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[Rezi] Doctor Who: Rad aus Eis von Stephen Baxter

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Stephen Baxter
Doctor Who: Rad aus Eis

Doctor Who: The Wheel of Ice, GB 2012
Cross Cult, Asperg 06/2013
gebunden, Science Fiction, ISBN 978-3-86425-195-5, 409/2200
Übersetzung aus dem Amerikanischen von Claudia Kern
Titelbild und Logo von der BBC

www.cross-cult.de


Jeder SF-Fan hat zumindest schon einmal von „Doktor Who“ gehört, jener britischen Science Fiction-Serie, die in ihrem Heimatland bereits fast vier Generationen innerhalb von fünfzig Jahren in den Bann geschlagen hat, hier in Deutschland aber leider nie besonders gut Fuß fassen konnte. Die Zeitreiseabenteuer zeichneten sich vor allem durch äußerst skurrile Ideen und Familientauglichkeit aus. Die bunte Mischung sorgten dafür, dass sowohl Kinder als auch ihre Eltern Spaß haben konnten.
Um das anstehende Jubiläum gebührend zu feiern, gibt nun auch Cross Cult einen der wichtigsten Romane des Vorjahres heraus. „Doctor Who: Rad aus Eis“ wurde von Stephen Baxter verfasst, wohl einem der bedeutendsten britischen Science Fiction Autoren der letzten Jahre, der mehrfach Auszeichnungen erhielt.

Wieder einmal können der Doktor und seine derzeitigen Begleiter Zoe Hariot und Jamie McCrimmon nicht so recht steuern wo sie hinwollen. Die TARDIS, das intelligente Raumschiff, das von außen wie eine britische Polizei-Telefonzelle der Nachkriegszeit aussieht, bringt sie in das „Rad aus Eis“, eine Minenkolonie in den Ringen des Saturn.
Dort landen sie aber erst einmal in einer Arrestzelle, denn man macht sie für die Probleme verantwortlich, mit der die Menschen im Moment zu kämpfen haben. Immer wieder verschwinden Arbeiter und Gegenstände oder werden beschädigt und verletzt.
Andere berichten schon bald von seltsamen blauen Kreaturen, die die Schächte wie Kobolde überfluten. Wirkliche Beweise gibt es allerdings nicht, so dass die Erwachsenen skeptisch bleiben und das ganze zu vertuschen versuchen, denn der Nachschub für die rohstoffhungrige Erde muss fließen.
Nur ein junges Mädchen wundert sich nicht mehr lange über das neue Spielzeug ihrer kleinen Schwester. Phee gehört auch zu den ersten, die dem Doktor und seinen Gefährten Gehör und Glauben schenkt. Vor allem mit der nur unwesentlich älteren Zoe versteht sie sich gut. Derweil sieht sich Jamie neugierig um und gehört zu denen, die schließlich eine folgenschwere Entdeckung machen. Gemeinsam reisen alle durch die bizarre Welt um den –Saturn und kämpfen auf der Oberfläche des Titan um ihr Überleben ... bis sie den kleinen, unscheinbaren Grund für alles entdecken...

Was Stephen Baxter oder die Verantwortlichen wohl dazu bewogen hat, nicht einen der aktuellen Doktoren auszuwählen – mittlerweile steht immerhin seine zwölfte Inkarnation an, bleibt offen. Tatsächlich entführt er zu den Anfängen. Im Mittelpunkt steht der noch etwas ältere und väterlich wirkende zweite Doktor.
Die Handlung selbst wird eher von seinen Begleitern getragen, die ebenfalls sehr außergewöhnlich sind – Zoe stammt aus einer Zukunft, in der die Menschheit sich bereits weiterentwickelt hat, Jamie aus dem Schottland des 19. Jahrhunderts. Zwischen den beiden kommt es durchaus immer wieder zu Reibereien, sie sind aber auch eine gute Verbindung zu den Helden der Episode und den Zuschauern.
Stephen Baxter gelingt es, das wiederzugeben, was auch die Serie auszeichnet – auf der einen Seite ist da die muntere Naivität und Neugier mit der der Doktor und seine Begleiter die neue Situation erkunden, weil sie dabei offen für alles und jeden bleiben. Natürlich pflegen sie auch ihre eigenen Marotten, was manchmal etwas irritierend auf ihre Umgebung wirkt. Mit wenigen Worten entsteht ein Szenario, das einerseits sehr leichtfüßig und verspielt wirkt, auf der anderen Seite aber auch keine Botschaften transportiert und zum Nachdenken anregt. Wieder einmal sind es die kleinen Dinge, die große Wirkung zeigen, und die Situation erweist sich am Ende hin als grundlegend anders, als man es vielleicht – geprägt durch die amerikanische Serienkost – erwartet hat. Wie so oft ist der Gegenspieler nicht grundsätzlich Böse, sondern hat einen Grund, der bis in die ferne Vergangenheit zurückreicht und die Zeitstränge beeinflusst hat.
Seine überraschende Tiefe enthüllt der Roman daher erst bei genauerer Betrachtung der Themen. Ansonsten wird ein freches, manchmal auch humorvolles Abenteuer geboten, an dem auch jüngere Leser ihren Spaß haben könnten, denn Teenager und Kinder spielen hier nicht unbedingt eine Nebenrolle, bleiben aber ihrem Alter treu.
Der Stil ist klar und einfach gehalten, erweckt aber durch die klaren Beschreibungen das Szenario gekonnt zum Leben. Gerade Fans werden sich schon nach wenigen Seiten heimisch fühlen, auch wenn sie die Gefährten vielleicht nicht mehr kennen.

Alles in allem ist „Doctor Who: Rad aus Eis“ ein schöner Einsteigerroman für alle, die mehr über die Serie erfahren wollen, ohne sich erst auf die Fernsehfolgen einzulassen. Der Fan wird trotz der klassischen Besetzung schnell warm mit den Figuren, denn eines hat sich in all der Zeit nicht geändert: Der Timelord und seine menschlichen Begleiter sind immer offen und neugierig genug, um Probleme oder Rätsel in einer ihnen fernen Zeit zu lösen und dabei ihr bestes zum Wohle der Menschen zu geben.
Stichworte: rezi, science fiction
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