumgesprochen.
    Manuels Kopf fühlte sich inzwischen wieder einigermaßen stabil an und er war sich schon sicher, dass sie das Stargate erreichen könnten, als in dem kleinen Raum, in dem sie sich gerade befanden, das Licht ausging. Ihnen blieb keine Zeit zu reagieren. In dem wie Blitzlichtgewitter wirkenden Mündungsfeuer der gegenerischen Waffen erhellte sich der Raum immer nur für kurze, erschreckende Sekundenbruchteile. Manuel sah drei Gestalten, die, wie er nun erkannte, in ein Exoskelett gehüllt waren. Wie Geister veränderten sie zwischen den hellen Momenten ihre Position, um dann auf den nächsten Soldaten anzulegen. Ihm wurde erschütternd vor Augen geführt, wie wenig sie dem entgegen zu setzen hatten.

    Ein Moment der totalen Dunkelheit zeigte das Ende dieses unfairen Kampfes an. Als sich der Raum erhellte, in dem sich Manuel seit dem Beginn des Kampfes kaum von seinem Platz gerührt hatte, sah er zum ersten Mal in die Augen einer ihrer Gegner, dessen Körper fast vollständig von dem Exoskelett umhüllt war und der gerade seinen Elektroblocker über ein Display an seinem Arm deaktiviert hatte.
    In dem Raum standen neben den drei Angreifern nur noch drei, bereits zu Beginn des Kampfes unbewaffnete Menschen, die nichts tun konnten, als sich ihrem Schicksal zu ergeben.

    „Kniet!“
    Der Befehl kam von einem der anderen beiden Krieger. Er hörte sich an, als würde die Sprache elektronisch erzeugt, durch ein Übersetzungsgerät vielleicht. Manuel reagierte nicht sofort. Er konnte es einfach nicht, zu geschockt war er noch von den Bildern, die er eben mit ansehen musste.
    Der dritte Krieger war mit zwei schnellen Schritten an ihn herangetreten, packte ihn an der Kehle und hob ihn hoch. Sein Griff war gedacht, um Manuel das Genick zu brechen, der Krieger zögerte aber, als sich sein Blick auf etwas an Manuels Seite senkte. Sein Overal war an dieser Stelle aufgerissen wodurch das Übertragungsgerät sichtbar war.
    Von all dem bemerkte Manuel kaum etwas. Sein Blick, in dem der blanke Horror lag, ging gebannt zu Boden, wo der Krieger mit seinem letzten Schritt auf eine der Leichen getreten war. Der Leichnam wirkte verdorrt und der Fuß hatte den Brustkorb des Mannes durchstoßen, als ob dieser hohl wäre.
    Der Krieger hielt Manuel noch immer hoch, hatte inzwischen aber seinen Griff um den Hals des Menschen etwas gelockert. Er wandte sich noch einmal zu einem der anderen Krieger um, ohne jedoch etwas zu sagen. Auch dieser schenkte Manuel nun alle Aufmerksamkeit.

    Die beiden anderen Menschen, die noch immer fast unbeachtet auf dem Boden knieten, wagten es nicht, ihr Heil in der Flucht zu suchen. Sie hatten keine Idee davon, was sie als Gefangene dieses Volkes erwarten würde, doch was ihnen sehr wohl bewußt war, war der Schrecken, den die Waffen dieser Krieger verbreiteten. Sie knieten zwischen oder auch fast in den toten Körpern ihrer Kameraden, denen praktisch keine Möglichkeit zur Gegenwehr geblieben war. Die Waffen der Toten waren in ihrer direkten Reichweite, doch beide hatten bereits mitbekommen, wie wenig Wirkung diese entfalteten. Ein leichtes Aufflackern von blauem Licht zog plötzlich die Aufmerksamkeit der beiden auf einen nahen Gang. Der Soldat, der aus diesem hervortrat, hatte seine Zat-Waffe bereits auf den ihm am nächsten Krieger gerichtet und zweimal geschossen. Die Deaktivierung ihrer Blocker erwies sich als große Nachlässigkeit, die den zu selbstsicher gewordenen Krieger das Leben kosten sollte. Denn so wirkungsvoll sie ihre Rüstungen auch gegen die Projektilwaffen der Menschen schützten, der Gefährlichkeit dieser Energiewaffen mußten nun auch sie Rechnung tragen.

    Manuel wurde sofort fallen gelassen. Sein Bewacher warf sich mit einer verblüffenden Leichtigkeit zur Seite, um ein schlechteres Ziel zu bieten. Um den Blocker wieder zu aktivieren, war keine Zeit, denn der menschliche Soldat hatte bereits auf ihn angelegt. Allerdings kam dieser nicht noch einmal dazu abzudrücken. Der Krieger, der sich schnell von Manuel wegbewegte, hatte seine Waffe, die er die ganze Zeit nicht aus der anderen Hand gelegt hatte, bereits abgefeuert.
    Der Schuß traf lediglich den Oberschenkel des Menschen, dessen Wirkung trat aber unmittelbar und mit vernichtender Gewalt ein. Der Soldat realisierte nicht sofort, was gerade mit ihm passierte, er fühlte zunächst keinen Schmerz. Alle Nerven, alles, was seinem Gehirn hätte melden können, dass sich sein Körper veränderte, war in dem Oberschenkel nicht mehr vorhanden. Genauso löste sich jegliche tragende Substanz - mitsamt des Knochens - rasend schnell auf. Der Bereich konnte das Gewicht des Körpers nicht mehr tragen und brach einfach ab. Der Soldat stürzte zu Boden, den Blick gebannt auf sein Bein gerichtet. Erst jetzt war er dazu imstande zu schreien, jedoch mehr aus Schrecken um das Versagen seines Körpers, der nun mit zunehmender Geschwindigkeit von der Wirkung der Waffe durchzogen wurde, als aus dem Empfinden der Schmerzen, die mittlerweile doch fast jegliche andere Funktion seines Nervensystems überdeckten.

    Ungerührt vom Todeskampf des Menschen erhob sich der Krieger nach seinem Sprung wieder vom Boden. Sein Gefährte stand bereits neben ihrem toten Kameraden. Er bückte sich über ihn und die riesige Leiche verschwand scheinbar ins Nichts. Der automatische Transporter würde den Körper zurück auf ihr Schiff transportieren, wo man ihn bis zur Wiederankunft des Schiffes auf ihrem Heimatplaneten aufbahren würde.
    Die beiden Krieger blieben auffällig ruhig, sie zeigten wegen ihres toten Kameraden keinerlei Wut auf die noch immer im Raum knienden Menschen. Sie waren mit den Verlusten, die der Krieg mit sich brachte offensichtlich vertraut.

    Erst nachdem der menschliche Angreifer gestorben war, richteten die zwei verbliebenen Krieger ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihre Gefangenen.
    Dem Befehl, sich sofort zu erheben, kamen die drei Menschen unmittelbar nach. Und auch wenn Manuel nun wieder die Kontrolle über sich selbst erlangt hatte, vermied er doch jeden weiteren Blick auf die Leichen.

    Die Menschen wurden durch ihre Bewacher wieder in Richtung des Hangars gebracht, aus dem sie gerade erst versucht hatten zu fliehen. Auf ihrem Weg kamen sie an weiteren Kampfschauplätzen vorbei. Überall befanden sich Leichen, die bereits zum Teil zu Staub zerfallen waren, den die fünf nun mit ihren Schritten aufwirbelten. Der Gestank in der Luft, ausgelöst durch Blut, das an vielen Stellen den Boden bedeckte, und durch einzelne Soldaten, die - dem Tode nahe - die Kontrolle über ihren Körper verloren hatten, lieβ Übelkeit in Manuel hochsteigen.

    Hier erkannte er auch zum ersten Mal, dass nicht alle der Toten den Feuerwaffen der Angreifer zum Opfer gefallen waren. Einige wiesen tiefe Schnittwunden auf, anderen fehlten ganze Gliedmaßen.
    Denn auch wenn man solch archaische Waffen bei diesen fast perfekten Kriegern nicht erwartet hätte, trugen sie doch lange Klingen mit sich. Feuerwaffen konnten versagen oder beschädigt werden, ihre Klingen würden ihnen immer als Alternative dienen.

    Manuel erreichte mit den anderen einen Lagerraum, in dem sie nun zum ersten Mal auch andere Kämpfer des Feindes sahen. Es war eine bizarre Umgebung, in der fast völlige Stille herrschte. Die Kämpfer sprachen nicht miteinander, die meisten standen alleine oder in kleinen Gruppen in dem Raum verteilt, ohne sich jedoch zu bewegen. Lediglich im hinteren Bereich hörte man menschliche Stimmen und Gefechtslärm, die allerdings nur von einem großen Bildschirm kamen, der von den Angreifern hier aufgebaut worden war. Daneben befand sich eine beleuchtete Röhre, in der etwas zu schweben schien, von dem Manuel aber nicht erkennen konnte, um was es sich handelte. Der Krieger, der vor ihnen lief, ließ sie anhalten und griff nach einer weiteren Waffe an seiner Seite.

    „Nein, Nein, bitte…“ war das Einzige, was Manuel noch sagen konnte, bevor ihn der dünne Strahl der Waffe traf.
    Doch Manuel war nicht tot. Er konnte seinen Körper nicht mehr bewegen und Panik begann, seinen Geist zu erfassen, doch ihm war noch immer bewußt, was um ihn herum passierte. Er sah, dass er von dem Krieger wieder gepackt und hochgehoben wurde, ohne jedoch den Griff zu spüren. Er wurde in Richtung des Bildschirmes getragen, vor dem sich eine größere Gruppe versammelt hatte.

    Manuels Blick war nun nur noch auf die Röhre gerichtet, die zuvor zu weit entfernt gewesen war, um Genaueres zu sehen. In ihrer Mitte schwebte ein abgetrennter Kopf. Es war der Kopf des Kommandanten dieses Schiffes. Seine Augen waren geöffnet. Sie wirkten lebendig und strahlten noch immer den Glanz aus, den Manuel so oft in den Videoansprachen an die Crew des Schiffes wahrgenommen hatte. Und doch lagen unvorstellbare Qualen darin.

    Zum ersten Mal seit dem Beginn des Angriffes wandten sich Manuels Gedanken, wissend, dass es sich um die letzten Augenblicke seines Lebens handelt, wieder Dingen aus seiner Vergangenheit zu, hauptsächlich seiner Mutter und seiner Heimat, die er zurückgelassen hatte.

    Tatsächlich war der Kopf des Kommandanten nur gelähmt wie Manuels eigener Körper, doch war dessen Geist noch immer intakt. Der Krieger legte den Körper Manuels auf den Boden, wo dieser schlaff und verdreht liegenblieb. Das Aufblitzen der Klinge des Kriegers bedeutete das Ende des Lebens, wie es Manuel kannte. Was bleiben würde, wäre die mehrmalige Wiederholung der schrecklichsten Stunden seines Lebens, bevor auch diese ihre Bedeutung verloren hätten.


    Das Bild verlor alle Konturen. Die drei Offiziere beendeten das Betrachten der letzten Momente im Leben des Manuel Adamos mit zufriedenen Gesichtern. Sie hielten alles was sie brauchten - jeden einzelnen Kommandocode - in ihren Händen. Codes, die sie den Erinnerungen des Kommandanten des Schiffes nicht hatten entnehmen können.
    Ihr Spion hatte sie enttäuscht, hätten sie nicht diesen Soldaten gefangen genommen und das Gerät an seiner Seite als entscheidend wiedererkannt, hätte er mit den vielen Anderen fliehen können, so hätte die Offenbarung ihrer echten Stärke hier allen Sinn verloren. Sie hielten nun den Schlüssel zum Zentralrechner der Erde in ihren Händen. Der Sieg war ihnen absolut gewiss.


    „Es wurde nie geklärt, wer der Spion war, der die Menschheit verraten hatte. Genauso wenig erfuhren die Angreifer, dass es der taktische Offizier gewesen war, der die andere Reihe der Kommandocodes besessen hatte. Ein Mann, der unverzeihliche Feigheit bewiesen hatte, indem er durch das Stargate floh, anstatt das Omega Waffensystem zu aktivieren und unsere Feinde mit allen Informationen, die ihnen womöglich in die Hände gefallen waren, zu vernichten.

    Doch endlich ergeben alle Details ein vollständiges Bild. Alle entscheidenden Fragen sind beantwortet. Ich habe nun den Grund unserer Niederlage gesehen - durch die Augen unseres Verderbens. Um an diese und viele andere Aufnahmen, Protokolle der Qualen jeder unserer Niederlagen, den toten Körpern mutiger Männer entrissen, zu kommen, haben viele hervorragende Soldaten ihr Leben gegeben. Ich bete dafür, dass ihre Opfer es wert gewesen waren.

    Mein Name ist Arkadios Carter. Ich bin Kommandant der „Galahad“, Trägerschiff der Erdstreitkräfte, Enkel einer großen Frau und unsere letzte Hoffnung auf den Sieg.
    Nach Jahren der Besatzung haben sich die Menschen endlich erhoben und sind Willens die Erde zurückzufordern. Die Geschichte des Manuel Adamos ist die des Beginns unserer Versklavung, meine wird die unserer Befreiung sein. Das schwöre ich bei meinem Leben und dafür bin ich bereit, durch die Hölle zu gehen.

    Noch heute werden unsere Truppen durch Stargates auf über einem Dutzend Planeten treten und Vorposten unserer Eroberer, deren wirklicher Name sich nie in unsere Sprache übertragen lieβ, angreifen. Doch dies ist eine andere Geschichte, die erst noch geschrieben werden muss.“
    Geändert von Waschtl (24.10.2007 um 12:28 Uhr) Grund: Änderung abgesprochen

  12. #12
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    Standard Rijan: Uisge Beatha

    Autor: Rijan
    --------------------------------------
    Kategorie: Ship
    --------------------------------------
    Titel: Uisge Beatha*
    --------------------------------------
    Kommentar: Prequel zu meiner Geschichte “Perna“ [Nominiert in „Misc“ 2007], Inspiriert von "Poinsoning the Well" (Season 1).
    Author's Note: was einem nicht alles einfällt, wenn man sich in Becketts Heimatland durch diverse Whisky-Sorten kostet...
    Dank an Halessa für die Idee zum Externen Gebrauch von Alkoholen der alten Hoffaner
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    Charakter: Dr. Carson Beckett
    --------------------------------------
    Betaleser: Halessa
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    Rating: PG -12
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    Wortanzahl 3.809 Wörter ohne Erläuterungen
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    Spoiler 
    Uisge Beatha*

    „Kanzler Druhin war so erfreut über unseren Erfolg letzte Woche, dass er gleich den Rat einberufen hat und „unseren Alten Freund“ öffnete. Wie ich gehört habe, hatten die Herren noch einen sehr vergnüglichen, ja ausgelassenen Abend.“
    Perna schmunzelte mit blitzenden Augen, in denen der Schalk saß. Die Geschichte dieser Feier hatte sich verbreitet wie ein Lauffeuer.

    Durch ihren Tonfall aufmerksam gemacht blickte Beckett von seiner Testreihe auf. Das war ein Thema nach seinem Geschmack – einmal weg von der Testreihe, einmal mehr über Pernas Volk erfahren. Eigentlich meinte er damit eigentlich die Leiterin der Forschungseinrichtung, für die er inzwischen eine starke Zuneigung entwickelt hatte.

    „Alter Freund? Ihrer Belustigung entnehme ich, dass es sich um ein alkoholisches Getränk handelt.“

    „Es besteht aus vielen Zutaten, vielen Kräutern und – Auszügen – und, ja, es ist alkoholisch. Frühe Formen davon hatten über 68 Volumenprozent. Spätere Jahrgänge immerhin noch 61,3 Volumenprozent. Die heute noch existenten Flaschen dürften mit dem Alter der Urform aber wieder näher gekommen sein.

    ~Wie charmant sie das ausdrückt~, dachte Beckett und lächelte sein Gegenüber an. Er wandte sich ihr ganz zu. Die Testreihe war für den Moment unwichtig.

    „Ich glaube, jedes Volk entwickelt im Laufe seiner Geschichte alkoholhaltige Getränke. Unsere frühesten Alkoholika waren mit der Religion verknüpft und sollten einen leichteren Zugang zur Welt der Geister schaffen.“ Er grinste. „Nicht viel später wurde diese sehr ehrwürdige Beschäftigung mit der Welt der Geister durch die profanere Suche nach dem Weingeist abgelöst.“

    Perna lachte belustigt über Carsons Witz.

    „Auch unser Volk hat verschiedene alkoholische Substanzen entwickelt. Allerdings sollten sie dazu dienen, der realen Gefahr durch die Wraith begegnen. Der Alkohol wurde nicht intern verabreicht, sondern war vorerst zum Einreiben gedacht, damit die Wraith sich nicht an ihren menschlichen Opfern gütlich tun konnten. Unsere Vorfahren dachten, dass ein scheinbar „betrunkenes“ Opfer die Chemie der Wraith stören und diese am Aussaugen hindern würde.“

    „Was für eine interessante Theorie. Hat es funktioniert?“, Beckett beugte sich gespannt vor.

    „Einige wenige Menschen kamen auf diese Weise davon. Wie sich im Nachhinein aber immer wieder erwies, hatten diese seit Jahren das Mittel zweckentfremdet. Denn anstatt sich damit einzureiben, hatten sie es extensiv getrunken. Es entkamen auch nur jene, die durch jahrelangen Missbrauch bereits schwere organische Schäden davongetragen hatten und dadurch als Nahrung für die Wraith zu minderwertig geworden waren. Ein Wunder, dass kaum jemand getötet wurde!
    Einreiben war einfach nicht wirksam genug! Es wirkte immer nur eine Schrecksekunde lang, was dem Opfer aber zu wenig Zeit ließ, sich von seinem Angreifer zu lösen. Aber ständig alkoholisiert zu sein und sich langfristig dadurch selbst zu töten, ist auch keine Lösung für ein Volk. Einzelne Bürger werden die Behandlung aber sicherlich genossen haben, da der Alkohol bekanntlich antibakterielle und antiseptische Eigenschaften hat und sich bestens zur Schmerzlinderung eignet, wenn er mit kühlenden Kräutern versetzt wird.“

    „Wir hatten auf der Erde ein ganz ähnliches Konzept mit einer Pflanze, die man in rohem wie auch im gekochten Zustand essen kann. Sie hat speziell roh genossen keine weiteren Nebenwirkungen auf die Umwelt, als eine katastrophale Ausdünstung. Sie war speziell in einer geographischen Region beliebt, die an Vampire glaubte – das ist etwas Ähnliches wie die Wraith hier – nur dass es sie nachweislich nie gegeben hat.“

    „Ihr Glücklichen. Die Theorie mit der Ausdünstung einen Wraith zu vertreiben, ist bereits bedacht worden – sie funktioniert auch nicht. Aber sie hat sicherlich humorvolle Aspekte, wäre das Thema an sich nicht so ernsthafter Natur.“

    Beckett beobachtete, wie der Schalk in ihre Augen zurückkehrte.

    „Ich habe da etwas, das ich Ihnen zeigen möchte.“

    Perna ging zu einem Schrank, schloss ihn auf und entnahm ihm eine augenscheinlich alte, dunkle Glasflasche, die geringfügig kleiner war, als die irdischen Pendants. Auch zwei schwere, kurze Glaskelche standen auf einem Tablett bereit, das sie ebenfalls herausnahm und alles auf einen freien Tisch stellte, der nicht von Reagenzgläsern und Kolben besetzt war. Die Gläser waren bei näherer Betrachtung so geformt, dass eine kleine hohle Wölbung am Glasrand es erlaubte den Alkohol anzusaugen, ähnlich manchen chinesischen Trinkgefäßen. An anderer Stelle konnte man jedoch ganz normal trinken.

    ~Sie hat eine Party vorbereitet!~, staunte Beckett. ~Was für ein schöner Ausklang für einen harten Arbeitstag~ - es war inzwischen Abend geworden. Er erhob sich und ging zu ihr hinüber.

    „Ich habe eine alte Flasche für besondere Feierstunden aufbewahrt. Der Inhalt dieser Flasche wurde von meiner Großmutter dreifach gebrannt und in einem Holzfass für viele Jahre gelagert, daher die schöne Farbe. Er ist inzwischen etwa 60 Jahre alt. Ich hoffe, sein Alter hält, was es verspricht.“

    „Ein besonderer Tropfen! Und den wollen Sie mit mir teilen?“

    „Ja. Die Entwicklungen der letzten Wochen sind ein Durchbruch für unser Volk und ich möchte mich bei Ihnen besonders bedanken, Carson.“

    „Das ist doch nicht notwendig. Die Grundvoraussetzungen waren gegeben...“

    Ernst sah sie Beckett in die Augen. Irgendeine Sorge schien sie zu belasten. Dann war der Augenblick auch schon vorbei und ihre Augen strahlten wieder.

    „Wollen Sie mit mir auf diesen Erfolg anstoßen?“

    „Aye. Es wird mir ein Vergnügen sein. Soll ich die Flasche öffnen?“

    „Bitte gerne.“

    Sie reichte ihm die Flasche, in der ein korkartiger Pfropfen saß, der mit Wachs und einem Stück Schnur, das aus dem Wachs hervorragte zusätzlich versiegelt worden war. In feinsäuberlicher Handschrift waren der Abfüller und das Jahr vermerkt. Das Glas war dunkel und ließ keinen Schluss auf die Farbe der Flüssigkeit zu. Dennoch erinnerte dieser Augenblick Beckett an die Heimat.

    „Das erinnert mich an die Heimat“, sagte er lächelnd zu ihr, als er die Wachshülle vorsichtig mit einem Skalpell, das er seiner Ausrüstung entnommen hatte, entfernte.

    „Wir feiern in Schottland sehr gerne Feste mit einem besonderen Getränk, das wir sorgfältig mehrfach aus Getreide brennen und in Fässern lagern. Ich bin sehr gespannt, welches Aroma ihr ‚Alter Freund’ inzwischen entwickelt hat.“

    Er plagte sich ein wenig mit dem alten Korken, der sich eigensinnigerweise nicht so leicht aus dem Hals ziehen ließ, da er ein wenig eingesunken war. Beckett musste inzwischen seine ganze Kunst im Flaschenöffnen aufwenden, da im Labor ein Flaschenöffner zu fehlen schien.

    Perna ging zum Schrank und kam mit einer Gerätschaft zurück.

    „Darf ich? Die alten Flaschen sind etwas eigensinnig.“

    „Bitte“, meinte der Arzt errötend. „Ich wüsste sowieso nicht, wie Korken und Öffner hier funktionieren.“ Verlegen fragte er nach einem Augenblick des Schweigens:
    „Welche Kräuter wurden hier verwendet?“

    „Leider kann ich nicht mehr alle Substanzen darin nachweisen, da viele Familien eigene Rezepte entwickelt haben, um möglichst schnell auf eine wirksame Mixtur aufmerksam zu werden. Das Rezeptbuch meiner Großmutter ist leider nicht mehr aufzufinden. Vielleicht ist es auch zerstört worden – und die wenigen Restbestände sind viel zu schade zum Analysieren; Sie werden sehen. Den größten Anteil haben Kräuter und ihre Auszüge. Manchmal hat sie allerdings aber auch tierische Bestandteile verwendet. Ein recht archaisches Gebräu nach heutigen Standards.“

    Beckett schluckte trocken und schaute sein Gegenüber betroffen an. Das konnte ja heiter werden. Er hatte Alkoholen, die auf der Erde mit Maden „aufgepeppt“ wurden, nie etwas abgewinnen können.

    Perna schielte zu ihm hinauf. Sein Unbehagen war ihr sofort aufgefallen.

    „Nur ein Scherz“, sie lachte Beckett offen an.

    „Wäre ja auch zu schade um den ‚Alten Freund’ gewesen“, seufzte er erleichtert. „Bin ich froh, dass Sie es auch nicht so leicht mit unserem Freund haben...“, sagte er gerade, als mit einem leisen ‚Plopp’ der Korken endlich freikam.

    Perna schenkte beiden etwa zwei Finger breit in die Glaskelche ein, die für Liköre oder Edelbrände wie gemacht schienen. Die Flüssigkeit war wie karamellisierter Bernstein, aber klar. Perna reichte Beckett sein Glas und sie stießen an.

    „Slainte Mhat!** “, sagte Beckett automatisch.

    „Slainte Mh...?“ Perna sah den Arzt erstaunt an.

    „Oh – verzeihen Sie – eine alte Gewohnheit aus der Heimat. Es ist ein Trinksegen, der den Wunsch nach guter Gesundheit ausdrückt.“

    „Ein guter Wahlspruch. Slainte Mhat!“ Sie ließen die Gläser erneut klingen.

    Perna beobachtete, wie Beckett zuerst am Glas roch, die Flüssigkeit im Glas schwenkte und beobachtete und dann den ersten Schluck nahm, wobei er die hohle Wölbung kurz betrachtete, aber außer Acht ließ. Er schloss die Augen - konzentriert und genießerisch, wie ihr schien. Sie lächelte. Dann trank auch sie.

    Der Alkohol brannte sich seinen Weg frei. Er schwappte über seine Lippen, durch Becketts Mundhöhle, biss in die Zunge und raste flammend die Speiseröhre hinunter in den Magen, wo er ein Feuer entzündete. Beckett holte erstaunt tief Luft und riss die plötzlich gut befeuchteten Augen auf. DAS waren mehr als 60 Volumenprozente! Kurzfristig hatte er das Gefühl, er bräuchte dringend Frischluft.
    Dann war die erste Schärfe gewichen und ein feiner, kräuterschwerer, leicht süßlicher Geschmack machte sich in seinem Mund breit.

    Als er Perna wieder in die Augen sah, bemerkte er ihr Amüsement.

    „Ein guter Tropfen, nicht wahr? Mit dem Alter werden sie etwas scharf, das gebe ich durchaus zu, aber die Kräuter heben sich nur umso stärker ab. Mit etwas Übung werden Sie sicherlich auch eine fruchtige Note entdecken können – das variiert von Abfüllung zu Abfüllung und kommt auf die Art an, wie man unseren Freund genießt.“

    Verlegen grinste er. Er dachte an so manches studentische ‚Flüssig-Gelage’ ─ früher einmal…

    „So scharf sind die wenigsten unserer Alkohole. Wir trinken sie dann auch mit Wasser verdünnt...“

    „Das könnte man natürlich tun, allerdings würde das dem Aroma sehr schaden, vertrauen Sie mir. Versuchen Sie doch einmal ihn zu „schlürfen“...sie werden staunen.“

    Sie hob das Glas erneut an die Lippen.
    „Er ist wirklich gut gediehen unser ‚Freund’“.

    „Aye, das ist er“, meinte Beckett und nahm tapfer noch einen Schluck – diesmal über den Hohlraum am Glasrand und war über den Effekt wirklich erstaunt! Die Fruchtnote war äußerst ausgeprägt!
    Langsam gewöhnte er sich an das Pandämonium in seinen Schleimhäuten.
    Es fing an ihm zu schmecken...
    ~Ja, die Hoffaner verstanden etwas vom Trinken und vom Brennen. Die Zeit hatte ihr übriges getan.
    War da nicht eine leichte Pfirsichnote...?~
    __________________________________________

    „ ...ja, das hat McKay am eigenen Leib ausprobiert, Peter Grodin hat es mir erzählt und er hat es mit eigenen Augen gesehen!“ Beckett lachte ausgelassen. So viel erzählt und gelacht hatte er schon lange nicht mehr.
    „Als ich ihm nach einem Versuch, der McKays Unverwundbarkeit bestätigen sollte die Hand verband, dachten wir uns alle möglichen Namen aus. Er war ‚Mr. Unbesiegbar’ und ‚Kapitän Unberührbar’, bis wir bedachten, dass, wenn er den „Schildgenerator“ nicht erreichen konnte, auch nichts in seinen Körper gelangen konnte – er konnte weder essen noch trinken. Das hat uns einige Sorgen bereitet, das kann ich Ihnen sagen.“

    Perna lachte herzlich über Becketts verschiedene Erzählungen aus seinem Alltag als Mediziner auf Atlantis. Was für ein verrücktes, abwechslungsreiches Leben so fern der Wraith und doch in ihrem Schatten.

