10 Jahre nach der letzten japanischen Produktion „Final Wars“, 16 Jahre nach der eher enttäuschenden Emmerich-Version und 60 Jahre nach seinem ersten Kinoauftritt überhaupt kehrt Godzilla endlich auf die große Leinwand zurück – und das riesiger und bildgewaltiger als je zuvor.
Viele Hoffnungen und Erwartungen wurden an den neuen „Gojira“-Film geknüpft, und er überzeugt auf ganzer Linie. Vielmehr als nur ein Reboot ist der neue Godzilla vor allem eine Hommage; es ist den Machern gelungen, den Monster-Klassiker in ein modernes, tricktechnisch brillantes Gewand zu hüllen, ohne den Mythos zu zerstören und im Effektgewitter untergehen zu lassen.
Das Design des Königs der Monster und der markante, schon ikonische Soundeffekt für sein Gebrüll, sowie – was für Fans eine besondere Freude sein dürfte – der radioaktive blaue Feuerstrahl: All dies ist bis ins Detail eng an die japanische Vorlage angelehnt und bewahrt bei allem digitalen Schliff deren ursprünglichen Charme. Darüber hinaus wird Godzilla selbst filmerisch stets gekonnt in Szene gesetzt: Jeder Auftritt und jede Bildeinstellung führen die gigantischen Dimensionen des Kaijū-Königs eindrucksvoll vor Augen und sind schon von fast epischer Breite – ein Effekt, der durch die Nachbearbeitung in 3D nochmals unterstrichen wurde. Die Kampfszenen zwischen den Monstern sind atemberaubend und dramatisch und fallen keineswegs ins Lächerliche ab, auch wenn hin und wieder mit einem gewissen B-Movie-Charme gespielt wird. Wann immer Godzilla ins Bild tritt oder sein Brüllen im besten Surround-Sound hören lässt, dürften Fan-Herzen jedenfalls höher schlagen.
Doch auch auf der menschlichen Ebene und im Hinblick auf die Story vermag der Film zu punkten. Sämtliche Darsteller, darunter Aaron Taylor-Johnson, Bryan Cranston, Elizabeth Olsen, Ken Watanabe und Juliette Binoche, geben ein überzeugendes Spiel, die zwischenmenschliche Chemie stimmt, und es wird bewusst auf nationales Pathos oder allzu klischeehafte Liebesgeschichten verzichtet. Stattdessen werden durchaus kritische Untertöne angeschlagen und in intensiven Szenen umgesetzt, so etwa mit dem Verweis auf Hiroshima, als der japanische Wissenschaftler Dr. Serizawa den US-Admiral Stenz von dem Einsatz massiver Nuklearwaffen abzubringen versucht. Überhaupt sind die Themen der radioaktiven Verwüstung (das zentrale Motiv der Godzilla-Filme schlechthin, und leider nach wie vor von beklemmender Aktualität) und der Machtlosigkeit des Menschen gegenüber den Naturgewalten immer präsent, eindringlich und stimmen nachdenklich.
Zwar wurde ein anderer Ansatz gewählt, um den Ursprung der Monster zu erklären (Godzilla ist hier ein Alpha-Prädator anstelle eines radioaktiv verstrahlten, mutierten Dinosauriers), doch er funktioniert mit Blick auf die Handlung bestens, die sich linear und zügig entwickelt und den Monster-Showdown als Wiederherstellung eines natürlichen Gleichgewichts interpretiert. Es ist nicht bloß eine Monsterschlacht um der Monsterschlacht willen; die Story besitzt Tiefe und transportiert eine Botschaft.
Das Fazit: Dies ist der Kaijū-Film, auf den die Godzilla-Fans in aller Welt allzu lange warten mussten. Ganz anders als die Emmerich-Produktion aus dem Jahre 1998 nimmt der neue Godzilla seinen Hauptdarsteller und das Erbe der japanischen Reihe ernst und bemüht sich mit Erfolg, wirklich eine Geschichte zu erzählen und echte Dramatik auf die Leinwand zu bringen. Der Klassiker wird dabei zugleich aufpoliert und gewürdigt, und die Tricktechnik geschickt eingesetzt. Denn der neue König der Monster ist nicht einfach ein digitaler Abklatsch des „Mannes im Gummianzug“, im Gegenteil: Hier ist die perfekte Balance gelungen zwischen einer Rekreation mithilfe modernster CGI-Effekte und einem filmerischen Ansatz im Sinne von „Zurück zu den Wurzeln“, der durch den gesamten Film hindurch spürbar bleibt. Zweifellos ist „Godzilla“ einer der meisterwarteten und besten Kinostreifen des Jahres, und für Fans ein absolutes Muss!