Avatar Press, USA
# 0 (Preview) erschienen Oktober 2005
# 1 erschienen Juli 2006
# 2 erschienen November 2006
# 3 erschienen Februar 2007
alle Hefte erschienen mit einem regulären und 4-6 Variant-Covern
Autor: Stuart Moore
Zeichnungen: Mauricio Melo
Farbe: Mark Sweeney
Der erste und einzige Comic zu Stargate Atlantis war sprichwörtlich eine
„schwere Geburt“. Es dauerte über ein dreiviertel Jahr, bis nach dem
Preview-Heft endlich die erste Ausgabe der dreiteiligen Geschichte
erschien.
Die Veröffentlichung zog sich ebenfalls wieder hin, so dass die Reihe
erst 20 Monate nach der ersten Ankündigung vollständig erschienen war.
Man legte zwar Wert auf viele Variant-Cover von den unterschiedlichsten
Künstlern, leider gab es später keinen Sammelband, so dass die Hefte
heute wohl Seltenheitswert haben.
Die Geschichte selbst ist zwischen der zweiten und fünften Episode der
ersten Staffel angesiedelt. Noch ist das Erkundungsteam der
Atlantis-Expedition völlig unerfahren und begreift nicht ganz, welchen
Gefahren sie sich auf ihren Reisen wirklich aussetzen und welchen Ärger
sie hinterlassen werden.
Wraithfall # 0 (Preview): stellt die Reihe nur kurz vor. Neben
einem kurzen Text des Autors sind überwiegend Bleistiftzeichnungen oder
bereits getuschte Versionen einiger Seiten des ersten Heftes zu
bewundern, auch einige Personenskizzen und Rohentwürfe von zwei
Variant-Covern. Interessant ist das Heft wohl in erster Linie für
Komplettsammler und die, die die einzelnen Stationen der
Comic-Erstellung interessiert. Hintergrundinformationen gibt es keine.
Wraithfall # 1: Bei einer Erkundungsmission auf einem vulkanisch
sehr aktiven Wüstenplaneten gerät das Team mitten in eine seltsame
Zeremonie, an der auch Wraith teilnehmen. Ganz offensichtlich werden
hier Menschen regelrecht geopfert.
John Sheppard, der das natürlich nicht mitansehen kann, greift beherzt
ein und rettet einen jungen Mann, ehe dieser verschleppt werden kann,
auch wenn dieser nicht ohne Verletzungen davon kommt. Das Team muss
zurück nach Atlantis fliehen.
Dakh, so der Name des Geretteten, ist nicht sehr erbaut über die
Entwicklung, ist der „Wraithfall“ doch überlebenswichtig für sein Volk.
In jedem Vierteljahr geben fünf Menschen freiwillig ihr Leben für die
Gemeinschaft, nun aber muss seine Heimat den Zorn der Wraith fürchten,
die sie bisher in Ruhe gelassen haben.
John Sheppard, der sich immer noch schuldig an der Wiedererweckung der
Wraith fühlt, kehrt alleine auf den Planeten zurück, um die menschliche
Bevölkerung zu beschützen. Mit fatalen Folgen.
Wraithfall # 2: Die Wraith nehmen John Sheppard gefangen und
bringen ihn auf den Nachbarplaneten, In einer geheimen Station der
Wraith zeigt ihm deren Anführer nicht nur genüsslich die sadistischen
Methoden, mit denen sie die Opfer ums Leben bringen, sondern lässt ihn
auch foltern, weiß er doch genau, wen er vor sich hat – einen der
Menschen, die die Technologie der Antiker beherrschen. Sheppard soll ihm
die Position von Atlantis und der Erde verraten. Doch der Major wehrt
sich mit allen Kräften, obwohl das Leben wie auch sein Blut langsam aus
seinem Körper rinnt.
Derweil beschließt man auf Atlantis die Hoffnung nicht aufzugeben und
nach John Sheppard zu suchen, hat man doch auch herausgefunden, dass er
wohl aus den Trümmern seines Puddlejummers geholt und verschleppt wurde.
Schon bald ist die geheime Basis der Wraith lokalisiert. Unter
Lieutnant Ford wird das Team für die Rettungsmission zusammengestellt.
Ausgerechnet jetzt funkt ihnen Dakh dazwischen, der beschlossen hat, um jeden Preis nach Hause zurückzukehren.
Wraithfall # 3: Gefangen in einer Welt aus Schmerzen und daraus
resultierenden Visionen kämpft John Sheppard weiter gegen die
Foltermaschinen und verliert jeden Bezug zur Wirklichkeit. Deshalb hält
er es auch für eine Wahnvorstellung, als plötzlich seine Freunde, seine
Teams auftauchen und in die Basis eindringen. Die Wraith sind über
diesen unerwarteten Angriff mehr als überrascht und leisten kaum
Widerstand.
Zwar versuchen die Menschen neben ihrem Kameraden nun auch die Opfer zu
retten, weil Sheppard nicht ohne sie gehen will, aber mehr als Dakh
finden sie auch nicht vor, der so ein zweites Mal nach Atlantis
gebraucht wird, um dort sein Leben auszuhauchen, weil ihm die Wraith zu
viel Kraft genommen haben.