    Sie hatten sich inzwischen aus dem Labor zurückgezogen und waren in einen nahe gelegenen Aufenthaltsraum gegangen, der wie ein gemütliches altenglisches Wohnzimmer gestaltet war. Es war mit tiefen Ledersofas, Ohrensesseln, Teppichen, Bildern an den Wänden und auch einer Feuerstelle eingerichtet. Die Gläser standen auf niedrigen Beistelltischchen und der Arzt und die Forschungsleiterin hatten es sich richtig gemütlich gemacht. Der Inhalt der Flasche wurde stetig geringer und sie hatten über ihrem Gespräch das Abendessen vergessen. Gut die Hälfte der Flasche hatten sie bereits verkostet und die Geschichten waren auf beiden Seiten immer ausgelassener und amüsanter geworden, immer beschwingter, humorvoller, ja sie glitten sogar ins Private ab. Beckett war ganz begeistert von der Vielseitigkeit Hoffanscher Trinkkultur und war dazu übergegangen sein Glas eher „saugend“ als trinkend zu leeren. Perna schenkte als aufmerksame Gastgeberin immer wieder nach und Beckett hatte nichts dagegen einzuwenden, da der „Alte Freund“ ihm inzwischen wie ein guter Bekannter mundete, in dem er mehrere Bouquets vereint glaubte.

    „Darf ich Ihnen eine Frage stellen, Carson?“

    „Aye, was immer Sie wissen möchten, meine Liebe.“

    „Warum haben Sie Ihre Heimat verlassen? Es muss doch Menschen dort geben, die ihnen fehlen... Auch kannten Sie dort keinerlei Gefahren wie die Wraith und soweit Sie mir bisher ein Bild von Ihrer Welt gegeben haben, ist es dort zwar nicht friedlich, aber dennoch ein Ort, an dem man ohne Angst verweilen kann.“

    „Eine schwierige Frage, Perna. Ich fürchte, die kann ich mir selbst auch nicht so einfach beantworten. Natürlich fehlt mir meine Familie... aber niemand ist meinem Herzen so nah wie Mutter, mein Vater ist schon lange nicht mehr da...“, sagte er sehr leise und verlegen und sah Perna kurz an. Beckett riss sich zusammen, räusperte sich und fing wieder an zu sprechen.

    „Ich muss etwas ausholen, um die verschiedenen Gründe zu erklären…“

    Perna machte schweigend eine einladende Geste fortzufahren.

    „Ich trage ein Gen in mir, das alle Bewohner von Atlantis und aus dem Volk der Antiker hatten, das auf der Erde – soweit uns bekannt ist, aber nur noch wenige Menschen haben. Dieses Gen befähigte die Antiker mit ihrer Technologie in eine Art bio-mechanische Kommunikation zu treten. Ich habe dieses Gen entdeckt und nachgewiesen. Bei einem simplen Feldversuch löste diese Fähigkeit beinahe eine Katastrophe aus... ich werde Ihnen die Geschichte ein andermal erzählen, wenn Sie erlauben.“
    Er räusperte sich und sah sie Verständnis heischend an.

    „Ich habe dieses spezielle Gen der Antiker für andere Menschen, die dieses Gen nicht mehr haben aktiviert und übertragbar gemacht, sodass auch sie durch die Manipulation ihrer DNA dazu befähigt werden die Technologie der Antiker zu nutzen. Das machte mich zum einzigen Fachmann und war einer der Hauptgründe, warum ich auf diese Mission mitgehen musste. Ein weiterer Grund war meine Ausbildung als Genetiker, Zellbiologe und Mediziner im Allgemeinen. Ich bin auch neugierig – wenn auch nicht unbedingt auf dem Gebiet der Teilchenphysik.“
    Er verzog das Gesicht in Gedanken an die Art und Weise, wie er Atlantis und Hoff erreicht hatte.

    „Vielleicht wollte ich einfach einmal etwas völlig Neues erleben... Neue Welten lernt man bei uns zu Hause nicht jeden Tag kennen und ... ich bin sehr froh auf Hoff zu sein und mit Ihnen zusammenarbeiten zu können...“ Es war ihm herausgerutscht.

    Ihre Blicke trafen sich. Beckett errötete sanft.

    „Der ‚Alte Freund’ heißt nicht ohne guten Grund so, Dr. Beckett. Er löst die Zunge, öffnet die Herzen und entlockt die Wahrheit.“ Sie schmunzelte erfreut.
    „Wollen Sie sich nicht zu mir aufs Sofa setzen?“

    „Gerne.“
    Er kam ihrer Aufforderung nach, hatte aber nicht die plötzlich auftretende verstärkte Erdanziehungskraft bedacht, die der genossene sauerstoffangereicherte Alkohol auslöste. Er hielt sich einhändig am Ohrensessel in dem er gesessen hatte fest, bis seine Welt wieder stabiler wurde. Als das Wohnzimmer aufgehört hatte Wellen zu schlagen, ging er vorsichtig zu Pernas Sofa und landete mit Schwung neben ihr. Geschickt hatte er das Glas balanciert und so vermieden den kostbaren ‚Freund’ auszuschütten. Inzwischen war es Beckett sehr warm geworden, was ihn dazu veranlasste, den Arbeitsmantel und seine Jacke auszuziehen.

    „Was für ein Teufelszeug, Perna! Sie wissen gar nicht wie sehr mich dieser Abend an die Heimat denken lässt. Ich danke Ihnen, dass Sie ihn mit mir teilen – Ihre Gesellschaft, diesen Abend und den ‚Alten Freund’, meine ich.“
    Er grinste gutgelaunt und hätte ihr beinahe einen Kuss auf die Wange gegeben, hielt sich im letzten Moment jedoch zurück. Die verflixte Etikette! Es ging nicht an sie einfach zu küssen, obwohl er sicher war, dass sie nichts dagegen hatte...
    Seiner Sprache war der beginnende Schwips nicht anzumerken. Seine Motorik war allerdings bereits beeinträchtigt, wie er beim nächsten lockeren Griff zum Glas erstaunt feststellte. Er hatte sich immer für recht trinkfest gehalten. Perna schien das Zeug scheinbar gar nichts auszumachen. ~Schlürfte oder trank sie?... aber sie hat sicher mehr Übung mit ‚Alten Freunden’~, dachte er amüsiert über sich selbst.

    „Bei mir zuhause haben wir einen alten Brauch, wenn wir zusammen etwas Trinken: wir singen. Hat Hoff keine solche Tradition?“ Er rückte noch näher an sie heran. Er fühlte sich im Augenblick mutig genug dazu. Sie duftete so gut... und sie blieb und genoss offensichtlich seine Gegenwart.

    „Wir haben eine Gesangstradition auf Hoff. Ich selbst kann leider nicht singen. Mein ganzes Leben habe ich mich nur auf Ausbildung und Forschung konzentriert und wenige Feierstunden wahrgenommen.“ Sie zog einen Flunsch, den Beckett ganz reizend fand.
    „Aber ich genieße die Zeit mit Ihnen sehr, Carson. Es ist wunderbar mit Ihnen zusammenzuarbeiten und mit Ihnen zu feiern. Machen Sie mir die Freude und singen Sie Lieder aus ihrer Heimat.“

    „Ich kann es versuchen – bin zwar etwas aus der Übung und vielleicht nicht mehr 100%ig fit, aber ich gebe mir Mühe...“
    Er überlegte eine Weile. Dann schien er ein Lied gefunden zu haben, das er für sie singen konnte.

    „Das Lied heißt „Annie Laurie“. Der Text ist 3 Jahrhunderte alt und basiert angeblich auf einer wahren Liebe, die Melodie dazu ist aber später adaptiert und aufgeschrieben worden.“
    ...

    Mit einem weichen Bariton fing er an die alte Weise zu singen. Anfangs noch unsicher und scheu, aber zunehmend begeistert, was sicherlich auch an der mutmachenden Eigenschaft des genossenen Alkohols lag. Perna hörte ihm konzentriert zu, wohl auch, um sich kein Wort entgehen zu lassen. Er sang das Lied mit einem schwereren Akzent, als er üblicherweise sprach. Hatte er anfangs verschämt an einen Punkt im Raum geblickt, ruhte sein Blick bei den letzten beiden Strophen auf Perna und er lächelte sie an, während er nur für sie sang...
    Es war so viel einfacher seine Gefühle mit Musik auszudrücken und Alkohol löst bekanntlich die Zunge!

    „Maxwellton braes are bonnie. Where early fa’s the dew.
    An’ it’s there that Annie Laurie gi’ed me her promise true;
    Gi’ed me her promise true, which ne’er forgot will be
    And for bonnie Annie Laurie, I’d lay me doon and dee.

    Her brow is like the snawdrift, her neck is like the swan,
    Her face it is the fairest, that e’er the sun shone on;
    That e’er the sun shone on, and dark blue is her e’e
    And for bonnie Annie Laurie, I’d lay me doun and dee.

    Like dew on the gowan lying, is the fa’ o’ her fairy feet;
    And like winds in summer sighing, her voice is low and sweet;
    Her voice is low and sweet, she’s a’ the world to me,
    And for bonnie Annie Laurie, I’d lay me doun and dee.***

    “Ein schönes Lied und sehr lebendig vorgetragen! Sie scheinen Erfahrung mit dem Vortragen von Liedern zu haben...“

    „Früher einmal – in meiner Studentenzeit war ich ein eifriger Besucher der verschiedenen Pubs meiner Heimatstadt. Das ist in meiner unmittelbaren Gegend so eine Art Volkssport und Lieblingsbeschäftigung am Abend...“
    Er wurde wieder verlegen - das musste für Perna wie ein Volk, das Abends kein zuhause hat klingen...

    „Danke, dass Sie für mich gesungen haben, Carson... Ich weiß, das ist ‚auf Wunsch’ manchmal eine große Überwindung...“
    Sie schaute sinnend in den Raum. Da war sie wieder, die Düsternis in ihren Augen. Dann war ihre Stimmung wieder etwas heller und sie fragte:
    „Hat der junge Mann die Dame seines Herzens eigentlich bekommen?“

    „Soweit ich weiß, nein. Sie hat einen Anderen geheiratet. Verdammtes Pech für ihn...“ Betreten schaute er im Raum umher. Sie war zum Greifen nahe und doch so weit entfernt.

    „Carson?“

    „Aye?“

    Als er sich ihr zuwandte, war sie direkt neben ihn gerückt. Sie fuhr durch sein Haar, was ihn angenehm schaudern machte. Er schaute sie an und versank in ihren blauen Augen. Kaum wagte er es sie zu berühren, ihr Haar, ihren Hals. Er löste ihr Haar, umfing ihren Nacken und zog sie zu sich heran. Biegsam kam sie ihm entgegen. Sie duftete nach Kräutern und dem leichten Parfum, das er während der letzten Wochen lieben gelernt hatte, so wie seine Trägerin. Fast überrascht spürte er ihre Lippen plötzlich auf den seinen und erwiderte ihren sanften, schwerelosen Kuss. Süße, nachgiebig weiche Lippen, denen einen Hauch von Kräutern entströmte, seidenweiche rosige Haut, die sich immer mehr rötete... Ihr offenes, schulterlanges Haar glitt durch seine Finger... Das war viel besser so. Es nahm ihr die Strenge der Forscherin. Er fühlte, wie sein Herzschlag sich beschleunigte und er mit jedem Kuss atemloser wurde vor Erwartung. Er spürte ihrem Geschmack nach und freute sich über das gegenseitige Verlangen, als er ihr Entgegenkommen wahrnahm. Sie drängten aufeinander zu wie zwei Magneten und jede Berührung sagte, ich will... mehr...
    Beckett begann vorsichtig die Knöpfe an Pernas Kittel im Nacken zu öffnen. Was für eine Schande, dass er sie bisher nur immer in diesem klinischen Arbeitskittel zu sehen bekommen hatte. Wie wunderbar es wäre sie auch einmal ganz anders zu sehen... Als er ihr fragend in die Augen sah, zeigte sie ihr Einverständnis, indem sie ebenfalls ohne Hast die steifen Knöpfe zu öffnen begann...
    ~Was für eine Frau...~ Sie war einfach perfekt – aber das hatte er bereits im ersten Augenblick gewusst, als er sie sah...

    Der ‚Alte Freund’ hatte sie einander näher gebracht, als er es in dieser kurzen Zeit für möglich gehalten hatte. ‚Uisge Beatha’ dachte er noch und die Zeit versank unbeachtet in ihren Umarmungen, Berührungen, der Neugier aufeinander, inniger werdenden, tiefen Küssen, die ein Feuer in beiden entzündeten, das gelöscht werden wollte...
    Das alte Spiel, das mit dem gegenseitigen Entkleiden anfing…
    Sie gingen ihrem Verlangen langsam nach, denn sie hatten alle Zeit der Welt...
    ___________________________________

    „Dr. Beckett, kommen bitte.“ Eine Stimme aus dem Walkie Talkie im Labor.

    ... Der Ruf verhallte vorerst ungehört...

    „Dr. Beckett, bitte kommen! Das ist ein Notfall!“ Die Stimme gab einfach keine Ruhe...

    „Oh crab!...“

    ~Solche Störungen kommen doch eigentlich nur in Filmen vor! Und warum passiert das ausgerechnet jetzt und hier!!~, dachte Beckett vor sich hinmurmelnd und sehr frustriert.

    Carson nahm sanft Pernas Gesicht in beide Hände und küsste sie nochmals sanft und mit Nachdruck auf beide Augen und den kussweichen, sinnlichen Mund. Sie sah auch nicht sehr glücklich über die Unterbrechung ihrer sehr angeregten und vor allem anregenden „Diskussion“ aus.
    „Lauf’ nicht davon, Liebste. Ich muss mich melden – leider.“ Wieder versank er in ihren Augen.

    „Ich bin da.“

    Sie lächelte ergeben mit den Schultern zuckend und sich ebenfalls wieder anziehend. Ein trauriger, enttäuschter Ausdruck war in ihre Augen getreten, da der magische Bann gebrochen war, wie sie beide spürten. Der Alltag hatte sie allzu schnell eingeholt.

    Er schnappte sich Shirt, Jacke und Arbeitsmantel, warf sie über, schlüpfte in seine Schuhe und war auch schon auf dem Weg ins Labor zu dem lästig quäkenden Walkie Talkie. Wäre der Ruf später erfolgt, wären er und Perna wahrscheinlich in weitaus kompromittierenderer Hüllenlosigkeit anzutreffen gewesen... so brauchte er nur Sekunden um zu reagieren.

    „Beckett hier.“ Er seufzte. „Was ist passiert und wer ist verletzt?“...
    ____________________________________

    Dieser besondere Abend war Pernas leise Art Abschied zu nehmen - wie er heute wusste. Das Serum war bereits in ihrem Blutkreislauf und es hatte ihr Leben zerstört und das seine um das Glück ihres Daseins gebracht. Es hatte eine keimende Liebe zerstört, die gegenseitig zu wachsen begonnen hatte. Er glaubte Perna gut genug zu kennen um zu wissen, dass sie unter anderen Umständen kaum so offen ihre Zuneigung gezeigt hätte. Die Situation war einfach eine Besondere gewesen. Er staunte noch heute über sie...

    Am nächsten Abend hatte sie ihm bei einem wunderbaren Abendessen zu zweit die Haarlocke geschenkt, was er zwar nie vergessen hatte – wie könnte er, aber er war sich der Bedeutung dieses Geschenks erst bewusst geworden, als er über seiner Forschung einschlief und ihr in seinen Träumen wiederbegegnete... seiner Perna...



    Erläuterungen:
    * check wikipedia: Das Wort Whisky, erstmalig 1736 erwähnt, leitet sich vom Schottisch-Gälischen uisge beatha ab (gesprochen: uschke bäha, auch uschkeba) bzw. vom Irischen uisce beatha (gesprochen: ischke baha oder ischke ba) und bedeutet Lebenswasser (uisge / uisce = Wasser, beatha = Leben). "Wasser des Lebens" heißt uisge / uisce na beatha. Andere Schreibweisen sind z. B. usqu(a)ebach und usquaebae. Der Begriff war bereits im 16./17. Jahrhundert geläufig. Man verstand darunter aber nicht nur Whisky im eigentlichen Sinne, sondern auch andere Brände mit Würzzusätzen...

    ** Zum Wohl! – Schottischer Trinkspruch (wörtl.: Gesundheit gute; gespr. 'sloondsch' wah')

    ***1994, Ossian Publications Ltd. World Copyright

  13. #13
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    Standard Rijan: Perna

    Autor: Rijan
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    Kategorie: Misc
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    Titel: Perna
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    Kommentar: Sequel zu „Uisge Beatha“ [Nominiert in Ship, 2007], Zusammenhang mit „Poisoning the Well“ (Season 1). Da die beiden Geschichten zusammengehören und in Absprache mit den Mods - das Sequel gleich hinten dran...
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    Charakter: Dr. Carson Beckett.
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    Betaleser: None
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    Rating: None
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    Wortanzahl: 2.597 Wörter ohne Erläuterung
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    Spoiler 
    Perna

    Es war ein langer arbeitsreicher Tag gewesen und er fühlte sich ausgelaugt, wie schon lange nicht mehr. Die Arbeit an diesem verdammten synthetischen Protein hatte seine ganze Aufmerksamkeit seit zu vielen Stunden und Tagen in Anspruch genommen und er war hundemüde. Er streckte seine müden Glieder und ließ sich auf das nächstbeste Krankenbett des verlassenen Lazaretts sinken, in dem er sein Laboratorium aufgebaut hatte. Es war so still hier, seit sie fort gegangen war.
    Bei seinem ersten Besuch auf Hoff, hatte er gegen den Auftrag hier zu arbeiten, ohne vorher seine Einwilligung gegeben zu haben oder auch nur gefragt worden zu sein, gemeutert. Sie hatten ihn einfach „in den Dienst gepresst“, wie einen Militär – dabei war er Zivilist. Er hatte das auch betont. Als Mediziner hätte er sicherlich einen Ausweg gefunden diesen Befehl zu umgehen, da genug Aufgaben in Atlantis auf Erledigung warteten - bis er sie das erste Mal sah. Ihre Begegnung war magisch gewesen. Er hatte sich selbst vorgestellt. Etwas linkisch zwar, aber wirkungsvoll. Er grinste beim Gedanken daran, dass Perna McKays Begrüßung nicht als solche erkannt und keine Reaktion auf seine ausgestreckte Hand gezeigt hatte. Ein Funke Hoffnung, da scheinbar alle männlichen Mitglieder des Teams ähnlich auf ihr Erscheinen reagiert hatten...

    Perna. Diese geniale Wissenschaftlerin hatte seit ihrem Tod sein Denken selten verlassen und ihm in Gedanken über furchtbare Zeiten hinweggeholfen. Wenn sie nur nicht so verblendet gewesen wäre, dieses unausgereifte Serum sofort nach der ersten Testserie an sich selbst und leider auch an ihrem Volk zu testen - in dem verzweifelten Bemühen die Wraith von ihrer Welt, von allen Welten fernzuhalten. Er hatte alles an ihr geliebt. Die vielen Stunden, Tage, Wochen der gemeinsamen Arbeit; den Austausch über ihre Welten; ihr Erstaunen über die irdische Technologie; Er lächelte in sich hinein - dass ihr sein Akzent aufgefallen war... Sie hatten sich perfekt ergänzt.
    Der Moment als er Perna im Arm gehalten hatte. Sie war ihm zugeflogen, als auch sie erkannt hatte, dass sie auf die richtige Sequenz innerhalb der Proteinkette gestoßen waren. Er hatte sie gepackt, hochgehoben und in ihr frohes Lachen eingestimmt. Ach hätte er sie nur halten können, als...
    Der Augenblick, als er die für ihren Zweck wirksame aktive Interlink-Sequenz innerhalb des Schlüsselproteins unter dem Mikroskop isoliert und das Transportmedium für den menschlichen Körper passend simuliert hatte, hätte ein Triumph für die Bewohner von Hoff sein sollen. Das molekulare Ummodellieren eines synthetisierten Proteins das für den menschlichen Körper verträglich sein sollte – so weit waren sie damals beinahe gekommen Ein Triumph - für den Tod. Es war immer noch schmerzhaft daran zu denken, wie die Menschen unter der Fehleinschätzung der Wirkung des Serums gelitten hatten, das die Regierung viel zu früh freigegeben hatte.
    Damit hatte er Millionen den Tod gebracht. Ja, er war verdammt noch mal mitverantwortlich! Er hatte durch seine Einmischung die Forschung auf Hoff an diesen Punkt gebracht. Sie hätten sicherlich noch weitere 20 und mehr Jahre Forschung gebraucht, um dahin zu kommen und es war damals schon nicht sicher, ob und wann die Wraith wiederkommen würden. In etwa 50 Jahren, so hieß es. Dennoch – sie hatten das Serum gegen seine ausdrückliche Empfehlung verabreicht. Er seufzte auf und dehnte seine verspannten Glieder.
    Perna. Wissenschaftlerin mit ganzer Seele, der Vergangenheit und der Arbeit ihrer wissenschaftlichen Vorgänger verpflichtet – mit dem eisernen Willen dieses Versprechen endlich einzulösen. Ein Opfer für die Zukunft ihres Volkes – das es nicht mehr gab. Zumindest hatten sie niemanden mehr vorgefunden. Wo die Bewohner von Hoff waren und ob Teile der Bevölkerung noch irgendwo lebten, konnte niemand sagen. Die Aufzeichnungen in den Archiven, die sie bis jetzt durchsehen hatten können, schwiegen sich darüber aus. Wie über so vieles, das zu wissen sich lohnen würde. Bei ihrer Rückkehr hatten sie alles verlassen vorgefunden. Keine Spur des wertvollen mutierten natürlichen Proteins war geblieben. Alle Proben waren verschwunden oder vernichtet worden. Von Hoffs Bewohnern keine Spur.
    Sein Seufzer wurde zu einem unterdrückten Schluchzen. Er war sich bewusst, dass ein Großteil seiner steigenden Mutlosigkeit nichts mit dem verdammten Protein zu tun hatte. Als sie starb hatte er damit einen wertvollen Schatz verloren: eine verwandte Seele, ein Zwillingsgeschöpf seiner selbst. Erschöpft und mutlos sank ihm der Kopf auf die Brust. Er rieb seine brennenden Augen, fröstelte. Er sollte endlich abschalten und zur Ruhe kommen. Ruhig genug war es hier schließlich. Kein Laut drang bis zu ihm. Eine tote Welt.
    Er konnte nicht aufhören zu denken.

    Die Autoimmunreaktion, die sich gegen die Körper der zahlreichen Probanten gerichtet hatte, war auf einen plötzlichen, kompletten Zusammenbruch der Atemfunktionen zurückzuführen gewesen. Sie waren alle erstickt. Merell hatte diesen Tod als Erster erlitten und keiner der Hoffaner hatte sich eingestehen wollen, dass das Serum zu dessen Tod geführt hatte. Es war so einfach gewesen die diversen Krankheiten des Mannes als Grund für seinen Tod vorzuschieben. Sie hatten ihm, Carson, einfach nicht zugehört. Kanzler Druhin hing weiterhin seinem Irrglauben an, dass Opfer notwendig seien – und wenn es die Hälfte aller Hoffaner kosten würde! Der verdammte Narr! Zornig ballte er bei der Erinnerung an die Sturheit des Kanzlers und das Volk von Hoff die Fäuste. Sie hatten sogar zu 96% dafür gestimmt sich impfen zu lassen. Was für ein Wahnsinn! Seine plötzlich hervorbrechende Wut erleichterte ihn ein wenig. Er warf ein paar alte, verstaubte Reagenzgläser mit einer heftigen Bewegung zu Boden. Die Scherben spritzten in alle Richtungen. Das Klirren klang gespenstisch laut in der Stille. Er zuckte zusammen. Er musste den Schlüssel finden - jetzt! Atlantis hatte keine Zeit mehr...

    Carson war bei ihr gewesen, als sie starb. Er hatte ihre Hand gehalten, als sie verzweifelt Luft in ihr krampfendes Atmungssystem pumpte. Er streichelte ihr seidiges Haar und lauschte ihren letzten Worten wie dem Credo in der Kirche. Es war ihr Credo gewesen. In ihren Augen hatte er Hoffnung in diese Welt gebracht. ‚Ha –Hoffnung!’ Bitter dachte er an diesen Augenblick zurück. Die Vorväter nicht zu verraten und deren medizinisches Vermächtnis für künftige Generationen einzulösen, war ihr Lebensinhalt gewesen... Sie hatte nichts Negatives oder gar Böses in ihrem Tun entdecken können und ihm etwas vergeben, das in ihren Augen keiner Vergebung bedurfte. Er jedoch konnte sich nicht vergeben. Er hatte sie getötet.
    Der Selbstversuch hatte einen hohen Preis gehabt. Perna. Ein ganzes Volk. Das war ein Preis den Atlantis sich nicht leisten konnte zu zahlen. Inzwischen war die Lage verzweifelt. Sie brauchten dieses Serum, dieses Wundermittel diese - Waffe. Er sollte sich aufraffen und weitermachen. Müdigkeit floss durch seinen Körper wie schleichendes Gift... Nur einen Augenblick Ruhe...
    ____________________________

    Er blieb wo er war. Wieder glitten seine Gedanken zu ihr. Ihr aufgestecktes, seidenglattes, blondes Haar, strahlende Augen, zarte, helle Haut, feine Glieder. Ja, er hatte sich in dieser kurzen Zeitspanne seines Lebens in sie verliebt und er glaubte zu wissen, dass er ihr auch nicht gleichgültig gewesen war. Diese verdammte Überzeugung alles sofort an sich selbst zu versuchen. Was für eine Verschwendung!
    ~Nichts ist verschwendet. Nichts je vergessen. Erinnere Dich!~
    Er konnte die Tränen nicht unterdrücken. Wieder einmal seitdem er zurückgekehrt war. Sie fehlte ihm so sehr. Seine Ergänzung, sein Spiegelbild, seine Perna.
    ~Perna.~
    Er meinte eine Berührung an seinem Gesicht fühlen, glaubte auch, den zarten Duft ihres Parfums wahrzunehmen. Ein sanfter Hauch umwehte ihn erneut und er hörte ihr frohes Lachen. So wie damals, als sie die Sequenz entschlüsselt hatten...
    Du träumst, Beckett, schalt er sich.

