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[Rezi] Ian Fleming: Casino Royale (James Bond 1)

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Casino Royale (James Bond 1) von Ian Fleming
Cross Cult, erschienen September 2012
ISBN-13: 978-3864250705

Zu den Kult-Ikonen des modernen Kinos gehört wohl “James Bond”. Seit 1962 treibt der Geheimagent im Dienst Ihrer Majestät sein Unwesen auf der Leinwand.

Passend zu diesem Jubiläum und dem Kinostart des dritten neuen Bond hat sich Cross Cult dazu entschieden, alle vierzehn Originalromane von Ian Fleming noch einmal in neuer Übersetzung herauszugeben. Der 1908 geborene Autor machte selbst im zweiten Weltkrieg Karriere im Nachrichtendienst, so dass manche Wendung und Entwicklung nicht einmal weit hergeholt ist – hat er doch selbst seine Erfahrungen in der Welt der Spione gemacht.
Ian Fleming starb bereits 1964, so dass er den weltweiten Erfolg seiner Figur nicht mehr mitbekam

Den Anfang in der Reihe macht „Casino Royale“.

Ein russischer Agent namens „Le Chiffre“ ist den westlichen Geheimdiensten ein Dorn im Auge, wirkt er durch seine Rolle als Lebemann unerreichbar und unangreifbar. Seine Tage verbringt der Mann in einem mondänen Ort und beim Glücksspiel.

Der Plan, ihn auszuschalten ist so einfach wie teuer: Ein geeigneter Agent soll den Mann beim Baccara ausnehmen und so die russischen Auftraggeber dazu bringen, ihn quasi selbst auszuschalten.

M vom britischen Geheimdienst wählt den jungen James Bond für diesen Auftrag aus. Er hat gerade erst die Doppel-Null-Nummer erhalten, weil er sich bewährt hat, und ein gutes Händchen für das Glückspiel allgemein und Karten im Besonderen.

Zunächst sieht alles sehr gut aus, denn „Le Chiffre“ hat eine Pechsträhne, doch dann wendet sich das Blatt, denn nicht alle sind bereit, weiter nach den Regeln zu spielen. Und nicht zuletzt ist da die verwirrende Agentin Vesper, die den jungen Spion einmal zu oft ablenkt.


Wer den ersten Film mit „Daniel Craig“ gesehen hat, wird viele Teile der Handlung wiedererkennen. Tatsächlich ist der ursprüngliche James Bond ein einer rauer Geselle, der seine Gefühle meistens unter Kontrolle hat und bei Fehlern nicht gleich daran zerbricht. Der Roman ist denkbar einfach gestrickt.

Der actionreichen Handlung sind alle anderen Elemente der Geschichte untergeordnet, sei es nun der Hintergrund, der nur vage angerissen und als bekannt vorausgesetzt wird und nicht zuletzt die Figuren.

Die Charaktere sind eher oberflächlich gehalten, die wenigen Gefühlsregungen werden aus distanzierter Sicht geschildert. Letztendlich sind die Figuren Männer und Frauen der Tat, nicht des Denkens und Grübelns oder gar der Gefühle. Gerne bedient sich Fleming damaliger Klischees und Archetypen.

Die Übersetzung gibt die Atmosphäre der 1950ger Jahre gelungen wieder. So fühlt man sich gleich in die Zeit des Kalten Krieges zurückversetzt, in dem die Feindbilder noch einfach und die Schurken noch klar definiert waren. Auch das Frauenbild mag nicht mehr ganz dem entsprechen, was heute für uns selbstverständlich ist.

Alles in allem gibt der Roman das wieder, was man aus den Craig-Filmen kennt – die Rückbesinnung auf einen Helden, der ein pragmatischer Agent und Kämpfer war, weniger ein charmanter Spion, der sich auf sein Mundwerk und technische Gimmicks verlassen konnte.


Alles in allem bietet „Casino Royale“ neben sehr viel Nostalgie auch noch einen interessanten Blick auf den „James Bond“, den Ian Fleming einst geschaffen hat und zeigt, dass die moderne Interpretation dem am Nächsten kommt, auch wenn es sicherlich Geschmackssache ist, welchen der Filmhelden man am meisten mag.
Stichworte: action, rezi
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