Zwar ist das Volk auf dem Wüstenplaneten jetzt sicher vor den Wraith,
aber Doktor Weir und ihre Leute, vor allem Major Sheppard sind wieder
einmal ernüchtert, wissen sie doch jetzt, dass sie so schnell wie
möglich lernen müssen, mit den Gegebenheiten in dieser Galaxis fertig zu
werden, sonst richten sie auch weiterhin nur Schaden an anstatt zu
helfen.
„Wraithfall“ ist leider kein Ruhmesblatt in der Geschichte der
„Stargate“-Comics, sondern darf sich getrost zu den herben
Enttäuschungen zählen, die weder mit ihrem Inhalt noch künstlerisch
überzeugen können.
Von den Zeichnungen her können gerade einmal die gemalten Cover
überzeugen, da sie nicht nur die Gesichter der Schauspieler erkennbar
wiedergeben, sondern auch sehr ansprechend wirken. Die Comic-Panels
dagegen oftmals ziemlich daneben.
Mauricio Melo gelingt es nur selten, die Schauspieler zu treffen, so
dass man sie oft genug gerade einmal an ihrer Kleidung oder besonderen
Accessoires erkennt. Die Figuren wirken anatomisch sehr oft
unproportioniert, viele Haltungen und Bewegungen wirken ungelenk und
steif. Dazu kommt eine durchweg flächige Farbgebung die durch dunkle
Tönung viele der Linien verschluckt, die den ganzen Bildern mehr Leben
hätten verleihen können.
Auch die Geschichte kann nicht wirklich begeistern. Der Auftakt und
einige Ideen wie der „Wraithfall“ und die geheime Station, in der wieder
einmal ein Wissenschaftler der Wraith seine Experimente durchführt sind
zwar sehr interessant, der Autor nutzt aber die Möglichkeiten, die er
sich selbst geschaffen hat, nicht aus, sondern flüchtet sich in markante
Sprüche seiner Bösewichte (bei der Präsentation der Folterinstrumente,
die man auch aus der irdischen Geschichte kennt – Stichwort: Eiserne
Jungfrau) und sinnfreie Action. Nur selten kommt die Atmosphäre auf, die
die Serie besitzt und die vor allem Fans so schätzen.
In den besten Momenten des Comics verhalten sich gerade einmal die
Figuren halbwegs so, wie man sie aus der ersten Staffel kennt, zeigen
ihre typischen Macken und Eigenheiten, so dass man zum Beispiel über
Rodneys „liebenswürdige Art“ zu den ihm wichtigen Themen überzugehen,
schmunzeln kann.
Ansonsten bleibt die Handlung eher oberflächlich: Vor allem der
Konflikt, dem sich Elisabeth Weir stellen muss (Darf man einem Volk in
die Sitten und Gebräuche hineinreden, so sehr man sie auch verabscheut?
Ist es rechtens sie in Schwierigkeiten zu bringen, nur weil man nicht
damit einverstanden ist, wie sie sich mit den Wraith arrangiert haben?)
wird nur angerissen.
Auch scheinen die Wraith erstaunlich wenig Interesse an John Sheppards
Antiker-Gen zu haben sondern sind nur wieder auf die üblichen Dinge aus,
sich mit Atlantis und der Erde neue Weidegründe zu erschließen.
Die Auflösung wirkt zudem auch noch simpel und überhastet. Probleme
werden mit der Waffe gelöst – die Wraith niedergemetzelt und so das
Problem ganz schnell aus der Welt geschafft. Alles in allem bekommt die
Geschichte niemals den Raum den sie eigentlich gebraucht hätte und
konzentriert sich daher wohl auch nur auf die Action, und die kann die
Spannung nicht ersetzen, die eine etwas besser durchdachte und an
Wendungen reichere Handlung geboten hätte.
Das mag wohl vor allem auch daran liegen, dass dem Comic nur knapp 20
Seiten pro Heft zugestanden wurden, der Rest- fast ein Drittel – ist nur
Werbung für andere Titel des Verlages. So kann sich die Handlung gar
nicht erst vernünftig entwickeln und als Leser fragt man sich
eigentlich, was man da für eine Mogelpackung erworben hat.
Alles in allem ist „Stargate Atlantis:Wraithfall“ so vielleicht gerade
einmal für die Komplettsammler interessant, der alles zur Serie haben
möchte, nicht aber für den normalen Fan, der in erster Linie die
Geschichte genießen möchte. Der normale Leser verpasst absolut nichts,
wenn er dieses kleine Abenteuer zur ersten Staffel nicht kennenlernt, da
es weder inhaltlich noch künstlerisch neue Facetten zur Serie hinzufügt
oder bekannte Versatzstücke und Klischees der Serie nett variiert. Denn
auch die Figuren und der Konflikt bleiben mehr oder weniger
oberflächlich, die Handlung unspektakulär und überschaubar.
Letztendlich erspart man sich eine große Enttäuschung, da nicht einmal
das Artwork jenseits der hübschen Cover ansprechend genug ist um die
Schwächen der Story auszugleichen.
Review verfasst von: Kris