    Er war auf ausdrücklichen Befehl von Dr. Weir auf diese Welt zurückgekehrt. Wieder gegen seinen Willen. So viele Jahre lag dieser missglückte Versuch nun schon zurück. So viele Jahre war sie in seiner Erinnerung lebendig geblieben, dass er nun schon glaubte, sie sei noch da.
    ~Da.~
    Seine Gentherapie hatte inzwischen beinahe das gesamte Personal zu „Atlantern“ werden lassen. Manche Körper wehrten sich allerdings erfolgreich gegen die Therapie mit dem Antikergen und hatten dadurch nur stark eingeschränkt die Möglichkeit mit den Geräten und der Technologie der Antiker zu arbeiten. Ihre Suche nach Zero-Point-Modulen war ein Wettlauf mit der Zeit, da die Wraith ihrer Welt unausweichlich näher kamen und ihnen immer wieder begegneten. McKays Team arbeitete auf Hochtouren daran. Unzähligen Males waren sie nur mit knapper Not davongekommen. Die Verluste bei dem andauernden Kleinkrieg und den verschiedenen Scharmützeln waren hoch gewesen und hatten viele Menschenleben gekostet – „atlantische“, wie auch viele Leben auf anderen Welten, die sie besucht hatten. Atlantis hatte sich darauf verlegt ihre Ziele nur noch mit wenig hochspezialisiertem Personal zu besuchen, um weniger aufzufallen. Sheppard versuchte mit seinen Leuten das Gebäude zu sichern. Beckett hatte ihn allerdings seit Stunden weder gesehen noch gehört, aber das war inzwischen fast Routine. Kavanagh durchforstete mit einer wissenschaftlichen Crew die Archive nach verwertbarem Wissen. Vielleicht kam er bei all der Arbeit ein wenig darüber hinweg, dass das Antikergen bei ihm kaum Wirkung zeigte.

    Er nahm eine Bewegung aus den Augenwinkeln wahr.
    „Perna“?
    „Unsinn! Du wirst langsam verrückt an der Einsamkeit, alter Mann“. Er musste plötzlich grinsen. Er fing an Gespenster zu sehen, wie in der alten Heimat.
    Die vermisste er fast genauso, wie...
    Da war es wieder!
    „Hallo, ist da jemand? Major Sheppard?“
    Seufzend richtete er sich auf – und kam nicht weit in der Bewegung.
    ____________________
    Vor ihm stand wie aus dem Boden gewachsen ein Wraith. Geschockt starrte Beckett ihn an. „Wie?“... Er hatte ihn nicht gehört. Der Wraith fletschte feixend die Zähne. Er sah hungrig aus.
    ‚Wo war Sheppard, wenn man ihn brauchte’?, dachte der Doktor panisch. Sämtliche als Waffen verwendbaren medizinischen Gerätschaften lagen außerhalb seiner Reichweite. Er war seinem Todfeind hilflos ausgeliefert.
    - ‚Sein Messer! Pah - Messerchen traf es wohl eher’, wertlos bei dieser zähen Rasse...-
    Der schlanke Riese bedeutete ihm mit seinem Stunner aufzustehen und schubste ihn unsanft in Richtung Ausgang. Als Beckett sein Gleichgewicht wiedergefunden hatte, drängte ihn der Wraith hinaus ins Labyrinth der Hoffaner. Sie gingen durch lange gewundene Gänge, die manchmal kaum erleuchtet waren; durch Türen und wieder Türen, durchquerten schließlich die alten Sicherheitsbereiche. Er würde ihn sicher irgendwohin bringen, wo noch mehr von dieser Brut darauf warteten, sich an seiner Lebenskraft zu laben! Aber vorher würden sie ihn darüber aushorchen, wo die anderen waren. Er kannte die Szenerie aus den Missionsberichten.
    Verdammt, er war lax gewesen und hatte die Waffen, die der Major ihn drängte stets bei sich zu tragen, wieder einmal links liegen lassen. Er hatte nur sein kleines Messer. Wenn er nur daran dachte, sich damit im Nahkampf an einem Wraith zu versuchen, hätte er in hysterisches Gelächter ausbrechen mögen. Damit konnte er seinen Gegner ein wenig kitzeln – bei der Langlebigkeit dieser Rasse würde er Jahre brauchen...

    Verdammt! Er war der einzige, der den Schlüssel überhaupt finden konnte. Es würde einfach zu lang dauern, bis ein anderer sich soweit in seine Aufzeichnungen eingelesen und -gearbeitet hatte, dass er Fortschritte machen könnte; geschweige denn, das Protein wiederzufinden, es zu isolieren, zu synthetisieren und für jedermann verträglich zu machen. Das war ja das eigentliche Problem, wenn man es einmal gefunden hatte: es war zwar toxisch für die Wraith, wandte sich aber nach einiger Zeit auch gegen die Träger – wie eine Schlange, die sich selbst vergiftet.
    Wie konnte er dem Wraith nur entkommen? Hätte dieser Carson töten wollen, wäre er inzwischen kaum mehr als eine verschrumpelte Mumie, die irgendwo in diesem Irrgarten auf Entdeckung harrte. Das bisschen Widerstandsfähigkeit und Kampfkraft, das er sich mit Teyla antrainiert hatte würde ihn nicht retten können, da machte er sich nichts vor. Sie betraten eines der Archive, das der Medizin gewidmet war, wie er mit einem schnellen Seitenblick feststellte. Doch der Wraith zwang ihn weiter voran. Sie durchquerten Zonen dieses weitläufigen Komplexes, in denen er noch nie gewesen war und betraten schließlich die privaten Quartiere, wie es schien.
    ‚Was will er bloß hier’?, fragte sich Beckett beklommen. ‚Komm Carson, alter Junge, lass dir was einfallen’!
    In seiner Verzweiflung hechtete der Doktor in den nächstbesten Raum und stolperte über ein Möbel das im Weg gestanden hatte. ‚Also doch kein Held’, dachte er bitter. ‚Aus’.

    Als er zu Boden ging, riss er ein Kästchen nieder, auf dem ein Buch gelegen hatte. Aus dem Buch fiel eine Haarlocke. Die Haarlocke war blond wie Pernas Haar gewesen war. Er nahm diesen simplen Vorgang wie in Zeitlupe wahr und es fiel ihm wie Schuppen von den Augen. ‚Ihr Haar! Das Protein!’
    Der Wraith ging lässig triumphierend auf sein Opfer zu. Hart klangen seine Schritte, knirschten Scherben unter seinen Schuhen. Er kam immer näher, streckte seine Hand nach ihm aus, berührte ihn schon... Beckett wich zurück. Ihm brach der Schweiß aus. Jetzt war es soweit. Er hatte versagt! Die Lösung – er hatte sie – und er konnte es niemanden mehr sagen! Nein! – er riss seine Arme hoch um den Wraith abzuwehren. Als ihn sein Gegner packte, schrie er auf. Mit aller Kraft schlug und trat er nach seinem Widersacher – und traf...
    ______________________
    „Aaargh – was zum...!!!“
    „Beckett, wachen Sie auf, verdammt! Carson!!“

    Major Sheppard stand über ihm, die Fäuste geballt, wenn er auch ein wenig auf Abstand gegangen war. Stirnrunzelnd betrachtete er die Glasscherben, die am Boden glitzerten.

    „Wo zum Teufel waren Sie! Der Wraith...“, Beckett schrie ihn beinahe an.
    Immer noch in den Nachwirkungen seines Albraums gefangen, ballte der Doktor die Fäuste und hielt sich bereit, den nächsten Angriff des „Wraith“ abzuwehren. Verwirrt schaute er zu Sheppard auf. Der Arzt war durch seine instinktive Abwehrreaktion beinahe vom Bett gestürzt. Er ließ sich schließlich ganz von seinem provisorischen Lager heruntergleiten, kauerte sich auf den Boden und umschlang heftig atmend seine Beine. Sein Puls raste. ‚Zu wenig Schlaf und dann noch Alpträume!’, dachte er.

    „Ich habe Sie schlafend vorgefunden, Beckett. Als ich Sie wecken wollte, schlugen Sie plötzlich zu!“ Der Major funkelte Beckett kurz vorwurfsvoll an, dann grinste er.
    „Gute Reflexe, Doc.“
    Der kräftige Haken und darauf folgende Tritt Becketts hatten John überraschend getroffen. Das Training mit Teyla schien dem Arzt zu bekommen.
    ‚Er entwickelt sich zu einer richtigen kleinen Kampfmaschine’, dachte der Major lächelnd.

    „Sprechen Sie mich beim nächsten Mal lieber an, bevor Sie mich wecken.“ Der Arzt grimassierte verdrossen und versuchte seinen Herzschlag durch Atemübungen wieder zu normalisieren.

    Beckett fühlte sich nah an einem Herzinfarkt vor Schreck, aber – er hatte eine Lösung für ihr Problem gefunden. Perna hatte ihm eine Haarlocke geschenkt, damit er sie in Erinnerung behalten würde. Zu diesem Zeitpunkt war das Serum (und damit das synthetisch-mutierte Protein) bereits in ihrem Blutkreislauf gewesen - ohne sein Wissen. Es hatte sie schließlich getötet. Er hatte ihr Haar sorgfältig verwahrt, den Segen, den dieses Geschenk enthielt, aber nicht erkannt. Pernas Haar konnte die Rettung für Atlantis und die Welten der Pegasus-Galaxie bedeuten. Mit etwas Glück, viel Geschick und Wissen...
    Beckett murmelte auf dem Boden sitzend vor sich hin
    „... genetischen Code... Haar... extrahieren,... aufsplittern,... Protein isolieren... synthetisieren; Material... Antiker kombinieren,... Komponente innerhalb der Ribosomen*... Körper verträglich... zumindest anpassen.
    Hoffentlich braucht dann nicht wieder jeder das verflixte Antikergen!“ Er seufzte...
    „Es ist ein Anfang“...

    Der Major sah ihn fragend an. „Sie haben was gefunden?“

    „Aye!, das habe ich.“

    Wenn er die Kombinationsmöglichkeiten abwog wurde ihm zwar beinahe schwindlig, aber er würde nicht aufgeben ein Serum gegen die „chemische Substanz die das Aussaugen der Opfer vorbereitete“ zu entwickeln. Er konnte nicht voraussagen, ob sie die Wraith vergiften oder lediglich hungern lassen würden. Letztere Möglichkeit wäre, was die Angriffslust dieses Volkes anging sicherlich zielführender, da die Wraith sich nicht gleich genötigt fühlen würden mit aller Macht zurückzuschlagen und Atlantis Zeit gewinnen würde. Dennoch, er musste mit all seinem Können und Wissen versuchen eines dieser Ziele zu erreichen.
    Für Atlantis, vielleicht die Pegasus-Galaxie, für die Erde - und für Perna.

    Perna – ihr silberhelles Lachen klang für ihn allein durch den Raum.
    Dankbar lächelte Beckett - das erste Mal wieder - nach langer Zeit.

    Mit neuer Energie stand Beckett auf.
    „Den seinen gibt’s der Herr im Schlafe, Major.“

    *siehe „Ribosomen“ in der „wikipedia“

  14. #14
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    Kategorie: Drama
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    Geändert von JAY (29.10.2007 um 15:21 Uhr) Grund: Mod-Note zugefügt

  15. #15
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    Autor: Scout
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    Kategorie: Ship
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    Titel: Mein Atlantis, dein Atlantis
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    Kommentar: Kim erinnert sich zurück an die Begegnung mit Angelina Croft und den Beginn einer wunderbaren Freundschaft. Diese Geschichte gehört chronologisch zur Galaxy-Reihe und spielt in der zweiten Staffel SGA zwischen Grace under Pressure und meiner eigenen Episode Rotation. Von Vorteil ist es, das Crossover „Codename Event Horizon“ zu kennen.

    Diese Geschichte stellt den Übergang zwischen dem Crossover und meinem Zyklus dar, in der Kim die letzten drei Wochen, in denen sie Besuch aus einem Parallelatlantis hatte, versucht, zu verarbeiten und ist so geschrieben, dass auch Nichtkenner der beiden Storylines die Geschichte verstehen können (sollten )

    Schreibaufwand: ca. 2 Stunden,
    Schreibgrund: Aufarbeitung

    Danke an Kris für die indirekte Inspiration, Teleia für das Ausleihen ihres OCs (Angelina Croft), Rijan für die Motivation meine Geschichten überhaupt zu veröffentlichen und meinen Lesern, die mir immer wieder Mut machen, das Großprojekt Galaxy weiterzuführen.

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    Betaleser: Teleia
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    Rating: PG-13




    Spoiler 
    Mein Atlantis, dein Atlantis


    Angelina Croft war schon lange weg und noch immer hatte ich Sehnsucht nach ihrem Lachen, ihren Witzen und einfach nach der Zusammenarbeit mit ihr. Ja, ich war froh, dass sie wieder zu Hause war, auf der anderen Seite hatten wir die tollsten drei Wochen miteinander verbracht. Ein Mensch, den man trifft und von dem man glaubt, ihn schon Jahrzehnte zu kennen.

    Nun, Angelina war so ein Mensch und es verging kein Tag, an dem mir nicht irgendetwas Witziges über sie einfiel. So auch heute: Ich hatte früher Feierabend gemacht, da die Außenmission friedlicher verlaufen war, als wir zunächst angenommen hatten. Die Scout war in der Reparatur, da konnte ich sowieso nichts wollen und Rodney würde mich steinigen, wenn ich zum 111. Mal heute zu ihm rennen würde, um zu fragen, wie es dem Schiff geht.

    Also hatte ich mir ein Buch geschnappt und hatte mich an die frische Luft gewagt, doch ich hatte nicht mal eine Seite gelesen, als mir diese urwitzige Unterhaltung zwischen Angie und mir wieder einfiel:

    * * *

    „Das gibt es nicht oder? Das kann einfach nicht sein!“

    „Doch, wenn ich es dir doch sage!“

    Ich sah Col. Croft ungläubig an. Das Gelächter in den letzten 15 Minuten, welches aus der Kantine schallte, konnte man einfach nicht überhören. Wir warteten auf den Beginn der Mission und hatten uns verabredet.

    Zwei Wochen waren inzwischen vergangen, seit dem Angelina Croft, Lt. Colonel der U.S. Airforce in das Parallel-Atlantis, mein Atlantis, verschlagen worden war. Die junge Frau hatte sich mit dem Gedanken abgefunden, vielleicht nicht mehr zurückkehren zu können. Dabei war es nur eine Routinemission: Bei dem Versuch, nach Atlantis zurückzukehren, um einen Jumper anzufordern, der bei der Außenmission gebraucht wurde, kam es zu einem Dimensionsriss, als sie das Stargate aktivierte. Dieser bewirkte eine Phasenverschiebung oder wie auch immer McKay das Phänomen genannt hatte, so dass Croft beim Durchtritt durch das Gate in einem anderen Atlantis herauskam.

    So Vieles war nun anders für die Airforcepilotin, die nicht nur ihre Mission nicht hatte erfüllen können, sondern alles verloren hatte, allem voran, Lt. Col. John Sheppard, mit dem sie seit etwa einem Jahr mehr als nur befreundet war.

    In diesem anderen Atlantis war sie auf das exakt gleiche Team gestoßen, die Mitglieder der Expedition – sie waren alle gleich, wenn auch charakterlich verschieden. Doch eine Person passte nicht ins Bild, eine Person, die es bei ihr nicht gab, scheinbar nicht existierte: Lt. Kim Stötzer – meine Wenigkeit.

    Ich war ein kolonialer Kampfpilot. Als Angelina das Wort zum ersten Mal hörte, verzog sie die Mundwinkel. Was zum Teufel war ein kolonialer Kampfpilot?

    Mich hatte es auf ähnliche Weise nach Atlantis verschlagen: Einen Dimensionsprung, oder wie man das nenne wollte. Ich kam aus einer Welt, in der eine kleine Gruppe von Menschen, die mit einer Flotte von 220 Zivilschiffen auf der Flucht vor einem Roboterimperium, den Cylonen, war, angeführt von einem Schlachtschiff, der Galactica. Dort war ich Kampfpilotin gewesen und hatte meinen kleinen Jäger aus dieser Realität mitgebracht. In Atlantis hatte man mich eingegliedert – auf dem Posten eines Vorausaufklärers.

    Schnell hatte Angelina herausbekommen, dass ich die gleiche Beziehung zu John Sheppard hatte, wie sie selbst in ihrem eigenen Atlantis. Das hatte Anfangs zu Unbehagen auf beiden Seiten geführt, aber je näher wir uns kennenlernten, desto besser konnten wir damit umgehen und desto lustiger wurde die ganze Geschichte mit der Zeit.

    Nicht selten saßen wir irgendwo herum und spielten „Mein Atlantis, dein Atlantis“. Ein Spielchen ähnlich dem „Ich sehe was, was du nicht siehst“ – Spiel, was ich als Kind liebte oder aber wir saßen einfach nur herum und erzählten uns Geschichten und Geheimnisse. John war natürlich immer Thema Nummer 1, sein Aussehen, sein Charakter, ja sein ganzes Erscheinungsbild, was uns beide ja so wahnsinnig faszinierte.

    So saßen wir auch heute da: Es war nur eine Frage der Zeit, bis wir wieder zu dem Planeten aufbrechen würde, wo McKay das schwarze Loch in der Dose gefunden hatte. Ich hatte keine Ahnung, was er damit meine, doch war das wohl ein wichtiger Schritt vorwärts in der Mission: Angie zurück nach Haus’

    „Also, ich kann mir einfach nicht vorstellen, das Radek Zelenka einfach eben mal so, Rodney zum Schweigen bringen kann!“

    „Ich sage dir, er hat es geschafft!“, lachte Croft, „ich frage mich, was er wohl gerade macht, wir beide haben uns immer etwas verbündet!“

    „Ja, vielleicht sollte ich das auch tun, aber ich bin ja nicht mal ein Wissenschaftler!“ Ich schaute in meine Kaffeetasse. „Aber Rodney, ich weiß nicht, ich finde es urkomisch, dass wir einfach überhaupt keinen einzigen Unterschied finden! Er scheint exakt gleich zu sein! Ich meine, dein Ronon trinkt kein Kaffee, dein John hat Narben, die meiner nicht hat. Deine Teyla steht auf salziges Popcorn, meine mag Zuckerpopcorn! Dein Kavanagh ist nett, meiner nicht!“

    „Mein Kavanagh ist nicht nett, das hast du falsch verstanden!“

    „Aber netter als meiner!“

    „Glaub mir, du würdest ihn genauso hassen, wie deinen, wenn du ihn treffen würdest! Euch beide zusammen, da ist Ärger einfach vorprogrammiert! Aber was McKay angeht, vielleicht müssen wir noch etwas genauer forschen!“

    Ich fing lauthals an zu lachen: „Okay, aber das überlasse ich dir! Alleine diese Kleinlichkeiten! Das mit dem Essen! Ist das bei deinem Rodney auch so schlimm?“

    Angelina verdrehte die Augen. Dann verstellte sie ihre Stimme: „Ich kann mich nicht konzentrieren, ich brauch was zu essen!“

    Kichernd stimmte ich mit ein: „Was ist denn wieder so wichtig, dass ich nicht mal in Ruhe meinen Pfannkuchen essen kann!“

    „Oh ja!“, nickte mein Gegenüber: „Pfannkuchen, die liebt er heiß und innig!“

    „Ich habe mal den Ahornsirup mit Zitronenaroma vermischt!“

    „Ach du je, das absolute Todesurteil für dich, selbst wenn es nur Aroma war! Wie hat er reagiert?“

    „Na ja, er dachte er würde sterben, er ist total die Wand hochgegangen und Beckett den ganzen Tag nicht mehr von der Pelle gerückt!“

    Angelina lachte: „Das ist aber auch gemein! Das weißt du selbst! Und Carson?“

    „Ich musste Carson zum Essen einladen, damit er mir das verzeihen würde! Aber hör mal, du, komm, du hast Rodney sicher auch schon hochgenommen!“ Ich sah die blonde Frau an, die verlegen unter den Tisch starrte. „Komm, rück schon raus damit!“

    „Ich habe mal die Adapter und die Kristalle für einen Schließmechanismus mit Attrappen ausgetauscht, um herauszufinden, wie er reagiert?“

    Ich grinste und trank einen weiteren Schluck Kaffee: „Und?“

    „Na ja, er hat den ganzen Tag fluchend daran gearbeitet und Zelenka mit allerlei bösen Sprüchen beworfen, bevor er, höre zu und staune, das ganze Equipment genommen und aus dem Fenster geworfen hat! Gott sei Dank waren es nur Fakes! Wir haben ihn den ganzen Abend geärgert!“

    „Das kann ich mir vorstellen! Aber mal ehrlich, wäre doch absolut langweilig ohne ihn, oder?“, fragte ich, was mir Angelina mit einem Nicken bestätigte, bevor sie einen etwas nachdenklichen Blick aufsetzte. „Was ist los?“

    „Ach nichts, ich dachte nur gerade daran, was ist, wenn ich wieder nach Hause komme. So jemand wie du fehlt mir dort total!“

    „Ich versteh, was du meinst, mir geht es ähnlich, es wird sicherlich sehr ruhig werden, wenn du nicht mehr da bist!“

    „Können wir nicht beides haben?“ Sie sah mich an.

    „Das wäre was! Aber zwei Johns können nebeneinander nicht existieren und ich glaube kaum, dass ein John für uns beide ausreichend wäre!“

    „Nein!“, war ihre knappe Antwort, „das wäre die Katastrophe!“ Sie grinste verschmitzt, da sie wusste, dass wir uns in Sachen Beziehung recht ähnlich waren.

    „Das war doch jetzt eine gute Überleitung!“, rief ich dann laut, „mein John, dein John! Los erzähl!“

    „Oh nein, du fängst an! Ich habe beim letzten Mal!“

    „Fair enough! Okay, mein John muss immerzu laufen. Laufen, laufen, laufen, ich werde schier wahnsinnig. Er schmeißt mich morgens aus dem Bett, weil er laufen muss!“

    Angelina verzog die Mundwinkel zu einem Grinsen und nickte gedankenverloren: „Vielleicht fällt mir das nicht so auf, weil ich ebenfalls gerne laufe!“

    „Ihr zwei seid bescheuert! Okay, du!“

    „Mein John ist auf Seite 33 bei War and Peace!“

    „Wirklich? Da scheinst du ihn besser zu beschäftigen können als ich, meiner ist locker 13 Seiten weiter!“

    Wir finden beide an zu lachen. Wann hatte man schon mal die Gelegenheit über solche Sachen zu philosophieren.

    „Okay“, fuhr ich fort. „Mein John streichelt jedes Mal die Konsole des Jumpers, wenn er einsteigt!“

    Angelina dachte nach und schüttelte dann den Kopf: „Nein, das macht meiner nicht, aber meiner hat so einen Modellhubschrauber im Quartier, denn hat er mindestens einmal am Tag in der Hand!“

    „Interessant, ist mir bei meinem noch nicht aufgefallen! Wie ist er denn sonst so?“

    „Du meinst, so als Mann!?“

    Ich fing an zu lachen: „Ja, nun, ich wollte nicht so mit der Tür ins Haus fallen! Aber ja, schon, interessiert mich ja doch!“

    „Hast du schon mal ne Massage von ihm bekommen?“ Sie grinste.

    „Ja! Sensationell, ich glaube, beim ersten Mal hat er alle Blockaden der letzten 20 Jahre gelöst!“

    „Cool oder? Es kostet jedoch immer einiges an Aufopferung, bis er es macht!“

    „Ja, da sagst du was! Ansonsten? Ist deiner auch wie ausgewechselt, wenn ihr alleine seid?“

    „Von 0 auf 100 in 5 Sekunden, ja!“

    „Egal, was wir gerade machen!“, fuhr ich dann fort, „wir können immer, immer lachen! Es ist so lustig mit ihm!“

    „Ja, das stimmt und er ist sehr vielseitig!“

    Ich nickte, da hatte sie Recht. Also gab es viele Dinge, in denen sich die beiden Johns glichen. Ich lächelte in mich hinein. Zu sehr ins Detail würden wir dennoch nicht gehen. Angelina und ich hatten sicher auch Geheimnisse vor uns und vor John, die wir nicht breittreten wollten.

    „Halt ihn bloß gut fest, er ist ein ganz ganz wertvoller Mensch!“, sagte sie dann.

    „Das hätte ich besser nicht sagen können! Wenn wir jetzt noch seine ewige Flirterei abstellen könnten!“

    „Oh ja! Nennt McKay ihn auch Kirk?“

    „Dauernd!“

    „Naja, nobody is perfect! Ich kann damit leben!“

    „Ja, ich auch – noch!“

    * * *

    Als wir so unsere Geschichten austauschten, lugte der Traummann unserer schlaflosen Nächte in der Kantine vorbei. Als ob wir ihn bestellt hätten. Noch wusste mein John nicht, dass Angelina in ihrem Atlantis mit John Sheppard zusammen war. Und ich würde es ihm auch nicht oder sagen wir mal – noch nicht – unter die Nase reiben.

    „Hey Mädels, eurer Gickeln hört man drei Kilometer weit! Was ist denn so lustig?“

    Wir sahen ihn beide gleichzeitig an und verstummten dann auch gleichzeitig. „Wir? Und gickeln? Nee, muss ein Irrtum sein!“, sagte Angelina und prustete schon wieder los, worauf ich nicht anders konnte, als mit einzustimmen.

    „Ihr habt doch kein Alkohol konsumiert oder?“

    „Schottischen Whiskey von Carson in rauen Mengen!“, pfiff ich melodisch in den Raum, was natürlich nicht stimmte!

    „Ach, rutscht mir doch den Buckel runter!“, meinte er scherzhaft und setzte sich wieder in Bewegung: „Ich will euch in 15 Minuten am Tor sehen!“

    „Aye Aye Sir!“, sagte Angelina und salutierte, während ich immer noch johlend auf der Tischplatte lag.

    * * *

    „Hey Sunshine! Ist wirklich nicht leicht, dich in dieser großen Stadt zu finden!“

    John holte mich aus meiner Erinnerung. Ich sah zu ihm auf und musste mich erst mal orientieren, so dass ich zunächst gar nichts antwortete.

    „Wow – du musst weit weg gewesen sein, dass du sprachlos bist! Kann ich den Augenblick bitte genießen, ich erlebe dich so selten sprachlos.“

    Daraufhin lächelte ich ihn an, selbst wenn er Witze auf meine eigenen Kosten machte, waren sie noch irgendwie süß. „Ich dachte gerade an Angelina!“

    „Sie hat bleibenden Eindruck hinterlassen oder?“ John setzte sich zu mir und nahm mich in den Arm.

    „Oh ja, das hat sie! Nicht nur als Mensch, sondern auch als Pilot. Ich meine, wie sie mein Schiff geschaukelt hat!“

    „Sie ist ein Naturtalent! Kein Wunder, dass sich ihr John in sie verliebt hat: Eine Kampfpilotin, die ihm das Wasser reichen kann, hübsches Gesicht, tolle Figur und eine wahnsinnig tolle Ausstrahlung!“

    „Ja, sie ist schon Unikat!“ Ich pausierte kurz. „Und? Was waren die Gründe, warum du dich in mich verliebt hast?“

    Er sah mich an und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht: „Nun, weil du eine Kampfpilotin bist, die mir das Wasser reichen kann, ein hübsches Gesicht, eine tolle Figur und eine wahnsinnig tolle Ausstrahlung hast!“

    Ich lachte: „Du alter Schleimer!“

    „Ja, ist so, was willst du hören? Okay, neben deiner wahnsinnig tollen Ausstrahlung kommt noch ein wahnsinniger Hang zu waghalsigen Missionen hinzu!“

    „Du willst doch nicht etwa sagen, dass ich risikosüchtig bin!“

    „Doch, genau das will ich damit sagen! Was wohl nicht zuletzt an deiner Highlandermentalität liegt!“

    „Nenn mich doch nicht immer Highlander!“

    „Aber du bist einer! Okay, Notfallantiker passt auch immer noch!“

    Ich lachte erneut auf, dieses Wort hatte ich immer geliebt. Immer wenn es einen Notfall gab, kamen meine antikischen Fähigkeiten zum Vorschein. Das war schon irgendwie komisch.

    „Also, wie sieht es aus? Rodney arbeitet an der Scout und auf unserer Liste steht ein Planet namens Arkios!“

    „Arkios? Und da gibt es - was?“

    „Da soll eine alte Antikersiedlung sein. Elizabeth meint, wir sollen uns das mal ansehen, vielleicht gibt es dort etwas, was wir brauchen können! Wir gehen ohne McKay!“

    „Das ist gut, ich bin froh, dass er sich um das Schiff kümmert, ich will ja bald wieder fliegen!“

    Der Colonel stand auf und machte Anstalten zu gehen, als sein Blick auf das Buch fiel: „Was liest du?“

    „Outlander von Diana Gabaldon! Hat mir eine Freundin empfohlen!“

    „Seite?“

    „25!“

    „Ich bin weiter bei Krieg und Frieden!“

    „Ja, aber du liest ja auch schon zwei Jahre dran, ich habe gestern erst angefangen!“

    „Hm, na gut, 15 Minuten?“

    „Werde da sein!“

    „Love ya!“

    „Same here, Lieutenant Colonel!“

    Mit einem Grinsen im Gesicht verabschiedete sich John von mir und ließ mich mit Outlander und einem herrlichen Blick auf den Ozean zurück. Ich schaffte noch genau eine Seite, bis ich wieder bei den Erlebnissen mit Angie war:

    * * *

    „Das geht so nicht!“

    „Wieso geht das nicht! Ich finde das gut, steht nirgends, dass man das nicht darf!“

    „Kim, das ist ein ungeschriebenes Gesetz! Du windest dich um die Regeln herum!“

    „Ach, fällt doch gar nicht auf!“

    Angelina schüttelte den Kopf, sie hatte wirklich alle Last mit mir. „Sag mal, die auf der Galactica müssen ja echt Nerven wie Drahtseile gehabt haben!“

    „Wieso das? Wegen den Regeln? Das hat keiner gemerkt!“

    „Ach so!“

    „Nee, quatsch, ich war friedlich! Was heißt war? Ich BIN friedlich!“

    „Beim Stockkampf kannst du dich aber nicht einfach so rausreden! Du musst dich auch mal stellen. Ständig weglaufen bringt nichts!“

    „Aber im Sprint bin ich gut, im Stockkampf grottenschlecht!“

    „Deshalb sind wir ja hier – um das zu ändern!“

    Ich wusste, Angelina würde auf Dauer graue Haare bekommen. Seit 1,5 Stunden waren wir nun schon im Gym. Rodney forschte immer noch und hatte Col. Croft des Labors verbannt, weil sie zu emotional geworden war, also kam ich auf die Idee, ein bisschen zu trainieren. Das war eine blöde Idee, wie sich später herausstellte. Ich war eine Niete im Stockkampf, noch schlechter als John und nachdem mich Angie zweimal unsanft zu Boden gebracht hatte, rannte ich nur noch weg, anstatt mich zu stellen. Beim ersten Mal fand sie das auch noch lustig, aber jetzt…

    „Ich bin ein hoffnungsloser Fall. Wenn ich mit Stöcken umgehen könnte, wäre ich Schlagzeuger geworden!“

    „Ach, dich kriegen wir auch noch hin. Okay, aufstellen und wehe du bewegst dich auch nur einen Millimeter! So, gut so, bleib so!“

    „Ich komme mir echt affig vor!“

    Angelina grinste, versuchte aber, ernst zu bleiben: „Wo ist deine Abwehrhaltung? Hm?“

    „Na hier!“

    „Ich lach mich gleich tot!“

    Ich seufzte und veränderte meine Position.

    „Schon besser! Also, links, rechts, Schlag, ducken, drehen!“

    „Wie soll ich mir das merken? Soll ich mir eine Liste schreiben? Komm, lass uns lieber Tischtennis spielen!“

    Angelina dachte, sie hört nicht richtig: „Tischtennis?“

    Ich nickte: „Hm, bin ich unschlagbar drin!“

    „Hör mal, du musst auch mal Sachen machen, die dir nicht so liegen!“

    „Du hörst dich an, wie meine Mama!“

    „Los jetzt, hopp!“

    Sie griff mich an, so dass mir nichts anderes übrig blieb, als mich zu wehren. So veranstalteten wir einen richtig guten kleinen Kampf, in dem ich über mich hinaus wuchs. Zwar hatte Angelina die Oberhand und würde das auch locker für sich entscheiden, aber sie hatte meinen Ehrgeiz gepackt und das konnte keiner so leicht.

    Verwundert über meine Fähigkeit, über meine Grenzen hinaus zugehen, hielt ich meiner Gegnerin ganz gut Stand, die hinterher auch voll des Lobes war.

    „Ja, ja, schleim nicht rum!“, warf ich ihr lachend an den Kopf.

    „Verkauf dich nicht unter Wert meine Liebe! Da steckt echt Potential in dir!“

    „Danke für die Blumen! So, jetzt bin ich aber dran! Los umziehen und mitkommen!“

    Gemeinsam verließen wir das Gym und machten uns auf den Weg. Angelina hatte keine Ahnung, was ich mit ihr vorhatte. Doch weit kamen wir nicht, denn eine vertraute Stimme rief uns in den Kontrollraum.

    * * *

    Die 15 Minuten waren fast um, als ich schließlich aufstand und seufzend das Buch zuklappte. Ich hatte kaum gelesen, war immer wieder in Gedanken versunken. So wie diese – hatte ich viele Erinnerungen an die Zeit, die Angelina hier verbrachte und ich erinnerte mich immer wieder gerne, da ich nicht vergessen wollte.

    Langsam trat ich an das Balkongeländer heran und griff nach den Hundemarken, die um meinen Hals lagen. Ich selbst hatte keine, da ich nicht zum U.S. Militär gehörte. Es waren Angelinas, die sie mir vor ihrer Heimkehr geschenkt hatte. Seit sie weg war, hatte ich sie nicht abgenommen.

    Der Blick auf den Ozean hinaus verbarg eine Träne. Das andere Atlantis – man könnte nicht einfach so dort hinreisen, wie zu einem anderen Planeten oder wie in ein anderes Land. Die Tatsache, dass wir aus zwei verschiedenen Welten kamen, verkraftete ich nicht sehr gut. In dieser Welt wäre alles so einfach gewesen, aber die Realität sah anders aus.

    Nun, das Kapitel war zu Ende, und Angelina hätte sicher was dagegen gehabt, wenn ich statt im Hier und Jetzt, in der Vergangenheit leben würde. Sehnsüchtig wanderte mein Blick über das Meer, in der Hoffnung, sie eines Tages wieder zu sehen.

    Ende

  16. #16

    Standard

    Autor: shadow-of-atlantis
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    Kategorie: Ship
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    Titel: Love is a Mystery
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    Kommentar: Die Idee kam mir spontan, Zeitaufwand kann ich nicht mehr genau sagen, der Aufwand an Nerven allerdings...ziemlich viele, da ich mir mit Ship von Haus aus schwer tu, es aber immer wieder versuche....
    Inhalt: Nach der Trennung von Simon ist Elizabeth ziemlich durch den Wind, selbst Wochen nach ihrer Rückkehr nach Atlantis. Doch es gibt da eine Person, die sich Sorgen um sie macht und wissen lässt, dass sie sich jederzeit an den anonymen Verehrer wenden kann.
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    Betaleser: RodneysGirl
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    Rating: 12
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    Spoiler 
    Es war ein schöner Morgen in Atlantis. Zwar war die Luft auf dem Planeten noch kühl, aber genau das genoss sie. Meistens begab sie sich nach dem Frühstück hier her um Energie zu tanken – besonders in letzter Zeit. Der Balkon, den man vom Kontrollraum aus leicht erreichen konnte, war einer der schönsten Orte von Atlantis, bot einen wunderbaren Ausblick über die weitläufigen Wirren der Stadt, über den Ozean, der ständig in sanfter Bewegung rollte und morgens und abends von der Sonne in schimmernde warme Farben getaucht wurde.
    Noch einmal ließ sie ihren Blick über den fernen Horizont schweifen, der ein gewisses Gefühl von Freiheit vermittelte, tauchte dann ein in das rege Treiben von Atlantis’ Bewohner, die ihren Aufgaben nachgingen.

    Jeden, der ihr über den Weg lief, freundlich grüßend, ging sie in Gedanken verloren völlig automatisch den schmalen Gang entlang, der sie zu ihrem Büro führte.
    „Ah, Elizabeth. Sie habe ich gesucht.“ Es war niemand geringerer als John Sheppard, der sie aus ihren Gedanken riss.

    Überrascht sah sie ihn an. „John?“ Ihr entging nicht, dass die Bürotür gerade vollends ins Schloss fiel. Und ihm fiel ihr Blick natürlich sofort auf, denn er gestikulierte wild mit den Händen. „Tut mir leid. Ich bin heute ein wenig durcheinander und bin hineingerannt, bis ich gecheckt habe, dass Sie noch gar nicht da sind.“, er verzog das Gesicht zu einem gezwungenen Grinsen, lenkte Elizabeth’ Aufmerksamkeit so von der Tür zurück auf sich.

    „Ahja.“, sie hob eine Augenbraue, musterte ihn. Ihr Büro war nie abgeschlossen. Die Schubladen im Schreibtisch schon, aber durch das stets aufgeschlossene Büro wollte sie den Expeditionsteilnehmern vermitteln, dass sie immer da war. Es war nur eine kleine Geste, aber Elizabeth fand, dass es eine wichtige wäre. „Und was gibt es so Wichtiges?“
    Mit einer Geste lud sie ihn ein, ihr ins Büro zu folgen, doch schließlich schüttelte er den Kopf. „Hat sich erledigt, danke.“ Er zuckte mit den Schultern. „Wie gesagt, ich bin heute ein wenig durch den Wind.“

    Mit diesen Worten verschwand er. Einen Moment lang sah sie ihm nachdenklich nach, betrat dann ihr Büro und setzte sich hinter ihren Schreibtisch. Ihre Hände fuhren sofort zu dem Zettel, während sie es sich auf dem Stuhl bequem machte. Einen Augenblick lang schloss sie die Augen. Schon wieder ein Brief? Eine Nachricht?
    Mittlerweile lag hier jeden Tag ein Zettel. Vor vier Wochen hatte es angefangen. Zu Beginn hatte sie es für einen Scherz gehalten, mittlerweile war es offensichtlich: Einer ihrer Expeditionsteilnehmer musste sich Hals über Kopf in sie verschossen haben.
    Nur wer?
    Zugegeben: Sie hatte sich auch in jemanden verschaut, aber ob sie ihm deswegen Nachrichten hinterlassen würde? Zumal sie ihre Gefühle schon immer recht gut unter Kontrolle hatte. Und sie wusste nicht, ob es richtig wäre, sich auf eine Romanze mit einem Mitglied ihrer Truppe einzulassen, und gerade jetzt zu diesem Zeitpunkt.
    Zu viel konnte schief gehen. Möglicherweise kam irgendwann der Tag, an dem sich ihr mysteriöser Verehrer zu erkennen gab und sie ihm erklären musste, dass sie sich nicht darauf einlassen konnte.

    Dabei wusste sie gar nicht mal, wer überhaupt er war. Es konnte jeder sein…. Oder?
    Nein, nein, er war es sicherlich nicht. Oder doch? Er war heute Morgen in ihrem Büro gewesen. Aber war er es auch, der die Nachricht hinterlegt hatte? Sie mochten sich, ja. Auf irgendeine Art und Weise waren sie sogar Freunde. Aber es gab einfach zu viele Spannungen, Konflikte und Auseinandersetzungen – eben Meinungsverschiedenheiten – als dass sie sich mit John Sheppard auf eine Beziehung einlassen wollte.
    Und sie glaubte auch gar nicht wirklich daran, dass er es war. Sheppard war eher der direkte Typ. Anonyme Zettelbotschaften passten einfach nicht in sein Schema, soviel sagte ihr ihre Menschenkenntnis.

    Kurz schüttelte Elizabeth den Kopf, wagte es dann, den Zettel umzudrehen und die Nachricht zu lesen.

    Ich spüre es, wie eine gewisse Angelegenheit dich belastet. Die Sorgen passen nicht zu deinem hübschen Gesicht und deinen vor Lebensfreude strahlenden Augen.
    Lass mich wissen, wenn ich etwas für dich tun kann.



    Wie? Wie, verdammt?! Dieser kleine Mistkerl, fluchte Elizabeth einen Moment insgeheim.

    Erst jetzt merkte sie, dass ihr eine Träne die Wange hinunterlief. Ja, die Sorgen, diese Angelegenheit. Es war ein steter Begleiter, seit sie zum ersten Mal wieder auf der Erde gewesen war. Sie versuchte ihn zu verdrängen, aber es gab mindestens eine Person, der auffiel, dass diese Angelegenheit ihr immer noch schlaflose Nächte bereitete.

    Auf seltsame Weise empfand sie die Botschaften nicht als nervig oder störend, sondern meist als schmeichelhaft und tröstend. Sie zeigten ihr, dass es einen Menschen gab, dem sie etwas bedeutete und das in einer Zeit in der sie das Gefühl hatte, alles hätte sich gegen sie verschworen.

    „Elizabeth? Alles in Ordnung?“

    Sie schrak zusammen, wischte sich eilig mit dem Handrücken die Träne weg und sah auf. Rodney machte ein ungewohnt umsorgendes Gesicht.

    „Ähm...natürlich...alles bestens...“, schwindelte sie offensichtlich, versteckte schnell den Zettel, setzte so gut es ging, ihren professionellen Blick auf, der vortäuschen sollte, dass sie alles im Griff hatte. „Was gibt es, Rodney?“, erkundigte sie sich überraschend gefasst.

    „Ich wollte Ihnen eigentlich nur den Missionsbericht übergeben.... Sie wissen schon...der von M7X-937. Ich habe noch einige Anmerkungen eingebracht über den möglichen Wert dieser Technologien für Atlantis und die Erde.“

    Sie nahm die Mappe entgegen. „Danke. Ich werde es mir aufmerksam durchlesen.“, versicherte sie ihm, als auch gerade Carson hereingespurtet kam, ihr eilig seinen Bericht ohne große Worte überreichte und dann wieder verschwand.

    Rodney sah dem Schotten genauso kritisch hinterher wie Elizabeth. „Er hat vorhin gemeint, heute wäre auf der Krankenstation die Hölle los...und ich mache mich besser auch wieder an die Arbeit...ähm...“, er war schon bei der Tür, als er sie nochmal musterte. „Alles in Ordnung? Ich meine, was...war das für ein Zettel?... Nicht dass mich das etwas angehen würde....“

    „Es ist alles in Ordnung, Rodney, danke.“ Er nickte, ließ sie wieder allein.
    Seit wann kümmerte es McKay, weshalb jemand Probleme hatte, geschweige denn, ob jemand Probleme hatte? Er hatte doch sonst immer diese introvertierte, distanzierte Art wenn es um Gefühle ging. Und jetzt machte er sich plötzlich Sorgen? Um sie? War er...?

    Verdammt, hör endlich auf mit diesen Mutmaßungen!, mahnte sie sich selbst. Du wirst noch ganz paranoid!

    Vielleicht sollte sie auf die Botschaften reagieren, anstatt sich noch verrückt zu machen. Das war doch sonst nicht ihre Art.


    Am Ende des Tages kam sie ihrem eigenen Ratschlag nach. Sie nahm einen Notizzettel hervor, schrieb nachdenklich und fein säuberlich etwas darauf: Wer bist du? Warum sollte ich dir vertrauen? Warum sollte ich glauben, dass du mir helfen willst?

    Diese Nachricht platzierte sie offen auf dem Schreibtisch und verließ dann das Büro – unabgeschlossen wie immer.




    Am nächsten Morgen war es mal wieder soweit. Die nächste Nachricht wartete auf sie, mysteriöser als jede vorherige. Du weißt wer ich bin und würdest du mir nicht vertrauen, wäre ich nicht Mitglied der Expedition. Und deswegen möchte ich mich entschuldigen. Ich wollte dich nicht zum weinen bringen. Verzeih mir, dass ich dich belästigt habe. Ab jetzt werde ich dich in Ruhe lassen. Nur weil mein Leben aus den Bahnen läuft, steht es mir nicht zu, deines Korrigieren zu wollen....wenn ich nicht mal mein eigenes hinbekomme. Meine Sehnsucht nach deiner Nähe wird nicht verblassen, aber ich weiß, dass du nie etwas für mich empfinden kannst. Es tut mir leid, Elizabeth.


    Damit endete die wohl längste Nachricht und Elizabeth war so aufgeschmissen, wie noch nie zuvor. Wer war dieser Kerl? Er musste mitbekommen haben, was auf der Erde geschehen war und das obwohl sie niemandem davon erzählt hatte. Und er musste ihre Träne am gestrigen Tag gesehen haben.

    Rodney?! Nein, ausgeschlossen. Ihm wäre ein Zettelkrieg zwar eher zuzutrauen, als Sheppard, aber McKay hatte mit seiner eigenen verschlossenen Emotionswelt zu viel zu kämpfen, als dass er sich um jemand anderen kümmern konnte. Oder sah er darin eine Möglichkeit, mit sich selbst fertig zu werden? Brauchte er selbst jemanden, dem er geben, von dem er aber auch ohne zu fragen nehmen konnte?
    Bevor sie das Büro verließ, schrieb sie eine weitere Nachricht, legte sie wieder demonstrativ auf den Tisch.

    Die Träne habe ich nicht wegen deiner Nachricht vergossen, sondern wegen dem Mann, den du als Angelegenheit bezeichnest. Bitte lass mich wissen, wer du bist. Lass mich selbst urteilen, ob ich jemals etwas für dich empfinden kann.“

    Und auf diese Bitte folgte keine Antwort mehr. Er hatte ihren Zettel mitgenommen, aber keinen weiteren hinterlassen. Nicht am nächsten Tag, nicht am übernächsten und auch nicht an den darauffolgenden.






    Die Nacht war über Atlantis hereingebrochen. Kühl und klar, offenbarte ihr den prachtvollen Sternenhimmel, als sie hinaus auf das Pier lief.
    Erst zu spät realisierte sie, dass sie die gewünschte Ruhe nicht bekam, denn von der Nacht hob sich eine Gestalt ab, die mit an den Körper gezogenen Knien auf dem Pier saß und sie sicherlich schon bemerkt hatte.
    So entschloss sie sich ein wenig im Hintergrund haltend, ihn anzusprechen. „So spät noch so weit draußen?“

    „Ja, ich...muss so über dies und das nachdenken.“
    Sie nickte obwohl er sich nicht umgewandt hatte. „Dieser Ort ist wunderbar zum Nachdenken..... Darf ich mich setzen?“, fragte sie schließlich zögerlich und zurückhaltend, setzte sich neben ihn, starrte ebenfalls auf den verhältnismäßig ruhigen Ozean, als sie sein „Natürlich, bitte.“, vernahm.

    Schweigend saßen sie nebeneinander, bis sie auf einmal das Gefühl bekam, ihre Gedanken drohten sie zu zerreißen. Sie tobten, schrie, brüllten in ihrem Kopf. „Heute gibt es fast keine Bewegungen, kein Wind, das Wasser ist ziemlich eben.“, sprach sie leise in die Nacht – zunächst mit der Befürchtung, er würde aufstehen und sich woanders seine Ruhe suchen.

    Doch dem war nicht so. Er blieb. Und antwortete flüsternd. „Das ist nur die Oberfläche. Ich bin mir sicher, darunter ist eine Menge los.... Es ist wie mit den Gefühlen....“, er zuckte mit den Schultern, legte den Kopf ein wenig schief. „Man kann sich nach außen hin ruhig und gelassen geben, aber innerlich zerrissen und aufgeheizt sein, wie ein Vulkan, bevor er ausbricht. Manchmal muss dieser Vulkan ausbrechen, damit man fähig ist, weiterleben zu können.“

    Seine Worte klangen so schön, so wahr, vor allem brachte er sie melodisch über seine Lippen, und hatte ihre derzeitige Lage perfekt beschrieben. Ging es ihm vielleicht ähnlich? Hatte sie in ihm einen Seelenverwandten gefunden?
    Vielleicht war jetzt der Zeitpunkt, um über alles zu sprechen. Er war bekannt dafür ein guter Zuhörer und eine Vertrauensperson zu sein. Möglicherweise konnte sie ihm auch eine Zuhörerin sein. Möglicherweise konnte auch er in sie Vertrauen fassen und sie sich so gegenseitig den Rücken stärken.
    Sie wusste, dass wenn sie sich emotional fallen ließ, das in seiner Gegenwart bereit wäre zu tun.

    „Gefühle können etwas Schreckliches sein....“ Ihr Blick ging in die Ferne, in ihr kamen plötzlich so viele Erinnerungen hoch. Sie hatte seine Aufmerksamkeit, er studierte ihre Körperhaltung und Mimik, sofern es die Dunkelheit zuließ, und sie fuhr noch weitaus gedämpfter fort. „Ich habe ihm gesagt, er solle nicht auf mich warten. Aber, dass er mich betrügt, kaum dass ich weg war... Ich dachte, er liebt mich. Irgendwie habe ich gehofft, er würde mich mit offenen Armen empfangen.... Dabei hat er mir gesagt, dass er eine andere hat, scheinbar schon seit ich gerade mal ein Vierteljahr weg war, viel früher, als ihn meine Nachricht erreicht hatte....“ Sie schwieg, senkte den Kopf, schloss einen Moment lang die Augen, atmete tief ein und ließ die Luft nur schleichend langsam entweichen. Tränen kamen in ihr hoch, doch verdrängte sie nahezu alle, legte den Kopf in den Nacken, blickte durch den leichten Schleier zum Firmament.
    Es war ihr egal, dass er sie so sah. Sie konnte seinen Blick auf sich ruhen spüren, jedoch keinerlei Unbehagen, das davon ausging.

    „Dann hat er sie nicht verdient.“, flüsterte er tröstend. „Dann hat er nicht einmal in das schöne Grün Ihrer Augen gesehen und erkannt, zu welcher wunderbaren Seele einer Frau, diese Augen das Tor sind.“

    Seine Worte wärmten sie in der langsam kälter werdenden Nacht, klangen in ihren Ohren nach, doch erst, als er verschwunden war, realisierte sie deren Sinn.
    Schnell sprang sie auf. Er war es.... Sie hatte immer gehofft, dass er der Zettelromantiker war und er war es wirklich. Und jetzt war er weg.
    Sie rannte das Pier entland, die Tür ins Innere der Stadt glitt soeben zu. Sie trat davor, der Sensor ließ die Türhälften wiederum weichen und hinter ihr zusammengehen. Kurz orientierte sie sich links, merkte aber bereits nach einem Schritt, dass er eigentlich nur nach rechts um die Ecke verschwunden sein konnte.

    Hastig und mit Tränen, deren Grund sie im Moment nicht genau erörtern konnte, eilte sie ihm hinterher, stoppte, als sie ihn fast erreicht hatte und redete ihn laut und deutlich an. „Warum hast du aufgehört zu schreiben?“

    Er wandte sich zögerlich um, hatte leicht wässrige Augen, sprach mit heiserer Stimme, hatte fast schon etwas beschämt wirkendes an sich. „Ich habe dich verletzt, dich auf Dinge angesprochen, die eigentlich ruhen sollten. Ich habe dich genauso wenig verdient, wie Dr. Wallace. Tut mir leid, dass ich so viel falsch gemacht habe. Morgen erhältst du meine Kündigung, damit du dich nicht mehr mit mir belasten musst.“

    Sie schüttelte ungläubig den Kopf. Das durfte doch nicht wahr sein. Er hatte sie nicht verletzt. Ohne einen driftigen Grund wollte er kündigen? Oder war für ihn die aussichtslose Liebe Grund genug?
    Zögerlich wagte sie es, an ihn heranzutreten und ihm in die Augen zu sehen. „Dank dir bin ich endlich soweit, es wirklich verarbeiten und hinter mir lassen zu können.“ Noch bevor er etwas erwidern konnte, überwand sie die letzten beiden Schritte und fiel ihm um den Hals. „Oh Carson.“ Einen Moment lang schien sich alles wieder zum Besseren zu wenden, sich das Problem zu lösen, als auch er die Arme um sie schloss. Aber dann erst lichtete sich der Nebel aus wirren Gedanken und formte klare. Wie ausgetauscht, löste sie sich aus der Umarmung, starrte ihn erschrocken an, konnte nicht glauben, was sie getan hatte. „Ich kann nicht.“

    Nicht verstehend musterte er sie. „Was?“, fragte er ängstlich und dennoch einfühlsam. Sie wusste, was er sich nun sicherlich dachte.

    „Ich kann das nicht tun. Tut mir leid.“ Hektisch wandte sie sich um, verstand ihre eigenen Handlungen nicht mehr, verstand nicht, wieso sie sich für einen Moment darauf eingelassen hatte. Eilig entfernte sie sich, als könne sie so all ihren Problemen entkommen. Aber je mehr Distanz sie zwischen sie beide brachte, desto mehr lastete all das, was seit Wochen an ihr nagte, auf ihren Schultern.

    Vielleicht ließ sie deshalb zu, dass er sie verfolgte, sie sanft an der Schulter packte. Ihr eigener Zorn entlud sich, als sie ausholte, dann aber in letzter Sekunde zur Besinnung kam und ihre Faust so nur noch leicht auf seiner Schulter aufschlug. Er ließ nichts verlauten, außer dem leisen Flüstern ihres Namens.
    Im einen Moment klammerte sie sich in Tränen ausgebrochen an ihn, im nächsten sank sie kraftlos an ihm hinab zu Boden, bewegte sich rückwärts, bis die Wand ein weiteres Entkommen unmöglich machte.
    Sie zog die Knie an den Körper, vergrub das Gesicht in den Händen. Er setzte sich neben sie, sagte nichts. Allein seine Anwesenheit und Nähe war tröstend. Eine Erklärung war sie ihm schuldig und selbst fühlte sie sich auch so. Sie spielte mit seinen Gefühlen, brach einen Vorsatz den sie sich vor Jahren gemacht hatte. Nie hatte sie mit den Gefühlen einer Person spielen wollen.

    „Es tut mir leid. Ich kann nicht. Wenn…wenn ich mich darauf einlasse, bin ich nicht besser, als er. Und zudem trage ich dir gegenüber eine Verantwortung.“

    „Hättest du ihm gegenüber nicht auch eine Verantwortung getragen, wenn er hier angefangen hätte zu arbeiten?“, seine Stimme war ein bedrücktes, trauriges, aber ruhiges Flüstern.

    Und abermals traf er den Nagel auf den Kopf. Hätte sich Simon angeschlossen, wäre sie ebenfalls für ihn verantwortlich gewesen und sie hatte ihn geliebt.
    Es war die gleiche Situation, als wenn sie jetzt die Liebe zu Carson zulassen würde – nahezu. Simon hatte sie betrogen, hintergangen, ihr den Rücken gekehrt, in einer Zeit, in der sie ihn jederzeit mit offenen Armen empfangen hätte. Vielleicht war es jetzt an ihr, auch ihn hinter sich zu lassen, so wie er sie einfach hinter sich gelassen hatte. Dieser Mann empfand nichts mehr für sie. Es wäre Schwachsinn, ihm ewig nachzutrauern. „Ich habe ihn geliebt und er hat mich fallen lassen.“, murmelte sie schluchzend vor sich hin, zuckte kurz zusammen, als Carson die Arme um sie legte, ließ den Kopf dann aber an seine Schulter sinken. Tröstende Worte zu finden, schienen in diesem Fall selbst dem Schotten schwer zu fallen, denn er strich ihr nur zärtlich mit den Händen über den Rücken. „Gib mir eine Chance, dich aufzufangen.“, flehte er schließlich.

    „Gib mir Zeit.“, bat sie. „Ich brauche Zeit, bitte gib sie mir.“

    Er drückte sie ein wenig fester an sich, war aber keinesfalls grob oder bereitete ihr Unbehagen. „Alles was du willst, Elizabeth….“

    Eine ganze Weile blieben sie so sitzen, bis die Tränen versiegten und sie die erste Schwelle hinter sich gebracht hatten. Sie sah ihm in die Augen, ein Glücksgefühl machte sich in ihr breit. „Ich hatte gehofft, dass die Briefchen von dir stammen. Ich hab mir gewünscht, dass du sie geschrieben hast….“

    „Wirklich?“, er klang überrascht, hatte scheinbar tatsächlich nicht damit gerechnet, dass sie Gefühle für ihn haben könnte. Und obwohl sie ihn schon immer ziemlich sympathisch und charmant fand, hätte sie selbst nie gedacht, dass sie irgendwann solche Gefühle für ihn entwickeln könnte, stark genug, um eine Beziehung eingehen zu können. Sie zog sich ein wenig von ihm zurück, legte den Kopf schief, die Stirn in Falten. Da gab es noch etwas ganz anderes zu klären, als seine Frage zu beantworten, auf die sie ihm schon lange stumm Antwort gegeben hatte. „Ich komme mir gerade so einfältig vor. Ich meine, jetzt ist es erst so kurz her, dass… und ich stelle fest, dass ich dir eigentlich nie abgeneigt war…. Gott, was musst du von mir denken!“

    Sein Blick war nicht vorwurfsvoll, nachdenklich vielleicht, aber nicht vorwurfsvoll. „Was musst du von mir denken? Dass ich nur auf eine Gelegenheit gewartet habe, dir meine Gefühle zu offenbaren, ohne sicher zu sein, ob du damit überhaupt klar kommst…mit dieser Konfrontation….“ Er sah kurz zu Boden, nahm dann ihre Hand in die seine, schaute sie wieder an. „Ich denke, wir beide könnten uns mit „Was-wenns“ bombardieren. Aber vermutlich ich mehr als du. Er hat dich vor all den Wochen, eigentlich schon Monaten im Stich gelassen…. Wieso sollte es dir nun verwehrt sein, bei einem anderen Schutz und Geborgenheit zu suchen? Wenn ich eine schlechte Meinung über dich hätte, hätte ich dich nie angeschrieben. Ich wollte dir zeigen, dass ich jederzeit für dich da wäre….“

    Eine Weile blieben sie schweigend so sitzen, hingen ihren Gedanken nach. Elizabeth musste Carson Recht geben. Er hätte sie nicht angeschrieben, wenn es so falsch wäre, Gefühlen nachzugehen, die sie in eine weitaus sichere Umgebung brachten. Kurz legte sie den Kopf auf seine Schulter, brachte dann indirekt einen Vorschlag. „Findest du es hier bequem?“

    Er nahm es mit Humor, erwiderte: „Hm…ich könnte mir gemütlichere Plätzchen vorstellen…. Was meinst du, wo sollen wir hingehen?“

    „Ich wäre gerne irgendwo, wo wir unsere Ruhe haben. Ist das ok für dich?“, mit einem ungewohnt schüchternen Blick brachte sie zum Ausdruck, dass sie jetzt nirgends sein konnte, wo möglicherweise des Abends noch Leute unterwegs waren.

    „Natürlich.“, einen Moment strahlte er sie an, ehe er verlegen zur Seite blickte.
    „Nur…ich hab mein Quartier nicht aufgeräumt….“

    „Sollen wir zu mir gehen?“, fast schon erschrocken schaute sie ihn an, als ihr klar wurde, was das für einen Eindruck machen musste. „Ähm…ich meine, wenn es dir nicht unangenehm ist. Wir…können natürlich auch wo anders hingehen….“

    Er legte ihr einen Finger auf die Lippen, bedeutete ihr, sich nicht so aus der Fassung bringen zu lassen. „Nicht so nervös.“, dabei war normalerweise er derjenige, der aufgeregt war, wenn es um solche Gespräche ging. „Es bin nur ich, mit dem du redest. Wenn es dir nicht unangenehm ist, mich in deinem Quartier zu haben, ist es mir auch nicht unangenehm dort zu sein.“ Sein Blick war verständnisvoll und entgegenkommend, so vertraut und fremd zugleich. Normalerweise war er schüchtern, was auch die Zettel erklärte und nun gab er sich mehr als der, der die Ruhe bewahrte. Vielleicht kam in dieser umsorgenden Art einfach der Arzt wieder einmal durch. Die Art, die sie so sehr an ihm mochte. Wie er mit Menschen umging, stets mit Respekt. Wie seine Augen strahlten, wenn er darum bemüht war, für jemanden da zu sein, selbst, wenn er im Bezug auf den Privatbereich sehr zurückhaltend reagierte und so nur dosiert seinen Charme spielen ließ, auch wenn er sich dieses Charmes nicht immer bewusst zu sein schien.

    Gemeinsam gingen sie in ihr Quartier. Nur kurz wanderte sein Blick durch den Raum. „So lebt also die Chefin.“, meinte er neckend, bekam dafür einen leichten, freundschaftlichen Schubser mit dem Ellbogen. Eigentlich unterschied sich das Quartier nicht sonderlich von dem seinen, weder in Größe, noch von den Möbeln.
    Sie bot ihm mit einem verlegenen Blick einen Platz auf dem Bett an; er dachte sich nichts dabei, setzte sich sofort ohne zu zögern, grinste sie breit an, als sie sich neben ihm niederließ. „Bist du ok?“ Elizabeth nickte und er senkte den Kopf. „Ich schätze, ich muss dir einiges erklären….“

    „Du hast deine Gefühle zum Ausdruck gebracht. Was soll es da zu erklären geben?“ Sie musste lachen, obwohl sie sich nicht sicher war, ob das angebracht war. „Und ich habe es irgendwie ziemlich interessant und nett gefunden. Noch nie hat sich jemand so mit mir auseinandergesetzt. Es war irgendwie schön…und jetzt da ich weiß, dass du es bist…finde ich es noch um so viel schöner.“

    „Aber….“

    Ehe er noch auch nur den kleinsten Zweifel an sein „Aber“ anfügen konnte, lehnte sie sich vor und küsste ihn. All die Sorgen fielen auf einmal von ihr und als er den Kuss erwiderte, wusste sie ganz sicher, dass es richtig war. Sie hoffte, dass dieser Moment nie endete, wollte für immer in dieser Umarmung ausharren, sich dieser emotionalen Schwerelosigkeit hingeben.

    Kurz darauf lösten sie sich voneinander, fingen den Blick des jeweils anderen ein, sie legte die Stirn an die seine, schloss die Augen, verlor sich in dem Moment seiner Nähe. Ohne es zu merken, wäre sie in dieser Position nahezu eingenickt. Nur seine zarte Berührung an ihrer Wange hielt sie im Hier und Jetzt fest. Als sie sich der Blöße stellte ihm müde in die Augen zu sehen, kassierte sie lediglich Wärme und Verständnis seinerseits. „Tut mir leid….“, die Erschütterung ihrer Gefühlswelt musste anstrengender gewesen sein, als sie zunächst gedacht hatte.

    „Ssh…du bist erschöpft….“, sie ließ sich von ihm führen, als er sie langsam aus der sitzenden Position in eine liegende brachte. Seine Hand fuhr zärtlich über ihren Arm. Elizabeth genoss die Berührung, rücksichtsvoll und so aussagekräftig. Er würde sie nicht einfach fallen lassen, dessen konnte sie sich sicher sein. „Ruh dich aus, Elizabeth. Wir werden noch viel Zeit gemeinsam verbringen können. Ruh dich aus.“

    Ihre Hand fuhr an seine Schulter, als er sie liebevoll zudeckte. „Bleibst du?“
    Er schaute sie leicht unsicher an, erwiderte aber völlig gefasst mit einer Gegenfrage:

    „Willst du denn, dass ich bleibe?“

    „Bitte.“, sie nickte. „Ich will dich nicht mehr verlieren…nie wieder….“

    Elizabeth erkannte nun das pure Selbstvertrauen in seinen Augen. Nichts ließ nun mehr auf die vorige Unsicherheit schließen. „Ich will dich auch nicht verlieren. Und ich würde sehr gerne bei dir bleiben.“

    Einladend hob sie die Bettdecke hoch, die er soeben über sie gezogen hatte. Er zögerte nicht, brachte den Mut auf, sich neben sie zu legen. Kurz darauf löschte sie das Licht, drängte sich eng an ihn. Es war ihm nicht unangenehm, denn ansonsten hätte er nicht seine Arme um sie geschlossen. „Gute Nacht, Elizabeth.“, flüsterte er, hauchte einen Kuss auf ihre Stirn.

    „Gute Nacht, Carson.“ Ja, es würde eine gute Nacht werden, eine Nacht, die für sie einen Neubeginn darstellte. Diese Nacht gehörte ihrer Zukunft. Simon war Vergangenheit. Sie konnte das letzte Kapitel schließen und ein neues öffnen. Carson hatte ihr gezeigt, dass sie sich nicht verstecken brauchte, nicht in dieser Vergangenheit. Dank ihm, konnte sie dieses Kapitel ruhen lassen.

    Sie schloss die Augen, spürte, wie er ruhig neben ihr atmete. Er zeigte ihr, was es hieß, sich geborgen zu fühlen, zu spüren, dass es jemanden gab, der einen liebte. Dieses Gefühl hatte sie schon eine ganze Weile nicht mehr gehabt, selbst als sie noch gedacht hatte, Simon würde hinter ihr stehen. Es war sicherlich eine Vorahnung gewesen, dass sie dieses Gefühl verlassen hatte. Nun war es wieder hier und bereitete ihr alles andere als Unbehagen. Zum ersten Mal konnte sie wieder in dem Wissen einschlafen, dass es jemanden gab, dem sie am Herzen lag, und andersrum. Zum ersten Mal lag sie wieder in jemandes schützenden Armen und konnte schlafen ohne sich den Kopf darüber zu zerbrechen, inwiefern sie die Schuld am Scheitern der Beziehung traf. Sie hatte sich die Schuld gegeben. Nun war diese Last von ihr gewichen. Es wurde Zeit, dass sie den Mann vergaß, der ihr so viel Kummer und Sorgen bereitet und sie einfach fallen gelassen hatte.

    Nun war es an der Zeit, dass sie sich auf ihre Zukunft konzentrierte. Carson war bei ihr. Derjenige, der ihr die Briefe hinterlegt und sie aufgefangen hatte.
    Sie fühlte sich wohl in seiner Nähe und so konnte sie in einen ruhigen, angenehmen Schlaf entgleiten. Einen Schlaf, der sie mit dem Aufwachen in eine bessere Zukunft übergeben würde, eine Zukunft gemeinsam mit Carson.


    -ENDE-


    Geändert von Waschtl (16.10.2007 um 20:18 Uhr) Grund: Sig deaktiviert

  17. #17
    Chief Master Sergeant Avatar von Torri
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    Standard

    Autor: Torri/Sühsi
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    Kategorie: Misc
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    Titel: Endless Fear of Finality
    --------------------------------------
    Kommentar:
    Warnung: Angst, Torture, Character Death, Rape - danke Jay für die Erlaubnis zu posten!
    Shortcut - 1 Teil/Endless Fear: Sie würde nicht aufgeben - niemals.
    Shortcut - 2 Teil/Finality: Für Kolya war es eine Genugtuung gewesen, da sich John und sein Team nicht hatten wehren können.
    Charactere: T1: Kolya, Weir ; T2: Sheppard, Kolya, Multi-Chara

    Zeitaufwand: Einiges.
    Sonstiges: Originalpost der FF auf http://sga.fan-arts.net (> FanFic > Sühsi > das bin ich, lol), Unsprünglich 2 FFs, welche jedoch auf einander aufbauen, also auch problemlos als 1 zählt, die zwischendurch szenen wechselt.

    Warnung: Wer unter 18 ist, bitte diese FF nicht lesen! Danke.

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    Betaleser: Nin oder Kat, weiß nicht mehr *lol*
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    Rating: NC-17
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    Wortanzahl: 2872


    Spoiler 

    Endless Fear
    Part 1

    Sie konnte bereits den dumpfen Klang seiner Stiefel am Ende des Korridors vernehmen und somit stieg in ihr wieder einmal Grauen, Hass und Angst auf. Elizabeth wusste genau, was passieren würde und wenn sie könnte, würde sie sich jetzt zuvor noch das Leben nehmen, doch Kolya hatte Vorkehrungen getroffen, die dies verhinderten.
    Fesseln an Armen und Beinen verringerten ihre Bewegungsfreiheit und die beiden Soldaten vor ihrer Zelle hatten immer ein wachsames Auge auf sie.
    Sie hatte schon einmal versucht, sich mit Hilfe der Eisenketten die Luft abzuschnüren, doch die Wachen hatten eingegriffen. Kolya hatte sie zusätzlich mit Peitschenhieben einschüchtern lassen, um ihr klar zu machen, wer in diesem Spiel die besseren Karten in der Hand hielt.
    Elizabeth hasste diesen Kerl, doch sie würde sich ihm niemals ergeben! Sie hatte schon vergessen, wie sie überhaupt hier her gekommen war, beziehungsweise wie lange sie schon in diesem Loch gefangen gehalten wurde. Das Einzige, was sie jedoch wusste, war, dass Kolya von Zeit zu Zeit kam, um sie in die Knie zu zwingen und sie zu demütigen, doch Elizabeth Weir würde nicht aufgeben!
    Ihre weiße Haut war über und über mit Narben und Prellungen versehrt, dennoch fügte er ihr ständig neuen Schmerz zu. Er wusste, dass sie niemals Informationen über Atlantis preisgeben würde, doch er hatte bereits Gefallen daran gefunden, sie zu misshandeln, auch wenn sie schrie und weinte.
    Er liebte es dabei zuzusehen, wie er sie jedes Mal aufs Neue zum Zerbrechen brachte. Es gab ihm ein Gefühl von Stärke, Macht und Überlegenheit. Dr. Weir war in seinen Fingern eine erbärmlich schwache Frau und er liebte es einfach, durch ihren jämmerlichen Anblick Selbstbestätigung zu bekommen.

    Der Klang seiner Schritte wurde immer lauter und Elizabeth kauerte sich so gut es ging zusammen. Sie wusste zwar, dass es nichts nützen würde, dennoch gab sie die Hoffnung nicht auf.
    Angsterfüllt strich sie sich mit einer Hand über ihren Arm, um sich selbst etwas zu beruhigen, doch es misslang kläglich. So wie jeden Tag.
    Sie konnte vorhersagen, dass er sich hohlen würde, was er wollte und es war demnach auch kein Wunder, dass sie am ganzen Körper zitterte. Ihre Wunden und Narben schmerzten und in ihren Augen sammelten sich bereits die ersten Tränen.
    Noch bevor er mit seinem kalten Lächeln vor die Gitterstäbe trat, kullerte der erste Tropfen nass über ihre bleiche Wange hinunter.
    "Guten Tag, Dr. Weir!", erklang schließlich seine raue Stimme, ehe er den Schlüssel in das Schloss steckte und mit einem grauenvollen Geräusch umdrehte. "Ich hoffe, Sie hatten eine angenehme Nacht!"
    Seine Stimme hatte einen Hauch von Sarkasmus und Arroganz angenommen. Er wusste genau, dass es hier unten mehr als widerwärtig war. Es war unerträglich kalt und feucht, trotzdem fragte er sie jeden Tag das Selbe.
    Ihre Kleider waren schon lange zerrissen und boten ihr nicht viel Schutz gegen die eisige Kälte, doch das kümmerte ihn nicht.
    Er war nur hier herab gekommen, um sich zu holen, was er von keiner anderen Frau erzwingen konnte und wollte. Dr. Weir war perfekt dafür; in seinen Augen.
    Langsam trat er näher und mit jedem Schritt den er tätigte wurde ihr Wimmern und Flehen lauter.
    "Bitte, Bitte. Nicht!", schluchzte sie mit schwacher Stimme. Sie war am Ende ihrer Kräfte und sie war auch bereit dies zuzugeben, doch Kolya schien davon wenig interessiert zu sein.
    "Entfesselt sie!", befahl er den beiden Wachen, die ihm aufs Wort folgten. Keiner von Beiden hatte jemals ein Wort in ihrer Gegenwart gesprochen, was diesen Ort nur noch unheimlicher erscheinen ließ.
    Mit einem quietschenden Laut und einem lauten Knacks war sie ihre Fesseln los, doch sie rührte sich keinen Millimeter vom Fleck. Es würde nichts bringen einen Versuch des Ausbruches zu wagen, da sie schlicht und einfach unterlegen war. Sie konnte sich nicht einmal gegen Kolya alleine wehren, also hatte sie gegen die Wachen auch keine Chance.
    Brutal packte er ihr Handgelenk und zog sie auf ihre wackeligen Beine. Kolya stützte sie, indem er mit seinem Arm ihren Ellenbogen festhielt und in Richtung Kellergang drängte.
    "Bitte, nicht!", keuchte sie erneut, doch Kolya ignorierte sie eiskalt.
    "Wenn Sie mir Ihren Zugangscode zur Stadt geben, dann verschone ich Sie!", forderte er, während er kurz stehen blieb, um ihre ärmliche Gestalt zu mustern. Sie sah schwach aus und das nahm er auch zur Kenntnis. Er hatte eine kleine Schwäche für ihr Aussehen und für einige ihrer Charakterzüge, doch das würde er ihr oder irgendjemand Anderem nie je gestehen.
    Er liebte ihre zarte rosa Haut und irgendwie verabscheute er es, ihre Narben und Prellungen zuzuführen, doch diese Frau wollte es nicht anders. Er musste ihr beweisen, dass sie diejenige war, die sich ergeben musste und somit setzte er alles daran, dies auch zu erreichen. In seinen Augen waren seelischer Schmerz und Wunden das einzige Mittel.
    Das sie sich an ihren Identifikationscode wirklich nicht mehr erinnern konnte, juckte ihn jedoch wenig. Es war das, was er wollte und wenn sie nicht fähig war, es ihm zu geben, dann hatte sie einfach Pech gehabt.

    Gewaltvoll drängte er sie in den Raum nebenan und schloss die dicke, feuchte Holztüre hinter sich. Als er sich ihr wieder zuwandte, hatte sie sich erneut zu einem Haufen zusammengekauert und betete heimlich, dass es schnell vorbei sein würde.
    Mit einem fiesen Grinsen auf den Lippen begann Kolya seine Uniform zu öffnen. Als seine Hose weit genug geöffnet war, packte er sie an ihren Armen, zog sie hoch und presste sie mit aller Gewalt gegen den Tisch. Ohne einen weiteren Moment zu zögern begann er an ihren Kleidern herumzuhantieren, ihren Protest ignorierend.
    Er wollte sie. Er wollte ihren Körper und sie konnte ihm diesen nicht verweigern, egal wie sehr sie sich das auch wünschte. Immer in diesen Momenten wollte sie sterben, doch ihr Flehen nach Erlösung wurde nie erhört.
    Rücksichtslos riss er ihr die Kleider vom Leib und begann sich wieder einmal an ihr zu vergreifen. Er wusste, dass er irgendwann damit aufhören würde, doch bis dahin mussten noch viele Dinge geschehen, wie zum Beispiel, dass Elizabeth Weir aufgeben und sich ihm freiwillig unterwerfen würde.
    Doch Elizabeth wusste, dies würde nie geschehen - niemals!

    Finality
    Part 2

    Es war dunkel und ständig ertönte ein leises "blop", welches einen Hauch von Grusel und Ekel hinter sich durch die Stille des Raumes zog. Die Wände waren aus hartem Stein, feucht und mit verschiedenem Moos und Schmarotzerpflanzen übersät.
    Der Boden war ebenfalls aus Stein, jedoch war dieser nur karg bewachsen und vereinzelt tummelten sich Ratten und andere Genossen darauf herum. Sie nagten an den alten Knochen und Speiseresten, die am Boden lagen und darauf warteten, sich langsam der Fäulnis hingeben zu können, bis nur noch eine Schicht von Staub übrig blieb.
    Eine Seite des Raumes war mit einer starken, dunkelbraunen Holztüre versehen, welche aufgrund dicker, rostiger Eisenträger noch protziger und undurchdringlicher wirkte.
    Nur wenige hatten es gewagt, einen Ausbruchsversuch zu starten, da es keiner bis durch diese Türe geschafft hatte. Sie war gezeichnet von Kratzspuren der Fingernägel, sowie von verzweifelten Nagversuchen, dennoch hatte sie nichts an Stärke verloren und trotzte weiterhin ihrem alten Platz.
    John hatte nie einen Gedanken daran verschwendet, durch sie hindurch zu dringen, da er sich dem Grauen, welches dahinter lag, nur allzu gut bewusst war. Die Genii hatten bereits alle anderen von seinem Team geholt und keiner war wieder lebend zurückgekehrt.
    Kolya hatte ihm erzählt, wie schwach Ronon, Rodney und Teyla gewesen waren und durch welche Foltermethoden ihnen das Leben genommen worden war.
    Diese Bilder verfolgten John nachts im Traum und jedes Mal, wenn er vor Schrecken, Angst und Hass aufwachte, schwor er sich, dass er Elizabeths Schreie in der Ferne hören konnte.
    Er wusste nicht, was mit ihr und Lorne geschehen war und ob sie überhaupt noch lebten, dennoch war da stets Elizabeths verzweifeltes Schreien nach Hilfe.
    Eigentlich war er mit seinem Team hergekommen, um sie zu retten, doch das war wohl kläglich gescheitert …

    **Flashback**

    "John?", murmelte Teyla, während sie den Griff ihrer Waffe enger mit ihrer Hand umschloss und sich zwischen Ronon und John zwängte, die am Boden knieten und über einen Felsbrocken die Geniistation betrachteten.
    Sie waren auf einer Rettungsmission, da Elizabeth und Major Lorne vor wenigen Tagen bei einer Verhandlung auf einem friedlich gesinnten Planeten entführt worden waren. Laut den wenig überlebenden Dorfbewohnern und einigen des Verhandlungsteams waren es Genii Soldaten gewesen, welche plötzlich von allen Seiten mit gezogenen Waffen in das Dorfzentrum gestürmt waren, wo sich Dr. Weir gerade vom Bürgermeister verabschieden wollte.
    Lornes Team hatte kaum Zeit gehabt, um sich zu verteidigen, ehe die Genii quer durch die Runde geschossen hatten, wobei viele der Anwesenden ums Leben gekommen waren. Elizabeth und Lorne hatten Glück gehabt und sich hinter dem Tisch verschanzen können, doch ehe Lorne seine P90 hatte zücken können waren sie schon umzingelt gewesen und Kolya hatte sie dazu gezwungen, sich zu ergeben und mitzukommen.
    Diese Information und eine halbe Gateadresse hatte John und sein Team auf diesen Planeten geführt, um dem Ganzen auf die Spur zu gehen und die beiden zu befreien.
    "Was ist denn, Teyla!?", brummte John, während er sein Fernrohr Ronon reichte und sich zur Athosianerin umdrehte.
    "Sir, ich finde wir sollten uns dann auf den Weg machen … Wir sind schon ziemlich lange hier und ich kann mir nicht vorstellen, dass die Genii die Gateaktivierung nicht mitbekommen haben…"
    "Ich stimme ihr zu!", fiel Rodney ihr ins Wort, der nervös auf und ab latschte, während er die Umgebung mit seinen Blicken überfolg. "Wir sollten hier schleunigst verschwinden … irgendetwas gefällt mir hier nicht!"
    "Wir haben uns zuvor geeinigt, dass wir warten, bis die Dunkelheit einbricht, ehe wir uns da runter schleichen…", widersetzte sich John seinen Untergebenen und warf Rodney einen musternden Blick zu.
    "Oder haben Sie etwa Angst, McKay?", spottete er, als er den Wissenschaftler genauer betrachtete.
    "Angst? Ich?", belächelte ihn McKay. "Niemals … Ich hab da nur so ein komisches Gefühl, dass hier etwas nicht stimmt!"
    "Er hat Recht, Colonel!", begann nun Teyla erneut. Ronon seufzte etwas genervt, ehe er Sheppard zunickte, der mit einem Brummen sein Okay gab.
    Als sich Ronon erhob bohrte sich plötzlich ein stechender Schmerz durch seine Schulter, was den Satedaner etwas zurück taumeln ließ. Instinktiv drückte er seinen Arm auf die brennende Stelle und als er sie wieder zurücknahm, um sie zu betrachten, war sie versehrt mit Blut.
    "Ronon!?", fuhr es aus Teyla, welche sofort eine Hand auf die Wunde drückte, um die Blutung zu stoppen, doch es war zu viel und die lebenserhaltende Flüssigkeit strömte weiterhin den Ärmel entlang.
    "Ich glaube, Sie gehen nirgends hin... SHEPPARD!", ertönte dann eine Stimme und das Team blickte auf.
    Kolya und seine Männer - alle mit gezogenen Waffen - marschierten auf sie zu. Kolya hatte dieses widerwärtige Lächeln im Gesicht, welches ihm John sofort ausgeschlagen hätte … wenn sie nicht umzingelt und in der Minderheit gewesen wären.
    "Kolya!", zischte John und erhob sich, um seinem Gegenüber in die Augen zu blicken.
    "So trifft man sich wieder, Colonel… runter mit den Waffen", meine dieser mit einem Funkeln in den Augen und betrachtete das Team eine Weile, nachdem sie die Waffen zu Boden gelegt hatten, ehe er fort fuhr: "Nehmt sie fest!"

    **End Flashback**


    Für Kolya war es eine Genugtuung gewesen, da sich John und sein Team nicht hatten wehren können. Sie hatten sich nicht aus der Misere ziehen können und nun wollte John es auch gar nicht mehr. Alle Menschen, die ihm etwas bedeutet hatten, waren inzwischen tot.
    Sie waren der Grund für all das, was er in Atlantis gemacht und auf die Beine gestellt hatte und da es nun niemanden mehr gab, wollte er auch nicht mehr weiter machen.
    Ja, es war lächerlich aufzugeben, doch nun war auch John an seine Grenzen gestoßen, die ihm bewiesen, dass er nicht so "heldenhaft" war wie er immer gedacht hatte. Seine "Familie" war tot und die Situation aussichtslos, was für ihn ein Grund war, aufzugeben und alles hinter sich zu lassen. Kolya hatte gewonnen.
    Er wusste zwar nicht, ob ihm Kolya auch Elizabeth für immer genommen hatte, doch selbst wenn er es nicht getan hatte, würde er sie wahrscheinlich nie wieder zu Gesicht bekommen.
    Ein dumpfer Schrei riss ihn aus seinen Gedanken und ließ ihn verzweifelt aufspringen. Es schien wieder einmal so, als ob es Elizabeth sein würde, deren Schrei den gespenstischen Keller ausfüllte, aber John war sich nicht sicher.
    Er hatte sie nicht gesehen und es hatte auch keiner ein Wort über sie verloren, doch etwas in ihm sagte ihm, dass es sich bestimmt um sie handelte.
    Wuterfüllt stürmte er auf die dicke Holztüre zu und schlug mit geballter Faust mehrmals dagegen, während er "Lasst sie los!" schrie, als würde es um sein eigenes Leben gehen. Es war ihm in diesem Moment egal, wie viele Prellungen er davon bekommen würde, da sein Hass auf die Genii stärker war als jeder körperliche Schmerz, der ihm zugefügt werden konnte oder den er sich selbst zuzog.
    "Lasst sie verdammt noch mal los!", brüllte er erneut, doch als seine Kräfte zu wanken begangen, ließ er sich erschöpft zu Boden sinken. Tödliche Stille kehrte in den dunklen Gängen ein.
    Er würde hier noch wahnsinnig werden, da er eingepfercht wie ein Tier gehalten wurde. Eigentlich war dies nicht einmal so absurd …
    Vielleicht war er bereits schon verrückt und bildete sich Elizabeths Stimme nur ein!? Vielleicht war es aber auch sein Unterbewusstsein, welches ihm einen bösen Streich spielen wollte, da er unfähig war ihr Leben zu retten. Er konnte nämlich nicht einmal sein eigenes Leben retten!
    Jahrelang war er ständig davon angetrieben worden, zu wissen, was sie tat und ob es ihr auch gut ging … und dessen wurde er nun beraubt. Wurde ihr beraubt!
    Diese grauenvolle Tatsache schmerzte ihn und er hoffte, dass Kolya all dem ein würdiges Ende bereiten würde. Alles was ihm lieb und teuer war, hatte dieser Mann an sich gerissen und John hatte ein für alle Mal genug! Er warf das Handtuch und hoffte nur noch darauf, endlich zu sterben, egal wie grauenvoll dies in seinen Ohren und in seinem Gewissen nachhallte.
    Er wollte befreit werden, wollte an einen besseren Ort gelangen. Ihm war bewusst, dass noch viele in Atlantis auf ihn zählten, doch die hatten alle keine Ahnung. Sie wussten nicht, was es hieß in den Krieg zu ziehen, Folter und Qual zu erleben und sich zu wünschen, einfach schnell zu sterben.
    Er würde hier als Held für sie sterben, unabhängig davon, wie viel Angst er ausgestanden hatte, da es nie jemand erfahren würde… Elizabeth war die Einzige gewesen, die tiefer in ihn hatte hineinsehen können als alle anderen von der Basis, wenn er von Missionen zurückgekommen war, doch auch sie würde diese Information nicht preisgeben. Egal ob sie noch lebte oder tot war.
    Sie war seit jeher seine Stütze, auch wenn sie nur gute Freunde gewesen waren. Sie hatte immer sein Leid geteilt und ihn verstanden. Manchmal hatte er sich gewünscht, dass sie noch mehr für ihn gewesen wäre, doch dazu war es nie gekommen und er verfluchte sich dafür. Doch nun war es zu spät.
    Er wollte gerade den Kopf in seinen Händen vergraben, als ein dumpfes Knarren und Knirschen ertönte und sich die sperrige Türe langsam zur Seite schob. Ehe er sich versah packten ihn mehrere Soldaten, zogen ihn auf die Beine und stießen ihn durch die Türe hinaus, ohne ein Wort zu verlieren. Schweigend drängten sie ihn in einen anderen widerwärtigen Raum und pressten ihn dort gegen einen Tisch, den Kopf auf die Tischplatte gedrückt.
    Sie hatten John so positioniert, dass er gerade noch ein Stück aus der Türe sehen konnte. Ein Wimmern und Keuchen ertönte leise im Gang, ehe dumpfe Schritte erklangen, die immer lauter wurden und Kolya um die Ecke bog, bevor eine schwache, von Männern gestützte Person vorbeihuschte. Es ging alles so schnell, sodass John die Person nicht erkennen konnte, da Kolya rasch die Tür hinter sich schloss und auf den Tisch zuging.
    Vorsichtig legte Kolya eine zierliche Kette vor John auf den Tisch, ehe er begann seine Waffe zu ziehen. Diesen kurzen Augenblick versuchte sich John auf das Schmuckstück vor sich zu konzentrieren, um sich abzulenken und es schien ihm fast so, als hätte er dieses schon mehrmals zuvor gesehen… der Anhänger sah aus wie ein kleines Herz, welches in der Mitte einen hellen Stein barg.
    Schlagartig drang in sein Bewusstsein, dass es Elizabeths Kette war. Kolya hatte sie also noch in der Gewalt und die Schreie, die ihn so gequält und aufgewühlt hatten, waren demnach mit hoher Wahrscheinlichkeit von ihr.
    Er fand es abartig, dass Kolya ihm das durch diese Kette deutlich machen wollte und nicht davor zurückscheute, ihn so kurz vor dem Tod ein letztes Mal zu quälen. Und eben dies war ihm mit dem kleinen Schmückstück sehr gut gelungen. Er spannte alle Muskeln an, wollte dem Genii noch einen letzten Fausthieb verpassen, wurde jedoch von den um ihn herumstehenden Soldaten daran gehindert.
    Kolyas Lippen verzogen sich zu einem letzten, fast schon schelmischen Lächeln und dann rastete die Pistole ein. Johns gereizte Sinne konnten den Windhauch überdeutlich spüren, der entstand, als Kolya den Arm hob und ihm anschließend das Eisen an die Schläfe drückte.
    Es war kalt und ehe John blinzeln konnte, durchbohrte ihn noch etwas viel Kälteres. Er konnte beinahe noch fühlen, wie seine Gliedmaßen nachgaben, als das warme Blut auf dem Tisch eifrig in alle Richtungen davon strömte.

    - Fin -
    Geändert von Waschtl (16.10.2007 um 20:16 Uhr) Grund: Sig deaktiviert

  18. #18
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    Kategorie: Adventure, Action, Torture
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    Geändert von JAY (02.11.2007 um 14:07 Uhr)

  19. #19
    Freak of Sci-Fi Avatar von migrator
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    Autor: Migrator

    Kategorie: Misc

    Titel: Fallen Earth

    Kommentar: Was würde passieren, wenn die Wraith über die Erde herfallen? Wie geht ein Mensch unserer Zeit und unserer realen Erlebnisse mit so etwas um? Der Held der Fan-Fic Joaquin muß sich diesen Fragen stellen.

    Bei positiver Resonanz, wird diese Kurzgeschichte, als normale Fan-Fic, fortgeführt. Dafür ist sie konzeptionell auch ausgelegt.

    Betaleserin: Hyndara
    Wortanzahl: 4958

    Spoiler 

    Es war ein herrlich milder Sonntagmorgen im Frühling. Die Sonnenstrahlen spiegelten sich in den leichten Wellen des Sees und schienen die letzten Auswüchse des Winters vertreiben zu wollen. Die Wälder, die sich über die gesamte Region erstreckten, begannen die Landschaft mit ihrem Grün zu erhellen. Auf den Spielplätzen trafen sich fröhlich herumtollende Kinder, Eltern saßen auf den Bänken und unterhielten sich. Die Cafés entlang der Seepromenade öffneten ihre Außenbereiche, die sich rasch mit Leben füllten.
    Das war der Grund gewesen. All diese schönen Eindrücke hatten Joaquin vor einigen Jahren dazu bewegt, hierher zu ziehen.

    Nach seiner ehrenvollen Entlassung aus dem Militärdienst hatte er sich nach Konstanz und Stabilität in seinem Leben gesehnt. Er war nicht unglücklich oder betrübt über seine Militärzeit; er hatte seinem Vaterland große Dienste als Mitglied einer Spezialeinheit der Army erwiesen, auch wenn er sich nicht gerne an manche Einsätze zurückerinnerte.
    Zunächst zog er mit seiner Frau Martha und ihren 2 Kindern nach New York.
    Es war die Stadt, die nie schlief; so beschrieb man New York gerne. Doch für Joaquin war es nicht das Richtige. Die Stadt war hektisch, Millionen Menschen, die sich tagein, tagaus durch die chronisch verstopften Straßen der Metropole drängten; das hoffnungslos überlastete öffentliche Verkehrssystem, welches jeden Tag immer wieder kurz vor dem Kollaps stand; der Lärm, der Schmutz und der Gestank, all das hatten ihn schlussendlich bewegt in eine Kleinstadt an den Großen Seen zu ziehen.
    Er eröffnete mit seiner Frau einen kleinen Lebensmittelladen verbunden mit einem Café. Die ersten Monate liefen etwas träge an, aber besonders während der Sommer- und der Wintersaison hatten sie mehr als genug Arbeit.

    Joaquin blickte zu seinem SUV. Heute würde die Familie nach Chicago fahren. Zusammen wollte man das erste Wochenende nach der stressigen Wintersaison genießen.
    „Daddy,“ rief eine weibliche Stimme aus dem Haus,“ wir sind fertig. Mum braucht aber noch etwas Zeit ... wie immer halt.“
    Anna trat mit ihrem älteren Bruder Johnny aus dem Haus. Sie waren 18 und 20 Jahre alt und hatten sich recht schnell hier eingelebt. Anfänglich hatte es Probleme gegeben, da es in NY einfach mehr für die Jugend zu erleben gab, aber beide hatten erkannt, welche Vorteile ihnen der See sowohl im Sommer als auch im Winter bringen konnte.
    Johnny und Anna nahmen auf den hinteren Sitzen des Wagens Platz. Joaquin blickte zurück ins Haus. Martha, seine Frau, hatte immer noch etwas zu tun. Es spielte keine Rolle, wie spät es war oder ob sie verabredet waren; sie brauchte immer länger. Ein Grinsen huschte über sein Gesicht. Das war typisch für seine Frau, aber gerade deshalb liebte er sie.
    Er öffnete die große Vordertür seines SUVs. Sowohl das Haus als auch den Wagen hatte er von einem Teil seines Entlassungsgeldes und der Sonderzahlungen gekauft. Es war ein silberner Q7 von Audi. Joaquin war sehr zufrieden mit ihm. Deutsche konnten schon von jeher sehr gute Automobile bauen. Es war hochwertig verarbeitet und verlässlich, im Gegensatz zu dem Mist, den die amerikanische Autoindustrie in den letzten Jahren vorstellte.
    Er drehte den Schlüssel um und startete den Wagen. Der große Motor brummte erstaunlich leise. Joaquin drückte ein wenig das Gaspedal und spürte die immense Kraft, die in dem Motor steckte. Plötzlich sprang Martha aus dem Haus und rief ihm zu:
    „Das du auch immer dermaßen hetzen musst `Quin,“ sie öffnete die Beifahrertür und setzte sich neben ihn.
    „Du hättest halt nicht so lange schlafen sollen,“ erwiderte er seiner Frau grinsend. Er sah ihr in die Augen. Er liebte sie mehr als alles andere.
    Sie waren eine typische Jugendliebe; während seiner ersten Stationierung an der Ostküste bei Boston hatte er sie in einem Tanzlokal kennen gelernt. Seit diesem Abend waren sie ein Paar. Martha hatte nie nach seinen Einsätzen und Aufträgen gefragt; es schien als interessiere sie sich nicht dafür, oder sie spürte, dass er nicht darüber reden wollte. Er war ihr stillschweigend dafür immer dankbar gewesen.
    „Okay, alle an Bord? Dann geht’s los!“ Lachend legte Joaquin den Rückwärtsgang ein und fuhr aus seiner Hofausfahrt.

    Sie kamen einige Stunden später in Chicago an. Joaquin parkte in einem Parkhaus, unweit der Innenstadt. Sie hatten geplant, einige Stunden shoppen zu gehen. Die Frauen wollten unbedingt in die neue Boutique von Armani. Joaquin und sein Sohn Johnny entschlossen sich dagegen, gemütlich durch die Inner-City zu schlendern. Johnny hatte sich in Yale beworben und vor einigen Tagen die Zusage erhalten. Joaquin wollte die letzten Wochen mit ihm gemeinsam verbringen. Die Familie trennte sich vor der Boutique.
    „Achte aber das Kreditlimit meiner Visa,“ lachte Joaquin, „ ich möchte ungern mein Auto wieder zurückgeben müssen, um eure Klamotten zu bezahlen.“
    Martha gab ihn einen Kuss auf die Wange: „ Keine Sorge, du kannst dein großes Spielzeug schon behalten,“ und trat mit ihrer Tochter in die Boutique.
    Joaquin blickte den beiden hinterher. Sie schienen direkt zu den Handtaschen zu laufen.
    „Wie zu erwarten war,“ grinste Joaquin.
    „ Du weißt doch wie sie sind,“ fügte Johnny hinzu, „ ihre Handtaschensammlung muss erweitert werden. Die Letzte ist doch schon 2 Monate alt.“
    Joaquin lachte kurz auf, klopfte seinem Sohn auf die Schulter und die beiden liefen los. Das Leben pulsierte in der Innenstadt. Tausende von Menschen liefen die Einkaufsstraßen hinauf und hinab, immer auf der Suche nach dem besten Schnäppchen. Joaquin und Johnny tauchten in die Menge hinein und verschwanden darin.

    Es war später Nachmittag, als die beiden sich in einem Café zu einem Bier setzten. Joaquin war auch hier wieder von der deutschen Fähigkeit Bier zu brauen überrascht. Das Café bot eine große Auswahl an ausländischen Getränken und einige von den Angeboten beinhalteten auch deutsches Bier. Er bestellte sich ein helles Weizenbier, während Johnny sich mit einer Coke zufrieden gab.
    „Ich weiß nicht, warum du dich so sehr für Deutschland und seine Produkte interessierst, Dad,“ sagte Johnny, „ sie haben sicherlich gute Angebote, aber manchmal scheint es mir, daß du lieber in Deutschland als in den Staaten wärst.“
    Joaquin hob seine rechte Augenbraue. Von diesem Standpunkt hatte er es noch gar nicht gesehen. Johnny hatte recht, er interessierte sich sehr für deutsche Produkte - aber wäre er wirklich gerne in Deutschland?
    „Ich liebe unser Land, Junge, nicht umsonst habe ich für den Staat gedient. gedient. Dies bedeutet aber nicht, dass ich alles, was es hervorbringt, gut finden muss. Mit unserem Auto habe ich doch eine gute Wahl getroffen, oder?“
    Johnny nickte und Joaquin nahm einen weiteren Schluck aus seinem Weizenglas. Es schmeckte herb und erfrischend.
    „ Freust du dich auf dein Studium, Junge?“ fragte er seinen Sohn.
    „Naja, es ist ungewohnt, so weit weg von euch zu sein. Ich muss gestehen, daß mir unser kleines Städtchen richtig ans Herz gewachsen ist...“
    „Die netten Urlauberinnen in den Hauptsaisons nicht zu vergessen,“ unterbrach ihn Joaquin grinsend.
    „Das stimmt natürlich,“ stimmte Johnny ihm lachend zu, „ aber ich denke der Campus wird ebenfalls genug Auswahl bereithalten. Wir sollten uns aber noch über die...“
    Johnny brach das Gespräch abrupt ab. Joaquin schluckte sein Bier herunter und blickte ihn an:
    „Was los Johnny,“ fragte er seinen Sohn, doch dieser schaute nur in den Himmel. Joaquin blickte um sich. Alle um ihn sitzenden Gäste erhoben sich von ihren Stühlen und blickten ebenfalls hinauf. Er drehte seinen Kopf nach oben. Zunächst konnte er, aufgrund der Spiegelung der Sonne in den Scheiben eines Hochhauses nichts erkennen, doch plötzlich nahm er Konturen von vielen Objekten war. Sie schienen schnell näher zu kommen und ein schriller Ton durchzog die hektische Betriebsamkeit der Stadt. Waren es Flugzeuge? Hatte das Militär eine Parade angekündigt?

    Die großen Hochhäuser explodierten um sie herum. Joaquin erkannte, daß es keine Flugzeuge, sondern irgendetwas anderes war; er hatte so etwas nur noch nie gesehen. Die Menschen im Café sprangen in Panik auf und liefen davon. Mehrere Autos explodierten, als die Jäger das Feuer eröffneten. Aus den brennenden Häusern liefen Menschen schreiend auf die Straße hinaus. Die Panik nahm unbeschreibliche Ausmaße an.
    Einige wurden niedergetrampelt, als ein großer Mob von Menschen versuchte sich vor den Jägern in Sicherheit zu bringen. Der Truck eines Ölunternehmens wurde getroffen und explodierte. Die Feuerwalze erfasste die umliegenden Autos und traf ein Einkaufszentrum. Dutzende Menschen verdampften innerhalb von Sekundenbruchteilen.

    Die Schockwelle traf Joaquin und warf ihn herum. Über ihnen waren Hunderte der Jäger, sie schienen die gesamte Stadt anzugreifen. Er blickte sich herum. Wo war Johnny? War er verletzt?
    „Dad, wo bist du,“ die Stimme seines Sohnes ertönte unter zwei umgeworfenen Tischen hervor.
    Joaquin hob die Tische an und sah Johnny an; sein Sohn fasste sich mit schmerzverzerrtem Gesicht an sein rechtes Bein.
    „Ich bin hier, Junge. Komm ich helfe dir auf. Wir müssen hier weg.“ Joaquin zuckte zusammen, als plötzlich das Café explodierte. Scheibensplitter flogen durch die Luft und verletzten die davor stehenden Gäste schwer.
    „Sorry, Johnny, das wird weh tun, wir müssen aber aus der Schusslinie.“ Er packte seinen Sohn und half ihm auf. Johnny schrie auf, als er sein Körpergewicht auf sein rechtes Bein legte. Joaquin legte seinen Arm um die Schultern seines Sohnes und lief los. Sie mussten hier heraus, das war alles, was zählte. Die kleine Gasse hinter dem Café konnte zumindest ihnen kurzfristig etwas Schutz verschaffen.

    „Was zur Hölle ist da los, Dad,“ stöhnte Johnny. Joaquin wusste darauf keine Antwort.
    Er war da gewesen, als am 11.9.2001 die Flugzeuge in die Zwillingstürme flogen. Es war das erste Mal, wo die USA auf ihrem eigenen Festland von einer fremden Macht angegriffen worden waren. Schockierend und erschütternd waren für Joaquin die Momente als die beiden Türme in sich zusammenbrachen und Tausende von Menschen unter sich begruben.
    Dies konnte allerdings kein Angriff eines anderen Landes oder Gruppierung sein. Die Jäger waren von einem unbekannten Design und hatten scheinbar Energiewaffen abgefeuert.
    Der Gedanke der ihm durch den Kopf schoss war sowohl verrückt als auch beängstigend. War das etwa eine außerirdische Invasion?
    Kürzlich hatten er und Johnny sich wieder „Independence Day“ angeschaut und darüber sinniert, ob so etwas realistisch war. Joaquin war der Ansicht gewesen, dass wenn eine Spezies so weit entwickelt war, dass sie die interstellare Raumfahrt beherrschte, dann hätte sie auch niedere Motive wie Hass, Gewalt, Eroberung und Krieg hinter sich gelassen. Hatte er sich dahingehend geirrt?

    Er duckte sich über Johnny, als eine Schar Jäger über ihnen vorbeiflog. Joaquin blickte auf den Außenbereich des Cafés. Aus der Unterseite der Jäger kam jeweils ein gefächerter Energiestrahl und einige Dutzend Wesen erschienen. Er betrachtete sie. Sie hatten alle lange gräulich-weiße Haare, bei einigen konnte er ein Gesicht erkennen, andere dagegen schienen etwas darüber zu haben.
    „Wir müssen hier weg Johnny,“ flüsterte Joaquin und bückte sich zu seinem Sohn. Dieser schien ihm nicht zuzuhören. Sein Gesicht war auf die fremden Wesen fixiert. Joaquin blickte ihm in an. Die Augen seines Sohnes zurckten:
    „Was zur Hölle...“ kam aus seinem Mund.
    Joaquin drehte sich herum und sah, daß eines der Wesen seine rechte Hand auf die Brust der jungen hübschen Bedienung gelegt hatte. Sie schrie vor Schmerzen, schien sich aber nicht rühren zu können. Die Szene lief wie Zeitlupe vor seinen Augen ab; die wunderschönen blonden Haare wurden schneeweiß, ihr Gesicht wurde faltig und alt, ihr Körper schmal. Der Schrei verstummte und das Wesen liess von ihr ab. Sie fiel um...wahrscheinlich tot.
    „Los Johnny, wir müssen weg,“ Joaquin schüttelte seinen Sohn. Johnny kam zu sich und blickte auf seinen Vater.
    „Hilf mir auf Dad,“ flüsterte er. Joaquin hob seinen Sohn an.
    Wo sollten sie jetzt hin? Überall schienen die Fremden zu sein. Die sicherste Alternative war die U-Bahn. Dort könnten sie sich verstecken, aber was war mit Martha und Anna? Er spürte den Drang, sie zu suchen, die Sorge fraß ihn schier auf, aber er konnte unmöglich Johnny alleine lassen; nicht in diesem Zustand.
    Sie liefen langsam auf das andere Ende der Gasse zu, welche die zweite Hauptstraße der Inner-City kreuzte. Joaquin blickte sich um. Was er erblickte, oder besser gesagt, was er nicht erblickte, schockierte ihn.
    Die Straße schien von Menschen leergefegt zu sein. Es lagen einige Tote verstreut herum, mehreren Autos brannten, aber Menschen waren keine zu sehen. Das war unmöglich, immerhin gehörte diese Straße zu den belebtesten in Chicago. Joaquin blickte hinauf. Aus mehreren Häusern kam Rauch, einige andere standen noch in Flammen, aber selbst aus ihnen drang kein menschlicher Laut.
    „Verdammte Scheiße, Dad,“ fluchte Johnny, „ was ist hier los? Es war doch erst heute Mittag ein riesiger Umzug!“

    Joaquin und sein Sohn liefen zu den nächstgelegenen Toten. Sie schienen das gleiche Schicksal ereilt zu haben wie die Kellnerin aus dem Café. Ihre Körper schienen ausgemergelt und alt zu sein; man konnte jeden einzelnen Knochen erkennen. Es war widerlich. Wie konnte so etwas passieren? Wie waren die Fremden zu einer solchen Tat imstande?
    Joaquin zuckte zusammen. Erneut durchdrang der schrille Ton den Himmel. Er blickte sich um. Etwa 500 m vor ihnen liefen einige Menschen ihnen entgegen. Sie kamen aus einer Nebenstraße und schienen vor irgendetwas davonzulaufen. Er winkte ihnen mit der freien Hand zu und lief mit Johnny zu einer offenen Haustür.
    „Bleib hier und verhalte die unauffällig. Ich versuche die Leute zu uns zu bringen.“
    „Alles klar, Dad,“ antwortete Johnny und zog sich weiter in den Eingangsbereich zurück.
    Joaquin lief hinaus, um die flüchtenden Leute zu sich zu winken, als er sofort wieder zurückschnellte. Aus der Seitenstraße kamen die Jäger und dieselben gefächerten Strahlen schossen aus der Unterseite heraus. Joaquin rechnete wieder mit eine Gruppe von Fremden, als plötzlich die Menschen verschwanden.
    „Was zu Hölle ... ?“ sagte Joaquin. Wo waren die Leute hin? Es schien als hätte der Strahl sie einfach verschluckt. Waren die Fremden etwa hinter den Menschen her? Er drehte sich um und lief zu seinem Sohn, der sich an seinem Fuß fasste.
    „Wo sind die Leute Dad,“ fragte ihn Johnny.
    „Weg,“ antwortete Joaquin, „der Energiestrahl scheint sie erfasst zu haben. Sie waren plötzlich verschwunden. Komm, Junge, es scheint niemand mehr im Haus zu sein. Wir verstecken uns in einer Wohnung und versuchen keine Aufmerksamkeit zu erregen.

    Es war Abend. Die Sonne senkte sich langsam hinter den Horizont. Die Schreie, die Explosionen, all das schien vorbei zu sein. Von hier oben konnte Joaquin einen Teil der
    Inner-City betrachten.
    Aus allen umliegenden Gebäuden drang Rauch nach draußen. Er blickte die Straße hinab, konnte aber keine Menschenseele entdecken. Auch der gegenüberliegende Bereich der
    Inner-City war komplett leergefegt. Was war mit Martha und Anna? Waren sie noch am Leben oder waren sie beim Angriff umgekommen oder noch schlimmer; hatten beide das Schicksal der Bedienung erleiden müssen? Joaquin versuchte, diese Gedanken abzuschütteln, doch selbst seine jahrelange militärische Disziplin und Ausbildung konnten ihm hierbei nur bedingt helfen. Die Sorge um beide Familienmitgliedern fraß ihn innerlich auf. Er wollte hinausgehen, nach ihnen suchen, aber konnte er Johnny jetzt alleine lassen? Joaquin drehte sich vom Fenster weg und sah ein kleines Radio auf der Wohnzimmerkommode stehen. Das was mit Chicago passiert war, konnte unmöglich unbemerkt passiert sein. Vielleicht würde das Radio etwas darüber bringen; vielleicht war die Armee schon unterwegs.
    Er setzte sich auf den Sessel und schaltete es an. Rauschen. Joaquin drehte den Empfangsregler auf eine andere Frequenz, doch auch das half nichts. Er versuchte weiter, einen Kanal zu finden, als er plötzlich innehielt. Begleitet von einem Rauschen konnte er eine Stimme vernehmen:

    „Chrrr, der Angriff kam aus dem Nichts...Chrrr York wurde komplett zerstört....Präsident hat höchste Alarmstufe angeordnet. Allem Anschein ist der Angriff.....Fremden ...gesamten Planeten. Gemäß Augenzeugenberichten ist gesamt Mexiko-City von Menschen leergefegt....chhrrrrr...das Militär hat gegen die Übermacht keine Chance. Großteil der NATO-Streitkräfte wurde bereits vernichtet.....Fremden scheinen Menschen als Beute zu jagen. Mehrere Bilder haben gezeigt, das die Fremden.....Menschen nähren. Wir....chhhrrrrrrrr“, das Rauschen wurde stärker und Joaquin konnte nichts mehr verstehen.

    Er war schockiert. Der Angriff war demnach nicht nur auf Chicago beschränkt, sondern wurde simultan auf der gesamten Erde ausgeführt. Wenn er die Effizienz der Fremden von Chicago auf alle anderen Städte übertragen würde, dann würde die menschliche Zivilisation ihrem Ende entgegensehen. Hier hatten sie keinen Widerstand leisten können, jedenfalls keinen, den Joaquin hatte erkennen können. Vielleicht wurde in den Außenbezirken gekämpft, aber die Technologie der Fremden schien der menschlichen weit überlegen zu sein. Eine realistische Chance konnte wohl kaum eingerechnet werden.
    Joaquin erhob sich aus dem Sessel und lief in das Schlafzimmer. Johnny lag da und blätterte lustlos durch eine ältere Zeitung. Er sah seinen Vater an.
    „Dad, es nützt nichts, wenn du hier bleibst. Ich weiß, daß du dich um Mum und Anna sorgst. Das tue ich auch, aber ich kann nicht vernünftig laufen. Der Knöchel ist verstaucht. Warum gehst du nicht schnell zu der Boutique und holst dir Gewissheit?“ fragte Johnny.
    Joaquin hatte die Frage gefürchtet. Er wusste das er Johnny nicht alleine lassen konnte, aber er musste nach Anna und Martha suchen. Für was sollte er sich entscheiden?
    „Na mach schon, Dad, mir passiert nichts. Es scheint recht ruhig dort draußen zu sein und bis jetzt ist keiner von den Fremden hier aufgetaucht. Du wirst keine Ruhe finden, solange du keine Gewissheit hast. Ich will wissen, was mit Mum und Anna los ist!“
    Joaquin schaute seinem Sohn in die Augen. Er hatte Angst, verdammt viel Angst, doch wie immer versuchte Johnny diese mit Coolness zu überspielen. Alleine in dieser Wohnung zu sein, würde ihn mehr ängstigen als alles andere in seinem Leben zuvor, doch Joaquin wusste, dass Johnny recht mit dem hatte, was er gesagt hatte. Er musste sie suchen.
    „Okay, Johnny,“ antwortete Joaquin, „ ich werde zur Boutique gehen. Ich werde nur kurz schauen, ob ich was herausfinden kann und danach sofort wieder herkommen. Dein Bein ist mit der Bandage gut versorgt und die Schmerztabletten sollten eigentlich recht schnell wirken. Die Lichter bleiben aus und du versuchst keine Aufmerksamkeit zu erregen. Ich bin bald wieder da.“ Er küsste seinen Sohn auf die Stirn, erhob sich und verließ die Wohnung.

    Joaquin trat aus dem Hauseingang heraus. Der sternenklare Himmel und der helle Mond gaben ihm genügend Licht, um sich schnell zurecht zu finden, reduzierten allerdings auch die Gefahr einer Entdeckung. Für eine Militäroperation ohne Nachtsichtgerät wären das keine schlechte Voraussetzungen gewesen, doch in diesem Fall musste er mit Überraschungen rechnen. Über die Technik der Fremden konnte er nur Mutmaßungen anstellen, aber wenn sie schon interstellare Raumfahrt besaßen, dann müssten sie ihn auch orten können.
    Verrückt; da hatten sein Sohn und er, als begeisterte Science-Fiction-Fans stundenlang über solche Themen geredet und jetzt sah er sich mit einer realen außerirdischen Gefahr konfrontiert.

    Joaquin bog erneut in die Gasse ein, in die er und Johnny vor einigen Stunden geflohen waren. Er schlich langsam in leicht gebückter Haltung voran, das geschärfte Küchenmesser verdeckt entlang seines rechten Armes.
    Schemenhaft konnte er die ersten umgestürzten Stühle und Tische des Cafés erkennen, als er sich dem Ende der Gasse näherte. Joaquin blickte sich um. Es war leer. Die gesamte Inner-City Promenade, in der normalerweise bis spät in die Nacht Menschen feierten, war leergefegt.
    Die Glasscherben der zersprungenen Scheiben lagen über einen großen Bereich verteilt. Die Konturen der Toten ließen Joaquin einen kleinen Schauder über den Rücken laufen.
    Als Mitglied einer Spezialeinheit war der Anblick von Toten für ihn nichts ungewöhnliches; er war daran gewöhnt gewesen Menschen selber zu töten, aber das es hier in einer amerikanischen Großstadt die gesamte Bevölkerung dahingerafft hatte, das konnte ihn unmöglich kalt lassen.

    Die Boutique lag noch ein gutes Stück die Straße abwärts. Die vielen Geschäftseingänge boten ihm einen guten Schutz vor einer Entdeckung. Er blickte sich um. Nirgendwo liefen die Fremden herum. Es schien ihm so, als ob sie mit Chicago fertig wären und zu nächsten Stadt geflogen seien. Das wäre, trotz des Grauens, den sie mit sich bringen würden, für Joaquin die beste Ausgangssituation. Er könnte in Ruhe sich umsehen und seine Frau und Tochter suchen; doch eines hatte er während seiner Dienstzeit gelernt: Gehe immer vom schlimmsten Fall aus.
    Er lief los. Das Café verschwand schemenhaft in der Nacht und die ersten Geschäfte kamen in Joaquins Sichtfeld. Die Scheiben im Sportladen waren zersprungen; innen lagen Dutzende Tote verstreut. Wie waren sie gestorben? Eine Explosion schien es nicht gewesen zu sein, da der Laden intakt war. Sie mussten ebenfalls, wie nannte es der Radiosprecher, „ausgesaugt“ worden sein. Das wäre eine passende Bezeichnung, immerhin nährten sich die Fremden anscheinend an Menschen. Aber an was?
    Der Mensch bestand zum Großteil aus Wasser, Proteinen, Fett und vielen anderen Nährstoffen. Joaquin vertrieb den widerwärtigen Gedanken der langsam Gestalt annahm.
    Er lief die Straße weiter hinab. Das Bankgebäude zu seiner Rechten war komplett zerstört und in sich zusammengefallen. Die umliegenden Bäume waren verbrannt und auf den Eingangsbereich gestürzt.

    Die Erinnerung an den 11.9.2001 kam wieder in ihm hoch. Damals hatte auch er auf der Patriotismus-Welle reitend, dem internationalen Terror den Krieg erklärt und seinem Präsidenten in allerlei Weise unterstützt.
    Er hatte Geheimmissionen in Afghanistan, Pakistan und Irak durchgeführt. Er war stolz auf seine Taten und auf sein Land gewesen.
    Martha dagegen vertrat eine andere Einstellung. Sie war mit 17 Jahren aus Europa eingewandert. Ihre Eltern hatten sich von ihrer Firma in die USA versetzen lassen. Martha war geprägt vom „kontinentalen Denken“, wie es viele konservative Amerikaner bezeichneten. Sie war erschüttert von den Taten, bei denen Terroristen mithilfe unschuldiger Zivilisten in New York und in den Flugzeugen ihrer Ideologie Geltung verschaffen wollten, aber einem unkontrollierter Krieg der USA, der instabile Regionen auf der Welt umfasste, stand sie resolut kritisch gegenüber.
    Das war eine Zeit, in der er und Martha eine richtige Beziehungskrise hatten. Es war ihm unverständlich, wie unpatriotisch sie dem Lande gegenüber fühlte, doch nachdem die ersten Lügen über den Kriegsgrund im Irak offenkundig wurden, musste auch Joaquin die jetzige Administration in Frage stellen. Es dauerte noch eine Weile, und zwei weitere Geheimaufträge, deren Sinn Joaquin schon von Beginn an kritisierte, bis er sich entschloss, seine bis dato makellose Militärkarriere zu beenden.

    Schritte hallten aus einer kleinen Seitengasse. Joaquin blickte sich um. Die beste Möglichkeit vor einer Entdeckung bot eine Bäckerei. Er lief los. Der Eingangsbereich war zerstört und Joaquin musste über die einzelnen Glashaufen springen, um keinen Lärm zu verursachen. Er lief hinter den Tresen und zog das Küchenmesser heraus. Ein montierter Spiegel an der Wand erlaubte ihm, den Eingang zu betrachten.
    Zunächst passierte nicht viel. Schemenhaft konnte er eine Gestalt entdecken, die sich außerhalb der Bäckerei befand. Sie schien um sich zu blicken. Ein leises Piepsen drang zu ihm herein. Der Schatten näherte sich dem Eingang, das Piepsen nahm an Stärke zu.
    Verdammt, er war entdeckt worden. Joaquin umfasste den Griff des Messers fester und zog es eng an sich heran; die Schnittfläche nach außen zeigend.
    Es knirschte; der Fremde musste nun den Eingangsbereich betreten haben und auf die umliegenden Glasscherben getreten sein. Ein leichtes Grunzen erfüllte die Bäckerei. Schritte kamen näher und stoppten vor dem Tresen. Joaquin blickte sich um. Der Fremde schien zu wissen, daß er hier war. Im Spiegel war Joaquin selbst nicht sichtbar; dafür umgab ihn der Schatten des Ofens.
    Er musste den Fremden ablenken, irgendwie seine Aufmerksamkeit von ihm nehmen. Einige Schüsseln lagen am Boden. Sie waren wahrscheinlich während des Angriffs am Nachmittag von den Regalen gefallen. Joaquin zog eine an sich heran. Der Fremde hatte sich nicht bewegt und schien abzuwarten. Es musste schnell gehen.

    Joaquin warf die Schüssel flach über den Boden. Es schepperte laut, als diese über den Boden rutschte. Im Spiegel konnte Joaquin erkennen, daß sich das fremde Wesen in die Richtung gedreht hatte, aus der der Lärm kam.
    Er sprang hoch und drückte sich vom Tresen ab. Das Wesen zuckte zurück und blickte direkt in Joaquins Gesicht. Seine Augen schienen im Dunkel zu leuchten und offenbarten kalten, berechenbaren Haß. Joaquin schnellte mit dem Messer hervor und schnitt dem Fremden in die Kehle. Die geschärfte Schnittfläche bohrte sich quer über den Hals. Er fiel auf den Boden und rollte sich ab. Der Fremde torkelte, fiel aber nicht hin.
    Es war kaum zu glauben; sie sahen vom Körperbau aus wie Menschen, etwas muskulöser vielleicht, aber die Grundstruktur war dieselbe. Dieser Schnitt hätte bei einem Menschen zum Tode führen müssen. Er durfte keine Zeit verlieren. Joaquin schnellte vor, das Messer bohrte sich erneut, nur dieses Mal längs, in die Kehle des Fremden.
    Ein Krächzen entwich dem Mund. Joaquin blickte auf die rechte Hand seines Gegners. Dieser schien sie zu heben. Er erkannte ein ovales Loch in der Mitte der Handfläche. Damit hatte einer der Fremden die junge blonde Bedienung getötet. Konnte er sich damit heilen? Saugten sie die Menschen damit aus? Warum drückte er ihn mit der einen Hand an sich?
    Was er auch vorhatte, er musste ihn daran hindern. Joaquin zog das Messer heraus; Blut quoll aus dem Hals heraus; von welcher Farbe war in der Dunkelheit nicht sichtbar. Er stieß dem Fremden das Heft des Messers ins Gesicht. Der Griff um seinen Rücken lockerte sich kurz, doch das genügte ihm. Joaquin packte den rechten Arm des Fremden, drehte ihn zur Seite und stob mit dem Messer in die Öffnung. Das Krächzen wurde lauter, doch außer zusätzlichem Blut aus der Halswunde kam kein verständliches Wort heraus. Die glühenden Augen erloschen und der Fremde fiel um. Joaquin blickte hinab. Dieses Wesen hatte einen Todeskampf erlitten, welchen Joaquin von keinem seiner bisherigen Opfer gesehen hatte. Zwei tödliche Verletzungen hatte es länger ausgehalten, als irgendjemand sonst.

    Sie waren schwer zu töten, das jedenfalls stand fest. Er setzte sich auf einen Hocker am Tresen. Erst jetzt wurde ihm bewusst, daß sein Herz pochte und er stark nach Luft japste. Der Adrenalinschock hatte ihn noch immer erfasst.
    Das Piepsen drang langsam in Joaquins Bewusstsein. Es schien aus der Nähe des Fremden zu kommen. Er erhob sich aus dem Hocker und näherte sich dem Geräusch. Joaquin taste die Taschen des Fremden ab. Er zog ein kleines Gerät hervor, welches zwei Punkte in der Mitte zeigte. Zeigte das sie beide? Einer von ihnen war grau, der andere blinkte. War das er?
    Anders hätte er sich nicht erklären können, wie der Fremde ihn so schnell in der Dunkelheit finden konnte. Er hatte bei seiner Flucht in die Bäckerei keinerlei Lärm gemacht.
    Das war natürlich ein Problem. Wenn alle Fremden damit ausgestattet waren, dann konnte sich ein Mensch noch so gut verstecken; sie würden ihn immer finden.
    Er zuckte zusammen. Johnny! Sie konnten Johnny finden, ohne daß dieser sie auf sich aufmerksam machen musste. Joaquin rannte los. Er musste zu seinem Sohn, sofort!
    Die Inner-City schien ruhig zu sein. Es war nirgends eines der Wesen zu entdecken. Das Gerät zeigte außer ihm keinerlei weitere Personen, seien es Menschen oder diese Fremden, in näherer Umgebung; jedenfalls interpretierte er so die Anzeige. Joaquin rannte los. Er bräuchte etwa 5 Minuten bis zu Wohnung.

    Die Konturen des Cafés erschienen wieder. Joaquin achtete nicht darauf und rannte in die Gasse hinein. Es waren seit seinem Verlassen der Wohnung etwa 20-30 Minuten vergangen. Er rannte um die Ecke und sprintete in den Hauseingang. Die Wohnung war im 6. Stock. Joaquin hatte sich für eine höher gelegene entschieden gehabt, um ein wenig mehr Sichtfeld um das Gebäude herum zu haben.
    Der 1. Stock lag hinter ihm. Er nahm 2 Treppen auf einmal. Er stolperte, fiel hin, aber rappelte sich sofort wieder auf. Der 2. Stock hatte keine Fenster. Dieses Haus gehörte zu denen, die mehrheitlich auf die Aufzüge vertrauten. Der 3. Stock war durch den Mond erhellt. Johnny musste noch im Bett liegen und die gestrige Zeitung lesen. Alle anderen Gedanken versuchte er zu vertreiben.
    Der 4. Stock lag erneut im Dunkel. Er fiel wieder hin. Dieses Mal traf sein Knie die Treppenkante. Ein heftiger Schmerz durchzog seinen Körper, doch Joaquin achtete nicht darauf. Er rannte weiter. 5. Stock....6. Stock....Wohnung 21. Er riss die Tür auf.

    „Johnny,“ rief Joaquin. Taktisch war es sicherlich nicht vorteilhaft potentielle Gegner von seiner Anwesenheit in Kenntnis zu setzen, doch alle Disziplin, alle Erfahrung interessierte hier nicht.
    Er bekam keine Antwort. Johnny hatte Schmerztabletten für sein verletztes Bein genommen. Vielleicht schlief er. Joaquin rannte ins Schlafzimmer. Die Bettdecke lag ausgebreitet, die Zeitung war am Boden.
    „Johnny,“ sagte Joaquin, „bist du wach?“ Keine Antwort, kein Geräusch. Er näherte sich dem Bett und zog die Bettdecke weg. Ein quickender Schrei entfuhr seinem Mund....



    „Ahhhhhhhhhhhhhhhhhhh,“ schrie Joaquin. Sein Oberkörper schnellte hervor. Er hatte geträumt. Wieder einmal. Wie jede Nacht träumte er oft von diesem Tag. Der Tag, der nun 3 Jahre zurücklag.
    Er atmete schnell und heftig. Sein Herz pochte wie verrückt. Schweißtropfen fielen von seinem Gesicht. Er stand auf. Seine Waffen lagen angelehnt an der gegenüberliegenden Wand. Sie waren seine einzigen Begleiter die letzten Jahre über gewesen.
    Er blickte sich um. Das Zimmer war geräumig und hatte ein bequemes Bett. Die letzten Monate hatte er mehr oder weniger immer in Häusern von Menschen gehaust, die bei der Invasion vor 3 Jahren oder danach getötet worden waren. Er lief zum großen Fenster. Die Sonne ging auf. Das war die einzige Konstanz in seinem Leben. Jeden Tag aufs neue erhob und senkte sich die Sonne. Immer und immer wieder.
    Er blickte hinaus. Da lag sie, wie sie letzte Woche gelegen hatte, wie sie gestern gelegen hatte und wie sie wohl vor 3 Jahren nach dem Angriff gelegen hatte. Der Kopf der Freiheitsstatue lag im Hafenbecken. Der Rest war sicherlich über den Rest des Hafens verteilt.
    Es erinnerte ihn, wie die Welt früher gewesen war. Sie war kein perfekter Ort, aber die Menschen hatten selbst über ihr Leben entschieden. Zumindest konnte er das von sich und dem Großteil der amerikanischen Bevölkerung behaupten. Es hatte Ungerechtigkeit, Krieg, Mord und all die anderen Verbrechen gegeben. Die Welt von damals war nicht perfekt. Aber sie war ihre Erde und ihr Zuhause gewesen.
    All dies hatte sich an dem Sonntagmorgen im Frühjahr vor drei Jahren geändert. Die Erde war gefallen, die menschliche Zivilisation zum Jagd- und Nährobjekt einer außerirdischen Rasse namens Wraith geworden.
    Joaquin spürte den Griff einer seiner Waffen. Seine Familie schien verloren zu sein. Sein Sohn war tot und seine Frau und Tochter verschollen.

    Bis „sie“ ihm gesagt hatte, daß sie beide noch leben würden. Er müsse nur das tun wofür er ausgesucht worden sei...




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  20. #20
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    Standard

    Autor: Milky-Way-Galaxy
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    Kategorie: Misc
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    Titel: Stargate: The Ancients, Episode 1.01: Time Shift, Part 1: The Journey Begins Extended
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    Kommentar:
    Zeitaufwand: Für die Extended-Überarbeitung ca. 2 Stunden.
    Schreibgrund: Lust das SG-Uni zu erweitern!
    Die folgende FanFiction spielt im Jahre 2010.
    Sie ist der Extended Auftakt zu meiner Staffel FF Stargate: The Ancients.
    Wer die FF weiter verfolgen möchte klickt auf den Link am Ende!
    Viel Spass beim Lesen und Feedback ist erwünscht!
    --------------------------------------
    Betaleser: meine Schwetser, Ashitaka-San
    --------------------------------------
    Rating: PG-13
    --------------------------------------
    Wortanzahl: 5025

    Spoiler 

    Stargate: The Ancients Staffel 1:

    Episode 1.01: Time Shift, Part 1: The Journey Begins Extended


    Die Sonne blendete ihn im Gesicht, als er den Hügel erklommen hatte und auf das breite Tal blickte. Captain Thomas Kerfield, Leiter von SG-18, stand neben seinem Lt. und beobachtete die Umgebung, die nichts außergewöhnliches hergab, bis auf ein paar Bäume.
    "Was meinen Sie, Lt. Finden die beiden hier noch was?" - "Ich würde nicht drauf wetten Cap!" Kerfield verzog das Gesicht. "Wieso hat Landry uns noch mal hierher geschickt?" - "Das SGC hat einen anonymen Tipp erhalten, demnach hier etwas wertvolles zu sein schien!" - "Ahja. Stimmt." Er nahm das Fernglas und suchte die Gegend ab, als er aus genau der anderen Richtung Olson und Keffla schreien hörte...

    Es war ein ganz normaler Tag im Stargate Center.
    SG-12 kehrte eben von einer Mission von P9G-778 zurück, SG-1 saß in der Kantine, philosophierte über den Sinn, oder Unsinn von Wackelpudding und Major General Hank Landry, wie immer in einer Lederweste, saß in seinem Büro und telefonierte mit dem Präsidenten.
    Er informierte Landry lediglich darüber, dass er in den nächsten Stunden hohen Besuch empfangen werde. Wen wollte er aber nicht verraten. Sonst gab es nichts zu besprechen. Seit einer Zeit schon wurden SG-Teams nicht mehr angegriffen, weswegen die meisten ein paar Wochen Urlaub bekommen hatten.
    Während SG-1, welches sich seit fünf Jahren unter der Führung Colonel Cameron Mitchells befand, weiterhin in der Kantine saß und Gespräche führte, bei denen Colonel Samantha Carter immer wieder in den wissenschaftlichen Bereich abdriftete, was Mitchell sehr missfiel, debriefte Landry gerade SG-12, die einen Routineeinsatz auf P9G-778 erledigt hatten und machte sich anschließend zum Haupteingang auf um die beiden Gäste zu empfangen.

    Im Anschluss wurde SG-1 zum angesetzten Briefing um 0900 über das Intercom in den Konferenzraum gerufen. Teal'c war der Erste der eintraf. Vor ein paar Tagen war er noch auf Chulak gewesen und hatte seinen Sohn, der mittlerweile Erwachsen geworden war, besucht. Dr. Daniel Jackson kam kurz darauf in den Raum. Er grüßte Teal'c schnell und setzte sich gleich auf seinen Platz am Tisch, der direkt neben dem von Cameron war. Daniel war, wie immer, in Eile, weswegen er sofort die Zettel durchlas, die er aus seinem Urlaub in Ägypten, wo er immer wieder nach vergrabenen Artefakten suchte, mitgebracht hatte, während Teal'c noch am Fenster stand, das Stargate beobachtete und sich an seine vielen Missionen erinnerte. Das nächste Team, das durch das Gate gehen würde war SG-1. So stand es zumindest auf dem Plan. Stargatereisen waren für Teal'c mittlerweile Routine, wie auch für die anderen von SG-1.
    Vor drei Jahren hatte Mitchell seine 200. Gatereise gefeiert. Teal'c überlegte, wie viele es bei ihm schon waren. Es mussten Tausende sein, wenn nicht mehr.
    Kurz darauf kamen auch Carter und Mitchell in den Raum. Carter hatte wie immer ihren Urlaub im SGC verbracht, um diesmal an ihrem "verflixten mit Naquadriah betriebenen, intelligenten, desinfektions- und Lebenserleichterungsgerät", oder kurz "Robobutler", wie sie es liebevoll getauft hatte, welches aber immer noch nicht funktionierte, zu arbeiten.
    Mitchell hatte hingegen seine Freizeit damit verbracht, die in seinem Garten stehende, uralte P-51 Mustang, die im zweiten Weltkrieg von seinem Urgroßvater geflogen wurde, zu polieren. Es war ein Erbstück, das er vor zwei Jahren von seinem Vater erbte, als dieser starb. Sie war in einem hervorragenden Zustand und er beschloss sie auch weiterhin so zu pflegen. Kurz darauf setzte sich auch Teal'c an den Tisch und gemeinsam warteten sie auf General Landry.

    Derweil war Vala Mal Doran, da sie den Rückreisezeitpunkt verpasste, noch auf einem fernen Planeten, wo sie gerade Handel trieb. Was sie kaufen wollte wusste sie selbst nicht, aber irgendwie musste sie ihre Zeit vertreiben, bis das Gate wieder unbewacht war. Gerade wollte sie ein Angebot für eine Zat abgeben, als sie zwei Jaffa im Augenwinkel beobachtete, die auf dem Weg zum Tempel an ihr vorbeischritten. Sofort warf sie ihre Kutte über und drehte sich weg. Gefangen genommen wollte sie nicht werden. Der Händler bemerkte diese Aktion und sprang sofort darauf an: "Willst du Informationen?" Vala schaute ihn komisch an. Mit ihrer eigenen seltsamen Art hakte sie nach: "Informationen?" - "Es wird dich interessieren! Ich weiß so einiges!" - "Was soll es kosten", fuhr sie den Händler gleich an. "Nun. Gute Informationen sind entsprechend teuer!" - "Das bin ich auch!", sie grinste ihn frech an. "Wie viel?" - "2000 Dukaten!" - "Ist das ein Scherz?" - "Keineswegs!" - "So viel Wert hat keine Information der Welt!" Sie drohte dem Händler, doch dieser lies sich nicht einschüchtern und von einer Frau schon gar nicht. Verhandeln konnte man mit ihm aber auch nicht. Und weil Vala die Informationen haben wollte, musste sie zu anderen Mitteln greifen. "Willst du sie nun, oder nicht?" Er wusste mit ihr zu spielen, aber Vala war schlauer und setzte geschickt ihre weiblichen Reize ein, um die Informationen aus ihm herauszulocken.
    Der Händler war schließlich auch nur ein Mann...

    "Captain, Sir!" - "Was gibt's Olson?" - "Wir...", mehr konnte der Doktor nicht sagen, da wurde er auch schon von einem Energieball im Rücken getroffen und fiel verletzt zu Boden. "Ori-Anhänger, Sir!", bemerkte der Lt. und ging sofort in Deckung, um zurück zu schießen. "Wo kommen die denn auf einmal her?" - "Ich hab keine Ahnung, Cap.!" Auch Thomas begab sich in die Deckung und zog Dr. Keffla mit sich, kurz bevor ihn ein weiterer Schuss fast getroffen hätte...

    Die Tür flog auf und General Landry kam herein. Sofort standen die beiden Colonels auf um zu salutieren, der General bedeutete ihnen aber gleich sich zu setzten. "Ich habe zwei Überraschungen für Sie!" Alle sahen sich nur verwundert an. "Zwei alte Freunde von Ihnen!" er sah Teal'c, Sam und Daniel an, "Cameron, ich denke Ihnen dürften die beiden Herren auch bekannt vorkommen." - "Sir, wie darf ich das verstehen?" entgegnete ihm dieser. Landry machte aber nur einen Schritt zur Seite und winkte die beiden Gäste herein.
    Daniel wollte gerade einen Schluck Kaffee nehmen und als er die beiden sah, verschluckte er sich. "Jack! George!"
    Noch hustend ging er auf die beiden zu und schüttelte ihnen die Hand. Als Sam die Gäste erblickte, stand sie sofort auf und begrüßte die beiden Generals herzlich. "Jack. Wie geht's dir?" - "Danke, gut Daniel. Und selbst?" Major General Jack O'Neill, mittlerweile auch ins Weiße Haus versetzt worden, wo er den Präsidenten beriet, war einer der Gäste. "Ich hatte einfach mal wieder Lust euch Banausen zu sehn!" Wie immer war Jack gut aufgelegt und ging auch gleich zu Cameron um ihm etwas zu flüstern: "Du hast doch die Leitung bei SG-1, oder?" - "Ja ... Sir!" brachte dieser zögernd heraus. "Gut. Der Frau da darf man das nicht überlassen!" Jack versah diesen Satz mit einem Augenzwinkern. Mitchell verstand den Wink und lachte herzlich darüber. O'Neill war aber gleich auf dem Weg zu Teal'c seinem alten Freund. Beide hatten sich seit längerer Zeit nicht mehr gesehen. Hatten sie beide doch viel zu tun. "George! Wie geht's den Enkelkindern?" begrüßte Daniel den anderen Gast "Ganz gut. Danke Daniel. Die beiden werden viel zu schnell erwachsen."
    General George Hammond arbeitete auch im Weißen Haus als CEO der Homeland Security und hatte Aussichten auf eine baldige Beförderung zum General of The Air Force, eine große Ehre. Auch er wollte "seine" Truppe mal wieder sehen. Als sich alle begrüßt hatten, bat Landry darum sich zu setzten.

    "Haben Sie wenigstens irgendetwas gefunden?", fragte Thomas Keffla. "Nein, Sir...", es gab weitere Einschläge von Waffenfeuer, Kerfield feuerte zurück. "Es war ein Hinterhalt. Etwa 30 Krieger der Ori hatten nur auf uns gewartet!" - "Sie wollen uns nicht töten, Sir!", bemerkte der Lt. "Dann werden sie uns wohl lebend wollen. Das können sie aber vergessen." Wieder einschlagende Energiebälle.
    "Keffla. Schnappen Sie sich Olson. Wir gehen zurück zum Gate! Lt. Sperrfeuer!" - "Ja, Cap.!" Dann rannten sie los...

    "Generals, wir wollten eben die nächste Mission von SG-1 durchgehen. Sie dürfen gerne beiwohnen, um, gewissermaßen, das alte Gefühl wieder zubekommen." - "Ich war nie ein Fan davon!" raunte Jack auf gekonnt witzige Art und Weise. Sam schmunzelte auf diese Reaktion nur, während Jack jeden unschuldig wie immer ansah. "Nun. Nichtsdestotrotz wollen wir beginnen.", setzte Landry erneut an, "SG-1, Ich begrüße Sie zurück aus Ihrem wohlverdienten...", er unterbrach, "Wo ist eigentlich Vala?" - "Noch nicht eingetroffen, Sir!" entgegneten ihm Cameron und Daniel, der leise "Ist ja bei der üblich!" hinzufügte. "Nun denn," fuhr Landry fort, "für Plausch ist später noch Zeit. Die Mission beginnt punkt 1400!"
    Also begannen sie mit dem Briefing. Die nächste Mission sollte SG-1 nach P5X-111 führen, wo ein weiterer Klon von Ba'al vermutet wurde, von denen immer noch welche ihr Unwesen in der Galaxie trieben.

    Vala versuchte sich in diesem Moment an den Wachen vorbeizuschleichen. Unglücklicherweise hatte sie sich einen Planeten für ihren Urlaub ausgesucht, der immer noch von einem, wenn auch kleinen und unbekannten Goa'uld, wobei man klein wörtlich nehmen sollte, regiert wurde und zudem nicht gerade schön war. Sie suchte sich immer die unschönsten Orte für ihren Urlaub aus. Das nächste mal, dachte sie sich, sollte sie auf Cams Angebot eingehen. Der ganze Planet war von einer Steppeähnlichen Landschaft bedeckt. Nur das Stargate stand in einer kleinen Oase mit ein paar Palmen. Nur ein einziges Dorf war hier zu finden. Der Goa'uld war nicht gerade danach bestrebt die Menschen bis aufs Blut auszuschlachten, weswegen sich ein kleinerer Basar entwickelt hatte, auf dem sie sich eben noch befand.
    Das Stargate wurde, wie erwartet, von einigen Jaffa bewacht, die normalerweise immer zu einer bestimmten Zeit weg waren. Doch im Moment konnte Vala diesen bestimmten Zeitpunkt nicht abwarten. Sie musste einfach zurück zur Erde. Zum Glück hatte sie, bei dem, wie ihr schien "etwas dämlichen Händler", in dem Dorf ein paar Waffen mitgehen lassen, mit denen dieser Akt kein Problem darstellen sollte...

    Unter Müh und Not hatten die vier es geschafft das Stargate zu erreichen. Lange konnten sie sich aber nicht mehr gegen die Übermacht wehren. Olson war während der Flucht seinen Verletzungen erlegen und Keffla schwer verletzt worden. "Lt., wählen Sie das Gate an und übermitteln Sie den Iris Code. Dann gehen Sie vor!" Der Lt. nickte nur und führte den Befehl aus, während Kerfield weiterhin versuchte die Gegner aufzuhalten, die aber immer weiter vorrückten und dann schließlich so nah waren, dass sie Keffla den Gnadenstoß geben konnten. Das Wurmloch war etabliert und der Lt. rannte die Treppe hoch, als ihn mindestens fünf Energiebälle im Rücken trafen und er tot zu Boden ging...

    General Landry war inmitten einer seiner etwas ausschweifenden Reden über die nächste Mission von SG-1, als der Stargatealarm losging und über das Intercom eine Stimme zu hören war. "Außerplanmäßige Aktivierung von Außen!", woraufhin O'Neill meinte : "Soso, den Walter gibt's also immer noch?!" Sofort sprang Landry auf, die anderen taten es ihm gleich und liefen ihm in den Kontrollraum hinterher.
    Command Chief Master Sergeant Walter Harriman begrüßte die aneilende Gesellschaft auch gleich mit einem freundlichen "Es ist SG-18, Sir!" woraufhin Carter sich zu O'Neill und Hammond drehte und meinte, dass SG-18 nicht vor einer Woche zurückerwartet wurde. Woraufhin Jack mit einem sarkastischen "Ist ja noch nie vorgekommen!" antwortete.
    Die Anwesenden blickten gebannt auf den Ereignishorizont. Nichts passierte. Plötzlich schlugen mehrere Energiegeschosse unter und über der Scheibe zum Kontrollraum ein. Alle gingen sie in Deckung. Kurz darauf taumelte Captain Kerfield, der Leiter von SG-18, durch den Ereignishorizont. In seinen Augen stand pures Entsetzen. Landry betätigte das Mikrophon: "Cpt. Kerfield, wo ist der Rest Ihres Teams?" Doch der Cpt. brachte stattdessen nur ein leises: "Sie kommen..." heraus und brach zusammen. Landry zögerte keinen Moment. "Schließen Sie die Iris!"

    Vala hatte in diesem Moment vergeblich versucht die Erde anzuwählen. Für sie wurde die Situation aber nicht besser. Einige andere Jaffa kamen am Tor vorbei um nach ihren Kameraden, die sie schon vermissten Ausschau zu halten. Vala alleine gegen ca. ein halbes Dutzend Jaffa. Es sah eigentlich sehr schlecht für sie aus. Sie konnte sich aber noch rechtzeitig in ihr altes Versteck, wo sie schon vorher gesessen hatte, zurückflüchten und von dort aus die Jaffa beobachten.
    Diese hatten schon beinahe ihre toten Leute gefunden, als aus dem Dorf eine Gruppe gut ausgerüsteter Bewohner auftauchte. Es waren die Rebellen, mit dessen Anführer Vala vor kurzer Zeit noch gegessen hatte. Scheinbar hatten sie sich jetzt getraut sich gegen den Goa'uld aufzulehnen. "Vala Mal Doran!" schrie der Anführer in Richtung der Palmen. "Meint der mich?" sagte sie zu sich. "Wir werden jetzt kämpfen und dich beschützen! DU hast uns den richtigen Weg gezeigt!"
    Die Jaffa zögerten keine Sekunde und eröffneten das Feuer auf die Rebellen.
    Diese gingen sofort in Deckung und formierten sich um das Stargate herum, um Vala den Weg zu sichern. Sie ging sofort zum DHD um die Erde anzuwählen und warf dabei dem Anführer ein verführerisches Lächeln zu.
    Die Dorfbewohner hatten mittlerweile die Oberhand gewonnen und wollten schon feiern, als Vala fluchend auf den Boden stampfte. "Mist! Verdammtes Stargate!"
    Das siebte Chevron lies sich nicht aktivieren. Als kurz darauf weitere Jaffa auf das Gate zustürmten, griff Vala nach einer Stabwaffe, um ihre Stellung zu verteidigen...

    SG-18 war, laut Kerfield, in einen Hinterhalt geraten. Mindestens 30 Anhänger der Ori hatten auf dem Planeten in einem Versteck darauf gewartet ein SG Team in ihre Gewalt zu bekommen. Als sie angegriffen wurden, ordnete er den sofortigen Rückzug an. Die drei anderen wurden am Gate vom feindlichen Feuer getroffen und getötet, berichtete Thomas weiter, sodass er sich nur noch durch das Tor schleppen musste, so verletzt wie er war, um von dem Vorfall zu berichten. Das letzte was er sah, war dass ihre Stellung überrannt wurde und die Krieger im nach liefen.
    Während Cpt. Kerfield auf der Krankenstation gesund gepflegt wurde, fanden sich alle wieder im Besprechungsraum ein um das Briefing fortzusetzen.

    Hank wollte in dem Augenblick wieder beginnen, als Lt. Harriman mit einer etwas finsteren Mine den Raum betrat: "Sir, ich habe soeben eine Nachricht von NORAD erhalten!" - "Ja und?" entgegnete ihm Landry. "Lesen Sie vor!"

    "An SGC – fünf unidentifizierte Flugobjekte beim Saturn gesichtet – erbitte Untersuchung!"

    Der General brauchte nichts zu sagen. Selbstverständlich ging Harriman schon dem Hinweis nach, um heraus zufinden was NORAD gefunden hatte.
    Eine halbe Stunde später kam Walter wieder in den Besprechungsraum und meinte verheißungsvoll: "Sir. Es sieht nicht gut aus!" Landry schaute die anderen an. "Nun sagen Sie schon was es ist!" rief Mitchell. "Es sind Mutterschiffe der Ori!" SG-1 und die Gäste waren geschockt und suchten nach einer Erklärung.
    "Ori?!", fragte Carter verblüfft und ungläubig. Als O'Neill gerade etwas sagen wollte, setzte der Stargatealarm erneut ein.
    Die Iris wurde geöffnet und Vala stolperte durch. "General!", rief sie, suchend nach Landry. "General!"

    Außer Atem und nach Luft ringend überbrachte sie keine gute Nachricht.
    "Ich habe eine Information erhalten... Wir werden von den Ori angegriffen!"
    Landry wollte gerade antworten als O'Neill ihm zuvor kam "Ähm...das wissen wir schon! Etwas neues vielleicht?", sie schaute ihn verdutzt an. "Was? Ihr wisst das schon?" - "Ja. Sie sind schon beim Saturn!", sagte Landry und Lt. Harriman vervollständigte, "Sie werden in spätestens sechs Tagen hier sein!" - "Aber das macht keinen Sinn!" rief Carter daraufhin, "Die Ori verfügen über absolute spitzen Hyperraumtechnologie, und eine stabilere Energiequelle als wir. Sie müssten eigentlich schneller als wir und sogar schneller als die Asgard sein! Aber warum kommen sie nur mit maximalem Subraumantrieb?" - "Vielleicht wollen sie das wir Angst bekommen?" warf O'Neill ein.

    Die Zeit rannte davon. Fast stündlich kam ein weiteres Mutterschiff der Ori aus dem Hyperraum und gesellte sich zu der Flotte an ihrer momentanen Position hinzu. Mittlerweile waren es zehn geworden und noch nicht einmal ein Tag war vorbei.
    Carter suchte verzweifelt nach einer Lösung für das Problem. Ihr fiel aber noch nichts ein, was die Erde retten könnte. Unruhig ging sie deswegen in ihrem Labor auf und ab.
    ICBMs und Weltraumraketen waren zwar enorm stark, doch gegen die Schilde der Ori konnten auch diese nichts ausrichten. Da sie schon im ersten Jahr des Programms versagten, verwarf sie die Idee sofort wieder.
    Die Stärke dieser Schilde musste die Erdbevölkerung erst vor vier Jahren schmerzlich erfahren, als in einer Weltraumschlacht die Korelev, die russische BC-304, total zerstört wurde.
    Bis auf die Flotte von wenigen Schiffen, hatte die Erde keine sonstige Abwehr...
    Zwar waren zur Odyssey und Daedalus, welche sich aber momentan in der Pegasus Galaxie befand und die Erde erst in neun Tagen wieder erreichen konnte, noch ein Schiff der BC-304 und neben dem Prototypen auch noch zwei Schiffe der BB-305 Klasse hinzugekommen, die zwar im Vergleich zur BC-304 Klasse größer, besser gepanzert und stärker bewaffnet und vor allem mit den Asgardtechniken ausgerüstet waren, doch gegen mittlerweile elf Ori-Mutterschiffe hatten auch diese keine Chance.

    Deswegen tüftelten Carter und Daniel schon an einer alternativen Lösung, während sich O'Neill, Mitchell und Landry in dessen Büro berieten.
    Hammond war in der Zwischenzeit wieder nach Washington geflogen um die Homeland Security zu koordinieren. Man musste bislang mit einer Invasion rechnen. Hastig hatte er sich von Landry und O'Neill verabschiedet. Es musste ein großer Druck auf ihm lasten.
    Als einzige Möglichkeit blieb nur noch die alliierte Jaffa-Nation um Hilfe zu bitten. Einige Ha'tak im Orbit der Erde würden sicher gut aussehen und die Ori Flotte ein klein wenig mehr aufhalten, sodass man im SGC weiter nach einer Lösung suchen konnte.
    Teal'c wurde deswegen auch gleich mit der Mission beauftragt den Rat der Jaffa-Nation darum zu bitten. Die Situation hatte sich dort mittlerweile entspannt und ein ordentlicher Kanzler wurde gewählt. Sofort machte er sich auf den Weg nach Dakara, dem Tagungsort des Rates.

    Inzwischen war ein Tag vergangen. Die Ori Schiffe, deren Anzahl mittlerweile auf 14 gestiegen war hatten den Jupiter passiert und Carter kam immer noch nicht voran.
    Wenig später meldete Lt. Harriman, dass NORAD 15 Objekte, die aus dem Hyperraum sprangen im Orbit der Erde entdeckt hatte. Kurz darauf trat Teal'c durchs Stargate und brachte gute Nachrichten mit. Es waren die Schiffe der Jaffa-Nation darunter auch ein Asgard-Schiff der O'Neill Klasse welches von Rya'c, Teal'c's Sohn befehligt wurde.

    Ein weiterer Tag verging und die Ori - Schiffe kamen immer näher. Ihre Anzahl war jetzt auf 25 gestiegen. Auf der Erde bereitete man sich auf den Kampf vor.
    Die Nation die vom SG-Programm wussten koordinierten ihre "eingeweihten" Soldaten für eine Boden Schlacht und in Area-51 machte man die Staffeln F-302er und F-306er startklar.
    Noch drei Tage waren es, die verblieben und man musste mit immer mehr neuen gegnerischen Schiffen rechnen.
    Die Menschen hatten keine Technologie, die diesen Angriff verhindern konnte, oder die stark genug war, dem Angriff zu widerstehen. Selbst die Technologie der Asgard brachte wenig. Wahrscheinlich würden alle Schiffe zerstört werden, die Jaffa und Menschen große Verluste hinnehmen.
    Doch im SGC gab man bisweilen nicht auf.
    Jack spazierte trotz der Weltuntergangsstimmung im SGC herum und fand sich dann in Carters Labor wieder.

    "Was gibt's, Sir?", begrüßte Sam ihren ehemaligen Vorgesetzten, als dieser in ihr Labor kam. "Nichts. Ich wollte nur mal sehn wies läuft." - "Nun Sir. Die Ori sind uns in jeglicher Hinsicht stark überlegen. Sie haben bessere Schilde, stärkere Waffen, mehr Schiffe als wir und überhaupt habe ich zur Zeit keine Idee die uns helfen könnte." - "Carter. Können wir nicht einfach in der Zeit zurück reisen und die ganze Sache verhindern?" - "Tja, Sir. Das ist nicht so einfach wie Sie denken. Wir wissen nicht woher die Schiffe kommen und auch nicht wann sie losgeflogen sind. Wir haben auch nicht..." , sie wurde unterbrochen, "Ist es möglich?" - "Theoretisch ja, Sir! Aber ..." - "Wir haben doch den Zeitreise-Jumper, oder?" - "Ja Sir aber den können wir nicht verwenden. Wir können nicht einfach die Vergangenheit ändern und denken alles wird dadurch besser. Theoretisch könnten wir die Situation sogar verschlechtern!" Jack sah sie erwartungsvoll an. So schlimm konnte es nicht sein, dachte er sich. Vor einigen Jahren hatten sie so etwas schließlich schon einmal gemacht.
    "Das war etwas ganz anderes!", sagte Sam, als könne sie seine Gedanken lesen. Ein paar Minuten vergingen, in denen Sie angestrengt nachdachte.

    "Wenn wir aber weit genug in der Zeit zurückreisen, dass wir keinen Einfluss mehr auf die jetzige menschliche Evolutionsgeschichte hätten, dann ..." - "Was dann?" - "Wir könnten soweit in die Vergangenheit Reisen, dass wir lebende Antiker treffen und mit ihrer Technologie zurückkehren." - "Ist das nicht ein bisschen gewagt?" Jack war skeptisch. Soweit zurück wollte selbst er nicht. Eigentlich wollte er ja nur das Basketball Endspiel von 2005 sehen. Aber das durfte er schon vor fünf Jahren nicht.
    Carter trug ihre Idee dem Rest von SG-1 und General Landry vor. Sie waren alle nicht begeistert, aber sahen es als einzige Möglichkeit die Erde zu retten.
    Landry ordnete deswegen auch sofort an mit Tests zu beginnen, damit man sicherstellen konnte, dass es funktionierte, während er und O'Neill fähige Leute suchten, die diese Mission unternehmen konnten.

    Der erste Test verlief zufrieden stellend. Carter hatte mit Chief Master Sgt. "Sly" Silers Hilfe den Jumper ins Labor geschafft, um dort Tests am Zeitreisegerät durchzuführen.
    Dr. Jay Felger und Dr. Bill Lee waren ebenfalls im Labor anwesend um Sam zu unterstützen. Carter hatte aber von allen die meiste Ahnung, weswegen sich die beiden Herren geschickt zurückhielten.
    Der erste Test beinhaltete die Überprüfung der allgemeinen Technik des Jumpers. Es funktionierte soweit alles, wenn auch der Pilot das Antikergen tragen musste. Das sollte aber kein Problem sein.

    In der Zwischenzeit flogen sechs Jaffa in einem Tel'tak zu den Orischiffen, um Kontakt aufzunehmen. Sie sahen sich jetzt 27 Schiffen gegenüber. Todesmutig setzten sie einen Funkspruch ab und warteten auf Antwort. Diese war, entgegen ihrer Erwartungen, mehr visueller, als hörbarer Art. Das Tel'tak wurde kurzerhand von den zwei Flaggschiffen zerstört. Übrig blieb nur noch Weltraumschrott und etwas Staub.

    Jack und Hank hatten derweil alle Hände voll damit zu tun 15 Leute für die Mission zusammenzubekommen. Captain Kerfield war sicher einer der Auserwählten, da er immer ein hervorragender Soldat war.
    Blieben noch 14. Die beiden Generals waren wie wild am überlegen, als Daniel ins Büro kam. "Ähm... ich würde auch gerne mit gehen. Das ist eine großartige Gelegenheit mehr über die Sprache und die Gesellschaft der Antiker zu lernen!" - "Daniel ich weiß dass sie gerne mit gehen würden. Sie wollten ja auch gerne nach Atlantis. Aber Sie sind leider eine unverzichtbare Größe bei SG-1 ich möchte Sie hier nicht missen. Sie sind zu wichtig für uns!" entgegnete ihm Landry. Daniel wollte sich mit der Antwort aber nicht zufrieden geben und diskutierte noch eine Weile mit Landry rum, während O'Neill unterdessen weiter die Akten durchforstete.

    "Die Sublichtaggregate funktionieren einwandfrei. Trägheitsdämpfer, Tarnung und gleichzeitige Schilde sind auch zu 100% funktionsbereit." Dr. Lee war sichtlich froh dass alles so gut klappte. "Dann müssen wir jetzt nur noch das Zeitreisegerät überprüfen!" schloss Carter den angefangenen Bericht ab.
    Diese Angelegenheit stellte sich aber als riskanter heraus als gedacht.
    Vorgesehen waren zwei Testsprünge. Einmal ins Jahr 1969 und einmal ins Jahr 2087 um beide Wege doppelt überprüft zu haben. Die notwendige Energie wurde berechnet, das Schiff klargemacht und Landry bescheid gegeben. Dieser gab grünes Licht und die drei Doktoren machten sich daran durch die Zeit zu reisen.
    Es gab einen Lichtblitz den sogar noch O'Neill in Landrys Büro bemerkte, dann war der Jumper weg. Wenig später tauchte selbiger wieder an der selben Stelle auf.
    Von außen mag alles sehr einfach ausgesehen haben, aber als der Jumper 1969 ankam, gab es eine Energiespitze, die die Maschine erst mal lahm legte und Dr. Lee schwer verletzte. Carter konnte ihn nur notdürftig versorgen, während Felger zu arbeiten begann. Sie mussten einige Tage daran herumschrauben, damit es wieder funktionierte. Bill erging es während dieser Zeit nicht sehr gut und sein Zustand verschlechterte sich zunehmends, da die Doktoren ihm nicht helfen konnten. Dr. Carolyn Lam tat alles was in ihrer macht stand, doch einige Stunden nach der Rückkehr musste sie ihn aufgeben. Dr. Lam hatte nach dem Tod von Dr. Janet Fraiser das Amt der Chefärztin im SGC übernommen. Sie hatte diese Position mittlerweile fünf Jahre inne und sie tat ihre Sache bisweilen sehr gut.
    Für Bill konnte sie leider nichts mehr tun. Er hatte zu viel Blut verloren und zu schwere Verletzungen erlitten.

    "Schicken wir doch Felger mit?" fing O'Neill wieder an. "Den braucht doch eh keiner, oder?" - "Er ist ein sehr guter Wissenschaftler. Sie haben recht. Wir schicken ihn mit." Damit hatten sie zwei Leute vom Team zusammen, als Teal'c den Raum betrat. "Ich möchte vorschlagen, dass wir einen Kämpfer der Jaffa mit den Tau'ri mitgehen lassen!" - "Oh nein Teal'c dich lass ich sicher nicht gehen!" erwiderte O'Neill.
    "Nicht mich O'Neill. Meinen Sohn Rya'c. Er ist ein starker Kämpfer geworden und soll die Ehre erhalten!" - "Nun, Teal'c wenn du es wünschst und Rya'c damit einverstanden ist, dann geht das in Ordnung." Beschloss Landry. Teal'c verbeugte sich höflich und ging hinaus, um Rya'c die Nachricht zu überbringen.
    "Wir haben drei, Jack, bleiben immer noch 12!" - "Ich weiß, ich weiß!"

    Carter lief die Zeit nach dem tragischen Zwischenfall davon. Sie waren jetzt nur noch zu zweit und die Ori schon fast hier. Deswegen entschloss sie sich dazu den zweiten Reisetest ausfallen zu lassen. Soweit funktionierte ja alles zufrieden stellend.

    Noch ein Tag blieb Zeit, bis die Ori die Erde erreichten. Das Team für die Reise stand auch. Nur noch einer fehlte. Aber den wollte der Präsident selbst benennen, wenn er zur Peterson Air Base kam um die Reisenden zu verabschieden.

    Neben Captain Kerfield, der im zweiten Golfkrieg diente, Felger und Rya'c waren unter den Auserwählten noch zwei weitere Wissenschaftler, zwei Ärzte und sieben USAF Soldaten. Einer der Wissenschaftler kam aus Deutschland, einer aus England.
    Dr. Alan Person hatte an der Universität von Oxford Astrophysik und Biotechnologie studiert. Mittlerweile war er mit seinen knapp 40 Jahren der Beste und renommierteste Wissenschaftler Englands. Neben dem Nobelpreis in Physik hatte er weitere Zahlreiche Preise erhalten und wurde vom englischen Premierminister persönlich für die Mission vorgeschlagen.
    Dr. Alexander Wainer hatte an der Universität von Heidelberg studiert und einen Abschluss in Quantenphysik. Seit drei Jahren arbeitete er im SGC und kannte sich dementsprechend mit der Technologie aus. Von Daniel lernte er einige Sprachfertigkeiten und war deshalb der Sprachexperte im Team.
    Die beiden Ärzte waren aus Kanada. Dr. Brian Cleston und Dr. Lisa Cleston, hatten sich an der Universität von Vancouver kennen gelernt, beide einen Abschluss in Humanmedizin und kurz darauf geheiratet.
    Zwei Sergeants wurden eingeteilt. Zum einen Chief Master Sgt. Alexa Emson, die sehr fleißig und gehorsam war, zum anderen Staff Sgt. Jeff Miller. Seine Karriere ist überschaubar. Seit fünf Jahren im Dienst und seit 2 Jahren im SGC, aber immer zuverlässig.
    Eine blutjunge Anfängerin wurde auch dem Team zugeteilt. Airman First Class Linda Brown war erst ein halbes Jahr in der Air Force, wurde aber wegen ihrer guten Zeugnisse ausgewählt.
    Nicht fehlen dürfen natürlich der frisch beförderte Major General Henry Petterson, Lt. Colonel Dave MacKayne, Major Jake D. Baur und der junge First Lt. Lola Ducane, die alle ausgezeichnete Dienste im SGC vollbrachten und deswegen für diese Mission mehr als qualifiziert waren.

    Alle 14 standen sie in einem Hangar und warteten auf den Präsidenten. Vor dem Podium stand auch SG-1, O'Neill und Landry, die alle die 14 verabschieden wollten.
    Als der Präsident dann das Podium betrat nahmen alle Haltung an "Rührt euch!" begann er. "Ihr geht Heute alle als das neue Team SG-Z auf eine wichtige Mission. Euer Ziel wird es sein bei den Antikern, die ihr mittels einer Zeitmaschine erreicht, Technologien zu sammeln, die uns den Angriff der Ori überleben lassen..." Der Präsident wusste, wie man lange Reden schwang und so redete er eine halbe Stunde bis er zum Ende kam "...möchte ich euch allen viel Glück wünschen! Und bevor ihr geht, noch zwei Dinge. Major General Jack O'Neill und Captain Thomas Kerfield tretet heran!" Die beiden taten wie ihnen gewiesen ohne zu wissen was der Präsident wollte. "Ihr habt beide außerordentlichen Mut gezeigt und in vielerlei Hinsicht Stärke sowie Führungsqualitäten bewiesen. Deshalb werdet ihr hiermit zum Lt. General und zum Major befördert!" Während der Präsident den beiden die neuen Abzeichen gab und ihnen die Hände schüttelte, applaudierten die anderen, bis der Präsident noch mal das Wort ergriff: "Sie wissen, ein Teilnehmer fehlt noch. Lt. General Jack O'Neill?" - "Sir?" - "Sie werden diese Mission anführen!" O'Neill war sichtlich überrascht von der Entscheidung des Präsidenten hinsichtlich des letzten Teammitglieds. Er überlegte einige Zeit, ob er dieser Aufgabe überhaupt gewachsen war, doch dann erinnerte er sich an die gute alte Zeit, als er noch bei SG-1 dabei war. Den Schreibtischjob, den er momentan inne hatte, ging ihm mittlerweile auf die Nerven. Er wollte wieder Action in seinem Leben. Deswegen antwortete O'Neill mit "Jawohl Sir!", drehte sich um und gab den Marschbefehl. Doch ehe er sich in den Jumper begab um ihn zu fliegen, verabschiedete er sich von seinen Freunden. Diese Reise konnte schließlich eine Reise ohne Rückkehr sein.
    Carter erinnerte ihn noch einmal daran 10 Millionen Jahre zurückzureisen. Dann ging er ebenfalls in den Jumper und startete die Aggregate um die Reise zu wagen.

    Fünf Minuten später war der Jumper startklar und wartete auf den letzten Wink des Präsidenten. Die Mission beinhaltete die Antiker zu treffen, Technologien im Kampf gegen die Ori zu erwerben und wieder 10 Minuten nach Abreise in die Gegenwart zurückzukehren. Es klang einfach, konnte aber verdammt schwer sein. Dessen waren sich alle bewusst.
    Alan aktivierte das Zeitreisegerät und mit einem gewaltigen Lichtblitz verabschiedete sich der Jumper, mit 15 gut trainierten und auf ihren Gebieten genialen Leuten, in die Vergangenheit.
    Kurze Zeit später gab es wieder ein Lichtblitz und der Jumper tauchte auf.
    "Wir sind angekommen!" brüllte Alan. "10 Millionen Jahre vor unserer Zeitrechnung." Es sah alles friedlich aus. Doch kurz darauf startete der Jumper erneut. Es gab eine Überhitzung des Aggregats und somit eine Fehlfunktion. SG-Z wurde, unter einem weiteren gewaltigen Lichtblitz, weiter durch die Zeit katapultiert.
    Es gab einen riesen Knall. Dann stoppte die Maschine. Keiner saß mehr auf seinem Platz, einige wahren bewusstlos. Wieder gab es einen Schlag. Diesmal auf die Backbordseite. Jack richtete sich auf und schaute zum Fenster hinaus.
    Mehrere Laser-, sowie Projektilgeschosse zischten vor dem Fenster durch. Einige schlugen auf. O'Neill schaute sich um und entdeckte mehrere Geschütze.
    "Person! Wo zur Hölle sind wir gelandet???" brüllte O'Neill Alan an.

    "Sir, ich denke die viel wichtigere Frage ist wann..."

    To Be Continued


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